Genotype
#1
Geschrieben 19 Januar 2003 - 22:29
#2
Geschrieben 23 Januar 2003 - 21:40
Tut mir ja furchtbar traurig, aber es ist nun einmal ein Romanserienkonzept, denn nur so läßt es sich von Seiten des Verlages und von mir realisieren; derzeit jedenfalls. Umgerechnet auf das Satzbild eines handelsüblichen Taschenbuchs ist nach 2,12 Romanheften der Umfang eines solchen erreicht. Daß das Preisniveau nicht vergleichbar ist, stimmt mich nicht minder trauig, ist aber leider im Rahmen eines Kleinverlages nicht zu ändern. Wer sich das Ganze nicht als Serie antun möchte, wird dann wohl auf das Roman-Reprint warten müssen.Wie kannst du Leute mit so einer Story "anfixen" und dann auf einen zweiten, dritten, vierten usw. Band warten  lassen ? Willst du hier den Fortsetzungs-Groschenroman in neuer Form aufleben lassen ? VERGISS ES !!!
Der Techlevel ist beabsichtigt auf einem Stand angesiedelt, der - mit Abstrichen - dem heutigen entspricht. Gerade dafür war Detailarbeit nötig: Was passiert, wenn man die Menschheit mal eben um zwei Drittel (ein Durchschnittswert, angesichts der hohen Bevölkerungsdichte sind die Auswirkungen einer Epidemie in den Zentren der Industrienationen schwerer) ihrer Wetware beraubt? Die Szenariodaten füllen dank etwas mehr als rudimentärer Kenntnisse der Humangeographie einen eigenen Ordner: Es ist bereits eine Leistung, in nur 100 Jahren den aktuellen Stand zu halten, da alle vorhandenen Ressourcen in den Wiederaufbau und die Konsolidierung der Infrastruktur fließen. Kleinere Vorsprünge ergeben sich durch Nutzung von tacit knowledge, welches vor der Änderung der Weltsituation aus wirtschaftlichen Gründen unter Verschluß gehalten wurde (Stichwort: alternative Energiequellen). Die zitierte Projektortechnologie erfreut sich übrigens größer Aktualität, obwohl sie zu den ältesten Formen medialer Technik gehört. Selbst ohne einen globalen Crash dürfte dieser ökonomische Weg einer großflächigen und hochwertigen visuellen Wiedergabe nicht untergehen. Auch die modernsten Kinos verwenden lediglich aufgepeppte Nachkommen der ersten Bildprojektoren. Soviel zur Klugscheißerei, aber Du hast es schließlich provoziert. Was die Erscheinungsweise angeht, hast Du mich allerdings auf eine Idee gebracht, mal sehen, was der Verlag dazu sagt ... Grüße, MartinIch kann einfach nicht glauben, das in der Zukunft "ein Bild auf die Leinwand projeziert wird". Auch einige technische Systeme werden in Zukunft wohl anders aussehen und funktionieren, als in dem Roman beschrieben. Hier sollte ein wenig mehr Detailarbeit stattfinden, denn diese technischen Visionen sind das Salz in der Suppe bei SF-Romanen.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#3
Geschrieben 23 Januar 2003 - 22:27
Der Begriff "Cyberpunk" hat sich schon lange verselbstständigt. Das ist übrigens ein Fakt, den viele SF-Freunde übersehen. Cyberpunk steht im 21. Jahrhundert für die Art Romane, die in einer unmittelbaren Zukunft (man spricht so von 30 -80 Jahren) auf der Erde spielt. Das "Cyber" war früher durch Begriffe wie Virtuell Reality besetzt, hat aber in letzter Zeit immer mehr mit biomechanischen bzw. biogenetischen Veränderungen zu tun. Der "Punk" steht mittlerweile für eine bestimmte Art von "kämpferischen, gewalttätigen" Beschreibungen innerhalb einer Story. Das der Begriff "cyberpunk" vom Ursprung her nicht richtig passt, ist mir bekannt; deine Story und der Aufbau sind aber in dem Genre, so wie es derzeit gehandhabt wird, zuzuordnen..... was ich nun nicht gerade als abwertend bezeichne.Die Einordnung unter Cyberpunk nehme ich Dir übel ... Wo ich mir doch soviel Mühe gegeben habe, sowohl Cyber als auch Punk geflissentlich zu vermeiden.
