Plagiat
#31
Geschrieben 08 Februar 2010 - 14:48
Etwas sehr aktuelles zum Thema Urheberrecht (das ich sehr schätze) und Plagiate. Es geht um den Bestseller-Roman "Axolotl Roadkill" der Jungstar-Autorin Helene Hegemann.
Es ist (alles) nur geklaut ...
Es gibt immer etwas, wozu es etwas zu sagen gibt. Immer!
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#32
Geschrieben 08 Februar 2010 - 16:33
Das hat mal wieder das Zeug für eine Kolumne ... mal schauen ...
Etwas sehr aktuelles zum Thema Urheberrecht (das ich sehr schätze) und Plagiate. Es geht um den Bestseller-Roman "Axolotl Roadkill" der Jungstar-Autorin Helene Hegemann.
Es ist (alles) nur geklaut ...
Der neueste Kommentar dazu auf spiegel online ist eine Frechheit ohnegleichen. Echt zum Kotzen!!! (sorry)
http://www.spiegel.d...,676570,00.html
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#33
Geschrieben 08 Februar 2010 - 16:57
Die modernen und postmodernen Texte spielen mit Formen, collagieren, demontieren und re-kreieren. Und sie verwischen in diesem Prozess die Grenzen zwischen Original und Fälschung, Vorbild und Nachahmung.
Na, von mir aus. Ich bin nicht postmodern (nicht in dem Sinne ) und darf/muss im Umkehrschluss weiterhin nicht abschreiben, sondern darf klassischer, kreativer Erzähler bleiben. Und erreiche damit mein bescheidenes Publikum.
Andererseits: Eine richtige Collage aus mit Uhu aufgeklebten Schnipseln erkennt man auf Anhieb als solche. Und keiner fragt danach, ob der Künstler die Ausschnitte klauen durfte. Bei Buchstaben ist jedoch nicht ohne weiteres ihre Herkunftsgeschichte zu erkennen.
Der Artikel ist dünnes Pseudoargumentieren eines Schreiberlings, dem sonst gerade nichts eingefallen ist, und Abschreiben ist ja... äh... bei Journalisten an der Tagesordnung.
Wer eine 17-Jährige abfeiert, als wäre sie die erste, die mal so richtig die Situation der heutigen Jugend zwischen Buchdeckel presst, und sich dann wundert, dass ihre Schaffenskraft gar nicht ihre ist, darf gerne belächelt werden. Ich zitiere einen anderen Spiegel-Artikel:
Es ist ein Buch, bei dem man sich wundert, wie es seinen Weg zu einem Publikumsverlag wie Ullstein gefunden hat. Nicht weil es von Drogen, Sex und Ausbruchsphantasien handelt - das sind Themen, die sich mit einer 17-jährigen Autorin immer gut vermarkten lassen. "Axolotl Roadkill" ist radikal, sperrig, unfertig und streckenweise schlicht unlesbar.
Das Buch ist nach den meisten Maßstäben also schlecht und noch dazu abgeschrieben. Dazu kann es unter dem Strich keine zwei Urteile geben: Mülltonne. Und doch ist es erfolgreich. Na sowas!
Ganz einfach: Das Buch wurde aus welchen strategischen Überlegungen heraus auch immer mit passendem Marketing-Budget versehen und deshalb verkauft es sich.
Nicht, weil es eine großartige Lektüre wäre, abgeschrieben oder ganz bestimmt nicht abgeschrieben.
#34
Geschrieben 08 Februar 2010 - 17:10
Ein Schelm, wer dabei an Helene Hegelmanns Herkunft denkt. Sie ist nämlich Tochter von Carl-Georg Hegemann (u.a. Chefdramaturg an Stadtheatern) und wuchs in der Theaterszene auf. Von daher sind die Voraussetzungen vermutlich recht gut ein Buch bei einem großen Publikumsverlag unterzubringen.Ganz einfach: Das Buch wurde aus welchen strategischen Überlegungen heraus auch immer mit passendem Marketing-Budget versehen und deshalb verkauft es sich.
