Andreas Brandhorst - Das Artefakt
#1
Geschrieben 02 März 2012 - 19:06
#2 Gast_Andreas Brandhorst_*
Geschrieben 02 März 2012 - 20:07
Leute was iss los? Ich stehe schon vor dem finalen Kapitel dieses grandiosen Werkes und hier liegt noch alles im Dornröschenschlaf?
Hoffentlich habe ich niemanden abgeschreckt ...
#3
Geschrieben 02 März 2012 - 21:23
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
- • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
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#5
Geschrieben 03 März 2012 - 10:43
Nö, aber ich fange auch erst dieses WE an ...
Dann werd ich mich bis auf weiteres mal zurückhalten.
#6
Geschrieben 03 März 2012 - 13:37
Leute was iss los? Ich stehe schon vor dem finalen Kapitel dieses grandiosen Werkes und hier liegt noch alles im Dornröschenschlaf?
Als grandios würde ich das Werk sicherlich nicht bezeichnen.
Gerade das Ende habe ich so nicht nachvollziehen können - oder auch einfach nur nicht verstanden.
Gut, dass der Autor hier mitliest. Wenn die anderen soweit sind, kann ich ja mal ein paar Fragen zum
Ende stellen.
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#7
Geschrieben 04 März 2012 - 00:12
Als grandios würde ich das Werk sicherlich nicht bezeichnen.
Gerade das Ende habe ich so nicht nachvollziehen können - oder auch einfach nur nicht verstanden.
Gut, dass der Autor hier mitliest. Wenn die anderen soweit sind, kann ich ja mal ein paar Fragen zum
Ende stellen.
Na, das überrascht mich aber jetzt. Bin eben mit dem Roman fertig geworden. Auf die Fragen und vor allem die Antworten bin ich schon gespannt. Unterschiedliche Meinungen sorgen zumeist für einen interessanten und abwechslungsreichen Lesezirkel.
#8
Geschrieben 05 März 2012 - 14:01
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."
(James Corey, Calibans Krieg)
"Sentences are stumbling blocks to language."
(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)
"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"
(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
#9
Geschrieben 06 März 2012 - 12:53
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#10
Geschrieben 09 März 2012 - 16:33
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."
(James Corey, Calibans Krieg)
"Sentences are stumbling blocks to language."
(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)
"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"
(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
#11 Gast_Andreas Brandhorst_*
Geschrieben 09 März 2012 - 20:40
...
Lediglich den Einstieg empfand ich als etwas "Talking Heads" lastig, da wurde mir in Dialogen zu viel erklärt ...
...
Der Einstieg bei einem Roman wie "Das Artefakt" ist extrem schwierig, da es gilt, den Leser mit einer komplexen Welt vertraut zu machen, ohne ihn mit "Datenblättern" zu erschlagen. Ich werfe den Lesenden hinein ins Geschehen und vertraue darauf, dass er nicht gleich entmutigt aufgibt, wenn er es mit (noch) unvertrauten Begriffen zu tun bekommt. Vom Anfang gibt es übrigens zwei große Versionen und noch einige kleinere. Es passiert mir manchmal, dass ich, wenn ich mich dem Schluss eines Romans nähere, den Anfang noch einmal schreibe, und beim "Artefakt" war dieser Punkt bei etwa der Hälfte erreicht - da habe ich die ersten 30 oder 40 Seiten neu geschrieben. Später kamen weitere Änderungen hinzu.
Gruß
Andreas
#12
Geschrieben 09 März 2012 - 22:07
Interessante Innenansichten aus der "Werkstatt" eines Autoren.Vom Anfang gibt es übrigens zwei große Versionen und noch einige kleinere. Es passiert mir manchmal, dass ich, wenn ich mich dem Schluss eines Romans nähere, den Anfang noch einmal schreibe, und beim "Artefakt" war dieser Punkt bei etwa der Hälfte erreicht - da habe ich die ersten 30 oder 40 Seiten neu geschrieben. Später kamen weitere Änderungen hinzu.
