Daniel 12,4
#1
Geschrieben 15 Februar 2009 - 23:25
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#2
Geschrieben 17 Februar 2009 - 20:13
Dies ist die zweite Geschichte, die ich kommentiere.
Dabei werde ich meine Kritik in die Sparten Inhalt, Sprache und Form einteilen und am Ende des Wettbewerbs eine Durchschnittswertung abgeben. Dies deswegen, da ja noch die eine oder andere Frage, die mich quält, geklärt werden kann.
Ich werde im Folgenden auf die Geschlechtertrennung der Einfachheit halber verzichten und "der Autor" schreiben. Danke.
Von der Leichtigkeit des Anfangs und der Bürde der Vollendung
Inhalt:
Liest man in der einschlägigen Bibelübersetzung nach, da es sich ja durch den Titel irgendwie aufdrängt, findet man unter Daniel, Kapitel 12, Vers 4 folgendes:
Interessant. Besonders wenn man es mit Cyberpunk in Beziehung setzt.Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle diese Schrift bis auf die Letzte Zeit; so werden viele darüber kommen und großen Verstand finden.
Gleich im ersten Satz lernen wir Josh und sein Problem kennen. Sehr schön. So sollen Kurzgeschichten beginnen. Knackig und spannend.
Leider enttäuscht der zweite Satz.
Fast hastig zog er den anderen Fuß nach und sah sich verstohlen um.
Ist er gelähmt? Ist ihm die Haxe eingeschlafen? Wieso „zieht“ er sie nach?
Naja, es wird sich noch klären. Das hat Biblisches ja so an sich.
Es gibt ein mysteriöses Amt, dass den Rekreationspark, samt dazugehörendem Kiesweg, im Hochsommer schließt, weil es zu heiß wird. Alles klar, wieso nicht. Autoritäre Systeme leben von solchen schrulligen Ideen.
Josh steht also verbotenerweise auf dem Rasen. Warum? Er hat in 400 Meter Entfernung etwas Glitzerndes gesehen. Wahnsinn! 400 Meter.
Legolas, was sieht dein Elbenauge?
Bevor mich wer darauf festnagelt. Nein, ich habe es nicht nachgemessen. Ist auch nicht mein Job. Ich denke mir nur, 40 Meter hätten es auch getan. Egal. Weiter im Text.
Das ominöse Amt hat den Weg so angelegt, dass er 200 Meter vor einer Mauer abbiegt, damit man sich nicht mehr als besagte 200 Meter der besagten Mauer nähert. Wo liegt dann die Flasche? Wahrscheinlich so 400 Meter von links nach schräg. Haarspalterei? Möglich, aber ich möchte mir das halt vorstellen können.
Jedenfalls packt den Protagonisten sofort das schlechte Gewissen. Schlimmer als das Amt sind anscheinend die Hausmütter. Aha, wir haben es also mit ein paar Novizelchen zu tun, die in einer Klosterschule unter der Fuchtel von Hausmüttern leben müssen. Impliziert zumindest das weiße Gewand, der biblische Titel und das noch zu erwähnende Neogelium.
Alles klar, alles verständlich. Doch was ist das?
Wieso das denn? Es ist verboten den Rasen zu betreten, sich der Mauer zu nähern und das alles nur auf ein gesprochenes Verbot hin?Wenn Das Amt keine Warneinrichtungen installiert hat, dann kann es nicht allzu gefährlich sein, oder?
Im Übrigen beinhaltet der Satz ein richtig unmoralisches Angebot. Nur weil mein Nachbar kein Schild an seine Frau angebracht hat „Bitte nicht grapschen“, kann es doch nicht gefährlich sein, oder? Supi!
Mehr noch. Eine ähnliche Erregung dürfte auch Josh packen, denn er hat ein Hochgefühl, wenn er über den Rasen geht. Schön für ihn.
Aha, der arme Josh ist nicht nur hörig, sondern auch „brain washed“.... ,denn unbedachtes Handeln ist Ziellosigkeit und jene ist der Weg, der ins Dunkel führt.
Gerade noch voller Lebensfreude, schon kommt die Konditionierung zurück. Lehrsätze aus einem Neogelium drängen sich in sein Gewissen. Böse Mütter, böses Amt, böses Neogelium, böser Josh!
Nein Halt, das Teufelchen auf der Schulter flüstert ihm es doch noch mal mit dem Glitzerding zu versuchen.
