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Mainstream

Geschrieben von HMP † , 07 April 2010 · 1.739 Aufrufe

Kolumne
Da ich allenthalben einer ziemlichen Ablehnung des Herrn Mainstreams begegne, entstand dieses:


Viel Vergnügen!



Hier scheinen einige Missverständnisse vorzuliegen:

- "Ausgewogenheit". Ich habe nie für Ausgewogenheit plädiert. Eine Kolumne darf und soll provokant sein; da soll Deine Meinung durchaus pointiert zum Ausdruck kommen. Es muss aber auch interessant sein. Und das ständige Stänkern gegen irgendeine Elfenbeinturmelite ist für mein Empfinden weder interessant noch provokativ, weil man es schon so oft gehört hat. Und nur weil es genügend Leute gibt, die solche Grabenkämpfe weiter pflegen, muss man ja nicht deren Argumentation übernehmen und noch einmal in die gleiche Kerbe hauen. Wenn man dem Klischee des dummen Mainstreams mit dem Klischee einer abgehobenen Elite begegnet, kommt man keinen Schritt weiter. Und ja, die Trennung ist fragwürdig, denn sobald Du mal nachfragst, was den der Einzelne unter Mainstream versteht, hast Du plötzlich eine ganze Palette von Dingen (ist Mainstream das, was sich zahlenmässig gut verkauft? Was ist dann mit all "U-Romanen", die sich schlecht verkaufen? Oder mit die Vermessung der Welt, das ein Millionenbestseller wurde? Oder ist Mainstream das, was sich an ein breites Publikum richtet? Grossen Erfolg hätten ja wohl viele gern †¦ Oder ist Mainstream ein Qualitätsurteil?)

- "Geschliffene Sprache etc.": Ich habe nirgends irgend etwas zu Deiner Sprache geschrieben - weder positiv, noch negativ.

- "Vergiss aber bitte dann einfach nicht, für wen Du schreibst." - Mag sein, dass ich da was reininterpretiere, aber ich höre da den Vorwurf, dass ich als akademischer Elfenbeintürmler nicht weiss, wie man fürs breite Publikum schreibt. Dazu nur so viel: Ich arbeite seit mehreren Jahren hauptberuflich als Journalist ; ich schreibe und schrieb für diverse Tages- und Wochzeitungen, unter anderem eine Zeit lang auch für die grösste Schweizer Boulevardzeitung (so eine Art Gegenstück zu «Bild»). Ich habe also durchaus Erfahrung damit, für ein breites Publikum zu schreiben, und mir ist auch klar, dass man sich dem Publikum anpassen sollte; das heisst aber nicht, dass man es unterschätzen oder für dumm halten sollte. Die wahre Kunst besteht in meinen Augen gerade darin, einen neuen oder auch komplexen Gedanken in einer sprachlich einfachen, gut verständlichen Art und Weise zu formulieren. Ansonsten komme ich gerne mal auf die Einladung zurück ...
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HMP †
Apr 11 2010 15:35
ZITAT(simifilm @ 11.04.2010, 14:18)
Hier scheinen einige Missverständnisse vorzuliegen:

- "Ausgewogenheit". Ich habe nie für Ausgewogenheit plädiert. Eine Kolumne darf und soll provokant sein; da soll Deine Meinung durchaus pointiert zum Ausdruck kommen. Es muss aber auch interessant sein. Und das ständige Stänkern gegen irgendeine Elfenbeinturmelite ist für mein Empfinden weder interessant noch provokativ, weil man es schon so oft gehört hat. Und nur weil es genügend Leute gibt, die solche Grabenkämpfe weiter pflegen, muss man ja nicht deren Argumentation übernehmen und noch einmal in die gleiche Kerbe hauen. Wenn man dem Klischee des dummen Mainstreams mit dem Klischee einer abgehobenen Elite begegnet, kommt man keinen Schritt weiter.

Hier sind wir wahrscheinlich unterschiedlicher Ansicht und habem dementsprechend eine unterschiedliche Sichtweise. Und führen unsere Absichten unterschiedlich aus.
Und interessant: nimm es mir nicht übel, wenn ich hier nach der Mehrzahl der Reaktionen gehe. Die nennen sie durchaus interessant. Die Meinung eines einzelnen ist mir persönlich wichtig, für das was und wie ich schreibe ist sie aber zwangsläufig untergeordnet. Es für einen interessant zu machen ist mir weniger wichtig als es für mehrere interessant zu machen. Ich versuche nicht für einen kleinen Kreis zu schreiben, sondern für einen großen Kreis. Die Reaktionen zeigen mir, dass ich damit oft, nicht immer, richtig liege.
Wenn ich also 7 postive (im Sinne von "interessant, ganz Deiner Meinung" bis zu "interessant, aber absolut nicht Deiner Meinung"), zwei Neutrale ("interessiert mich nicht") und eine ablehnende ("uninteressant") bekomme, sind mir die 70% die wichtigsten. Ich bin nicht so vermessen zu glauben, es für 100% interessant machen zu können.
Insofern also: Wenn Du mit meiner Kolumne nichts anfangen kannst, dann ist das im Einzelfall bedauerlich.

