Bearbeitet von Jakob, 26 August 2009 - 13:42.

Inglourious Basterds (2009)
#91
Geschrieben 26 August 2009 - 12:54
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
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#92
Geschrieben 26 August 2009 - 13:16
Mit anderen Worten: Es geht Frank nicht um den Film. Den nimmt er nur als Anlass für eine allgemeine Medienschelte. In diesem Sinne kann man seine Kommentare eigentlich ignorieren, den um den Film geht's im ja offensichtlich nicht (was ihn freilich nicht daran hindert, dem Regisseur alles Mögliche zu unterstellen).Niemand bestreitet, daß es Dutzende anderer ähnlich hirmloser Splatterfilme gibt, in denen vermutlich sogar noch mehr Blut fließt. Die erhalten dann aber keineswegs die mediale Aufmerksamkeit des Tarantinofilms, zumindest nicht in vermeintlich seriösen Medien. Die Elogen des deutschen Feuilletons für die „Basterds† haben zudem ja auch keine cineastischen Gründe, sondern politische. Es regiert der pawlowsche Reflex: Ein Film gegen Nazis? Der muß gut sein. Also lobe ich ihn besser, auch wenn ich ihn persönlich bescheuert finde. Irgendein vermeintlich tieferer Sinn wird sich schon finden. Und genau so passiert es dann auch. Hundert Lobhudeleien gegen 1,5 kritische Stimmen. Derartiges wird in der Schweiz nicht so ausgeprägt sein, denn nirgendwo ist der Widerstand gegen das NS-Regime ausgeprägter als im Deutschland des Jahres 2009, und er nimmt mit jedem Tag zu. Irgendwann sind wir dann alle Helden des Widerstandes und die Nazis so etwas wie außerirdische Invasoren, denen wir es ordentlich gezeigt haben †¦
Bearbeitet von simifilm, 26 August 2009 - 13:43.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#93
Geschrieben 26 August 2009 - 14:50
Ich habe den weiter vorne im Thread schon mal zitiert, Tarantino ist, wie viele (ich auch), glühender Fan des Films "Agenten sterben einsam". Da vollführt Clint Eastwood das gleiche, auch wenn es nicht gleich 300 Feinde sind. Daran dürfte er dabei gedacht haben.Interessant ist Tarantinos sonderbarer Bezug auf die Rezeption seiner eigenen Filme, die in der Sache mit dem "Nazi-Propagandafilm "Stolz der Nation" auftaucht. Der sieht, nach dem wenigen, was man sieht, tatsächlich wie das aus, was sich unbedarfte Tarantino-Kritiker unter einem Tarantino-Gemetzel vorstellen: Ein Mann mit einem Maschinengewehr tötet 300 Feinde. Hm.
Bearbeitet von Oliver, 26 August 2009 - 14:51.
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#94
Geschrieben 26 August 2009 - 18:39
Da werden aber einige enttäuscht aus dem Kinosaal gekommen sein.Gewaltdarstellungen: Sehr selten. Mal abgesehen vom Finale größtenteils eher dezent.
Schließlich werden im offiziellen Trailer Menschen erschlagen, erstickt, aufgeschlitzt, verbrannt, in die Luft gesprengt und erschossen. Inszeniert in einer höhnischen und kaltschnäuzigen Art, bei der man schon eine etwas seltsame Grundeinstellung haben muss, um daran Gefallen zu finden.
Ich habe den Film nicht gesehen, weil ich schon Pulp Fiction und Kill Bill sehr seltsam fand und ich mich fragte, worin eigentlich die Faszination bei den Werken Tarantinos liegen mag.
Vielleicht weil es einem unter dem Deckmantel der Kunst leichter fällt, sich mit primitiver Gewalt auseinander zu setzten. Obwohl, eher ist anzunehmen, dass der Großteil seiner Fans einfach schlichten Gemüts sind.
Eines ist lustig, ich bin völlig begeistert von Crank, mag jede Einstellung und bin davon überzeugt, dass die Regisseure liebenswerte Burschen sind. Und das, obwohl der Film pausenlos aus roher Gewalt und grenzenloser Aggression besteht.
Tarantino mag da nicht mithalten, aber alleine seine Art der Inszenierung machen ihn mir auf ganzer Linie unsympathisch.
