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SFCDblog: Weshalb Science Fiction Schund ist


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92 Antworten in diesem Thema

#61 valgard

valgard

    Revoluzzer

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Geschrieben 11 November 2008 - 15:54

Leute mit hohen Bücherregalen :coool:

Das find ich gut, da ich viele hoch hängnde Bücherregale habe. Und zählen die Regael im zweiten Stock auch dazu. valgard
  • • (Film) als nächstes geplant: Equi

#62 valgard

valgard

    Revoluzzer

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Geschrieben 11 November 2008 - 15:56

Dass man über diese Frage, genau so wie über die Frage, was Kunst oder Literatur überhaupt ist, end- und fruchtlos streiten kann, ist klar. Dass es aber Autoren gibt, die inhaltlich, stilistisch, vom eigenen Anspruch her etc., sehr viel weniger herausfordernd, anspruchsvoll etc. sind als andere, ist wohl ebenfalls unbestritten. Und dass Konsolik und Uris eher zu Ersteren gehören, während Goethe und Mann den Letzteren zuzuordnen sind, wird wohl auch kaum jemand ernsthaft bezweifeln wollen.

Ja, über Geschmack kann man icht streiten! Bei mir kommt es auch sehr auf meine Laune an was ich gerade lese oder gut lesen kann. Gewisse sogenannte "Hochliteratur" die auch verfilmt wurde gefiel mir in dieser Art nicht auch vom Thema her so das ich es mit Sicherheit nicht lesen werde. valgard
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#63 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 11 November 2008 - 16:27

Merkst Du eigentlich, dass Du gerade eine Wertung reingebracht hast, während bei mir keine vorhanden war (zumindest war es nicht so gedacht)? Wenn ich sage, dass Thomas Mann stilistisch anspruchsvoller ist als Konsalik, ist das etwas, was Du überprüfen kannst. Wenn ich sage, dass er die anspruchsvolleren Themen behandelt, ebenfalls. Vom eigenen Anspruch der Autoren ganz zu schweigen. Ob Dir das persönlich gefällt, ist dagegen eine ganze andere Frage. Es geht mir gar nicht darum, was besser ist, es geht darum, dass es Unterschiede gibt. Wenn jemand lieber Konsalik als Mann liest - ist mir wurscht. Die Unterschiede sind aber da.

Ok, ernsthaft. :rofl1:
Was Du tatsächlich überprüfen kannst, ist der rein linguistische Teil. Also die reine Form. Die allerdings noch nichts über die Qualität eines Werks aussagt. Der eigene Anspruch eines Autors ist dagegen absolut irrelevant, ich bin sicher, auch unser Tentakelträumer hehre Ansprüche an sein Werk hegt - oder sie zumindestens behaupten könnte. Aus dieser rein formalen Sicht können wir festhalten, daß Thomas Mann linguistisch anspruchsvoller ist als H. G. Konsalik.
Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die des Inhalts. Hier kann man mit Beispielen aus "Der Arzt von Stalingrad" oder "Das Herz der 6. Armee" sehr wohl einen nicht unbedeutenden Konsalik konstruieren. Von geringerem Anspruch als Thomas Mann oder Goethe (der sich zeitlebens als Unterhaltungskünstler verstanden hat) zu sprechen, ist einfach falsch. Ebensowenig ist ein Mann, sei es nun Heinrich oder Thomas, besser als ein Konsalik.
Wir sind uns aber einig, daß ein Mann literarisch anspruchsvoller als Konsalik ist. Das alleine ist aber noch kein Qualitätsmerkmal, das ist eine rein objektive Feststellung. Falls Du das meintest, stimmen wir überein. Jede weitere Bewertung ist aber subjektiv und enthält auch eine Wertung. Und gegen eine solche scheinbare Objektivierung dieser subjektiven Sicht wehre ich mich so ein bißchen, damit habe ich Probleme. Denn genau daraus entsteht nachher die Arroganz der "Hochliteratur"-Fetischisten, die sich mehr der Form denn dem Inhalt widmen.
:coool:

Nachtrag @Simon : Nur 'mal zu Klarstellung : Konsalik habe ich genauso gerne wie Thomas Mann ... :devil:

Bearbeitet von a3kHH, 11 November 2008 - 16:29.


#64 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 11 November 2008 - 16:44

Ok, ernsthaft. :coool:
Was Du tatsächlich überprüfen kannst, ist der rein linguistische Teil. Also die reine Form. Die allerdings noch nichts über die Qualität eines Werks aussagt. Der eigene Anspruch eines Autors ist dagegen absolut irrelevant, ich bin sicher, auch unser Tentakelträumer hehre Ansprüche an sein Werk hegt - oder sie zumindestens behaupten könnte. Aus dieser rein formalen Sicht können wir festhalten, daß Thomas Mann linguistisch anspruchsvoller ist als H. G. Konsalik.
Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die des Inhalts. Hier kann man mit Beispielen aus "Der Arzt von Stalingrad" oder "Das Herz der 6. Armee" sehr wohl einen nicht unbedeutenden Konsalik konstruieren. Von geringerem Anspruch als Thomas Mann oder Goethe (der sich zeitlebens als Unterhaltungskünstler verstanden hat) zu sprechen, ist einfach falsch. Ebensowenig ist ein Mann, sei es nun Heinrich oder Thomas, besser als ein Konsalik.
Wir sind uns aber einig, daß ein Mann literarisch anspruchsvoller als Konsalik ist. Das alleine ist aber noch kein Qualitätsmerkmal, das ist eine rein objektive Feststellung. Falls Du das meintest, stimmen wir überein. Jede weitere Bewertung ist aber subjektiv und enthält auch eine Wertung. Und gegen eine solche scheinbare Objektivierung dieser subjektiven Sicht wehre ich mich so ein bißchen, damit habe ich Probleme. Denn genau daraus entsteht nachher die Arroganz der "Hochliteratur"-Fetischisten, die sich mehr der Form denn dem Inhalt widmen.

Ich habe zwar den Eindruck, dass Du Dir in diesem Post irgendwie widersprichst, und ich finde es auch putzig, wie Du mal wieder gegen irgendwelche primär in Deiner Phantasie existierenden "Hochliteratur"-Fetischisten anrennst; aber egal. Es ging ja eigentlich um die Frage, was denn so genannte Hochliteratur von anderer Literatur unterscheidet. Und dazu habe ich was geschrieben; und wir scheinen uns einig zu sein, dass es diesen Unterschied grundsätzlich gibt und dass aus dieser Unterscheidung noch nicht zwangsläufig ein Qualitätsurteil abgeleitet werden kann.

Ach ja: Ich würde schon sagen, dass der Anspruch, den ein Werk hat, nicht ganz unwichtig ist. Wenn ein Buch daherkommt, als sei es das avantgardistisch-intellektuelle Nonplusultra und am Ende nur Konsalik drin ist, dann macht das in meinen Augen schon was aus. Bei Konsalik weiss ich wenigstens, dass nur Konsalik drin ist ...

Nachtrag @Simon : Nur 'mal zu Klarstellung : Konsalik habe ich genauso gerne wie Thomas Mann ...

