Bearbeitet von molosovsky, 03 November 2009 - 21:44.
Was ist Phantastik
#121
Geschrieben 03 November 2009 - 21:32
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#122
Geschrieben 03 November 2009 - 21:38
Von Simi habe ich in seinem schlauen Buch habe ich ja gelernt, dass es nicht nur eine ontologische Verfremdung des Weltenbaues gibt, sondern auch eine diegistische Verfremdung der erzählerischen Aufbereitung.
Nur kurz: Deine Erinnerung scheint da ein paar Dinge zu fusionieren; zumindest weiss ich nicht, was "diegistische Verfremdung der erzählerischen Aufbereitung" sein soll. Ich glaube, Du vermischst da meine Ausführungen zur Verfremdung, wo es darum geht, dass SF fast nur diegetische Verfremdung kennt, mit den Abschnitten zur Erzählweise, wo ich argumentiere, dass SF fast immer klassisch erzählt wird.
Bearbeitet von simifilm, 03 November 2009 - 21:40.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#123
Geschrieben 03 November 2009 - 21:45
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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#124
Geschrieben 04 November 2009 - 07:29
Habe das ›Verdauungs‹-Problem meines vorherigen Beitrages gemerzt, Simi.
Trotzdem: auf diese zwei verschiedenen Arten, ›Phantastik‹ zu erzeugen, hast Du mich gebracht.
Ich würde formale Verfremdung auf gar keinen Fall als Phantastik bezeichnen, falls Du das meinst, denn es sind auch und gerade sogenannt realistische Texte (und Filme), die sich auf formaler Ebene verfremdender Elemente bedienen.
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#125
Geschrieben 04 November 2009 - 08:06
Liest gerade | für die Magisterarbeit viele, viele Dinge
Lernt gerade| Geschichte
Schreibt gerade | Blogbeiträge... usw. usf.
#126
Geschrieben 04 November 2009 - 11:05
Da hast Du sicher recht mit - angeblich wäre der Flugzeugstunt noch "halbwegs realistisch", hieß es mal im Fernsehen.Ich denke, wir liegen da gar nicht so weit auseinander. Dass Bond tendenziell "unrealistischer" ist als ein klassischer Krimi, würde ich bejahen. Aber auch hier gibt es nach meinem Empfinden Grenzen: Als ich seinerzeit GoldenEye im Kino sah, hat das Publikum schallend gelacht, als Bond das abstürzende Flugzeug im freien Fall überholte. Da wurde ganz offensichtlich eine Grenze überschritten, die bei der Nagelpistole noch respektiert wurde. Aber diese Grenzen sind schwammig und hängen von verschiedenen Faktoren ab - nicht zuletzt vom individuellen Wissen. Deshalb warne ich einfach davor, hier zu präzise Unterscheidungen machen zu wollen.
Das größte Problem sei, dass man sowas nicht trainieren kann.
#127
Geschrieben 04 November 2009 - 20:10
Ich glaube, dass wir immer noch aneinander vorbei reden. Ich sprach in keiner Weise vom Gehirn - sondern referierte ein bisschen den Akt des Denkens im Sinne der Transzendental-Philosophie Kants. Seine transzendentale Analytik bemüht sich darum, das apriorische Vermögen des Verstandes aufzuzeigen. Verkürzt könnte man sagen: Aus dem durch die Sinne gelieferten "Material" (Empfindungen) entstehen Anschauungen, die wesentlich durch die apriorischen Anschauungsformen der Sinnlichkeit (Raum und Zeit) konstituiert werden. Der Verstand verknüpft nun diese Anschauungen nach den Gesichtspunkten der zwölf Verstandeskategorien. Hieraus resultieren empirische Begriffe. Das menschliche Gehirn wäre so ein empirischer Begriff - also ein Begriff a posteriori.Nicht direkt ein Missverständnis: Ich denke, Du vermischst hier den Mechanismus (Gehirn, Programm) mit seiner Analyse (Erklärung, warum das Gehirn funktioniert, semantisches Modell).
Ich würde meinen, dass wenn wir den operativen Akt einer sich selbst nicht bewussten Maschine als Denken bezeichnen, wir das Wort Denken anders verwenden, als dies gemeinhin der Fall ist.Das Denken an sich findet - in diesem Fall - auf einer sehr viel niedrigeren Ebene statt, nämlich auf Ebene bloßer Zahlenoperationen [...] Wir kommen also tatsächlich zu dem Problem, was "Denken" ist.
