Inception (2010)
#62
Geschrieben 04 August 2010 - 06:17
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#63
Geschrieben 04 August 2010 - 07:39
Muss man da nicht die Kirche im Dorf lassen? Immerhin soll der Film ja auch Geld einspielen ...Habe den Film gerade gesehen und war - wohl auch aufgrund meiner sehr hohen Erwartungen - etwas enttäuscht. Der Film ist visuell sehr schön gemacht, hat eine witzige Grundidee, aber irgendwie fand ich ihn zu brav und eigentlich viel zu wenig kompliziert.
Neu: Armin Rößler - Die Nadir-Variante
Armin Rößler - Entheete (Neuauflage) +++ Armin Rößler - Cantals Tränen +++ Hebben/Skora/Rößler (Hrsg.) - Elvis hat das Gebäude verlassen
Das Argona-Universum
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#64
Geschrieben 04 August 2010 - 07:41
#65
Geschrieben 04 August 2010 - 07:45
Muss man da nicht die Kirche im Dorf lassen? Immerhin soll der Film ja auch Geld einspielen ...
In erster Linie soll er mich unterhalten. Ne, ist schon klar, dass das ein Mainstream-Film ist. Aber nachdem ein Kritikerkollege von mir gemeint hat, dass er sich bei dem Film unheimlich habe konzentrieren müssen, und der Film an einem anderen Ort mit L'année dernière à Marienbad verglichen wurde, habe ich mich wirklich auf verdrehte Gehirnwindungen eingestellt. Aber sowohl Memento als auch der ähnlich gelagerte Eternal Sunshine of the Spotless Mind scheinen mir eigentlich einiges verschlungener (was nicht heisst, dass sie unbedingt besser sind). Und ein Film wie Videodrome, der ja auch thematisch verwandt ist, ist ebenfalls einiges komplizierter. Dieser Teil der Enttäuschung kann also durchaus mit meinem hohen/falschen Erwartungen zusammenhängen. Das andere ist - und das habe ich bei Nolan oft -, dass mich der Film emotional nicht sonderlich berührt hat; wohl nicht zuletzt weil Cobbs Antrieb viel zu dick aufgetragen wird.
Bearbeitet von simifilm, 04 August 2010 - 07:46.
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#67
Geschrieben 04 August 2010 - 08:07
Ja, das ist schon wahr. So furchtbar kompliziert wie vorher in diversen Besprechungen behauptet, war der Film nun wirklich nicht. Ich sehe das allerdings positiv: Offensichtlich bin ich ein Stückchen schlauer als diese Kritiker.Aber nachdem ein Kritikerkollege von mir gemeint hat, dass er sich bei dem Film unheimlich habe konzentrieren müssen, und der Film an einem anderen Ort mit L'année dernière à Marienbad verglichen wurde, habe ich mich wirklich auf verdrehte Gehirnwindungen eingestellt. Aber sowohl Memento als auch der ähnlich gelagerte Eternal Sunshine of the Spotless Mind scheinen mir eigentlich einiges verschlungener
#69
Geschrieben 04 August 2010 - 08:32
Okay, dann habe ich dich jetzt verstanden (und nichts an dieser Argumentation auszusetzen).In erster Linie soll er mich unterhalten. Ne, ist schon klar, dass das ein Mainstream-Film ist. Aber nachdem ein Kritikerkollege von mir gemeint hat, dass er sich bei dem Film unheimlich habe konzentrieren müssen, und der Film an einem anderen Ort mit L'année dernière à Marienbad verglichen wurde, habe ich mich wirklich auf verdrehte Gehirnwindungen eingestellt.
