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Andreas Brandhorst - Das Artefakt


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71 Antworten in diesem Thema

#1 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 02 März 2012 - 19:06

Leute was iss los? Ich stehe schon vor dem finalen Kapitel dieses grandiosen Werkes und hier liegt noch alles im Dornröschenschlaf?

#2 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 02 März 2012 - 20:07

Leute was iss los? Ich stehe schon vor dem finalen Kapitel dieses grandiosen Werkes und hier liegt noch alles im Dornröschenschlaf?


Hoffentlich habe ich niemanden abgeschreckt ... Eingefügtes Bild

#3 Trurl

Trurl

    Phanto-Lemchen

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Geschrieben 02 März 2012 - 21:23

Nö, aber ich fange auch erst dieses WE an ... Eingefügtes Bild
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#4 Morn

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Geschrieben 02 März 2012 - 22:24

Die vorherigen drei Posts wurden aus dem Vorschlags- und Auswahlthread für den Märzlesezirkel nach hier verschoben.

Wir lesen:

Eingefügtes Bild

Andreas Brandhorst
Das Artefakt

Viel Spaß,
Morn

Bearbeitet von Morn, 02 März 2012 - 22:27.


#5 Amtranik

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Geschrieben 03 März 2012 - 10:43

Nö, aber ich fange auch erst dieses WE an ... Eingefügtes Bild


Dann werd ich mich bis auf weiteres mal zurückhalten.

#6 deval

deval

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Geschrieben 03 März 2012 - 13:37

Leute was iss los? Ich stehe schon vor dem finalen Kapitel dieses grandiosen Werkes und hier liegt noch alles im Dornröschenschlaf?


Als grandios würde ich das Werk sicherlich nicht bezeichnen.
Gerade das Ende habe ich so nicht nachvollziehen können - oder auch einfach nur nicht verstanden.
Gut, dass der Autor hier mitliest. Wenn die anderen soweit sind, kann ich ja mal ein paar Fragen zum
Ende stellen.

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

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#7 Amtranik

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    Hordenführer

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Geschrieben 04 März 2012 - 00:12


Als grandios würde ich das Werk sicherlich nicht bezeichnen.
Gerade das Ende habe ich so nicht nachvollziehen können - oder auch einfach nur nicht verstanden.
Gut, dass der Autor hier mitliest. Wenn die anderen soweit sind, kann ich ja mal ein paar Fragen zum
Ende stellen.


Na, das überrascht mich aber jetzt. Bin eben mit dem Roman fertig geworden. Auf die Fragen und vor allem die Antworten bin ich schon gespannt. Unterschiedliche Meinungen sorgen zumeist für einen interessanten und abwechslungsreichen Lesezirkel.

#8 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 05 März 2012 - 14:01

Hallo zusammen, bislang bin ich sehr, sehr angetan vom "Artefakt". Farbenprächtig, komplex, mitreißend. Lediglich den Einstieg empfand ich als etwas "Talking Heads" lastig, da wurde mir in Dialogen zu viel erklärt ... Eine große Leerstelle ist für mich noch das "Unterdrücken" von Emotionen in Zusammenhang mit Entscheidungsprozessen. Als Exekutor scheint mir unter den Umständen eine KI besser geeignet, als ein ent-emotionalisiertes Lebewesen. Okay, auch andere Technik funktioniert nicht ohne biologisches Zutun - siehe Schmieden. Freue mich auf's Weiterlesen Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#9 Trurl

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Geschrieben 06 März 2012 - 12:53

Ich habe endlich ebenfalls den Einstieg gefunden und finde das Universum das sich da aufspannt auf den ersten Blick auch sehr interessant. Vielleicht nicht ganz neu, erinnert mich vage an das Kultur-Universum Iain Banks, mit all der coolen Technik, den Avataren, Nano-Maschinen (pardon Femto-Maschinen) und biologischer Unsterblichkeit durch Auferstehungstechnik vermittels Bewusstseinspeicherung und äonenalten Zivilisationen, die sich über Galaxien spannen. Aber ich will die Vergleiche mit anderen Szenarien zunächst nicht zu weit treiben, sondern dem Roman die Chance geben eigene Wege zu gehen. Das ist jedenfalls schöner kosmischer Space-Opera Stoff. Mal sehen wie sich die Handlung entwickelt. Ach übrigens, diese SF-Vorstellungen einer mentalen Vernetzung des Gehirns mit einer smarten Umwelt haben bereits in der modernen Philosophie einen Niederschlag gefunden: nennt sich Externalismus. LG Trurl
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#10 T. Lagemann

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Geschrieben 09 März 2012 - 16:33

Hallo zusammen, so, wieder ein paar Seiten weiter ... (bei S.360). Es kommt Leben in die Bude bzw. die Hintergründe nehmen Konturen an. Bin nach wie vor begeistert. Sehr schöne, starke Bilder. Ein Roman, der mich wirklich mitnimmt. Angesichts eines solchen Romans muss einem nicht bange sein um die "deutsche SF", sie kann locker mithalten mit hochgelobten internationalen Werken (z.B. Banks). Viele Grüße Tobias
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#11 Gast_Andreas Brandhorst_*

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Geschrieben 09 März 2012 - 20:40

...
Lediglich den Einstieg empfand ich als etwas "Talking Heads" lastig, da wurde mir in Dialogen zu viel erklärt ...
...