#35
Geschrieben 08 Februar 2010 - 17:56
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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Saramee
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#36
Geschrieben 08 Februar 2010 - 19:14
#37
Geschrieben 08 Februar 2010 - 19:45
Es gibt immer etwas, wozu es etwas zu sagen gibt. Immer!
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#38
Geschrieben 08 Februar 2010 - 22:34
Ich selbst habe den Roman als „Lüge“ bezeichnet, das ist er auch, aber nur über die Lüge kommen wir der Wahrheit nahe.
Ach du Sch...
In einer kleinen Diskussion unter Kollegen heute wurde passend zu diesem Thema die total andere Ansicht der "Nuller Jahre" zu Dingen wie Urheberrecht und Privatsphäre beleuchtet. Dieser ganz andere Umgang der jungen Generation ist eine unbestreitbare und unabänderliche Tatsache, die durchaus nähere Betrachtung (über Gemecker hinaus) verdient.
Bearbeitet von Uwe Post, 08 Februar 2010 - 22:37.
#39
Geschrieben 08 Februar 2010 - 23:50
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#40
Geschrieben 09 Februar 2010 - 06:58
Bearbeitet von simifilm, 09 Februar 2010 - 08:30.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#41 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 09 Februar 2010 - 10:09
#42
Geschrieben 09 Februar 2010 - 12:19
Dann lese ich die "Vorwürfe" und die Erklärungen, und tausend Fragezeichen schweben über meiner Stirn. Worum gehts hier nochmal? (und mit "hier" meine ich nicht das Forum - habe vom Thread nur die letzten drei Postings gelesen -, sondern den casus und allgemeinen Aufschrei der erregten Menschenmassen)
Verunglimpfung, weil sie eine 17jährige Bestsellerautorin ist? Neid? Typisch? Das sind so die Assoziationen, die mir sofort durch den Kopf schossen.
Bekenne mich schuldig: Ich habe auch schon böse Plagiate begangen, beispielsweise aus Filmen zitiert oder Hommagen gebracht, z.B. hier
Ich werde mich sofort mit Asche bewerfen und nur noch im Jutesack herumlaufen.
*achselzuck*
*zurück an die arbeit geht*
#43
Geschrieben 09 Februar 2010 - 12:47
Danke, simi.
Mein Senf dazu steht in meinem Blog:
Ich bin ein Plagiator! Du auch?
Salut,
und nun ja. Simi hat ja schon darauf hingewiesen, dass Zitate, Collagen, intertextuelle Verweise in der Literatur schon sehr lange bekannt sind und bemerkte dabei, dass es aber auch zu prüfen sei, was dies für „Plagiate“ seien.
Ich kenne nun weder das eine Buch noch das andere, weswegen ich vielleicht doch besser zügig den Mund halten sollte. Aber dennoch nur ganz kurz (hoffentlich): es ist m.E. immer ein ganz großer Unterschied, ob man Passagen aus anderen Texten einzig dazu nutzt, um die Handlung voranzutreiben oder ob hinter den Collagen, Intertextualitäten oder Zitaten eine Montage stattgefunden hat, die dem „Plagiat“ eine zusätzliche Funktion im Text verleiht. Uschi Zietsch hat das in ihrem Beitrag zu PR 2412 ganz schön dargestellt: Verweis auf PR XXXX, um eine Differenz im Charakter darzustellen, Verweis auf TaBu XXX oder dies: „S. 42: Gimli und Legolas - sehr wichtig hier, nicht nur als weitere Hommage an Tolkien gedacht, sondern es geht auch um die besondere Freundschaft, die die beiden - und hier kommt der zusätzliche dritte, ironische Aspekt rein: völlig asexuellen - Helden miteinander verbindet.“
Die Frage ist ja nun, und da ist ein Schulterzucken oder ein Bekenntnis zum Plagiat m.E. ein bisl voreilig gesetzt, ob diese Frau Hegemann mit ihrem „Textklau“ auch eine Hommage an den Blogger setzen wollte oder ob ihr Buch auf bestimmte Aspekte virtueller Texte verweist oder ob es einfach nur ab- bzw. mehr oder minder kreativ umgeschrieben oder überraschen einfallslos ist, um die Handlung im Roman weiterlaufen zu lassen. In letzterem Fall ist es wohl nötig, wie der Verlag das anscheinend plant, die Nutzungsrechte für diese Textpassagen „nachzukaufen“...
lg
Ten.
