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Robert Charles Wilson: Julian Comstock


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50 Antworten in diesem Thema

#1 Rusch

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Geschrieben 01 Oktober 2009 - 09:52

Wir lesen:

Eingefügtes Bild
Julian Comstock
Robert Charles Wilson

3 Akt bis Epilog

#2 Pogopuschel

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Geschrieben 06 Oktober 2009 - 11:42

Ich habe jetzt den dritten Akt beendet.Da ich am Wochende nach Berlin umgezogen bin und zur Zeit kein Internet habe, komme ich leider nicht dazu, regelmäßig meine Meinung zu Posten.Mir gefällt das Buch bisher sehr gut. Eigentlich ist es ja ein Kommentar zur Religion. Es könnte auch gut im 18. Jahrhundert spielen. Bis auf ein paar Andeutungen, merkt man nicht viel von der Zukunft, bzw. deren Vergangenheit. Mir gefällt besonders Wilsons Schreibstil und Adams dezente Zurückhaltung bei Ereignissen die ins Eingemachte gehen.Gruß Markus

Bearbeitet von Rusch, 06 Oktober 2009 - 12:24.


#3 raps

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Geschrieben 07 Oktober 2009 - 12:48

Ich lese das Buch gar nicht. Mir fiel nur bei der Lektüre der Rezension dazu in Erik Schreibers neuem Bücherbrief (Erik liebt den Roman!) auf, dass mich die Erzählsituation (oder wie man das korrekt nennt) sehr an John Irvings "A Prayer for Owen Meany" erinnerte: Dort wird das Leben einer Jesus-Figur (eben jener Owen) aus der Sicht seines Freundes geschildert. Da die Titelfigur von Wilsons Roman die Initialen J.C. trägt, wollte ich mal fragen, ob die Situation hier vergleichbar ist.Grüße, Rainer

#4 lapismont

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Geschrieben 07 Oktober 2009 - 14:00

Eher wohl Julius Cäsar, bei dem was ich bisher gelesen habe.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#5 Rusch

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Geschrieben 07 Oktober 2009 - 14:11

Ich denke, in diesem Fall passt sogar beides, da sich das Buch intensiv mit Religion beschäftigt. Ob das mit Julius Cäser passt, kann ich wohl erst am Ende sagen.

#6 lapismont

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Geschrieben 08 Oktober 2009 - 06:51

Bin nun auch im dritten Akt angelangt. Die Figuren haben ihre reifende Zeit hinter sich und beginnen ihre erwachsenen Rollen zu spielen."Eula's Choice" - was hab ich gegrinst. Da stehe ich auch jedes mal vor der Wahl. Simme ich zu oder verzichte ich.Herrlich.Das ist so unsterblich, dass ich mich bestimmt in Zukunft immer an Wilson erinnern werde, wenn ich auf "Stimme zu" klicke.Inhaltlich hoffe ich auf mehr Unerwartetes. Gerade (S.368) passiert alles, wie man es sich auch denken kann, sehr schön erzählt, aber eben alles vorhersehbar.

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#7 klox

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Geschrieben 10 Oktober 2009 - 12:44

Hab den Roman gestern Abend beendet. Das letzte Kapitel liefert wirklich ein furioses, und vor allem einleuchtendes Ende.Wilson ist ein großer Erzähler, keine Frage. Die Geschichte die er sich da ausgedacht hat, ist es auch wert erzählt zu werden, und er macht das wirklich gut. Allerdings sind die phantastischen Elemente hier nur Nuancen. Ähnlich wie bei Simmons "Terror" müsste man nicht viel umstellen und das ganze wäre ein Abenteuerroman.Das soll keine negative Kritik sein. Ich habe ein unterhaltsames Buch gelesen von einem großartigen Erzähler. Es deckt sich nur nicht ganz mit den Erwartungen die ich an dieses Buch hatte, in Bezug auf den phantastischen Gehalt.Ich hatte öfters das Gefühl das Wilson viel phantastisches Potential seines Szenarios verschenkt, alerdings immer nur in den Lesepausen, während des Lesens ist es mir gar nicht so aufgefallen :-)Ich habe mir auf jeden fall vorgenommen demnächst auch noch Spin zu lesen. Mal sehen ob das mehr SF ist.

