105 Antworten in diesem Thema

[Dave]

Besonders beeindruckend finde ich den Stimmklang der "Tausender".

Ja, ist schon fast ein bisschen unheimlich, wobei es oftmals richtige Leichtgewichte sind, die solche Töne produzieren können. Da fragt man sich, wo die Bässe herkommen. Aber auch dieser Obertongesang ist imposant. Hier kommen bestimmt die Samplingfreunde ins Schwärmen... Danke für den interessanten Link.

[Lucardus]

So, ich bin jetzt auf Seite 131, direkt nach der "Touristenführung", die Erasmas am letzten Tag des Apert durchführt und die einige Einblicke in die Denkrichtungen der Kultur von Arbre gibt. Die Materie verdichtet sich, die Welt zeigt immer mehr Details, die sich herausschälen und mittlerweile erinnere ich mich auch, diese Wickelaktionen mit den "bolts" schon einmal bei buddistischen (?) Mönchen im Fernsehen gesehen zu haben. Die Handlung erinnert jetzt phasenweise an "Der Name der Rose", betrachtet man den Blickwinkel des Erzählers und die Umgebung, in der er lebt.Nachdem man anfangs dem Erzähler noch relativ unbeholfen und kuhäugig über die Schulter schaut, wirkt nun alles vertrauter und doch bleibt die Faszination erhalten oder, besser gesagt, bei mir vertieft sie sich. Ein Verdacht, den ich bei der Person des Barb hegte, hat sich durch einen Satz von Erasmas bestätigt: Er ist die einzige Person, die kein Interesse für den Gesichtsausdruck einer Statue zeigt, obwohl dieser der dominierende Aspekt der Figur ist. Der eigentliche Plot des Buches zeigt sich auch jetzt erst in Andeutungen, die die Spannung erhöhen, aber keineswegs von der noch "heilen" Welt des Erzählers ablenken. Das ist sicherlich schwer durchzuhalten für Freunde von hyperaktiven Protagonisten, die bereits nach dem ersten Kapitel jede Menge Schweiß, Blut und blaue Bohnen zu sehen gewohnt sind. Ein Nasenbluten muss erstmal reichen. Insgesamt nichts für Freunde der geringen Aufmerksamkeitsspanne. Es ist sicher hilfreich, wenn man selbst beim Lesen ein wenig an "attention surplus disorder" leidet. :smokin:Ich bin schon gespannt darauf, wie die deutsche Übersetzung mit einigen Wortschöpfungen umgehen wird. Das dürfte sicherlich nicht ganz leicht sein, alles ins Deutsche zu transportieren.

[Oliver]