#44
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:00
#45
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:04
Nun ja, dieses Thema hat ja zwei Seiten. Ich weiß nicht, inwiefern die Behauptung haltbar ist, dass in den letzten zehn Jahren in der jungen Generation das Urheberrecht lockerer gesehen wird als früher - unbestreitbar ist hingegen, dass, seitdem das Urheberrecht durch das Netz in stärkerem Maße angegriffen ist, auf der anderen Seite sehr viel verkrampfter darauf geachtet wird und plötzlich auch Dinge in der Kritik stehen, die vor 30 Jahren selbstverständlich waren.In einer kleinen Diskussion unter Kollegen heute wurde passend zu diesem Thema die total andere Ansicht der "Nuller Jahre" zu Dingen wie Urheberrecht und Privatsphäre beleuchtet.
Und ich denke, das dürfte eigentlich nicht sein.
Wie Simi schon richtig feststelle: Zitiert und übernommen wurde schon immer. Mehr noch: Intertextualität ist ein literarischer Wert an sich, es ist ein Phänomen, das eine sich entwickelnde, kulturell relevante Literaturszene von simplen "Schreibprodukten" abgrenzt. Wenn eine Auslegung des Urheberrechts nun dazu führt, dass dieser seit je her etablierte literarische Usus plötzlich ein Problem wird, dann ist das überaus schädlich.
Ich habe ja schon lange das Gefühl, dass die ausufernden Shakespeare-Zitate in der angelsächsischen Literatur nicht immer darauf zurückzuführen sind, dass Shakespeare an der Stelle besonders gut passt, sondern dass er besonders lange tot ist und der Autor sich nicht viele Gedanken machen muss, wenn er ihn zitiert
Ich denke also auch nicht, dass man für solche Phänomene zwangsläufig die "Postmoderne" bemühen muss, eine neue Generation etc. Es wäre ganz im Gegenteil übel, wenn zeitgenössische Literatur durch das Urheberrecht von unbefangener Intertextualität ausgeschlossen bliebe.
Das betrifft Zitate, Anspielungen, Anlehnungen und einzelne Übernahmen. Was eine ganz andere Sache ist, wäre echte Plagiierung - wenn also ganze Passagen wenig verändert in den eigenen Text eingebettet werden; wenn Romane zum gleichen Thema geschrieben werden und der Autor sich allzu großzügig bei einem bestimmten Vorbild bedient. Collagen sind auch wieder ein Kapitel für sich und fallen m.E. ebenfalls nicht unter die übliche "Intertextualität".
Ich halte es für wichtig, dass man diese beiden Aspekte - zitieren und abschreiben, um es auf den Punkt zu bringen - nicht in einen Topf wirft. Was aber, wie ich feststelle, in der Diskussion um Axolotl ganz fundamental und erstaunlich unberührt von Literaturtheorie getan wird. Damit meine ich nicht die Diskussion hier auf dem Board, sondern insbesondere das, was ich dazu heute in der Tageszeitung lesen musste
Was ich bisher in dem halben Dutzend Artikeln, die ich zu dem Thema gelesen habe, immer noch nicht finden konnte, ist eine klare, differenzierende Aussage dazu, was hier nun eigentlich gemacht wurde: Geht es um ein paar einzelne Zitate, die klar in einem abgegrenzten, übergeordnetem Gesamtkunstwerk eingebettet sind? Oder hat die Autorin wirklich entscheidende Stellen ihres Werkes abgeschrieben und sich zu eigen gemacht? Eine Debatte, die diese Fragen völlig unbeachtet lässt, läuft irgendwie völlig in die falsche Richtung.
