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Genotype


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21 Antworten in diesem Thema

#1 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 19 Januar 2003 - 22:29

Letzte Tage fand das neue Werk von Martin Hoyer den Weg zu mir. Ich sage deshalb "Werk", da das Buch/Büchlein mit etwas über 100 Seiten nicht unbedingt zu den gewichtigen Exemplaren gehört, die ich in letzter Zeit erworben habe.  :P Ein wenig enttäuscht war ich über die Ausmaße schon.... was mich aber nicht davon abhielt, gleich mal auf die Schnelle ein paar Seiten zu überschlagen. Nach ein paar Stunden hatte ich es dann durch.... ;fällt jemandem etwas an diesem Satz auf ? Nein ? Nun, ich habe das Buch gar nicht mehr weggelegt.... Erst einmal ein paar persönliche Worte an Martin...in Ruhe und Gelassenheit von mir gegeben. BIST DU DENN DES WAHNSINNS FETTE BEUTE ??? Wie kannst du Leute mit so einer Story "anfixen" und dann auf einen zweiten, dritten, vierten usw. Band warten  lassen ? Willst du hier den Fortsetzungs-Groschenroman in neuer Form aufleben lassen ? VERGISS ES !!! Ich will, ja ich fordere es sogar , dass du die komplette Story bis zum bitteren (oder schönen) Ende zusammenschreibst und alles in EIN Buch reinpackst !!! Und wenn du mit deinem Verlag Schlitten fahren musst....ist mir egal. Dieser Anfang ist es wert, ein dickes fettes Buch herauszugeben. Rezension Martin Hoyer betritt mit "Genotype" keine neuen Wege sondern lehnt sich beim Inhalt stark an das Cyberpunk Genre an. Die Geschichte ist in einer näheren Zukunft angesiedelt, einer düsteren und durch genetische Pannen veränderten Welt. Sein Erzählstil ist flüssig, schnell und direkt; seine Beschreibungen der Charaktäre und der Spielorte präzise und nicht zu langatmig. Das Szenario, das er dabei entwirft hat die Klasse, den Leser in den Roman "eintauchen" zu lassen..... der Leser ist "mitten" im Geschehen. Diese schriftstellerische Eigenschaft ist nicht hoch genug einzustufen und findet bei mir einen dankbaren Abnehmer. Das das Genre Cyberpunk bei mir sowieso ankommt soll nicht die Tatsache überdecken, das "Genotype" wirklich gut geschrieben ist. Der Aufbau ist spannend und hält schöne Überraschungen bereit und die Protagonisten werden nicht gleich in das alte "Gut und Böse" Spiel eingespannt. Martin Hoyer lässt dem Leser genügend Spielraum, sich seine eigene Meinung zu den Akteuren zu bilden. Die Story nimmt von Anfang an Tempo auf und behält dieses bis zum..... naja, Ende ??? DA IST KEIN ENDE ! Gutmütig könnte man sagen, es wäre das Ende eines Kapitels. Ich will aber keine 10 Bücher mit 10 Kapiteln !  :P Ich will ALLES !!! Da muss sich Herr Hoyer etwas einfallen lassen....und sein Verlag auch ! Es gibt aber diesmal auch einen schriftstellerischen Kritikpunkt (ist eine Premiere, denn eigentlich wollte ich nienich bei einer Kritik ins Detail gehen..... zu was mich dieser Roman so hinreisst...tsts). Ich kann einfach nicht glauben, das in der Zukunft "ein Bild auf die Leinwand projeziert wird". Auch einige technische Systeme werden in Zukunft wohl anders aussehen und funktionieren, als in dem Roman beschrieben. Hier sollte ein wenig mehr Detailarbeit stattfinden, denn diese technischen Visionen sind das Salz in der Suppe bei SF-Romanen. Es fallen mir (leider) keine weiteren Kritikpunkte zum Roman selbst ein, so, dass vielleicht der Eindruck entsteht, ich wäre zu "freundlich" mit Martin Hoyer umgegangen. Ich habe aber nun mal nichts weiter gefunden, was mich persönlich an der Story gestört hätte. Fakt ist, das Martin tatsächlich richtig gut eine Geschichte erzählen kann.... und das war für mich schon immer das wichtigste an einem Autor. Das die Story gerade in mein "Fachgebiet" fällt, ist einfach nur Zufalll.... "Genotype" ist zu gut für so eine Art der Veröffentlichung (zumindest das, was ich bisher gelesen habe) und hat es verdient, als Ganzes zu erscheinen. Ich weiss nicht, ob dieser erste Band nur ein Testballon sein sollte, um zu sehen, ob sich ein dickeres Buch lohnen würde..... meine Meinung dazu: werft die Druckmaschinen an und fangt an zu drucken, was das Zeug hält. Aber bitte die GANZE Story. der Count PS: Eine nicht ganz so persönliche Rezension werde ich diese Woche noch auf meiner HP veröffentlichen. Wer Interesse hat, kann ja mal reinschnuppern.... http://www.countzero-net.de    :bigcry:
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#2 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 23 Januar 2003 - 21:40

Erst einmal besten Dank für die Blumen. :P Aber: Die Einordnung unter Cyberpunk nehme ich Dir übel ... Wo ich mir doch soviel Mühe gegeben habe, sowohl Cyber als auch Punk geflissentlich zu vermeiden. ;)

Wie kannst du Leute mit so einer Story "anfixen" und dann auf einen zweiten, dritten, vierten usw. Band warten  lassen ? Willst du hier den Fortsetzungs-Groschenroman in neuer Form aufleben lassen ? VERGISS ES !!!

Tut mir ja furchtbar traurig, aber es ist nun einmal ein Romanserienkonzept, denn nur so läßt es sich von Seiten des Verlages und von mir realisieren; derzeit jedenfalls. Umgerechnet auf das Satzbild eines handelsüblichen Taschenbuchs ist nach 2,12 Romanheften der Umfang eines solchen erreicht. Daß das Preisniveau nicht vergleichbar ist, stimmt mich nicht minder trauig, ist aber leider im Rahmen eines Kleinverlages nicht zu ändern. :) Wer sich das Ganze nicht als Serie antun möchte, wird dann wohl auf das Roman-Reprint warten müssen. :)

Ich kann einfach nicht glauben, das in der Zukunft "ein Bild auf die Leinwand projeziert wird". Auch einige technische Systeme werden in Zukunft wohl anders aussehen und funktionieren, als in dem Roman beschrieben. Hier sollte ein wenig mehr Detailarbeit stattfinden, denn diese technischen Visionen sind das Salz in der Suppe bei SF-Romanen.