ZITAT
- "Geschliffene Sprache etc.": Ich habe nirgends irgend etwas zu Deiner Sprache geschrieben - weder positiv, noch negativ.

Damit habe ich auch nicht Dich gemeint, sondern das war eine Generalaussage. Eine Grundsatzaussage dazu, wie ich meine Kolumnen geschrieben habe und sie weiter schreiben werde.

ZITAT
- "Vergiss aber bitte dann einfach nicht, für wen Du schreibst." - Mag sein, dass ich da was reininterpretiere, aber ich höre da den Vorwurf, dass ich als akademischer Elfenbeintürmler nicht weiss, wie man fürs breite Publikum schreibt.

Vorwurf - nein. Mahnung - ja. Wenn sie überflüssig ist - gut.

ZITAT
Dazu nur so viel: Ich arbeite seit mehreren Jahren hauptberuflich als Journalist ; ich schreibe und schrieb für diverse Tages- und Wochzeitungen, unter anderem eine Zeit lang auch für die grösste Schweizer Boulevardzeitung (so eine Art Gegenstück zu «Bild»). Ich habe also durchaus Erfahrung damit, für ein breites Publikum zu schreiben, und mir ist auch klar, dass man sich dem Publikum anpassen sollte; das heisst aber nicht, dass man es unterschätzen oder für dumm halten sollte. Die wahre Kunst besteht in meinen Augen gerade darin, einen neuen oder auch komplexen Gedanken in einer sprachlich einfachen, gut verständlichen Art und Weise zu formulieren.

Ich bin kein Journalist. Ich bin nur Foren(heim)sucher. Und daher schreibe ich in der Art und Weise, wie es mir in vielen Foren begegnet. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass das was ich erwarte (oder in dem Fall Du) auch von anderen zu erwarten.
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ZITAT
Wenn ich also 7 postive (im Sinne von "interessant, ganz Deiner Meinung" bis zu "interessant, aber absolut nicht Deiner Meinung"),


Wobei dann natürlich die Frage wäre, inwieweit derartige Reaktionen - seien sie nun positiv oder negativ - tatsächlich Zeichen des von Dir intendierten Denkanstosses sind. Wenn sich jemand einfach in seiner bestehenden Meinung - ob die nun Deiner entspricht oder nicht - bestätigt sieht, hat dieser Denkanstoss wohl eher nicht stattgefunden.

ZITAT
Ich bin kein Journalist. Ich bin nur Foren(heim)sucher. Und daher schreibe ich in der Art und Weise, wie es mir in vielen Foren begegnet. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass das was ich erwarte (oder in dem Fall Du) auch von anderen zu erwarten.


Ich würde das Schreiben einer Kolumne zwar durchaus als journalistische Tätigkeit bezeichnen, aber um Journalismus per se ging's mir gar nicht, sondern darum, dass man das Publikum nicht unterschätzen sollte. Dir ist eine gewisse Publikumswirksamkeit wichtig, Du möchtest, dass Dich eine grosse Anzahl von Lesern liest und versteht. Das ist absolut legitim. Dieser Anspruch schliesst in meinen Augen aber keineswegs aus, auch mal einen komplexeren Gedanken zu formulieren.

Eigentlich verstehe ich Deinen Einwand hier gar nicht. Weiter oben plädierst Du für einen einfachen Schreibstil - zumindest verstehe ich das so -, und nun widersprichst Du dem hervorgehoben Satz. Vielleicht widersprichst Du ihm auch gar nicht - Du schreibst ja nur, dass die Erwartungen unterschiedlich sind. Soll das heissen, dass für Dich die Sprache und der Gedanke einfach sein müssen, dass es für Dich nicht erstrebenswert erscheint, einen komplizierteren Zusammenhang verständlich wiederzugeben? Das kann ich eigentlich nicht recht glauben.