#46
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:14
Die Frage ist ja nun, und da ist ein Schulterzucken oder ein Bekenntnis zum Plagiat m.E. ein bisl voreilig gesetzt, ob diese Frau Hegemann mit ihrem „Textklau“ auch eine Hommage an den Blogger setzen wollte oder ob ihr Buch auf bestimmte Aspekte virtueller Texte verweist oder ob es einfach nur ab- bzw. mehr oder minder kreativ umgeschrieben oder überraschen einfallslos ist, um die Handlung im Roman weiterlaufen zu lassen. In letzterem Fall ist es wohl nötig, wie der Verlag das anscheinend plant, die Nutzungsrechte für diese Textpassagen „nachzukaufen“...
Ich denke, man sollte hier den juristischen Aspekt klar vom literarischen trennen. Inwieweit hier tatsächlich eine Urheberrechtsverletzung vorliegen kann, weiss ich nicht. Meines Wissens war die Rechtsprechung in diesem Bereich bislang sehr liberal, was auch richtig ist (anders als im Bereich der wissenschaftlichen Publikationen). Die Übergänge zwischen Plagiat, Hommage, Zitat und dem, was man oft einfach "Einfluss" bezeichnet, sind fliessend und Schriftsteller haben immer schon bestehende Stoffe umgearbeitet. Eine strenge Rechtsprechung in diesem Bereich wäre kaum im Interesse der schreibenden Zunft.
Das andere ist eine Frage der literarischen Wertung, und da bleibe ich dabei: Mir ist grundsätzlich wurscht, wie der Text zustande gekommen, solange er als Text interessant ist (wobei ich keineswegs behaupte, dass das bei Hegemann der Fall sein muss. Das Buch hat mich vor der "Enthüllung" nicht sonderlich interessiert und tut es auch jetzt nicht). Von mir aus kann sie alle Textbausteine irgendwo "geklaut" haben, wenn sie das zu etwas Neuem, genuin Interessantem zusammensetzt, dann ist das absolut legitim (und eben: nichts besonderes. Ich empfehle nur mal einen Blick in die kritische Ausgabe von Thomas Manns Doktor Faustus, in der schön sichtbar wird, dass auch Mann ganze Passagen "abgeschrieben" hat, diese "Kopien" aber in einen gänzlich neuen Kontext gesetzt hat).
Um die Verbindung zum Avatar-Thread herzustellen: Mir ist auch egal, ob und wo Cameron Ideen geklaut hat. Was mich interessiert, ist, ob er aus den Ideen was macht. Das hat er bei Avatar in meinen Augen nicht getan. Aber ob der abgestandene Plot nun seine Erfindung ist oder nicht, ist mir als Zuschauer wirklich egal.
Interessant ist ja auch, dass solche "Enthüllungen" in der Regel nur erfolgreichen Autoren widerfahren. Ich habe mal ein Interview mit Steven Spielberg gelesen, in dem er sinngemäss gesagt hat, er sei bislang bei fast jeden Film von jemandem verklagt worden, der ihn beschuldigte, seine Idee geklaut zu haben. Die wenigen Filme, bei denen das nicht passiert sei, waren die finanziellen Flops †¦
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
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Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#47
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:17
Legimus
HohlbeinFans
#48
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:20
Autoren wie Helene Hegemann sind keine "Wunderkinder", wie einige Medien berichten, sondern hochgezüchtete Marketing-Auslagen, die einige Verlage gerne im Sortiment haben, um zu sagen: Schaut her, wir haben DEN neuen Star! Wie das Lektorat in diesem Fall gearbeitet hat und dass es dem Verlag wohl nicht so wirklich drauf angekommen ist nachzuprüfen, ob die Textbausteine auch aus der eigenen Hand stammen, sieht man ja an diesem Beispiel. Hauptsache auf den Markt! Schnell, schnell! Los, los - das Geld ruft!