Der Einstieg bei einem Roman wie "Das Artefakt" ist extrem schwierig, da es gilt, den Leser mit einer komplexen Welt vertraut zu machen, ohne ihn mit "Datenblättern" zu erschlagen. Ich werfe den Lesenden hinein ins Geschehen und vertraue darauf, dass er nicht gleich entmutigt aufgibt, wenn er es mit (noch) unvertrauten Begriffen zu tun bekommt. Vom Anfang gibt es übrigens zwei große Versionen und noch einige kleinere. Es passiert mir manchmal, dass ich, wenn ich mich dem Schluss eines Romans nähere, den Anfang noch einmal schreibe, und beim "Artefakt" war dieser Punkt bei etwa der Hälfte erreicht - da habe ich die ersten 30 oder 40 Seiten neu geschrieben. Später kamen weitere Änderungen hinzu.

Gruß
Andreas

#12 Trurl

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Geschrieben 09 März 2012 - 22:07

Vom Anfang gibt es übrigens zwei große Versionen und noch einige kleinere. Es passiert mir manchmal, dass ich, wenn ich mich dem Schluss eines Romans nähere, den Anfang noch einmal schreibe, und beim "Artefakt" war dieser Punkt bei etwa der Hälfte erreicht - da habe ich die ersten 30 oder 40 Seiten neu geschrieben. Später kamen weitere Änderungen hinzu.

Interessante Innenansichten aus der "Werkstatt" eines Autoren.

Im Übrigen macht es mir überhaupt nichts aus mit einer komplexen Welt konfrontiert zu werden, die ich mir erst nach und nach erarbeiten muß. So war das bei deinem Kantaki-Universum oder bei Simmons Hyperion-Universum oder Reynolds Revelation-Zyklus. Im Gegenteil macht gerade das den Reiz von Space-Opera-Szenarien aus: eine ganz neue Welt zu erforschen.

Ich finde deinen Roman bislang (bin leider erst bei Kapitel Fünf, wo Rahil seine "alte" Flamme Lucrezia wiedertrifft) sehr gut. Die Reflexionen Ravils, über die Manipulationen der Ägide, betreffs unterentwicklter Kulturen, hatten natürlich Anklänge an die Diskussionen um die 1. Direktive bei Star Trek, waren aber nicht dumm. Überhaupt gefällt mir die Figurenzeichnung ganz gut. Es könnte allerdings langsam ein bisschen mehr Bewegung ins Spiel kommen.

Ich muß jetzt leider weiterlesen ...

LG Trurl
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#13 Skydiver

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Geschrieben 10 März 2012 - 10:51

Hallo, dank breiter Finger und kleiner Smartphone Tastatur starte ich erst nach dem Wochenende. Nur kurz: Ein Szenario ganz nach meinem Geschmack. Und das Spiel von Wahrheit und Lüge gefällt mir auch.

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#14 RealS

RealS

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Geschrieben 10 März 2012 - 18:20

