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Werdegang eines SF-Autors


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138 Antworten in diesem Thema

#31 Christian Günther

Christian Günther

    Cybernaut

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Geschrieben 26 November 2010 - 17:30

Also ich war inzwischen dreimal bei Scheib-Workshops in der Bundesakademie in Wolfenbüttel, einmal zum Thema Roman und zweimal zum Thema Kurzgeschichten. Dabei ist jedoch ein wichtiger Aspekt, andere Autoren kennenzulernen und sich auszutauschen, das findet dort in sehr angenehmer Atmosphäre statt. Und ja, ich habe dortz auch einiges gelernt, was mir später geholfen hat. Kann ich nur empfehlen.

Bearbeitet von Christian Günther, 26 November 2010 - 17:31.


#32 Lomax

Lomax

    Illuminaut

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Geschrieben 26 November 2010 - 17:39

Donnerwetter, alles Autodidakte!
Habt ihr keine Kurse oder Seminare besucht?

Nun ja, ich habe mit einem abgeschlossenen Germanistikstudium, ein paar Jahren Arbeit als Zeitschriftenredakteur und der Tätigkeit als Lektor im Fachbuchbereich (Sybex Verlag) und in der Belletristik (Bastei Lübe) unter fachgerechter Heranführung und Einarbeitung durch erfahrene Kollegen vermutlich das Vollprogramm möglicher "Ausbildung" genossen. ;)

Ob mir das beim Schreiben geholfen hat, ist schlecht zu sagen. In gewisser Hinsicht sicher - irgendwas nimmt man ja immer mit. Aber den Vorteil einer breiten formalen Ausbildung in der Textarbeit und in den Möglichkeiten von Literatur halte ich vor allem dann für vorteilhaft, wenn man in den Texten anderer Leute Leute herumpfuschen und denen gerecht werden will.
Für einen Autor reicht es im Prinzip ja, wenn er eine Masche gefunden hat, die funktioniert. ;)
Was das schreiben betrifft, denke ich, dass man das am besten noch durch möglichst breites Lesen und eben durch Schreiben lernt. Systematische "Schulungen" und fachkundige "Lehrer" können den Prozess mitunter beschleunigen ... wie gesagt, meinen ersten Roman habe ich ja gleich meinem damaligen Literaturlehrer in die Hand gedrückt, und das Ergebnis war dann auch sehr erhellend. Aber meine erste Frage an Autoren wäre nicht, was für Kurse und Seminare sie besucht haben, sondern was für Bücher sie gelesen haben. Mir gruselt es immer vor Leuten, die sagen, sie lesen ja selbst nicht so gerne, möchten aber Autor werden. So was gibt's echt, ich kann es immer noch nicht glauben. :blink:
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#33 fictionality

fictionality

    Illuminaut

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Geschrieben 26 November 2010 - 17:51

Weil es Freunde und Bekannte sind, ist deren Einschätzung meist, nunja, höflich. Sonst wären ja es möglicherweise keine Freunde und Bekannte mehr.


Hast recht, aber man traut sich schon eher was an Verlage zu schicken wenn Freunde sagen dass es gut ist, auch wenn es "nur" Freunde sind.

#34 Beverly

Beverly

    Temponaut

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Geschrieben 26 November 2010 - 17:57

Donnerwetter, alles Autodidakte!
Habt ihr keine Kurse oder Seminare besucht?
Ich könnte mir vorstellen, daß es eine ganze Zeit dauert, bis man sich dazu durchringen kann, eine erste Arbeit an einen Verleger zu schicken.
Wie sieht man die Notwendigkeit der vorherigen Professionalisierung?
Oder ist man da noch in einem Alter, wo man sich in der Gnade der "Selbstzweifelosigkeit" befindet? ;)


Obwohl ich schon in den 1990ern einige Geschichten geschrieben habe, die auf positive Resonanz gestoßen sind, glaube ich heute, dass ich mich lange Zeit überschätzt habe und von den Anfängen mehr als ein Jahrzehnt brauchte, um von einer inspirierten zu einer professionellen Schriftstellerin zu werden. Seminare und Kurse oder auch Schreibgruppen empfand ich da nie als hilfreich. Wichtiger war das Feedback von Leuten, denen ich die Maunskripte von Geschichten zum Lesen gab und seit einigen Jahren auch die (überwiegend positive) Resonanz im Internet.