Die Kunst der Literatur wird einem nämlich in die Wiege gelegt, die muss man sich erst einmal verdienen!
Und wenn ich mir die Story so anschaue:
"'Schreckliche Leben sind der größte Glücksfall', schreibt die 16jährige Mifti in ihr Tagebuch. Seit dem Tod ihrer Mutter lebt sie in Berlin, und als 'pseudo-belastungsgestörtes' Problemkind durchläuft sie nach 'Jahren der Duldungsstarre' gerade eine extrem negative Entwicklung.
Obwohl intelligent und gut situiert, nimmt sie Drogen, verweigert die Schule und hat sogar Argumente dafür."
Ach du S*****! Jaaaa, seeeeeehr innovativ. Noch nie so etwas ähnliches gehört oder gelesen. Die arme Mifti (na, wenigstens ist der Name passend zu der Generationen, wo es scheinbar von Miftis, Dackis, Razis und Wuddis nur so wimmelt). Da hat mal wieder eine "junge Wilde" den ganzen Rotz und alles an Sülze ausgepackt, den die Gesellschaft zu bieten hat.
Die Rezensionen zeigen übrigens das Bild, das ich nach der Angabe bereits erwartet habe:
Die hohen Kritiker von den Zeitungen loben, was das Zeug hält, während der gemeine Leser sich schon etwas versemmelt vorkommt.
Aber so war es bei Charlotte Roche ja auch.
Aber um nochmal den Bogen zu Ende zu spannen: Sie hat geklaut, ja, was haben alle erwartet? Ein echtes "Wunderkind"? *lach*
Kritisches Lektorat würde auch dem einen oder anderen Thread-Beitrag gut anstehen.
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#49
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:31
Legimus
HohlbeinFans
#50
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:34
Ist nun einmal meine Meinung und fertig. Muss nicht jedem gefallen. *schulterzuck* Dafür ist man ja in einem Forum, denke ich, um sich auszutauschen und auch Meinungen zu hören.
Ich finde es einfach drollig, wenn jemand über die angebliche fehlende Innovation eines Buches herzieht, das er, soweit ich den Beitrag richtig interpretiere, nicht gelesen hat, und dabei nur abgestandene Plattitüden von sich gibt.
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#51
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:37
Ich denke, man sollte hier den juristischen Aspekt klar vom literarischen trennen.
Salut Simi,
völliges d'accord. Die Autorin hat ja mittlerweile selbst zugegeben, von dem Buch abgeschrieben bzw. sich von ihm hat "inspirieren lassen" . Und wenn man mal die Textpassagen vergleicht, die morn im Blog verlinkt hat, muss sie eine sehr wenig inspirierte Frau gewesen sein. Und auch wenn ich beide Bücher nicht kenne - ich wage mich mal auf das dünne Eis und behaupte, das beide recht belanglos sind.
Die Frage ist aktuell eine juristische: Liegt geistiger Diebstahl vor oder wieviel Geld lässt sich aus dem Bestseller herausholen.
Das andere ist eine Frage der literarischen Wertung, und da bleibe ich dabei: Mir ist grundsätzlich wurscht, wie der Text zustande gekommen, solange er als Text interessant ist (wobei ich keineswegs behaupte, dass das bei Hegemann der Fall sein muss. Das Buch hat mich vor der "Enthüllung" nicht sonderlich interessiert und tut es auch jetzt nicht). Von mir aus kann sie alle Textbausteine irgendwo "geklaut" haben, wenn sie das zu etwas Neuem, genuin Interessantem zusammensetzt, dann ist das absolut legitim (und eben: nichts besonderes. Ich empfehle nur mal einen Blick in die kritische Ausgabe von Thomas Manns Doktor Faustus, in der schön sichtbar wird, dass auch Mann ganze Passagen "abgeschrieben" hat, diese "Kopien" aber in einen gänzlich neuen Kontext gesetzt hat).