Der Techlevel ist beabsichtigt auf einem Stand angesiedelt, der - mit Abstrichen - dem heutigen entspricht. Gerade dafür war Detailarbeit nötig: Was passiert, wenn man die Menschheit mal eben um zwei Drittel (ein Durchschnittswert, angesichts der hohen Bevölkerungsdichte sind die Auswirkungen einer Epidemie in den Zentren der Industrienationen schwerer) ihrer Wetware beraubt? Die Szenariodaten füllen dank etwas mehr als rudimentärer Kenntnisse der Humangeographie einen eigenen Ordner: Es ist bereits eine Leistung, in nur 100 Jahren den aktuellen Stand zu halten, da alle vorhandenen Ressourcen in den Wiederaufbau und die Konsolidierung der Infrastruktur fließen. Kleinere Vorsprünge ergeben sich durch Nutzung von tacit knowledge, welches vor der Änderung der Weltsituation aus wirtschaftlichen Gründen unter Verschluß gehalten wurde (Stichwort: alternative Energiequellen). Die zitierte Projektortechnologie erfreut sich übrigens größer Aktualität, obwohl sie zu den ältesten Formen medialer Technik gehört. Selbst ohne einen globalen Crash dürfte dieser ökonomische Weg einer großflächigen und hochwertigen visuellen Wiedergabe nicht untergehen. Auch die modernsten Kinos verwenden lediglich aufgepeppte Nachkommen der ersten Bildprojektoren. Soviel zur Klugscheißerei, aber Du hast es schließlich provoziert. :( Was die Erscheinungsweise angeht, hast Du mich allerdings auf eine Idee gebracht, mal sehen, was der Verlag dazu sagt ... Grüße, Martin
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#3 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 23 Januar 2003 - 22:27

HACH! Da muss man ja drauf reagieren....

Die Einordnung unter Cyberpunk nehme ich Dir übel ... Wo ich mir doch soviel Mühe gegeben habe, sowohl Cyber als auch Punk geflissentlich zu vermeiden.

Der Begriff "Cyberpunk" hat sich schon lange verselbstständigt. Das ist übrigens ein Fakt, den viele SF-Freunde übersehen. Cyberpunk steht im 21. Jahrhundert für die Art Romane, die  in einer unmittelbaren Zukunft (man spricht so von 30 -80 Jahren) auf der Erde spielt. Das "Cyber" war früher durch Begriffe wie Virtuell Reality besetzt, hat aber in letzter Zeit immer mehr mit biomechanischen bzw. biogenetischen Veränderungen zu tun. Der "Punk" steht mittlerweile für eine bestimmte Art von "kämpferischen, gewalttätigen" Beschreibungen innerhalb einer Story. Das der Begriff "cyberpunk" vom Ursprung her nicht richtig passt, ist mir bekannt; deine Story und der Aufbau sind aber in dem Genre, so wie es derzeit gehandhabt wird, zuzuordnen..... was ich nun nicht gerade als abwertend bezeichne.

Umgerechnet auf das Satzbild eines handelsüblichen Taschenbuchs ist nach 2,12 Romanheften der Umfang eines solchen erreicht. Daß das Preisniveau nicht vergleichbar ist, stimmt mich nicht minder trauig, ist aber leider im Rahmen eines Kleinverlages nicht zu ändern.

Nun ja..... sollte der Verlag für "zweieinhalb" Romane, die dann aber eine abgeschlossene Story ergeben 19 Euro verlangen, dann macht der Verlag ein gebundenes Buch daraus und fertig ist. Würd ich nach diesem ersten Teil durchaus bezahlen   :P Und ich bin der Meinung, nach studieren des Genotype-Forums, dass ich nicht der einzige sein würde, der dafür Geld ausgibt. MANN, ich habe für die beiden letzten Sterling-Schinken wesentlich mehr ausgegeben...und die waren meiner Meinung nach absoluter Schrott !!! Zu deinem Einwand der technischen Details.... (diesmal ohne Zitat) Ein wenig technischer SF hätte deinen Roman einfach gut getan. Du kannst ja sagen, was du willst, aber Gibson könnte sich heute nicht einfach zurücklehnen, wenn er diese SF-Zutaten nicht in seinen Romanen eingebaut hätte. Und sein letzter Roman hätte auch nicht 250 000 Internet-Vorbestellungen gehabt, wenn die Leute VORHER gewusst hätten, das er mit diesem Roman eigentlich die "technische" SF-Schiene verlässt. Gut, seine (Gibsons) Zeit ist wahrscheinlich vorbei und ein reines "Nachahmen" seiner Art ist nicht das Wahre....aber wie ich Holger schon mitteilte, erinnert mich dein Stil sehr stark an den jungen, unverbrauchten Gibson (allein die kurzen, knappen Zwischenkapitel mit verständlichen, aber leicht einzubauenden Informationen lockten öfters ein Lächeln bei mir hervor....ach, wie ich diesen Stil vermisst habe), der das auch meisterhaft konnte. Ich stehe auch ganz klar zu der Aussage, das meine Meinung zu deinem Buch sehr subjektiv ist.... ich kann aber in diesem Fall nicht anders.... du schreibst so, wie  ich es am liebsten lese und deshalb bleibe ich bei meinem Kritikpunkt....wenigstens ein klitzkleines bischen mehr Science, ein Tick mehr Technik....und schon bin ich ruhig.  :) der Count
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#4 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 23 Januar 2003 - 23:26

Ich denke, daß die SF-Tech-Fanatiker spätestens ab Band 3 auf ihre Kosten kommen werden. Zumindest die, die schon immer einmal wissen wollten, wie eine orbitale Coilgun in der Praxis anwendbar ist. :P
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#5 dyke