Du hast ja mehrfach betont, dass Du "nur" eine Kolumne schreibst, dass Du einen grossen Kreis erreichen willst, in einem anderen Kontext aber durchaus anders argumentieren würdest; aber warum denn? Eine Kolumne ist kürzer und zugespitzter als ein langer Artikel, aber müssen die Gedanken, die darin formuliert werden, wirklich zwangsläufig simpler sein als in einem langen Artikel? Würde die "kolumnistische" Herausforderung nicht gerade darin liegen, in auch in dieser Form etwas Anspruchsvolleres wiederzugeben?
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HMP †
Apr 11 2010 17:19
ZITAT(simifilm @ 11.04.2010, 17:23)
Wobei dann natürlich die Frage wäre, inwieweit derartige Reaktionen - seien sie nun positiv oder negativ - tatsächlich Zeichen des von Dir intendierten Denkanstosses sind. Wenn sich jemand einfach in seiner bestehenden Meinung - ob die nun Deiner entspricht oder nicht - bestätigt sieht, hat dieser Denkanstoss wohl eher nicht stattgefunden.

Das war - in Kurzform - das, was an Reaktionen kommt. Natürlich ist das Ergebnis nicht immer, was man als befriedigend bezeichnen könnte. Aber wenn 1 von 10 nachdenkt, sich auch des eigenen Standpunktest bewusst wird, einfach sagt "OK, ich habe nachgedacht, ich bin aus diesem oder jenem Grund anderer oder derselben oder einer variierenden Meinung", habe ich etwas erreicht. Ich will - und kann natürlich nicht - nicht alle Diskussionen hier posten. Das ist auch nicht nötig. Es entstehen durchaus Diskussionen, nicht einfach nur Bestätigungen oder Ablehnungen.


ZITAT
Ich würde das Schreiben einer Kolumne zwar durchaus als journalistische Tätigkeit bezeichnen, aber um Journalismus per se ging's mir gar nicht, sondern darum, dass man das Publikum nicht unterschätzen sollte.

OK, dann bin ich "Freizeit"-Journalist wink.gif ... oder "Hobby"-Journalist smokin.gif oder ... nenne es wie Du willst, jedenfalls kein Profi.

ZITAT
Dir ist eine gewisse Publikumswirksamkeit wichtig, Du möchtest, dass Dich eine grosse Anzahl von Lesern liest und versteht. Das ist absolut legitim. Dieser Anspruch schliesst in meinen Augen aber keineswegs aus, auch mal einen komplexeren Gedanken zu formulieren.

Richtig. Und würde ich für eine andere Seite als FG schreiben, dann würde ich auch wohl anders schreiben. Aber Websiten sind häufig durch anonyme Besucher charakterisiert. Wir haben recht viele Besucher, ich weiß aber nicht, wie die sich zusammensetzen. Ich kann nur Rückschlüsse aus dem Interesse an Fantasy im Speziellen und Phantastik im Allgemeinen schließen. Daher versuche ich für die zu schreiben, von denen ich der Meinung bin, dass sie das Gros unserer Besucher darstellen. Natürlich kann ich mich hierbei irren, aber da ich es nicht weiß ...
Das sehe ich grundsätzlich ebenso. Ein Grund, warum ich persönlich (aber es geht eben nicht um mich) ein gutes Kabarett jederzeit einer Comedy vorziehe.

ZITAT
Eigentlich verstehe ich Deinen Einwand hier gar nicht. Weiter oben plädierst Du für einen einfachen Schreibstil - zumindest verstehe ich das so -, und nun widersprichst Du dem hervorgehoben Satz. Vielleicht widersprichst Du ihm auch gar nicht - Du schreibst ja nur, dass die Erwartungen unterschiedlich sind. Soll das heissen, dass für Dich die Sprache und der Gedanke einfach sein müssen, dass es für Dich nicht erstrebenswert erscheint, einen komplizierteren Zusammenhang verständlich wiederzugeben? Das kann ich eigentlich nicht recht glauben.

Ja und nein. Sie müssen nicht zwangsläufig beide einfach sein. Die Sprache sollte es, damit ich eben von vielen verstanden werde. Ich muss mir überlegen, für wen ich schreibe. Als Beispiel (und wenn ich falsch liege, dann sage es einfach): Würde ich für Dich (und andere wie Dich) eine Kolumne schreiben, dann wäre meine Sprache wahrscheinlich immer noch einfach (im Sinne von verständlich, weil schon unterschiedliche Sprachausrichtungen zu Missverständnissen führen können), der Gedankengang wäre aber sicherlich wesentlich komplexer, tiefschürfender ... anders.
Das hat nicht damit zu tun, dass ich das Kolumnenpublikum für "dumm" halte oder für "einfältig". Aber wie oben schon gesagt: ich weiß nicht, wer FG besucht, daher gehe ich zunächst einmal vom einfachen aus. Wenn ... falls Reaktionen kommen, die mich zu einer anderen Überzeugung bringen, dann schreibe ich auch anders. Solange aber - und das meine ich nun wertneutral - nur eine oder zwei Reaktionen oder Kommentare oder Meinungen Deiner Art kommen, der Rest aber anders aussieht, muss ich annehmen, dass ich richtig liege.
Intelektuelle - und das meine ich wirklich positiv - wie Du sind nicht unbedingt das Zielpublikum. Dass Dir meine Kolumnen nicht gefallen, kann ich verstehen. Aber für Dich, Simon, schreibe ich sie nicht unbedingt.
Deswegen hat mich auch der (mittlerweile geänderte) Kommentar "Gähn" so geärgert. So etwas hätte ich von einem tatsächlich "einfältigen" und "dummen" Menschen erwartet.

