Geschrieben 24 August 2009 - 19:44
Vollbremsung beim Überholvorgang und versuchte Zielgruppenerweiterung durch ein Crossover
Ich weiß. Ich hätte es sollen lassen sein. Lob führt immer nur zu Enttäuschungen. Als ich bei dem vorherigen Roman darauf hinwies, dass ich so ganz unzufrieden nun auch nicht wieder sei, weil die Sache, also dieser Zyklus, ziemlich schnell vorangetrieben werden würde, da artikulierte ich gleich auch ein wenig Skepsis, dass es länger so weitergehen würde - dass es so abrupt enden würde, damit hatte ich allerdings dann doch nicht gerechnet. In den letzten beiden Zyklen hatten die Produzenten es ja doch immerhin die ersten 10 bis 15 Bände geschafft, das Tempo hoch zu halten und so Begeisterung auszulösen. Darauf hatte ich jetzt irgendwie auch gehofft. Dieser Roman und vermutlich wohl der ganze Vierer-Block sind allerdings nichts anderes als eine Vollbremsung bei einem Überholvorgang mit mindestens 180 Km/h - und das hieraus resultierende Geschescheppere wird uns - befürchte ich - noch eine Weile begleiten, weil es jetzt sehr schwer werden wird, mit einem frühzeitig verbeulten Wagen wieder auf 180 km/h zu kommen, also wieder die Erzählgeschwindigkeit zu erreichen, mit der Leser begeistert werden können.
In Flensburg würden sich für ein solches verkehrsgefährdendes Verhalten wohl so einige Punkte ansammeln. Keine Ahnung, wie viele. Ich gebe einfach einmal sechs.
Der Roman als solches, klar doch, ja, es ist ein typischer Überführungsroman, der - ich beziehe mich einmal auf Freytags Dramentheorie, die Vorbild für die Vierer-Böcke gewesen zu sein scheint - der Exposition dient, gefolgt wird so etwas dann, folgt man der Theorie, von einer steigenden Handlung mit erregenden Element, beides wurde von MMT dann ja auch geliefert. Dass hierauf dann mit Solo für Mondra der eigentliche Höhepunkt folgen wird, ist auch wiederum klar, ebenso, wie es auch klar ist, dass die Handlung dann abfallen wird (Autor: AE), um den Viererblock einem Ende zuzuführen, damit es im nächsten Vierblock genauso wieder vorangehen kann. Nun gut, wenn's gefällt.
Dass ansonsten das retardierende Moment im vierten Akt fehlt, liegt einfach daran, dass die Katastrophe - fünfter Akt (so Freytag) - in diesen Vierblöcken nicht vorkommt. Ist wohl auch besser so, denn ansonsten wäre der Serie mittlerweile schon lange die Helden ausgegangen.
Ich will jetzt nicht darüber richten, ob dieses Modell wirklich auf Dramen anwendbar war und ist und schon gar nicht, ob es für eine Heftserie taugt, obwohl genau das vielleicht Thema für eine Abschlussarbeit werden könnte („Rezeption klassischer Erzähltheorien in modernen Heftromanen“ - oder so), was mich interessiert: die Akte in den Dramen sind eigentlich nie gleich lang. Eins und fünf sind eigentlich immer die kürzesten (darfst mir widersprechen Ten), was ja auch Sinn macht (sententia stat), weil sonst ja keine Spannung auf- und abgebaut werden könnte.
Da Heftromane immer in etwa den gleichen Umfang haben, muss der arme Autor, der mit der Exposition betraut ist, in diesem Roman sogar noch mit einem Überführungsroman, ich befürchte, sehr leiden. So gesehen hat Leo sich noch so halbwegs vernünftig aus der Affäre gezogen - und eigentlich hatte ich am Anfang sogar auf viel, viel mehr gehofft. Auf ein grandioses, sarkastische Furioso.
Bei der Einführung von Feubald, ach, was hatte ich da gehofft... - ein Underdog erzählt die Geschichte aus seiner Warte, betrachtet die Helden, naiv interessiert begeistert enttäuscht und lernt dabei etwas über das Leben. Schöne Perspektive, hübscher kleiner Entwicklungsroman, mit dem das Unhinterfragbare hinterfragt werden kann. Darauf hatte ich gehofft. Leider hat Leo diese Perspektive und die Chancen die sie geboten hätte nicht wirklich durchgehalten. Schade.
Viel bedauerlicher aber: es gab noch andere noch schönere Chancen: diese unselige Szene in diesem langen Raum, die aus Ramoz†˜ Perspektive, der über dieses komische Wesen nachdenkt, die in der Farbe der unvollendeten Lustbarkeit gekleidet ist, sich dabei ein wenig wundert, sie aber irgendwie dann doch ganz nett findet... Ach das hätte schön werden können - und wäre Leo auch würdig gewesen.
Wahnwitzig unterhaltsam hätten dann auch noch Gespräche zwischen Romoz, der ist ja nicht doof, und der vermutlich ebenso intelligenten MIKRU-JON über diese komischen Gäste werden können. Ja, doch, das hätte ein grandioses sarkastisches Furioso werden können. Einem Leo Lukas würdig.
Wieso nur habe ich jetzt irgendwie, irgendwo die Idee, dass Leo genau so einen Roman eingereicht hatte und erst nachdem Klaus, nach Luft japsend seine Herztropfen verlangte gesagt: „Okay, ich mache dir eine B-Fassung.“
Und genau die haben wir jetzt zu lesen bekommen.
Na ja. Für eine B-Fassung noch akzeptabel. 3 - 4
Ach ja. Hätte ich doch fast was vergessen. Es ist schon so: junge Männer sind keine Zielgruppe mehr, wenn es darum geht, gedruckten Lesestoff zu verkaufen. Lesen. Häähhh?!?? Bäääh!
Junge Frauen, Frauen als solches, sind da anders. Zeit also, sie als Zielgruppe endlich zu gewinnen. Ich bin Kaufmann genug, um solche Interessen billigen zu können. Aber musste es denn ausgerechnet „Lilo und Stitch“ sein? Okay, die Ähnlichkeit zwischen Lilo und Mondra war schon immer da: beide dunkelhaarig beide eher dunkelhäutig - und wenn Lilo ein wenig älter wäre, mann könnte ja drüber spekulieren.... Was Stitch angeht, der ist durch Ramoz sowieso gut getroffen. Aber Leute (ich meine jetzt die Macher), ihr müsst eine Frau von 160 Jahren zu einer pubertierenden Göre machen?! Ich mein, es ist Euch ja irgendwie gelungen - aber wie lautet jetzt da die Begründung? Wenn jemand plötzlich eine Lebenserwartung von ein- bis zweitausend Jahren hat, dann verfällt er mit 120 in eine zweite Pubertät die schon einmal bis 180 dauern kann.
Nöh ne?!?!