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 01:51

Genotype - Am Donnerstag kam er an und nach Counts überschwänglichem Lob habe ich gestern Abend gleich begonnen und war, obwohl erst bis Seite 29, sprachlos. Ist dass der Martin Hoyer, der hier im Forum so geschliffen diskutiert??Count, Deine Begeisterung kann ich in keinster Weise nachvollziehen, den Vergleich mit Gibson schon garnicht. Hätte William Gibson Terry Carr solch ein Manuskript vorgelegt, ich meine Neuromancer wäre wohl nie erschienen. Zur Story und zum Aufbau kann ich nach den 27 Seiten noch nicht viel sagen, also bisher keine Kritikpunkte.Aber der Stil und Sprachgebrauch hat mich einfach komplett enttäuscht. Es ist schlechtes Fan-Niveau.Martin scheinst nach extravaganten Formulierungen gesucht und dabei die am seltensten gebrauchten Ausdrücke aus einem Synonym-Lexikon gefunden, oder eines aus einem Jahrhundert vor dem 20. genutzt zu haben.Ein paar Beispiele:Die zeitlichen Abläufe schienen sich zu verlangsamen, gewannen an Zähigkeit, wurden zu einer gallertartigen Masse, die alle Definitionen und Konventionen, die Menschen ihr auferlegt hatten, unter sich begrub (Seite 5).Stück für Stück sortierte ein fremder Teil seines Unterbewusstseins diese Information und löste Schicht um Schicht von der Kreatur (Seite 6)Die Besinnung auf bestehende und verinnerlichte Kenntnisse hatte eine ordnende Wirkung auf seinen Geist,... (Seite 7)Ein Paar Uniformierter sprang aus dem Wagen, dahinter von zwei weiteren, denen wieder zwei auf den Fuße folgten. (Seite 13)...? erwiderte sie leise; ungewillt mit mehr als einem Scherz auf seine Bemerkung einzugehen (Seite 20 )(Jemand kann unwillig sein, aber ungewillt?)Beide murmelten fast zeitgleich eine phrasenhafte Bitte um Entschuldigung, um sich dann nicht mehr miteinander zu beschäftigen (Seite 26)Einige Sekunden später sprang der Monitor des angeschlossenen Heimrechners an und tat den Eingang eines Datenpaktes kund (Seite 29)und dann nochWie angelt man mit überkorrekten Bewegungen nach einem Stuhl? (Seite 21)Wie werden Hebel ?gerührt?? (Seite 25)Dazu kommen noch Handlungsfehler, wie:Sein Kollege Jon Zaati stand an der Hecktür ihres Dienstwagens und blickte nachdenklich in den Laderaum des Kleintransporters. ?Hier ist nichts an seinem Platz?, knurrte er. (Seite 3)...ging zu seinem eigenen Wagen. Im Kofferraum des kleineren Transporters lagen ordentlich aufgereiht die Teile der Schutzausrüstung.(Seite 13)Wer hat die Schutzausrüstung wohl in der Zwischenzeit geordnet??NahkampfszeneJemand packte ihn am Kinn und ein Ellenbogen drückte sich unter dem rechten Schulterblatt in seinen Rücken. Er stöhnte und spürte, wies eine Knie nachgaben, als die vom Rücken ausgehende Schmerzwelle die Beine erreichte. Er sackte zusammen und das Einzige, was ihn davon abhielt, zu Boden zu sinken, war der feste Griff des Angreifers selbst (Seite 22)Er rieb sich bezeichnend den Arm, den Jon ihm zuvor auf den Rücken gedreht hat (Seite 24)Ich finde kein auf den Rücken gedrehten Arm. Eine schmerzende Schulter könnte ich nachvollziehen.Es kommen auch viele zu viele Adjektive, wie-, dass- Nebensätze vor, Die Mischung aus Action- und geschwollenem Stil nehmen Tempo aus der Story und sind für mich lese-hemmend.Ich frage mich wirklich, ob dieser Text je lektoriert oder interessiert Korrektur gelesen wurde. Wenn ja, würde ich denjenigen wegen Ruf- und Geschäftsschädigung verklagen. Der  Sprachstil verleidet mir das Lesen.Und CountZuvor habe ich Myra Cakans „Downtown Blues" gelesen und Deine Besprechung. Ich könnte es mir leicht machen und Deine Besprechung dafür hier Einsetzen und Deine Genotype-Beschreibung in den Thread von Downtown Blues. Für mich liegt Myra Cakan meilenweit näher an Gibsons Stil als Martin mit diesem Buch.Genotype könnte ich nur Lesern empfehlen, die ausschließlich auf den nächsten Action-Schnitt warten und alles was dazwischen liegt nicht zur Kenntnis nehmen. Zur Ehrenrettung will ich aber zugeben, dass ich es in der Zeit, als für mich SF fast nur als dicke Leihbücher zu haben war, hungrig verschlungen hätte. Nur da war ich um die 15.Ich verreiße ungern ein Buch, da ich die Leistung von Autoren respektiere, aber für Genotype bin ich eindeutig nicht die Zielgruppe. Aber ich werde diesen Band zu Ende lesen um zur bisherigen Story auch etwas sagen zu können, aber Stammleser werde ich wohl nicht.Trotzdem einen schönen SonntagDyke

#6 Gast_Guido Latz_*

Gast_Guido Latz_*
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Geschrieben 26 Januar 2003 - 09:23

Na endlich. Mir wurde das ja langsam unheimlich mit den nur positiven Bewertungen. Von meiner Warte aus sei gesagt, dass ich nie etwas von Gibson gelesen habe, "Cyberpunk" nur dem Namen nach kenne. Ziel und Zweck war es sicher nicht, einem Gibson nachzueifern. Ich empfand und emfpinde GENOTYPE als reine U-Lektüre, die Spass machen soll beim Lesen, die Action bietet. Der Autor soll mich als Leser in eine nahe Zukunft versetzen, die mir teils bekannt, teils unbekannt erscheint und die mich neugierig macht, sie näher kennen zu lernen.Die von Dir genannten Fehler haben dann wohl die Testleser und ich übersehen. Das kommt vor, auch bei anderen, grösseren Verlagen.Andererseits: ich rezensiere selbst Bücher (für p.de). Wenn mir ein Buch unterkommt, bei dem die von Dir genannten Mängel auftauchen, klappe ich es zu und werfe es in die Ecke auf den Stapel der dort schon liegt.Du willst aber GENOTYPE 1 zu Ende lesen - also muss _irgendwas_ dran sein. Und wenn Du Dich, wie in Deiner Jugend, einfach nur mal gut unterhalten fühlst und beim Lesen des Wortes "Ende" denkst - "man, jetzt noch zwei Monate bis Band 2!": reicht das nicht? Atlantis verlegt keine "anspruchsvolle" Literatur (was immer das ist, und wogegen ich nichts habe). Atlantis will unterhalten.