#8 Rusch

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Geschrieben 10 Oktober 2009 - 14:40

Ich habe mir auf jeden fall vorgenommen demnächst auch noch Spin zu lesen. Mal sehen ob das mehr SF ist.

Die Antwort lautet ganz einfach: JA! Spin war der einzige wirklich große SF Roman der letzten Jahre. (vielleicht gibt es noch ein paar weitere, aber die sind mir noch nicht untergekommen).

#9 † Christian Weis

† Christian Weis

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Geschrieben 11 Oktober 2009 - 09:22

Bin grad im 3. Akt angekommen - alles in allem bisher ein ordentlicher Roman, allerdings mit Leerlauf zwischendurch. Der Spannungsbogen ist eher flach, was auch daran liegt, dass viele Einzelbegebenheiten erzählt werden und immer wieder größere Zeitsprünge enthalten sind (die sinngemäß mit "und zwischendrin passierte nicht viel" überbrückt werden - lässt sich aber bei der langen Zeitspanne und dem traditionellen Ich-Erzählstil, den Wilson gewählt hat, wohl kaum vermeiden). Julian Comstock ist nach wie vor im Vergleich zu Adam Hazzard eine Randfigur, was mich nach fast der Hälfte des Romans nun doch etwas verwundert - es scheint sich aber jetzt zu ändern.

Inhaltlich hoffe ich auf mehr Unerwartetes. Gerade (S.368) passiert alles, wie man es sich auch denken kann, sehr schön erzählt, aber eben alles vorhersehbar.

Das seh ich auch so - das ist eine Schwäche des Romans, zumindest in meinen Augen. Mal sehen, ob das noch anders wird. Der Erzählstil gefällt mir aber (mit Ausnahme der vielen Fußnoten) ziemlich gut. Erinnert sicher nicht zufällig daran, wie eben im 19. Jahrhundert erzählt wurde.

#10 Pogopuschel

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Geschrieben 12 Oktober 2009 - 11:41

Ich finde auch, dass der Roman ab dem dritten Akt etwas nachlässt. Die Spannung ist raus und Julian als Präsident... für mich funktioniert das nicht so richtig. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen.

#11 Rusch

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Geschrieben 12 Oktober 2009 - 13:07

Ich fand den dritte Akt ganz OK. Mir gefällt die Art und Weise wie Wilson erst nach und nach auf die vergangenen Ereignisse zu sprechen kommt. Die Szene mit dem Empfang zum 4. Juli fand ich durchaus gelungen. Da war Spannung drinnen. In diesem Zusammenhang eine Frage bezüglich dem, was Calyxa zu dem Reverent auf Seite 389 in Französisch gesagt hatte (und auch dessen Antwort).

#12 lapismont

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Geschrieben 12 Oktober 2009 - 13:37

ich habs in etwa so verstanden:"Man würde vielleicht Eure Tochter auch foltern."Ich bin weder ein Idiot noch unkultiviert, Frau Hazzard. Falls Sie mich mokieren wollen, könnte ich mich gezwungen sehen, einen Haftbefehl gegen Sie bewirken zu müssen."Ohne Garantien. :rolleyes:

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#13 † Christian Weis

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Geschrieben 12 Oktober 2009 - 20:09

In diesem Zusammenhang eine Frage bezüglich dem, was Calyxa zu dem Reverent auf Seite 389 in Französisch gesagt hatte (und auch dessen Antwort).

Warum - bei der chronischen Fußnoteritis - gerade die fremdsprachlichen Aussprüche nicht in Fußnoten übersetzt werden (die Songs werden es zum Teil, der Rest nicht) ist mir schleierhaft. Und wenn Adam der Sprache nicht mächtig ist - wie kann er Calyxas Sätze dann wortgetreu wiedergeben? Und wenn er das schon hinkriegt, wieso lässt er sie nicht für die Niederschrift seiner Abenteuer übersetzen?

