Krematorium
#1
Geschrieben 15 Februar 2009 - 23:32
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âą (Buch) Neuerwerbung: Philip K. Dick - Der dunkle Schirm
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âą (Film) gerade gesehen: James Bond - Casino Royal
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⹠(Film) als nÀchstes geplant: A Scanner Darkly
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âą (Film) Neuerwerbung: Paris 2054 Renaissance
#2
Geschrieben 19 Februar 2009 - 07:58
Carpe diem!
- âą (Buch) gerade am lesen:Alles, was mich interessiert ...
#3
Geschrieben 21 Februar 2009 - 16:09
#4
Geschrieben 21 Februar 2009 - 16:40
#5
Geschrieben 24 Februar 2009 - 18:35
#6
Geschrieben 28 Februar 2009 - 17:50
Carpe diem!
- âą (Buch) gerade am lesen:Alles, was mich interessiert ...
#7
Geschrieben 04 März 2009 - 12:27
Bearbeitet von Christian GĂŒnther, 09 März 2009 - 20:38.
#8
Geschrieben 05 März 2009 - 21:37
Der Protagonist reflektiert seine Situation viel zu sehr aus der Warte von jemandem, dem unsere Lebenswelt vertraut ist. Daher hatte ich erwartet, dass er ein ehemals freier Mensch ist, der gefangen wurde. Aber [SPOILER!] das ist er nicht: Als Arbeiter wurde er in einer Brutkammer gezĂŒchtet, bald nach seiner Geburt adaptiert. Begriffe wie Farbe mĂŒssten ihm fremd sein, ebenso wie die normale Funktion von Armen, Augen und Beinen. Desweiteren dĂŒrfte er keine Auffassung von menschlicher Norm oder Ăstetik haben, sich daher ĂŒber sein Aussehen nicht aufregen dĂŒrfen.
Die Geschichte ist also sehr deutlich auf Ekel/Grauen gebĂŒrstet. Fear over Function. Der Versuch, body horror mit SF zu paaren schlĂ€gt fĂŒr mich aber fehl, weil mir das eben durch die erwĂ€hnten MĂ€ngel zu offensichtlich daherkommt.
Daher ein Abzug in der B-Note fĂŒr die ansonsten stilistisch untadelige Geschichte.
Und ja, wenn er es nicht ist, ist es ein recht guter Imitator. Ich sag nur: ZĂ€hl die Semikolons.
#9
Geschrieben 06 März 2009 - 23:33
Bearbeitet von MrSeaman, 06 März 2009 - 23:34.
#10
Geschrieben 08 März 2009 - 14:17
#11
Geschrieben 08 März 2009 - 15:51
#12
Geschrieben 10 März 2009 - 17:32
Der Stil ist exzellent. Wortwahl, Satzbau, Tropen und andere rhetorische Figuren bringen die Gedanken des Protagonisten unmissverstĂ€ndlich herĂŒber, ohne gezwungen zu wirken.
Die Struktur ist klar und zweckmĂ€Ăig; es ist eine Kreisstruktur, die nötig ist, um die fĂŒr die Aussage der Story zentrale Ironie zu vermitteln: Die dargestellte Gesellschaft, deren Zentrum, Endpunkt - und, angedeuteterweise, letztendlicher Untergang - das Krematorium ist, existiert nur noch dazu, eine "dreimal so groĂe" Kopie ihrer selbst herzustellen; ihre Entwicklung hat in eine high level equilibrium trap gemĂŒndet - gesellschaftlicher Stillstand durch Vergeudung aller Ressourcen fĂŒr eine Wiederholung des Immergleichen.
Auch ich habe wÀhrend des Lesens zweifelnd die Passagen angestrichen, in denen der Protagonist schockiert auf den Anblick seiner Entstellungen reagiert. Genaugenommen war ich bereits ab der Passage auf Seite 7, in der er den Sinn hinter seiner Gestaltung hinterfragt, skeptisch:
Es ist der Ăbergang von der Hinterfragung der Gesellschaft zur Hinterfragung der eigenen Rolle in dieser Gesellschaft, der dem Autor nicht gelungen ist. Dass der Schock des Protagonisten auf ein SelbstverstĂ€ndnis hindeutet, das ein in dieser Gesellschaft erschaffenes Wesen gar nicht haben dĂŒrfte, ist eine legitime Beobachtung, aber nicht der eigentliche Auslöser dieser erzĂ€hlerischen Unstimmigkeit. Denn wĂ€re diese Passage nur ein wenig ausfĂŒhrlicher, hĂ€tte auch das glaubwĂŒrdig vermittelt werden können - der Autor hat es versucht, ist aber zu subtil geblieben:So viele Fragen, die mich quĂ€len, so viele Dinge, die mir rĂ€tselhaft erscheinen: der Knochenfund heute, das nachgeschwĂ€rzte Foto; der Elektrosturm. HĂ€ngen diese Dinge zusammen? Gibt es eine kausale Kette, Ursachen, Effekte?