Und diese subjektive Meinung, die im wesentlichen ein Bauchgefühl ist, scheinen nicht wenige zu teilen.
Und Dir wird man vermutlich kaum Sensibilität unterstellen, nehme ich an."Lebensverachtung" (um es mal so zu nennen): Lässt sich dem Film kaum unterstellen.
#95
Geschrieben 26 August 2009 - 20:41
Ich habe den Film nicht gesehen [...]
"Lebensverachtung" (um es mal so zu nennen): Lässt sich dem Film kaum unterstellen.
Das läuft auf ein Haubold-Remake hinaus. Was ist, wenn am Ende dann doch alles ganz anders ist? Dann würde man sein Meinung revidieren müssen, hätte aber immer noch jemanden als groben Klotz bezeichnet.Und Dir wird man vermutlich kaum Sensibilität unterstellen, nehme ich an.
Ich hab mir den Trailer jetzt mal angesehen (den Film selbst auch nicht - ich warte, bis der im TV kommt, bin kein Kintop-Freak). Die Ansagen des Kommandanten sind in der Art forciert, dass das Ganze schon parodistisch-komische Züge annimmt. Die Gewaltszenen sind in schnellen Schnitten dazwischen gesetzt, wie Blitze - zu schnell, um Zeit zu haben, sich zu ekeln. Als "höhnisch" kann ich diesen Trailer nicht empfinden.Schließlich werden im offiziellen Trailer Menschen erschlagen, erstickt, aufgeschlitzt, verbrannt, in die Luft gesprengt und erschossen. Inszeniert in einer höhnischen und kaltschnäuzigen Art, bei der man schon eine etwas seltsame Grundeinstellung haben muss, um daran Gefallen zu finden.
Hinzu kommt die meines Erachtens unstatthafte Methode, vom Trailer auf den (nicht gesehenen) Film zu schließen. In einem ähnlichen Sinn, wie der deutsche Titel eines ausländischen Films entstellend sein kann (und hier kommen dann tatsächlich die - vermeintlichen oder auch nicht - simplen Gemüter ins Spiel, denen man mit einem knackig-dümmlichen Titel das Geld aus der Tasche fischen will).
Ich kenne nun diesen Film nicht. Es würde mich aber nicht wundern, wenn man aus einem Streifen, der "pausenlos aus roher Gewalt und grenzenloser Aggression besteht", einen Trailer basteln könnte, der vielen - den meisten? - als höhnisch und kaltschnäuig erscheinen würde.Eines ist lustig, ich bin völlig begeistert von Crank, mag jede Einstellung und bin davon überzeugt, dass die Regisseure liebenswerte Burschen sind. Und das, obwohl der Film pausenlos aus roher Gewalt und grenzenloser Aggression besteht.
Ich weiß nicht, was ein "Bauchgefühl" ist; ich persönlich habe nur - meinethalben langweilige - Gefühle. Aber wenn ein "Bauchgefühl" dazu führt, ad hominem zu fuhrwerken, bin ich ganz froh, lediglich langweilige Gefühle zu haben.Und diese subjektive Meinung, die im wesentlichen ein Bauchgefühl ist, scheinen nicht wenige zu teilen.
#96
Geschrieben 26 August 2009 - 21:12
Bearbeitet von molosovsky, 26 August 2009 - 21:18.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#97
Geschrieben 26 August 2009 - 21:22
In meinen Augen werden Gewaltdarstellung erst in dem Moment abstoßend, wenn in ihr der Sadismus des Filmemachers zu erkennen ist. Nicht die Gewalt selbst ist es, denn sie ist ja schließlich ein Teil des Lebens. Manche haben für so etwas ein Gespür und erkennen dies, andere wissen gar nicht, wovon die Rede ist.Ich kenne nun diesen Film nicht. Es würde mich aber nicht wundern, wenn man aus einem Streifen, der "pausenlos aus roher Gewalt und grenzenloser Aggression besteht", einen Trailer basteln könnte, der vielen - den meisten? - als höhnisch und kaltschnäuig erscheinen würde.
#98
Geschrieben 26 August 2009 - 21:35
Bearbeitet von molosovsky, 26 August 2009 - 21:36.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#99
Geschrieben 26 August 2009 - 21:39
Du glaubst also, dass Fans "intelligenten Gemüts" von Gewaltdarstellungen nicht fasziniert werden? Was macht Dich da so sicher?Ich habe den Film nicht gesehen, weil ich schon Pulp Fiction und Kill Bill sehr seltsam fand und ich mich fragte, worin eigentlich die Faszination bei den Werken Tarantinos liegen mag.