So, ich bin jetzt auf Seite 131

Ich bin nun auf Seite 183 angekommen und bin erleichtert, aber noch nicht glücklich. Erleichtert deswegen, weil sich der Roman inzwischen flüssig und "von selbst" liest, die für mich doch sehr mühsamen ersten 100 Seiten, in welchen ich mich durchaus teilweise zwingen musste, weiter zu lesen, liegen hinter mir. Inzwischen bin ich so weit "drin", dass es keiner Anstrengung mehr bedarf, in das Buch jedes Mal wieder einzusteigen. Wie Lucardus schon sagte, das Tempo ist bisher sehr, sehr (vornehmes Wort folgt) "kontemplativ", aber man gewöhnt sich dran. Glücklich bin ich noch nicht, weil ein richtig gehender Sog, wie ihn viele Stephenson-Romane streckenweise ausüben, noch nicht da ist für mich. Das kommt aber vielleicht noch. Beim Anathem-Spezial-Vokabular ist es inzwischen so, dass ich wichtige Teile nun drauf habe, teilweise allerdings auch schlicht dickfellig mir den Weg zum Glossar aus Verweigerungshaltung und Faulheit erspare und so über was auch mal schlicht drüber lese; noch immer bin ich mir auch noch nicht ganz sicher, ob das mit dem Vokabular wirklich so notwendig war. Glossar-Hopping hasse ich eigentlich. Was mir sehr gefällt und warum ich auch inzwischen ganz gerne weiterlese: Vieles ist typischer Stephenson, insbesondere diese obsessive Liebe zu - ich nenne das mal: Systemen. Wie diese unterschiedlichen 'Feiern' mit unterschiedlicher Liturgie zu unterschiedlichen Jahreszeiten und vor allem diese verschieden ausgestalteten Öffnungen der verschiedenen Maths. Da höre ich schon ferne Echos insbesondere zum "Cryptonomicon"; mehr zu den Motiven, als zur Handlung. Die gesamte Anlage, in welcher der Roman bisher spielt, insofern sind die teilweise schrecklich pedantischen Beschreibungen dann wohl doch gerechtfertigt, ist ein herrliches Konstrukt. Wenn ich zeichnen könnte (hat jemand wie Alan Lee schon mal Blut gespendet, das man anzapfen könnte?) , das würde ich gerne mal illustrieren. Noch nicht ganz einfühlen konnte ich mich allerdings, das sind vielleicht meine eigenen Scheuklappen, wie diese Glaubensgemeinschaft ohne Glauben funktionieren soll, was die nun genau zu sammen hält. Glauben ohne Glauben, Religion ohne Religion, Liturgie ohne Spiritualität. Bei dieser Art 'philosophischen Glaubensgemeinschaft' frage ich mich schon, ob man einfach sagen kann, dass philosophische Konzepte religiöse Grundlagen in dieser Form ersetzen können. Wenn man sich die entsprechend grandios und völlig gescheiterten Versuche der Jakobiner während der französischen Revolution ansieht, bin ich da eher skeptisch. Aber, wie gesagt, vielleicht sind das meine Scheuklappen, nicht Stephensons. Der nächste Abschnitt (wunderbar gestaltete Zwischenseiten!) im Roman heißt jetzt wie das Buch: 'Anathem'. Ich bin mal gespannt, auch wenn ich durch Klappentext u.a. ja etwas bescheid weiß. Wer nichts besseres zu tun hat: In meinem Blog gibt es einen halbwegs tagesaktuellen Live-Seitenzähler, der immer genau darüber Auskunft gibt, wie weit ich mit "meinen" Büchern bin. Ein Feature, welches das Internet enorm bereichert, wie ich finde.

Bearbeitet von Oliver, 06 Oktober 2008 - 17:33.

[Lucardus]

Wer noch eine Entscheidungshilfe sucht, ob dieser Roman nun das richtige für ihn ist, der kann sich mal diese Rezension des britischen Telegraph anschauen. Der Rezensent nennt so ziemlich alle Hürden, die sich dem Leser entgegenstellen bzw. locken (bei mir locken sie eher). http://www.telegraph...04/boste104.xml Ich glaube, ich bin dabei Oliver zu überholen. Wenn ich nur nicht so müde wäre ...

[TheFallenAngel]

Wenn ich zeichnen könnte (hat jemand wie Alan Lee schon mal Blut gespendet, das man anzapfen könnte?) , das würde ich gerne mal illustrieren.

kann/soll molo (gefälligst) machen (hat eh noch was gut bei 'uns' wegen dem loch was er ins aktuelle magira gerissen hat )

Wer nichts besseres zu tun hat: In meinem Blog gibt es einen halbwegs tagesaktuellen Live-Seitenzähler, der immer genau darüber Auskunft gibt, wie weit ich mit "meinen" Büchern bin. Ein Feature, welches das Internet enorm bereichert, wie ich finde.

hab ich zwar (manchmal), aber mach ich trotzdem immer (raufgucken) und ja, tut es (in geordneter reihenfolge kommentiert ) ... auf washingtonpost.com geht ein rezensent ziemlich hart mit anathem ins gericht, link hab ich leider grad nicht da, kann ich aber morgen nachliefern edit: hier ist der angedrohte link

Bearbeitet von TheFallenAngel, 07 Oktober 2008 - 18:40.

[Oliver]

Ich glaube, ich bin dabei Oliver zu überholen. Wenn ich nur nicht so müde wäre ...

Hast Du denn auf Seite 198 auch kräftig gelacht?

kann/soll molo (gefälligst) machen

I second this. Damit ist es beschlossen. Molo, aus der Nummer kommst Du nicht mehr raus.

[Lucardus]

Hast Du denn auf Seite 198 auch kräftig gelacht? http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png I second this. Damit ist es beschlossen. Molo, aus der Nummer kommst Du nicht mehr raus.