#35 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 26 November 2010 - 18:40

*das entstehende Buschfeuer austret* Meine ersten Geschichten habe ich mit vier Jahren "geschrieben". Ich zeichnete - inspiriert von Helmuth Schmidt - eine Abenteuergeschichte über einen Mann mit einem karierten Hut. Direkt im Anschluss begann ich ein größeres Werk über einen Cockerspaniel, den ich Tomtka nannte. Aus den simplen Reisegeschichten wurden im Laufe der folgenden drei Jahre wirre Weltraumopern, inspiriert von Captain Future. Tomtka (und ein ganzes Raumschiff voller ähnlicher Hunde und Katzen) entwickelte sich durch radioaktive Meteorgase zum superintelligenten Superhund. In der Grundschule traf ich dann glücklicherweise einen(!) Gleichgesinnten, mit dem ich mir in der Pause kurze Geschichten erzählen konnte. Mein nächster Comiczyklus (X2M32 - super Name!) hatte dann schon menschliche Protagonisten und war eine Star-Wars-durchseuchte military SF. Da ich mittlerweile schreiben konnte, musste ich die Dialoge nicht mehr meiner Mutter diktieren. Mit acht las ich den "Hobbit" und versuchte daraufhin einen Fantasy-Roman zu schreiben. Ich schrieb genau eine DIN-A4-Seite, bevor ich entnevt aufgab. Meine 4 in Deutsch war eher nicht dazu geeignet, mich zu motivieren. Ich verlegte mich darauf, mir autodidaktisch Grundlagen der Elektrotechnik, BASIC und C64-Assembler beizubringen, schrieb eine Weltraum-Wirtschaftssimulation ("Star Trade"), die durch ihre schiere Größe irgendwann an die Speichergrenzen des C64 stieß und eine Kiste voll unvollendeter SF-Ballerspiele. Gleichzeitig baute ich die X2M-Comics zu einem Future-History-Szenario aus, das ich für Spiele verwenden wollte. Mein Grundschulfreund war inzwischen weggezogen, nicht ohne mich jedoch in die Kunst des Pen&Paper-Rollenspiels einzuweisen. Ich begann eine Kurzgeschichte in diesem Universum, stellte aber nach einer Seite erneut fest, dass das Ganze in langweiliges Gefasel ausartete. Mit 15 traf ich eher zufällig ein paar Leute, die sich auch für SF, Fantasy und DSA interessierten. Wir spielten ein paar Runden, mir wurde das aber zu langweilig, daher begann ich, ein eigenes Spielsystem samt einer komplexen Hintergrundwelt (die auch noch Querverbindungen zu meinem X2M/VAIAR-Szenario hatte) aufzubauen. Ich schrieb zwei komplette Abenteuer und begann ein drittes. Wie zu erwarten, fanden das außer mir alle Spieler eher suboptimal - in dem Alter hat man auch eher andere Interessen. Stattdessen wurde ich also erstmal Rockstar, Student, schließlich Familienvater. Während meiner Promotion begann ich wieder intensiver zu lesen, nachdem ich die SF lange nur sehr oberflächlich wahrgenommen hatte. Ich entdeckte eine Reihe interessanter Neuerscheinungen, unter anderem Walter Moers Zamonien. Im Netz gab es dazu eine - zu diesem Zeitpunkt schon dahinsiechende - Fan-Fiction-Community. Für einen Moment war ich tatsächlich versucht FF zu verfassen, etwas, das mir bis dahin und danach nie in den Sinn gekommen wäre. Stattdessen wurde ich aber auf einen ebenfalls bereits beendeten Schreibwettbewerb für Originalgeschichten in einem Online-Fanzine aufmerksam. Ich meldete mich im dortigen Forum an und schrieb während einer Bahnfahrt - inspiriert von Christopher Wilkins Roman "Der Zeitmesser" - die steampunkeske Miniatur "Die zwei Uhren". Die Story wurde wohlwollend aufgenommen. Nach zwei Fortsetzungen ging das Forum allerdings ein, daher zog ich mit meiner Geschichte zu Kurzgeschichten.de um, wo die Story schon mehr Resonanz bekam. Angestachelt von so viel Aufmerksamkeit (man bedenke, dass sich bis zu dem Moment kaum jemand dafür interessiert hatte) wechselte ich ins SF-Subforum, wo ich mit Uwe und Frank (Hebben) auf zwei völlig anders gestylte, aber ähnlich verrückte Typen stieß, die mir den einen oder anderen Kniff beibringen konnten. KG.de war zu dem Zeitpunkt eine extrem lebendige Gemeinschaft, die mir unter anderem meine erste Veröffentlichung einbrachte. Als Resultat rotzte ich zwischen 2005 und 2007 etwa 60 Kurzgeschichten heraus, die es immerhin in diverse Anthos, in die c't, obere Platzierungen in der Cyberpunk-Community und bis zu Nominierungen für den KLP und DSFP brachten. Seit 2007 habe ich fast nichts mehr geschrieben (so ist das wohl manchmal).
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#36 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 26 November 2010 - 18:52