Vielleicht weil es einem unter dem Deckmantel der Kunst leichter fällt, sich mit primitiver Gewalt auseinander zu setzten. Obwohl, eher ist anzunehmen, dass der Großteil seiner Fans einfach schlichten Gemüts sind.
Und was ist, wenn der Film gerade Sadismus thematisieren will, der ja ...manchmal... (wie Rachephantasien und Wünsche nach Vergeltung) auch Teil des Lebens ist?In meinen Augen werden Gewaltdarstellung erst in dem Moment abstoßend, wenn in ihr der Sadismus des Filmemachers zu erkennen ist. Nicht die Gewalt selbst ist es, denn sie ist ja schließlich ein Teil des Lebens.
Und wenn Tarantino wirklich sadistisch wäre, wieso sollte er gerade deswegen Kinofilme drehen? Ist das nicht sehr anstrengend und etwas, sagen wir, zu artifiziell? Meerschweinchen in Mikrowellen stecken

Bearbeitet von UdoTascher, 26 August 2009 - 21:39.
#100
Geschrieben 26 August 2009 - 21:49
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#101
Geschrieben 26 August 2009 - 22:23
Und wer die offensichtlichen Qualitäten von Pulp Fiction nicht erkennt und sich derart über Filme äußert, die er nicht gesehen hat, dem kann man auch so einiges unterstellen - und das zurecht.Ich habe den Film nicht gesehen, weil ich schon Pulp Fiction und Kill Bill sehr seltsam fand und ich mich fragte, worin eigentlich die Faszination bei den Werken Tarantinos liegen mag.
Vielleicht weil es einem unter dem Deckmantel der Kunst leichter fällt, sich mit primitiver Gewalt auseinander zu setzten. Obwohl, eher ist anzunehmen, dass der Großteil seiner Fans einfach schlichten Gemüts sind.
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#102
Geschrieben 26 August 2009 - 22:37
Doch, das gilt sicher für alle gleichermaßen, doch es muss wohl besonders verpackt werden, damit sich mancher einer erst outen kann. Und wenn ein angeblicher Kult-Regisseur seinem Publikum fragwürdige Gewaltexzesse vorsetzt und diese dann von intelligenten Zusehern zu einem erhabenen Kunstwerk erklärt werden, dann ist das schon irgendwie lustig. Obwohl, ich habe ja nicht den ganzen Film gesehen. Ich habe nur einen völlig schwachsinnigen Trailer gesehen, der natürlich nichts weiter aussagt, sodass ich mir doch bitteschön den ganzen Film ansehen müsste. ....sorry...Du glaubst also, dass Fans "intelligenten Gemüts" von Gewaltdarstellungen nicht fasziniert werden? Was macht Dich da so sicher?
Bearbeitet von Dave, 26 August 2009 - 22:44.
#103
Geschrieben 26 August 2009 - 22:38
Das klingt für mich eher, als willst du keine Gewaltdarstellungen sehen, die dir an die Nieren gehen, weil sie psychologisch oder anderweitig grausam sind. Das sei dir unbenommen. Ich für meinen Teil finde die "unsadistische" Gute-Laune-Gewalt im Kino tendenziell sehr viel unbekömmlicher und zynischer. Ansonsten kann ich deine Spekulationen über mein mehr oder weniger sensibles Gemüt wirklich nicht ernst nehmen, solange du den Film, um den es geht, nicht mal gesehen hast. Ist schon eine seltene Frechheit ...In meinen Augen werden Gewaltdarstellung erst in dem Moment abstoßend, wenn in ihr der Sadismus des Filmemachers zu erkennen ist. Nicht die Gewalt selbst ist es, denn sie ist ja schließlich ein Teil des Lebens. Manche haben für so etwas ein Gespür und erkennen dies, andere wissen gar nicht, wovon die Rede ist.
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#104
Geschrieben 26 August 2009 - 22:56
Alles eine Frage des Mastdarmgefühls ... wobei - manche Kinozuschauer benutzen tatsächlich das Gehirn ...Und wenn ein angeblicher Kult-Regisseur seinem Publikum fragwürdige Gewaltexzesse vorsetzt und diese dann von intelligenten Zusehern zu einem erhabenen Kunstwerk erklärt werden, dann ist das schon irgendwie lustig.