Ich bin letztes Wochenende und unter der Woche nicht zum Lesen gekommen, deswegen hier erst mal mein Eindruck des ersten Teils, der ja etwa ein Drittel des Romans ausmacht. Da auch etwa ein Drittel des Monats um ist, dürfte das auch spoilertechnisch ganz gut passen, wobei ich der Übersicht halber noch einmal eine Untergliederung in Kapitel 1-9 und Kapitel 10-20 vornehme (jeweils etwa 100 Seiten). Um mich selbst nicht zu spoilern, habe ich noch keine anderen Beiträge gelesen, werde das aber nachholen und mitdiskutieren, sobald ich mit dem Roman durch bin, was nicht mehr allzulange dauern dürfte. Kapitel 1-9: Ich fand den Einstieg etwas langsam, was wahrscheinlich v.a. durch die starke Introspektive beim Erwachen bedingt ist. Auch in den folgenden Seiten bleibt es eher ruhig, dadurch, dass sich hier noch keine Action abspielt (der eher distanziert beschriebene "Angriff" mit dem Torpedo zählt für mich nicht). Von der Welt her fühlte ich mich etwas an die Kultur-Romane von Banks erinnert, bei denen auch immer mitschwingt, dass die Technologie so weit fortgeschritten ist, dass im Grunde alles möglich ist oder dass jedenfalls bestimmte Mächte alles beeinflussen können. Hierdurch leidet m.M.n. oft die Spannung, wenn der Protagonist nur als Marionette an den Fäden höherer Mächte hängt. Diese machen sich hier auch schon bemerkbar, wobei die Störungen der Rüstung/des Images als erste Schwierigkeit der Mission schon ganz nett sind. Die Episode von Emily gefällt mir gut, auch wenn hier schon dick mit der Moral gewunken wird, dazu aber später mehr, ich denke, dazu muss ich das Ende des Romans abwarten. Ich frage mich, warum diese Mission auf einem gut erreichbaren Planeten nur von zwei Personen durchgeführt werden soll - von denen einer eher den tumben Sidekick spielt. Ich gehe auch nicht davon aus, dass der Torpedo Rahil wirklich hätte töten sollen, das dürfte mit der überlegenen Technik der Hohen Mächte eigentlich kein Problem sein. Zwischenfazit: Etwas langsam zu Beginn, aber vielleicht steigert der Roman sich ja noch. Möglicherweise wäre ein Perspektivenwechsel mit einer zweiten Hauptperson nicht schlecht gewesen. Mein Interesse ist jedenfalls geweckt, obwohl ich nach den ersten ca. 100 Seiten eigentlich für diese Lesesitzung aufhören wollte, lese ich weiter. :) Kapitel 10-20: Jetzt passiert etwas mehr, der Ascar taucht auf und liefert sich den ersten Kampf mit Rahil. Dass die Ascar einen Eisschrein haben, weiß ich allerdings bereits aus dem ersten Teil, deswegen empfand ich dessen erneute Erwähnung (inklusive der Erwähnung woher Rahil das weiß, woher ja auch wir es wissen) als etwas redundant (S. 137 oben). Allgemein fällt mir hier auf, dass die Personen oft "mit dem Leser sprechen". Damit meine ich Stellen wie die auf S. 106 oben, an der Lucrezia zu Rahil sagt: "Auch damals auf Korinth, als wir uns das letzte Mal sahen." Allein die Erwänung von Korinth müsste bei beiden die Erinnerung auslösen, dass das das letzte Mal war und dies somit keiner besonderen Erwähnung bedürfen. Erst recht keiner doppelten (S. 111 unten, diesmal von Rahil). Ich empfinde auch die Verwendung englischer Wörter etwas störend (Layer, Kickout etc.), vielleicht gerade, weil ich seit längerer Zeit wieder ein deutsches Sci-Fi-Buch lese und mir hier doch deutsche Wortschöpfungen gewünscht hätte. Das erste richtige Aha-Erlebnis war dann die Entdeckung, dass Rahil eine "Fälschung" ist, das war der Moment, an dem ich gedacht habe: ok, jetzt wird es interessant, da musst du weiterlesen. Die oben befürchtete Superkraft der Hohen Mächte macht sich leider jetzt bemerkbar (Hilfe/Gespräch mit Zacharias), was für mich die Spannung etwas herausnimmt, zumal das Ganze auch noch mit Zeitreisen garniert ist. Zeitreisen glaubwürdig in einen Roman einzubauen, finde ich immer sehr schwierig, das wäre aber ein eigenes Thema. :) Mich stört auch, dass die eigentlich so "reifen" Hohen Mächte zu dekadentem Gehabe, Machtdemonstrationen und Plaudereien zu neigen scheinen. "Beamen" und Zeitreisen habe ich aber schon zu oft gelesen, als dass mich die bloße Erwähnung beeindrucken könnte.   Irgendwie beeindruckt mich auch das Ziel der Mission, im Ergebnis die Bestehung des Tests der Hohen Mächte, nicht so. Was ist das denn für ein Test der unendlich weisen Hohen Mächte, wenn es darauf ankommt, 600 Jahre sich gut zu verhalten, um sich des mächtigen Wissens würdig zu zeigen, aber offensichtlich eine Chance existiert, ihn zu bestehen, obwohl es noch auf sehr vielen Welten Gewaltherrscher und Kriege gibt. Bekommen die dann auch das ganze Wissen oder läuft das nur über die Ägide? Die Erlangung von Wissen (auch wenn es sehr groß sein mag) im Gegensatz zum Fortbestehen des Status Quo ist zwar schön, aber für mich nicht so welt-/universumsbewegend. Leider drohen die Hohen Mächte nicht mit der Auslöschung aller "Menschen" im Falle des Nichtbestehens, das wäre mal eine Motivation! Es gibt schon einen Grund, warum bei James Bond die Bösen (fast) jedes Mal die Welt vernichten wollen und nicht bloß einen Impfstoff für Aids verheimlichen... Auch wenn es sich vielleicht nicht so liest, fand ich den zweiten Teil meiner Lesesitzung deutlich besser als den ersten, weil mehr passiert und es mit der "Fälschung" ein sehr interessante Komplikation gibt.