ZITAT
Du hast ja mehrfach betont, dass Du "nur" eine Kolumne schreibst, dass Du einen grossen Kreis erreichen willst, in einem anderen Kontext aber durchaus anders argumentieren würdest; aber warum denn? Eine Kolumne ist kürzer und zugespitzter als ein langer Artikel, aber müssen die Gedanken, die darin formuliert werden, wirklich zwangsläufig simpler sein als in einem langen Artikel? Würde die "kolumnistische" Herausforderung nicht gerade darin liegen, in auch in dieser Form etwas Anspruchsvolleres wiederzugeben?

Hier kann ich nur wiederholen, was ich oben schon geschrieben habe: Sicher wäre das eine Herausforderung ... wenn ich mein Zielpublikum explizit und eindeutig einschätzen könnte. Wir haben im Schnitt 25.000 Seitenaufrufe im Monat. Wieviele davon die Kolumne anklicken, liese sich auch herausfinden. Damit weiß ich aber noch nicht, wie genau die Leser aussehen. Feedback (etwas anderes als Reaktionen in Foren!) zu fordern, ist aber ziemlich sinnlos. Das weißt Du selbst. Feedback ist in aller Regel das, was ein Leser am wenigsten gibt. Daher kann ich nur auf der Basis arbeiten, die ich aus den verschiedenen Foren kenne.

Unabhängig davon: natürlich weiß ich, dass manche meiner Themen und in den Kolumnen vertretenen Ansichten (die aber nicht 1:1 meiner persönlichen Meinung gleichzusetzen sind!) durchaus schon oft genug und vielfach aufgewärmt und wiederholt wurden, dass sie "olle Kamellen" sind. Aber: gibt es nicht auch Dir zu denken, dass sie immer noch Thema sind (wie gesagt, ich sauge mir die Sachen nicht aus den Fingern!)? Sollten sie nicht schon längst adakta gelegt sein? Sind sie aber nicht. Reise einfach mal durch die Phantastik-Foren und verfolge manche Diskussion.
Mir gibt es zu denken. Wenn ich wüsste wie ändern, würde ich es tun. Im Moment fällt mir dazu eben nur eine Kolumne ein. Manchmal auch etwas anderes. Und hier kommen wir wieder zum Journalist: Ich bin keiner bzw. siehe oben. Ich mache die Dinge in meiner Freizeit. So gut ich es eben vermag. Manches ginge sicher besser, klar. Aber ich versuche es. Auch wenn es nicht immer gelingt.
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Das finde ich nun wirklich interessant: Da Du nicht recht weisst, wie sich Dein Publikum zusammensetzt, und Du möglichst viele ansprechen willst, setzt Du das Level im Zweifelsfall mal eher tief an. Damit sind wir ja im Grunde wieder beim eigentlichen Thema Deiner Kolumne. Was Du sagst, ist ja nichts anderes, als dass Mainstream - im Sinne von Breitenwirksamkeit - grundsätzlich weniger anspruchsvoll sein muss. Und genau gegen diese Sicht wehre ich mich entschieden; es ist just diese Trennung von Mainstream und "Gehobenem", die ich für fatal und für ganz einfach falsch halte. Dass es Werke gibt, die sich zum Ziel setzen, ein Massenpublikum anzusprechen, ist unbestritten - in diesem Sinne gibt es natürlich einen Mainstream. Dass dieser Mainstream aber per se "einfach" und wenig anspruchsvoll sein muss, halte ich für einen grossen Irrtum. Mainstream als Qualitätsurteil, die Gleichsetzung von Publikumswirksamkeit mit "gedanklicher Einfachheit", halte ich für vollkommen daneben. Es gibt genug Beispiele von intelligentem und gut gemachtem Mainstream, der sein Publikum eben nicht grundsätzlich für simpel gestrickt hält. Dass derartige Beispiele eher die Ausnahme sind, würde ich nicht bestreiten, aber das Herausragende ist nun mal überall in der Minderheit (auch im E-Bereich). Und deshalb fände ich es auch weitaus produktiver, mal darüber nachzudenken, was dieser Mainstream denn sein soll und ob er wirklich eine sinnvolle Kategorie darstellt - oder ob bei der Trennung zwischen Mainstream und Gehobenem nicht Dinge gleichgesetzt werden - wie eben Massenwirksamkeit und Einfachheit -, die keineswegs zusammenfallen müssen. Aber wenn Du diese Trennung einfach umdrehst und gegen irgendwelche Eliten polterst und dabei stets darum besorgt bist, Deine Leser bloss nicht zu überfordern, bekräftigst Du diese Trennung ja nur und bestätigst das Vorurteil, dass Massentaugliches weniger anspruchsvoll sein muss, ein weiteres Mal.
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HMP †
Apr 12 2010 18:38
ZITAT(simifilm @ 11.04.2010, 22:49)
Das finde ich nun wirklich interessant: Da Du nicht recht weisst, wie sich Dein Publikum zusammensetzt, und Du möglichst viele ansprechen willst, setzt Du das Level im Zweifelsfall mal eher tief an. Damit sind wir ja im Grunde wieder beim eigentlichen Thema Deiner Kolumne. Was Du sagst, ist ja nichts anderes, als dass Mainstream - im Sinne von Breitenwirksamkeit - grundsätzlich weniger anspruchsvoll sein muss.

