Glaube ich nicht. Das große Geld wird immer noch an der Kinokasse verdient. Streaming scheint nicht so wirklich lukrativ (für die Produzenten) zu sein, das Filmangebot bei Netflix ist unter anderem auch so dürftig, weil die Studios ihre Filme nur sehr ungerne an Netflix verkaufen (was aber auch ideologische Gründe haben könnte). Und Videotheken sind so gut wie tot. In größeren Städten wie Berlin gibt es vielleicht ein paar wackere Recken, die sich noch halten, aber bei mir hier in der Umgebung gibt es keine einzige mehr (aber dazu haben wir ja einen eigenen Thread).
Wenn ich's richtig im Kopf habe, macht der Eintritt an der Kinokasse bei US-Studios mittlerweile nur noch einen Siebtel der Gesamteinnahmen aus. Dazu sind natürlich zwei Dinge anzumerken: Zum einen gibt es nicht nur US-Grossproduktionen, die Bilanz anderer Filme kann sehr anders aussehen. Zudem ist der Kinostart auch für die US-Majors schon alleine aus Marketing-Gründen sehr wichtig. Ohne diesen Termin, auf den die ganze PR zuläuft, liessen sich die Filme viel schlechter lancieren.
Obwohl mir durchaus klar ist, dass die Institution Kino seit Jahren daran ist, an Wichtigkeit zu verlieren, ist das Kinoerlebnis in meinen Augen schlicht unersetzbar. Das Entscheidende ist noch nicht einmal die Grösse der Leinwand oder die Qualität der Projektion (obwohl auch das viel ausmacht). Der Hauptunterschied ist die eigene Aufnahmehaltung. Ob man zu Hause auf der Couch sitzt, neben sich die Fernbedienung und das Tablet griffbereit, oder ob man aus dem Haus geht und sich nach Bezahlung in einem Sessel niederlässt, macht einen grossen Unterschied. Wenn man einen Film im Kino sieht, mit dem Bewusstsein, dass man nicht jederzeit anhalten kann, entwickelt man eine ganz andere Aufmerksamkeit.
Was die diversen Extended Editions betrifft: Wie Pogopuschel richtig geschrieben hat, gibt es Director's Cut schon länger (obwohl der Begriff erst mit Blade Runner richtig etabliert wurde). Bei dem, was heute praktisch von jedem Blockbuster auf DVD gepresst wird, handelt es sich aber meist nicht um "echte" Director's Cuts, also nicht um die Version, die im Gegensatz zur Kinoversion dem entspricht, was der Regisseur wollte. Das sind von Anfang an kalkulierte Bonus-Pakete, die einzig dazu dienen, den Käufern der Scheiben einen Mehrwert zu liefern. Diese längeren Versionen mögen im Einzelfall durchaus besser sein, aber eigentlich profitieren die wenigsten Filme, die bereits in der kürzen Version funktionieren, davon, wenn sie länger werden. Reduktion ist fast immer positiv, und die Extended Editions haben einen Hang dazu, alles expliziter zu machen und zu erklären.
Ich habe kürzlich die Extended Edition von Terminator 2 gesehen. Da war fast nichts drin, was den Film wirklich bereichert hat. Im allgemeinen hat es ja einen Grund, weshalb man gewisse Szenen rausschneidet. Das gilt selbst für einen der berühmtesten erweiterten Filme der Filmgeschichte, Apocalypse Now Redux. Natürlich ist es interessant, endlich die berüchtigte Plantation Sequence zu sehen, aber im direkten Vergleich finde ich die Urfassung klar besser. Coppola hatte gute Gründe, warum er diese Passage ursprünglich rausgeworfen hat - sie macht den Film nicht besser.
Bearbeitet von simifilm, 24 September 2015 - 11:54.