Ach, Charly, es muss lange her sein, dass du das letzte Mal in einer Buchhandlung warst.
Mit dieser Vermutung liegst du aber lichtjahreweit daneben - kicher.
Ich arbeite als freiberuflicher Programmierer u.a. auch für den Buchgroßhandel. Dazu gehören auch Auswertungen (SQL-Abfragen) über den Titel-Umsatz der belieferten Buchläden und Buchhandelsketten. Daraus ergibt sich ein sehr guter Einblick in deren bevorzugtes Sortiment.
Du kannst also sicher sein, dass ich in dieser Hinsicht nicht ganz "unbeleckt" bin. Ich bin mir außerdem sicher, dass ich mehr Buchläden kenne als die meisten, weil ich oft genug Buchhändler in ganz Deutschland in die Bestellsoftware des Großhandels einweisen musste. (Ist natürlich klar, dass ich mich bei der Gelegenheit auch im Laden ein wenig umsehe.)
Und jedesmal, wenn ich mich bei meinen Auftraggebern befinde, bekomme ich beim Durchqueren des Lagerbereiches in nur 5 Minuten mehr Bücher zu sehen als andere in ihrem ganzen Leben. (Beim erstenmal hat mich der Anblick hunderttausender Bücher fast umgehauen - inzwischen bin ich den Anblick aber gewöhnt.)
Denn auf phantastische Literatur - nicht nur auf SF - bezogen, ist deine Aussage Blödsinn.
Da muss ich dir recht geben.
Ich hätte nicht "phantastische Literatur" schreiben sollen, denn meine Aussage bezog sich auf den Bereich der SF.
Was stimmt, ist, dass es in Sachen deutschsprachiger SF bei den Großverlagen nicht allzu rosig aussieht (obwohl ich meine, mich da an zwei SF-Trilogien von Andreas Brandhorst und an eine von Frank Borsch erinnern zu können - und an einen SF-Roman von Marcus Michael Thurner, der demnächst erscheinen wird) - aber mal ehrlich: Wann hat es das denn jemals?
In den 1970ern bis weit in die 1980er hinein. Da konnte man sich kaum entscheiden, welche Heftserie mit vielen (neuen) deutschsprachigen Autoren man kaufen sollte. Und Taschenbücher (die auch viel handlicher waren als heute) von deutschsprachigen Autoren gab es auch zuhauf.
Lang - lang ist's her.
Der SF geht es momentan, was Verkaufszahlen angeht, nicht sonderlich gut. Das gilt auch für die USA und England, obwohl die Lage dort aus naheliegenden Gründen immer noch besser als in Deutschland ist. Aber auch dort haben Fantasy- und "Beiß mich!"-Romane der SF längst den Rang abgelaufen.
Hierzulande sind bei den großen Verlagen auch in diesem Bereich (Fantasy, Horror, Mystik usw.) die deutschsprachigen Autoren in der Minderheit.
...
Außerdem sollte man sich vielleicht mal die Frage stellen, ob diese Situation - ein geringeres SF-Angebot bei den Großverlagen - für die Kleinverlage nicht auch eine Chance darstellt. Klein- und kleine Verlage haben schon immer gerne die Nische bedient. Und wenn SF allmählich zum Nischengenre wird, könnte es ja sein, dass man sich in dieser Nische auf Kleinverlags-Niveau (nicht, was die inhaltliche Qualität, über die ich hier jetzt gar nichts sagen will, sondern was die Verkaufszahlen angeht) ganz gut einrichten kann.
Völlig richtig !!!
Deshalb sage ich ja:
Ein Hoch auf die Kleinverlage und ihre Risiko- und Experimentier-Bereitschaft.
Von daher verstehe ich die Fronten eh nicht ganz, die hier aufgebaut werden ...
Ich auch nicht.
Deshalb habe ich mich ja auch so über diese generelle Abwertung von Kleinverlagen geärgert.
Leute, die keine Ahnung von der Materie haben, sollten es tunlichst unterlassen, herabwürdigende Äußerungen über Kleinverlage und ihre Autoren zu machen.
Hier ist nochmal der Link zu HMPs Kolumne:
http://www.fantasyguide.de/9059.0.html
Recht hat er.
Kaffee-Charly
Bearbeitet von Kaffee-Charly, 22 August 2009 - 19:33.