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#105
Geschrieben 26 August 2009 - 22:56
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#106
Geschrieben 26 August 2009 - 23:10
... hat vielleicht keinen Bock mehr auf B-Filme der 70er Jahre ?Und wer die offensichtlichen Qualitäten von Pulp Fiction nicht erkennt ...
Die

#107
Geschrieben 26 August 2009 - 23:22
Es geht ja um ganz präzise Stellen des Films, die ich durchaus gesehen habe. Ich kann mich ja auch nicht weniger über vergaste Juden aufregen, weil ich über die Gesamtheit des Nationalsozialismus nur unzureichend informiert bin. Besser wird es dadurch auch nicht. Es könnte aber sein, dass ich mit dem Pulp nicht zurechtkomme, der wohl dafür herhalten muss, wie diese Geschichte hier interpretiert wird. Diese seltsame Form der Überzeichnung. Für mich ist das eher eine raffinierte Verschleierungstaktik, aber womöglich irre ich mich.Ansonsten kann ich deine Spekulationen über mein mehr oder weniger sensibles Gemüt wirklich nicht ernst nehmen, solange du den Film, um den es geht, nicht mal gesehen hast. Ist schon eine seltene Frechheit ...
#108
Geschrieben 26 August 2009 - 23:25
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#109
Geschrieben 26 August 2009 - 23:55
Danke für einen Vergleich, den ich nicht verstehe, und die Bestätigung von Godwin's Law.Es geht ja um ganz präzise Stellen des Films, die ich durchaus gesehen habe. Ich kann mich ja auch nicht weniger über vergaste Juden aufregen, weil ich über die Gesamtheit des Nationalsozialismus nur unzureichend informiert bin. Besser wird es dadurch auch nicht.
Was genau soll da verschleiert werden?Es könnte aber sein, dass ich mit dem Pulp nicht zurechtkomme, der wohl dafür herhalten muss, wie diese Geschichte hier interpretiert wird. Diese seltsame Form der Überzeichnung. Für mich ist das eher eine raffinierte Verschleierungstaktik, aber womöglich irre ich mich.
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#110
Geschrieben 27 August 2009 - 00:17
Mich stößt Gewalt bereits als solche ab - im wirklichen Leben wie in der künstlerischen Darstellung. Aber als denkender und empfindender Mensch ist man wohl genötigt, eine Position zu dieser abstoßenden Kraft einzunehmen. Verzichtet man darauf, einen Anker zu werfen, um den Halt zu gewinnen, sich diesem traurigen Phänomen zu stellen, drängt einen diese Kraft in einen idyllischen Eskapismus. Ich gebe Dir also bedingt recht: Die Gewalt ist Teil des menschlichen Daseins - abstoßend bleibt sie allemal.In meinen Augen werden Gewaltdarstellung erst in dem Moment abstoßend, wenn in ihr der Sadismus des Filmemachers zu erkennen ist. Nicht die Gewalt selbst ist es, denn sie ist ja schließlich ein Teil des Lebens.
Manche haben für so etwas ein Gespür und erkennen dies, andere wissen gar nicht, wovon die Rede ist.
Somit liegt die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Großphänomen der Gewalt (vom bloßen "Rechthabenwollen" über die Ohrfeige bis zur Bombardierung von Zivilisten) auf der Hand (als Kontrapunkt zum anderen Großphänomen - dem der Liebe). Ein Künstler, der in dieser Auseinandersetzung eine Darstellung von Gewalt vornehmen will, wird dies wohl nicht können, ohne in einem gewissen Sinne auf seine eigene Gewaltbereitschaft zurückzugreifen - er muss den eigenen, verdrängten Sadismus "beleben" (das Kleinkind - als polymorph-perverses Menschenkind - ist immer auch sadistisch). Je stärker die Einsicht des Künstlers in das ist, was er da so tut, desto gelungener wird die Darstellung der Gewalt als Leidensphänomen sein - die äußere, erlebte Gewalt korrespondiert mit dem eigenen, zurückgedrängten Sadismus. Ich meine immer, dass sich die Empörung über die da draußen stattfindende Gewalt nie reinlich von der Empörung unseres Herzens über unsere eigene defekte Natur trennen lässt.