Hilf mir mal auf die Sprünge: wo sage ich etwas zur Qualität des Mainstream als solchem? In meiner Kolumne geht es um die Sichtweise, die ein bestimmter Kreis von Leuten gegenüber dem Mainstream vertritt. Es geht aber, soweit ich meine Kolumne gelesen habe, nicht um die Qualität des Mainstream. Und auch hier, in dieser Diskussion, geht es für mich nicht um die Qualität desselben. Jedenfalls von meiner Seite aus nicht.
Einen Rückschluss aus dem Level meiner Kolumne auf meine qualitative Ansicht des Mainstreams zu ziehen ist, glaube ich, verfehlt. Daher ...


ZITAT
Und genau gegen diese Sicht wehre ich mich entschieden; es ist just diese Trennung von Mainstream und "Gehobenem", die ich für fatal und für ganz einfach falsch halte. Dass es Werke gibt, die sich zum Ziel setzen, ein Massenpublikum anzusprechen, ist unbestritten - in diesem Sinne gibt es natürlich einen Mainstream. Dass dieser Mainstream aber per se "einfach" und wenig anspruchsvoll sein muss, halte ich für einen grossen Irrtum. Mainstream als Qualitätsurteil, die Gleichsetzung von Publikumswirksamkeit mit "gedanklicher Einfachheit", halte ich für vollkommen daneben. Es gibt genug Beispiele von intelligentem und gut gemachtem Mainstream, der sein Publikum eben nicht grundsätzlich für simpel gestrickt hält. Dass derartige Beispiele eher die Ausnahme sind, würde ich nicht bestreiten, aber das Herausragende ist nun mal überall in der Minderheit (auch im E-Bereich).

... kann ich das so leider nicht nachvollziehen. Wenn ich sage, dass ich meine Kolumne einfach halte, bedeutet das noch lange nicht, dass ich dies auch vom Mainstream insgesamt oder bei einzelnen seiner Werken erwarte.
Dass aber - und schaue Dich einfach mal in der Forenwelt um - diese, von Dir kritisierte, Ansicht vertreten wird, ist nun einmal so. Das macht sie nicht besser, nicht richtiger und nicht sinnvoller. Aber es ist die Realität. Sie wegzureden, sie schlecht zu finden, sie als Irrtum zu betrachten ... ändert diese weit vertretene Ansicht nicht.
Wenn ... falls Du anderer Ansicht bist - und Deine Worte interpretiere ich so - dann ist das schön. Das freut mich. Aber Du bist damit eine Minderheit.

ZITAT
Aber wenn Du diese Trennung einfach umdrehst und gegen irgendwelche Eliten polterst und dabei stets darum besorgt bist, Deine Leser bloss nicht zu überfordern, bekräftigst Du diese Trennung ja nur und bestätigst das Vorurteil, dass Massentaugliches weniger anspruchsvoll sein muss, ein weiteres Mal.

Das ist Deine Interpretation und sie sei Dir unbenommen. Richtig wird sie dadurch nicht.

Übrigens, als Journalist kennst Du sicher dieses Zitat (ich zitiere außerordentlich selten, daher ist dies eine Ausnahme) eines nicht ganz unbekannten Kollegen von Dir:
"Was immer du schreibst...
schreibe kurz, und sie werden es lesen,
schreibe klar, und sie werden es verstehen,
schreibe bildhaft, und sie werden es im Gedächtnis behalten..."

