Ich glaube "Ringwelt" von Larry Niven könnte auch vielen PR-Lesern gefallen.
Unter Garantie würde Ringwelt vielen PR-Lesern gefallen - kommen ja nicht wenige aus dem Ingenieurswesen bzw. dem naturwissenschaftlich-technischen Metier.
Ich habe Ringwelt gemocht. Der Fairness halber muß man aber sagen, daß der Roman als Roman eher durchwachsen ist. Wovon der Roman lebt ist tatsächlich die grandiose Idee der Ringwelt. Charaktere, Komposition und vor allem der, man verzeihe mir die Wortwahl, pupstrockene "Stil" des Herrn Niven sind eher so lala. Nun ja, Ringwelt funktioniert für mich jedenfalls besser als Exposée/Datenblatt/Gedankenexperiment denn als Roman.
Tiefpunkt war "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" von Peter Handke. Das ist allenfalls als literarisches Experiment zu gebrauchen, was herauskommt,w enn man konsequent alle Spannungssteigerungen und Betonungen von Ereignissen und Handlungen der Hauptperson weglässt. Auf einigen wenigen Seiten bekam ich noch einen Einblick in die Wahrnehmung eines psychisch Gestörten, aber das war es dann schon. Ein Roman, der sich konsequent weigert, zu unterhalten. So etwas muss ich wirklich nicht öfter lesen.
Ach ja, die SZ-Bibliothek. Tolle Sache! Bin mich auch am durcharbeiten - ja, manchmal ist's
Arbeit -; mein persönlicher Tiefpunkt war bisher die Nummer 11, "Das kurze Leben" von Onetti. Oh, Mann... Oh Mannomann... ich schiebe es gnädig auf mich und sage, daß ich mich mit dem "modernen spanischen Roman" nicht gut genug auskenne, um Onettis Arbeit zu schätzen.
Handke fand' ich... ähm...
abgefahren.
Ganz ehrlich - wer den Tormann schreiben kann, der hätte einen
super Negasphären-Gastroman hinbekommen - alles verliert seine Bedeutung in einem chaotischen Wirbel.
Zumindest interessant.
Was für jeden PR-Leser funktionieren dürfte, das wäre dann wohl "Der Name der Rose". Diesen Stil und die Intelligenz der Konstruktion, da könnte man sich durchaus auch für die PR-Serie dran orientieren.
(Meine persönlichen Favez von den bisher gelesenen SZ-Romanen sind ganz klar "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins", "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" und "Der Untergeher" - die sind aber in der Tat alle recht
out there.
)
Was wirklich in jedweder Hinsicht als Vorbild für die PR-Serie funktionieren könnte, das wäre(n) meiner Meinung nach (
uneingeschränkt zumindest die ersten drei Bände von)
A Song Of Ice And Fire von George R.R. Martin. Wir haben den
gigantischen historischen Background, wir haben endlos viele Charaktere -
so viele selbstgekochte Süppchen sucht man übrigens auch bei PR vergebens! -, wir haben ein
unglaublich komplexes und dynamisch sich entwickelndes Universum.
Da stimmt eine ganze Menge! Insbesondere, was dramaturgische Wendungen und konzeptionelle Übersicht angeht, sollte man sich bei Martin umschauen. Gerade auch, weil der Aufwand, was den Umfang der beschriebenen Handlung angeht, zumindest dann vergleichbar wird, wenn man sich auf einen PR-Zyklus beschränkt.
Tatsächlich das einzige, was man Martin vorwerfen kann, ist: "
Wozu das alles?" - auf der berühmten Meta-Ebene passiert nämlich herzlich wenig, leider.
(Naja, doch, eine Sache gibt's. Man kann sich schon ein bißchen diebisch über den "grimmigen Realismus" freuen, der eindrucksvoll aufräumt mit einer Art von Mittelalter-Romantik, die im Fantasy-Genre nicht unverbreitet ist. In dieser Hinsicht kann man sich auf der Meta-Ebene auch darüber freuen, daß bei Martin die Geschichten so laufen, wie sie höchstwahrscheinlich nun mal
laufen würden und nicht so, daß am Ende die Guten gewinnen. Vor allem in
dieser Hinsicht könnte man sich bei PR 'ne Scheibe abschneiden. Oder gleich ein Dutzend.
http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/dry.png )
Insgesamt also würde ich jedem (frustrierten) PR-Leser, der sich vor allem über haarsträubende
plot conveniences, Deus-Ex-Machina-Lösungen, unnachvollziehbarst handelnde Protagonisten, konzeptionelle Ziel- und Planlosigkeit etc.pp. aufregt -
A Song Of Ice And Fire wärmstens empfehlen. Ist zwar auch nur "reine Unterhaltung" - aber die
beste, die man kriegen kann*. Und auf der Meta-Ebene kann man sich zumindestens an der atemberaubenden
Perfektion der Arbeit erfreuen. Es paßt nämlich von vorne bis hinten. Jeder Ablauf, jede Handlung, jedes kleinste Detail funktioniert. Und das schönste ist: der Plot wirkt wie natürlich gewachsen und eben nicht wie willkürlich und gegen alle logischen Widerstände in Form gepreßt (ich sag' nur:
Terra darf nicht fallen!); es ist die reinste Freude.
Ich glaube, wenn PR auf
diesem Niveau
einfach unterhalten würde - dann hätte ich gar nicht erst von Kunst und Literatur und Anspruch angefangen.
*Ernsthaft, da kann
niemand mithalten.
BSG,
Lost,
The Shield,
Covenant-Chronicles - das ist ja alles schon
intellektuell.
(An dieser Stelle muß ich wohl fairerweise zugeben, daß ich bis jetzt noch nicht bei
Wheel Of Time reingeschaut habe.
)