Manche Leute sind ja tatsächlich stolz auf ihren schlechten Geschmack. :rofl1:

Bearbeitet von simifilm, 11 November 2008 - 16:45.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
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#65 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 11 November 2008 - 17:10

Ich definiere Schund gerne:

So kann ich das besser schlucken. Aber dein erstes Posting erweckte bei mir den Eindruck, dass es nur SF-Literatur geben darf, die man als 12-jähriger nicht lesen würde, weil sie in dem Alter eben nun mal als langweilig empfunden wird. Oder auch von mir aus mit 20 oder 30, weil man eben nicht auf Le Guin oder Hal Duncan steht, oder einfach auf die Weise nie einen Zugang zu Bereich SF oder Fantasy gefunden hätte. Ich sehe durchaus ein Berechtigung für die Endlosserien wie Star Trek, Star Wars oder auch Warhammer. Als Einstieg ist mir so was leichter gefallen. Ich wäre ziemlich schnell beim Thema SF verhungert, wenn es nur die Dreibeinigen Monster gegeben hätte, die mir zugegebenermaßen heute immer noch lesbar erscheinen, während ich bei vielen anderen Büchern, an die ich eine gloriose Erinnerung habe, heute den Kopf schüttele, wie einfach gestrickt und öde die doch erscheinen, wenn man sie nach 20 Jahren nochmal liest. Dass eine Tendenz zum Massengeschmack da ist, kann man nicht verleugnen, aber das ist ja nicht nur bei SF und Fantasy so. Wellenreiten ist einfacher als gegen den Strom schwimmen. Und wenn man vom Wellenreiten mitgerissen wird, um dann später mal abseits des Stroms zu paddeln, und das mit Vergnügen und dauerhaft, nehme ich das längere Suchen nach den Perlen in Kauf.

Bearbeitet von Lucardus, 11 November 2008 - 17:12.

Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#66 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 11 November 2008 - 17:57

Wir sind uns aber einig, daß ein Mann literarisch anspruchsvoller als Konsalik ist. Das alleine ist aber noch kein Qualitätsmerkmal, das ist eine rein objektive Feststellung.

Die Messlatte muss der Leser immer selbst anlegen. Manchmal liest man halt gegen eine Wand und fällt rückwärts
auf den Hintern. Ich lese zum Vergnügen, und ich empfinde es so, dass bei Büchern, bei denen
es mir nicht zu leicht fällt, sie zu lesen, das Vergnügen größer ist. Ich bin sicher einige hier werden das kalte Grausen
kriegen, wenn sie die Lektüre in meiner Signatur lesen, aber mich interessiert das eben, andere interessiert eher Mann oder
Bohlen oder Star Wars oder Gor. Stört ja keinen, man sollte bloß nicht anfangen blind die eine oder andere Seite gleich
auszuschließen, weil sie zu "hochgeistig" oder zu "schrottig" ist. Gelesen wird, was gefällt, andernfalls wird bald gar nix
mehr gelesen.
Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
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#67 Martin Stricker

Martin Stricker

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Geschrieben 19 November 2008 - 23:05

Erstmal etwas zum im Blogartikel von Stefan Manske referenzierten Artikel von Martin Spieß:
Martin Spieß kritisiert (mit Recht) die literarische Qualität vieler Kurzgeschichten von Philip K. Dick. Er scheint aber den besonderen Reiz dieser Geschichten, die überraschenden Wendungen, nicht zu schätzen zu wissen, sondern beschränkt sich auf die äußere literarische Form. Dabei schert er alle im fünfbändigen Schuber enthaltenen 118 Kurzgeschichten über einen Kamm - vielleicht berechtigt, aber ich habe den Eindruck, daß Spieß nur wenige Geschichten gelesen und dann entschieden hat, daß ihm die Sache nicht gefällt und der Rest auch nicht besser sein wird. Und wo er schon beim Verriß ist, kommt gleich noch die ganze SF dran. Die ganze SF? Nein, ein paar "SF-eske" Werke werden dann doch verschont - vielleicht, weil sie das Label "SF" haben vermeiden können? "Brave New World" von Aldous Huxley und vor allem "1984" von George Orwell (interessanterweise sind beide Beispiele von britischen Autoren verfaßt) halte ich nicht gerade für leuchtende Beispiele formaler literarischer Form. Auch hier erweckt Spieß bei mir den Eindruck, daß er nicht wirklich Ahnung von der Materie hat, über die er herzieht. Der Eindruck verfestigt sich im Folgenden, wenn bei der Auflistung der verfilmten Dick-Geschichten unter anderem "Blade Runner" (basierend auf "Do androids dream of electric sheep?") und "Total Recall" (basierend auf "We can remember it for you wholesale") vergißt. Kann natürlich auch sein, daß dieser unsägliche Schwarzenegger-Film nicht in seine Argumentationskette (Film ist besser als Kurzgeschichte) paßt... Mein Gesamteindruck dieses Artikels ist, daß hier jemand ohne genaue Kenntnis der Materie (weder des Kurzgeschichtenwerks Dicks noch der SF insgesamt) mal eben schnell eine polemische, vermutlich auf Öffentlichkeitswirksamkeit abzielende Abwertung zusammengeschustert hat.

Das heißt natürlich nicht, daß die im Artikel erhobenen Vorwürfe ungerechtfertigt wären. Es gibt in der SF viele Werke, deren literarische Form nicht gerade toll ist. Es gibt in der SF viele Werke, die schon in wenigen Jahren ihre Aktualität eingebüßt haben und dann eher befremdlich wirken. Der große Fehler im Artikel von Martin Spieß ist, daß er dies nur für die SF postuliert, als seinen diese SF-spezifische Eigenschaften. Das ist falsch, andere Literaturgenres weisen die gleichen Probleme auf. Schund und schnelle Veraltung literarischer Werke sind ein generelles Phänomen. Glücklicherweise ist es eine ebenso generelle Tatsache, daß es genreübergreifend einige Werke gibt, die sowohl literarisch hochstehend als auch inhaltlich weitgehend zeitlos sind. Wobei dies nicht das einzige Maß der literarischen Bedeutung eines Werks ist: Der Einfluß auf nachfolgende Werke ist ein wichtiger Maßstab, um Klassiker zu identifizieren, und ein Werk muß weder literarisch hochstehend noch inhaltlich zeitlos sein, um großen Einfluß auf andere Autoren (und damit deren Werke) zu haben. Diese große Bedeutung Philip K. Dicks ignoriert Martin Spieß in seinem Artikel leider völlig.

Von Lasswitz habe ich mal Auf zwei Planeten angelesen und es dann gelangweilt zur Seite gelegt; nicht zuletzt weil ich den Stil wahnsinnig trocken und lustlos fand. Aber: Das hat nichts mit dem Alter per se zu tun. Um die Jahrhundertwende, als Lasswitz sein Buch veröffentlicht hat, wurde genug veröffentlicht, das auch heute noch stilistisch und inhaltlich vollends überzeugt. Um ein beliebiges bekanntes Beispiel zu nennen: Fontanes Effi Briest etwa wurde nur wenige Jahre zuvor veröffentlicht, und das ist ein Buch das mich - und genug andere - noch heute zutiefst berührt. Und die Vermutung, dass das unter anderem daran liegt, dass Fontane einfach besser geschrieben hat als Lasswitz, ist nicht ganz abwegig ...

Mit "Effi Briest" hast Du (für mich) ein Beispiel herausgegriffen, das gegen Deine Argumentation spricht - völlig veraltet. Nicht daß Fontane nicht schreiben kann, aber der *Inhalt* ist heute allenfalls noch für Historiker interessant, da er mit der heutigen Auffassung von Moral nichts mehr zu tun hat. *Mich* interessiert das Buch daher überhaupt nicht, aber leider meinte meine Deutschlehrerin, uns damit quälen zu müssen. Den angeblichen Wert hat sie jedenfalls nicht vermitteln können (womit ich nicht behaupten will, daß es keinen gäbe - ich sehe bloß keinen).