#7 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 10:19

Hallo Dyke, wir hatten das Thema ja schon per eMail. Ich fasse meine Antwort etwas zusammen, da der jetzige Stand bereits ein anderer ist:Ich bemühe mich natürlich, zielgruppengerecht zu schreiben, und denke, daß es gelungen ist, wenn man die Stimmen aus der erklärten Zielgruppe bedenkt. Den Fauxpas, den ich mir gestattet habe, und den Du erkannt hast, ist nicht abzustreiten: Es ist verdammt schwer, 100%ig umzuschalten, wenn man eben noch Gryphius behandelt hat, und dann Action-SF für einen Heftroman schreiben soll. Die sprachlichen Anachronismen, die sich eingeschlichen haben, sind ganz einfach meiner mangelnden Routine geschuldet, und mehr als ein "Ich arbeite daran!" kann ich zur Zeit nicht entgegnen. Es ist mein erklärtes Ziel, irgendwann auf Kommando zwischen Stilen umschalten zu können.Die avisierte Zielgruppe ist nicht annähernd so kritisch wie Du ... Nicht, weil die Leute dumm wären, sondern weil die Erwartungshaltung eine andere ist. Sie lesen dasHeft auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn, während einer Arbeitspause auf dem WC oder zum Abschalten in der Basewanne, nicht aber mit der Absicht, eine gesellschaftspolitische Vision daraus zu ziehen. Natürlich versuche ich trotzdem, diese zu integrieren, aber dem Gesetz der Serie folgend kann sich das lediglich über mehrere Bände hinweg entwickeln.Trotzdem danke für die Erwähnung auf Stellen, die Dir aufgefallen sind. Ich möchte nicht lügen und behaupten, daß ich mit allen Hinweisen konform gehe (Beispielsweise halte ich die die detaillierte Beschreibung von Nahkampftechniken für schriftstellerisch eher kontraproduktiv ... Einige Kausalitäten muß man einfach der Vorstellungskraft des Lesers überlassen.), aber einige Dinge sind sofort auf der ToDo-Liste für eine Überarbeitunggelandet.Daß Du Dich von der Serie nicht angesprochen fühlst, muß ich natürlich akzeptieren. Für Deine Enttäuschung weise ich allerdings jede Schuld von mir, denn über das Konzept und die Erscheinungsform wurde schon im Vorab niemand im Unklaren gelassen. :P----------------------------------Ich hoffe, Du nimmst mir nicht übel, wenn ich nicht detailliert auf Deine Ausführungen zu Myra Cakans "Downtown Blues" eingehe. Gestatte mir aber bitte den Einwand, daß Äpfel mit Birnen verglichen werden: Meiner Ansicht nach ist "Downtown Blues" eine experimentelle Dystopie, keine Spannungsliteratur. Ein Vergleich erscheint mir schon deshalb wenig zweckmäßig, da weder die Konzeption noch die zur Ausarbeitung zur Verfügung stehende Zeit vergleichbar sind. Natürlich ist ein Roman, an dem länger als einJahr gearbeitet wird, ungleich ausgefeilter als ein Heftroman, für den sechs bis acht Wochen zur Verfügung stehen, der aber trotzdem fast den halben Umfang hat. "Genotype" und "Downtown Blues" spielen nicht in verschiedenen Ligen, sondern sind ganz verschiedene Sportarten.(Davon unbenommen beharre ich auf meiner Ansicht, daß "Downtown Blues" im Rahmen seiner "Sportart" bestenfalls durchschnittlich ist. Als Autor zu vergleichen wäre sicher unverschämt, aber als Leser ist das meine Ansicht.  :P)-------------------Wenn man mich mit Gibson vergleich, fasse ich das weder als Kompliment noch als Beleidigung auf ... Ich habe nicht allzu viel von ihm gelesen, aber das, was ich gelesen habe, war zwar stilistisch interessant, hat mir jedoch inhaltlich nichts gegeben. Daran orientiert habe ich mich gewiß nicht.Ich wage einfach mal zu behaupten, daß das Subgenre des Cyberpunk - ich gehe mit Deiner Erklärung noch nicht ganz mit, Count - auf einer etwas blauäugigen Sicht darauf beruht, was die ersten praktischen Anwendungen der Kybernetik hervorgebracht haben; zusammen mit einer negativen Grundeinstellung zur gesellschaftlichen Lage kam dabei das heraus, was man Cyberpunk nennt. Das waren die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Nicht, daß sich heute an der Ausgangssituation zwingend etwas geändert hätte ... Aber die Sicht der Leute ist anders. Führt man sich den Tenor heutiger Meinungen zu Neuerscheinungen im Bereich des "traditionellen" Cyberpunk vor Augen, kommt man nicht umhin festzustellen, daß das, was bis vor 20 Jahren noch poetische Dystopie war, inzwischen als retroistische Techno-Esoterik betrachtet wird.So etwas mag ich höchstens aus genre-historischen Interesse heraus lesen, aber auf keinen Fall schreiben. Zwar bediene ich mich eines ähnlichen Globalisierungsszenarios wie der traditionelle Cyberpunk (die Ausgangsdaten haben sich auch nicht geändert), aber ich konnotiere es anders. Konzerne und Regierungen sind ebenso wenig zwingend die "Bösen", wie die Ausreißer in der sozialen Kurve zwangsläufig als die "Guten" auftreten. In den 70er/80ern hat die weltpolitische Lage noch festgelegt, daß es negative Vorgehensweisen gibt. In den 90ern setzte sich langsam die - gar nicht einmal neue - Erkenntnis durch, daß die Absicht das A und O ist, nicht die Umsetzung. Das kommt eventuell daher, daß die akademische Elite nicht mehr überwiegend aus den Leuten bestand, die in ihrer Jugend Blumen im Haar trugen und dermaßen gegen das "Establishment" waren, daß sie mit dieser Grundhaltung selber ein intellektuelles Establishment schufen, welches wiederum auf die Literatur nicht nur auf die SF) zurückwirkte. Ich hätte demnach als Leser/Schreiber das Glück/Pech der späten Geburt, während Dyke - Vielleicht nicht zu Unrecht, wer will das beurteilen? - ein wenig seiner Leserepoche nachtrauert.
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#8 Dave

