simifilm, on 13.08.2009, 20:57, said:
Diese grundsätzliche Unterschrleidung ist auf jeden Fall richtig und wichtig. Aber: Wie ich schon mehrfach erwähnt habe, wird der Begriff des Motivs auch innerhalb der Literaturwissenschaft keineswegs einheitlich gehandhabt. Manche verstehen darunter eher 'Elemente des Inventars' wie ein Raumschiff, ein Spukschloss oder den Vampir. Bei anderen geht es mehr um Plotelemente, also Teile der Handlung wie den Teufelspakt, die verfolgte Unschuld oder das Damenopfer. Und wieder anderen siedeln Motive auf einer noch grundlegenderen struturelleren Ebene an, wie es oben angetönt wurde.
Salut Simi,
naja, in der Literaturwissenschaft gibt es sehr wohl eine grundlegend einheitliche Handhabung des Begriffs "Motiv". Das fasst du jetzt schon ein bisl rasch zusammen. Eine grundlegende, einheitliche Handhabung oder Grunddefinition wird in jedem literaturwissenschaftlichen Basislexikon gegeben. Aber - und da hast du natürlich auch wieder recht - es gibt auch bestimmte Probleme mit der Bestimmung des Motivs, da seine Grenzsetzung fließend sein kann. Das geschieht sehr häufig bei unterschiedlichen Gattungen: In der Lyrik (es tut mir an dieser Stelle ein bisl Leid, wenn ich immer mit solch "non-SF-Beispielen" komme), die ja aufgrund ihrer Form schon sehr verknappt ist, ist ein Motiv fast schon eher bild- oder symbolhaft, was sich in der Prosa wiederum anders zeigt. Und dort werden unterschiedliche Genres mit den "elementaren" Definitionen von Motiven sicher wieder anders umgehen, so dass man dort eine Normierung zugunsten der Deskriptiven fallen lassen kann.
Aber du schriebst weiter oben ja auch, dass es dir bei Untersuchungen sehr viel interessanter erscheint, die Unterschiede festzustellen, als die Gemeinsamkeiten. Dazu erneut ein strahlendes d'accord! Aber für die Feststellung der Unterschiede benötigst du dennoch erst mal einen Basisireferenzpunkt. Und da erscheint es mir, und für meine Begriffe finde ich das etwas ungeschickt oder ich verstehe dich falsch (will ich gar nicht ausschließen), als wolltest du eine solche Grundlagendefinition als Referenzpunkt für Unterschiede zugunsten einer völlig freien Desktription fallen lassen. Wenn du nämlich sagst, dass über eine Motivarbeit aufgrund ihrer elementaren uneinheitlichen Handhabung nicht gesprochen werden kann, öffnest du Tür und Tor für den Gedanken der Willkürlichkeit. Dann bräuchte man über sowas gar nicht mehr zu reden, weil's ja "eh relativ" ist.
Wenn ich über die "Motive in der SF" reden möchte, so schaue ich doch erst mal, was die "Norm der Motive" ist und welche Probleme es mit dieser Norm gibt. Und dann schaue ich mit Freude auf die gattungs- und genrespezifischen Unterschiede (oder Gemeinsamkeiten, was ja herauszufinden wäre). Wenn du mit Prosa arbeitest, könntest du so z.B. alle "knappen", "lyrikhaften" Motivdefinitionen ausschließen, da diese ja für die zu untersuchende Gattung nicht relevant sind. Prosa z.B., die ja erzählend ist, wird ihre Motive stärker im Erzählerischen, also "Plotelementen", verankern. Da wird ein "Inventar", also "das Raumschiff", "das Alien", " der Geizhals", weniger als Motiv definiert werden müssen, als z.B. "das edle Alien", weil hier ja nun auch eine Art des Handlungskonflikts (Das Fremde verhält sich moralisch besser als das Vertraute...) beinhaltet ist, welchen das Motiv
anstößt oder in einer sinnhaften Episode
erfasst.
lg
Ten.
"Mit meiner Frau in 'Romeo und Julia'. Das schlechteste Stück, das ich je gesehen habe, und dazu schauderhaft gespielt. Habe beschlossen, nie wieder in eine Premiere zu gehen, weil die Schauspieler dauernd ihren Text vergessen." (Samuel Pepys, 23.02.1633)