Grundsätzlich die gleiche Meinung. Dennoch würde mein Interesse an einem Text erlahmen, wenn sich herausstellte, dass das "Etikett" des Autors/ Autorin als vielleicht ... puh? ... "genuin beschreibender Autor der Zustände seiner Generation" sich als Etikettenschwindel herausstellte und das genuine ein maximal mittelkreatives Copy&Paste bedeutete.
lg
Ten.
#52
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:38
Bearbeitet von HolyKnight, 09 Februar 2010 - 13:38.
Legimus
HohlbeinFans
#53
Geschrieben 09 Februar 2010 - 13:39
Im Blog, das wohl als erstes darauf hingewiesen hat, werden Textstellen gegenueber gestellt.
Sieht wirklich sehr nach "Copy & Paste-Methode" aus.
So etwas als "Inspiration" zu bezeichnen, ist nur 'ne jämmerliche Ausrede.
Da wurde einfach nur kopiert und nachträglich etwas umgebastelt.
Mich wundert nur, dass das keinem der ach so hochqualifizierten Lektoren aufgefallen ist.
Dabei gibt es doch schon sehr gute Textanalyse-Software zu kaufen.
(Wird an Universitäten zur Prüfung von Doktorarbeiten schon lange eingesetzt.)
Lag es vielleicht an Papis Einfluss, dass die Lektoren nicht so genau hingesehen haben??
Aber etwas Gutes hat das Ganze trotzdem:
Jetzt bekommt auch ein bislang unbekannter Autor etwas mehr Aufmerksamkeit.
Ist doch auch 'ne schöne Promotion.
Kaffee-Pott
Charly-Press - E-Books und Taschenbücher
Meine Homepage: Charlys Phantastik-Cafe
der SFCD auf YouTube
die SFCD-Vereinsgeschichte
#54
Geschrieben 09 Februar 2010 - 14:27
Ich wäre mal vorsichtig, das aus ein paar Textschnippseln abzuleiten. Das waren bisher auch die einzigen klaren, quantitativen Belege, die ich bisher in der Diskussion gesehen habe - und die Frage dabei ist, ob sie repräsentativ sind oder genau die Beispiele, die im Text vorkommen. So ein Dutzend Übereinstimmungen auf ein paar Hundert Seiten wären dann nämlich durchaus noch normale Literaturzitate.Sieht wirklich sehr nach "Copy & Paste-Methode" aus.
Eine weitere Frage für mich wäre dann auch noch, ob man nur Übereinstimmungen zu dem genannten Werk findet, oder ob das zufällig die Übereinstimmungen sind, über die ein Leser zufällig gestolpert ist, weil er zufällig die Vorlage kannte. So für sich genommen sieht das schon so aus, als hätte sie sich ein wenig zu sehr inspirieren lassen - aber wenn man beispielsweise noch ein Dutzend andere Werke finden würde, aus denen sich ebenso viele Zitate zuordnen ließen, wäre das Gesamtbild schon wieder ein ganz anderes und würde tatsächlich mehr in die Collage-Ecke geschoben, wäre etwas Neues, das gezielt durch die Rekombination von Vorhandenem entsteht.
All diese Fragen lässt die Debatte bisher unbeantwortet, zitiert immer nur dieselben Beispiele und baut irgendwelches allgemeine Blabla darauf auf. Was mich interessieren würde ist, wie der Gesamteindruck beim Vergleich beider Werke ausfällt, ob die Stellen im Kontext abgeschrieben oder zitiert wirken, was darum herum steht, was geändert wurde - sprich: Wo die eigenständige Schöpfungshöhe des Werkes zu verorten ist.