Dave

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 14:01

Ich bin über den Gedankenaustausch sehr, sehr überrascht.Zunächst natürlich von Count, der den Bogen zu einem Autor schlägt, vor dessen Füßen er ja bekanntlich huldvoll niedersinkt. Dieses Lob erscheint mir etwas befremdlich und so überschwänglich, dass man es sich besser hätte verkneifen sollen. Für meinen Geschmack.Dann natürlich die absolut verblüffende Einschätzung von Dyke, die ich in dieser Form nie für möglich gehalten hätte. Diese vernichtende Kritik gegenüber einem „virtuellen Weggefährten“ ist dermaßen überraschend, dass ich einen schleichenden Übergang in dem angesprochenen E-Mailwechsel vermute.Ebenso überrascht bin ich von Martins selbstkritischen Worten, die ich so auch nicht erwartet hätte.Ich habe das Buch noch nicht gelesen.Ich stelle allerdings fest, dass ich auch nicht zu der Zielgruppe gehöre. Ein Buch, das unter diesen Konditionen erscheint, also ein Luxusartikel ist, reicht nur zu einem Beiwerk für die Sitzung auf einem Klo?Die Zielgruppe müssen dann verwöhnte Schnösel sein, die dem Eurocent keine Bedeutung beimessen.Ich stellte mir ein paar Fragen.Mag ich solche abgewürgten Geschichten? Wie verträgt sich ein solch ambitioniertes Thema, das buchstäblich weltumspannend ist, mit einem solchen schmalen Bändchen?Von Martin sind im Jahre 2000 zwei Erste Teile erschienen (Sternenpuls, Chatarc), die nicht fortgesetzt wurden. Wird es also eine Fortsetzung von Genotype überhaupt geben? Das ist mehr als fraglich.Sollte man nicht eher THE STAND zum gleichen Thema empfehlen, welches für weniger Geld deutlich mehr als das zehnfache an Umfang bietet als GENOTYPE, wobei es außerdem ein Anfang und ein Ende hat?

#9 Gast_Guido Latz_*

Gast_Guido Latz_*
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Geschrieben 26 Januar 2003 - 14:18

"Mag ich solche abgewürgten Geschichten?"Keine Ahnung. Wenn Du Cliffhanger nicht magst und Serien generell: lass es."Wie verträgt sich ein solch ambitioniertes Thema, das buchstäblich weltumspannend ist, mit einem solchen schmalen Bändchen?"Habe ich was verpasst? Was ist denn das "solch ambitioniertes Thema"? Hallo?"Von Martin sind im Jahre 2000 zwei Erste Teile erschienen (Sternenpuls, Chatarc), die nicht fortgesetzt wurden. Wird es also eine Fortsetzung von Genotype überhaupt geben? Das ist mehr als fraglich."Atlantis ist nicht MG. Kleiner Tip(p): www.rettungskreuzer-ikarus.de, das Flaggschiff von Atlantis mit 13 Bänden, einem Sonderband - und die ersten 3 Romane wurden auch schon nachgedruckt.

#10 Ronni

Ronni

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 14:52

Hallo Guido,

ich habe noch keine Bücher aus Deinem Verlag gelesen (was nur ein Zeitproblem ist) und mich geht es natürlich auch nichts an, wie Deine Programmpolitik ist, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß Dein Kernaussage etwa wie folgt lautet: "Atlantis macht Unterhaltungs-Literatur, da kommt es nicht auf die Qualität der Storys an und Ambitionen haben wir auch keine".
Kann es sein, daß Du die Mauer zwischen E und U von Seiten U neu befestigst? :conf:

Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#11 Gast_Guido Latz_*

Gast_Guido Latz_*
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Geschrieben 26 Januar 2003 - 15:11

@Ronnie: _wenn_ Du mal Luft hast und was von Atlantis lesen willst, melde Dich (aber bei Dir stapeln sich die Bücher vermutlich wie bei mir)."Atlantis macht Unterhaltungs-Literatur, da kommt es nicht auf die Qualität der Storys an und Ambitionen haben wir auch keine".Wenn Du einen Ikarus-Roman gelesen hättest wüsstest Du, das die Qualität und die Ambitionen dort vorhanden sind. Ich danke dem Herrn auf Knien, dass ich mit Dirk & Britta van den Boom, Martin Kay und Irene Salzmann Autoren habe, die - im Vergleich zu anderen Autoren, die dafür Geld nehmen und mal eben was hin rotzen - sehr gute Arbeit abliefern.Es ist das übliche Problem. Atlantis ist ein Kleinverlag. Ich erreiche im Moment über die Vertriebspartner ein bestimmtes Klientel. Ich kann nicht anders - und ich denke, dass wenn man die Serien für sich betrachtet diese vergleichsweise gut da stehen - als für ein Puplikum zu zu verlegen, was da ist.Mit "Fragmente" von Stefan Pinternagel werde ich im Frühjahr etwas antesten, was _absolut_ am bisherigen Markt vorbei produziert wird (hat nichts mit Phantastik zu tun, ist ein Serienkiller-Roman). HIER kann ich ein verlegerisches Risiko eingehen.Ich werde aber den Teufel tun, wie es verschiedene andere Verlage praktizieren, un immer wieder Nr.1-Ausgaben produzieren, die nie oder irgendwann mal fortgesetzt werden.Mit GENOTYPE richten wir uns sicher nicht an den anspruchsvollen SF-Leser, der Heinlein, Asimov, Clarke oder weiss der Geier was vorzieht. Ich möchte meine Leser unterhalten. GUT unterhalten. Dass man nicht alle glückklich machen, und so mancher die Nase rümpft, damit muss und kann ich leben. Was nutzt mir ein SF-Preis für einen hochliterarischen Preis, wenn ich nur drei Exemplare verkauft und zehn Rezensionsexemplare verschickt habe?WENN Atlantis irgendwann mal vom Buchhandel beachtet, in den Barsortimenten geführt wird, kann man über alles reden. Ich werde aber nicht gleich am Anfang Seppuku begehen, das überlasse ich anderen.

#12 Ronni

Ronni

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 15:44

Hallo Guido, was hältst Du davon, aus Deinem "Unregistered" da links mal eine Registrierung zu machen.

_wenn_ Du mal Luft hast und was von Atlantis lesen willst, melde Dich (aber bei Dir stapeln sich die Bücher vermutlich wie bei mir).

Komme ich gerne darauf zurück, sobald ich alle SHAYOL-Bücher durch habe (will ja schließlich auch mal wissen, was denn da so im letzten Jahr von mir verlegt wurde :) )

Wenn Du einen Ikarus-Roman gelesen hättest wüsstest Du, das die Qualität und die Ambitionen dort vorhanden sind.

Das bei Ikarus Qualität und die Ambitionen vorhanden sind, weiß ich aus zuverlässiger Quelle. Um so mehr wundert mich, daß Du Dich weiter oben so merkwürdig geäußert hast. "Nach Komplimenten fischen" heißt das glaube ich. :biglaugh:

im Vergleich zu anderen Autoren, die dafür Geld nehmen und mal eben was hin rotzen - sehr gute Arbeit abliefern.

Die kenne ich auch. :jamjam2:

WENN Atlantis irgendwann mal vom Buchhandel beachtet, in den Barsortimenten geführt wird, kann man über alles reden.

SHAYOL ist im Barsortiment, und glaube mir, daß ist zwar gut für den Umsatz aber schlecht für den Gewinn. :aliensmile:
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#13 MartinHoyer

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 16:01

Das geht doch schon wieder in die Binsen ... Auszeit, Sortierversuch.