Wie beim Roulette hatte ich Anfängerglück, als das heimische Massenblatt in den frühen 90ern eine sogenannte "Literaturwerkstatt" in der Wochenendbeilage etablierte und dort fast ein halbes Dutzend meiner Texte (ordentlich honoriert!) veröffentlichte. Nachdem bei einer von der Redaktion veranstalteten Massenzusammenkunft der Autoren meine Geschichte "Der letzte Apache" den größten Beifall eingeheimst hatte, war ich endgültig von meinem Durchbruch als Schriftsteller überzeugt. ;) Die Erkenntnis, daß die Trauben wohl doch etwas höher hängen und zudem auch sauer sein können, reifte erst, als der zunächst begeisterte örtliche Verlag die Veröffentlichung meines Roman-Erstlings schließlich wegen "fehlender regionaler Bezüge" ablehnte, gefolgt von etwa 30 anderen Verlagshäusern, die ich im Lauf der nächsten zwei Jahre anschrieb. Schließlich finanzierte ich das Projekt selbst, was zwar überwiegend wohlwollende Kritiken aber unterm Strich einen Verlust vom Gegenwert einer guten Maton-Gitarre einbrachte ... :lol: Seltsamerweise konnte auch das mich nicht abhalten, es weiter zu versuchen, und nachdem Franz Schröpf einige meiner Stories in Fantasia gebracht hatte, erschienen im Lauf der Jahre drei mehr oder weniger erfolgreiche Erzählungsbände, ein halbes Dutzend Anthologien und schließlich auch der mit dem DSFP ausgezeichnete Roman "Die Schatten des Mars" beim EDFC Passau. Meine erste honorierte Geschichte nach der Zeitungs-Ära war eine "Leser-Geschichte" bei John Sinclair, wodurch ich zum ersten Mal in den Besitz eines Bastei-Heftes kam. ;) Nach anfänglich kontroversem Briefwechsel (u. a. mit der desillusionierenden Anmerkung "jetzt noch einen Kanten Brot, damit der ganze Schmalz aufgesaugt wird") erbarmte sich schließlich auch Wolfgang Jeschke und brachte eine Story von mir in einer seiner letzten Heyne-Anthologien. So hätte es weitergehen können, was dann aber aus den bekannten Gründen unterblieb ... Reich bin ich nicht geworden mit dem Schreiben und berühmt auch nicht, aber es gab auch viel Ermutigendes (z. B. den Gewinn des DSFP). Auch wenn die Mühe oft (eigentlich meistens) in keinem Verhältnis zum (wirtschaftlichen) Ertrag stand, würde ich es wohl immer wieder so machen. Gruß Frank

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 27 November 2010 - 11:46.