Wie gesagt: Die Frage der Transzendental-Philosophie, wie die Verknüpfung zur Einheit in Urteilen und Begriffen (Denken) möglich ist, hat nichts mit der "grundsätzliche[n] Funktion eines Gehirns" zu tun.Bestimmte analytische (z.B. selbstreferentielle/selbstreflexive) Operationen sind sicher ohne Kategorien unmöglich, aber die grundsätzliche Funktion eines Gehirns sehr wohl.
#128
Geschrieben 05 November 2009 - 07:34
Vielleicht kann ich meinen Standpunkt anders verdeutlichen: Die (geisteswissenschaftliche) Systemtheorie ist auch als Modell des Denkens formulierbar. Das ist kein Wunder, da die Systemtheorie so allgemein ist, dass sie als Modell für so ziemlich alles herhalten kann. Das ist praktisch und (in der Sprechweise der Systemtheorie) leistungsfähig, weil es Erklärungen und Voraussagen ermöglicht.
Genauso ist Kants Theorie leistungsfähig.
Das bedeutet aber keinesfalls, dass eine der beiden Theorien irgendwas mit einer wie auch immer gearteten "Natur" des Denkens zu tun haben muss. Man mag eine dritte, vierte, n-te Theorie finden, die das Denken genausogut oder besser erklärt. Und die "Realität" kann wieder ganz anders aussehen. (Exkurs: Dir die Wissenschaftsgeschichte zu referieren wäre wohl Eulen nach Athen zu karren, aber ich erinnere trotzdem an den hübschen Dreisprung klassische Mechanik -> Relativitätstheorie -> Quantentheorie. Was ist nun die "Wahrheit"?)
Zurück zum Thema geschlossen: Die Tatsache, dass ich in der Literaturtheorie etwas wie "Genres" definieren kann, und diese sogar bis zu einem gewissen Grad die beobachteten Phänomene erklären & handhabbar machen, heißt nicht, dass es "Genres" überhaupt gibt! Sie werden erst durch meine Definition von dem Kontinuum an Möglichkeiten abgegrenzt, erst in diesem Augenblick entscheide ich mich, jenes als "SF" zu bezeichnen und dieses nicht, und ich hoffe in diesem Moment, dass mein Gegenüber dieser Definition folgt, damit wir etwas zu reden haben (anschlussfähig sind).
Das hält aber keinen Schriftsteller davon ab, eine ganz andere oder gar keine Genretheorie beim Schreiben zu verwenden, und erst recht hält es nicht Thalia davon ab, das fertige Buch als "Thriller" einzusortieren, auch wenn wir Genre-Päpste empört darauf beharren, dass das doch wohl "SF" sei.
Und ja Simon, Du darfst nun darauf hinweisen, dass Du das ja schon alles vor fünf Jahren in Deiner Abhandlung Bla geschrieben hast. Hab Geduld mit uns.
#129
Geschrieben 05 November 2009 - 09:09
Das bedeutet aber keinesfalls, dass eine der beiden Theorien irgendwas mit einer wie auch immer gearteten "Natur" des Denkens zu tun haben muss. Man mag eine dritte, vierte, n-te Theorie finden, die das Denken genausogut oder besser erklärt. Und die "Realität" kann wieder ganz anders aussehen. (Exkurs: Dir die Wissenschaftsgeschichte zu referieren wäre wohl Eulen nach Athen zu karren, aber ich erinnere trotzdem an den hübschen Dreisprung klassische Mechanik -> Relativitätstheorie -> Quantentheorie. Was ist nun die "Wahrheit"?)
Es stellt sich dennoch die grundsätzliche Frage, ob sich ein Denken ohne Kategorien überhaupt denken lässt, und da habe ich wirklich ernsthafte Zweifel.
Zurück zum Thema geschlossen: Die Tatsache, dass ich in der Literaturtheorie etwas wie "Genres" definieren kann, und diese sogar bis zu einem gewissen Grad die beobachteten Phänomene erklären & handhabbar machen, heißt nicht, dass es "Genres" überhaupt gibt! Sie werden erst durch meine Definition von dem Kontinuum an Möglichkeiten abgegrenzt, erst in diesem Augenblick entscheide ich mich, jenes als "SF" zu bezeichnen und dieses nicht, und ich hoffe in diesem Moment, dass mein Gegenüber dieser Definition folgt, damit wir etwas zu reden haben (anschlussfähig sind).
