Geschrieben 23 November 2008 - 11:01
Sollte das wirklich alles sein? Ist das Interesse so gering? Oder liegt´s am Überangebot, das derzeit in Kurzgeschichten herrscht? Oder - der Verdacht drängt sich auf - muss erst »Autor höchstpersönlich« die Werbetrommel rühren, Fangemeinden mobilisieren, Rezensionen initiieren, für Leserzuschriften auf Amazon sorgen, renommierte Namen als Fürsprecher aufbieten, in den Foren jederzeit und überall präsent sein, kurz: übermäßig Eigeninitiative entwickeln?
Nun denn, ich kenne Uwe zwar nicht persönlich, will aber gern etwas dazu beitragen. Hier die Fortsetzung meiner Lesermeinung:
Heimkehr zählt zu denen, die mir überhaupt nicht zugesagt haben. Dazu gesellen sich noch Roboter im Warnstreik und Das große, kleine Schiff sowie die Titelstory Venus ist tot. Letztere beide gehören zu den Erzählungen um „Morrisons Planet“ und seinen Protagonisten, wie auch die eher schwache Geschichte In der Androidenfabrik, eine Mini-Serie, die der Autor noch ausbauen wollte - und, zumindest nach meinem Dafürhalten, besser hat sein lassen. Roboter im Warnstreik ist eine humoristische Geschichte. Wie der Autor in seiner Einleitung vermutete, könnte sie den einen zum Schenkelklopfen bewegen, dem andern nur ein müdes Lächeln abringen. Für mich war die Story einfach zu einfältig - wenngleich, ich gestehe es, mir die „köstlichen prallen Melonen“ einer überdimensionierten, echt doofen Barbie, die da bei allerhand Gelegenheiten „hüpften und schaukelten“, ein Grinsen entlockten. Das große, kleine Schiff wurde für ein Jugendbuch geschrieben, und das liest sich auch so; die Beschreibungen waren mir zu techniklastig und langatmig. Venus ist tot hatte ich früher bereits gelesen und mit einem wenig schmeichelhaften Wort kommentiert; da sie den Titel dieser Collection zierte, wollte ich mein Urteil überprüfen. Ich bleibe dabei. Die Story ist ein psychedelischer Trip (auch sprachlich), wohl Uwe Antons Jugend geschuldet. So gar nicht mein Fall.
Bleiben mehrere unterhaltsame, nett zu lesende Storys, zumeist mit einem Schuss Humor gewürzt wie Ein kurzes, vertrauliches Gespräch mit dem Herausgeber (prophetisch?), Roboterlogik (Vorsicht: provokatives Frauenbild, S. 212/Absatz), Jurassic Mark (witzig!) sowie die köstliche Geschichte Die schleichende Revolution, in welcher der Autor alle sprachlichen Register zieht und auch mit Wortspielen und Andeutungen nicht geizt - man denke an Farmers Vater Carmody (hier »Cormady«) oder an den seinerzeit populären Parapsychologen Hans Bender (hier»August Bender, Doktor psi«).
Dass Uwes Stärke nicht nur - und das explizit! - in humorvollen Storys liegt, sondern auch in tiefsinnigeren, gefühlvolleren, zeigen die Erzählungen Das Gitter (eine Orwellsche Vision), Ich liebe deinen Stolz und deine Einsamkeit (der Schluss versöhnt mit der Handlung) und Galabend im Hypersensio.
Alles in allem hat es sich gelohnt, den Band zu lesen. Dem nächsten (den´s hoffentlich geben wird) sehe ich gerne entgegen. Alle Storys zu überarbeiten, kratzt zwar am Zeitdokument (ich hatte - leider? - im Sammelband Traumwelten von Ernst Vlcek und mir darauf verzichtet), dafür lesen sich die Storys doch sehr viel flotter. Und darauf kommt es schließlich an!