Ich denke, Du weißt, von wem das stammt.

Daran versuche ich mich zu orientieren. Und ich habe die Erfahrunge gemacht (auch im täglichen Umgang mit Kunden), dass auch komplex denkende Personen durchaus willens und in der Lage sind, einfache Erklärungen, Aussagen usw. zu verstehen. Sie manchmal sogar durchaus genießen.

Und noch etwas: Auch bei einer Provokation muss man darauf achten, die Balance zu halten. Zu wenig provoziert bewirkt nichts. Zu viel provoziert erzeugt Trotz. Hier die richtige Balance zu finden, ist nicht ganz einfach. Mal gelingt es, mal nicht.

Wir haben sicher unterschiedliche Sichtweisen und dementprechend andere Herangehensweisen (aber sagte ich das nicht schon einmal?). Wir schreiben eine Kolumne sicher auf unterschiedliche Arten (oder Artikel oder ... oder). Welches der richtige, bessere oder sinnvollere Weg ist, kann ich nicht sagen, will ich nicht sagen. Ich bin kein Prophet. Ich kann nur sagen, dass es besser, richtiger und sinnvoller ist, sich für einen Weg zu entscheiden, als für gar keinen oder für einen Zickzackweg. Daher werde ich meine Kolumne auch weiter auf meine Art schreiben ... bis mich die Mehrzahl der Reaktionen dazu bringt, die Richtung zu ändern. Ich weiß, dass ich damit nicht alle erreiche. Damit kann ich leben.
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ZITAT
Dass aber - und schaue Dich einfach mal in der Forenwelt um - diese, von Dir kritisierte, Ansicht vertreten wird, ist nun einmal so. Das macht sie nicht besser, nicht richtiger und nicht sinnvoller. Aber es ist die Realität. Sie wegzureden, sie schlecht zu finden, sie als Irrtum zu betrachten ... ändert diese weit vertretene Ansicht nicht.


Es gibt viele weit verbreitete Ansichten, die trotz ihrer Popularität dennoch falsch und/oder dumm sind. Und wenn man der Ansicht ist, dass eine Ansicht falsch ist, sollte man sie nicht übernehmen, sondern eben dagegen argumentieren. Und man argumentiert nicht dagegen, wenn man diese Unterscheidung, die eben schon im Ansatz falsch ist, übernimmt. Damit übernimmst Du nur das Muster, gegen das Du zu anzuschreiben meinst.

ZITAT
Daran versuche ich mich zu orientieren. Und ich habe die Erfahrunge gemacht (auch im täglichen Umgang mit Kunden), dass auch komplex denkende Personen durchaus willens und in der Lage sind, einfache Erklärungen, Aussagen usw. zu verstehen. Sie manchmal sogar durchaus genießen.


Wenn sie denn der Realität entsprechen.

Also noch einmal: Du kritisierst elitäres Gehabe, das Mainstream als minderwertig betrachtet. Vielleicht liege ich ja völlig falsch, aber ich denke, dass Du diese Haltung auch gerade darum kritisierst, weil Mainstream in Deinen Augen keineswegs minderwertig sein muss. In anderen Worten: Mainstream im Sinne von Publikumswirksamkeit sagt nichts über die Qualität aus. Oder noch einmal anders: Mainstream als nicht weiter spezifizierter Begriff sagt gar nichts aus, weil die einen darin eben Qualitätsurteil sehen, die anderen aber nicht. Und das ist der Punkt, bei dem man ansetzen müsste. Indem man zeigt, dass schon der Begriff des Mainstreams an sich fragwürdig ist, und nicht, indem man diese Unterscheidung zum x-ten Mal wiederholt und ihr somit zustimmt.

ZITAT
Ich kann nur sagen, dass es besser, richtiger und sinnvoller ist, sich für einen Weg zu entscheiden, als für gar keinen oder für einen Zickzackweg. Daher werde ich meine Kolumne auch weiter auf meine Art schreiben ... bis mich die Mehrzahl der Reaktionen dazu bringt, die Richtung zu ändern. Ich weiß, dass ich damit nicht alle erreiche. Damit kann ich leben.