#15 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 10 März 2012 - 20:24

Interessante Überlegungen, RealS.
Zunächst einmal ... Es muss nicht immer Action sein; das sollte nicht als alleiniger Maßstab für einen guten Roman herhalten. Eingefügtes Bild
Moral: O ja, sie spielt eine wichtige Rolle, als Maßstab des Lebens und bei Rahils innerem Konflikt, der ihn schließlich mit allem anderen hadern lässt. Die zentrale Frage lautet ... Nein, die kann ich hier noch nicht nennen, denn sie würde zu viel vorwegnehmen, und außerdem bin ich auf eure eigenen Schlussfolgerungen gespannt.
Redundanz: So was gibt es natürlich, aber warum sollte man nicht in einem Gespräch sagen, wo man sich beim letzten Mal getroffen hat, zumal es hier viele Jahre zurückliegt? Das ist auch in unserem normalen Sprachgebrauch so.
Und was die Erlangung von Wissen betrifft ... Das ist *die* Triebfeder der menschlichen Entwicklung. Die Hohen Mächte drohen übrigens deshalb nicht mit der Vernichtung der ganzen Menschheit, weil sie sonst kaum "Hohe Mächte" wären, sondern ziemlich unreife Deppen, für die das Leben von Unschuldigen (und die Auslöschung von Leben überhaupt) keine Rolle spielt. Was du mit einem Hinweis auf James Bond vorschlägst, wäre ziemlich krasse Schwarz-Weiß-Malerei. Ich hatte beim Schreiben ein "realistischeres" BIld (trotz SF) vor Augen. Eingefügtes Bild

#16 T. Lagemann

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Geschrieben 17 März 2012 - 11:12

Hallo zusammen,

so, durch :-) Und begeistert. Eingefügtes Bild Entsprechend freue ich mich - so es ihn geben wird - auf einen weiteren Roman aus dem Ägide Universum.

Morgen mehr ...

VG
Tobias
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#17 Trurl

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Geschrieben 17 März 2012 - 11:53

Ich beginne jetzt mit dem letzten Teil des Romans. Die Rückblende mit der geschilderten Flucht Rahils vor dem übermächtigen Vater liegt hinter mir. Daher ist jetzt die Gelegenheit für einen Zwischenbericht.

Im Großen und Ganzen bin ich von dem Roman ganz angetan. Auch wenn die einzelnen Zutaten des Romans nicht neu und in unzähligen anderen Romanen, die mit ähnlichen Szenarien arbeiten, ebenfalls Verwendung gefunden haben. Aber darauf kommt es ja nicht an, sondern darauf wie es der Autor verstanden hat, eine interessante und spannungsreiche Handlung zu konstruieren. Das ist bislang ziemlich gut gelungen. Ich habe mich jedenfalls nicht gelangweilt. Nein, in meiner persönlichen Rangliste zählt der Roman zum oberen Drittel (Das ist ziemlich gut!).

Auf der Habenseite des Romans stehen die gute und ausführliche Harausarbeitung des Charakters der Hauptperson. Fand ich ich spannend geschildert.

Natürlich gibts ein paar Kleinigkeiten, die ich kritisieren mag, die aber den guten Gesamteindruck nicht wirklich trüben. So finde ich die Begriffswahl einiger technischer Gerätschaften oder Technologien manchmal etwas unglücklich, einige dagegen auch gelungen. Das sind aber mehr Sachen, die mit meinem Geschmack zu tun haben und die ich dem Roman nicht anlasten will.

Solche Begriffe wie "Paralysator" sind bei mir als Ex-PR-Leser untrennbar mit PR verbunden und da habe ich sofort die Assoziation eines Betäubungsstrahlers. Hier ist es aber eine Pfeil-Projektilwaffe. Warum kann man sich dafür keinen eigenen Namen ausdenken. Ich fand z.B. die Bezeichnung "Flechette-Pistole", sowie ihre Verwendung in Simmons Hyperion, hatte immer einen besonders fiesen und tödlichen Beigeschmack! Oder der Name "Image" für die Bewusstseinskopien ist mir als Terminus zu technisch und herabwürdigend. Zudem ist ein Image bereits heute in der Software ein feststehender technischer Begriff für ein Speicherabbild oder eine komplette Festplattenkopie. Da wird in mir die Illusion zerstört, dass so eine Bewusstseinskopie ein wirklich magisches Etwas ist, das die gesamte Persönlichkeit eines Menschen repräsentieren soll! Ich habe ein wenig gegoogelt und den griechischen Begriff für "Geist" gefunden: "Nous". Das klingt geheimnisvoll und ist in meinen Augen viel treffender. Beim nächsten Roman bitte ich darum, dass ich vorher gefragt werde, wenn nach einem griffigen Namen gesucht wird! Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild

Da gabs noch eine paar andere Namen die mir nicht so gefallen haben, fallen mir aber auf Anhieb nicht ein, deshalb ist es auch nicht so wichtig. Gut dagegen fand ich ich z.B. den Namen "Fraktal" für die Wurmlochverbindungen oder "Exekutor" oder "Missionar". Allerdings, wer seine "Progressoren" so nennt, darf sich nicht wundern, wenn der Ägide manipulative Absichten unterstellt werden.

