Ich finde es amüsant, wie schnell einem gewisse Positionen unterstellt werden, die ich gar nicht habe.
Den Eindruck, dass es da dann innerhalb der Meisterwerke so ein starkes Gefälle zwischen der Hochliteratur und der Fantasy gibt, kann ich einfach nicht teilen.
Hier z. B. dehnst du meine Feststellung über Gebühr aus - ich finde durchaus, dass es Fantasyromane gibt, die zur Hochliteratur zu rechnen sind - eben
unter anderem die drei von mir zunächst genannten Werke.
Damit ist dann auch das:
Den Eindruck, dass es da dann innerhalb der Meisterwerke so ein starkes Gefälle zwischen der Hochliteratur und der Fantasy gibt, kann ich einfach nicht teilen.
nichts, was meine Haltung trifft. Die Unterscheidung, wie du sie mir hier unterstellst, mache ich so nicht.
Dann kann ich sagen, dass ich "The Prince of Nothing" im Gegensatz zu dir eben für ein Meisterwerk halte, und dann handelt es sich lediglich um eine Meinungsverschiedenheit über die literarische Qualität eines einzelnen Werks, nicht über das Potential eines ganzen Genres.
Und darauf antworte ich einmal mit einem Zitat aus meinem vorigen Post:
Nicht ein prinzipielles Unvermögen, sondern ein faktisches Unvermögen.
(Falls unklar ist, was das bedeutet: Wenn ich eine Münze werfe kann prinzipiell Kopf oder Zahl fallen, faktisch muss aber eine der beiden Seiten unrealisiert bleiben.)
Feuchtwangers Trilogie hat doch schon allein durch den historisch realen Hintergrund, mehr Tiefe als jedes Werk in einer komplett ausgedachten Welt.
Ich denke beispielsweise nicht, dass historische Romane
per se mehr Tiefe erreichen können als Fantasyromane - hier verweise ich auf Tolkien in Hinblick auf das Setting. Wenn Bakker fleißig weiterschreibt, kann er auch ohne weiteres die Tiefe des Settings erreichen. Darum gewähre ich Fantasyautoren in dieser Hinsicht auch keinen Welpenschutz. Außerdem schätze ich die Josephus-Trilogie nicht aufgrund der Tiefe des Settings, sondern aufgrund seiner scharfen Charakterzeichnungen, seines spannenden Plots und des Balanceaktes zwischen Quellentreue (und da ich die Quellen kenne, weiß ich, wie es darum bestellt ist) und künstlerischer Freiheit, die notwendig ist um zeitlose Fragen zu stellen. Und das sollte (und ist) nun wirklich auch in der Fantasy möglich.
Da stellt sich mir die Frage, ob überhaupt ein Fantasyautor, so wie Feuchtwanger (den ich nicht gelesen habe) schreiben möchte. Und ob überhaupt jemand, bis auf einige Ausnahmen, so etwas lesen möchte.
Hier stellt sich die Frage, wie dieses "ein" zu verstehen ist: a) Als All-Quantor (i.e. kein Fantasyautor würde so schrieben wollen) oder b) als Existenz-Quantor (i.e. es gibt Fantasyautoren, die so nicht schreiben wollen und im Umkehrschluss: Nicht jeder Fantasyautor will wie Feuchtwanger schreiben). Wenn du b) meinst, dann pflichte ich dir völlig bei. Und ja, bisweilen will ich auf einfacher gestrickte Texte lesen. Nehmen wir mal die "Zerbrochene Reiche"-Reihe von Plischke. Die hat mich bisher gut Unterhalten. Bisweilen will ich genau das und es scheint mir absurd zu rechtfertigen, dass das völlig ok ist. (Um potentielle Missverständnisse gleich auszuschließen: Es ist völlig ok.) Wenn du aber a) meinst, dann muss ich dagegen halten, dass es zwei große Vorteile für den Fantasyautoren gibt, der wie (und das ist nicht im Sinne von "imitiert" gemeint) Feuchtwanger schreibt: 1. Feuchtwanger gehörte zu den deutschen Autoren, die zu Lebzeiten am meisten gelesen worden (und das heißt Geld & Anerkennung; ich glaube, beides würden die wenigsten Fantasyautoren zurückweisen) und 2. Gilt er immer noch (nach 'nur' siebzig Jahren) als einer der ganz großen Autoren. Nun folgt die Anerkennung zwar nicht notwendigerweise, doch ohne Potential gibt es auch keinen lang anhaltenden Erfolg.
Den Fehdehandschuh nehm' ich auf.
Es war nicht als Fehdehandschuh gemeint, aber wenn du mir was Gutes empfehlen kannst, immer raus damit: Ich bin zwar kein Fan von Fantasy, wohl aber ein Fan von guter Literatur, egal ob sie zur Fantasy gehört oder nicht (oder SF oder Horror oder Krimi etc. pp.).
Mary Gentle finde ich übrigen auch toll (wobei ich "The Architecture of Desire" für ihre beste Geschichte halte) und T. H. Whites "Der König auf Camelot" ist natürlich auch schön. Aber zu den Tonangebenden gehören beide nicht.
Darüber hinaus will ich Lucardus' Wahrnehmung -
Die gehen schlichtweg diesen Diskussionen aus dem Weg und lesen still, was ihnen Vergnügen bereitet.
- jetzt umsetzen.
Theophagos
"Cool Fusion? What is 'Cool Fusion'?" - "As Cold Fusion is beyond our grasp, we should reach for something ... less ... cold. Cool Fusion."
- Dr. Karel Lamonte, Atomic Scientist (Top of the Food Chain, Can 1999)