Im 3. Akt werden einige Aspekte zum Verlauf der letzten 150 Jahre vor der Romanhandlung beleuchtet. Dass viele Menschen so wenig über die "alte Zeit" wissen, wird halbwegs schlüssig erklärt, trotzdem erscheint mir der in vielen Fällen 1:1-Rückfall ins 19. Jahrhundert nicht immer hundertprozentig nachvollziehbar. Wenn man Schreibmaschinen noch herstellen kann, warum kennt sie dann kaum einer noch? Und wieso ist es möglich, Schwarzweiß-Stummfilme zu drehen - wenn man das Wissen über Farbtonfilme hat, warum wird das nicht zumindest teilweise eingesetzt oder es zuumindest versucht? Ein bisschen kommt es mir so vor, als verfüge das Dominion über eine Zeitschaltuhr, mit der man den Counter auf 1860 zurückgesetzt hat - und vieles von dem, was nicht dazu passt, wird von den Leuten irgendwie verdrängt oder ignoriert.

#14 Rusch

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Geschrieben 12 Oktober 2009 - 21:24

Ein bisschen kommt es mir so vor, als verfüge das Dominion über eine Zeitschaltuhr, mit der man den Counter auf 1860 zurückgesetzt hat - und vieles von dem, was nicht dazu passt, wird von den Leuten irgendwie verdrängt oder ignoriert.

Das, so denke ich, wird wohl die Lösung sein. Vielleicht wird die Menschheit schon seit mehreren Jahrhunderten auf diesem Niveau gehalten. Obwohl: Das wären wohl die Türme in New York schon eingestürzt.

#15 Jakob

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Geschrieben 13 Oktober 2009 - 08:45

Warum - bei der chronischen Fußnoteritis - gerade die fremdsprachlichen Aussprüche nicht in Fußnoten übersetzt werden (die Songs werden es zum Teil, der Rest nicht) ist mir schleierhaft. Und wenn Adam der Sprache nicht mächtig ist - wie kann er Calyxas Sätze dann wortgetreu wiedergeben? Und wenn er das schon hinkriegt, wieso lässt er sie nicht für die Niederschrift seiner Abenteuer übersetzen?


Das wird eigentlich alles im letzten Kapitel erklärt - wobei ich hier Adam als unzuverlässigen Erzähler verstehen würde, der zu dem Zeitpunkt, als er das Buch schreibt, durchaus des Französischen mächtig ist, das aber aus Understatement nicht zugibt.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

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#16 lapismont

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Geschrieben 13 Oktober 2009 - 14:04

Akt 5 S. 536Langsam wächst meine Enttäuschung. Irgendwie vergisst Wilson etwas neues zu erzählen. Das Julian Comstock seinen Onkel im Amt beerbt wusste man ja schon. Das Wie wird in Nebensätzen erzählt. Im Fokus der Handlung steht immer mehr das doch recht triviale Priviatleben Adam Hazzards. Das zweite Kriegsabenteuer war seltsam blutleer und wohl nur dramaturgisch wichtig.Während der Anfang des Romans noch durch spannende Ideen zur Alternativwelt aufwarteten, lese ich gerade einen typischen Entwicklungsroman, zwar gut erzählt, aber wie geschrieben, nix was ich nicht schon etliche Male unter die Augen bekam. Ich hoffe, das Ende wird mit irgendeinem phantastischen Lichtblick aufwarten. :lol:

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#17 Pogopuschel

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Geschrieben 13 Oktober 2009 - 14:38

Im 3. Akt werden einige Aspekte zum Verlauf der letzten 150 Jahre vor der Romanhandlung beleuchtet. Dass viele Menschen so wenig über die "alte Zeit" wissen, wird halbwegs schlüssig erklärt, trotzdem erscheint mir der in vielen Fällen 1:1-Rückfall ins 19. Jahrhundert nicht immer hundertprozentig nachvollziehbar. Wenn man Schreibmaschinen noch herstellen kann, warum kennt sie dann kaum einer noch? Und wieso ist es möglich, Schwarzweiß-Stummfilme zu drehen - wenn man das Wissen über Farbtonfilme hat, warum wird das nicht zumindest teilweise eingesetzt oder es zuumindest versucht? Ein bisschen kommt es mir so vor, als verfüge das Dominion über eine Zeitschaltuhr, mit der man den Counter auf 1860 zurückgesetzt hat - und vieles von dem, was nicht dazu passt, wird von den Leuten irgendwie verdrängt oder ignoriert.

Das in Amerika das Dominion die Entwicklung und das alte Wissen unterdrückt hat, ist klar, aber warum lief es auch in den anderen Teilen der Welt, wie z. B. im säkulären Europa?

#18 lapismont

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Geschrieben 13 Oktober 2009 - 14:48

gute Frage.

