Joe Haldeman - Der ewige Krieg
#2 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 30 April 2009 - 19:06
Ah, Thread schon offen. Dann will ich ja die Leser der deutschen Fassung gleich mal was fragen: Habt ihr da auch das Vorwort von Joe Haldeman persönlich zur Publikationsgeschichte seines Romans drin?(The Forever War)
#3
Geschrieben 30 April 2009 - 19:37
#4
Geschrieben 30 April 2009 - 22:56
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#5 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 01 Mai 2009 - 06:07
Ah, gut, danke. Dann gehe ich davon aus, dass wir auch dieselbe, ursprüngliche Textfassung lesen werden, die Haldeman Ende der 1990er erstmals hat veröffentlichen können.Ja, in der Ausgabe, die ich oben verlinkt habe, gibt es sowohl ein Vorwort von Ben Bova als auch die Anmerkungen von Haldeman selbst
Zu der zeitlichen Verschiebung nur so viel: Man stelle sich vor, der deutsche Verlag würde George Orwells Klassiker nun als 2284 neu rausbringen.
#6
Geschrieben 01 Mai 2009 - 06:22
Häh ?!?!!!Ah, gut, danke. Dann gehe ich davon aus, dass wir auch dieselbe, ursprüngliche Textfassung lesen werden, die Haldeman Ende der 1990er erstmals hat veröffentlichen können.
Witzigerweise ist Haldeman bis vor kurzem an mir komplett vorbeigelaufen, erst durch Pandora bin ich auf ihn aufmerksam geworden.
Und nachdem ich nun die Heyne-Erstauflage und die Ausgabe aus der Heyne SF-Bibliothek vorliegen habe, habe ich durch Deinen Kommentar mir gerade eben auch noch die obige Ausgabe besorgt. Danke für die Info.
Bearbeitet von a3kHH, 01 Mai 2009 - 06:24.
#7
Geschrieben 01 Mai 2009 - 10:31
Ist aber ein gute Sache, die Geschichte ein wenig mehr in die Zukunft zu verlagern, denke ich. Hat mich schon immer gewundert, was einige Autoren sich für gar wenige Jahrzehnte so alles vorstellen konnten.
Bezüglich des Buches bin ich ein wenig skeptisch und habe es bislang auch stets links liegen gelassen.
Mal sehen, ob etwas dran ist an dem Klassiker.
Und schließlich ist ja Ridley Scott gerade dabei, den Roman zu verfilmen. Da würde es mich schon interessieren, ob es sich um lohnenswerten Soff handelt.
#8
Geschrieben 01 Mai 2009 - 12:11
#9
Geschrieben 01 Mai 2009 - 12:21
Also, da widerspreche ich vollkommen. Es hat etwas von Bevormundung, wenn ein Verlag entscheidet, was er in einem Roman ändern muss, damit er meint, ihn seinen Lesern zumuten zu können.Ist aber ein gute Sache, die Geschichte ein wenig mehr in die Zukunft zu verlagern, denke ich. Hat mich schon immer gewundert, was einige Autoren sich für gar wenige Jahrzehnte so alles vorstellen konnten.
Bezüglich des Buches bin ich ein wenig skeptisch und habe es bislang auch stets links liegen gelassen.
Mal sehen, ob etwas dran ist an dem Klassiker.
Und schließlich ist ja Ridley Scott gerade dabei, den Roman zu verfilmen. Da würde es mich schon interessieren, ob es sich um lohnenswerten Soff handelt.
Ich möchte aber so nicht bevormundet werden, für mich ist das Buch eingedenk aller Implikationen (auch, dass ein viel früherer Zeitpunkt für die Handlung vorgesehen war) ein sehr lesenswertes. Da brauche ich keinen Lektor, der entscheidet, wie er das Buch für mich noch besser machen kann, ganz im Gegenteil.
#10
Geschrieben 01 Mai 2009 - 13:29
Ich habe Starship Troopers leider nicht gelesen. Dafür kenne ich den Film, ein Haufen Heinlein Bücher und die Satire von Harry Harrison. Mir scheint "Der ewige Krieg" eher in der Tradition von "Im Westen nichts Neues" zu stehen. Da sieht man einiges an Parallelen.Interessant waren die Paralellen zu Starship Troopers. Ich habe das Buch erst vor ein paar Jahren gelesen und ich sehe schon einige Ähnlichkeiten, wie z. B. der Einsatz mit Kampfanzügen, die die körperlichen Fähigkeiten erhöhen. Ich fand die Beschreibung der Schulung sehr gut. Es ist vollkommen logisch, dass ein Anzug, der die Kräfte um ein Vielfaches steigert, eine Bedrohung für den Träger und seine Kamaraden dastellt. Sehr durchdacht das ganze.