Nun ja..... sollte der Verlag für "zweieinhalb" Romane, die dann aber eine abgeschlossene Story ergeben 19 Euro verlangen, dann macht der Verlag ein gebundenes Buch daraus und fertig ist. Würd ich nach diesem ersten Teil durchaus bezahlen Und ich bin der Meinung, nach studieren des Genotype-Forums, dass ich nicht der einzige sein würde, der dafür Geld ausgibt. MANN, ich habe für die beiden letzten Sterling-Schinken wesentlich mehr ausgegeben...und die waren meiner Meinung nach absoluter Schrott !!! Zu deinem Einwand der technischen Details.... (diesmal ohne Zitat) Ein wenig technischer SF hätte deinen Roman einfach gut getan. Du kannst ja sagen, was du willst, aber Gibson könnte sich heute nicht einfach zurücklehnen, wenn er diese SF-Zutaten nicht in seinen Romanen eingebaut hätte. Und sein letzter Roman hätte auch nicht 250 000 Internet-Vorbestellungen gehabt, wenn die Leute VORHER gewusst hätten, das er mit diesem Roman eigentlich die "technische" SF-Schiene verlässt. Gut, seine (Gibsons) Zeit ist wahrscheinlich vorbei und ein reines "Nachahmen" seiner Art ist nicht das Wahre....aber wie ich Holger schon mitteilte, erinnert mich dein Stil sehr stark an den jungen, unverbrauchten Gibson (allein die kurzen, knappen Zwischenkapitel mit verständlichen, aber leicht einzubauenden Informationen lockten öfters ein Lächeln bei mir hervor....ach, wie ich diesen Stil vermisst habe), der das auch meisterhaft konnte. Ich stehe auch ganz klar zu der Aussage, das meine Meinung zu deinem Buch sehr subjektiv ist.... ich kann aber in diesem Fall nicht anders.... du schreibst so, wie ich es am liebsten lese und deshalb bleibe ich bei meinem Kritikpunkt....wenigstens ein klitzkleines bischen mehr Science, ein Tick mehr Technik....und schon bin ich ruhig. der CountUmgerechnet auf das Satzbild eines handelsüblichen Taschenbuchs ist nach 2,12 Romanheften der Umfang eines solchen erreicht. Daß das Preisniveau nicht vergleichbar ist, stimmt mich nicht minder trauig, ist aber leider im Rahmen eines Kleinverlages nicht zu ändern.
#4
Geschrieben 23 Januar 2003 - 23:26
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#5
Geschrieben 26 Januar 2003 - 01:51
#6 Gast_Guido Latz_*
Geschrieben 26 Januar 2003 - 09:23
#7
Geschrieben 26 Januar 2003 - 10:19
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#8
Geschrieben 26 Januar 2003 - 14:01
#9 Gast_Guido Latz_*
Geschrieben 26 Januar 2003 - 14:18
#10
Geschrieben 26 Januar 2003 - 14:52
ich habe noch keine Bücher aus Deinem Verlag gelesen (was nur ein Zeitproblem ist) und mich geht es natürlich auch nichts an, wie Deine Programmpolitik ist, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß Dein Kernaussage etwa wie folgt lautet: "Atlantis macht Unterhaltungs-Literatur, da kommt es nicht auf die Qualität der Storys an und Ambitionen haben wir auch keine".
Kann es sein, daß Du die Mauer zwischen E und U von Seiten U neu befestigst? :conf:
Gruß Ronni
#11 Gast_Guido Latz_*
Geschrieben 26 Januar 2003 - 15:11
#12
Geschrieben 26 Januar 2003 - 15:44
Komme ich gerne darauf zurück, sobald ich alle SHAYOL-Bücher durch habe (will ja schließlich auch mal wissen, was denn da so im letzten Jahr von mir verlegt wurde )_wenn_ Du mal Luft hast und was von Atlantis lesen willst, melde Dich (aber bei Dir stapeln sich die Bücher vermutlich wie bei mir).