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#19 Rusch

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Geschrieben 13 Oktober 2009 - 16:24

Den Feldzug fand ich noch interessant, bis die Belagerung begann. Wenigsten ging der Plan von Julian nicht auf (das wäre auch zu viel gewesen). Von da an verliert die Geschichte deutlich an Fahrt. Wäre nicht eine offene Auseinandersetzung mit der Church of Dominion interessanter gewesen? Irgendwie passt das überhaupt gar nicht zur Figur Julians. Wären nicht zu erwarten gewesen, dass er alle Kirchenfunktionäre ausweißt? Oder ist er zu sehr aus ihre Unterstützung angewiesen. Wie auch immer: Wilson hat sich für die langweiligste Variante entschieden und wohl damit den ganzen Roman etwas abgewertet, weil ja das ganze Buch auf die Frage hinarbeite, welche Rolle Julian gespielt hat.

#20 † Christian Weis

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Geschrieben 13 Oktober 2009 - 20:38

Ich hoffe, das Ende wird mit irgendeinem phantastischen Lichtblick aufwarten. :(

Der Roman plätschert eher aus, als dass er mit großen Enthüllungen, Wendungen oder noch mal einem echten Spannungspeak aufwartet. Irgendwie ist das Ganze nicht Fisch, nicht Fleisch - zwar nicht schlecht, phasenweise auch durch den Hintergrund fesselnd, letztlich aber nix, was ich irgendwann noch mal lesen möchte oder wärmstens empfehlen könnte. Alles in allem hatte ich mir etwas mehr erwartet bzw. erhofft. Wilsons Erzählstil sagt mir zu - auch in diesem Roman. Die hier gewählte "klassische Form" hat schon was, und er zieht es konsequent durch. Die Fußnoten allerdings ... na ja, die hätte es in dieser Fülle nicht gebraucht. Und dadurch, dass sein Ich-Erzähler bestimmte Dinge lieber abschwächt oder ausblendet (etwa, weil er meint, den armen Leser nicht mit Details bestimmter Begebenheiten konfrontieren zu dürfen oder langweilen zu wollen, was er an anderer Stelle dann aber leider doch tut), nimmt Wilson sich auch Chancen, zwischendurch mal ein Highlight zu setzen. Ein relativ großes Manko des Romans ist in meinen Augen, dass kaum Unvorhergesehenes geschieht.
Spoiler
Der Rückfall ins 19. Jahrhundert war für mich nicht in allen Details hundertprozentig nachvollziehbar, z.B. weil - wie von Pogopuschel schon angemerkt - die religiös-fundamentalistische Regierung (wie es auf dem Buchcover heißt) ja nur Nordamerika im Griff hat. Und das auch nicht wirklich, wie sich zwischendurch immer wieder zeigt. Was ist etwa mit den Chinesen, die zwar Wunderwaffen konstruieren und verkaufen, aber sonst nicht in Erscheinung treten? Der Weltenentwurf scheint mir nicht bis ins Letzte schlüssig zu sein.

#21 Rusch

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 07:10

Also ich stimme Christian voll zu.Viele in dem Roman ist nicht wirklcih nachvollziehbar: Warum fällt die Kultur exakt in die Welt zum Ende des 19. Jahrhunderts zurück? Wie konnte Julian so schnell aufsteigen - Onkel hin, Onkel her. Schon die erste Beförderung zum Captain war nicht nachvollziehbar.Der Schluss ist einfach schwach und ich muss auch sagen, dass mir die blöde Charles Darvin Geschichte am Ende leidlich egal war. Von allen möglichen Enden wählte Wilson das schwächste. Fazit für mich: Eine irgendwie belanglose Geschichte, die gut erzählt wird. Insgesamt wegen des schwachen Schlusses, aber auch wegen des durchaus stimmungsvollen Beginns gebe ich dem Buch 6 von 10 Punkten und werde es wohl bei Tauschticket.de abstoßen, weil ich es bestimmt kein zweites Mal lesen werde.