@ Dave
Ich nehme an, Count wollte mit dem Vergleich eine rein inhaltliche, keine qualitative Brücke schlagen. Dyke wiederrum hat mir keinesfalls von hinten durch die Brust ins Auge geschossen, sondern fairerweise seine ansatzsweise vernichtende Kritik rücksichtsvoll per eMail mitgeteilt, bevor wir im gegenseitigen Einvernehmen feststellten, daß auch negative Meinungen öffentlich gesagt werden können. Deshalb haben wir unseren Austausch in diesen Thread verlegt.

Das war schon ganz richtig, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, daß gerade Nachwuchsautoren (und zu denen zähle ich nun einmal) häufig nicht mit Kritik umgehen können: Sie nehmen positive Kritik zum Anlaß, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, statt weiter an sich zu arbeiten. Und sie werten negative Kritik als Angriff, statt das für sie Wertvolle zu nutzen, dafür dankende Worte an den Kritiker zu richten, und den Rest nach Kenntnisnahme im geistigen Papierkorb abzulegen. Kurz, Nachwuchsautoren sind häufig lernresistent und haben nicht das Sitzfleisch, um sich wenigstens soweit hineinreden zu lassen, wie es ihnen zugute kommen würde. Damit mußte Dyke erst einmal rechnen.

@ Ronni
Guido kam mir zuvor, ich möchte daher nur noch etwas zur Autorenseite ergänzen, was ich bereits angedeutet habe: Zwischen dem, was man schreibt und dem, was man hineinlegt, muß es keine Widersprüche geben. Auch wenn ich reine Spannungsliteratur schreibe, werde ich mir dadurch nicht nehmen lassen, dem Sendungsbewußtsein des Autors zu folgen. Das heißt im Klartext, daß selbst hinter einem augenscheinlich prosaischen Plot immer viel mehr stecken wird. Jeder Autor, dessen Intellekt höher ist als der eines Bandwurms, wird versuchen, seine Weltsicht und Überlegungen zwischen die Zeilen zu legen.

Der Rest ist allein Aufgabe der Leserwahrnehmung: Wer sich nur unterhalten lassen will, wird unterhalten (Falls nicht, haben Verlag und Autor/en gepfuscht ...). Wer Interesse daran hat, zwischen den Zeilen zu lesen, wird das tun und dem Ergebnis zustimmend und/oder ablehnend gegenüberstehen. Mit dem Etikett, unter dem das Produkt Buch abgesetzt wird, hat die Intention des Autors nur soviel zu tun, wie er sich der des Lesers soweit annähern muß, daß dieser zugreift.

Den Begriff der "Unterhaltungsliteratur" sollte man übrigens schleunigst aus seinem Wortschatz verbannen, denn so lange wir von Epik sprechen, ist der Unterhaltungsauftrag unbedingt enthalten. Wer als SF-Autor nicht unterhaltsam schreibt, hat den Fehler gemacht, einen Sachtext als Kurzgeschichte und ein Fachbuch als Roman auszugeben.

Der Atlantis Verlag will seine Leser unterhalten, so einfach ist das. Das heißt nicht, daß es damit den Autoren verboten ist, auch den Intellekt der Leser anzusprechen. Beschwerden bezüglich mangelnder Sinntiefe sind somit an den jeweiligen Autor, nicht an den Verlag zu richten. :)
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#14 Ronni

Ronni

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 16:24

@ Martinwir sind hier vollkommen einer Meinung. Ich wollte Guido etwas aus der Reserve locken, weil er m.E. seinen eigenen Verlag schlecht gemacht hat, was bestimmt nicht in seiner Absicht lag.Ansonsten finde ich die Unterscheidung E und U höchst schwachsinnig. Ein Werk macht entweder Spaß oder nicht. basta.Ansonsten sind die E-Leute sowieso sehr inkonsequent (und ich werde jetzt gesteinigt): Mozart ist E, nur weil er alt ist, obwohl er zu seiner Zeit Pop-Musiker war und IMHO Leistungsklasse Dieter Bohlen ist. :) Gruß Ronni
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#15 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 17:02

wir sind hier vollkommen einer Meinung.

Damit habe ich gerechnet, um ehrlich zu sein. Sonst hättest Du schließlich nach der Diskussion über "Lord Gamma" hier im Forum auch annehmen müssen, daß Dave und ich etwas gegen den Shayol-Verlag hätten. :)
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#16 Oliver

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 18:46

Uff, hier ist ja eine wirklich interessante Diskussion um Genotype entstanden, zu der ich auch einiges beitragen möchte. Ich habe Genotype gelesen und werde mein Statement nach meinen Vorpostern sortieren, vorher aber noch kund geben:Wie Ihr auf Gibson kommt, kann ich nicht nachvollziehen. Ohne jetzt eine große Diskussion darüber starten zu wollen, was "Cyberpunk" ist (ich würde sie wesentlich enger ziehen als Count Zero), kann ich sagen, dass ich fast alles von Gibson gelesen habe und bei der Lektüre von Genotype nie den Eindruck hatte, dass hier vesucht wurde, Gibson nachzueifern. Weder inhaltlich und schon gar nicht stilistisch.@dyke: Was Du als geschwollenen Stil bezeichnest, finde ich teilweise gar nicht so schlecht. Ich finde nicht, dass ein "Action-Roman" unbedingt immer mit möglichst einfachen Sätzen und Formulierungen auskommen muß (in Fachkreisen Bastei-Doktrin genannt :) :aliensmile:).@Martin: Obwohl ich Genotype gelesen habe, sehe ich mich nicht als unkritischen "WC-Leser". :D Diese strikte Unterscheidung ist mir zuwider. Ich finde, man darf sowohl Lem und Dick als auch Hoyer lesen. ;)Übertreibe es nicht zu sehr, in den Folgebänden die "sprachlichen Anachronismen" zu streichen. Mir gefallen ungewöhnliche Formulierungen hin und wieder.Du hast recht, das Frühwerk von Gibson ist zweifellos etwas "Techno-Esoterik", was auch kein Wunder ist: Gibson schrieb "Neuromancer" auf einer mechanischen Schreibmaschine und hatte von Computern praktisch keine Ahnung.@Dave: Wie Guido schon schrieb, Atlantis ist nicht mg, und war unter meinen scharfen Argusauguen (mit entsprechendem Gedrängel, LOL)  in den letzten 2 Jahen stets ein Muster an Pünktlichkeit. Auch kann ich mich ihm nur anschließen, wenn Du "abgewürgte Geschichten" nicht magst, wirst Du im phantastischen Genre, das sehr oft aus Zyklen oder gar Serien besteht, so Deine Probleme haben.Nein, "Genotype" hat mit "The Stand" praktisch nichts zu tun. Die Prämisse ist entfernt ähnlich, beide Werke lesen sich aber völlig verschieden."Ambitioniertes Thema" bei Genotype habe ich auch nicht verstanden.@Ronni: "Unterhaltung" muß ja nicht gleich qualitativ mies sein. Große gesellschaftskritische Ambitionen würde ich Genotype nicht unterstellen/habe ich überlesen?!, aber dadurch ist das doch per se keine minderwertige SF. SF ist ja nicht nur Dick, Shirley und LeGuin, sondern auch Herbert, Zahn und manchmal sogar Kevin J. Anderson. ;)
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#17 Ronni