Im Übrigen macht es mir überhaupt nichts aus mit einer komplexen Welt konfrontiert zu werden, die ich mir erst nach und nach erarbeiten muß. So war das bei deinem Kantaki-Universum oder bei Simmons Hyperion-Universum oder Reynolds Revelation-Zyklus. Im Gegenteil macht gerade das den Reiz von Space-Opera-Szenarien aus: eine ganz neue Welt zu erforschen.
Ich finde deinen Roman bislang (bin leider erst bei Kapitel Fünf, wo Rahil seine "alte" Flamme Lucrezia wiedertrifft) sehr gut. Die Reflexionen Ravils, über die Manipulationen der Ägide, betreffs unterentwicklter Kulturen, hatten natürlich Anklänge an die Diskussionen um die 1. Direktive bei Star Trek, waren aber nicht dumm. Überhaupt gefällt mir die Figurenzeichnung ganz gut. Es könnte allerdings langsam ein bisschen mehr Bewegung ins Spiel kommen.
Ich muß jetzt leider weiterlesen ...
LG Trurl
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#13
Geschrieben 10 März 2012 - 10:51
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#14
Geschrieben 10 März 2012 - 18:20
#15 Gast_Andreas Brandhorst_*
Geschrieben 10 März 2012 - 20:24
Zunächst einmal ... Es muss nicht immer Action sein; das sollte nicht als alleiniger Maßstab für einen guten Roman herhalten.
Moral: O ja, sie spielt eine wichtige Rolle, als Maßstab des Lebens und bei Rahils innerem Konflikt, der ihn schließlich mit allem anderen hadern lässt. Die zentrale Frage lautet ... Nein, die kann ich hier noch nicht nennen, denn sie würde zu viel vorwegnehmen, und außerdem bin ich auf eure eigenen Schlussfolgerungen gespannt.
Redundanz: So was gibt es natürlich, aber warum sollte man nicht in einem Gespräch sagen, wo man sich beim letzten Mal getroffen hat, zumal es hier viele Jahre zurückliegt? Das ist auch in unserem normalen Sprachgebrauch so.
Und was die Erlangung von Wissen betrifft ... Das ist *die* Triebfeder der menschlichen Entwicklung. Die Hohen Mächte drohen übrigens deshalb nicht mit der Vernichtung der ganzen Menschheit, weil sie sonst kaum "Hohe Mächte" wären, sondern ziemlich unreife Deppen, für die das Leben von Unschuldigen (und die Auslöschung von Leben überhaupt) keine Rolle spielt. Was du mit einem Hinweis auf James Bond vorschlägst, wäre ziemlich krasse Schwarz-Weiß-Malerei. Ich hatte beim Schreiben ein "realistischeres" BIld (trotz SF) vor Augen.
#16
Geschrieben 17 März 2012 - 11:12
so, durch :-) Und begeistert. Entsprechend freue ich mich - so es ihn geben wird - auf einen weiteren Roman aus dem Ägide Universum.
Morgen mehr ...
VG
Tobias
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."
(James Corey, Calibans Krieg)
"Sentences are stumbling blocks to language."
(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)
"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"
(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
#17
Geschrieben 17 März 2012 - 11:53
Im Großen und Ganzen bin ich von dem Roman ganz angetan. Auch wenn die einzelnen Zutaten des Romans nicht neu und in unzähligen anderen Romanen, die mit ähnlichen Szenarien arbeiten, ebenfalls Verwendung gefunden haben. Aber darauf kommt es ja nicht an, sondern darauf wie es der Autor verstanden hat, eine interessante und spannungsreiche Handlung zu konstruieren. Das ist bislang ziemlich gut gelungen. Ich habe mich jedenfalls nicht gelangweilt. Nein, in meiner persönlichen Rangliste zählt der Roman zum oberen Drittel (Das ist ziemlich gut!).
Auf der Habenseite des Romans stehen die gute und ausführliche Harausarbeitung des Charakters der Hauptperson. Fand ich ich spannend geschildert.
Natürlich gibts ein paar Kleinigkeiten, die ich kritisieren mag, die aber den guten Gesamteindruck nicht wirklich trüben. So finde ich die Begriffswahl einiger technischer Gerätschaften oder Technologien manchmal etwas unglücklich, einige dagegen auch gelungen. Das sind aber mehr Sachen, die mit meinem Geschmack zu tun haben und die ich dem Roman nicht anlasten will.