Das hält aber keinen Schriftsteller davon ab, eine ganz andere oder gar keine Genretheorie beim Schreiben zu verwenden, und erst recht hält es nicht Thalia davon ab, das fertige Buch als "Thriller" einzusortieren, auch wenn wir Genre-Päpste empört darauf beharren, dass das doch wohl "SF" sei.
Da sehe ich keinen Widerspruch zur aktuellen Genretheorie. Was neuere Ansätze von solchen wie jenem Todorovs oder früheren unterscheidet, ist just die Abkehr vom Anspruch, von einer angeblich neutralen Position, also von aussen Genres objektiv zu bestimmen. Genres werden vielmehr als pragmatische Kategorien aufgefasst, die im Gebrauch entstehen und fortlaufend umdefiniert werden.
Allerdings: Genres "existieren" insofern, als ich als Leser bei einem Genreroman oder -film, der sich gewisser Konventionen bedient, diese kennen muss, um wirklich zu verstehen, was mir da erzählt wird. Das heisst nicht, dass sie als objektive, ewige Einheiten "da draussen" existieren, sind sind aber Teil der Konventionen, die Kultur generell ausmachen. In diesem Sinne sind sie aber auch historisch wandelbar.
Und ja Simon, Du darfst nun darauf hinweisen, dass Du das ja schon alles vor fünf Jahren in Deiner Abhandlung Bla geschrieben hast. Hab Geduld mit uns.
Mein Rat ist einfach: Mein Buch kaufen, am besten mehrfach.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#130
Geschrieben 05 November 2009 - 14:47
"Eden Ciy - die Stadt des Vergessens"?@ HMP: ich muß das einfach loswerden. Dein Avatar ist das Cover eines meiner ersten ... äh...Science Fiction-Romane, die ich gelesen habe!!!
Bearbeitet von proxi, 05 November 2009 - 15:27.
#131
Geschrieben 05 November 2009 - 15:05
Wohl eher "Elric von Melnibone"."Eden Ciy - die Stadt des Vergessens"?
#132
Geschrieben 05 November 2009 - 15:14
http://homepage.mac....tthews/lord.jpg
EDIT: Total falsch. Zu schnell geschossen von mir
Grüße
Alex / molo
Bearbeitet von molosovsky, 05 November 2009 - 16:16.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#133 Gast_stolle_*
Geschrieben 05 November 2009 - 15:15
Wohl eher "Elric von Melnibone".
Yep. Sag blos, die haben auch dieses Cover, wie schon öfters, mehrmals verwendet bei Heyne. Für mich ist das Ding fast eine Ikone, schwer vorstellbar, dass es was anderes darstellen kann als Elric.
#134
Geschrieben 05 November 2009 - 18:23
Da ist auch kein Widerspruch. Dieser "Widerspruch" existiert aber in den Köpfen vieler Leute (durchaus auch Wissenschaftler), die wissenschaftstheoretisch irgendwo im 19Jh. stecken geblieben sind.Da sehe ich keinen Widerspruch zur aktuellen Genretheorie. Was neuere Ansätze von solchen wie jenem Todorovs oder früheren unterscheidet, ist just die Abkehr vom Anspruch, von einer angeblich neutralen Position, also von aussen Genres objektiv zu bestimmen. Genres werden vielmehr als pragmatische Kategorien aufgefasst, die im Gebrauch entstehen und fortlaufend umdefiniert werden.
Sehr richtig, stimme ich voll zu.Allerdings: Genres "existieren" insofern, als ich als Leser bei einem Genreroman oder -film, der sich gewisser Konventionen bedient, diese kennen muss, [...] In diesem Sinne sind sie aber auch historisch wandelbar.
Sollte mein Roman jemals fertig werden, können wir über einen Tausch reden ...Mein Rat ist einfach: Mein Buch kaufen, am besten mehrfach.
#135
Geschrieben 05 November 2009 - 20:19
Gemalt von Rodney Matthews
http://homepage.mac....tthews/lord.jpg
EDIT: Total falsch. Zu schnell geschossen von mir
Grüße
Alex / molo
Und das ist die Rückseite des Heyne-Bandes von 1972 (das waren noch Preise für ein Taschenbuch http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png )
Und natürlich Rodney Matthews ...