#37 ArnoE

ArnoE

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Geschrieben 26 November 2010 - 19:41

Nun gut. Beginnen wir mit dem Üblichen: Ich schrieb, angetrieben von Raumschiff Enterprise die ersten Geschichten mit 12, begann Artikel für die Schülerzeitung zu verfassen, von denen mindestens eine, wenn ich mich recht erinnere, eine Kurzgeschichte war. Meine Noten in Deutsch waren durchwachsen und mein Abi habe ich auch so gemacht. Mit 17 begann ich meinen ersten Roman, der nach einhundert Seiten ins Stocken geriet. Neben vielen Weihnachtsgeschichten, habe ich in den darauf folgenden vielen vielen Jahren gar nichts geschrieben, geschweige denn irgendwem zum lesen gegeben. Im Jahr 2006 ergab sich eine merkwürdige Situation für mich, da sich mein berufliches Umfeld gerade vollkommen veränderte. Ich suchte mir ein Ziel in meinem Leben und entwickelte einen Plan, mein immer noch schwelendes Hobby SCHREIBEN zu entwickeln und mehr daraus zu machen. Ich vollendete den Roman, den ich zwanzig Jahre zuvor begonnen hatte, wollte ihn wegschließen, habe ihn aber doch ohne Erfolg einige Male eingereicht. Danach begann ich Kurzgeschichten zu schreiben, in allen Genres, die mir unterkamen. Ich suchte nach Ausschreibungen für Anthologien und schrieb und schrieb und schrieb. Nur ein Genre sparte ich aus. Die SF - mein alter Traum. Es folgten einige Publikationen in einigen Anthologien, in denen ich, in der Rückschau, auch zusammen mit vielen Autoren abgedruckt wurde, die ich heute aus ganz anderen Umfeldern kenne. 2007 reichte ich beim Wurdack-Verlag meine erste echte SF-Storie ein und erntete überwiegend, ob des darin enthaltenen Humores, negative Meinungen. Aber es war die erste Anthologie, auf die ich stolz war. 2008 folgte die erste c't-Publikation, die nicht meine letzte bleiben sollte, Ich war dort angekommen, wo ich mich am wohlsten fühlte. In der SF. Meine Romanprojekte, von denen es zumindest eins es bis in eine Verlagskonferenz geschafft hat, bevor es abgelehnt wurde, entstammen einem anderen Genre. Und ich hoffe, bei jedem neuen Projekt, welches ich angehe, dass es irgendwann einmal eines dieser Bücher in das Programm eines großen Verlages schafft. Trotzdem ist für mich die Schreiberei Entspannung, Abwechslung und Antrieb. Nebenher habe ich zumindest ein Schreibseminar in Wolfenbüttel besucht, was auch ich jedem ans Herz legen möchte. Die Atmosphäre ist einmalig, und der Austausch mit Gleichgesinnten zeigt einem, dass man nicht gänzlich verrückt ist.,

Bearbeitet von ArnoE, 26 November 2010 - 19:42.


#38 Konrad

Konrad

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Geschrieben 26 November 2010 - 19:49

Meine ersten Geschichten habe ich mit vier Jahren "geschrieben". Ich zeichnete - inspiriert von Helmuth Schmidt - eine Abenteuergeschichte über einen Mann mit einem karierten Hut. Direkt im Anschluss begann ich ein größeres Werk über einen Cockerspaniel, den ich Tomtka nannte. ...

So ein Zufall. Ich hatte das völlig vergessen, aber ich habe auch im zarten Alter von 4-5 ein Comic-Heft mit einer Geschichte über unseren Cocker gezeichnet, der in einen Hühnerstall geraten war.
Dann kam die Schule... :lol:
Welchen Einfluß hatte die Schule bei euch gehabt?
Hat sie eure Kreativität gefördert?
Wie hat sie die Beziehung zur Literatur beeinflußt?