Schwerer wiegt in meinen Augen der Umgang mit den hohen Mächten, z.B. dargestellt in dem kurzen Dialog mit Zacharias, der mir wieder sehr Rhodan-typisch ausfällt und in der beschriebenen Darstellung eines im Plauderton gehaltenen Gesprächs, einer Kommunikation mit einem auch intellektuell derart weiterentwickelten intelligenten Wesen nicht gerecht wird. Kurz, ich fand den Dialog etwas platt, so auf Smalltalk-Niveau, eine Plauderei eben. Aber ich hatte nicht die Illusion es mit einer überlegenen Wesenheit zu tun zu haben, die den Menschen so weit überragt, wir wir die Amöben. Was ich nicht glauben kann. Mit einer Amöbe kann man nicht kommunizieren. Wir würden uns mit einer Amöbe einfach nicht abgeben. Wie gesagt, es ist nur ein Eindruck, aber mir kam dieses Gespräch irgendwie zu platt vor, zu wenig raffiniert. Mir ist klar, dass ein Dialog mit einem Wesen das intellektuell tausendfach und mehr überlegen ist, schwierig zu beschreiben ist. Dennoch gibt es Methoden dies auf stilistisch plausibel darzustellen. Dan Simmons hat seine TechnoCore-KI Ummon im Stil von Zen-Koans sprechen lassen und damit die Illusion erzeugt, dass man es mit einem abstrakten Intellekt zu tun hat. Okay, Schluss damit.

Jetzt noch ein paar Spekulationen, die sich mir im Moment aufdrängen.

In meinen Augen hat die Sache von dem Moment an, als klar wird, dass Rahils Wiederherstellung sabotiert wurde und er eine Fälschung ist, an Dynamik gewonnen. Im Grunde muss man jetzt davon ausgehen, dass er ein programmierter Agent der hohen Mächte ist, was um so perfider ist, als er absolut von der Richtigkeit seiner Identität überzeugt ist, ungeachtet seiner gelegentlichen geistigen Aussetzer. Ich bin echt gespannt wie es ausgeht, wenn er auf sein ebenfalls wiederhergestelltes "Original" trifft, dass sich auf bereits Heraklon befinden soll.

Auf jeden Fall scheinen auch auf Seiten der hohen Mächte verschiedene Fraktionen eigene Interessen zu vertreten, was das Artefakt angeht. Und möglicherweise gibt es Gesetze, die es den Primären verbieten, direkt auf Haraklon aktiv zu werden, genauso wie es der Ägide verboten ist direkt Einfluss auf unterentwickelte Kulturen zu nehmen, was sie (die hohen Mächte) allerdings nicht daran zu hindern scheint, indirekt ein heimliches Süppchen zu kochen. Den Verdacht, dass das Artefakt aus einer entfernten Zukunft stammt, hatte ich von Anfang an. Liegt irgendwie auf der Hand. Ich vermute sogar, dass das Artefakt aus einer Zukunft stammt, in der die Menschheit möglicherweise ebenfalls den Status einer höheren Macht hat. Ich bin gespannt ob meine Vermutung zutrifft.

LG Trurl

Bearbeitet von Trurl, 17 März 2012 - 11:57.

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#18 Skydiver

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Geschrieben 17 März 2012 - 19:32

Schätze ich bin soweit wie Trurl. Und kann mich auch seinen Ausführungen anschließen. Nette Abenteuergeschichte. Spannend und abwechslungsreich. Worauf das Ganze hinaus will ist mir bislang nicht klar. Eine Aufnahme der Menschheit in die Reihen der hohen Mächte erscheint mir zu platt. Welchen Stellenwert soll die Menschheit dabei haben? Sekundäre dritter Klasse? Weder technisch noch evolutionär gleichberechtigt? Und die Aufnahme soll von der friedlichen Beilegung des Vorfalls mit der Superschmiede abhängig sein? Bei all ihren technischen Möglichkeiten wird es den hohen Mächten nicht verborgen bleiben, dass bei den gefallenen Welten keine wirklichen zivilisatorischen Fortschritte gemacht wurden. Wer soll also im Club der Großen aufgenommen werden? Einzelwesen oder einzelne Planeten? Noch verwirrender ist die Fähigkeit der hohen Mächte in der Zeit reisen zu können. Alles schon bekannt und daher alles nur ein Spiel??

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#19 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 18 März 2012 - 13:51

...
Beim nächsten Roman bitte ich darum, dass ich vorher gefragt werde, wenn nach einem griffigen Namen gesucht wird! Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild
...
LG Trurl


Eingefügtes Bild Mit den Begriffen ist das immer so eine Sache. Ich habe "Image" gewählt, um ganz bewusst eine Brücke zu schlagen zu unserem Festplatten-Image. Es geht hier um eine komplette, vollständige Kopie, die das menschliche Bewusstsein betrifft; das Wort vermittelt also den richtigen Eindruck. Was die Dialoge zwischen den Hohen Mächten und den Menschen betrifft, musste ich mich als Autor fragen, wie weit ich das Verwirrspiel oder die Entfremdung treiben darf, ohne beim Leser eine kritische Schwelle zu überschreiten. Was den einen erfreut, könnte der andere als zu große Störung beim Lesefluss empfinden.

Deine Spekulationen über das Ende haben mir ein Lächeln entlockt. Sie zeigen deine Erfahrungen als SF-Leser. Alten SF-Hasen lässt sich eben so leicht nichts vormachen ...Eingefügtes Bild Oder vielleicht doch ...?