Mein Verdacht ist: Davon liest man in den bisherigen Presseberichten darum nichts, weil der Redakteur, um dazu eine Aussage treffen zu können, beide Bücher echt lesen müsste! Und das wäre natürlich zu viel Rechercheaufwand, weil man in der Berichterstattung eben nur den Skandal will, nicht eine nüchterne Aussage zu den Werken treffen. Ich finde es peinlich, wie viele Artikel ich zu dem Thema nun schon gesehen zu haben, ohne mehr zu wissen und ohne mehr zu finden als Skandalgetrommel.
Der eigentliche Skandal für mich ist derzeit die platte, effekthascherische Berichterstattung in den Kulturmedien. Kann es so schwer sein, einfach mal eine Gesamtanalyse im Werkvergleich zu geben, ohne nach ein paar simplen Beispielen, die die betreffenden Redakteure selbst aus einem Blog geklaut haben, gleich im Anschluss über die Postmoderne, die junge Generation, das Urheberrecht im Allgemeinen oder sonstwas Grundsätzliches zu philosophieren?
#55 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 09 Februar 2010 - 14:38
*Applaus*
(oder, wie man früher so schön gesagt hat: "Hört, hört!" )
#56
Geschrieben 09 Februar 2010 - 14:51
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
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#57
Geschrieben 09 Februar 2010 - 14:53
Connection-Babe
Irgendwo muss ich da an Avatar mit seinen USB-Haaren denken †¦
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#58 Gast_Frank Böhmert_*
Geschrieben 09 Februar 2010 - 14:56
Das wird dir mit "Connection-Babe" schon gelingen.So und nun soll endlich mal jemand von mir klauen.
Falls es von dir ist.
#59
Geschrieben 09 Februar 2010 - 15:01
Eine weitere Frage für mich wäre dann auch noch, ob man nur Übereinstimmungen zu dem genannten Werk findet, oder ob das zufällig die Übereinstimmungen sind, über die ein Leser zufällig gestolpert ist, weil er zufällig die Vorlage kannte.
Die Frage ist, ob man eine solche Angelegenheit tatsächlich einwandfrei beantworten kann. Ich erinnere mich an den Dan Brown-Skandal vor ein paar Jahren, wo er beschuldigt worden ist, Plagiat begangen zu haben - damals ging es um das Buch "Der Heilige Gral und seine Erben", wenn ich nicht irre. Mittlerweile ist diese Geschichte auch (fast) wieder vergessen, aber es gab eine endlose Debatte, ob und in welcher Form er denn nun Inhalte für "Sakrileg" "geraubt" haben soll. Hier wird es wohl ähnlich ablaufen - der Ullstein Verlag hat glaube ich aber angekündigt, sich mit dem betroffenen Blogger in Verbindung zu setzen, wenn ich nicht irre.
Also für mich persönlich (ohne Jurawissen) endet die "Inspiration" an der Stelle, wo man Seiten wirklich stupide kopiert, denn das ist auch keine Eigenleistung mehr. Auch keine Hommage mehr. Die ist eher erreicht, wenn man hmm wie Andreas Eschbach die Eröffnungsszene in "Der letzte seiner Art" so beschreibt, dass sie ein wenig an die Sequenz in Kafkas "Verwandlung" erinnert. Also eine ganz andere Hintergrundgeschichte, aber eine bestimmte Passage, die an etwas Bekanntes erinnern "könnte" - ob er es selbst so wollte oder nicht, ist natürlich dahingestellt, da es hier um die Interpretation des Lesers geht. Aber in dem Fall Hegemann sollen das Fachkräfte beurteilen oder auch nicht, wenn sich der Verlag da einig wird.
Der eigentliche Skandal für mich ist derzeit die platte, effekthascherische Berichterstattung in den Kulturmedien.
Mag sein, ob sie allerdings negativ anmuten wird, wird sich herausstellen. Es gibt ja Skandale, die haben für die Beteiligten eine eher positive Wirkung - im Fall Dan Brown schossen die Verkaufszahlen des oben benannten Büchleins sofort rasant in die Höhe, ebenso der Bekanntheitsgrad. Also wenn man Bücher schreibt, um ein breites Publikum zu erreichen, dann haben Skandale, wie aufgepusht sie sein mögen, manchmal ihre eigene Wirkung. Die Autoren konnten sich da glücklich schätzen, denn die Auflage vorher lag glaube ich bei gerade mal 500-600 Exemplaren, wenn ich einem Uni Professor glauben kann.