Ich will Dich gar nicht dazu bekehren, anders zu schreiben. Ich will Dich nur darauf aufmerksam machen, dass Du Deiner Sache mit einer solchen Kolumne einen Bärendienst erweist, weil Du die Haltung, gegen die Du vermeintlich argumentierst, letztlich unterstützt. Indem Du die - weit verbreitete, aber deswegen eben noch lange nicht sinnvolle - Unterscheidung von Mainstream und Gehobenem einfach übernimmst, hebelst Du die von Dir intendierte Kritik aus. Denn es geht eben nicht um pro oder contra Mainstream, es geht darum, dass die Kategorie Mainstream als solche nicht sinnvoll ist, dass Erfolg beim Publikum eben nichts über Qualität aussagt - und vice versa.
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HMP †
Apr 13 2010 18:56
ZITAT(simifilm @ 12.04.2010, 23:00)
Also noch einmal: Du kritisierst elitäres Gehabe, das Mainstream als minderwertig betrachtet. Vielleicht liege ich ja völlig falsch, aber ich denke, dass Du diese Haltung auch gerade darum kritisierst, weil Mainstream in Deinen Augen keineswegs minderwertig sein muss. In anderen Worten: Mainstream im Sinne von Publikumswirksamkeit sagt nichts über die Qualität aus. Oder noch einmal anders: Mainstream als nicht weiter spezifizierter Begriff sagt gar nichts aus, weil die einen darin eben Qualitätsurteil sehen, die anderen aber nicht. Und das ist der Punkt, bei dem man ansetzen müsste. Indem man zeigt, dass schon der Begriff des Mainstreams an sich fragwürdig ist, und nicht, indem man diese Unterscheidung zum x-ten Mal wiederholt und ihr somit zustimmt.

Ich kritisiere elitäres Gehabe grundsätzlich.

Ich denke, wir haben unterschiedliche Ansatzpunkte und Sichtweisen. Von der jeweils anderen Seite aus betrachtet ist der andere Ansatz, die andere Sichtweise immer ... fragwürdig. Welche Sichtweise jedoch objektiv die Richtige ist, können Du oder ich nicht beurteilen. Vielleicht sehen wir Beide es falsch. Oder Beide Richtig. Auch das ist möglich. Ich jedenfalls sage nicht, dass Deine Sichtweise falsch ist. Ich sage nur, dass es nicht meine ist.

Ich denke auch, dass wir an unterschiedlichen Punkten ansetzen. Du (als zweifelslos wissenschaftlich denkender Mensch) bei der Frage des Mainstreams an sich. Ich (als eher beobachtender Mensch) bei der Frage, warum Menschen den Mainstream herablassend beurteilen, ohne ihn möglicherweise wirklich zu kennen.

Für Dich (verbessere mich, wenn ich falsch liege) ist zunächst einmal die Frage von Bedeutung: was ist der Mainstream überhaupt? Wie ist er definiert? Wie ist er charakterisiert? Gibt es so etwas wie Mainstream überhaupt? Und wenn ja, ist er minderwertig oder nicht?

Für mich (in meiner Kolumne!) gehe ich von dem aus, was ich sehe. Und ich sehe dass es sehr unterschiedliche Definitionen von Mainstream gibt. Die Ansichten als solche (und ich behaupte, dass viele die Definitionen unreflektiert übernehmen) sind oft in erster Linie subjektiv und einseitig. Ich sehe, dass Forenuser Mainstream bewerten, die ihn gar nicht hinterfragen. Das ist es, was ich in erster Linie kritisiere. Darum habe ich in meiner Kolumne auch gar nichts zur Qualität des Mainstreams als solchem ausgesagt. Ich habe ihn deswegen auch nicht näher spezifiziert.

Wir hatten es schon: für Dich mag es eine x-te Wiederholung sein und damit überflüssig. Für mich ist es das nicht.

Es gibt qualitativ hochwertige Mainstream-Romane ebenso wie es qualitativ minderwertige Nichtmainstream-Romane gibt. Mainstream ist für mich keine Qualitätsaussage. Und darum geht es auch nicht. Aber ganz ehrlich: bist Du noch niemandem begegnet (und nicht nur einmal), der ein Buch ohne es zu kennen alleine deswegen ablehnt, weil es Mainstream ist? Für die ein Buch, ohne es zu kennen, einfach deswegen minderwertig ist, weil es Mainstream ist? Mainstream muss nicht zwangsläufig minderwertig sein. Aber er wird gerne so gesehen. Nennen wir es ein Vorurteil ... und das ist bedauerlicherweise extrem weit verbreitet.
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ZITAT
Es gibt qualitativ hochwertige Mainstream-Romane ebenso wie es qualitativ minderwertige Nichtmainstream-Romane gibt. Mainstream ist für mich keine Qualitätsaussage. Und darum geht es auch nicht. Aber ganz ehrlich: bist Du noch niemandem begegnet (und nicht nur einmal), der ein Buch ohne es zu kennen alleine deswegen ablehnt, weil es Mainstream ist? Für die ein Buch, ohne es zu kennen, einfach deswegen minderwertig ist, weil es Mainstream ist? Mainstream muss nicht zwangsläufig minderwertig sein. Aber er wird gerne so gesehen. Nennen wir es ein Vorurteil ... und das ist bedauerlicherweise extrem weit verbreitet.