Angehängte Dateien
Es gibt immer etwas, wozu es etwas zu sagen gibt. Immer!
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#136
Geschrieben 15 November 2009 - 23:11
Eine Kategorie in einem Literaturwissenschaftlichen Rahmen ? http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/blink.png
Und wenn nicht wieso gibt es keine ethymologische Untersuchung? ( Weil die Informationen einfach fehlen?)
P.S. Entschudige mich im voraus, wenn mein Beitrag nicht zum Thread passt.
#137
Geschrieben 15 November 2009 - 23:24
Könnte mir jemand bitte erklären was mit der Frage "Was ist Phantastik?" gemeint ist.
Eine Kategorie in einem Literaturwissenschaftlichen Rahmen ? http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/blink.png
Die eigentliche Frage dieses Threads ist in meinen Augen just die Frage, was mit der Frage "Was ist Phantastik?" gemeint ist (dreimal das Wort "Frage" in einem Satz!). Will sagen: Wie ich hier nun schon x-fach geschrieben habe, kann die Frage "Was ist Phantastik" nicht abschliessend und für alle Zeiten beantwortet werden, da die Bedeutung des Begriffs nicht fix ist, sondern vom Kontext abhängt. Insofern geht es sicher nicht nur um Literaturwissenschaft; dass dennoch viel von Literaturwissenschaft die Rede war, hängt wohl damit zusammen, dass es in diesem Bereich relativ klar abgrenzbare Traditionen gibt, die zumindest für gewisse Felder einigermassen präzise Definitionen möglich machen. Die umgangssprachliche(n) Bedeutung(en) von "Phantastik" ist/sind sicher noch viel schwieriger zu fassen.
Und wenn nicht wieso gibt es keine ethymologische Untersuchung? ( Weil die Informationen einfach fehlen?)
Ich weiss nicht recht, was Du damit meinst. Natürlich gibt es etymologische Untersuchungen zum Begriff "Phantastik" aber Etymologie kann ja am Ende nur zeigen, wie sich die Bedeutung eines Begriffs verändert und verschiebt; eine abschliessende Definition ist das aber nicht. Wenn ich weiss, dass "Phantastik" ursprünglich vom griechischen "phantasÃa" abstammt, heisst das ja keineswegs, dass "Phantastik" das gleiche bedeutet wie "phantasÃa", denn in den rund 2000 Jahren zwischen den beiden Begriffen ist einiges passiert. Sprache verändert ihre Bedeutung ja im Gebrauch.
Bearbeitet von simifilm, 15 November 2009 - 23:27.
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#138
Geschrieben 16 November 2009 - 15:42
Bearbeitet von Gregory, 16 November 2009 - 15:56.
#139
Geschrieben 16 November 2009 - 17:12
- Dr. Karel Lamonte, Atomic Scientist (Top of the Food Chain, Can 1999)
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#140
Geschrieben 16 November 2009 - 17:55
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#141
Geschrieben 16 November 2009 - 19:46
(›Phantastik‹ ist ja eine Substantivierung von ›Phantasie‹. ›Phantasie‹ kommt vom lateinischen Substantiv ›phantasia‹ = ›Gedanke, Einfall‹, kommt aus dem griechischen Substativ ›phantasia‹ = ›Vorstellung, Einbildung, Erscheinung‹, kommt vom griechischen Adjektiv ›phantazesthai‹ = ›erscheinen, sichtbar werden‹, kommt vom Verb ›phainein = ›sichtbar machen, sehen lassen‹).
Grüße
Alex / molo
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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#142
Geschrieben 16 November 2009 - 22:23
Das stimmt so nicht. "phantasia", "phantazesthai" und "phainein" sind alle vom selben Verbalstamm "phan-" abgeleitet (nebenbei: das sieht mit lateinischen Buchstaben gleich mal so richtig scheiße aus). "-ein" ist die aktivische Infinitivendung, "(e)-sthai" die passivische Infinitivendung.›phantasia‹ = ›Gedanke, Einfall‹, kommt aus dem griechischen Substativ ›phantasia‹ = ›Vorstellung, Einbildung, Erscheinung‹, kommt vom griechischen Adjektiv ›phantazesthai‹ = ›erscheinen, sichtbar werden‹, kommt vom Verb ›phainein = ›sichtbar machen, sehen lassen‹).