#22 lapismont

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 07:14

Bin nun auch durch.Wilson hatte offenbar das Ziel, gegen eine Denkrichtung im eigenen Land anzuschreiben, die von Darwin bis zum Computer alles verteufelt und die Uhr zurückdrehen will.Das untersucht Wilson. Was passiert, wenn wir uns in die Hand einer gottesfürchtigen Konter-Evolution begeben?Der spannende Ansatz, diese Gottesfürchter zum Zug kommen zu lassen, als die Welt von heute an ihren Problemen scheitert - find ich gut umgesetzt. Aber Wilson hätte da weit mehr draus machen können, wie Markus und Christian schon schrieben, es hätte globaler betrachtet werden können. Der etwas launige Vorwurf an die amerikanische Literatur, nur Nabelschauen zu produzieren, lässt sich hier trefflich wiederholen.Wilson begibt sich viel lieber auf eine Figurenbildungsreise die mit Fortschreiten der Handlung immer unspannender und beliebig wird. Warum etwa wird der Darwin-Film als Finale platziert, obwohl dessen Handlung einige Kapitel vorher schon ausreichend skizziert wurde? Vielleicht muss man US-Amerikaner sein, um die Brisanz zu verstehen, mich reizt ein Film über Darwin überhaupt nicht.Das zweite Finale erinnerte mich hingegen an Voyager. Mal auf die Schnelle Motive und Lösungen aus dem Hut gezaubert.
Spoiler
Warum eigentlich heißt der Roman "Julian Comstock"? Zu einer richtig großen Figur schafft er es nicht. Während er zu Beginn rätselhaft genial erscheint, wird er zum Ende hin dumm und weltfremd. Wilson lässt ihn nicht einmal ansatzweise als den weitplanenden Machtmenschen erscheinen, der er anfangs war.Wenn man vergleicht, wie er sich in der Armee hocharbeitete, unter Beachtung der Befehlskette und den gesellschaftlichen Regeln, versteht man später nicht, warum er es als Präsident nicht vermag, Kirche, Politik, Armee und Industrie gleichsam unter Kontrolle zu halten.Hier wird die Figur arg unglaubwürdig.Wilson hätte durchaus an diversen Punkten strenger und brutaler sein können. Ich lese ja parallel "Gegen den Tag" von Pynchon, dass einen ähnlichen kulturellen Hintergrund aufweist, aber wesentlich stringenter mit der menschlichen Natur umgeht. Da gibt es eben die ganze Palette vom bombenwerfenden Anarchisten über skrupellose Söldner bis hin zum Wanderverkäufer. Bei Wilson beschränkt sich die Gesellschaft auf wenige Schablonen, die auch oft nur in Nebensätzen erwähnt werden. Folter, Aufstand, Verrat usw. finden kaum oder in weiter Ferne statt, die größte Aufregung ist ein Sam im Selbstmitleidstrip. Nichts was der noble Adam nicht mühelos richten könnte.Anstatt mehr von den Auswirkungen im Dominon-Amerika zu berichten, endet der Roman rührselig im französischen Happy-End. Gnarf! Man könnte fast vermuten, der Verlag hätte ähnlich wie bei Hollywood-Blockbustern auf ein nettes Ende und Erwähnung Chinas bestanden, um den Verkaufserfolg sicher zu stellen.Naja, ich hoffe auf den nächsten Band, auch wenn der Titel "Darwinia" nun nicht mehr ganz so spannen klingt.

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#23 Morn

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 15:41

Naja, ich hoffe auf den nächsten Band, auch wenn der Titel "Darwinia" nun nicht mehr ganz so spannen klingt.

"Darwinia" erschien schon einmal und hat nichts mit "Julian Comstock" zu tun.

#24 Jakob

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 16:15

Hm, ich hab den Eindruck, dass dem Roman hier aber doch gründlich Unrecht getan wird. Ich halte ihn für Wilsons besten. Für den streckenweise betulichen Tonfall gibt es gute Gründe, und auch für Julians problematische bis tragische Entwicklung zum Ende - hier die große Konfrontation mit dem Dominion zu bringen, wäre in meinen Augen völlig verfehlter Heroismus gewesen. So wie das Buch ist, erscheint es mir sehr viel vielschichtiger als eine schlichte Anklage gegen Antiaufklärerischen Fundamentalismus. (nicht, dass ich was dagegen hätte, selbigen anzuklagen. Nur, dass Julian Comstock eben auch die problematischen Aspekte in der Denke der Titelfigur thematisiert.)
Ich hab jetzt keine Zeit das auszuführen (außerdem hab ich's gerade für die Pandora-Rezension gemacht, das will ich jetzt nicht doppeln ...), also versuche ich später noch mal, das zu begründen.
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#25 lapismont