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#70
Geschrieben 04 August 2010 - 18:01
Die Erwartungshaltung ist schon ein Knackpunkt, denke ich. Schraubt man die extrem hoch, hat es jeder Film oder Roman schwer.Aber nachdem ein Kritikerkollege von mir gemeint hat, dass er sich bei dem Film unheimlich habe konzentrieren müssen, und der Film an einem anderen Ort mit L'année dernière à Marienbad verglichen wurde, habe ich mich wirklich auf verdrehte Gehirnwindungen eingestellt. Aber sowohl Memento als auch der ähnlich gelagerte Eternal Sunshine of the Spotless Mind scheinen mir eigentlich einiges verschlungener
INCEPTION soll viel Geld einspielen und ein möglichst breites Publikum finden, da musste Nolan wohl auch Zugeständnisse machen. Wenn man den Film von der ersten Minute an eher analysiert als auf sich wirken lässt, empfindet man ihn vielleicht anders. Ich hab versucht, ihn auf mich wirken zu lassen und hab recht schnell gemerkt, dass man aufpassen muss, um nicht den Faden zu verlieren. Höchste Konzentration ist nicht erforderlich, aber wenn jemand zwischendurch mal rausgeht oder abschaltet, fehlt ihm letztlich vielleicht eine wichtige Information. Irgendwo hinter mir saßen Leute, die während der Werbung diskutiert haben, ob sie nicht besser in einen anderen Film hätten gehen sollen und zu Beginn noch gequatscht haben. Sie sind sehr schnell verstummt und haben hinterher applaudiert.
Ich hab den Film erst einmal gesehen, aber ich seh das Ende so:
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#71
Geschrieben 08 August 2010 - 10:03
Und... Videodrome IST nicht nur anspruchsvoller, sondern auch wesentlich spannender. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png
Aber der Reihe nach.
Schicke Story, kein Zweifel, aber ungewöhnlich anspruchsvoll oder gar herausragend inszeniert? Bis auf ein paar nette filmische Tricks war es straightes Hollywood-Kino. Lediglich die Zeitdehnung bei den einzelnen Leveln hatte was und wenn ich heute morgen darüber nachdenke, ist es auch das Einzige, was mir wohl nachhaltig im Gedächnis rumspuken wird.
Leonardo, das Cabrio - hmm, in Aviator war er imho um ein Vielfaches besser. Die mimische Leistung des Akteurs war eher mittelmässig und wenn eine "Randfigur" wie Ken Watanabe wesentlich eindrucksvoller agiert,als der Hauptdarsteller, dann gibt das schon zu denken.
Äktsch-Szenen - die waren, um es mal vorsichtig zu formulieren, knapp über TV-Produktion-Niveau. Und innovativ war es schon gar nicht. Ich hatte zeitweise den Eindruck, dass Nolan hier nach dem Motto "Was in Matrix funktionierte, funktioniert hier auch" handelt, nur das seine Phantasie nicht an die der Wacholski-Brüder heranreicht.
Setting und Handlungsort - ebenfalls eher "Standard-Ware" aus dem Grafikcomputer. Das man damit bessere Ergebnisse erziehlt, bewies schon vor mehr als 10 Jahren der Regisseur Alex Proyas mit Dark City.
Soundtrack - sorry, aber hier komme ich wirklich nicht mehr mit. Könnte natürlich an mir liegen, aber als ordentlicher Amateurmusiker mit einem ausgeprägten Hang zum komponieren und einem gut geschulten Gedächnis für Song-Strukturen, ist es schon verwunderlich, wenn NICHTS, aber auch GAR NICHTS von diesem Soundtrack bei mir hängen bleibt.
Und Zimmer ist ein genialer Komponist,; das hat er schon dutzende Male unter Beweis gestellt. Ich sag nur: Gladiator !
Ich hatte mir, auf Grund der Postings hier, wesentlich mehr vom Film versprochen. Auch der Hinweis, dass man diesen Film unbedingt im Kino schauen muß, ist doch eher eine subjektive Sichtweise. Avatar MUSSTE man im Kino schauen... StarWars eventuell auch, aber diesen Film ? Sorry, da reicht DVD auf 107er Diagonale vollkommen aus... WENN man sich die DVD unbedingt anschaffen muß. Ich verzichte auf diesen Film in meiner Sammlung und das sollte als Gesamtfazit alle noch offenen Fragen beantworten.