Also kehrt das Ganze und zurück. Könnte wichtig sein. Innerhalb einer Seite hat Josh vier Mal seine Meinung gewechselt.
Das kann man jetzt als eleganten Versuch des Autors deuten die Wandlung in der Figur Schritt für Schritt darzustellen. Man kann aber auch anmerken, das ein Protagonist, der so unentschlossen ist, über eine strenge Hausmutter und ein strenges Amt, samt dazu gehörender Religion, dankbar sein sollte.
Warum diese ganzen Konjunktive, wenn er es dann ohnehin tut?In gerader Linie würde er zu dem Glitzern gehen, es untersuchen, und auf geradem Weg würde er zurückkehren. Er würde es kontrollieren.
Moment. Kontrolle ist die Pflicht eines Jeden. Ok.Denn Kontrolle ist die Pflicht eines Jeden. Das war einer jener Sätze, die Das Amt immer wieder propagierte, die Josh jedoch nie so recht verstanden hatte. Bis jetzt. Jeder musste dafür sorgen, dass alles in Ordnung war. Er war seine Pflicht den Rasen zu betreten und das Glitzern anzusehen!
Vor einer solchen Kontrolle steht dann aber sicher eine „Selbstkontrolle“.
Irgendwas in die Richtung: "Bete deine Gebete, ehre deine Hausmutter, ehre das Amt, lass die Hände in der Nacht über der Bettdecke."
Zum Glück ist aber Neugier stärker als Kontrolle, sonst stünde unser Josh mit einem ziemlichen Dilemma da und bis das er dafür die Lösung raus hat, wäre sicher schon ein Sicherheitsmensch da.
Verwirrend im Übrigen, dass ein solcher Komplex über keine Sicherheitskameras verfügt, die sich um die Einhaltung von Verboten kümmern.
Josh nähert sich also einem Baum. Lausche da, Lautsprecher statt Vögel?
Aha, Trueman-Show läßt grüßen.Trotz der Hitze fröstelte Josh. Ihm war, als wäre die Welt in diesem Moment nur eine Kulisse
und er hätte gerade einen Blick hinter die Theaterbühne geworfen, nur um festzustellen, dass alles nur aus Holz und Farbe bestand. Langsam aber sicher wurde Josh sein Abenteuer unheimlich.
Der arme Josh. Das fünfte Mal packt ihn der Zweifel. Schön langsam kann ich mich mit seinem Wunsch nicht mehr identifizieren, ja würde ihm sogar lieber zurufen, dass er klug genug ist und wieder zurückgehen soll.Wollte er wirklich wissen, was dort lag? Hatte er nicht schon genug gesehen? Hin und hergerissen stand Josh wie angewurzelt neben dem Baum, ...
Ende der Geschichte.
Joshs Zweifel Teil 6.Ein Teil von ihm wollte weitergehen, doch tief in seinem Inneren fürchtete er sich vor dem, was er dort finden würde.
Die Götter müssen verrückt sein!Erde lugte unter den grünen Halmen hervor und Josh konnte nun deutlich
erkennen, um was es sich bei seinem Fund handelte.
Eine Flasche?
Er kennt diese Flaschen und weiß NICHT, dass sie kaputt gehen können und man sich daran schneiden kann. Josh ist nicht nur in seinen Entscheidungen zerrissen, sondern auch etwas einfach gestrickt. Verständlich, Sekten rekrutieren selten Genies. Schon gar keine aus der Flasche.Warum sollte jemand ein solch gefährliches Gefäß verwenden? Und vor allem - wenn doch klar war, dass die Flasche beim Aufschlag kaputt gehen würde, warum sie dann werfen?
WAS? Das gilt für eine ganze STADT? Sorry, ab hier kann ich die Story nicht mehr glauben.Das Amt und die Mütter hatten ihn und jeden anderen Bürger der Stadt seit jeher beschützt und behütet.
OK, für eine abgeschottete Sekte, ein NO-GO für eine Stadt, sprich mehr als 200 Menschen.
Das ist derselbe Teil, der sich fragt, warum es keine Warnsignale gibt, wenn man auf den Rasen tritt.... seltsam unbeteiligter Teil seines Verstandes fragte sich, warum man den Bürgern ausgerechnet weiße Kleidung gab, wenn sie doch so schnell verschmutzte.
Im Weiteren erfährt Josh, dass er eine Flaschenpost von der anderen Seite bekommen hat. Der Inhalt der Flasche deutet darauf hin, dass jenseits der Mauer Menschen leben. In Dreck und Armut. Die Spannung steigert sich, als auch ein Zettel zum Vorschein kommt, auf dem was steht. Aber was steht da?