Ja, das war nicht schlecht und ein bisschen unverhofft, was Orolo da als Beispiel brachte. Ich habe mich aber noch mehr auf Seite 193 beömmelt, als Barb im Refektorium eine Erklärung dafür abgibt, warum er sein Tablett fallen gelassen hat. Und auch ich bin für eine Visualisierung des Gebäudekomplexes durch unseren Künstler Molo.

[Matthias]

Ich habe das Buch heute auch erhalten. Sehr nett, allerdings ist die Papierqualität eine Katastrophe.

[molosovsky]

Ihr überschätzt alle gnadenlos meine artistische Potenz!Aber vorgenommen habe ich mich mir das Projekt auch schon, ein paar tastende Veranschauungs-Skizzen zu wagen.Mal guken. Zur Buchmesse habe ich frei und danach noch ein paar Urlaubstage. Da will ich zwar erst Mal einen ganzen Haufen Zeugl meiner Zu-Machen-Liste wegschaffen, aber vielleicht kommt ja die ein oder andere »Anathem«-Zeichnung zu Stande.Ich kann meine Kapitelübersicht ja scanen und anbieten ;)GrüßeAlex / molo

[TheFallenAngel]

Ihr überschätzt alle gnadenlos meine artistische Potenz!

molo, du sollst dabei nicht turnen!
(zu irgendwelchen potenzzusammenhängen sag ich mal lieber nix ^-^)

Ich kann meine Kapitelübersicht ja scanen und anbieten http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png

bitte, gerne (!)

[† a3kHH]

Zur Preisdiskussion : Heute angekommen, für 9 Euronen (+ 4,50 p&p) bei Booklooker bestellt, Hardcover, einwandfrei erhalten.

[Oliver]

Seite 400 hinter mir gelassen.

Meine Gefühle beim Lesen sind immer noch sehr zwiespältig und nagende Fragen wie die, warum man die veräußerlichte Handlung dieser 400 Seiten in einem Satz zusammen fassen kann und die Frage (nach wie vor), ob der ganze Zirkus mit anderem Planeten und Spezial-Vokabular wirklich notwendig ist, beschäftigen mich nach wie vor. Fragen, die ich mir eigentlich nicht stellen möchte oder auf die ich zumindest hoffe, noch eine gute Antwort zu finden.

Ärgerlich ist manchmal wirklich das arg lässige Schneckentempo in der Handlungsführung.

Erfreulich wird der Roman immer dann, wenn er sich in den Diskussionen der Charaketre Abschweifungen erlaubt um philosophische oder wissenschaftliche Fragestellungen zu diskutieren. Und natürlich dann, wenn Stepehnson diese Welt nur als Spiegel für unsere benutzt und dann Beobachtungen mit einer leichten Prise Humor einstreut. Da gelingen ihm teilweise schöne Momente, Sätze wie der Folgende sind dann schon gut für die Lesemotivation, an sowas wie das hier kann ich mich länger erfreuen und delektieren:

An old market had stood there until I'd been about six years old, when the authorities had renamed it the Olde Market, destroyed it, and built a new market devoted to selling T-shirts and other objects with pictures of the old market.

Anathem, Seite 314

Sowas ist zweifellos wunderbar.

Ich werde erstmal weiterlesen und hoffe, dass die ganzen positiven Rezensionen nicht nur aus Respekt vor dem Autor und seiner Ambitioniertheit geschrieben wurden und dass jetzt noch so einige Feuerwerke (womit ich keine Action-Szenen meine!) in jeglicher Form auf mich warten..

Bearbeitet von Oliver, 16 Oktober 2008 - 14:46.

[Lucardus]

Seite 400 hinter mir gelassen.

Ich auch, aber ich bin seit dem Wochenende nicht mehr zum Lesen gekommen. Zu müde. Du hast schon recht, vom Handlungsfaden zieht es sich etwas, aber die einzelnen Typen sind schon sehr liebevoll gestaltet und halten die Laune aufrecht. Ich rechne eigentlich damit, dass beim Convox dann nochmal die Post abgeht, wenn die Avouts aktiv werden und nicht mehr nur Puzzlestücke aneinanderreihen müssen. Hast Du eigentlich die Calcas am Buchende gelesen bzw. "durchgearbeitet"?

[Oliver]

Hast Du eigentlich die Calcas am Buchende gelesen bzw. "durchgearbeitet"?