Viele Grüße
Andreas

#20 RealS

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Geschrieben 18 März 2012 - 14:53

ich bin jetzt durch, werde mich aber zunächst zurückhalten, da einige noch mitten drin zu stecken scheinen. Deswegen nur kurz als Antwort auf Andreas: Thema Action: Nein, es muss nicht immer Action sein; als ich den Begriff verwendet habe, hatte ich schon das Gefühl, dass er nicht ganz passend ist, wusste aber keinen Besseren. Gemeint habe ich Action im Sinne von "es passiert etwas", also entweder die klassische Action in Form von Kämpfen, Weltraumschlachten, Verfolgungsjagden etc. oder ein Fortschreiten der Handlung. Die ersten 100 Seiten spielen ja nahezu ausschließlich auf der Station und dienen der Einführung, ohne dass - für den Protagonisten - etwas vorangeht. Das fand ich für eine Space-Opera eher ungewöhnlich. [Ich habe mir gerade mal Dune aus dem Regal geholt, das ja stellenweise auch eher langsam vorangeht und einen großen Hintergrund einführt, da kommt in den ersten 100 Seiten Paul mit dem potentiell tödlichen "Menschen-Test" vor, die Verschwörung der Harkonnen, der Verräter und ein Anschlag auf Paul). Thema Ziel/Motivation: James Bond ist kein Beispiel für eine realistische oder auch nur interessante Geschichte, ich wollte nur an einem Beispiel scherzhaft meinen Punkt verdeutlichen. Vielleicht kann man seriöser formulieren, dass die Gefahr, dass einem etwas Schlimmes passiert, als gewichtiger empfunden wird als die Möglichkeit, dass einem etwas Gutes nicht widerfährt. Da gibt es natürlich Grauzonen, aber gerade der Ägide geht es mit ihrer Technologie - insbesondere aus heutiger Sicht - ja schon ganz gut. Also ich hätte es den Hohen Mächten auch abgenommen, wenn sie mit der Auslöschung der Menschheit gedroht hätten, quasi der Entsorgung der Amöbe, die sich als ungeeignet bzw. gefährlich erwiesen hat... :-)

#21 Gast_Andreas Brandhorst_*

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Geschrieben 18 März 2012 - 15:43

...

Thema Ziel/Motivation: James Bond ist kein Beispiel für eine realistische oder auch nur interessante Geschichte, ich wollte nur an einem Beispiel scherzhaft meinen Punkt verdeutlichen. Vielleicht kann man seriöser formulieren, dass die Gefahr, dass einem etwas Schlimmes passiert, als gewichtiger empfunden wird als die Möglichkeit, dass einem etwas Gutes nicht widerfährt. Da gibt es natürlich Grauzonen, aber gerade der Ägide geht es mit ihrer Technologie - insbesondere aus heutiger Sicht - ja schon ganz gut. Also ich hätte es den Hohen Mächten auch abgenommen, wenn sie mit der Auslöschung der Menschheit gedroht hätten, quasi der Entsorgung der Amöbe, die sich als ungeeignet bzw. gefährlich erwiesen hat... :-)


Von dramaturgischen Erwägungen mal abgesehen ... "Hohe Mächte" (nicht nur im technologischen, sondern auch im moralisch-ethischen Sinn) löschen nichts aus, denn dadurch würden sie zu "bösen Mächten". Es geht auch nicht darum, einen Gefahrenfaktor (=Menschheit) zu beseitigen, der sich nach einer gesetzten Frist immer noch nicht gebessert hat. Es geht darum, dieser potenziellen Gefahr Mittel vorzuenthalten, durch die sie um ein Vielfaches größer würde. Wissen *ist* Macht, und die Kosmische Enzyklopädie in "Das Artefakt" wäre des definitive, größte Instrument der Macht.

Aber dies geht schon in Richtung der grundlegenden Frage, die ich mit dem "Artefakt" gestellt habe und die wir vielleicht erörtern könnten, wenn alle mit dem Buch durch sind.Eingefügtes Bild

Viele Grüße
Andreas

#22 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 20 März 2012 - 16:10

Hallo zusammen, worum geht es in "Das Artefakt"? Um "Pflicht", um "Vater-Sohn" bzw. "Mutter-Sohn" (und damit letztlich Rebellion), um "Verantwortung" - und dann ist da noch Rahils Trauma wg. des Todes seiner Schwester. Vergessen werden sollen auch nicht die diversen Pläne ("Ja, mach nur einen ..."). All das finde ich im Roman gut diskutiert bzw. vielseitig beleuchtet. Und ein wirklich nettes Bonbon war der Epilog. Oh ja, da wurde ich als Leser mit Schmackes zurück geworfen aus fernen Jahren in das Heute und die real existierenden Probleme, z.B. wie umgehen mit Diktaturen ... Viele Grüße Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#23 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 20 März 2012 - 17:24

...
da wurde ich als Leser mit Schmackes zurück geworfen aus fernen Jahren in das Heute und die real existierenden Probleme, z.B. wie umgehen mit Diktaturen ...

Viele Grüße
Tobias


Ja, gute Frage. Eingefügtes Bild Wie gehen wir mit Diktaturen um? Schauen wir zu? Greifen wir ein? Wer entscheidet darüber? Rahil hat diese Frage zum Schluss für sich beantwortet.