Es muss was Tolles sein. Ich will es wissen. Ich lese, lese, lese †¦ ätsch †¦
Der Gong kommt in Form von zwei Schutzbeamten, die den Rasen betreten. Armer Rasen, dem bleibt heute wirklich nichts erspart. Der will doch nur in Ruhe wachsen.
Ein nicht nachzuvollziehender Gedanke flutet Josh.
Dass die Mauer existiert, weiß er doch nicht seit gerade eben.Noch einmal warf Josh einen Blick auf die riesige weiße Mauer und auf was immer dahinter
sein mochte. Vor ihm lag die Grenze seiner Welt; ein Grenze, die Das Amt bestimmt hatte, ...
Oha, er läuft vor den Schutzbeamten davon. Super, ich liebe Verfolgungsjagden.
Josh läuft zurück zur Stadt.
HÄ, da gibt es Hochhäuser. Schaut von dort niemand über die Mauer? Oder sind die Mauern so hoch wie die Hochhäuser?
Er läuft und läuft und heeeee †¦ AUS? Wieso das denn?
Was steht auf dem Zettel? Wird Josh bestraft? Wer hat die Flasche geworfen?
Werden die Schutzbeamten zur Belohnung einen Orden bekommen, weil sie Josh erlegt haben? Wir die Hausmutter einen neuen Josh bekommen? Wird das Amt in ein paar Sicherheitskameras investieren?
Und das Wichtigste, warum nützt der Autor nicht die restlichen 10.000 Zeichen, um uns das alles zu erzählen?
Sprache:
Manchmal kann weniger mehr sein. Aber manchmal kann auch mehr, nicht genug sein. Fröhlich freigiebiger Umgang mit Konjunktiven, Ausrufezeichen und Adjektiven.
Aha, wie darf man sich das Gewand vorstellen?Josh zog einige Falten aus seinem weißen Gewand und trat einen weiteren Schritt vor.
†¦ etwas Wichtiges war!Und es könnte ja sein, dass es etwas wichtiges war!
Form:
Die Geschichte, die eigentlich eher eine durchgehende Szene ist, ist in fünf Blöcke unterteilt.
Im ersten Block erfahren wir den dramatischen Konflikt und die Figur wird vorgestellt. Das Rätsel erhält seine Form. Sehr schön.
Im zweiten Block wird das Rätsel genauer beleuchtet. Eine Flasche mit einer Nachricht. Soweit so spannend.
Im dritten Block wird der Protagonist entdeckt, eine Jagd wird gestartet.
Im vierten Block erkennt Josh eine Wahrheit, die er eigentlich dauernd vor Augen hatte.
Im fünften Block sind nun viele Fragen offen und werden nicht beantwortet.
Fazit:
Ein schön geschnitzter Anfang einer längeren Geschichte. Der Autor bemüht sich redlich, muss sich aber eingestehen, dass Hintergrundwelt und Figur zu wenig ausgearbeitet sind.
Die ganze Geschichte könnte auch in einen Absatz als Beginn eines Romans passen.
Etwas mehr Tiefe (die natürlich in einer längeren Geschichte kommen könnte) und dem Protagonisten etwas mehr Pfeffer in den Hintern gestreut, dann kann daraus was sehr Gutes werden.
Ich schließe mit dem ersten Teil aus Daniel, Kapitel 14, Vers 13:
[†¦]Du aber, Daniel, gehe hin, bis das Ende komme; [†¦]
Empfehlung an den Autor:
Etwas mehr Sorgfalt bei der Planung einer Geschichte. Nicht dort aufhören, wo die Geschichte eigentlich beginnen sollte.
lg, Flo
Bearbeitet von Earth Rocks, 19 Februar 2009 - 15:47.
#3
Geschrieben 19 Februar 2009 - 08:30
Carpe diem!
- • (Buch) gerade am lesen:Alles, was mich interessiert ...
#4
Geschrieben 21 Februar 2009 - 22:19
#5
Geschrieben 26 Februar 2009 - 17:34
Bearbeitet von heschu, 26 Februar 2009 - 17:35.
Carpe diem!
- • (Buch) gerade am lesen:Alles, was mich interessiert ...
#6
Geschrieben 28 Februar 2009 - 10:02
#7
Geschrieben 02 März 2009 - 16:52
Bearbeitet von Konrad, 02 März 2009 - 17:36.