#39 Vincent Voss

Vincent Voss

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Geschrieben 26 November 2010 - 22:14

Die Schule war impulsgebend. Im Deutsch-LK bekamen wir die Aufgabe, die "Lore-Ley" von Heinrich Heine frei zu interpretieren. Völlig ungewohnt übermannte mich ein Enthusiasmus und ich arbeitete den späten Nachmittag, den Abend und die Nacht durch. Und ernsthaft, so viel hatte ich die letzten 3 Jahne nicht für die Schule getan. In der nächsten Deutschstunde performte ich mein Geschriebenes (frisches Fleisch war auch am Start) und ließ meine Lehrerin und den Kurs ziemlich fassungslos und teilweise sogar heulend zurück (13ter Jahrgang, wir durften schon Auto fahren). Für mich eine allumfassende Erkenntnis. Worte können was mit Menschen machen. Worte können was mit dir machen. Die Performance ist wichtig. Und klar, der Text sollte es auch sein, aber wie eine Perfomance den Text in den Hintergrund rückt, hat uns Hape sehr schön bewiesen. Von daher hat Schule diese Tür erst geöffnet. Dabei fällt mir ein, der Text müsste doch noch irgendwo auf dem Dachboden liegen...

#40 Vincent Voss

Vincent Voss

    Typonaut

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Geschrieben 26 November 2010 - 22:20

Hallo Christian, Hallo Arno, also ehrlich gesagt, ich will mir auch ein Seminar gönnen, wobei ich auf meiner bisherigen Suche im Netz auch auf dubiose Spezies gestoßen bin. "Der große Autor xxx zeigt ihnen..." Aber der große Autor hatte nicht ein Buch veröffentlicht, na sowas. Könnt ihr büschen mehr zu Wolfenbüttel sagen? Kennt jemand das Autorendock? Hier ist das Konzept, dass man eine Leseprobe + Exposé einschickt und die namenhaften Autoren einen dann auswählen. Da es aber immer soweit im Voraus liegt mit den Anmeldungen bin ich mit dem Text dann schon soweit, dass ich an ihm nicht mehr arbeiten möchte.

#41 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 26 November 2010 - 22:28

Von Außen, als interessierter Laie gesehen, scheint es neben Wolfenbüttel noch die Lehrgänge von Uschi Zietsch zu geben, die man ernstnehmen kann. Und dann sind da noch seit Neuestem KNF und Frank Borsch mit einem Schreibkamp dabei. Alles andere, und da bestätigt mich Vincent in meinen Vorurteilen, ist höchstwahrscheinlich Geldschneiderei. Denke ich wenigstens. Allerdings muß es doch so etwas wie eine "Handwerksschule für Schriftsteller" geben. Denn obwohl beim Schreiben viel Inspiration und Talent dabei ist, ist doch ebensoviel reines Handwerk dabei. Oder ? Oder liege ich hier mit meiner zugegebenermaßen naiven Leser-Sicht absolut falsch ?

#42 Vincent Voss

Vincent Voss

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Geschrieben 26 November 2010 - 22:42

Sehe ich auch so. Und die deutsche Sprache gleicht eher einem zerklüfteten Krater, denn einer weiten Ebene. Das Plusquamperfekt leistet sich zum Beispiel kaum eine andere Sprache, und in der Literatur ist der Umgang mit dieser Zeitform kein einfacher und muss erlernt werden.

#43 Lomax

Lomax

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Geschrieben 26 November 2010 - 22:50

Welchen Einfluß hatte die Schule bei euch gehabt?
Hat sie eure Kreativität gefördert?
Wie hat sie die Beziehung zur Literatur beeinflußt?