Ich stimme übrigens zu, daß Laßwitz nicht allzugut schrieb, der einzige Wert, den ich aus meiner Lektüre von "Auf zwei Planeten" habe ziehen können, ist, daß ich jetzt erkennen kann, wenn ein späteres Werk davon beeinflußt wurde.

Interessanterweise sind es oft gerade SF-Fans, die die Ghettomauern zementieren, indem sie nur Genre-SF, die auch als SF verkauft wird, als SF betrachten und dabei übersehen, dass SF längst aus dem Ghetto ausgebrochen ist und in die allgemeine Literatur eingegangen ist.

Jein. Ideen der SF sind aus dem Ghetto ausgebrochen. In den USA wird die SF sogar langsam ersnstgenommen, in Deutschland ist das aber leider noch nicht der Fall, und daran sind *meiner* Meinung nach weniger ghettoisierende Fans als vielmehr die Verleger (nicht die Autoren, die tun nur, was zum Überleben nötig ist) schuld, die nicht bereit sind, gegen das bestehende schlechte Image der SF in der Gesamtbevölkerung aufzuklären, sondern stattdessen ihre Autoren oft zwingen, jedwede Erwähnung der SF zu unterlassen.

Was für ein Quark ! Die SF ist noch lange nicht "aus dem Ghetto ausgebrochen", selbst wenn der Literatur-Nobelpreis an eine Schriftstellerin ging, die SF geschrieben hat. Tatsächlich werden nämlich gerade die allgemein als literarisch anspruchsvollen anerkannten SF-Werke stante pede als Non-SF deklariert. Und zwar genau von den gleichen Vollpfosten, die weiter oben grundsätzlich SF als Schund bezeichneten. [@Manske : Warum sind die eigentlich noch im SFCD ?] Löse Dich doch einmal aus dem universitärem Elfenbeinturm und frag' 'mal ein paar Autoren, wie denn die harte Wirklichkeit aussieht. Dann wirst Du eine ganz andere Realität kennenlernen als die, die Du (zweifelsohne wissenschaftlich korrekt, tatsächlich sehe ich das exakt genauso) hier vetrittst.
:smokin:

Ganz meine Meinung. Wenn große Verlage (und dadurch gezwungenermaßen auch deren Autoren) sich weigern, SF-Werke auch korrekt zu bezeichnen, wird hier eine künstliche (und inhaltlich völlig unsinninge) Abgrenzung betrieben - eben eine Ghettoisierung.

Das Problem sind die Verlage, den (meisten) Autoren wäre es ziemlich egal, ob ihr Werk nun als SF bezeichnet wird oder nicht - solange sie das nicht wirtschaftlich schädigt, uznd das ist zumindest in Deutschland derzeit der Fall.

Erstens stimmt das so nicht, und zweitens: Wenn Autor x sagt, dass sein Buch y nicht SF, wird es dann automatisch nicht SF (und man bedenke auch die Umkehrprobe ...). Ob etwas zur SF gehört oder nicht, bestimmt immer noch dessen Inhalt.

Wieder mal Jein. ;) Die öffentliche Wahrnehmung hat auch Auswirkungen, vor allem auf den wirtschaftlichen Erfolg. Von daher halte ich auch den Stellenwert der Bezeichnung für wichtig.

Dir geht es am Ende immer nur um Labels. Und wenn es tatsächlich so ist, dass die "literarisch anspruchsvollen anerkannten SF-Werke stante pede als Non-SF deklariert" werden - wo ist das Problem? Sind diese Bücher dann weniger SF, nur weil sie als etwas Anderes beworben und verkauft werden? Stört es Dich allen Ernstes, ob ein Buch in der Buchhandlung unter SF oder nicht eingeordnet ist?

Ja, das stört mich *sehr*! Noch nichtmal so sehr wegen der Wertigkeit der Bezeichnung, sondern weil ich solch verkappte SF nicht *finde*, und das ist (jedenfalls bei den guten Werken) *mein* Schaden. Und das ärgert mich sehr. Zumal es (glaube ich) eine recht SF-spezifische Erscheinung ist - wer einen Krimi schreibt, versucht ihn ja auch nicht als was völlig anderes zu verkaufen (für mich ist die Bezeichnung "Thriller" bloß eine neumodische Bezeichnung für Krimis).

Ich definiere Schund gerne:

Schöne Definition! Darf ich die bei Gelegenheit (unter Quellennennung, versteht sich!) verwenden?

Andreas Eschbach ist für mich ansonsten ein Autor, der sich sprachlich immer wieder gesteigert hat.

Ja. Allerdings hat er dabei mitunter die Richtung gewechselt. :(

Wenn ich sage, dass Thomas Mann stilistisch anspruchsvoller ist als Konsalik, ist das etwas, was Du überprüfen kannst. Wenn ich sage, dass er die anspruchsvolleren Themen behandelt, ebenfalls. Vom eigenen Anspruch der Autoren ganz zu schweigen. Ob Dir das persönlich gefällt, ist dagegen eine ganze andere Frage. Es geht mir gar nicht darum, was besser ist, es geht darum, dass es Unterschiede gibt. Wenn jemand lieber Konsalik als Mann liest - ist mir wurscht. Die Unterschiede sind aber da.

Dieser Aussage kann ich nur voll und ganz zustimmen. es gibt Unterschiede, sogar sehr deutliche. Was einem Leser persönlich besser gefällt, ist eine ganz andere Frage und (jedenfalls bei mir) sehr subjektiv - für mich ist der Inhalt tendentiell wichtiger als seine Präsentation, und ich habe einen etwas eigensinnigen Geschmack. ;)

Was Du tatsächlich überprüfen kannst, ist der rein linguistische Teil. Also die reine Form. Die allerdings noch nichts über die Qualität eines Werks aussagt. Der eigene Anspruch eines Autors ist dagegen absolut irrelevant, ich bin sicher, auch unser Tentakelträumer hehre Ansprüche an sein Werk hegt - oder sie zumindestens behaupten könnte. Aus dieser rein formalen Sicht können wir festhalten, daß Thomas Mann linguistisch anspruchsvoller ist als H. G. Konsalik.
Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die des Inhalts. Hier kann man mit Beispielen aus "Der Arzt von Stalingrad" oder "Das Herz der 6. Armee" sehr wohl einen nicht unbedeutenden Konsalik konstruieren. Von geringerem Anspruch als Thomas Mann oder Goethe (der sich zeitlebens als Unterhaltungskünstler verstanden hat) zu sprechen, ist einfach falsch. Ebensowenig ist ein Mann, sei es nun Heinrich oder Thomas, besser als ein Konsalik.
Wir sind uns aber einig, daß ein Mann literarisch anspruchsvoller als Konsalik ist. Das alleine ist aber noch kein Qualitätsmerkmal, das ist eine rein objektive Feststellung. Falls Du das meintest, stimmen wir überein. Jede weitere Bewertung ist aber subjektiv und enthält auch eine Wertung. Und gegen eine solche scheinbare Objektivierung dieser subjektiven Sicht wehre ich mich so ein bißchen, damit habe ich Probleme. Denn genau daraus entsteht nachher die Arroganz der "Hochliteratur"-Fetischisten, die sich mehr der Form denn dem Inhalt widmen.
:smokin:

Das ist nicht notwendigerweise "Fetischismus". Wie Du selbst sagst, ist die Form (Stil, Sprachbeherrschung etc.) etwas, das (naja, ziemlich) *objektiv* beurteilt werden kann. Wenn wir mal die hauptsächlich auf Öffentlichkeitswirksamkeit bedachten selbsternannten "Literaturpäpste" wie Reich-Ranicki oder Heidenreich außer Acht lassen, sind die meisten Deiner "Fetischisten" *Wissenschaftler*, Literaturwissenschaftler nämlich. Und wenn die ihre Bezeichnung ernst nehmen, können sie Literatur nur nach *objektiven* und *reproduzierbaren* Kriterien bewerten. Dazu haben sie nur die Form zur Verfügung, der Inhalt läßt sich leider nicht objektiv bewerten.