Meine AbhÀngigkeit von der Maschinenstadt...
Weshalb wurde ich ohne Arme und Beine gemacht; wieso habe ich keine Augen, keine Ohren, keinen Mund?
Die Verbindung zwischen diesem Absatz und dem vorher zitierten wird nicht klar genug gemacht. Mit einer vertieften Darstellung des Denkprozesses, der Unzufriedenheit des Protagonisten durch die (wörtliche wie bildliche) EinschrĂ€nkung seines Handlungs- und Bewegungsspielraums in seiner jetzigen Gesellschaft, einer nĂ€heren ErlĂ€uterung, weswegen er sich jetzt eher mit der vergangenen Gesellschaft identifiziert, wĂ€re sein SelbstverstĂ€ndnis viel klarer geworden, und der Leser hĂ€tte die Passagen von S. 7 ff nicht als Bruch wahrgenommen.Ăberreste der Vorkultur, sehe ich sofort - eine Karosserie, verbeult, mit verkratzter Windschutzscheibe, und darin eingeschlossen wie ein Insekt in Industrieharz: ein menschliches Skelett. Arme, Finger, Beine; Knochenreste.
Persönlich hĂ€tte auch ich den Protagonisten seiner VerkrĂŒppelung gegenĂŒber indifferent gemacht und das Sehnen nach der Vergangenheit nicht ins Spiel gebracht. Es wĂ€re interessanter und innovativer gewesen, zu sehen, auf welche Weise sich ein Mitglied einer solchen Gesellschaft ihrer Sinnlosigkeit ohne die Folie der Vergangenheit bewusst wird. Der jetzige Aufbau hingegen ist altbekannt, geradezu klassisch: Der Autor projiziert unsere heutigen Moralvorstellungen und Weltbilder auf den Text. Die Gegenwart als MaĂstab anzulegen und im Rahmen des Textes zum nostalgischen Ideal zu machen, bestĂ€tigt und zementiert das SelbstverstĂ€ndnis des Lesers, anstelle es zu erschĂŒttern - was der mutigere Weg gewesen wĂ€re. Aber das ist ein typischer "hĂ€tte ich anders gemacht, hat der Autor aber nicht"-Einwand, der nichts mit der QualitĂ€t der Story an sich zu tun hat und deshalb auch keinen Eingang in die Wertung findet.
Ein weiterer Aspekt des erzĂ€hlerischen Bruchs, der auf S. 7 stattfindet, ist ja, dass er scheinbar ein zu weit gehendes Wissen von der vergangenen Gesellschaft hat. Hier möchte ich kurz darauf hinweisen, dass wir zwar niemals erfahren, woher er dieses Wissen und VerstĂ€ndnis haben könnte, dass aber auch niemals explizit gemacht wird, er könne es sich nicht angeeignet haben. Wir erfahren sehr wenig ĂŒber die "Freizeitgestaltung" der Leute in dieser Gesellschaft, und obwohl Fotos und Akten zensiert werden, scheint Wissen ĂŒber die Vergangenheit an sich nicht rundheraus verboten zu sein - das beginnt schon damit, dass dem Protagonisten "Vergangenheit", "Vorkultur", "Relikte", das Aussehen eines vollstĂ€ndigen (!) menschlichen Skelettes etc. bereits ein Begriff sind. Wir neigen zwar dazu, diese Gesellschaft ob ihrer KĂ€lte fĂŒr einen totalitĂ€ren Terrorstaat zu erklĂ€ren, aber daraus spricht nur wieder unsere eigene kulturelle Eichung. Wenn man nur die vom Autor gelieferten Fakten berĂŒcksichtigt, scheint es sich eher um eine "Brave New World", als um "1984" zu handeln: Die Vergangenheit ist nicht verboten - es interessiert sich nur keiner dafĂŒr. Erst, als der Protagonist zu tief bohrt, von seiner Position in der Gesellschaft zu stark abweicht, wird er aus dem Verkehr gezogen und verurteilt. (Auch hier hĂ€tte ich als Autor ein wenig anders gehandelt und den Protagonisten fĂŒr die VernachlĂ€ssigung seiner Arbeit verurteilt, nicht dafĂŒr, dass er dem Endziel seiner Gesellschaft nachgeht, wie der Text es anzudeuten scheint - aber auch das ist nur meine persönliche Meinung.) Mit anderen Worten: Ich halte es zumindest fĂŒr