Lustigerweise hat die Schule bei mir in Bezug auf Literatur kaum etwas bewirkt - abgesehen natürlich von den Texten und Schriftstellern, mit denen man zwangsweise im Deutschunterricht in Berührung kam. Aber ich kann nicht behaupten, dass das meinen kreativen Impuls geprägt oder gebremst hätte. Der Literaturkurs in der Oberstufe war interessant, aber zu dem Zeitpunkt war ich schon auf dem Weg, und so viel hat man da auch nicht gemacht.
Dafür hatte die Schule einen sehr deutlichen Impakt auf meine andere künstlerische Betätigung, das zeichnen. Als Kind habe ich noch recht normal gezeichnet und gemalt, am liebsten Belagerungsszenen mit Burgen. :lol: Aus der Grundschulzeit hab ich noch einige Blöcke mit meinen privaten Zeichnungen.
Und dann kamen die ersten Kunststunden am Gymnasium, perspektivisches Zeichnen. Man sollte irgendwelche vorgegebenen Dinge zeichnen, zweckfreie Blöcke oder reduzierte Straßen. Das machte mir keinen Spaß. Als ich etwas anderes zeichnen wollte, durfte ich das nicht. Von dem Augenblick an habe ich auch privat jahrelang kein Bild mehr gezeichnet. Ich vermute mal, die extreme Reaktion liegt aber eher an mir als an der Schule. Ich hab ein paar solcher Sachen gebracht in der Schulzeit, wenn auch sonst nicht in Bezug auf kreative Betätigungen. ;)
Irgendwann ab 16 oder so habe ich dann noch mal den ein oder anderen Anlauf unternommen, wieder was mehr mit Bildern zu machen. Aber irgendwie war der Rückstand zu groß und die Zeit zum üben nicht da, als dass ich noch was Sinnvolles zustande gebracht hätte. Irgendwie schade, denn eigentlich bin ich ein visueller Mensch und es gäbe durchaus einiges, was ich inzwischen gerne zeichnen würde, wenn ich denn könnte ... Illustrierte Bücher oder Comics machen, das wär's ja ;)
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#44 Joe Chip

Joe Chip

    The Saint

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Geschrieben 26 November 2010 - 22:51

Welchen Einfluß hatte die Schule bei euch gehabt?
Hat sie eure Kreativität gefördert?
Wie hat sie die Beziehung zur Literatur beeinflußt?


mich leider nicht (abgesehen von einem Schulfreund mit dem ich mich über Bücher austauschte)

zB: ich als Max Frisch Fan (er ist der Beste für mich) habe kein Vertsändnis warum man den Homo Faber zu lesen bekommt, wenn es doch bessere gibt vom Meister
an anderer Stelle (keine Ahnung mehr wo) äusserte jemand den Verdacht, dass sich die Lehrherren/frauen die guten Sachen zurückhalten

Schreibwerkstatt: ich nahm mal an einer Teil (Uschi Zietsch, Andreas Findig, Leo Lukas) und habe in den Tagen sehr viel übers Schreiben mitbekommen - und empfehle dies jedem Anfänger wenn echtes Interesse besteht

nebenbei: ich war vor ein paar Tagen bei einer Lesung und hörte da Georg Elterlein "Der Hungerkünstler"
SEHR GUT - der schreibt spitze - ich war ganz weg. weil ich damit nicht gerechnet hatte
nach einem Gespräch mit dem Autor erfuhr ich dass es sein Erstlingswerk ist bis auf einige Erzählungen zuvor
dh. manche habens auch im Blut (oder die meisten?) und ich denke dass man sein Talent ausbauen kann - aber wenn mans net hat hilft auch die Schreibwerkstatt nichts

beste Grüsse
Joe
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'Große Autoren für große Leser'

#45 erik schreiber

erik schreiber

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Geschrieben 26 November 2010 - 23:17

die frage die ich mir stelle ist doch eher, ab wann darf man sich denn autor nennen? ab dem augenblick, als man das erste fanzine mit geschichten beglückte? time-gladiator zum beispiel, damals noch spiritus-umdruck. oder als man sein erstes eigenens fanzine auf den weg brachte etwa lands of dark shadows? oder mit der ersten kurzgeschichte oder dem ersten roman früchte voll bitterkeit? wie man schriftsteller wird weiss ich nicht. ich mag das geschriebene wort und wenn dann hinter diesem noch ein wenig zum nachdenken übrig bleibt bin ich gern dabei. ich habe mit kurzgeschichten angefangen und wenn ich die ersten heute lese ist mir klar, dass es ein langer weg war, von der ersten geschichte bis heute. und wie die meisten, die hier schreiben, habe ich mir alles selbst beigebracht. vor allem indem ich viel gelesen habe. aber das merkt man auch. es kommt immer darauf an, was man liest und welches vorbild man zur zeit hat. denn die vorbilder können durchaus wechseln. ich hatte ein lange zeit den cyberpunk für das non plus ultra gehalten. heute lese ich lieber space opera. und mit schreibkursen war damals nichts zu haben. heute kennen ich den kurs, den klaus n. frick hält und einen in nürnberg. aber bislang hatte ich nicht die zeit, daran teilzunehmen. was bleibt ist, eine geschichte so zu schreiben, dass der leser daran seine freude hat. und die hoffnung, dass es zutrifft.
Phantasie ist die beste Waffe gegen die Wirklichkeit
  • (Buch) gerade am lesen:Around the world in 80 sf-stories Kurzgeschichten lesen, sammeln, auswählen
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#46 lapismont