Legimus
HohlbeinFans
#60
Geschrieben 09 Februar 2010 - 15:38
Die Frage ist, ob man eine solche Angelegenheit tatsächlich einwandfrei beantworten kann. Ich erinnere mich an den Dan Brown-Skandal vor ein paar Jahren, wo er beschuldigt worden ist, Plagiat begangen zu haben - damals ging es um das Buch "Der Heilige Gral und seine Erben", wenn ich nicht irre. Mittlerweile ist diese Geschichte auch (fast) wieder vergessen, aber es gab eine endlose Debatte, ob und in welcher Form er denn nun Inhalte für "Sakrileg" "geraubt" haben soll. Hier wird es wohl ähnlich ablaufen - der Ullstein Verlag hat glaube ich aber angekündigt, sich mit dem betroffenen Blogger in Verbindung zu setzen, wenn ich nicht irre.
Also für mich persönlich (ohne Jurawissen) endet die "Inspiration" an der Stelle, wo man Seiten wirklich stupide kopiert, denn das ist auch keine Eigenleistung mehr. Auch keine Hommage mehr. Die ist eher erreicht, wenn man hmm wie Andreas Eschbach die Eröffnungsszene in "Der letzte seiner Art" so beschreibt, dass sie ein wenig an die Sequenz in Kafkas "Verwandlung" erinnert. Also eine ganz andere Hintergrundgeschichte, aber eine bestimmte Passage, die an etwas Bekanntes erinnern "könnte" - ob er es selbst so wollte oder nicht, ist natürlich dahingestellt, da es hier um die Interpretation des Lesers geht. Aber in dem Fall Hegemann sollen das Fachkräfte beurteilen oder auch nicht, wenn sich der Verlag da einig wird.
Im Rahmen von Collage-Texten ist auch das wortwörtliche Kopieren von ganzen Passagen gang und gäbe. Dass dieser "Fall" juristisch wirklich was hergibt, bezweifle ich. Wie schon vorher geschrieben: die Rechtsprechung ist hier meines Wissens ziemlich zurückhaltend und das ist auch richtig so. Es gibt schon genug Patenttrolle - Literaturtrolle braucht's nicht auch noch.
In diesem Zusammenhang interessant: es gab einen langen Prozess der Erben Bertolt Brechts (die ohnehin sehr prozessfreudig sind) gegen Heiner Müller Stück Germania 3 Gespenst am toten Mann, in dem Mülller unter anderem diverse Passagen aus Brechttexten hinneinmontierte. Auch wenn es sich hierbei wohl um literaturgeschichtlich gewichtigere Autoren handelt, gibt es Parallelen. Dazu ein längeres Zitat [sic!] aus diesem Blog:
Müller hatte darin Textteile aus den Werken Hölderlins, Kleists, Kafkas und in zwei Fällen auch Brechts eingewoben. Brechts Erben erhoben aus urheberrechtlichen Gründen Klage, da die von Müller in das Stück einmontierten Brecht-Passagen mit zusammen knapp vier Seiten die übliche Zitierfreiheit überschritten. Wieder brauchte es etliche Jahre und mehrere einstweilige bzw. Hauptsacheverfahren, bis das Verfassungsgericht im Jahr 2000 entschied, dass ein Schriftsteller auch Texte fremder Autoren in sein Werk aufnehmen darf, soweit sie „Gegenstand und Gestaltungsmittel seiner eigenen künstlerischen Aussage bleiben“. Ein Urteil, das gerade mit Blick auf die ausgeprägten Neigung postmoderner Autoren zum Zitat und ihres deshalb programmatisch laxen Umgangs mit dem geistigen Eigentum anderer, von herausragender Bedeutung ist.
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