Es ist eine neue Kurzgeschichtensammlung von Greg Egan erschienen: Sleep and the Soul.
Von den Storys in der Sammlung kannte ich nur Night Running (war in der Asimov's erschienen)
In direktem Vergleich mit seinen früheren Sammlungen war ich doch etwas underwhelmed.
Ich mochte sehr beispielsweise folgende Geschichten:
Solidity
Menschen shuffeln wild durch die Parallelwelten und vermissen somit ihre Familienmitglieder, treffen aber auch Menschen, die ihrer Familienmitgliedern irgendwie ähnlich sind, aber eben Fremde, mit denen sie keine Vergangenheit teilen. Wendet man ihnen den Rücken zu, shuffeln sie fröhlich (und unfreiwillig!) weiter. Dies betrifft lebende Wesen (auch Tiere) und was auf Papier oder Computern geschrieben wird, auch. Meißelt man etwas in Stein, bleibt es. Die Protagonisten (Perspektivfigur ist Omar, 13 Jahre alt, seine Eltern sind nach Australien eingewandert aus Tunesien) versuchen, sich irgendwie "zu erden", um nicht mehr zu shuffeln.
Die Botschaft ist ganz nice und fast wäre die Story bei mir auch weit oben gelandet, aber irgendwie fehlt mir was am Schluss.
You and whose army?
Wieder so eine Story, bei der ich massiv die Idee bewundere, aber die im Fortgang irgendwie etwas vermissen lässt. Hier gibt es Klone, die ihre Erinnerung teilen. Alle "Brüder" wachen morgens auf und erinnern sich an alles, was jeweils sie gestern erlebt haben und auch ihre "Brüder". Eines Tages verschwindet einer der Brüder (sie haben auch seine Erinnerungen nicht mehr, bekommen keine neuen dazu) und die Suche geht los. Wo steckt er? Warum hat er das getan?
Die Geschichte denkt ziemlich viel zu Ende, was mir vor allem gefällt, sie verbindet eine gute Idee mit einer guten, spannenden Story (mehr als Solidity, die mehr oder minder gut geschriebenes Slice of Life mit leichter Lösungssuche in einer sehr guten Idee ist).
Dream Factory
Hat ich auch nicht hundertprozentig gecasht, war aber an mehreren Stellen unterhaltsam bis nett bis spannend. Hier geht es darum, dass man Katzen mit Synapsen ausstatten kann und so ihr Verhalten steuern kann. Eigentlich, um sie vor Schaden zu bewahren (oder die Vögel, die sie sonst verspeisen würden, vor Schaden zu bewahren), aber viele nutzen es auch um "niedliche Katzenvideos" zu machen. James, die Perspektivfigur, findet das nicht in Ordnung und beginnt, etwas dagegen zu unternehmen, erst im Kleinen, dann in sehr großem Stil.
Hier gibt es auch ein paar witzige Twists zum Thema polarisierende Apps und den Einfluss von Celebrities. Plus, hier sitzt der Schluss auch sehr gut.
Night Running
Hatte eine geile Idee, verlief sich nur irgendwie, wurde zu lang. Hatte ich schon vor einem Weilchen gelesen.
Zeitgeber
War sicher die geilste Story in der Sammlung mit viel Tiefgang und hat mich oft an Beggars in Spain erinnert. Ich habe es als starke Kritik unserer Gesellschaft, vor allem gegenüber Kindern, die zur Schule gehen müssen um festgelegte Uhrzeiten, ob das jetzt ihrem persönlichen Rhythmus entspricht oder nicht, gelesen.
Hier gibt es Menschen, die aus dem Rhythmus geraten, allerdings auch gern heftig, mehrere Stunden, als hätten sie einen krassen Jetlag. Dies geschieht Emma, der Tochter der Perspektivfigur, und auch noch einigen anderen. Wie man damit umgeht, umgehen sollte, umgehen könnte, was einige Maßnahmen bedeuten und wie man mit den Bedürfnissen von Menschen in besonderen Situationen umgeht, das hat mir gut gefallen, bis zum Schluss.
Es gab sicher noch mehr, ich habe das nur über Monate verteilt gelesen, mal wieder, und natürlich keine Notizen gemacht.