Das aktivische Verb "phainein" kann - grob gesagt - mit aktiver Endung als
- ans Licht bringen, erscheinen lassen, zeigen, kundtun, verkünden, verheißen
- glänzen, leuchten, scheinen
- einem leuchten, das Licht vortragen
und mit passiver Endung als
- gezeigt werden, ans Tageslicht kommen, entstehen, werden, plötzlich/unvermutet kommen
- erscheinen, scheinen, sich zeigen
übersetzte werden. (Das sind natürlich nur die allgemeinen Fälle.)
Das passivische Verb "phantazesthai" kann als
- erscheinen, sichtbar werden
- sich mit jemanden gleich machen, ähnlich sein
- sich übermütig zur Schau stellen, sich brüsten
übersetzt werden.
Das Substantiv "phantasia" ist (natürlich) viel simpler:
- Vorstellung, Vorstellungskraft, Bild
- Glanz, Gepränge
Hübsch ist übrigens das Adjektiv "phantastikos":
- geeignet, sich etw. vorzustellen, phantastisch, sich verstellen
Man sieht, dass es um den äußeren Anschein geht - der durchaus täuschen kann, wie den Griechen bewusst war.
Der Verbalstamm "phan-" hängt übrigens mit dem Substantiv "phaos" zusammen - "Licht".
[Klugscheißermodus aus]
(Entschuldigt, aber für irgendwas muss so ein Graecum ja gut sein...)
Theophagos
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#143
Geschrieben 16 November 2009 - 22:44
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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#144
Geschrieben 16 November 2009 - 22:57
Bin beeindruckt und bedanke mich für diesen hübschen, kleinen Ausflug ins Griechische. Wieder was gelernt.(Entschuldigt, aber für irgendwas muss so ein Graecum ja gut sein...)
Wenn Du jetzt bitte noch Science Fiktion aus dem Lateinischen ableiten könntest...
#145
Geschrieben 17 November 2009 - 15:56
#146
Geschrieben 17 November 2009 - 16:06
Hinzu kommen noch viele andere Faktoren, die einem übergeordnetem oder gar weltweiten Konsens im Wege stehen. Nimmt man nur die drei hier aufgeführten, wird ein einheitliches Bild zur Phantastik nicht möglich sein. Man muß also reduzieren - nicht die Ansichten oder Meinungen, sondern erst einmal festlegen, für WEN eine Definition des Begriffes Phantastik sein soll. Hat man sich darauf geeinigt, wird es schon erheblich leichter, einen Konsens zu erzielen.
Konzentriert man sich auf eine Bevölkerungsgruppe, für die eine Definition erarbeitet werden soll, wird es noch leichter. Im Falle des SF-Netzwerk wären das alle Nutzer des deutschsprachigen WWW, die sich sowohl für die Phantastik an sich, als auch für Teilbereiche der Phantastik interessieren.
Und jetzt mal ganz ehrlich... das sollte doch möglich sein, oder?
Gegenfrage: Wozu? Wenn ein Begriff wie Phantastik, wie Du ja selbst ausführst, historisch und kulturell extrem wandelbar ist, warum dann so tun, als könnte man sich auf einen Begriff einigen? Warum nicht vielmehr die historischen und kulturellen Unterschiede sichtbar machen? Was würde mit einem solchen Konsens eigentlich erreicht?
Ich möchte nicht noch einmal die ganze Todorov-Diskussion aufrollen, aber es ist nun mal eine Tatsache, dass seine Definition in der Literaturwissenschaft wichtig ist. Vielleicht gehören deutschsprachige Literaturwissenschaftlicher für Dich ja ausdrücklich nicht zur Gruppe der "Nutzer des deutschsprachigen WWW", aber wenn sie dazu gehören, wirst Du um mindestens zwei konträre Ansätze nicht herumkommen. Und wenn Du zwei unterschiedliche Definitionen nebeneinander setzt, wäre es eigentlich nur logisch, auch zu thematisieren, warum es denn so verschiedene Ansätze gibt
Bearbeitet von simifilm, 17 November 2009 - 16:07.