Ja, eben! Irgendwie scheine ich mich nicht klar machen zu können. Also, eine Analogie: Wenn jemand sagt, Türken (oder Schwarze oder Araber oder irgendeine andere Bevölkerungsgruppe) seien per se minderwertig, dann ist es in meinen Augen sehr dumm, wenn man darauf antwortet, dass im Gegenteil Deutsche (oder Schweizer oder welcher Gruppe der andere auch angehören mag) minderwertig seien. Denn indem man das macht, übernimmt man das vorurteilsbehaftete Schubladendenken des anderen. Man dreht es zwar um, aber der falsche Grundgedanke bleibt - nämlich, dass derartige Aussagen über die Türken (oder Schwarzen oder Araber oder irgendeine Bevölkerungsgruppe) überhaupt sinnvoll sind.

Und das ist genau das, was Du in Deiner Kolumne (und auch in der früheren «E gegen U»-Kolumne) letztlich machst. Du nimmst den falschen Gegensatz Mainstream-Leser vs. Nicht-Mainstream-Leser und drehst ihn um, womit Du in just den Vorurteilen gefangen bleibst, die Du zu kritisieren meinst.

ZITAT
Und ich sehe dass es sehr unterschiedliche Definitionen von Mainstream gibt. Die Ansichten als solche (und ich behaupte, dass viele die Definitionen unreflektiert übernehmen) sind oft in erster Linie subjektiv und einseitig. Ich sehe, dass Forenuser Mainstream bewerten, die ihn gar nicht hinterfragen.


Aber Du hinterfragst eben auch nicht. Du nimmst den Gegensatz als gegeben und fragst keinen Moment danach, ob er überhaupt der Realität entspricht. Denn wie Du richtig schreibst, gibt es "sehr unterschiedliche Definitionen von Mainstream". Diese unterschiedlichen Definitionen, die derartige Pauschalaussagen ad absurdum führen, tauchen in Deiner Kolumne aber nicht auf. Wie die Kritiker des Mainstreams scheinst auch Du in Deiner Kolumne die Meinung zu vertreten, dass es den Mainstream - respektive den Elfenbeinturmbewohner, der Mainstream verachtet - tatsächlich gibt. So wie manche davon überzeugt sind, dass es den Türken (oder Schwarze oder Araber oder Angehörigen irgendeiner anderen Bevölkerungsgruppe) tatsächlich gibt.
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HMP †
Apr 13 2010 19:42
ZITAT(simifilm @ 13.04.2010, 20:18)
Ja, eben! Irgendwie scheine ich mich nicht klar machen zu können. Also, eine Analogie: Wenn jemand sagt, Türken (oder Schwarze oder Araber oder irgendeine andere Bevölkerungsgruppe) seien per se minderwertig, dann ist es in meinen Augen sehr dumm, wenn man darauf antwortet, dass im Gegenteil Deutsche (oder Schweizer oder welcher Gruppe der andere auch angehören mag) minderwertig seien. Denn indem man das macht, übernimmt man das vorurteilsbehaftete Schubladendenken des anderen. Man dreht es zwar um, aber der falsche Grundgedanke bleibt - nämlich, dass derartige Aussagen über die Türken (oder Schwarzen oder Araber oder irgendeine Bevölkerungsgruppe) überhaupt sinnvoll sind.

Und das ist genau das, was Du in Deiner Kolumne (und auch in der früheren «E gegen U»-Kolumne) letztlich machst. Du nimmst den falschen Gegensatz Mainstream-Leser vs. Nicht-Mainstream-Leser und drehst ihn um, womit Du in just den Vorurteilen gefangen bleibst, die Du zu kritisieren meinst.
Aber Du hinterfragst eben auch nicht. Du nimmst den Gegensatz als gegeben und fragst keinen Moment danach, ob er überhaupt der Realität entspricht. Denn wie Du richtig schreibst, gibt es "sehr unterschiedliche Definitionen von Mainstream". Diese unterschiedlichen Definitionen, die derartige Pauschalaussagen ad absurdum führen, tauchen in Deiner Kolumne aber nicht auf. Wie die Kritiker des Mainstreams scheinst auch Du in Deiner Kolumne die Meinung zu vertreten, dass es den Mainstream - respektive den Elfenbeinturmbewohner, der Mainstream verachtet - tatsächlich gibt. So wie manche davon überzeugt sind, dass es den Türken (oder Schwarze oder Araber oder Angehörigen irgendeiner anderen Bevölkerungsgruppe) tatsächlich gibt.


Bist Du der Meinung meine Meinung (oder meine Kolume) sei "falsch"?
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