Den ersten ja, sogar konzentriert, und die Übung auch nach vollziehen können. Beim zweiten habe ich nur mit der Stirn gerunzelt und geblättert, und beim dritten dann ganz kräftig angesichts dieser Diagramme mit der Stirn gerunzelt und noch schneller geblättert. So stelle ich mir die Freizeitbeschäftigungen von Mitarbeitern und Studenten in gewissen naturwissenschaftlichen Fakultäten (inbesondere natürlich Mathe) vor, meine Welt ist das nicht so. Mit Geometrie kann man mich aber auch jagen.

Bearbeitet von Oliver, 16 Oktober 2008 - 15:44.

[molosovsky]

Mit Geometrie hat eigentlich nur die erste Calca-Lektion was am Hut.Die zweite handelt von Topologie und Vektoren (soweit ich das verstehe und die Vokabeln druff hab) und die dritte behandelt (in Ermangelung eines besseren Ausdrucks) die Kybernetik von Welten (Nebenbei: Ich finde, es läßt sich eine feine Querverbindung zwischen diesem dritten Calca und den Wasserwerk-Lektionen der mit dem Primer lernenden Nell aus »Diamond Age« ziehen).Wie auch immer, hier das versprochene Inhaltsverzeichnis.I. PROVENDER1) Extramuros - 32) Cloister - 73) Aut - 124) Saunt - 135) Mystagogue - 256) - 267) - 298) Kefedokhles - 369) Proc - 4110) Incanter - 44II. APERT11) Ita - 5512) Avout - 5913) - 6214) Sline - 6615) - 7416) - 7717) - 7818) - 8619) - 9020) Newmatter - 10521) Liason - 10822) - 11223) Plane - 11624) - 13125) Bullshyt - 135 (142 †”> Calca 1)III. ELIGER26) - 15527) - 173IV. ANATHEM28) - 18529) Gardans Steelyard - 18730) - 19031) Calca - 194 (197 †”> Calca 2)32) to go Hundred - 19733) - 20634) - 21135) - 21636) - 22437) - 226V: VOCO38) Lineage - 23539) - 24040) - 243 (Illu: 246/247)41) Ringing Vale - 25342) - 25943) - 26144) - 26445) Big Three - 26746) - 27347) Eleven - 27748) - 28849) Terrible Events - 29250) - 29951) - 30052) - 304VI. PEREGRIN53) Peregrin - 31154) - 31455) - 31656) - 31857) - 32158) - 32359) - 32760) Bazia Orthodix / Counter-Bazian - 331 (Illu: 344)61) - 35462) - 36663) - Erasmus - 369 (374 †”> Calca 3)VII. FERAL64) Reticule / Reticulum - 38965) Sea of Seas - 39566) - 402 (Illu: 405)67) - 41668) - 41869) - 42270) - 42771) - 43372) - 43473) Allswell - 43974) - 44475) - 45076) Klex / Kedev - 46577) Vout - 47378) - 48679) - 497VIII. ORITHENA80) - 50981) Semantic Faculties - 51182) Metekoranos - 51983) - 52284) Sconic - 52985) - 54286) - Dialog - 54387) - 548IX. INBRASE88) Convox - 57389) - 57790) - 57991) - 58192) - 58393) - 59494) Tredegarh - 603X. MESSAL95) Lorite - 62396) Everything Killer - 64797) - 64998) - 65999) Sphenics - 662100) Rebirth - 673101) - 683102) Syntactic Faculties - 688103) - 706104) - 706105) - 716XI. ADVENT106) Teglon - 725107) - 732108) - 753109) Rod - 754110) - 757111) - 776112) - 781113) - 783114) Causal Domain - 788115) - 790116) - 804117) Requiem - 806118) - 817119) - 818120) Harbringer - 826XII. REQUIEM121) - 837122) Rhetor - 840XIII. RECONSTITUTION123) Upsight - 878124) - 884----------- 890 -----------Viel Vergnügen.GrüßeAlex / molo

[Morn]