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Geschrieben 27 November 2010 - 01:01

die frage die ich mir stelle ist doch eher, ab wann darf man sich denn autor nennen? ab dem augenblick, als man das erste fanzine mit geschichten beglückte? time-gladiator zum beispiel, damals noch spiritus-umdruck. oder als man sein erstes eigenens fanzine auf den weg brachte etwa lands of dark shadows? oder mit der ersten kurzgeschichte oder dem ersten roman früchte voll bitterkeit?
wie man schriftsteller wird weiss ich nicht. ich mag das geschriebene wort und wenn dann hinter diesem noch ein wenig zum nachdenken übrig bleibt bin ich gern dabei.
ich habe mit kurzgeschichten angefangen und wenn ich die ersten heute lese ist mir klar, dass es ein langer weg war, von der ersten geschichte bis heute. und wie die meisten, die hier schreiben, habe ich mir alles selbst beigebracht. vor allem indem ich viel gelesen habe. aber das merkt man auch. es kommt immer darauf an, was man liest und welches vorbild man zur zeit hat. denn die vorbilder können durchaus wechseln. ich hatte ein lange zeit den cyberpunk für das non plus ultra gehalten. heute lese ich lieber space opera.
und mit schreibkursen war damals nichts zu haben. heute kennen ich den kurs, den klaus n. frick hält und einen in nürnberg. aber bislang hatte ich nicht die zeit, daran teilzunehmen.
was bleibt ist, eine geschichte so zu schreiben, dass der leser daran seine freude hat. und die hoffnung, dass es zutrifft.


Na, Deine Lichtbringer-Story fand ich sehr gut. Sie war sogar länger als viele Rezis
:lol:
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
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#47 heschu

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Geschrieben 27 November 2010 - 09:22

Hallo, gelesen habe ich immer gern, mit dem Schreiben habe ich erst später angefangen. Wie alle meine Kollegen bin ich damals arbeitslos geworden. Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Da ist bei mir irgendwie der Knoten geplatzt und ich habe meine erste alltägliche Kurzgeschichte weggeschickt. Damals war ich noch unsicher und sehr verletzlich in Bezug auf meine Schreiberei gewesen. Die Kurzgeschichte wurde bei einem größeren Magazin genommen. Der Redakteur meinte auch später noch, dass sie gut gewesen sei. Dann hatte ich wieder Arbeit und ich habe nebenbei alles geschrieben, Kurzgeschichten, Krimis, Erzählungen, Rezensionen, Märchen, Artikel u.a. Auch oft SF- oder phantastische Geschichten. Ich habe immer versucht, meine Werke zu streuen. Hier im Forum sind sicher jede Menge Redakteure, für die ich bereits etwas verfasst habe. Meinen Gruß an alle. :) Jetzt ist mein Hörspiel „Der Schweif des Diabolus“ aktuell, das am 6.12.10 erscheint. Das nächste ist fast fertig und die Idee für ein weiteres nimmt bereits Gestalt in meinem Kopf an. So kann es eben auch laufen... Viele Grüße heschu

Carpe diem!

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#48 Konrad

Konrad

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Geschrieben 27 November 2010 - 10:11

Jetzt ist mein Hörspiel „Der Schweif des Diabolus“ aktuell, das am 6.12.10 erscheint.