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#147
Geschrieben 17 November 2009 - 19:50
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#148
Geschrieben 17 November 2009 - 19:57
Welcher von den ›besserwisserischen Laberköpfen‹ VERBIETET denn den anderen sich einzubringen?
Gerade in Bezug auf diesen Thread würde mich das auch interessieren; die vielbeschworenen Knüppel kann ich hier nicht wirklich entdecken.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#149
Geschrieben 17 November 2009 - 21:13
Ich möchte nicht noch einmal die ganze Todorov-Diskussion aufrollen, aber es ist nun mal eine Tatsache, dass seine Definition in der Literaturwissenschaft wichtig ist.
So, so, ist das so?
Weißt du, wie viele Literaturwissenschaftler seine Ansicht nicht teilen?
Welcher namhafte und herausragende Geist der Literatur unterstützt seine These und würde sie als eigene adaptieren?
In welchem Konsens ist der Begriff "wichtig" für die Literaturwissenschaft zu sehen?
Nee, nee, mit Todorov kannst du bei mir schon mal gar nicht landen. Seine begrenzte, ja schon manisch anmutende Sichtweise, die immer nach dem sozialen Ziel einer Zukunftsgesellschaft schielt, ist für mich der Inbegriff des mahnenden Fingerhebers. Aus diesem Grund KANN seine Definition von Phantastik gar nicht wertfrei sein. Das muß man aber als oberste Devise bei einer Definition berücksichtigen, ohne in die Falle individueller Vorlieben und Ansichten zu geraten.
Ist aber auch egal - der olle Tzvetan hat durch dich seine Rolle in dieser Diskussion bekommen und damit hat es sich für mich.
Da ich lieber Ergebnisse sehe, als mich in irgendwelchen hyperinterlektuellen Diskussionen zu verstricken, widme ich mich wieder der nüchternen Arbeit am Wiki.
Es wird eine Definition geben und sie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit genauer und verständlicher sein, als der Wikipedia-Eintrag. Und damit wäre ein Ziel erreicht, mit dem ich sehr gut leben kann.
Welcher von den ›besserwisserischen Laberköpfen‹ VERBIETET denn den anderen sich einzubringen?
Von Verbot hat keiner gesprochen. Aber je hypothetischer eine Diskussion wird, desto weniger Menschen möchten sie verfolgen. Das gilt nicht nur für dieses Board. Hast du mal auf den Thread geachtet?
Er lautet: Was ist Phantastik
Welch einfache Frage und bestimmt auch ohne hochgeistige Spitzfindigkeiten zu beantworten. Davon bin ich überzeugt.
#150
Geschrieben 17 November 2009 - 21:35
So, so, ist das so?
Weißt du, wie viele Literaturwissenschaftler seine Ansicht nicht teilen?
Ich kann Dir zwar keine genauen Zahlen nennen, behaupte aber mal, dass ich ganz gut weiss, wie Todorovs Modell in der Germanistik rezipiert wurde.
Welcher namhafte und herausragende Geist der Literatur unterstützt seine These und würde sie als eigene adaptieren?
In welchem Konsens ist der Begriff "wichtig" für die Literaturwissenschaft zu sehen?
Wichtig bedeutet hier, dass ich keine deutschsprachige literaturwissenschaftliche Publikation zum Thema Phantastik kenne, die in den letzten fünfzehn Jahren erschienen ist, die sich nicht mit Todorov auseinandersetzt. Das geschieht teilweise in stark ablehnender Weise, dennoch beziehen sich alle in irgendeiner Form auf ihn.
Es wird eine Definition geben und sie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit genauer und verständlicher sein, als der Wikipedia-Eintrag. Und damit wäre ein Ziel erreicht, mit dem ich sehr gut leben kann.
Ich habe mir den Artikel gerade angesehen und finde ihn gar nicht so schlecht; ein bisschen sehr Durst-lastig und manches könnte man einfacher sagen, in der Stossrichtung - dem Präsentieren der zwei grundsätzlichen Ansätze - aber ganz brauchbar.
Da ich lieber Ergebnisse sehe, als mich in irgendwelchen hyperinterlektuellen Diskussionen zu verstricken, widme ich mich wieder der nüchternen Arbeit am Wiki.
Hyperintellektuellen Diskussionen kann ich in diesem Thread beim besten Willen nicht finden †¦
Bearbeitet von simifilm, 17 November 2009 - 21:53.
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