Ich bin leider nicht so zum Lesen gekommen, wie ich gehofft hatte. Ich bin erst mit "Provender" fertig geworden. Bisher gefaellt es mir gut, auch wenn ich denke, dass die neuen Vokabeln nicht immer noetig gewesen waeren. Manchmal erhoehen sie aber mMn den Charme, so z.B. bei der Umschreibung von Ockhams Rasiermesser. Ich glaube, dass es nicht viele Autoren schaffen wuerden, dass ich das rituelle Aufziehen einer Uhr so mit Genuss lesen wuerde.Die maths erinnern mich an die Pythagoreer. Ich koennte mir vorstellen, dass Diskussionen und Nackdenken ueber Probleme bei ihnen so oder auf aehnliche Weise stattgefunden haben.Die zweite Calca handelt von der mathematischen Beschreibung von der Bewegung physikalischer Systeme (genauer den Positionen). Wenn man noch die Impulskomponenten als Koordinaten mit hinzu nimmt, erhaelt man den Phasenraum.Die dritte Calca hat mich an Platons Ideenleere erinnert, zumindest der Ausgangspunkt. Und wird dann so verallgemeinert, dass wir zu Paralleluniversen gelangen. Diese Idee finde ich ziemlich faszinierend.

[Lucardus]

Mit Geometrie hat eigentlich nur die erste Calca-Lektion was am Hut. Die zweite handelt von Topologie und Vektoren (soweit ich das verstehe und die Vokabeln druff hab) und die dritte behandelt (in Ermangelung eines besseren Ausdrucks) die Kybernetik von Welten (Nebenbei: Ich finde, es läßt sich eine feine Querverbindung zwischen diesem dritten Calca und den Wasserwerk-Lektionen der mit dem Primer lernenden Nell aus »Diamond Age« ziehen).

Hätte er höhere Mathematik gebracht, wäre ich sicherlich ins Straucheln gekommen. Da ich auch im Studium einiges an Mathe und Physik erdulden musste, sind die Schaubilder von Stephenson nicht so wirklich über meinem Horizont, da die Mathematik und Formeln außen vor bleiben. Und irgendwoher kamen mir auch die gerichteten azyklischen Graphen bekannt vor. Ich fand die Abschweifungen ganz interessant, und da sie den Lesefluss nicht stören, weil sie als Anhang existieren und auch ausgelassen werden könnten, finde ich das sogar ein gute Idee. Gerade hab ich wieder ein paar Seiten gelesen und eine Anspielung auf den arbrischen Kreationismus entdeckt.

Bearbeitet von Lucardus, 17 Oktober 2008 - 15:24.

[TheFallenAngel]

ich hab grad ein (für mich neues) längeres interview mit neal s. entdeckt, vom 13. oktober, HIER BITTE KLICKEN (und dankeschön an alex für seine fleißarbeit wiedermal)

[Oliver]

Die zweite Calca handelt von der mathematischen Beschreibung von der Bewegung physikalischer Systeme (genauer den Positionen). Wenn man noch die Impulskomponenten als Koordinaten mit hinzu nimmt, erhaelt man den Phasenraum.

Bei so etwas, muss ich als Nicht-Naturwissenschaftler gestehen, schwenke ich die weiße Fahne.
Deshalb habe ich diese Calca auch nur durchgeblättert.

Ansonsten: Seite 500 hinter mir.
Meine Angst wird immer größer, dass der Roman für mich noch die Kurve bekommt. Trotz einer Action-Szene(!) ist das Roman-Tempo nach wie vor das einer sedierten, mit einem Truck auf der Landstraße überfahrenen Schnecke. Ohne, dass ein irgendwie gearteter 'intellektueller Gehalt' das irgendwie aufwiegen und mich anderweitig gedanklich beschäftigen würde; von einigen hübschen Gedankenspielereien und immer wieder kurzen, schönen Momenten mal abgesehen. Ich muss gestehen, dass mein Unwillen langsam wächst.

Edit, Nachtrag: Fernerhin habe ich etwas Probleme, mir jetzt diese Außenwelt vorzustellen, also die Welt außerhalb dieser Maths. Da hätte Stephenson ruhig noch ein paar mehr Beschreibungen bringen können für mich.

Bearbeitet von Oliver, 22 Oktober 2008 - 16:52.

[Lucardus]

Ansonsten: Seite 500 hinter mir.
Meine Angst wird immer größer, dass der Roman für mich noch die Kurve bekommt. Trotz einer Action-Szene(!) ist das Roman-Tempo nach wie vor das einer sedierten, mit einem Truck auf der Landstraße überfahrenen Schnecke. Ohne, dass ein irgendwie gearteter 'intellektueller Gehalt' das irgendwie aufwiegen und mich anderweitig gedanklich beschäftigen würde; von einigen hübschen Gedankenspielereien und immer wieder kurzen, schönen Momenten mal abgesehen. Ich muss gestehen, dass mein Unwillen langsam wächst.