Mit dem obligatorischen 10 Liter-Eimer Popcorn, drei Getränken waren es 50 Euro, die ich für mich, meine Frau und meinen Sohn hingeblättert habe. Hmm, da hätte es bessere Optionen gegeben, das Geld in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen.
Bearbeitet von Jürgen, 08 August 2010 - 10:14.
#72
Geschrieben 13 August 2010 - 16:17
Müsste man das denn unbedingt?Spoiler
Ich habe jetzt endlich auch meine Rezension zusammen geschrieben und insbesondere einige filmische Anspielungen noch erwähnt - oder verworfen. Gerade die schon von Simon erwähnte, in einigen US-Kritiken diskutierte Nähe zu "Letztes Jahr in Marienbad" sehe ich persönlich nicht, die Filme sind zu verschieden.
Wer möchte, möge hier klicken:
http://oliblog.blogg...rag.php?id=2395
Ich hatte bei Nolan nichts "Wildes" in Richtung Surrealismus oder Kompliziertheit (wo sind rückwärts sprechende Zwerge in roten Zimmern, wenn man sie braucht?!) erwartet, deshalb konnte ich nicht so enttäuscht werden wie wohl einige hier und die Stärken des Films genießen (ohne die Schwächen zu übersehen).
Bearbeitet von Oliver, 13 August 2010 - 16:19.
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#73
Geschrieben 13 August 2010 - 17:51
Müsste man das denn unbedingt?
Ich hätte das zumindest als interessante Wendung empfunden. Nicht zuletzt, weil sich diese Motivation für mich viel zu behautet angefühlt hat.
Wer möchte, möge hier klicken:
http://oliblog.blogg...rag.php?id=2395
Ich hatte bei Nolan nichts "Wildes" in Richtung Surrealismus oder Kompliziertheit (wo sind rückwärts sprechende Zwerge in roten Zimmern, wenn man sie braucht?!) erwartet, deshalb konnte ich nicht so enttäuscht werden wie wohl einige hier und die Stärken des Films genießen (ohne die Schwächen zu übersehen).
Das Eine war bei mir sicher die hohen Erwartungen angesichts gewisser Kommentare; dafür kann der Film nichts. Das Andere ist, dass ich den Film als Mixtur verschiedener Elemente nicht gelungen finde, weil keines dieser Elemente wirklich herausragend ist: Gehirnverdreher? Zu viel Pfusch im Drehbuch. - Actionfilm? Zu wenig furiose Actionszenen. - Drama? Emotional zu wenig packend. - Einbruchfilm? Zu wenig spannend.
So bleibt es bei einer witzigen Grundidee und einigen sehr schönen visuellen Einfällen. Da Du in Deiner Kritik ja Total Recall erwähnst: Den halte ich für die viel gelungenere Ausführung eines SF-Action-Blockbusters mit Gehirnverdreherqualitäten.
Was ich interessant finde, ist der auch von Dir erwähnte Aspekt des Traumlogik. Um eines voraus zu schicken: Ich erwarte von einem Film nicht, dass er Träume "realistisch" darstellt. Diesbezüglich mache ich Inception auch keinen irgendwie gearteten Vorwurf. Die Art und Weise, wie Träume in Filmen dargestellt werden, ist im hohen Masse von Konventionen abhängig und hat nur sehr begrenzt etwas damit zu tun, wie wir Träume tatsächlich erleben. Das Eigenartige an Träumen, die Traumlogik, ist - zumindest in meiner Wahrnehmung - ja, dass im Traum Dinge logisch und nachvollziehbar erscheinen, die man im wachen Zustand überhaupt nicht zusammenkriegt. Zumindest ich träume eigentlich kaum je von escherschen Labyrinthen und Wänden, die mich zerquetschen, und dergleichen. Aber ich erlebe es im Traum oft, dass Dinge geschehen, die an sich gar nicht so aussergewöhnlich sind, die aber bei Lichte betrachtet überhaupt keine logische oder kausale Verbindung haben; dennoch stelle ich im Traum eine Verbindung her und wundere mich nicht darüber, sondern nehme es an (ähnliche Erfahrungen habe ich schon im bekifften Zustand gemacht: Assoziationsketten, die im Moment absolut klar und stringent erscheinen, die aber im nüchternen Zustand keinen Sinn ergeben). - Deshalb glaube ich auch, dass die Logik von Träumen eigentlich völlig ungeeignet ist für (konventionelles) Erzählen, denn das wichtigste narrative Bindeglied - die Kausalität - ist im Traum oft ausser Kraft besetzt.