Das bei Ikarus Qualität und die Ambitionen vorhanden sind, weiß ich aus zuverlässiger Quelle. Um so mehr wundert mich, daß Du Dich weiter oben so merkwürdig geäußert hast. "Nach Komplimenten fischen" heißt das glaube ich. :biglaugh:Wenn Du einen Ikarus-Roman gelesen hättest wüsstest Du, das die Qualität und die Ambitionen dort vorhanden sind.
Die kenne ich auch. :jamjam2:im Vergleich zu anderen Autoren, die dafür Geld nehmen und mal eben was hin rotzen - sehr gute Arbeit abliefern.
SHAYOL ist im Barsortiment, und glaube mir, daß ist zwar gut für den Umsatz aber schlecht für den Gewinn.WENN Atlantis irgendwann mal vom Buchhandel beachtet, in den Barsortimenten geführt wird, kann man über alles reden.
#13
Geschrieben 26 Januar 2003 - 16:01
@ Dave
Ich nehme an, Count wollte mit dem Vergleich eine rein inhaltliche, keine qualitative Brücke schlagen. Dyke wiederrum hat mir keinesfalls von hinten durch die Brust ins Auge geschossen, sondern fairerweise seine ansatzsweise vernichtende Kritik rücksichtsvoll per eMail mitgeteilt, bevor wir im gegenseitigen Einvernehmen feststellten, daß auch negative Meinungen öffentlich gesagt werden können. Deshalb haben wir unseren Austausch in diesen Thread verlegt.
Das war schon ganz richtig, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, daß gerade Nachwuchsautoren (und zu denen zähle ich nun einmal) häufig nicht mit Kritik umgehen können: Sie nehmen positive Kritik zum Anlaß, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, statt weiter an sich zu arbeiten. Und sie werten negative Kritik als Angriff, statt das für sie Wertvolle zu nutzen, dafür dankende Worte an den Kritiker zu richten, und den Rest nach Kenntnisnahme im geistigen Papierkorb abzulegen. Kurz, Nachwuchsautoren sind häufig lernresistent und haben nicht das Sitzfleisch, um sich wenigstens soweit hineinreden zu lassen, wie es ihnen zugute kommen würde. Damit mußte Dyke erst einmal rechnen.
@ Ronni
Guido kam mir zuvor, ich möchte daher nur noch etwas zur Autorenseite ergänzen, was ich bereits angedeutet habe: Zwischen dem, was man schreibt und dem, was man hineinlegt, muß es keine Widersprüche geben. Auch wenn ich reine Spannungsliteratur schreibe, werde ich mir dadurch nicht nehmen lassen, dem Sendungsbewußtsein des Autors zu folgen. Das heißt im Klartext, daß selbst hinter einem augenscheinlich prosaischen Plot immer viel mehr stecken wird. Jeder Autor, dessen Intellekt höher ist als der eines Bandwurms, wird versuchen, seine Weltsicht und Überlegungen zwischen die Zeilen zu legen.
Der Rest ist allein Aufgabe der Leserwahrnehmung: Wer sich nur unterhalten lassen will, wird unterhalten (Falls nicht, haben Verlag und Autor/en gepfuscht ...). Wer Interesse daran hat, zwischen den Zeilen zu lesen, wird das tun und dem Ergebnis zustimmend und/oder ablehnend gegenüberstehen. Mit dem Etikett, unter dem das Produkt Buch abgesetzt wird, hat die Intention des Autors nur soviel zu tun, wie er sich der des Lesers soweit annähern muß, daß dieser zugreift.
Den Begriff der "Unterhaltungsliteratur" sollte man übrigens schleunigst aus seinem Wortschatz verbannen, denn so lange wir von Epik sprechen, ist der Unterhaltungsauftrag unbedingt enthalten. Wer als SF-Autor nicht unterhaltsam schreibt, hat den Fehler gemacht, einen Sachtext als Kurzgeschichte und ein Fachbuch als Roman auszugeben.