Edit, Nachtrag: Fernerhin habe ich etwas Probleme, mir jetzt diese Außenwelt vorzustellen, also die Welt außerhalb dieser Maths. Da hätte Stephenson ruhig noch ein paar mehr Beschreibungen bringen können für mich.

Ich habe die Action-Szene jetzt auch hinter mir. Hmm. Du meinst doch die mit den roten T-Shirts? Es gibt ja noch eine, die Reiseetappe kurz davor ...

Also Unwillen verspüre ich nicht, bisher gefällt es mir noch immer ziemlich gut. Die Außenwelt finde ich auch nicht so gut wie die anfängliche Welt
im Math, die ich weitaus faszinierender fand. Diese Faszination ist im Extramuros nicht mehr da. Solange das nicht für den Rest des Romans so
bleibt, halte ich aber durchaus noch interessiert durch. Aber mich könnte auch keine Macht der Welt*) für Terminator-Romane begeistern, insofern
sind wir da auch etwas unterschiedlich gestrickt.
Ich wage aber eine Behauptung: Anathem ist nichts für den lieben Dirk! Das steht tentakelfest!

*) Na gut, eine vorgehaltene Wumme schon ...

Bearbeitet von Lucardus, 25 Oktober 2008 - 13:51.

[Oliver]

Also Unwillen verspüre ich nicht, bisher gefällt es mir noch immer ziemlich gut. Die Außenwelt finde ich auch nicht so gut wie die anfängliche Welt im Math, die ich weitaus faszinierender fand. Diese Faszination ist im Extramuros nicht mehr da.

Und dadurch tritt diese ganze Konstruktion mit den Maths und den Concents in den Hintergrund und wird nicht mehr so wichtig. Meine Befürchtung, bzw. meine Hoffnung ist, dass die ersten 300-400 Seiten von "Anathem" nicht nur l'art pour l'art waren, sondern auf den letzten 300 Seiten noch irgendwie gewinnbringend eingesetzt werden.

Aber mich könnte auch keine Macht der Welt*) für Terminator-Romane begeistern, insofern sind wir da auch etwas unterschiedlich gestrickt.

Das musst Du mir nachsehen, an der Franchise habe ich halt einen Narren gefressen. Und 13 (bald 15) Bücher ist doch überschaubar. Sollte ich alllerdings irgendwann in meinem Blog verkündigen, dass ich alle Star Wars-Romane zu lesen gedenke (das dürfte so ungefähr das zehnfache sein), erschieße mich bitte.

[Diboo]

Ich wage aber eine Behauptung: Anathem ist nichts für den lieben Dirk! Das steht tentakelfest!

Deswegen mache ich um so einen Schmodder auch einen weiten Bogen. Dirk, der gerade "Orphan's Journey" von Robert Buettner liest

[molosovsky]

@ Diboo: Gänzlich ohne Military-SF-Elementen ist "Anathem" nicht. Zum einen gibts im letzten Drittel richtig "Kampf der Welten"; und dann, sozusagen als kurioses Military-Zuckerl, gibts in der ersten Hälfte ein Schlachten-Reenactment eines antiken Kampfes, wobei die Konfliktparteien durch verschiedene Gewächsarten in einem Garten dargestellt werden (und die Schlacht-Simulation entsprechend langsam von statten geht).GrüßeAlex / molo

[Lucardus]

@ Diboo: Gänzlich ohne Military-SF-Elementen ist "Anathem" nicht. Zum einen gibts im letzten Drittel richtig "Kampf der Welten"; und dann, sozusagen als kurioses Military-Zuckerl, gibts in der ersten Hälfte ein Schlachten-Reenactment eines antiken Kampfes, wobei die Konfliktparteien durch verschiedene Gewächsarten in einem Garten dargestellt werden (und die Schlacht-Simulation entsprechend langsam von statten geht).

Ach lass Dirk doch seine Malko-Krimis und die bunten Wasserpistolen mit 10-Liter-Tank.

[Lucardus]

Und dadurch tritt diese ganze Konstruktion mit den Maths und den Concents in den Hintergrund und wird nicht mehr so wichtig. Meine Befürchtung, bzw. meine Hoffnung ist, dass die ersten 300-400 Seiten von "Anathem" nicht nur l'art pour l'art waren, sondern auf den letzten 300 Seiten noch irgendwie gewinnbringend eingesetzt werden.