Solche Begriffe wie "Paralysator" sind bei mir als Ex-PR-Leser untrennbar mit PR verbunden und da habe ich sofort die Assoziation eines Betäubungsstrahlers. Hier ist es aber eine Pfeil-Projektilwaffe. Warum kann man sich dafür keinen eigenen Namen ausdenken. Ich fand z.B. die Bezeichnung "Flechette-Pistole", sowie ihre Verwendung in Simmons Hyperion, hatte immer einen besonders fiesen und tödlichen Beigeschmack! Oder der Name "Image" für die Bewusstseinskopien ist mir als Terminus zu technisch und herabwürdigend. Zudem ist ein Image bereits heute in der Software ein feststehender technischer Begriff für ein Speicherabbild oder eine komplette Festplattenkopie. Da wird in mir die Illusion zerstört, dass so eine Bewusstseinskopie ein wirklich magisches Etwas ist, das die gesamte Persönlichkeit eines Menschen repräsentieren soll! Ich habe ein wenig gegoogelt und den griechischen Begriff für "Geist" gefunden: "Nous". Das klingt geheimnisvoll und ist in meinen Augen viel treffender. Beim nächsten Roman bitte ich darum, dass ich vorher gefragt werde, wenn nach einem griffigen Namen gesucht wird!
Da gabs noch eine paar andere Namen die mir nicht so gefallen haben, fallen mir aber auf Anhieb nicht ein, deshalb ist es auch nicht so wichtig. Gut dagegen fand ich ich z.B. den Namen "Fraktal" für die Wurmlochverbindungen oder "Exekutor" oder "Missionar". Allerdings, wer seine "Progressoren" so nennt, darf sich nicht wundern, wenn der Ägide manipulative Absichten unterstellt werden.
Schwerer wiegt in meinen Augen der Umgang mit den hohen Mächten, z.B. dargestellt in dem kurzen Dialog mit Zacharias, der mir wieder sehr Rhodan-typisch ausfällt und in der beschriebenen Darstellung eines im Plauderton gehaltenen Gesprächs, einer Kommunikation mit einem auch intellektuell derart weiterentwickelten intelligenten Wesen nicht gerecht wird. Kurz, ich fand den Dialog etwas platt, so auf Smalltalk-Niveau, eine Plauderei eben. Aber ich hatte nicht die Illusion es mit einer überlegenen Wesenheit zu tun zu haben, die den Menschen so weit überragt, wir wir die Amöben. Was ich nicht glauben kann. Mit einer Amöbe kann man nicht kommunizieren. Wir würden uns mit einer Amöbe einfach nicht abgeben. Wie gesagt, es ist nur ein Eindruck, aber mir kam dieses Gespräch irgendwie zu platt vor, zu wenig raffiniert. Mir ist klar, dass ein Dialog mit einem Wesen das intellektuell tausendfach und mehr überlegen ist, schwierig zu beschreiben ist. Dennoch gibt es Methoden dies auf stilistisch plausibel darzustellen. Dan Simmons hat seine TechnoCore-KI Ummon im Stil von Zen-Koans sprechen lassen und damit die Illusion erzeugt, dass man es mit einem abstrakten Intellekt zu tun hat. Okay, Schluss damit.
Jetzt noch ein paar Spekulationen, die sich mir im Moment aufdrängen.
In meinen Augen hat die Sache von dem Moment an, als klar wird, dass Rahils Wiederherstellung sabotiert wurde und er eine Fälschung ist, an Dynamik gewonnen. Im Grunde muss man jetzt davon ausgehen, dass er ein programmierter Agent der hohen Mächte ist, was um so perfider ist, als er absolut von der Richtigkeit seiner Identität überzeugt ist, ungeachtet seiner gelegentlichen geistigen Aussetzer. Ich bin echt gespannt wie es ausgeht, wenn er auf sein ebenfalls wiederhergestelltes "Original" trifft, dass sich auf bereits Heraklon befinden soll.