Der Atlantis Verlag will seine Leser unterhalten, so einfach ist das. Das heißt nicht, daß es damit den Autoren verboten ist, auch den Intellekt der Leser anzusprechen. Beschwerden bezüglich mangelnder Sinntiefe sind somit an den jeweiligen Autor, nicht an den Verlag zu richten.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#14
Geschrieben 26 Januar 2003 - 16:24
#15
Geschrieben 26 Januar 2003 - 17:02
Damit habe ich gerechnet, um ehrlich zu sein. Sonst hättest Du schließlich nach der Diskussion über "Lord Gamma" hier im Forum auch annehmen müssen, daß Dave und ich etwas gegen den Shayol-Verlag hätten.wir sind hier vollkommen einer Meinung.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#16
Geschrieben 26 Januar 2003 - 18:46
- • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
- • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
-
• (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
-
• (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
-
• (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
-
• (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)
#17
Geschrieben 26 Januar 2003 - 18:54
hatte ich das behauptet :conf: Erschlagt mich mit nassen Waschlappen, wenn Ihr irgendwo ein entsprechende Äußerung von mir findet.@Ronni: "Unterhaltung" muß ja nicht gleich qualitativ mies sein
#18
Geschrieben 26 Januar 2003 - 19:07
Dies Zitat hier meinte ich, Ronni. Aber damit sagst Du ja eigentlich nicht das, was ich Dir unterstellt habe, gesagt zu haben, sondern behauptest, dass Guido etwas gesagt hätte, was er gar nicht so gesagt hat, so dass das, was ich gesagt habe, nicht so ganz richtig ist. Packen wir die nassen Waschlappen wech und vergessen es einfach! :biglaugh: :biglaugh:habe ich das Gefühl, daß Dein Kernaussage etwa wie folgt lautet: "Atlantis macht Unterhaltungs-Literatur, da kommt es nicht auf die Qualität der Storys an und Ambitionen haben wir auch keine". Kann es sein, daß Du die Mauer zwischen E und U von Seiten U neu befestigst? :conf:
- • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
- • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
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• (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
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• (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
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• (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
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• (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)
#19
Geschrieben 27 Januar 2003 - 11:09
In die Ecke geworfen hätte ich es wahrscheinlich, wenn ich es nicht öffentlich kritisiert hätte. Aber bisher habe ich nur den Stil kritisiert und nicht die Story und den Storyaufbau. Zu einer fairen Kritik gehört das für mich einfach dazu. Und mit einem großen Teilen meiner Jugendlektüre kann ich mich heute nicht wieder anfreunden. Wahrscheinlich habe ich in den letzten 40 Jahren zuviel gelesen und damit auch einen anderes Verhältnis zu Stil und Sprache. Das bedeutet nicht, dass ich ein gestörtes Verhältnis zu reiner Unterhaltungsliteratur habe. .Im Gegenteil, eher kann ich der sogenannten „schöngeistigen und Feuilleton-Literatur und Kanons a la MRR“ wenig abgewinnen. Ich stehe schließlich auch auf „Shadowrun“. Ich habe auch nichts gegen Konsalik, nur als sich beim 4. oder 5. die Handlungen mehr oder minder zu wiederholen begann, habe ich für mich beschlossen, das reicht mir. Auch Bohlens Buch halte ich nicht einfach für schlecht, denn ich habe es gar nicht gelesen. Es interessiert mich nicht, also kann ich es auch nicht beurteilen. Aber ich mag auch Hesse, Kafka, Philip Roth, Doctorow und und ... Die haben mich scheinbar in punkto „Anspruch“ doch etwas versaut. Bei Atlantis habe ich nicht nur Genotype bestellt, sondern auch den Band von Martin Kay. Aber dazu mehr, wenn ich ihn gelesen habe. @RonniWenn mir ein Buch unterkommt, bei dem die von Dir genannten Mängel auftauchen, klappe ich es zu und werfe es in die Ecke auf den Stapel der dort schon liegt. Du willst aber GENOTYPE 1 zu Ende lesen - also muss _irgendwas_ dran sein.
Gebe ich Dir vollkommen recht. Entweder eine Geschichte spricht man oder nicht. Allerdings zählt bei mir zum Spaß haben inzwischen etwas mehr. Die sogenannten „Sprach-Body-Builder“ (=Autoren, die statt hochgezüchteter Muskeln, überzüchteten Sprachgebrauch aufbauen) überlasse ich dagegen gerne denen, die fürs Lesen solcher Werke bezahlt werden. LG DykeAnsonsten finde ich die Unterscheidung E und U höchst schwachsinnig. Ein Werk macht entweder Spaß oder nicht. basta.