Ich glaube schon, dass es noch Intramuros weitergeht. Jedenfalls hat es gerade mächtig gekracht, und der Glossar-Eintrag des nächsten Abschnitts deutet auf den Convox als Handlungsort hin. Der dürfte zumindest sehr Math-geprägt sein. Und wenn ich die Andeutung Orolos richtig verstehe, haben die Tausender da was unter der Haube ...

Das musst Du mir nachsehen, an der Franchise habe ich halt einen Narren gefressen. Und 13 (bald 15) Bücher ist doch überschaubar. Sollte ich alllerdings irgendwann in meinem Blog verkündigen, dass ich alle Star Wars-Romane zu lesen gedenke (das dürfte so ungefähr das zehnfache sein), erschieße mich bitte.

Och, ich habe nichts gegen Terminator. Die Filme fand ich sogar recht gut, obwohl ich Actionfilme eigentlich fast immer langweilig finde. Aber als Buch reizt mich das nun gar nicht. Genausowenig wie der Mulm, den Dirk so auf dem Klo wegliest ...

[Oliver]

Ich glaube schon, dass es noch Intramuros weitergeht.

Yep, tut es, da war ich wohl etwas voreilig (bin jetzt in der Nähe von Seite 630). Das Beispiel von Molo heute mit diesem Kampf-Reenactment durch Gewächse, das sind so Dinge, weswegen ich den Roman immer noch mit Interesse lese, trotz aller Probleme. Was denkt Ihr, sowas ist einfach zu gut um es sich auszudenken, das wird Stephenson irgendwo aufgeschnappt haben, oder?

Genausowenig wie der Mulm, den Dirk so auf dem Klo wegliest ...

Dazu sage ich lieber nix, weil man sich ja nach der deutschen Rechtsordnung nicht selbst belasten muss. Obwohl, das ist ja auch SF: Ich lese auf dem Klo "Perry Rhodan Action"*. (da "schafft" man übrigens durchaus was weg, ich bin diese Woche mit der ersten Staffel durch, 12 Hefte) --- *Als Langzeit-Fan und Alt-Leser würde ich solche Witze über Rhodan nie machen, bei PR Action sind sie angesichts der Qualität aber angebracht. Einiges davon ist stilistisch sogar ausschließlich auf dem Klo goutierbar.

Bearbeitet von Oliver, 27 Oktober 2008 - 18:24.

[Oliver]

Ok, rede ich mal selbst weiter. Ich gehe (bzw. lese mich) auf Seite 700 zu und der Roman ist inzwischen wieder etwas packender geworden. Dirk würde allerdings in der Tat wohl durchdrehen, wenn er wüsste, dass die Protagonisten bei einer außerirdischen Bedrohung nicht die Wummen inzwischen ausgepackt haben, sondern die ganze Zeit da sitzen und über die Beschaffenheit und das Verhältnis von Zeit und Raum und ihrer Welt philosophieren. Diese Passagen steigern aber die Erwartungshaltung und sind sehr interessant geschrieben, auch weil man nun wirklich ernsthaft zu spekulieren beginnt, wohin Stephenson uns denn nun führen wird. Also die Fragen: Wer oder was sind diese Außerirdischen und was ist diese Welt Abre? Fragen, die auf eine Antwort harren. Ich bin gespannt. Leider weiß ich aus der LOCUS-Rezi schon (NEIN! JETZT FOLGT KEIN SPOILER, keine Sorge!) dass die Antwort wohl, wie der Rezensent sich ausdrückte, Leser eines Reynolds- oder Baxter-Romans nicht so verwundern würde. Das gibt schon eine Richtung vor. Grob..Kurze Frage mal zwischenrein: Habe ich da was überlesen, was sagt das Buch eigentlich zur Lebenserwartung der Hunderter und Tausender? Wie läuft das? Sagt es dazu überhaupt was? Ich kann mich irgendwie nicht erinnern.

[Lucardus]

Kurze Frage mal zwischenrein: Habe ich da was überlesen, was sagt das Buch eigentlich zur Lebenserwartung der Hunderter und Tausender? Wie läuft das? Sagt es dazu überhaupt was? Ich kann mich irgendwie nicht erinnern.

