Im "Ich lese gerade..."-Thread habe ich vor zwei Wochen erwähnt, dass ich gerade zum ersten Mal
Der Wüstenplanet lese. Dort hat mich
yiyippeeyippeeyay auf diesen Thread hingewiesen. Mittlerweile bin ich fertig und habe auch die Lynch-Verfilmung gesehen, also möchte ich meine Eindrücke schildern.
Zuerst der Roman:
Ich fand ihn großartig. Auch wenn ich zustimme, dass Herberts Schreibstil Eingewöhnungszeit bedarf und sicherlich nicht jedermans Geschmack ist. Aber allein die Detailfülle mit der Herbert dem Wüstenplaneten Leben einhaucht
. Dann der Einfall, aus so etwas harmlosen wie Würmern überdimensionale Ungeheuer zu machen, die zugleich der Motor eines ganzen Ökosystems sind - genial.
Es gab auch immer wieder Dinge, die auf den ersten Blick banal erscheinen und ich mir trotzdem dachte, dass man da erstmal draufkommen muss, z.B.: dass die große Sandwüste am Äquator als Referenz für die Höhenbestimmung der Berge gilt - in einer Welt ohne Meere absolut logisch.
Außerdem gefiel mir, dass Paul Muad'dib kein strahlender Retter ist, sondern vielmehr sehr berechnend wirkt; teilweise fast skrupellos, was das Ausnutzen der Prophezeiungen betrifft. Er ist zwar trotzdem Sympathieträger, aber schien mehr ein Paramilitär als ein Messias zu sein (mehr Che Guevara als Jesus
).
Ich werde auf jeden Fall wenigstens den Rest der Trilogie noch lesen, denn ich vermute, dass der angekündigte Djischad wohl nicht ausbleiben wird.
Was den Film angeht:
Die erste halbe Stunde hat mir am meisten gefallen. Sehr
lyncheske Bilder, wenn man das so sagen kann. Und in der Beziehung haben mir auch die Abweichungen vom Roman zugesagt (z.B. der Wassertank-Aboleth von der Raumgilde oder die Ablassventile an den Jünglingen des Barons). Allgemein fand ich Baron Harkonnen noch widerlicher, als ich ihn mir vorgestellt habe - für einen Antagonisten eindeutig ein Pluspunkt.
Brad Dourif als Piter de Vries war klasse,
Sting als Feyd-Rautha auch ok. Allerdings waren die 'Guten' nicht wirklich gut besetzt.
Kyle McLachlan als Paul fand ich sehr blass und wer auch immer auf die Idee gekommen ist, Gurney Halleck - ich zitiere: "ein untersetzter, ziemlich hässlicher Mann" - mit
Patrick Stewart zu besetzen, gehört geohrfeigt. Wenigstens war Prinzessin Irulan (ein junge
Virginia Madsen) eine Augenweide.
Naja, spätestens bei den Schallpistolen hätte der Lehrer in der Schule druntergeschrieben "Thema verfehlt".
Ich würde den Film trotzdem noch ein zweites Mal schauen - allein wegen der Schildeffekte, Nostalgie pur
.
"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"
- The Talos Principle