nachvollziehbar, dass ein gebildeter und engagierter Torso in dieser Welt eine recht gute Vorstellung davon haben kann, wie das Leben in der Vergangenheit aussah. Ich stimme aber meinen Vorrednern zu, dass dieser Punkt unklar bleibt und ebenfalls einige Vertiefung vertragen hĂ€tte. (Am Rande: Dass der Protagonist ein regelrechter Altertumsforscher sein muss, ist mir am deutlichsten an der Metapher des "Ballets aus KrĂ€nen" aufgegangen - ein Torso ohne GliedmaĂen, der sich mit Tanz auskennt, ist doch schon beachtlich! )
Das Thema "Urban Life" ist getroffen und sogar auf besonders kreative, unerwartete Weise umgesetzt. Von "Near Future" wĂŒrde ich zwar nicht sprechen, aber die Story brĂ€uchte wenigstens nicht auf einem anderen Planeten zu spielen, um zu funktionieren.
#13
Geschrieben 10 März 2009 - 22:28
Der Schreibstil, der anfangs noch ĂŒberwltigend wirkt stumpft immer mehr ab und beginnt mich irgendwann zu langweilen. Warum?
Weil Stil ohne Substanz mich langweilt. Und mir fehlt es der Geschichte letzten Endes an Substanz.
Protagonist arbeitet, Protagonist hat Freizeit, Protagonist hat Unfall und plötzlich Zweifel an Gott/Krematorium und der Welt, System entsorgt Zweifler.
Aktbekannte Handlung. Keine Ăberraschungen. Ein wenig 1984, ein wenig Brave New World auf Amputationsfetischismus. Mir ist es zu wenig Substanz. Es will sich keine Spannung einstellen und die Auflösung ist eigentlich zu schnell zu klar.
AbzĂŒge in der B-Note kommen noch dazu, da fĂŒr mich persönlich das Genre nicht hinreichend getroffen wurde.
6 Punkte
Eine nicht ganz ernsthafte Zukunftsvision.
Coming Soon.
- âą (Buch) gerade am lesen:keins
#14
Geschrieben 13 März 2009 - 09:05
#15
Geschrieben 14 März 2009 - 20:46
9 Punkte
Neu: Armin RöĂler - Die Nadir-Variante
Armin RöĂler - Entheete (Neuauflage) +++ Armin RöĂler - Cantals TrĂ€nen +++ Hebben/Skora/RöĂler (Hrsg.) - Elvis hat das GebĂ€ude verlassen
Das Argona-Universum
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Mein Blog
#16
Geschrieben 15 März 2009 - 12:12
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âą (Buch) Neuerwerbung: Philip K. Dick - Der dunkle Schirm
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âą (Film) gerade gesehen: James Bond - Casino Royal
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⹠(Film) als nÀchstes geplant: A Scanner Darkly
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âą (Film) Neuerwerbung: Paris 2054 Renaissance
#17
Geschrieben 15 März 2009 - 21:05
Wer hÀtte das gedachtRank Hebben
Myspace // Blog
No rest from the labor at the whip's end, when portraits of toil invade.
No rest from the stinging of the needles, when we covet their highs.
We can't run from the swarm when we live in the hive,
and the game is soon lost when we pray to the skies.
We can't run from the storm under black clouded skies.
We can't run from the swarm when live in the hive.
Are we deaf to the silence, or the roar of the machines,
or the hammering of the gavels, or the thunder of the crowds,
or the voices in our heads, or are we deaf from the silence?
From Ashes Rise - Silence
#18
Geschrieben 16 März 2009 - 08:53
Bearbeitet von Frank, 16 März 2009 - 08:55.
#19
Geschrieben 16 März 2009 - 13:25
#20
Geschrieben 18 März 2009 - 13:40
War aber knapp ... Und das wĂ€re schade gewesen, weil das genau der Punkt war, der die Story fĂŒr mich von "ganz gut" in "hervorragend" umgewandelt hat.Du hast die Elektrorebellen entdeckt!
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