Hmm, also ich war anfangs der Meinung, die werden normal alt und "vermehren" sich (bzw. halten ihren Bestand) durch die Hunderter, die durch das Labyrinth hochgehen oder geholt werden. Aber es gibt es auch eine Szene, in der Fraa Jad (?) irgendwo auf einem Pfahl/Fels oder so sitzt und sich merkwürdigen Gesängen hingibt. In dem Zusammenhang ist die Rede davon, dass die Tausender in der Lage sind, ihre Körperzellen in gewissen Grenzen zu regenerieren. Aber so genau weiß ich das nicht mehr. Ich denke aber nicht, dass sie wirklich 1000 Jahre alt werden. Das bezieht sich meiner Meinung nach nur auf das "Öffnen des Tores".

[Lucardus]

Ich nutze Allerheiligen für die weitere Lektüre ...Ich habe jetzt gerade das Kapitel "Inbrase" beendet und finde mich wieder tiefer hineingezogendurch das "Gespräch" zwischen Fraa Erasmas und Fraa Lodoghir. Es gibt neue Schlussfolgerung, von denen man nicht weiß, ob sie tatsächlich zutreffen und man die vielleicht hätte selbst ziehen können, wäre man nur aufmerksam genug, die in den Gesprächen und Szenen "verborgenen" Hinweise wahrzunehmen bzw. diese zu verknüpfen. Aber wenn man alles schon vorhersehen kann, wird es ja langweilig. Das bedeutet für mich, dass ich so überrascht war wie Erasmas, und das ist gut so.Jetzt frage ich mich nur, wer die Person ist, die am Ende des Kapitels benannt wird. Irgendwiekommt mir der Namen bekannt vor und so wie er platziert ist, dürfte das auch durchausbeabsichtigt sein, dass er eine Wirkung bei Erasmas und dem Leser erzielen soll. Ich werde es sicher noch früh genug erfahren. Jetzt freue ich mich auf die "Messal". :whistling:Schön, dass meine Schlussfolgerung, die nicht im Wörterbuch aufzufindenden Begriffeseien durch die Jahrtausende "verschliffen" zutrifft, so dass Savant als uralte und ungebräuchlicheForm des Saunt bestätigt wird. Das dürfte für Theorics und eine Reihe anderer Worte auch zutreffen. Das mag vielleicht anfangs das Textverständnis erschweren, bringt aber zutage, in welchen Zeiträumen sich diese Concents (ich hatte hier den irren Gedanken, dies stehe für "Konvent", ist aber mit Sicherheit der Concentus gemeint, was sehr gut passen würde) bewegen und verleiht dem Hintergrund alsRanddetail mehr Tiefe. Ähnlich wie bei Gene Wolfe hat der Text eine Ebene unter dem Offensichtlichen.Aber das sollte man bei Stephenson auch erwarten können.Ich rätsele noch an der Wurzel von "Math" herum. Mathematik wäre zwar möglich, passt mir aber nichtvollständig in das "musikalische" Konzept, dass ein "Concent" aus mehreren (mindestens zwei) Maths besteht, nämlich denen der Einjährigen, Zehner, Hunderter und der Tausender. Irgendwie sind es ja verschiedene "Chöre", wenn man die Rituale wie Provener betrachtet, die im übertragenen Sinne "zusammenspielen" und das Gesamte ergeben, auch wenn sie meist getrennt voneinander sind.Hat sich darüber schon jemand Gedanken gemacht, oder wäre das ein Spoiler, wenn man noch nicht zuEnde gelesen hat? Oder drehe ich schon ab? Und bitte keine unqualifizierten Kommentar von Extras!

Bearbeitet von Lucardus, 01 November 2008 - 13:58.

[Oliver]

Zunächst danke für Deine Antwort zur "Altersfrage", Lucardus!

Jetzt freue ich mich auf die "Messal".

Dann warte ich mal so lange, denn da lässt der Autor viele Katzen aus dem Sack. Dazu schreibe ich erstmal noch nix, bis auf: Die "Sprachspielereien" und der Weltenentwurf bekommen nun Sinnhaftigkeit, und das Tempo hat im letzten Drittel deutlich angezogen. Ich hoffe, ich bin bis nächstes Wochenende "durch" und angesichts obiger Äußerung freue auch ich mich auf die Lektüre.