Viele Grüße
Andreas

#24 Amtranik

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Geschrieben 21 März 2012 - 08:02

Hallo zusammen,

worum geht es in "Das Artefakt"?

Um "Pflicht", um "Vater-Sohn" bzw. "Mutter-Sohn" (und damit letztlich Rebellion), um "Verantwortung" - und dann ist da noch Rahils Trauma wg. des Todes seiner Schwester. Vergessen werden sollen auch nicht die diversen Pläne ("Ja, mach nur einen ..."). All das finde ich im Roman gut diskutiert bzw. vielseitig beleuchtet.


Genau genommen begann ja die Sache damit das unser Held erste innere Zweifel durch das verschwinden des heiß und innig verehrten Kindermädchens bekam.

#25 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 21 März 2012 - 14:52


Genau genommen begann ja die Sache damit das unser Held erste innere Zweifel durch das verschwinden des heiß und innig verehrten Kindermädchens bekam.


Manchmal sind es solche "kleinen" Schlüsselerlebnisse, die das Denken und Fühlen in eine andere Richtung lenken und damit das ganze Leben verändern.

Viele Grüße
Andreas

#26 T. Lagemann

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Geschrieben 21 März 2012 - 16:01

Hallo Amtranik,



Genau genommen begann ja die Sache damit das unser Held erste innere Zweifel durch das verschwinden des heiß und innig verehrten Kindermädchens bekam.


dazu schrieb Andreas ja schon das passende. Kleine Ursache, große Wirkung ...

Bleibt die Frage: War das Kindermädchen deshalb da?

Viele Grüße
Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
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#27 Trurl

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Geschrieben 21 März 2012 - 16:04

Puh, ich habe gerade den Roman beendet und muß die Eindrücke erst ein wenig sacken lassen. Und yeah ... ich hatte es geahnt ... sehr hübsch! Allerdings meine ich, dass die Geschichte eine abgeschlossene runde Sache ist, die auserzählt ist und nicht fortgesetzt werden sollte. Okay, bevor hier leichtsinnig Geheimnisse ausgeplaudert werden, die Frage in die Runde, wer liest überhaupt noch mit? Und wenn ja, wie weit ist der Rest?
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#28 Amtranik

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Geschrieben 21 März 2012 - 18:30


Manchmal sind es solche "kleinen" Schlüsselerlebnisse, die das Denken und Fühlen in eine andere Richtung lenken und damit das ganze Leben verändern.

Viele Grüße
Andreas


Ich darf sagen das Du damit genau meinen Emotionsnerv getroffen hast. Auch die höchst moralischen Vater/Sohn auseinandersetzungen konnten mich begeistern. Solche "Botschaften" sind ja heutzutage angeblich nicht mehr gefragt. Ich könnte jetzt aus dem Stehgreif einige Foristen nennen die vermutlich ob deines imaginären erhobenen Zeigefingers den Roman verreißen würden. Es mag naiv sein, es mag heile Welt denken sein, aber mir gefällt es endlich noch einmal von so einem Übermenschlich erscheinenden, guten, charakterstarken Helden zu lesen der so ganz ohne den heute üblichen Klaps am Hirn auskommt.

Bearbeitet von Amtranik, 21 März 2012 - 18:31.


#29 Trurl

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Geschrieben 25 März 2012 - 15:39

Nun ich muss gestehen, dass mir dieses spezielle Vater-Sohn Verhältnis eine Zeit lang auf die Nerven gegangen ist, ehe mir klar wurde, dass gerade dieser Konflikt das zentrale Motiv des Romans ist, wodurch alles in Bewegung gesetzt wurde.

Okay, die Kausalkette der Ereignisse wurde woanders in Raum und Zeit in Gang gesetzt, aber dennoch. Es scheint auch zu den ungeschriebenen Gesetzmäßigkeiten kosmischer Science-Fiction zu gehören, dass die Protagonisten bereits seit ihrer Geburt, bzw. lange, lange bevor sie überhaupt in die Existenz treten, im Zentrum kosmo-historischer Ereignisse stehen. Das ist faszinierend zu lesen, und gefällt mir insgeheim natürlich, nimmt dem Roman aber ein wenig an Glaubwürdigkeit. Was vielleicht ein wenig seltsam klingt bei einem Roman, der vor einem so weit von unserer eigenen Zeit und Wirklichkeit entfernt abspielenden Hintergrund stattfindet.