Auf jeden Fall scheinen auch auf Seiten der hohen Mächte verschiedene Fraktionen eigene Interessen zu vertreten, was das Artefakt angeht. Und möglicherweise gibt es Gesetze, die es den Primären verbieten, direkt auf Haraklon aktiv zu werden, genauso wie es der Ägide verboten ist direkt Einfluss auf unterentwickelte Kulturen zu nehmen, was sie (die hohen Mächte) allerdings nicht daran zu hindern scheint, indirekt ein heimliches Süppchen zu kochen. Den Verdacht, dass das Artefakt aus einer entfernten Zukunft stammt, hatte ich von Anfang an. Liegt irgendwie auf der Hand. Ich vermute sogar, dass das Artefakt aus einer Zukunft stammt, in der die Menschheit möglicherweise ebenfalls den Status einer höheren Macht hat. Ich bin gespannt ob meine Vermutung zutrifft.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 17 März 2012 - 11:57.
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#18
Geschrieben 17 März 2012 - 19:32
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#19 Gast_Andreas Brandhorst_*
Geschrieben 18 März 2012 - 13:51
...
Beim nächsten Roman bitte ich darum, dass ich vorher gefragt werde, wenn nach einem griffigen Namen gesucht wird!
...
LG Trurl
Mit den Begriffen ist das immer so eine Sache. Ich habe "Image" gewählt, um ganz bewusst eine Brücke zu schlagen zu unserem Festplatten-Image. Es geht hier um eine komplette, vollständige Kopie, die das menschliche Bewusstsein betrifft; das Wort vermittelt also den richtigen Eindruck. Was die Dialoge zwischen den Hohen Mächten und den Menschen betrifft, musste ich mich als Autor fragen, wie weit ich das Verwirrspiel oder die Entfremdung treiben darf, ohne beim Leser eine kritische Schwelle zu überschreiten. Was den einen erfreut, könnte der andere als zu große Störung beim Lesefluss empfinden.
Deine Spekulationen über das Ende haben mir ein Lächeln entlockt. Sie zeigen deine Erfahrungen als SF-Leser. Alten SF-Hasen lässt sich eben so leicht nichts vormachen ... Oder vielleicht doch ...?
Viele Grüße
Andreas
#20
Geschrieben 18 März 2012 - 14:53
#21 Gast_Andreas Brandhorst_*
Geschrieben 18 März 2012 - 15:43
...
Thema Ziel/Motivation: James Bond ist kein Beispiel für eine realistische oder auch nur interessante Geschichte, ich wollte nur an einem Beispiel scherzhaft meinen Punkt verdeutlichen. Vielleicht kann man seriöser formulieren, dass die Gefahr, dass einem etwas Schlimmes passiert, als gewichtiger empfunden wird als die Möglichkeit, dass einem etwas Gutes nicht widerfährt. Da gibt es natürlich Grauzonen, aber gerade der Ägide geht es mit ihrer Technologie - insbesondere aus heutiger Sicht - ja schon ganz gut. Also ich hätte es den Hohen Mächten auch abgenommen, wenn sie mit der Auslöschung der Menschheit gedroht hätten, quasi der Entsorgung der Amöbe, die sich als ungeeignet bzw. gefährlich erwiesen hat... :-)
Von dramaturgischen Erwägungen mal abgesehen ... "Hohe Mächte" (nicht nur im technologischen, sondern auch im moralisch-ethischen Sinn) löschen nichts aus, denn dadurch würden sie zu "bösen Mächten". Es geht auch nicht darum, einen Gefahrenfaktor (=Menschheit) zu beseitigen, der sich nach einer gesetzten Frist immer noch nicht gebessert hat. Es geht darum, dieser potenziellen Gefahr Mittel vorzuenthalten, durch die sie um ein Vielfaches größer würde. Wissen *ist* Macht, und die Kosmische Enzyklopädie in "Das Artefakt" wäre des definitive, größte Instrument der Macht.
Aber dies geht schon in Richtung der grundlegenden Frage, die ich mit dem "Artefakt" gestellt habe und die wir vielleicht erörtern könnten, wenn alle mit dem Buch durch sind.
Viele Grüße
Andreas
#22
Geschrieben 20 März 2012 - 16:10
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."