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 18:54

@Ronni: "Unterhaltung" muß ja nicht gleich qualitativ mies sein

hatte ich das behauptet :conf: Erschlagt mich mit nassen Waschlappen, wenn Ihr irgendwo ein entsprechende Äußerung von mir findet. :)
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#18 Oliver

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Geschrieben 26 Januar 2003 - 19:07

habe ich das Gefühl, daß Dein Kernaussage etwa wie folgt lautet: "Atlantis macht Unterhaltungs-Literatur, da kommt es nicht auf die Qualität der Storys an und Ambitionen haben wir auch keine". Kann es sein, daß Du die Mauer zwischen E und U von Seiten U neu befestigst? :conf:

Dies Zitat hier meinte ich, Ronni. Aber damit sagst Du ja eigentlich nicht das, was ich Dir unterstellt habe, gesagt zu haben, sondern behauptest, dass Guido etwas gesagt hätte, was er gar nicht so gesagt hat, so dass das, was ich gesagt habe, nicht so ganz richtig ist. Packen wir die nassen Waschlappen wech und vergessen es einfach! :biglaugh: :biglaugh:
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#19 dyke

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Geschrieben 27 Januar 2003 - 11:09

@Guido Latz

Wenn mir ein Buch unterkommt, bei dem die von Dir genannten Mängel auftauchen, klappe ich es zu und werfe es in die Ecke auf den Stapel der dort schon liegt. Du willst aber GENOTYPE 1 zu Ende lesen - also muss _irgendwas_ dran sein.

In die Ecke geworfen hätte ich es wahrscheinlich, wenn ich es nicht öffentlich kritisiert hätte. Aber bisher habe ich nur den Stil kritisiert und nicht die Story und den Storyaufbau. Zu einer fairen Kritik gehört das für mich einfach dazu. Und mit einem großen Teilen meiner Jugendlektüre kann ich mich heute nicht wieder anfreunden. Wahrscheinlich habe ich in den letzten 40 Jahren zuviel gelesen und damit auch einen anderes Verhältnis zu Stil und Sprache. Das bedeutet nicht, dass ich ein gestörtes Verhältnis zu reiner Unterhaltungsliteratur habe. .Im Gegenteil, eher kann ich der sogenannten „schöngeistigen und Feuilleton-Literatur und Kanons a la MRR“ wenig abgewinnen. Ich stehe schließlich auch auf „Shadowrun“. Ich habe auch nichts gegen Konsalik, nur als sich beim 4. oder 5. die Handlungen mehr oder minder zu wiederholen begann, habe ich für mich beschlossen, das reicht mir. Auch Bohlens Buch halte ich nicht einfach für schlecht, denn ich habe es gar nicht gelesen. Es interessiert mich nicht, also kann ich es auch nicht beurteilen. Aber ich mag auch Hesse, Kafka, Philip Roth, Doctorow und und ... Die haben mich scheinbar in punkto „Anspruch“ doch etwas versaut. Bei Atlantis habe ich nicht nur Genotype bestellt, sondern auch den Band von Martin Kay. Aber dazu mehr, wenn ich ihn gelesen habe. @Ronni

Ansonsten finde ich die Unterscheidung E und U höchst schwachsinnig. Ein Werk macht entweder Spaß oder nicht. basta.

Gebe ich Dir vollkommen recht. Entweder eine Geschichte spricht man oder nicht. Allerdings zählt bei mir zum Spaß haben inzwischen etwas mehr. Die sogenannten „Sprach-Body-Builder“ (=Autoren, die statt hochgezüchteter Muskeln, überzüchteten Sprachgebrauch aufbauen) überlasse ich dagegen gerne denen, die fürs Lesen solcher Werke bezahlt werden. LG Dyke

#20 Jürgen

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Geschrieben 27 Januar 2003 - 15:55

@dyke

Count, Deine Begeisterung kann ich in keinster Weise nachvollziehen, den Vergleich mit Gibson schon garnicht.

Einen Vergleich zu Gibson sehe ich auch nicht !!!! Vorsichtig habe ich erwähnt, dass mich Martins Stil an den jungen Gibson ERINNERT !!! Davon weiche ich auch keinen Millimeter ab. Martin hat aber einen eigenen Stil, der mir persönlich gefällt.

Und Count Zuvor habe ich Myra Cakans „Downtown Blues" gelesen und Deine Besprechung. Ich könnte es mir leicht machen und Deine Besprechung dafür hier Einsetzen und Deine Genotype-Beschreibung in den Thread von Downtown Blues. Für mich liegt Myra Cakan meilenweit näher an Gibsons Stil als Martin mit diesem Buch.

de gustibus non est disputandum  :aliensmile:

Genotype könnte ich nur Lesern empfehlen, die ausschließlich auf den nächsten Action-Schnitt warten und alles was dazwischen liegt nicht zur Kenntnis nehmen. Zur Ehrenrettung will ich aber zugeben, dass ich es in der Zeit, als für mich SF fast nur als dicke Leihbücher zu haben war, hungrig verschlungen hätte. Nur da war ich um die 15

Vielleicht habe ich mir etwas bewahrt, was du leider verloren hast..... manchmal beim Lesen das kindliche Gemüt herauskommen zu lassen..... weil es einfach Spass macht. Vielleicht ist es einfach so, dass ich einen spannenden, actiongeladenen Roman im Stillen erwartet habe. Wenn du so argumentierst, dann musst du die "Väter" der SF, z.B. Dominik, Heinlein und auch frühe Asimovs auch in die Kategorie "...fürs Klo zu empfehlen " einordnen. Deine Art, eine Geschichte nach dem Viertel des Buches zu verreissen, hat etwas trauriges. Du hängst dich an Satzformulierungen auf, an irgendwelchen Handlungsfehlern, die kaum auffallen. Ich kann auch noch ein paar Druckfehler aufführen, falls dir das in deiner Einschätzung des Buches hilft. GOTTSEIDANK hat Martin das Buch nicht so geschrieben, wie einige seiner Beiträge hier !!! Es ist doch etwas vollkommen anderes, über Klima, Gott und die Welt zu diskutieren oder eine Geschichte zu schreiben. Die Geschichte muss vor allen Dingen "Tempo" haben....  auf ellenlange Erklärungen während der Story kann ich durchaus verzichten (nachher schlaf ich auf dem Klo noch ein )   :biglaugh: @MatinHoyer Durch Zufall hast du genau mich als Zielgruppe getroffen.... ich habe allerdings das Buch weder in der S-bahn, noch auf dem Klo, sondern gemütlich auf dem Sofa gelesen.... lass dir gesagt sein, das war auch oki.  :) Ich stimme dir zu, "Downtown Blues" war so spannend und interessant wie das Duisburger Telefonbuch.