Es ist auch so, dass nach meinem Gefühl diesem Vater-Sohn Konflikt auch etwas Willkürliches anhaftet. Warum? Nun, Rahil ist ja inzwischen ein Mann von über einhundert Jahren. Jahrzehntelang hatte er in Diensten der Ägide heikle Aufträge als Missonar, also quasi als Geheimagent, auf fremden Planeten unter schwierigen Bedingungen gemeistert. Er ist inzwischen zu einem Mann mit einiger Lebenserfahrung gereift und sollte seine Kindheitstraumata weitgehend bewältigt haben. Sollte man meinen. Doch kaum trifft er auf seinen Vater, fällt er, wie automatisch, in seine Sohn-Rolle. Ist das psychologisch glaubhaft? Ich bin mir nicht sicher. Überdeckt wird diese Inkonsistenz meiner Meinung nach durch die Rückblenden im Mittelteil des Romans, wo die Kindheit Rahils und die seiner Schwester ziemlich ausführlich beleuchtet werden. D.h. uns als Leser ist sie damit in guter Erinnerung und wir glauben gerne, dass für Rahil diese Erinnerungen genauso frisch ist. Aber in Wirklichkeit ist das doch nicht so. Erinnerungen verblassen. Ich jedenfalls kann mich an meine eigene Kindheit nur noch schwach erinnern und wäre nicht in der Lage, ohne Ausschmückungen, sie so zu schildern wie im Buch. Warum also immer noch dieser Konflikt? Warum dieses fast bockige Aufbegehren gegen seinen Vater? Einen Menschen, den er kaum wirklich gekannt hat. Der Vater muss für ihn inzwischen ein vollkommen Fremder sein. Insofern wirkte der erneute, bzw. erstmals offen ausgetragene Streit mit seinem Vater auf mich etwas aufgesetzt oder, sagen wir, konstruiert.

Der Konflikt zwischen beiden soll hier aus einer traumatischen Kindheit resultieren. Ich bin aber der Meinung, dass dieses Trauma, weil sie nur eine relative kurze Episode darstellt, auch wenn sie in einer wichtigen Lebensphase stattfindet, eigentlich überwunden sein sollte. Nun gut, ich kann mich auch täuschen. Entscheidender für den gegenwärtigen Rahil, scheinen dagegen die grundsätzlich unterschiedlichen politischen Ansichten zu sein, die Vater und Sohn trennen. Und die Eröffnung, dass Rahil und Jazmine seit ihrer Geburt Werkzeuge der politischen Ambitionen des egomanen Vaters gewesen sind. Eine Zeit lang dachte ich sogar, dass Rahil sich in seinem Vater grundlegend täuschen könnte und dieser einen langfristig angelegten Plan zum Wohle der gesamten Menschheit verfolgt habe und sich statt dessen die Ägide als wahrer Bösewicht entpuppen würde. So war es dann aber nicht. Den Twist wollte uns Andreas doch nicht zumuten und beließ es mit Coltan als einem der Bösewichte des Romans.


Nach Abschluß stellt sich mir noch folgende Frage. Wie wird eigentlich die besondere Prägung Rahils (bzw. seiner Schwester) auf das Artefakt begründet? Okay er wurde genetisch verändert. Aber woher wussten die Geningenieure, auf welche Weise diese spezielle Adaptation an die Superschmiede in seine Gene implantiert werden musste? Wie die Schmiede genau funktioniert und wie ein Schmied genetisch auszusehen hat, der diese Schmiede bedient, setzt ein Wissen voraus, über das allenfalls die Konstrukteure des Artefakts hätten verfügen können. Also: woher stammt das Wissen? Was habe ich überlesen?

LG

Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

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#30 Gast_Andreas Brandhorst_*

Gast_Andreas Brandhorst_*
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Geschrieben 26 März 2012 - 19:23

Ich bin Jahrgang '56, Trurl, und auch nach fünf Jahrzehnten kann ich mich sehr gut an meine Kindheit erinnern. Eingefügtes Bild Manchmal fallen mir sogar Details ein, die mich selbst überraschen ... Im Ernst, warum sollte man seine Kinderheit (abgesehen von den ersten Jahren) vergessen? Ganz im Gegenteil: Wenn man sie aus der Perspektive des (reifen) Erwachsenen betrachtet, sieht man gewisse Dinge in einem neuen Zusammenhang und versteht sie besser. Bei Rahil kommt hinzu, dass er gewissermaßen die Antithese zu seinem Vater ist: Er hat sich schon damals für ein Leben entschieden, das ganz anders sein sollte, für konträre Werte; er hat sein *ganzes Leben* in den Dienst dieser Sache gestellt. Wie sollten unter solchen Umständen die Erinnerung an seinen Vater und der alte Konflikt mit ihm auch nur irgendwie in den Hintergrund geraten? Immerhin ist das der Motor, der ihn seit seiner Jugend angetrieben hat. Hinzu kommt, und das ist nicht unwichtig: Selbst seine "erste große Liebe" (kindlich-unschuldig) beschwor einen Konflikt mit seinem Vater herauf, der ihn deshalb verspottete *und die Frau sogar umbringen ließ*! Wenn das keine prägenden Erfahrungen sind. Rahil war, als er seine Heimat verließ, wild entschlossen, nie so zu werden wie sein Vater. Und dann sieht er sich plötzlich mit der Möglichkeit konfrontiert, ein Werkzeug und Instrument in den Plänen eben jenes Mannes zu sein ...

Was deine Frage zum Schluss betrifft, Trurl: Denk daran, dass Rahils Vater mit den Krion zusammengearbeit hat (und seinerseits von ihnen manipuliert wurde). Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an den Moment, den Rahil als Junge belauscht und beobachtet hat.

Viele Grüße
Andreas


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