Ein Buch zu lesen soll ja nicht nur den Effekt haben, Inormationen transportiert zu bekommen.
Ich würde gelungene Kommunikation nie auf das Übermitteln von Informationen beschränken. Wenn du das so aufgefasst hast, wäre das ein klares Missverständnis. Literatur kann viele Anliegen haben - dass man den Inhalt versteht, wäre noch der mindeste. Und keineswegs ein notwendiger, wenn man sich manche literarische Kunstwerke anschaut, die mehr über ihre Form als über den Inhalt wirken
Ich persönlich würde das Übermitteln von Emotion für bedeutsamer halten. Aber im Grunde ist es egal, was genau der Autor über die Sprache kommunizieren will: Man kann die Sprache im Sinne der Kommunikation als gelungen ansehen, wenn sie transportiert, was auch immer vermittelt werden soll, ob Inhalt, Emotion oder was auch immer. Und damit wären wir dann wieder bei Simifilms Einwand:
Wenn jemand offensichtlich sprachliche Fehler macht, ist der Inhalt dennoch kommunizierbar. Es liegt aber dennoch ein objektiver Fehler vor, den auch jemand, der sich nicht sonderlich daran stört, kaum als "schön" oder "guten Stil" empfinden wird.
Ich möchte eben bezweifeln, dass bei Eschbach in nennenswertem Umfang eben solche "sprachliche Fehler" vorliegen, die sein Kommunikationsinteresse stören - also solche, die eben niemand in Abhängigkeit von seinem Geschmack als "guten Stil" empfinden kann. Der Erfolg bei den Lesern kann dabei durchaus als Beleg für guten Stil in diesem Sinne gewertet werden, weil er von gelungener Kommunikation kündet. Nicht von gelungener Kommunikation im Sinne der Übermittlung von Information, sondern von gelungener Kommunikation im Sinne der wesentlichen Anliegen der Geschichte.
Ich möchte also meinen, dass du hier sprachliche Fehler mit solchen Stilmerkmalen in einen Topf wirfst, die tatsächlich nur deinen persönlichen Anforderungen an Sprache nicht gerecht werden. Es sei dir unbenommen, dass du von "gutem Stil" etwas anderes erwartest als das, was Eschbach oder King schreiben. Aber ich denke doch, du überschreitest deine Grenzen, wenn du erwartest, dass auch alle anderen sich deine Merkmale von gutem Stil zu eigen machen; oder wenn du automatisch unterstellst, dass jeder, der Eschbach einen guten Stil attestiert oder deine Maßstäbe für schlechten Stil nicht teilt, irgendwas nicht richtig verstanden haben muss.
Manche Leute haben nun mal eine andere Meinungen. An der Berechtigung dieser anderen Meinungen ändert sich auch daran nichts, wenn du gute Gründe für deine Meinung hast und glaubst, du hättest Recht mit deiner Einschätzung. Das ist kein Beleg für die Objektivität deines Einschätzung, sondern eine Trivialität -
jeder glaubt, dass er mit seiner Einschätzung Recht hat und gute Gründe dafür vorbringen kann. Selbst wenn du deine Gründe für "schlechten Stil" hier vorbringst und sie überzeugender klingen als die der Gegenposition, wäre das immer noch kein Belegt dafür, dass deine Position mehr als eine subjektive Meinung ist. Es wäre nur ein Beleg für den "guten Stil" deiner Argumentation

... also dafür, dass du dein kommunikatives Anliegen gut vermitteln kannst.
Wenn du belegen möchtest, dass deine Vorstellung von schlechtem Stil mehr ist als eine subjektive Meinung, dann kannst du nicht einfach von deinen selbstgewählten Prämissen für guten Stil ausgehen und deine Aufgabe erfüllt sehen, wenn du belegen kannst, dass du auf Basis dieser Prämissen die korrekte Einschätzung vorgenommen hast. Ich würde für eine objektive Einschätzung erwarten, dass sie auf einem für alle gleichermaßen gültigen Ausgangspunkt geerdet ist. Da fiele mir entweder die beobachtbare Empirie ein - und da will ich eben bezweifeln, dass sich Aussagen über "guten Stil" empirisch stützen lassen, die über den Aspekt "gelungener Kommunikation" hinausgehen, bzw. die sich vom Erfolg beim Leser unabhängig machen lassen. Sobald du sagst, dass dein "guter Stil" und der Erfolg beim Leser wenig miteinander zu tun hat, hast du meiner Einschätzung nach die Möglichkeit aufgegeben, deiner Position durch empirisches Fundament einen objektiven Anspruch zu verleihen.
Die Alternative wäre dann, dass du nicht von einer für alle sichtbaren Empirie ausgehst, sondern von für alle akzeptablen Prämissen und von da aus logisch belegst, dass auf Grundlage dieser Prämissen schlechter Stil vorliegt. Und bei dem, was du bisher gesagt hast, würde ich sagen, scheitert dein Ansatz daran, dass du Kategorien wie "überflüssige Redundanzen", "schräge Sprachbilder" etc. in Form von Prämissen einbringst, bei denen ich davon ausgehe, dass sie eben nicht konsensfähig sind.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)