Zwar bediene ich mich eines ähnlichen Globalisierungsszenarios wie der traditionelle Cyberpunk (die Ausgangsdaten haben sich auch nicht geändert), aber ich konnotiere es anders. Konzerne und Regierungen sind ebenso wenig zwingend die "Bösen", wie die Ausreißer in der sozialen Kurve zwangsläufig als die "Guten" auftreten.

Das meinte ich mit meinem Satz, das die Protagonisten nicht so einfach in "Gut und Böse" einzureihen sind. Nochmals, eine wirklich schöne Variante, den Leser selbst bestimmen zu lassen, an wen er seine Sympathien festmacht. der Count
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#21 Jürgen

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Geschrieben 27 Januar 2003 - 19:00

@Dave ...ups..hatte da noch etwas in deinem Beitrag übersehen, das ich nicht unkommentiert lassen möchte.

Zunächst natürlich von Count, der den Bogen zu einem Autor schlägt, vor dessen Füßen er ja bekanntlich huldvoll niedersinkt.

Also...sagen wir mal so... die erste Triologie, da gebe ich dir Recht, war stilistisch so neu und so "technikverliebt", dass ich mich vor diesen drei Werken erst einmal verneige.  :) "Virtuelles Licht" war schriftstellerrisch schon ausgereifter, die Story und die Handlungsorte besser dargestellt; "Idoru" war dann wieder ein technischer Leckerbissen, der Stil wieder rauher und hat mir persönlich sehr gut gefallen.... auch dafür liege ich Gibson immer noch zu Füssen. Dann kam "Futurematic", das eine völlige Abkehr der "technischen SF" ist. Gibson´s Schreibstil war noch ausgereifter und das Buch für mich persönlich eine reine Enttäuschung. Schon mit diesem Roman drehte Gibson den "Hard-SF-Technik" Fans den Rücken zu. Es gibt böse Stimmen, die behaupten, Gibson hätte in dem Augenblick seine Faszination verloren, als er langsam verstand, wie Computer funktionieren. (Hätte er doch auf seiner IBM weitergeschrieben und sein kindliches Verständnis, was die Computer der Zukunft leisten können, beibehalten). Ich stand also auf  (ich lag ja noch vor den Füßen des grossen Meisters) und begriff, das sich Schriftsteller weiterentwickeln müssen. Ich als Fan war da im Weg, ein Hindernis, das man als Autor übersprang. Das ist Gibson´s gutes Recht....genauso, wie es mein Recht ist, ein Buch zu kaufen oder es im Regal liegen zu lassen. Ich möchte an dieser Stelle einmal Prophet spielen und vorraussagen, das sein neuestes Buch KEINE 250 000 Vorbestellungen allein im Internet haben wird, jedenfalls nicht nach seinen jüngsten Aussagen, das SF für ihn "gestorben" sei. Es war eine Internet und Computergeneration der ersten Stunde, die ihm huldigte. Ein Teil ist erwachsen geworden und liesst jetzt "ernsthafte" Romane..... der andere Teil, der sich beharrlich weigert, erwachsen zu werden (darunter auch ich) möchten nichts anderes, als seine "alte" Art, Geschichten zu erzählen. Schauen wir mal, ob Gibson überhaupt noch eine Gruppe finden wird, die seine Bücher kaufen will. Das wollte ich mal zum Thema William Gibson sagen..... damit hier keine falschen Vorstellungen aufkommen. Betrachtet es einfach mal als Requiem, auf einen jungen, unverbrauchten Autor. der Count
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#22 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 31 Januar 2003 - 20:22

Dyke, ich bilde mir ein, Dein Problem inzwischen etwas besser zu verstehen.

Zum Vergleich: Ein Großteil meiner Zeit ist der sachlichen und zwangsläufig recht nüchternen Behandlung literaturstilistischer und -geschichtlicher Fragen gewidmet. In meiner Freizeit möchte ich deshalb häufig einfach nur einfach gestrickte Action konsumieren ... Kompensation, wenn Du so willst. Nun habe ich das Schreiben zu einem weiteren meiner Hobbys gemacht, und auch hier möchte ich überwiegend einfach nur "die Sau rauslassen" dürfen. Das paßt dann sehr gut, wenn es sich mit den Lesebedürfnissen derer ergänzt, die es schlußendlich lesen.

Ob Dich das Lesen von "Hesse, Kafka, Philip Roth, Doctorow und und ..." versaut hat, kann ich nicht beurteilen. Wenn es der Fall ist, wärest Du selbst "schuld", denn obwohl sich unsere Leselisten in diesen Punkten nicht allzu sehr unterscheiden dürften, habe ich nicht das geringste Problem damit, ohne mit der Wimper zu zucken von Heines "Wintermärchen" auf den neuesten Star-Wars-Roman überzugehen. Andererseits kann man mich mit "Shadowrun" bis nach Ambarchik jagen ... Obwohl es vom Anspruch her auf einer Ebene mit "Star Wars" liegt. :P

Und bitte laß' Dich nicht in die Situation drängen, Deinen Geschmack rechtfertigen zu müssen: "Genotype" gefällt Dir stilistisch nicht, die Erscheinungsform sagt Dir nicht zu. Punkt. Damit müssen sowohl Guido als Verleger als auch ich als Autor klarkommen. Ich für meinen Teil bin es zufrieden, daß Du der Sache eine Chance gegeben hast ... Ich schätze Dich so ein, daß Du im Hinterkopf bereits geahnt hast, daß es Dir nicht gefallen würde. Wenn Du Dich noch zum Inhalt äußern möchtest, wäre mir das genug Grund zur Freude, selbst wenn Dein Statement negativ ausfällt. :P
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