Das eigentliche Problem sind natürlich nicht die Literaturwissenschaftler, sondern die Möchtegerns, die sich für solche halten und meinen, auch den Inhalt bewerten zu können - und das sogar von Werken, die sie nie selbst gelesen haben... Eingefügtes Bild

Es ging ja eigentlich um die Frage, was denn so genannte Hochliteratur von anderer Literatur unterscheidet. Und dazu habe ich was geschrieben; und wir scheinen uns einig zu sein, dass es diesen Unterschied grundsätzlich gibt und dass aus dieser Unterscheidung noch nicht zwangsläufig ein Qualitätsurteil abgeleitet werden kann.

*abstempelundunterschreib*

Ach ja: Ich würde schon sagen, dass der Anspruch, den ein Werk hat, nicht ganz unwichtig ist. Wenn ein Buch daherkommt, als sei es das avantgardistisch-intellektuelle Nonplusultra und am Ende nur Konsalik drin ist, dann macht das in meinen Augen schon was aus. Bei Konsalik weiss ich wenigstens, dass nur Konsalik drin ist ...

Naja... Beim Anspruch gibt es wieder das Problem, daß der nicht unbedingt objektiv zu fassen ist. Mit anderen Worten, verschiedene Leser werden, auch wenn sie versuchen, objektive Maßstäbe anzulegen, nicht notwendigerweise darin übereinstimmen, ob der Autor seinem Anspruch auch gerecht wurde. Zumindest nach meinem Verständnis beinhaltet Anspruch auch das Versprechen einer gewissen Gesamtqualität, die aber, wie Du weiter oben folgerst (wenn ich Dich richtig verstanden habe), nicht vollständig objektiv faßbar ist.

Ich lese zum Vergnügen, und ich empfinde es so, dass bei Büchern, bei denen es mir nicht zu leicht fällt, sie zu lesen, das Vergnügen größer ist. Ich bin sicher einige hier werden das kalte Grausen kriegen, wenn sie die Lektüre in meiner Signatur lesen, aber mich interessiert das eben, andere interessiert eher Mann oder
Bohlen oder Star Wars oder Gor. Stört ja keinen, man sollte bloß nicht anfangen blind die eine oder andere Seite gleich auszuschließen, weil sie zu "hochgeistig" oder zu "schrottig" ist. Gelesen wird, was gefällt, andernfalls wird bald gar nix mehr gelesen.

Genau. Und das wär ja schade.

Um mal zu versuchen, die Diskussion zusammenzufassen: "Schund" findet sich wohl in allen Literaturgattungen, die Definition von Jürgen Lautner (Audiovisionär) ist ein brauchbares Instrument, um Schund zu erkennen. Dabei sagt diese Klassifizierung nicht, daß Schund nicht unterhaltend sein kann. Nur die Form der Literatur ist objektiv bewertbar, aber allein kein Qualitätsgarant. Eine *objektive* (wissenschaftliche) Bewertung der Gesamtqualität eines literarischen Werks ist somit nicht möglich, hier sollte also Toleranz gegenüber den verschiedenen Geschmäckern geübt werden.

#68 simifilm

simifilm

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Geschrieben 20 November 2008 - 00:04

Mit "Effi Briest" hast Du (für mich) ein Beispiel herausgegriffen, das gegen Deine Argumentation spricht - völlig veraltet. Nicht daß Fontane nicht schreiben kann, aber der *Inhalt* ist heute allenfalls noch für Historiker interessant, da er mit der heutigen Auffassung von Moral nichts mehr zu tun hat. *Mich* interessiert das Buch daher überhaupt nicht, aber leider meinte meine Deutschlehrerin, uns damit quälen zu müssen. Den angeblichen Wert hat sie jedenfalls nicht vermitteln können (womit ich nicht behaupten will, daß es keinen gäbe - ich sehe bloß keinen).

Ich muss gestehen, dass ich den Begriff "veraltet" hier nicht recht verstehe. Natürlich ist Effi Briest in dem Sinne veraltet, dass dieses Schicksal auf diese Weise in unseren Breitegraden nicht mehr möglich wäre. Das heisst ja aber nicht, dass das Buch dadurch per se uninteressant wurde. Damit würde ja jeder historische Stoff uninteressant (Name der Rose, Ivanhoe,Treasure Island - alles veraltet, also uninteressant). Und die Themen des Buchs - eine junge Frau wird in eine Ehe gedrängt, die sie nicht will; wird von ihrem Mann manipuliert; versucht sich wegen des Drucks der Gesellschaft in ihr Schicksal zu fügen; wird am Ende, weil sie ihren Gefühlen gefolgt ist, von der Gesellschaft verstossen -, das sind Themen, die kein bisschen von ihrer Aktualität verloren haben. Sie äussern sich heute in anderen Formen, es sind aber wohl Themen, die immer aktuell sein werden, solange es Menschen gibt.

Und selbst wenn der Roman "nur" von historischem Interesse wäre - wenn es ein Buch schafft, mir eine vergangene Zeit mit ihren Moralvorstellungen und Überzeugungen wirklich und lebhaft nahe zu bringen, dann ist das schon viel.

Ja, das stört mich *sehr*! Noch nichtmal so sehr wegen der Wertigkeit der Bezeichnung, sondern weil ich solch verkappte SF nicht *finde*, und das ist (jedenfalls bei den guten Werken) *mein* Schaden. Und das ärgert mich sehr. Zumal es (glaube ich) eine recht SF-spezifische Erscheinung ist - wer einen Krimi schreibt, versucht ihn ja auch nicht als was völlig anderes zu verkaufen (für mich ist die Bezeichnung "Thriller" bloß eine neumodische Bezeichnung für Krimis).

Gerade der Krimi ist ja durchaus eine Form, die oft auch in "hoher Literatur" als Gerüst verwendet wird.

Naja... Beim Anspruch gibt es wieder das Problem, daß der nicht unbedingt objektiv zu fassen ist. Mit anderen Worten, verschiedene Leser werden, auch wenn sie versuchen, objektive Maßstäbe anzulegen, nicht notwendigerweise darin übereinstimmen, ob der Autor seinem Anspruch auch gerecht wurde. Zumindest nach meinem Verständnis beinhaltet Anspruch auch das Versprechen einer gewissen Gesamtqualität, die aber, wie Du weiter oben folgerst (wenn ich Dich richtig verstanden habe), nicht vollständig objektiv faßbar ist.

Sicher ist der nicht immer fassbar, aber es gibt schon Tendenzen. Dan Brown und John Grisham haben beide primär den Anspruch, spannende Thriller zu schreiben (wobei ich, nachdem ich von jedem ein Buch gelesen habe, zum Schluss kommen, dass Letzterer darin besser ist). Alfred Döblin hat einen ganz anderen Anspruch. Und um diese Ansprüche zu erkennen, brauche ich nicht mal grosses Hintergrundwissen. Da reicht es, wenn ich ein Kapitel aus The Firm und eines aus Berlin Alexanderplatz lese. Die meisten Leser werden wohl merken, dass diese beiden Bücher sehr unterschiedliche Dinge wollen, und dass das hochangespannte Fingernagen etwas ist, was nur von einem der beiden angestrebt wird.