#20
Geschrieben 27 Januar 2003 - 15:55
Einen Vergleich zu Gibson sehe ich auch nicht !!!! Vorsichtig habe ich erwähnt, dass mich Martins Stil an den jungen Gibson ERINNERT !!! Davon weiche ich auch keinen Millimeter ab. Martin hat aber einen eigenen Stil, der mir persönlich gefällt.Count, Deine Begeisterung kann ich in keinster Weise nachvollziehen, den Vergleich mit Gibson schon garnicht.
de gustibus non est disputandumUnd Count Zuvor habe ich Myra Cakans „Downtown Blues" gelesen und Deine Besprechung. Ich könnte es mir leicht machen und Deine Besprechung dafür hier Einsetzen und Deine Genotype-Beschreibung in den Thread von Downtown Blues. Für mich liegt Myra Cakan meilenweit näher an Gibsons Stil als Martin mit diesem Buch.
Vielleicht habe ich mir etwas bewahrt, was du leider verloren hast..... manchmal beim Lesen das kindliche Gemüt herauskommen zu lassen..... weil es einfach Spass macht. Vielleicht ist es einfach so, dass ich einen spannenden, actiongeladenen Roman im Stillen erwartet habe. Wenn du so argumentierst, dann musst du die "Väter" der SF, z.B. Dominik, Heinlein und auch frühe Asimovs auch in die Kategorie "...fürs Klo zu empfehlen " einordnen. Deine Art, eine Geschichte nach dem Viertel des Buches zu verreissen, hat etwas trauriges. Du hängst dich an Satzformulierungen auf, an irgendwelchen Handlungsfehlern, die kaum auffallen. Ich kann auch noch ein paar Druckfehler aufführen, falls dir das in deiner Einschätzung des Buches hilft. GOTTSEIDANK hat Martin das Buch nicht so geschrieben, wie einige seiner Beiträge hier !!! Es ist doch etwas vollkommen anderes, über Klima, Gott und die Welt zu diskutieren oder eine Geschichte zu schreiben. Die Geschichte muss vor allen Dingen "Tempo" haben.... auf ellenlange Erklärungen während der Story kann ich durchaus verzichten (nachher schlaf ich auf dem Klo noch ein ) :biglaugh: @MatinHoyer Durch Zufall hast du genau mich als Zielgruppe getroffen.... ich habe allerdings das Buch weder in der S-bahn, noch auf dem Klo, sondern gemütlich auf dem Sofa gelesen.... lass dir gesagt sein, das war auch oki. Ich stimme dir zu, "Downtown Blues" war so spannend und interessant wie das Duisburger Telefonbuch.Genotype könnte ich nur Lesern empfehlen, die ausschließlich auf den nächsten Action-Schnitt warten und alles was dazwischen liegt nicht zur Kenntnis nehmen. Zur Ehrenrettung will ich aber zugeben, dass ich es in der Zeit, als für mich SF fast nur als dicke Leihbücher zu haben war, hungrig verschlungen hätte. Nur da war ich um die 15
Das meinte ich mit meinem Satz, das die Protagonisten nicht so einfach in "Gut und Böse" einzureihen sind. Nochmals, eine wirklich schöne Variante, den Leser selbst bestimmen zu lassen, an wen er seine Sympathien festmacht. der CountZwar bediene ich mich eines ähnlichen Globalisierungsszenarios wie der traditionelle Cyberpunk (die Ausgangsdaten haben sich auch nicht geändert), aber ich konnotiere es anders. Konzerne und Regierungen sind ebenso wenig zwingend die "Bösen", wie die Ausreißer in der sozialen Kurve zwangsläufig als die "Guten" auftreten.