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#75
Geschrieben 15 August 2010 - 00:14
#76
Geschrieben 15 August 2010 - 09:00
Bin ich eigentlich der Einzige,
Spoiler
Spoiler
Das kann man durchaus so sehen, denke ich.
Kann mich knapp 6 Tage nach dem Film, kaum an die Namen der handelnden erinnern. Damit ist auch deutlich, wie der Film im Vordergrund steht: Es geht - Ausnahme Leo - nicht um die Personen (Identitäten)
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#77
Geschrieben 15 August 2010 - 11:08
Der sieht genauso aus, weil es derselbe Traum ist. Die erste Szene des Films zeigt, wie Cobb im Limbus auf einen uralten Saito trifft. Dann kommt ein Schnitt und in Rückblenden wird erzählt, wie es dazu kam. Beginnend mit dem ersten Einbruch bei Saito.Bin ich eigentlich der Einzige,
Spoiler
#78
Geschrieben 15 August 2010 - 11:39
wruge meint wohl den ersten Einbruch aus der Rückblende - da ist Sato jung. Es ist also nicht derselbe Traum wie der in der Anfangsszene, in der Sato alt ist und die das Ende vorwegnimmt, nur dieselbe Traumarchitektur.Der sieht genauso aus, weil es derselbe Traum ist. Die erste Szene des Films zeigt, wie Cobb im Limbus auf einen uralten Saito trifft. Dann kommt ein Schnitt und in Rückblenden wird erzählt, wie es dazu kam. Beginnend mit dem ersten Einbruch bei Saito.
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#79
Geschrieben 16 August 2010 - 16:08
Wo wir gerade dabei sind: Meine Theorie wäre, dass SaitÅ nach SaitÅ MusashibÅ Benkei (umgangssprachlich einfach nur "Benkei") benannt wurde, einem japanischen Volkshelden. Die nächste Alternative wäre SaitÅ DÅsan, ein brutaler Kriegsfürst aus der Zeit der Streitenden Reiche, der für seine hinterhältigen Taktiken bekannt war, mit denen er andere Fürstenhäuser zu Fall zu bringen versucht hat.
Man könnte auch anfangen, die Schriftzeichen des Namens auseinanderzuklamüsern und würde dann auf einen buddhistischen Kontext stoßen, aber ich glaube, selbst wenn Nolan den Namen nach der Bedeutung der Schriftzeichen ausgewählt hat, würden wir in den Bereich der hermeneutischen Haarspaltereien abdriften
#80
Geschrieben 16 August 2010 - 18:46
Domo arigato gozaimashita!Der Familienname SatÅ schreibt sich so: ä½è—¤. Der Familienname SaitÅ schreibt sich so: æ–Žè—¤ - unterschiedliche Namen. Ken Watanabes Rolle in dem Film heißt "SaitÅ" - nur zur Klärung der Schreibweise.
Die jap. Schriftzeichen für Sato / Saito werden leider nicht angezeigt - hab sie mal aus der Zitiermaske rauskopiert:
[attachment=915:japanisc...to_Saito.jpg]
(Und von wegen Sato: ich glaub, ich hab zu oft Black Rain gesehen ...
Werden Sato und Saito gleich ausgesprochen, oder ist das [Seito] aus Black Rain, das man Michael Douglas in den Mund gelegt hat, nur die US-Kaugummisprechversion?)
Bearbeitet von ChristianW, 16 August 2010 - 18:48.