Bearbeitet von simifilm, 20 November 2008 - 00:05.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

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Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#69 Martin Stricker

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Geschrieben 20 November 2008 - 01:44

Ich muss gestehen, dass ich den Begriff "veraltet" hier nicht recht verstehe. Natürlich ist Effi Briest in dem Sinne veraltet, dass dieses Schicksal auf diese Weise in unseren Breitegraden nicht mehr möglich wäre. Das heisst ja aber nicht, dass das Buch dadurch per se uninteressant wurde. Damit würde ja jeder historische Stoff uninteressant (Name der Rose, Ivanhoe,Treasure Island - alles veraltet, also uninteressant).

Für mich ist das tatsächlich der Fall, ich kann solchen Themen wenig abgewinnen. Ich würde "Effi Briest" nicht als zeitlos einstufen, muß aber dazusagen, daß ich das Buch zuletzt vor über 20 Jahren (gezwungenermaßen) gelesen habe. Meine Erinnerung kann mich also trügen, ach habe ich festgestellt, daß meine Einschätzung von Büchern, die ich vor langer Zeit mal gelesen habe und nun erneut lese, sich heute stark von meiner ursprünglichen Einschätzung unterscheidet (bislang sind alle Bücher beim Neulesen deutlich schlechter weggekommen). Ich kann daher nicht sagen, ob ich bei erneutem Lesen von "Effi Briest" meine oben notierte Einschätzung beibehalten würde (nein, ich werds nicht nochmal lesen, ich hab genug interessante Lektüre auf Halde :smokin:).

Und die Themen des Buchs - eine junge Frau wird in eine Ehe gedrängt, die sie nicht will; wird von ihrem Mann manipuliert; versucht sich wegen des Drucks der Gesellschaft in ihr Schicksal zu fügen; wird am Ende, weil sie ihren Gefühlen gefolgt ist, von der Gesellschaft verstossen -, das sind Themen, die kein bisschen von ihrer Aktualität verloren haben. Sie äussern sich heute in anderen Formen, es sind aber wohl Themen, die immer aktuell sein werden, solange es Menschen gibt.

Aktuelle Themen, aber unzeitgemäße Darreichung. Nach meiner Erinnerung.

Und selbst wenn der Roman "nur" von historischem Interesse wäre - wenn es ein Buch schafft, mir eine vergangene Zeit mit ihren Moralvorstellungen und Überzeugungen wirklich und lebhaft nahe zu bringen, dann ist das schon viel.

Allerdings! Das habe ich auch nie in Zweifel gezogen, mir ging es nur darum, ob "Effi Briest" zeitlos ist oder nicht.

Sicher ist der nicht immer fassbar, aber es gibt schon Tendenzen. Dan Brown und John Grisham haben beide primär den Anspruch, spannende Thriller zu schreiben (wobei ich, nachdem ich von jedem ein Buch gelesen habe, zum Schluss kommen, dass Letzterer darin besser ist). Alfred Döblin hat einen ganz anderen Anspruch. Und um diese Ansprüche zu erkennen, brauche ich nicht mal grosses Hintergrundwissen. Da reicht es, wenn ich ein Kapitel aus The Firm und eines aus Berlin Alexanderplatz lese. Die meisten Leser werden wohl merken, dass diese beiden Bücher sehr unterschiedliche Dinge wollen, und dass das hochangespannte Fingernagen etwas ist, was nur von einem der beiden angestrebt wird.

Volle Zustimmung (abzüglich der Wertung Brown gegen Grisham, da ich von keinem der beiden was gelesen habe). Es ist halt nur damit zu rechnen, daß verschiedene Leser unterschiedliche Einschätzungen darüber haben werden, inwieweit ein Autor seinem Anspruch hat gerecht werden können, und welcher Autor des besser macht als der andere.

#70 simifilm

simifilm

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Geschrieben 20 November 2008 - 07:33

Für mich ist das tatsächlich der Fall, ich kann solchen Themen wenig abgewinnen. Ich würde "Effi Briest" nicht als zeitlos einstufen, muß aber dazusagen, daß ich das Buch zuletzt vor über 20 Jahren (gezwungenermaßen) gelesen habe. Meine Erinnerung kann mich also trügen, ach habe ich festgestellt, daß meine Einschätzung von Büchern, die ich vor langer Zeit mal gelesen habe und nun erneut lese, sich heute stark von meiner ursprünglichen Einschätzung unterscheidet (bislang sind alle Bücher beim Neulesen deutlich schlechter weggekommen). Ich kann daher nicht sagen, ob ich bei erneutem Lesen von "Effi Briest" meine oben notierte Einschätzung beibehalten würde (nein, ich werds nicht nochmal lesen, ich hab genug interessante Lektüre auf Halde :smokin:). Aktuelle Themen, aber unzeitgemäße Darreichung. Nach meiner Erinnerung. Allerdings! Das habe ich auch nie in Zweifel gezogen, mir ging es nur darum, ob "Effi Briest" zeitlos ist oder nicht.

Ich habe ja Fontane eigentlich als Beispiel für einen Autoren ins Feld geführt, der ungefähr gleich alt ist wie Lasswitz, der aber auch stilistisch nach wie vor überzeugt, insofern ging es gar nicht so sehr um die inhaltliche Ebene. Und in diesem Zusammenhang weiss ich denn auch nicht so recht, was Du mit unzeitgemässer Darreichung meinst. Ist damit primär die stilistische Ebene gemeint oder die inhaltliche?

Signatures sagen nie die Wahrheit.

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Geschrieben 20 November 2008 - 09:18

Ich habe ja Fontane eigentlich als Beispiel für einen Autoren ins Feld geführt, der ungefähr gleich alt ist wie Lasswitz, der aber auch stilistisch nach wie vor überzeugt, insofern ging es gar nicht so sehr um die inhaltliche Ebene. Und in diesem Zusammenhang weiss ich denn auch nicht so recht, was Du mit unzeitgemässer Darreichung meinst. Ist damit primär die stilistische Ebene gemeint oder die inhaltliche?

Bist Du sicher, daß man so etwas trennen kann ? Der Simplizissimus hat nicht umsonst bis heute überlebt. Und wenn Du im Klassiker-Zirkel einige der Kommentare liest (etwa zu Harrison oder Zahn), kommt bei mir zumindestens der Eindruck auf, daß eine Überalterung immer beides betrifft. Das erklärt zumindestens, warum weder Thomas Mann noch Erich Maria Remarque noch Hans Dominik als überaltert betrachtet werden. Aber das ist nur eine unfundierte Meinung, eine rein gefühlsmäßige Sache.