#8
Geschrieben 04 März 2009 - 13:11
Bearbeitet von Christian Günther, 09 März 2009 - 20:37.
#9
Geschrieben 04 März 2009 - 22:11
#10
Geschrieben 04 März 2009 - 23:43
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#11
Geschrieben 08 März 2009 - 17:03
#12
Geschrieben 10 März 2009 - 16:08
Dennoch bleibe ich ratlos zurück. Wie ließe sich die alttestamentarische Story mit der vorliegenden in Einklang bringen? Ist der Schutt in der Flasche als Hinweis auf einen "draußen" tobenden Krieg zu verstehen? Wie sähe das Heil am Ende der Kämpfe aus? Will uns der Autor etwa auch mit der Auferstehung kommen? Soll überhaupt eine Nähe zur christlichen Mythologie hergestellt werden? Wenn nicht, bliebe zumindest der Titel und damit die Frage nach dem Inhalt der message in the bottle und warum diese versiegelt und weggeschlossen werden soll.
Mir stellen sich mehr Fragen, als ich Antworten bekomme. Ich habe den Verdacht, dass die Story absichtlich mysteriös gehalten wurde. Natürlich ist nie auszuschließen, dass man selbst zu wenig sieht ...
#13
Geschrieben 10 März 2009 - 17:59
Als religiöses Gleichnis ist die Story gelungen, und sie trifft auch das Thema des Wettbewerbs. Was mich persönlich an ihr stört, ist, dass ich aus ihr nichts lernen kann. Ich fühle mich bei der Lektüre in meinem eigenen Weltbild nicht herausgefordert, nach der Lektüre nicht bereichert. Den in meinen Augen zentralen Test für eine gute Story besteht sie nicht; sie beantwortet mir die Frage: "Warum sollte ich dich lesen wollen?" nicht.
#14
Geschrieben 11 März 2009 - 15:05
Bearbeitet von Vincent Voss, 11 März 2009 - 15:13.
#15
Geschrieben 12 März 2009 - 18:57
Nett geschrieben, aber gleichzeitig altbekannt.
Ich hatte beim Lesen einen gewissen Angestellten des Ministeriums für Wahrheit vor Augen, der sich abseits der vorgesehen Wege bewegt, dabei ein Antiquitätengeschäft entdeckt ubd sich langsam aber sicher von den Idealen der totalitären Gesellschaft fortentwickelt.
Und wenn mich die Handlung schon so stark an den Altmeister des urbanen Dystopie erinnert, dann liegt die Messleiste hoch.
6 Punkte
Eine nicht ganz ernsthafte Zukunftsvision.
Coming Soon.
- • (Buch) gerade am lesen:keins
#16
Geschrieben 13 März 2009 - 10:11
#17
Geschrieben 14 März 2009 - 20:42
4 Punkte
Neu: Armin Rößler - Die Nadir-Variante
Armin Rößler - Entheete (Neuauflage) +++ Armin Rößler - Cantals Tränen +++ Hebben/Skora/Rößler (Hrsg.) - Elvis hat das Gebäude verlassen
Das Argona-Universum
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Mein Blog
#18
Geschrieben 15 März 2009 - 23:29
(Geoffrey Berenger; Highlander Turning Tide)
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#19
Geschrieben 15 März 2009 - 23:50
Myspace // Blog
No rest from the labor at the whip's end, when portraits of toil invade.
No rest from the stinging of the needles, when we covet their highs.
We can't run from the swarm when we live in the hive,
and the game is soon lost when we pray to the skies.
We can't run from the storm under black clouded skies.
We can't run from the swarm when live in the hive.
Are we deaf to the silence, or the roar of the machines,
or the hammering of the gavels, or the thunder of the crowds,
or the voices in our heads, or are we deaf from the silence?
From Ashes Rise - Silence
#20
Geschrieben 15 März 2009 - 23:52
(Geoffrey Berenger; Highlander Turning Tide)
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#21
Geschrieben 15 März 2009 - 23:56
War ja auch nicht sonderlich kompliziert, wenn man sich den "Vorbereitungen zum Capco.de"-Thread genau durchliest Oder man darauf achtet, dass ich alle Storys ausser meiner, Nishka und Ruhelos kommentiert habe.Ich lag bei dir tatsächlich richtig. Yay me!
Myspace // Blog
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From Ashes Rise - Silence
#22
Geschrieben 16 März 2009 - 00:31
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