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#81
Geschrieben 17 August 2010 - 08:51
Bei näherer Betrachtung kann ich Dir zu den Einzelaspekten nicht mal widersprechen, offensichtlich war da -für mich!- diesmal das Ganze (wohl deutlich) mehr als die Summe seiner Teile.Das Andere ist, dass ich den Film als Mixtur verschiedener Elemente nicht gelungen finde, weil keines dieser Elemente wirklich herausragend ist: Gehirnverdreher? Zu viel Pfusch im Drehbuch. - Actionfilm? Zu wenig furiose Actionszenen. - Drama? Emotional zu wenig packend. - Einbruchfilm? Zu wenig spannend.
Da will ich einfach anfügen, dass nicht kausales Erzählen sehr reizvoll sein kann, auch wenn es im Hollywoodfilm natürlich selten vorkommt. 'Berühmte' Beispiele in letzter Zeit wollen mir da nur sehr wenige einfallen, als erstes denke ich da an die Kugeln in der Wand in "Pulp Fiction". Das ist schon 16 Jahre her, aber, meine Güte, was wurde darüber viel geschrieben!Das Eigenartige an Träumen, die Traumlogik, ist - zumindest in meiner Wahrnehmung - ja, dass im Traum Dinge logisch und nachvollziehbar erscheinen, die man im wachen Zustand überhaupt nicht zusammenkriegt.(...) Deshalb glaube ich auch, dass die Logik von Träumen eigentlich völlig ungeeignet ist für (konventionelles) Erzählen, denn das wichtigste narrative Bindeglied - die Kausalität - ist im Traum oft ausser Kraft besetzt.
Was Du zu Zusammenhängen schreibst, die im Traum logisch und nachvollziehbar sind, danach aber nicht mehr, das kenne ich so auch (ich träume auch nie von Escher-Labyrinthen oder sowas) - und das ist natürlich im Film so extrem schwer darstellbar, dafür bekommt man den Zuschauer einfach nicht weit genug in den Kopf des Protagonisten rein. Manchmal gibt es aber Näherungen, mir fällt da die Szene in "Memento" (da haben wir Nolan wieder!) ein, in welcher der Held kurz nicht weiß, ob er den Häscher jagen oder vor ihm davon rennen soll. Das war für mich ein brillanter Einfall filmischen Erzählens.
Als Freund des kommerziellen indischen Kinos bekomme ich eigentlich häufig meinen 'Fix" mit nicht-kausalem Erzählen, weil in solchen Filmen die Handlung eher durch etwas zusammen gehalten wird, was man 'emotionale Wahrheit' nennen könnte. Der weit entfernte Sohn in London braucht kein Telegramm oder einen Telefonanruf (<- das wäre Kausalität), er spürt, dass es Mutter in Indien schlecht geht, über tausende Meilen hinweg und setzt sich dann in den Flieger gen Heimat.
@wruge: Was genau ist "Hollywood-Logik"?
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#82
Geschrieben 17 August 2010 - 11:31
die info hab ich in der aktuellen widescreen entdeckt, ich weiß nicht genau ob das hier (oder auf sffan.de im dortigen thread) schon die runde machte
#83
Geschrieben 17 August 2010 - 15:37
Da will ich einfach anfügen, dass nicht kausales Erzählen sehr reizvoll sein kann, auch wenn es im Hollywoodfilm natürlich selten vorkommt. 'Berühmte' Beispiele in letzter Zeit wollen mir da nur sehr wenige einfallen, als erstes denke ich da an die Kugeln in der Wand in "Pulp Fiction". Das ist schon 16 Jahre her, aber, meine Güte, was wurde darüber viel geschrieben!
Dieses Beispiel fällt aber doch in etwas andere Kategorie: da geht es mir um unmotivierte, nicht erklärte Zufälle, die gemäss allgemeiner dramaturgischer Konvention zu einem so späten Zeitpunkt in der Handlung nicht passieren dürften (wobei: so spät geschieht das in der Chronologie gar nicht, bloss spät im Film. Was mir erst jetzt auffällt: Tarantino hält sich also durchaus an die Regeln - der ungeheuerliche Zufall passiert durchaus früh in der Handlung, einfach nicht früh im Film). Es ist aber durchaus Teil einer kausalen Kette (der Junge schiesst, weil er Angst hat etc.); von der Art her ist das ja ähnlich wie das, was die Coens in ihren letzten Filmen machen.