Je unbewusster und unreflektierter ein Künstler - oder "Macher" - arbeitet, desto größer scheint mir die Gefahr, unter der Oberfläche des Schrecklich-stattgefunden-Habenden die eigene defekte Natur auszuleben. Der unbewusste Macher wird diese Oberfläche noch nicht einmal als Alibi-Oberfläche erkennen, da er dem Wahn unterliegt, eine gesellschaftliche Katastrophe im Sinne einer Aufarbeitung zu präsentieren.
Diesen Eindruck gewann ich - glaube ich - zum ersten Mal bei Spielbergs "Schindlers Liste". Ich musste den Kinosaal nach 15 Minuten verlassen. Dürrenmatt sagte mal: "Seit dem es die Atombombe gibt, kann man sie nicht mehr darstellen." Das Gleiche gilt für den Genozid der Nazis an den Juden - "Schindlers Liste" hat mir das bestätigt. Die realistische Abbildung des eigentlich Unsäglichen kommt einer Obszönität gleich. Es ist anzunehmen, dass Spielberg es weit von sich weisen würde, einen obszönen Film gemacht zu haben. Eine solche - angenommene - Diskrepanz wäre für mich eigentlich nur erklärbar dadurch, dass die Identifizierung mit den Opfern und ihrem unsäglichen Leiden eine solche Wirkmächtigkeit gewinnt, dass die im Artifiziellen freigesetzten ungehemmten Destruktionskräfte weder als Selbstbeschädigung noch als Beschädigung des Humanums wahrgenommen werden können. Dem Wissen um das tatsächlich beschädigte Humanum kann mir als Rezipient - Zuschauer - nichts hinzugefügt werden, indem man mir die Barbarei auf die Netzhaut projiziert - die Reflektion setzt aus, und das Zittern setzt ein.
Was nun Tarantinos Film anlangt: Inwieweit das WWII-Filmgenre hergenommen wird, um mehr oder minder unterschwellige Destruktionkräfte freizusetzen, wäre eine Frage, über die - nochmal - nur sinnvoll aufgrund einer Rezeption des Films gesprochen werden kann. Auch ich nehme ein Gespür für mich in Anspruch - doch das reicht nicht von meinem Schreibtisch in den Kinosaal.
Bearbeitet von Guido Seifert, 27 August 2009 - 00:35.
#111
Geschrieben 27 August 2009 - 00:20
Mir geht auf den Senkel, dass (i) hier soviel und wild über einen Film diskutiert wird, der, wenn wohl märchenhaft, wohl eher kein SF-Film ist, und (ii) sich immer wieder Leute (nun leider auch ein Mod) hinreißen lassen, Diskutanten persönlich an zu greifen, obwohl ich schon einmal gewarnt hatte, das bitte zu unterlassen.
Zu (i): Man überzeuge mich in maximal 2 kurzen Sätzen per PN, dass der Film nicht ins OT-Subforum verschoben gehört. U.a. auch um die Emotion ein wenig zu drosseln, schwebt mir das momentan als eine Maßnahme vor.
Zu (ii): Ich bin kein Fan von teilweisen Löschungen. Also führt die nächste ad-hominem-Attacke zur vorübergehenden 10-tägigen Sperrung des Threads.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#112
Geschrieben 27 August 2009 - 00:33
Danke für den Mod-Einwurf. Daves denkwürdiger "Vergleich" als "ad-hominem-Attacke" zu bezeichnen, ist allerdings ein ziemlicher Euphemismus. Wegen mir kannst Du den Thread jetzt schon off-topen oder sperren.MOD-EINWURF (OT, aber muss mal sein):
Zu (i): Man überzeuge mich in maximal 2 kurzen Sätzen per PN, dass der Film nicht ins OT-Subforum verschoben gehört. U.a. auch um die Emotion ein wenig zu drosseln, schwebt mir das momentan als eine Maßnahme vor.
Zu (ii): Ich bin kein Fan von teilweisen Löschungen. Also führt die nächste ad-hominem-Attacke zur vorübergehenden 10-tägigen Sperrung des Threads.