Übrigens hattest Du mit dem "Anspruch eines Schriftstellers" Recht, ein als anspruchsvoll deklarierter Trivialroman ist eine andere Sache als ein zur Unterhaltung geschriebener. Aber diese Intention aus dem Roman selbst herauslesen zu wollen, ich weiss nicht, da stehe ich der Sache doch kritisch gegenüber. Wollte Döblin nicht auch "nur" Unterhaltung schreiben ? Goethe jedenfalls wollte genau und nur dies. Bei Heinrich & Thomas bin ich mir nicht sicher, aber zum Beispiel Siegfried Lenz war meines Wissens jemand, der auch immer hauptsächlich zur reinen Unterhaltung schrieb, ohne weitergehenden Anspruch an sein Werk.
:smokin:

#72 simifilm

simifilm

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Geschrieben 20 November 2008 - 09:42

Bist Du sicher, daß man so etwas trennen kann ? Der Simplizissimus hat nicht umsonst bis heute überlebt. Und wenn Du im Klassiker-Zirkel einige der Kommentare liest (etwa zu Harrison oder Zahn), kommt bei mir zumindestens der Eindruck auf, daß eine Überalterung immer beides betrifft. Das erklärt zumindestens, warum weder Thomas Mann noch Erich Maria Remarque noch Hans Dominik als überaltert betrachtet werden. Aber das ist nur eine unfundierte Meinung, eine rein gefühlsmäßige Sache.

Das kann man oft sicher nicht sauber trennen. Um was es mir ursprünglich ungefähr ging: Was ich von Lasswitz gelesen habe, fand ich stilistisch so trocken und verstaubt, dass ich gar nicht bis zu dem Punkt kam, wo es inhaltlich vielleicht interessant geworden wäre. Aber eben: Das hat nichts mit dem Alter des Romans an sich zu tun, sondern damit dass Lasswitz zumindest gemäss der kleinen Kostprobe, die ich von ihm las, einfach kein besonders guter Autor ist. Ich kann zum Inhalt des Buchs gar nicht viel sagen, da ich nicht weit genug gekommen bin. Vielleicht geschieht ja auch nichts Interessantes, wer weiss ...

"Inhaltlich überholt" finde ich ohnehin ein schwieriges Kriterium. Wenn beispielsweise ein Roman ein heute überholte moralische Vorstellung vertritt, kann er deswegen immer noch spannend zu lesen sein; und selbst wenn ich den Standpunkt des Romans nicht teile, kann das dennoch interessant sein, weil es mir eben Einblicke in vergangene Zeiten gibt.

Gerade in Bezug auf SF würde ich sagen, dass sie vor allem dann als veraltet erscheint, wenn sie sich primär auf die Funktionsweise ihrer Nova konzentriert. Gernsback - um ein extremes Beispiel zu bringen - türmt in Ralph 124C 41+ ein Novum aufs andere und erklärt immer schön brav die Funktionsweise. Solche SF veraltet schnell, weil hier tatsächlich die Nova als Nova im Vordergrund stehen und nicht die Geschichte, die sich aus ihnen ergibt (das ist auch Jule Vernes Problem). Da würde ich dann tatsächlich nur noch von historischem Interesse sprechen. Dieser Roman ist primär als Dokument einer bestimmten Zeit interessant. Wenn ich aber ein Novum einführe, um zu zeigen, wie sich die Menschen verändern, wie es eine interessante Geschichte in Gang setzt, dann ist das etwas, was nicht so schnell veraltet. Denn dann liegt der Fokus nicht auf einer bestimmten Erfindung, die eines Tages von der Wirklichkeit eingeholt werden kann, sondern auf einem interessanten Plot; und der hat bessere Überlebenschancen.

Übrigens hattest Du mit dem "Anspruch eines Schriftstellers" Recht, ein als anspruchsvoll deklarierter Trivialroman ist eine andere Sache als ein zur Unterhaltung geschriebener. Aber diese Intention aus dem Roman selbst herauslesen zu wollen, ich weiss nicht, da stehe ich der Sache doch kritisch gegenüber. Wollte Döblin nicht auch "nur" Unterhaltung schreiben ? Goethe jedenfalls wollte genau und nur dies. Bei Heinrich & Thomas bin ich mir nicht sicher, aber zum Beispiel Siegfried Lenz war meines Wissens jemand, der auch immer hauptsächlich zur reinen Unterhaltung schrieb, ohne weitergehenden Anspruch an sein Werk.

"Unterhaltung" ist ja an sich schon ein weiter Begriff. Ich fühle mich von Thomas Mann sehr gut unterhalten und würde ihn dennoch nicht als Trivialautoren bezeichnen. Für mich kann auch sehr anspruchsvolle Literatur unterhaltend sein. Ich bin übrigens mit Deiner Einschätzung zu Goethe keineswegs einverstanden. Lies mal Faust II; da schüttet der geheime Rat sein ganzes mythologisches Wissen (und noch viel mehr) aus. Ich glaube nicht, dass es viele Leute gibt, die das als "reine Unterhaltung ohne weiteren Anspruch" lesen.

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#73 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 20 November 2008 - 13:12

Jein. Ideen der SF sind aus dem Ghetto ausgebrochen. In den USA wird die SF sogar langsam ersnstgenommen, in Deutschland ist das aber leider noch nicht der Fall, und daran sind *meiner* Meinung nach weniger ghettoisierende Fans als vielmehr die Verleger (nicht die Autoren, die tun nur, was zum Überleben nötig ist) schuld, die nicht bereit sind, gegen das bestehende schlechte Image der SF in der Gesamtbevölkerung aufzuklären, sondern stattdessen ihre Autoren oft zwingen, jedwede Erwähnung der SF zu unterlassen. [...] Wenn große Verlage (und dadurch gezwungenermaßen auch deren Autoren) sich weigern, SF-Werke auch korrekt zu bezeichnen, wird hier eine künstliche (und inhaltlich völlig unsinninge) Abgrenzung betrieben - eben eine Ghettoisierung. [...] Das Problem sind die Verlage, den (meisten) Autoren wäre es ziemlich egal, ob ihr Werk nun als SF bezeichnet wird oder nicht - solange sie das nicht wirtschaftlich schädigt, uznd das ist zumindest in Deutschland derzeit der Fall. [...] Wieder mal Jein. :smokin: Die öffentliche Wahrnehmung hat auch Auswirkungen, vor allem auf den wirtschaftlichen Erfolg. Von daher halte ich auch den Stellenwert der Bezeichnung für wichtig. [...] Ja, das stört mich *sehr*! Noch nichtmal so sehr wegen der Wertigkeit der Bezeichnung, sondern weil ich solch verkappte SF nicht *finde*, und das ist (jedenfalls bei den guten Werken) *mein* Schaden. Und das ärgert mich sehr. Zumal es (glaube ich) eine recht SF-spezifische Erscheinung ist - wer einen Krimi schreibt, versucht ihn ja auch nicht als was völlig anderes zu verkaufen (für mich ist die Bezeichnung "Thriller" bloß eine neumodische Bezeichnung für Krimis).

Diese Betrachtungsweise funktioniert nur, wenn du wertest. Hoch, tief, toll, schlecht usw.

Wenn du das Ganze aber rein mengenmäßig betrachtest, näherst du dich dem Blickwinkel von Verlagen und -- meiner Meinung nach auch -- Autoren.

Man macht sich doch Gedanken im Vorfeld einer Veröffentlichung.

Ein Buch, das vermutlich nur für Genre-Leser interessant ist, braucht gewissermaßen diese Genrebezeichnung. Dann erzielst du einen Mitnahmeeffekt: "Ach, das ist mein Lieblingsgenre? Da guck ich mal rein."

Ein Buch, das vermutlich für viele andere, genrefremde Leser interessant ist, untertitelt man einfach nur mit "Roman". Dann landet es allgemein in der Schönen Literatur und versauert nicht im Genreregal.

Ich kenne persönlich keinen einzigen Autor, der lieber "Kriminalroman" oder "Science Fiction" auf dem Titel stehen haben möchte als einfach nur "Roman".