(James Corey, Calibans Krieg)
"Sentences are stumbling blocks to language."
(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)
"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"
(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
#23 Gast_Andreas Brandhorst_*
Geschrieben 20 März 2012 - 17:24
...
da wurde ich als Leser mit Schmackes zurück geworfen aus fernen Jahren in das Heute und die real existierenden Probleme, z.B. wie umgehen mit Diktaturen ...
Viele Grüße
Tobias
Ja, gute Frage. Wie gehen wir mit Diktaturen um? Schauen wir zu? Greifen wir ein? Wer entscheidet darüber? Rahil hat diese Frage zum Schluss für sich beantwortet.
Viele Grüße
Andreas
#24
Geschrieben 21 März 2012 - 08:02
Hallo zusammen,
worum geht es in "Das Artefakt"?
Um "Pflicht", um "Vater-Sohn" bzw. "Mutter-Sohn" (und damit letztlich Rebellion), um "Verantwortung" - und dann ist da noch Rahils Trauma wg. des Todes seiner Schwester. Vergessen werden sollen auch nicht die diversen Pläne ("Ja, mach nur einen ..."). All das finde ich im Roman gut diskutiert bzw. vielseitig beleuchtet.
Genau genommen begann ja die Sache damit das unser Held erste innere Zweifel durch das verschwinden des heiß und innig verehrten Kindermädchens bekam.
#25 Gast_Andreas Brandhorst_*
Geschrieben 21 März 2012 - 14:52
Genau genommen begann ja die Sache damit das unser Held erste innere Zweifel durch das verschwinden des heiß und innig verehrten Kindermädchens bekam.
Manchmal sind es solche "kleinen" Schlüsselerlebnisse, die das Denken und Fühlen in eine andere Richtung lenken und damit das ganze Leben verändern.
Viele Grüße
Andreas
#26
Geschrieben 21 März 2012 - 16:01
Genau genommen begann ja die Sache damit das unser Held erste innere Zweifel durch das verschwinden des heiß und innig verehrten Kindermädchens bekam.
dazu schrieb Andreas ja schon das passende. Kleine Ursache, große Wirkung ...
Bleibt die Frage: War das Kindermädchen deshalb da?
Viele Grüße
Tobias
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."
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(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)
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Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"
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#27
Geschrieben 21 März 2012 - 16:04
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#28
Geschrieben 21 März 2012 - 18:30
Manchmal sind es solche "kleinen" Schlüsselerlebnisse, die das Denken und Fühlen in eine andere Richtung lenken und damit das ganze Leben verändern.
Viele Grüße
Andreas
Ich darf sagen das Du damit genau meinen Emotionsnerv getroffen hast. Auch die höchst moralischen Vater/Sohn auseinandersetzungen konnten mich begeistern. Solche "Botschaften" sind ja heutzutage angeblich nicht mehr gefragt. Ich könnte jetzt aus dem Stehgreif einige Foristen nennen die vermutlich ob deines imaginären erhobenen Zeigefingers den Roman verreißen würden. Es mag naiv sein, es mag heile Welt denken sein, aber mir gefällt es endlich noch einmal von so einem Übermenschlich erscheinenden, guten, charakterstarken Helden zu lesen der so ganz ohne den heute üblichen Klaps am Hirn auskommt.
Bearbeitet von Amtranik, 21 März 2012 - 18:31.
#29
Geschrieben 25 März 2012 - 15:39
Okay, die Kausalkette der Ereignisse wurde woanders in Raum und Zeit in Gang gesetzt, aber dennoch. Es scheint auch zu den ungeschriebenen Gesetzmäßigkeiten kosmischer Science-Fiction zu gehören, dass die Protagonisten bereits seit ihrer Geburt, bzw. lange, lange bevor sie überhaupt in die Existenz treten, im Zentrum kosmo-historischer Ereignisse stehen. Das ist faszinierend zu lesen, und gefällt mir insgeheim natürlich, nimmt dem Roman aber ein wenig an Glaubwürdigkeit. Was vielleicht ein wenig seltsam klingt bei einem Roman, der vor einem so weit von unserer eigenen Zeit und Wirklichkeit entfernt abspielenden Hintergrund stattfindet.