Vielleicht nutzen diejenigen, die hier ernsthaft diskutieren wollen, dann die Zeit, um sich den Film doch noch anzuschauen. Denn so ist das Ganze als Diskussion über den Trailer ziemlich unfruchtbar, - obwohl mir die Filmberichte von Jakob und Simi ja gut gefallen haben und ein interessanter Anknüpfungspunkt für einen Meinungsaustausch gewesen wären.
#113 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 27 August 2009 - 05:12
Bearbeitet von Frank W. Haubold, 27 August 2009 - 05:14.
#114
Geschrieben 27 August 2009 - 06:23
Interessant †¦ Was ist nun diffamierend? Wenn man Leuten, die den Film gesehen haben, Sadismus oder sonst eine emotionale Störung unterstellt? Wenn man Kritikern, die ihn positiv bewerten, Opportunismus unterstellt? Oder wenn man Leute, die ihn nicht gesehen haben, darauf hinweist, dass sie sich mit ihrer Meinung besser zurückhalten sollen? EDIT: Von mir aus kann der Thread ruhig verschoben werden, ändert für mich nichts.Da diese Diskusssion von einigen Leuten so geführt wird, daß jeder, der sich diesen offenkundigen sadistischen Müll nicht ansehen will (sehr wohl aber eine Meinung dazu hat), als ahnungslos diffamiert wird und der "Film" eindeutig keine SF ist, bitte ich den Mod, den Ordner ins Nirvana zu verschieben. FWH
Bearbeitet von simifilm, 27 August 2009 - 06:30.
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#115
Geschrieben 27 August 2009 - 07:07
Bearbeitet von molosovsky, 27 August 2009 - 08:43.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#116
Geschrieben 27 August 2009 - 07:37
Und diejenigen, die mit diesen Obszönitäten Geld verdienen, indem sie den Nervenkitzel des Pöbels mit Schauspielen befriedigen. Das war schon im alten Rom so und ist heute wenig anders. Auch und gerade deshalb ist es faszinierend, daß immer noch Leute auf diese Rattenfänger hereinfallen.Nicht der dargestellte Holocaust ist obzön (zumindest in den allerseltensten Fällen), sondern der reale SS-Offizier im Galadress. Nicht die Atombombe selbst ist obszön, sondern die Reichen und Mächtigen, die mit der Bombe herrschen.

#117
Geschrieben 27 August 2009 - 07:53
Bearbeitet von molosovsky, 27 August 2009 - 08:42.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#118
Geschrieben 27 August 2009 - 08:02



Bearbeitet von Oliver, 27 August 2009 - 08:14.
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#119
Geschrieben 27 August 2009 - 08:13
dem kann ich nur zustimmen!!! in zahlreichen Filmen werden Leute abgeknallt und der Zuschauer brüskiert sich in keiner Weise ob die Protagonisten gut oder böse sind, wenn diese das ohne mit der Wimper zu zucken zu Wege bringen. - im Gegenteil - man findet mitunter sogar Gefallen daran beste Grüsse JoeIch für meinen Teil finde die "unsadistische" Gute-Laune-Gewalt im Kino tendenziell sehr viel unbekömmlicher und zynischer.
#120
Geschrieben 27 August 2009 - 08:14
Was soll denn sowas? Darf sich hier nicht mehr jeder so äußern, wie er mag, ob Sachkenntnins oder nicht? Finde ich jetzt etwas übers Ziel hinaus, diese Ansage. Zum Thema: Auch ich bin einer derjenigen, die Tarantino für ziemlich überinterpretiert halten, mag seine Filme zum Teil gern, zum Teil gar nicht (Reservoir Dogs und Kill Bill fand ich furchtbar). Doch mit seiner grotesk überzeichneten Darstellung von Nazis hätte ich keine Probleme, denke ich. Das hat am Ende recht wenig mit der Realität zu tun, sondern es geht in meinen Augen eher um den in der Popkultur aufgegangenen Klischee-Nazi, wie er auch in vielen Computerspielen o.ä. auftaucht. Sicher problematisch, aber sicher auch eine Herausforderung an den Betrachter, hier zu differenzieren zwischen Realität und Fiktion.Du darfst ja ruhig sagen was Du willst, aber kannst Du nicht, wenn Du Dich über Filme äußerst, bitte bitte bitte das nächste Mal vorher noch ein paar Abhandlungen über Filmgeschichte lesen oder zumindest mal ein paar mehr Filme sichten?
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