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#11
Geschrieben 01 Mai 2009 - 13:45
#12 Gast_Jorge_*
Geschrieben 01 Mai 2009 - 19:42
Johnny zieht in den Krieg(Johnny got his gun)?aber so etwas wie einen totalen Anti-Kriegsfilm gibt es nicht.
(Um nur mal einen zu nennen)
#13 Gast_Jorge_*
Geschrieben 01 Mai 2009 - 19:52
Tja, anno 1975 war die Apollo-Euphorie noch nicht ganz verflogen, die meisten der SF-Auguren gingen von einem stetigen Fortschritt in der Raumfahrt aus...die tatsächliche Entwicklung konnte wohl keiner "voraussehen" (soviel zu SF als "Zukunftsliteratur").Hat mich schon immer gewundert, was einige Autoren sich für gar wenige Jahrzehnte so alles vorstellen konnten.
#14
Geschrieben 01 Mai 2009 - 20:48
#15 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 02 Mai 2009 - 10:37
Richtige Einschätzung, Rusch! So schreibt er das auch im Vorwort der Ausgabe bei SF Masterpieces:Ich hatte eher den Eindruck, Haldeman wollte den Ausbildern noch einen Vietnam Hintergrund [geben -- Bö.], denn schon damals war abzusehen, dass interstellare Raumfahrt niemals bis zur Jahrtausendwende möglich wäre.
Unterstreichung von mir."The dates in the book are now kind of funny; most people realize we didn't get into an interstellar war in 1996. I originally set it in that year so it was barely possible that the officers and NCOs could be veterans of Vietnam, so we decided to leave it that way, in spite of the obvious anachronisms. Think of it as a parallel universe. / But maybe it's the real one, and we're in a dream."
#16
Geschrieben 02 Mai 2009 - 12:40
#17
Geschrieben 03 Mai 2009 - 21:52
Nichts desto Trotz hat mir der erste Teil ganz gut gefallen. Die Sprache ist sehr präzises, die Kapitel extrem kurz und die Handlung kommt in, fast film artigen, kurzen Sequenzen schnell voran. Der Drill wird in stoischer Sprache dokumentiert. Nur durch einige fatalistische Einsprengsel wird deutlich das der Protagonist nicht ganz von der Sache überzeugt ist. Ich finde man merkt deutlich das der Autor nicht nur ein fundierte naturwissenschaftliche (Physik-lastige) Ausbildung hatte, sondern sich auch gut mit dem militärische Handwerk auskennt. Das gibt der Geschichte ein hohes Maß an Authentizität.
Die gesellschaftlichen Besonderheiten dieser, aus damaliger Sicht, zukünftigen Gesellschaft, weisen auf ein hohes Maß an Liberalität hin (Kiffen und ein relativ unbefangener Umgang mit Sexualität innerhalb der Armee). Die Zwangsrekrutierung und der unmenschliche (meiner Meinung nach ziemlich unlogische) extreme Drill könnte man als überzogene Reaktion auf den Angriff (?) der Taurans verstehen.
Auf der englischen Wikipedia kann man erfahren das Heinlein den Roman wohl ziemlich gut fand. Ehrlich gesagt kann ich auch nicht unbedingt sehen das das Buch ein Gegenentwurf zu Starship Troopers ist. Ich kenne zwar auch nur den Film, aber wenn ich die Kommentare der Mitleser hier richtig interpretieren ist das Buch "Starship Troopers" nicht ganz so eindimensional wie der Film. Letztendlich kann das aber nur jemand beantworten, der wirklich beides gelesen hat.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden, auch mit der Entscheidung das Buch im Original zu lesen. Wahrscheinlich geht mir einiges verloren, dadurch das ich im Englischen nicht hundertprozentig fit bin, aber bisher komm ich glaub ich ganz gut mit. Auf Grund der relativ gerafften Schreibweise, und des schnellen Handlungsfortschritts, ist der Roman ideal für Einsteiger in die englische Original-Literatur (behaupte ich jetzt einfach mal).
#18
Geschrieben 04 Mai 2009 - 10:46
http://www.amazon.de...duct/0312536631
Darin enthalten ist ein Vorwort vom Autor und von Scalzi.
Die Covergestaltung zielt offenbar auf ein Mainstream Filmpublikum ab. Zu Beginn des Romanes findet sich auch bisher wenig SF. Die Sprache ist militärisch rüde.