Es ist auch so, dass nach meinem Gefühl diesem Vater-Sohn Konflikt auch etwas Willkürliches anhaftet. Warum? Nun, Rahil ist ja inzwischen ein Mann von über einhundert Jahren. Jahrzehntelang hatte er in Diensten der Ägide heikle Aufträge als Missonar, also quasi als Geheimagent, auf fremden Planeten unter schwierigen Bedingungen gemeistert. Er ist inzwischen zu einem Mann mit einiger Lebenserfahrung gereift und sollte seine Kindheitstraumata weitgehend bewältigt haben. Sollte man meinen. Doch kaum trifft er auf seinen Vater, fällt er, wie automatisch, in seine Sohn-Rolle. Ist das psychologisch glaubhaft? Ich bin mir nicht sicher. Überdeckt wird diese Inkonsistenz meiner Meinung nach durch die Rückblenden im Mittelteil des Romans, wo die Kindheit Rahils und die seiner Schwester ziemlich ausführlich beleuchtet werden. D.h. uns als Leser ist sie damit in guter Erinnerung und wir glauben gerne, dass für Rahil diese Erinnerungen genauso frisch ist. Aber in Wirklichkeit ist das doch nicht so. Erinnerungen verblassen. Ich jedenfalls kann mich an meine eigene Kindheit nur noch schwach erinnern und wäre nicht in der Lage, ohne Ausschmückungen, sie so zu schildern wie im Buch. Warum also immer noch dieser Konflikt? Warum dieses fast bockige Aufbegehren gegen seinen Vater? Einen Menschen, den er kaum wirklich gekannt hat. Der Vater muss für ihn inzwischen ein vollkommen Fremder sein. Insofern wirkte der erneute, bzw. erstmals offen ausgetragene Streit mit seinem Vater auf mich etwas aufgesetzt oder, sagen wir, konstruiert.
Der Konflikt zwischen beiden soll hier aus einer traumatischen Kindheit resultieren. Ich bin aber der Meinung, dass dieses Trauma, weil sie nur eine relative kurze Episode darstellt, auch wenn sie in einer wichtigen Lebensphase stattfindet, eigentlich überwunden sein sollte. Nun gut, ich kann mich auch täuschen. Entscheidender für den gegenwärtigen Rahil, scheinen dagegen die grundsätzlich unterschiedlichen politischen Ansichten zu sein, die Vater und Sohn trennen. Und die Eröffnung, dass Rahil und Jazmine seit ihrer Geburt Werkzeuge der politischen Ambitionen des egomanen Vaters gewesen sind. Eine Zeit lang dachte ich sogar, dass Rahil sich in seinem Vater grundlegend täuschen könnte und dieser einen langfristig angelegten Plan zum Wohle der gesamten Menschheit verfolgt habe und sich statt dessen die Ägide als wahrer Bösewicht entpuppen würde. So war es dann aber nicht. Den Twist wollte uns Andreas doch nicht zumuten und beließ es mit Coltan als einem der Bösewichte des Romans.
Nach Abschluß stellt sich mir noch folgende Frage. Wie wird eigentlich die besondere Prägung Rahils (bzw. seiner Schwester) auf das Artefakt begründet? Okay er wurde genetisch verändert. Aber woher wussten die Geningenieure, auf welche Weise diese spezielle Adaptation an die Superschmiede in seine Gene implantiert werden musste? Wie die Schmiede genau funktioniert und wie ein Schmied genetisch auszusehen hat, der diese Schmiede bedient, setzt ein Wissen voraus, über das allenfalls die Konstrukteure des Artefakts hätten verfügen können. Also: woher stammt das Wissen? Was habe ich überlesen?
LG
Trurl
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#30 Gast_Andreas Brandhorst_*
Geschrieben 26 März 2012 - 19:23
Was deine Frage zum Schluss betrifft, Trurl: Denk daran, dass Rahils Vater mit den Krion zusammengearbeit hat (und seinerseits von ihnen manipuliert wurde). Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an den Moment, den Rahil als Junge belauscht und beobachtet hat.
Viele Grüße
Andreas
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