Was Du zu Zusammenhängen schreibst, die im Traum logisch und nachvollziehbar sind, danach aber nicht mehr, das kenne ich so auch (ich träume auch nie von Escher-Labyrinthen oder sowas) - und das ist natürlich im Film so extrem schwer darstellbar, dafür bekommt man den Zuschauer einfach nicht weit genug in den Kopf des Protagonisten rein. Manchmal gibt es aber Näherungen, mir fällt da die Szene in "Memento" (da haben wir Nolan wieder!) ein, in welcher der Held kurz nicht weiß, ob er den Häscher jagen oder vor ihm davon rennen soll. Das war für mich ein brillanter Einfall filmischen Erzählens.
Ich hatte gerade die Idee, dass der bereits erwähnte L'année dernière à Marienbad hier vielleicht ein interessanter Kandidat wäre. Wenn wir sagen, dass sich Träume u.a. dadurch auszeichnen, dass unlogische, kausal nicht verknüpfte Ereignisse "oberflächlich" logisch erscheinen, könnte man argumentieren, dass Marienbad etwas ähnliches macht: Der Film verwendet ja viele typische formale Mittel wie Schuss/Gegenschuss, Eyline-Matching oder Fahrten, die normalerweise verwendet werden, um räumliche und zeitliche Kohärenz herzustellen. Allerdings werden diese Mittel in Marienbad oft eingesetzt, um Einstellungen, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben, zu verbinden. Auch wenn das kaum die Intention Resnais' gewesen dürfte, könnte man argumentieren, dass hier - analog zum Traum - eine oberflächliche Kohärenz behauptet und bis zu einem gewissen Grad auch erlebt wird, die inhaltlich gar nicht gegeben ist.
Als Freund des kommerziellen indischen Kinos bekomme ich eigentlich häufig meinen 'Fix" mit nicht-kausalem Erzählen, weil in solchen Filmen die Handlung eher durch etwas zusammen gehalten wird, was man 'emotionale Wahrheit' nennen könnte. Der weit entfernte Sohn in London braucht kein Telegramm oder einen Telefonanruf (<- das wäre Kausalität), er spürt, dass es Mutter in Indien schlecht geht, über tausende Meilen hinweg und setzt sich dann in den Flieger gen Heimat.
Wobei hier wohl wiederum anzumerken ist, dass derartige Momente in der Regel wohl nur in ganz bestimmten Szenen vorkommen, also auch durch Konventionen geregelt sind. Nicht jede Figur darf x-beliebig so reagieren.
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#84
Geschrieben 19 August 2010 - 14:00
Im Englischen verwischt sich der Unterschied, da bleibt "Saito" "Saito" (auch wenn das 'a' ein bisschen amerikanisiert wird), aber "Sato" wird zu "Seito" und ist damit kaum noch von "Saito" zu unterscheiden (und das ist auch der Grund, warum Michael Douglas das ständig durcheinanderschmeißt und von seinem Kollegen korrigiert werden muss). Im Deutschen spricht man die Namen genauso aus, wie man sie liest: Das 'S' ist stimmlos, das 'a' kurz und das 'o' ist gedehnt (trotzdem liegt die Betonung auf der ersten Silbe).Werden Sato und Saito gleich ausgesprochen, oder ist das [Seito] aus Black Rain, das man Michael Douglas in den Mund gelegt hat, nur die US-Kaugummisprechversion?)
Aufmerksame Amerikaner sprechen "Sato" wenigstens "Sätto" aus, verringert die Verwechslungsgefahr
#85
Geschrieben 24 August 2010 - 20:58
Ich fand den Film umwerfend gut; ein wesentlich wichtigerer SF-Film als z.B. Avatar. Kleinere Abzüge: Mir gefiel der ein oder andere Dialog nicht so sehr, und auch die Musik war zu bombastisch omnipräsent.