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 16:50

Hm, ich hab den Eindruck, dass dem Roman hier aber doch gründlich Unrecht getan wird. Ich halte ihn für Wilsons besten. Für den streckenweise betulichen Tonfall gibt es gute Gründe, und auch für Julians problematische bis tragische Entwicklung zum Ende - hier die große Konfrontation mit dem Dominion zu bringen, wäre in meinen Augen völlig verfehlter Heroismus gewesen. So wie das Buch ist, erscheint es mir sehr viel vielschichtiger als eine schlichte Anklage gegen Antiaufklärerischen Fundamentalismus. (nicht, dass ich was dagegen hätte, selbigen anzuklagen. Nur, dass Julian Comstock eben auch die problematischen Aspekte in der Denke der Titelfigur thematisiert.)
Ich hab jetzt keine Zeit das auszuführen (außerdem hab ich's gerade für die Pandora-Rezension gemacht, das will ich jetzt nicht doppeln ...), also versuche ich später noch mal, das zu begründen.

da bin ich gespannt. Ich sehe da nur sehr viel verschenktes Potential. Die Pandora-Rezi ... Ich glaub ich hab das Buch schon wieder vergessen, wenn Pandora erscheint.
:)

Konfrontation mit dem Dominion. Recht seltsam inszeniert. Aktelang kommt Julian damit ganz gut zurecht und dann plötzlich nimmt er das persönlich und lässt das ganze Reich fallen zu Gunsten einer billigen Provokation?
Auch das verschenkte Potential der Tochter-Story, wozu war das denn noch nötig, wenn der Pastor sowieso schon mit Julian spinnefeind war?
Überhaupt lässt Wilson Julian plötzlich recht unbedarft dastehen, Erst der Machttyp, dann kommt er nicht mit dem Regieren klar. Die eine militärische Niederlage reicht mir da nicht als Grund für eine derartige Persönlichkeitsänderung.
Ich hatte eigentlich erwartet, dass Julian entweder in die Diktatoren-Rolle hineinwächst und einfach das Dominion durch etwas anderes ersetzt, oder tatsächlich Änderungen durchsetzt.
Aber wie auch immer, handlungsmäßig fehlt mir da einfach mehr neuer Content. Ich sehe da keine wirkliche Auseinandersetzung mit der amerikanischen Reaktion. Julian scheitert, weil Wilson (spontan) es so will und nicht, weil es sich im Roman so abzeichnete.

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#26 Amtranik

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 17:35

Ich halte ihn für Wilsons besten.

Uff. Das ist schon starker Tobak. Da muß ich jetzt erstmal verdauen.

#27 Amtranik

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 17:38

Naja, ich hoffe auf den nächsten Band, auch wenn der Titel "Darwinia" nun nicht mehr ganz so spannen klingt.

Darwinia ist ein älterer Roman der mit JC nicht die Bohne zu tun hat. Vor allem ist Darwinia ein phantastischer Roman, ein Prädikat das ich JC nicht so ohne weiteres geben würde, und obwohl ich JC nicht schlecht fand kann er Darwinia nicht das Wasser reichen.

#28 Pogopuschel

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 17:48

Darwinia ist ein älterer Roman der mit JC nicht die Bohne zu tun hat. Vor allem ist Darwinia ein phantastischer Roman, ein Prädikat das ich JC nicht so

Obwohl "Darwinia" tatsächlich in der Vergangenheit spielt. :) War mein erster von Wilson und hat mir gut gefallen, bis auf das leicht unveständliche Ende. Ich lese gerade auch "A Peoples History of the United States" von Howard Zinn und war zeitgleich zu "Julian Comstock" bei der amerikanischen Revolution und ihren Auswirkungen für die einfachen Leute. Da gibt es schon viele Parallelen zu "Comstock" bzgl. Leibeigenschaft, Aristokratie usw.

#29 Rusch

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 17:53

Wahrscheinlich muss man Amerikaner sein, um das Buch so richtig zu mögen...

#30 Jakob

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Geschrieben 14 Oktober 2009 - 21:41

Wahrscheinlich muss man Amerikaner sein, um das Buch so richtig zu mögen...

Na, daran kann's nicht liegen!
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