#19
Geschrieben 06 Mai 2009 - 11:37
Grundsätzlich gebe ich dir schon recht: Fast jeder Anti-Kriegs-Film hat auch sein Kriegs-Pathos. Aber in diesem Fall habe ich es beim ersten Durchlesen vor zwei Jahren so verstanden, dass William nach der ersten Mission seine Heimat verloren hat. Die Armee ist damit das, was er am ehesten als Heimat bezeichnen würde und das ist seine Motivation, weiter zu kämpfen. In diesem Sinne entwickelt sich das Buch ja auch weiter. Bin aktuell erst beim Start der ersten Mission angekommen. Mal schauen, ob sich meine Erinnerung bestätigt.William der Held hätte ja auch nach der ersten Mission in Ruhestandgehen können. Wenn er wirklich gewollt hätte, wäre ihm das gelungen. Er aber mach sogar Karriere. Von dieser Warte aus ist das kein Anit-Kriegsbuch.
#20 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 12 Mai 2009 - 08:10
Als totalen Antikriegsfilm würde ich vielleicht Birdy von Alan Parker bezeichnen, aber es ist lange her, dass ich den gesehen habe.Früher hätte ich ja gesagt, das Buch sei ein Anti-Kriegs Roman. Heute sehe ich das anders: Jeder Kriegsfilm ist bis zu einem gewissen Grad ein Anti-Kriegsfilm, aber so etwas wie einen totalen Anti-Kriegsfilm gibt es nicht. Jeder Stoff enthält auch einen gewissen Pathos. Und in diesem Roman gibt es einigen. William der Held hätte ja auch nach der ersten Mission in Ruhestandgehen können. Wenn er wirklich gewollt hätte, wäre ihm das gelungen. Er aber mach sogar Karriere. Von dieser Warte aus ist das kein Anit-Kriegsbuch.
Haldeman selbst beschreibt sein Buch so: "it's mainly about war, about soldiers, and about the reasons we think we need them."
Ich habe jetzt auch mit der Lektüre begonnen -- erst stand mal das fünfte Durchschmökern von Keri Hulmes genialem Roman über die Neugründung eines Maori-Stammes an, Unter dem Tagmond.
Das erste Kapitel des Romans stellt schon eine unglaubliche Verdichtung des gesamtes Stoffes dar, einen regelrechten Keim: Das seltsam liberale Soldatenleben mit Kiffen und freiem Sex erinnert schwer an Geschichten, die Vietnamveteranen erzählt haben (extrapoliert natürlich), der Warten-auf-Godot-Irrsinn des Ewigen Krieges deutet sich auch schon an, und das alles auf gerade mal zweieinhalb Seiten. Sauber!
Toll finde ich, dass bis jetzt (p. 44, also Ende von Kapitel 10) das grauslig Ausgedehnte, Endlose dieses Krieges schon richtig rauskommt, der Autor aber die einzelnen Szenen und Absätze superknapp und pointiert schreibt -- die Langeweile der Soldaten zwischen den harten Übungssequenzen wird also nicht zur Langeweile der Leserschaft. Danke dafür! (Wenn ich da an Die Nackten und die Toten denke, das Teil habe ich nach mehreren Anläufen noch nicht über die Seite 30 hinausgeschafft.)
Soweit mal ein paar rasche Assoziationen vor der Brotarbeit ...
Bearbeitet von Frank Böhmert, 12 Mai 2009 - 08:30.
#21
Geschrieben 12 Mai 2009 - 10:56
#22
Geschrieben 12 Mai 2009 - 15:07
#23
Geschrieben 13 Mai 2009 - 09:12
#24
Geschrieben 14 Mai 2009 - 15:55
#25
Geschrieben 14 Mai 2009 - 17:30
Vorworte
Ich liebe Vorworte, insbesondere wenn darin steht, wie die Geschichte entstanden ist. In diesem Fall finde ich die beiden Vorworte äusserst praktisch, denn es ist schon wichtig zu wissen, dass es verschiedene Versionen gibt. Auch wenn ich es nicht mag, dass ein ausländischer Verlag einfach etwas abändert, verstehe ich die Beweggründe der Jahreszahländerung gut: Es war schon ein wenig blauäugig, um in den Sechszigern gleich nach der Mondlandung interstellaren Raumfahrt innerhalb dreissig Jahren zu erwarten.
Soldat Mandella
Ich kenne nur wenig Military-SF, aber bei was ich so gelesen habe, ärgerte ich mich schon ein paar Mal darüber, was für grundsätzlich dumme Entscheidungen vom Militär getroffen wurden. (Muss dazu bekennen, dass ich keinen Dienst absolviert habe.) In diesem Buch ärgere ich mich jedoch nicht, denn all die Fehlentscheidungen - von der fehlerhaften Schutzrüstung bis zur Entscheidung nur einen einzigen Gefangenen zu nehmen - sind das Thema des Buches. Vielleicht ist dieses Buch kein prinzipieller Anti-Kriegs-Roman sondern nur ein Aufschrei gegen dumme Kriegsführung?