Am meisten hat mich nicht die technische Idee des "dream sharing" beeindruckt (das ist u.a. vom Film Dreamscape geklaut), sondern die Ausschmückung der Welt hinter geschlossenen Augen der Schlafenden. Derartige Träume kenne ich kaum, aber ich wurde als Zuschauer immer wieder geerdet mit bekannten Erlebnissen -
Der Plot ist auch gut konstruiert - was genau damals geschah als Cobb und seine Frau zu "tief" tauchten, wird erst spät klar, warum
Ich gebe zu, ich habe einfach auch viel Freude gehabt an der visuellen Umsetzung der Eigenschaften der Alternativ-Realität - z.B. war der Kampf im Hotelkorridor (Gordon-Levitt gegen alle Anderen) eine der besten Action-Szenen, die ich je gesehen habe: Ich konnte es einfach nicht fassen, und habe gejuchzt, als der erfahrene "extractor" wusste, was den Kombatanten drohte, und deswegen siegte.
Überhaupt fand ich die Team-Mitglieder alle ausnahmslos gut gecastet, und fast alle waren mir aus früheren Filmen und einer TV-Serie als gute Mimen bekannt. Das war ein Genuss! DiCaprio war am beeindruckendsten fokussiert - Jakob hat recht: Der ältere (dickere? wo denn?) Leo ist richtig gut geworden! Besonders gut gefallen haben mir auch Page, Gordon-Levitt und Murphy (wer hat noch NICHT Redeye gesehen?)...
Zuletzt noch ein Wort zu den "visuals" - hier wurde CGI dezent und beeindruckend eingesetzt, fand ich. In diesem Film wurde mir Filmbanause zum 1. Mal während des Schauens bewusst, wie wichtig der Schnitt und Kameraführung ist, und ich fand beides hier passend und geschmeidig.
P.S.: Manche warnten mich, ich müsse genau aufpassen, aber mir sind momentan keine Plotlücken bewusst. Mir ist nicht gleich klar gewesen, dass der "forger" praktisch ein kleiner Matrix-Neo ist - am Ende, im Schnee und so, dann doch. Natürlich kein Supermann - das war keine der Rollen im Film. Angenehm.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#86
Geschrieben 02 September 2010 - 11:48
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
- • (Buch) gerade am lesen: Maxim Leo – Wir werden jung sein
#87
Geschrieben 02 September 2010 - 22:15
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#88
Geschrieben 05 September 2010 - 08:07
Carpe diem!
- • (Buch) gerade am lesen:Alles, was mich interessiert ...
#89
Geschrieben 05 September 2010 - 08:58
Hi Heschu, danke für deine Meinung zum Film! Dass du das zitierte Proviso bei uns im SFN in deinen lesenswerten Post einbauen musst, finde ich traurig fürs SFN, denn wir hatten mal einen humaneren Ruf. Sei dir sicher, dass wir Mods uns bemühen, den nach wie vor aufrecht zu erhalten: Persönliche Wortattacken werden geahndet! Gegen eine höflich-sachliche Besprechung deiner Gründe wird wohl niemand etwas haben, auch du nicht, hoffe ich. /Mod)Ich hoffe, ihr akzeptiert auch meine Meinungsäußerung, ohne mich gleich wutentbrannt nieder zu knüppeln.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
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Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
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dann wünschen wir einfach mit Willen
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Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
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#90
Geschrieben 05 September 2010 - 09:41
Ach wo! Vielleicht überzeugt mich sogar tatsächlich jemand, dass ich den Film falsch eingeschätzt habe?Gegen eine höflich-sachliche Besprechung deiner Gründe wird wohl niemand etwas haben, auch du nicht, hoffe ich.
Viele diskutierfreudige Grüße
heschu
Carpe diem!
- • (Buch) gerade am lesen:Alles, was mich interessiert ...
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