P.S. am Rande: Ein "Thriller" ist zu allererst ein Spannungsroman, er dreht sich zwar zumeist wie der Krimi um kriminelle Handlungen, aber mit Betonung auf Handlungsreichtum, Rasanz, Action. Ein "Krimi" kann auch ganz beschaulich sein.

#74 Oliver

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Geschrieben 20 November 2008 - 13:17

P.S. am Rande: Ein "Thriller" ist zu allererst ein Spannungsroman, er dreht sich zwar zumeist wie der Krimi um kriminelle Handlungen, aber mit Betonung auf Handlungsreichtum, Rasanz, Action. Ein "Krimi" kann auch ganz beschaulich sein.

Ich habe das noch 'klassischer' gelernt und unterscheide das eher an der Spannungskurve. Bei einem Thriller ist sie wellenförmig, bei einem Krimi stetig ansteigend. Massig Ausnahmen und Mischformen bestätigen die Regel.
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#75 Mazer Rackham

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Geschrieben 20 November 2008 - 20:46

Von Lasswitz habe ich mal Auf zwei Planeten angelesen und es dann gelangweilt zur Seite gelegt; nicht zuletzt weil ich den Stil wahnsinnig trocken und lustlos fand.

Per Zufall, genauer: Twitter (Kuckuck, NGC6544!), bin ich gerade auf eine PDF-Version von "Auf zwei Planeten" gestoßen:

http://www.gasl.org/..._2_Planeten.pdf

Schon die ersten beiden Sätze machen mich stutzig:

"Eine Schlange jagt über das Eis. In riesiger Länge ausgestreckt schleppt sie ihren dünnen Leib wie rasend dahin."

Ausgestreckt dahinrasen - tststs... Das war doch bestimmt auch schon vor über 100 Jahren schlechtes Deutsch, oder...? :)

#76 Martin Stricker

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Geschrieben 20 November 2008 - 21:10

Ich habe ja Fontane eigentlich als Beispiel für einen Autoren ins Feld geführt, der ungefähr gleich alt ist wie Lasswitz, der aber auch stilistisch nach wie vor überzeugt, insofern ging es gar nicht so sehr um die inhaltliche Ebene. Und in diesem Zusammenhang weiss ich denn auch nicht so recht, was Du mit unzeitgemässer Darreichung meinst. Ist damit primär die stilistische Ebene gemeint oder die inhaltliche?

Ah, ein Mißverständnis. Ich meinte den Inhalt. Stilistisch ist "Effi Briest" gut geschrieben.

"Inhaltlich überholt" finde ich ohnehin ein schwieriges Kriterium. Wenn beispielsweise ein Roman ein heute überholte moralische Vorstellung vertritt, kann er deswegen immer noch spannend zu lesen sein; und selbst wenn ich den Standpunkt des Romans nicht teile, kann das dennoch interessant sein, weil es mir eben Einblicke in vergangene Zeiten gibt.

Nach meiner Ansicht sind "inhaltliche Aktualität" und "spannend geschrieben" zwei Eigenschaften literarischer Werke, die nicht in Relation zueinander stehen. Mit anderen Worten: Ein Buch kann spannend und mitreißend geschrieben sein, aber dennoch inhaltlich veraltet sein (und mich deshalb nicht besonders interessieren - vergangene Zeiten sind (für mich) glücklicherweise vorbei...), und natürlich auch umgekehrt.

Gerade in Bezug auf SF würde ich sagen, dass sie vor allem dann als veraltet erscheint, wenn sie sich primär auf die Funktionsweise ihrer Nova konzentriert. Gernsback - um ein extremes Beispiel zu bringen - türmt in Ralph 124C 41+ ein Novum aufs andere und erklärt immer schön brav die Funktionsweise. Solche SF veraltet schnell, weil hier tatsächlich die Nova als Nova im Vordergrund stehen und nicht die Geschichte, die sich aus ihnen ergibt (das ist auch Jule Vernes Problem). Da würde ich dann tatsächlich nur noch von historischem Interesse sprechen. Dieser Roman ist primär als Dokument einer bestimmten Zeit interessant. Wenn ich aber ein Novum einführe, um zu zeigen, wie sich die Menschen verändern, wie es eine interessante Geschichte in Gang setzt, dann ist das etwas, was nicht so schnell veraltet. Denn dann liegt der Fokus nicht auf einer bestimmten Erfindung, die eines Tages von der Wirklichkeit eingeholt werden kann, sondern auf einem interessanten Plot; und der hat bessere Überlebenschancen.

Volle Zustimmung. Ein interessanter Plot erhöht die "Lebensdauer" einer Geschichte, wobei mir klar ist, daß diese Lebensdauer von subjektiven Faktoren wie dem persönlichen Geschmack und Interesse abhängt.

Ein Buch, das vermutlich nur für Genre-Leser interessant ist, braucht gewissermaßen diese Genrebezeichnung. Dann erzielst du einen Mitnahmeeffekt: "Ach, das ist mein Lieblingsgenre? Da guck ich mal rein."

Ein Buch, das vermutlich für viele andere, genrefremde Leser interessant ist, untertitelt man einfach nur mit "Roman". Dann landet es allgemein in der Schönen Literatur und versauert nicht im Genreregal.

Ich kenne persönlich keinen einzigen Autor, der lieber "Kriminalroman" oder "Science Fiction" auf dem Titel stehen haben möchte als einfach nur "Roman".

Hmmm... interessanter Ansatz. Ich denke also mal wieder anders als die große Masse... :)

Es gibt also tatsächlich Leute, die *wollen*, daß ihre Werke in diesem wilden Durcheinander von "allgemeiner Belletristik" landen, in dem man kaum was finden kann, weil es keine Hilfen zur Einsortierung gibt? :unsure: Und sie erhoffen sích auch noch, trotz größerer Konkurrenz und geringerer Abgrenzungsmöglichkeiten, höhere Absatzzahlen. Verstehen tu ich das nicht, aber es muß wohl was dran sein.

Danke, Frank, da muß ich noch weiter drüber nachdenken.

Per Zufall, genauer: Twitter

Was fürn Tier? :P

Bearbeitet von shugal, 20 November 2008 - 21:15.


#77 Mazer Rackham

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Geschrieben 20 November 2008 - 21:47

Was fürn Tier? :)

Twitter, der vorletzte Schrei, der schon tausende von Nachahmern gefunden hat. Auf twitter.com einen Account registrieren und immer posten, was man gerade so macht. Gähn! Wird aber nur von denen gelesen, die einem "followen", am Anfang also von niemandem. Ich kann dem Zeugs nicht wirklich was abgewinnen. Aber manchmal findet man per Zufall was Interessantes, wie eben jetzt den Lasswitz. Das hatte jemand gepostet, dem ich "followe". Hätte ich 30 Minuten später bei Twitter reingeguckt, hätte ich es nicht gesehen, da mehr gepostet wird, als ich lesen kann. Kommt davon, wenn man über 100 Twitterern folgt - was für echte Twitterer noch eine vergleichsweise kleine Zahl ist.

#78 simifilm

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Geschrieben 20 November 2008 - 22:16

Nach meiner Ansicht sind "inhaltliche Aktualität" und "spannend geschrieben" zwei Eigenschaften literarischer Werke, die nicht in Relation zueinander stehen. Mit anderen Worten: Ein Buch kann spannend und mitreißend geschrieben sein, aber dennoch inhaltlich veraltet sein (und mich deshalb nicht besonders interessieren - vergangene Zeiten sind (für mich) glücklicherweise vorbei...), und natürlich auch umgekehrt.