Aha, das kommt noch! Ich habe bei Soldat Mandella mehrmals gedacht: Ja, und wenn einer schwul ist? Oder seiner Freundin auf der Erde treu bleiben möchte?Homosexuellen
Dies erwartete ich eigentlich nach der Lektüre von Soldat Mandella. Das Teil steht ja schön für sich alleine, und die logische Nachgeschichte müsse eigentlich sein, dass die Politiker einen Vorfall sehr aufgebauscht hätten. (Wenn ich mich richtig erinnere, wurde die Vietnamkriegserklärung auch auf einem abstrusen Vorfall mit Schiffchen basiert.)Der Hinweis am Schluss, der Krieg fand nur statt, weil es der Politik recht war, kam ein bißchen vorgeschoben daher. ... Besser wäre gewesen, William hätte dies bei einer seiner Missionen herausgefunden. Das wäre eleganter gewesen.
#26
Geschrieben 14 Mai 2009 - 18:46
Das hast Du natürlich recht. Das ist die Lieblingsmethode der Amis eine Kriegserklärung abzugeben. Im ersten Weltkrieg war es glaube ich auch so und sind nicht auch in Pearl Harbor Schiffe untergegangen. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.pngDies erwartete ich eigentlich nach der Lektüre von Soldat Mandella. Das Teil steht ja schön für sich alleine, und die logische Nachgeschichte müsse eigentlich sein, dass die Politiker einen Vorfall sehr aufgebauscht hätten. (Wenn ich mich richtig erinnere, wurde die Vietnamkriegserklärung auch auf einem abstrusen Vorfall mit Schiffchen basiert.)
#27
Geschrieben 15 Mai 2009 - 16:42
#28
Geschrieben 15 Mai 2009 - 16:53
Mir gefällt das zweite Kapitel inhaltlich ausserordentlich gut. Ich kann mir einen globalen, halbanarchistischen Zustand als Zukunftsbild gut vorstellen. Es ist auch dichter erzählt - Mandella weiss nicht was auf ihn zukommt, er reist (mit dem Leser) unwissend über die zukünftige Erde.
Haldemann zeigt gut auf, dass die Menschen in einer Schleife stecken: Der Krieg ist zur Wirtschaft geworden, woraus die Menschheit nicht mehr aussteigen kann.
Die Kalorien als Zahlungsmittel finde ich den Hit! Sehr gut gefunden.
Nur verstehe ich nicht so richtig, wie die staatliche Förderung der Homosexualität den heterosexuellen Menschen schwul bzw. lesbisch machen kann. Ein paar Beispiele zu den betreffenden Programmen fehlten in diesem Kapitel.
#29 Gast_Jorge_*
Geschrieben 15 Mai 2009 - 18:45
Tja, SF-Autoren sind halt Kinder ihrer Zeit:Es war schon ein wenig blau䵧ig, um in den Sechszigern gleich nach der Mondlandung interstellaren Raumfahrt innerhalb dreissig Jahren zu erwarten.
Projekt Orion: Ein gigantisches, 4000 Tonnen schweres Raumschiff, das von Hunderten in schneller Folge explodierender Atombomben ins All getrieben werden sollte. "Mars bis 1965, Saturn bis 1970" lauteten die Ziele des Orion Teams. "Größere Versionen", fabulierte Freeman Dyson, "werden Kolonien von einigen tausend Menschen mit allen Annehmlichkeiten moderner Zivilisation zu Alpha Centauri bringen."
aus
Projekt Orion - Der Ritt auf der Bombe
in
Geo Wissen Nr.33
Die Geheimnisse des Universums
Ausführlicher wird dieses (heute unglaublich naiv anmutende) Raumfahrtprojekt der USA in diesem Buch beschrieben:
George Dyson
Project Orion - The Atomic Space Ship 1957 - 1965
Unter dem Einfluß des damals grassierenden Raumfahrtfiebers haben so ziemlich alle danebengegriffen, man denke nur mal an den hochgelobten 2001: Mondstationen, bemannte Missionen im Sonnensystem etc. ...nichts davon ist eingetreten.
Bearbeitet von Jorge, 15 Mai 2009 - 19:09.
#30
Geschrieben 15 Mai 2009 - 20:43
Kleines Kapitelchen, wenig Inhalt. Man erfährt nix über die Taurier oder über die Erde (ausser dass annehmliche Kolonien gestiftet wurden). Mandella ist nun (aus seiner Sicht wenigstens) der letzte Mensch, der noch die Friedenszeit gekannt hat.
Da hätte Haldemann mehr schreiben und rausholen können.
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