#21
Geschrieben 27 Januar 2003 - 19:00
Also...sagen wir mal so... die erste Triologie, da gebe ich dir Recht, war stilistisch so neu und so "technikverliebt", dass ich mich vor diesen drei Werken erst einmal verneige. "Virtuelles Licht" war schriftstellerrisch schon ausgereifter, die Story und die Handlungsorte besser dargestellt; "Idoru" war dann wieder ein technischer Leckerbissen, der Stil wieder rauher und hat mir persönlich sehr gut gefallen.... auch dafür liege ich Gibson immer noch zu Füssen. Dann kam "Futurematic", das eine völlige Abkehr der "technischen SF" ist. Gibson´s Schreibstil war noch ausgereifter und das Buch für mich persönlich eine reine Enttäuschung. Schon mit diesem Roman drehte Gibson den "Hard-SF-Technik" Fans den Rücken zu. Es gibt böse Stimmen, die behaupten, Gibson hätte in dem Augenblick seine Faszination verloren, als er langsam verstand, wie Computer funktionieren. (Hätte er doch auf seiner IBM weitergeschrieben und sein kindliches Verständnis, was die Computer der Zukunft leisten können, beibehalten). Ich stand also auf (ich lag ja noch vor den Füßen des grossen Meisters) und begriff, das sich Schriftsteller weiterentwickeln müssen. Ich als Fan war da im Weg, ein Hindernis, das man als Autor übersprang. Das ist Gibson´s gutes Recht....genauso, wie es mein Recht ist, ein Buch zu kaufen oder es im Regal liegen zu lassen. Ich möchte an dieser Stelle einmal Prophet spielen und vorraussagen, das sein neuestes Buch KEINE 250 000 Vorbestellungen allein im Internet haben wird, jedenfalls nicht nach seinen jüngsten Aussagen, das SF für ihn "gestorben" sei. Es war eine Internet und Computergeneration der ersten Stunde, die ihm huldigte. Ein Teil ist erwachsen geworden und liesst jetzt "ernsthafte" Romane..... der andere Teil, der sich beharrlich weigert, erwachsen zu werden (darunter auch ich) möchten nichts anderes, als seine "alte" Art, Geschichten zu erzählen. Schauen wir mal, ob Gibson überhaupt noch eine Gruppe finden wird, die seine Bücher kaufen will. Das wollte ich mal zum Thema William Gibson sagen..... damit hier keine falschen Vorstellungen aufkommen. Betrachtet es einfach mal als Requiem, auf einen jungen, unverbrauchten Autor. der CountZunächst natürlich von Count, der den Bogen zu einem Autor schlägt, vor dessen Füßen er ja bekanntlich huldvoll niedersinkt.
#22
Geschrieben 31 Januar 2003 - 20:22
Zum Vergleich: Ein Großteil meiner Zeit ist der sachlichen und zwangsläufig recht nüchternen Behandlung literaturstilistischer und -geschichtlicher Fragen gewidmet. In meiner Freizeit möchte ich deshalb häufig einfach nur einfach gestrickte Action konsumieren ... Kompensation, wenn Du so willst. Nun habe ich das Schreiben zu einem weiteren meiner Hobbys gemacht, und auch hier möchte ich überwiegend einfach nur "die Sau rauslassen" dürfen. Das paßt dann sehr gut, wenn es sich mit den Lesebedürfnissen derer ergänzt, die es schlußendlich lesen.
Ob Dich das Lesen von "Hesse, Kafka, Philip Roth, Doctorow und und ..." versaut hat, kann ich nicht beurteilen. Wenn es der Fall ist, wärest Du selbst "schuld", denn obwohl sich unsere Leselisten in diesen Punkten nicht allzu sehr unterscheiden dürften, habe ich nicht das geringste Problem damit, ohne mit der Wimper zu zucken von Heines "Wintermärchen" auf den neuesten Star-Wars-Roman überzugehen. Andererseits kann man mich mit "Shadowrun" bis nach Ambarchik jagen ... Obwohl es vom Anspruch her auf einer Ebene mit "Star Wars" liegt.
Und bitte laß' Dich nicht in die Situation drängen, Deinen Geschmack rechtfertigen zu müssen: "Genotype" gefällt Dir stilistisch nicht, die Erscheinungsform sagt Dir nicht zu. Punkt. Damit müssen sowohl Guido als Verleger als auch ich als Autor klarkommen. Ich für meinen Teil bin es zufrieden, daß Du der Sache eine Chance gegeben hast ... Ich schätze Dich so ein, daß Du im Hinterkopf bereits geahnt hast, daß es Dir nicht gefallen würde. Wenn Du Dich noch zum Inhalt äußern möchtest, wäre mir das genug Grund zur Freude, selbst wenn Dein Statement negativ ausfällt.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
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