Die beiden Aspekte müssen tatsächlich keineswegs zusammenhängen. Wobei inhaltliche Aktualität für mich tatsächlich kein Kriterium ist. Natürlich gibt es genug Romane, die aus unterschiedlichen Gründen überholt sind. Aber ich gebe gerne zu, dass ich mich in der deutschsprachigen Literatur vor 1950 einiges besser auskenne als in der danach. Insofern ist "Aktualität" für mich wirklich kein Kriterium.

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#79 Martin Stricker

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Geschrieben 20 November 2008 - 22:49

Aber ich gebe gerne zu, dass ich mich in der deutschsprachigen Literatur vor 1950 einiges besser auskenne als in der danach. Insofern ist "Aktualität" für mich wirklich kein Kriterium.

Bei mir ist es genau umgekehrt, ich kenne (interessenbedingt) kaum Literatur, die vor 1945 erschienen ist. Das dürfte unsere unterschiedlichen Meinungen (mit) erklären. :)

#80 molosovsky

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Geschrieben 21 November 2008 - 15:41

Schnell ein Hinweis auf etwas, was Frank B. schrieb:

Ich kenne persönlich keinen einzigen Autor, der lieber "Kriminalroman" oder "Science Fiction" auf dem Titel stehen haben möchte als einfach nur "Roman".

In einem Interview hat Susanna Clarke erzählt, dass man ihr nahegelegt hat, ihren Roman "Jonathan Strange & Mr. Norrell" doch besser nicht als Fantasy zu deklarieren (weil das die Leser abschrecken könnte, die ernsthafte Literatur bevorzugen ... und m.M. hat JS&MN gerade auch solchen Lesern einiges zu bieten). Entgegen dieses *Rates* hat aber Clarke darauf bestanden, dass ihr Roman als Fantasy platziert und beworben werden soll. Immerhin hat das u.a. dazu geführt, dass durch diesen Roman wiedermal kenntlich wurde, was Fantasy alles zu bieten hat (über McTolkien und Co hinaus). Grüße Alex / molo

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#81 Amtranik

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Geschrieben 21 November 2008 - 17:01

Schnell ein Hinweis auf etwas, was Frank B. schrieb: In einem Interview hat Susanna Clarke erzählt, dass man ihr nahegelegt hat, ihren Roman "Jonathan Strange & Mr. Norrell" doch besser nicht als Fantasy zu deklarieren (weil das die Leser abschrecken könnte, die ernsthafte Literatur bevorzugen ... und m.M. hat JS&MN gerade auch solchen Lesern einiges zu bieten). Entgegen dieses *Rates* hat aber Clarke darauf bestanden, dass ihr Roman als Fantasy platziert und beworben werden soll. Immerhin hat das u.a. dazu geführt, dass durch diesen Roman wiedermal kenntlich wurde, was Fantasy alles zu bieten hat (über McTolkien und Co hinaus). Grüße Alex / molo

Soweit ich weiß hat Kai Meyer mal in einem Radiointerview genau das gegenteil als Grund vermutet, warum er so erfolgreich ist.

#82 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 21 November 2008 - 21:13

Schnell ein Hinweis auf etwas, was Frank B. schrieb: In einem Interview hat Susanna Clarke erzählt, dass man ihr nahegelegt hat, ihren Roman "Jonathan Strange & Mr. Norrell" doch besser nicht als Fantasy zu deklarieren (weil das die Leser abschrecken könnte, die ernsthafte Literatur bevorzugen ... und m.M. hat JS&MN gerade auch solchen Lesern einiges zu bieten). Entgegen dieses *Rates* hat aber Clarke darauf bestanden, dass ihr Roman als Fantasy platziert und beworben werden soll. Immerhin hat das u.a. dazu geführt, dass durch diesen Roman wiedermal kenntlich wurde, was Fantasy alles zu bieten hat (über McTolkien und Co hinaus).

Aber da steht im Deutschen "Roman" drunter und im Englischen "A Novel", und sie sind nicht unter irgendeinem Fantasy-Label erschienen. Nicht einmal auf der bucheigenen Werbeseite http://www.jonathanstrange.com/ findet sich die Bezeichnung "Fantasy", da steht nur etwas von "enchanting" ... da kann sie in einem Interview irgendwelchen Fantasyfans gegenüber (<-- behaupte ich jetzt mal frech) viel behaupten! :wink2:

Bearbeitet von Frank Böhmert, 21 November 2008 - 21:23.


#83 simifilm

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Geschrieben 29 November 2008 - 10:05

Für alle, die Gerechtigkeit für Philip K. Dick fordern oder ansonsten der Meinung sind, dass das gehobene Feuilleton SF grundsätzlich verachtet, hier nun eine ausführliche Würdigung von Dicks Kurzgeschichten in der NZZ (Der Link bleibt wahrscheinlich nicht ewig aktiv).

Bearbeitet von simifilm, 29 November 2008 - 10:32.

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#84 †  a3kHH

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Geschrieben 29 November 2008 - 12:36

*echtverblüfftbin* :)

#85 simifilm

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Geschrieben 29 November 2008 - 12:39

Und wenn man umblättert, findet man zudem noch einen Artikel über Ray Bradbury. Anscheinend nehmen die ach so bösen Wächter der Hochliteratur dieses Wochenende eine Auszeit ...

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#86 Martin Stricker

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Geschrieben 29 November 2008 - 19:51

Donnerwetter, da haben sich gleich zwei Feuilletonisten die Mühe gemacht, die von ihnen besprochenen Werke vor dem Schreiben tatsächlich zu lesen und außerdem noch Hintergrundrecherche zu betreiben! Ich bin schwer beeindruckt! :rolleyes:

#87 †  a3kHH

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Geschrieben 29 November 2008 - 20:32

Von wann sind denn die Artikel, beide von heute ? :rolleyes:

#88 Neo Tokyo

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Geschrieben 29 November 2008 - 22:00

Philip K. Dick soll also kein großer unter den Literaten sein? Wieso wurde er dann in die Liste der größten amerikanischen Autoren aller Zeiten aufgenommen? Dicks Ideenreichtum wird auf ewig unerreicht bleiben und ignorante eifersüchtige Möchtegernautoren wie der Verfasser des besagten Artikels werden daran nichts ändern!
I want the club sandwich, I want the cold Mexican beer, I want a $10,000-a-night hooker! I want my shirts laundered... like they do... at the Imperial Hotel... in Tokyo.

#89 Diboo

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Geschrieben 29 November 2008 - 22:38

Dicks Ideenreichtum wird auf ewig unerreicht bleiben

Das dürfte dann doch eine etwas gewagte Prognose sein.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

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Geschrieben 30 November 2008 - 11:02

Von wann sind denn die Artikel, beide von heute ? :rolleyes:

Yep.

Philip K. Dick soll also kein großer unter den Literaten sein? Wieso wurde er dann in die Liste der größten amerikanischen Autoren aller Zeiten aufgenommen? Dicks Ideenreichtum wird auf ewig unerreicht bleiben und ignorante eifersüchtige Möchtegernautoren wie der Verfasser des besagten Artikels werden daran nichts ändern!

Manche Leute haben wirklich eine etwas seltsame Wahrnehmung und sehen auch in einem rundum positiv gehaltenen Artikel noch einen Angriff eines "ignoranten eifersüchtigen Möchtegernautors" ...

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