Herzlichen Glückwunsch, ich drücke dir die Daumen. :)

Da ist bei mir irgendwie der Knoten geplatzt und ich habe meine erste alltägliche Kurzgeschichte weggeschickt.

Auch wenn Gerd mich jetzt verfluchen wird ;) , wie hast du deine Scheu damals überwunden?

#49 ArnoE

ArnoE

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Geschrieben 27 November 2010 - 10:16

Hallo Christian, Hallo Arno,

also ehrlich gesagt, ich will mir auch ein Seminar gönnen, wobei ich auf meiner bisherigen Suche im Netz auch auf dubiose Spezies gestoßen bin.
"Der große Autor xxx zeigt ihnen..." Aber der große Autor hatte nicht ein Buch veröffentlicht, na sowas.

Könnt ihr büschen mehr zu Wolfenbüttel sagen?

Kennt jemand das Autorendock?


Hallo Vincent,

das Autorendoch kennen ich nicht.
Zu der Bundesakademie:

Wolfenbüttel bietet eine angenehme Atmosphäre rund um das Schreiben. Es sind nicht nur die Seminarleiter (In meinem Fall waren es Klaus N Frick und Frank Borsch), sondern auch die Konzentration auf die Schreiberei, ab von jeglichem Alltag.
Es gab eine Menge Hintergrundwissen, auch vollkommen unabhängig vom Genre, und der Austausch mit anderen war wirklich erhellend.
Dazu gab es noch einen Menschen, der mir persönlich mit Lesetipps und gezielten Hinweisen, beim Schreiben von Kurzgeschichten weitergeholfen hat.
Dies ist Olaf Kutzmutz, der Leiter der Sparte Literatur in Wolfenbüttel, der auch die Seminare begleitet.
Ich dachte immer, dass ich ein belesener Mensch in allen Genres wäre, aber Olaf hat einen Erfahrungsschatz, den ich niemals erreichen werde.
Insbesondere seine Tipps zu lies mal das oder den oder die, haben mir geholfen und ich freue mich schon, weil ich im nächsten Jahr ein weiteres Seminar ergattert habe.

Ich kann es jedem nur ans Herz legen nach Wolfenbüttel zu fahren.

#50 heschu

heschu

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Geschrieben 27 November 2010 - 11:14

Herzlichen Glückwunsch, ich drücke dir die Daumen. :)

wie hast du deine Scheu damals überwunden?

Hallo Konrad,
ich danke dir für deine netten Wünsche! Scheu, das ist das richtige Wort. Wenn man schreibt, wird ja auch viel von einem selbst, Ansichten, Vorstellungen, Ideen preisgegeben. In dieser Zeit dachte ich, entweder ich überwinde meine Scheu oder ich gehe unter. Damals stand ich wohl irgendwie neben mir. ;)
SF wurde sowieso in meiner Umgebung abgelehnt. Also suchte ich mir Leute, mit denen ich mich austauschen konnte, trat einer Autorengruppe bei, um das Handwerkszeug zu lernen und führte sie später ein paar Jahre lang selbst. Und wir hatten Erfolg! Das wurde mir aber dann zuviel, ich gab die Gruppe wieder ab.

Viele Grüße
heschu

Carpe diem!

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#51 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 27 November 2010 - 11:59

Allerdings muß es doch so etwas wie eine "Handwerksschule für Schriftsteller" geben. Denn obwohl beim Schreiben viel Inspiration und Talent dabei ist, ist doch ebensoviel reines Handwerk dabei. Oder ?
Oder liege ich hier mit meiner zugegebenermaßen naiven Leser-Sicht absolut falsch ?

Eine "Handwerksschule für Schriftsteller" gibt es meines Wissens nur in Leipzig (Literaturinstitut) und Hildesheim. Das sind allerdings richtige mehrsemestrige Studiengänge. Die Einsicht, daß das Schreiben zu einem großen Teil Handwerk ist und deshalb erst erlernt werden muß, ist hierzulande - besonders unter Autoren - allerdings nicht besonders weit verbreitet. Jeder Herausgeber oder Lektor wird das bestätigen können ...

Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, mich an einem Schreibseminar zu beteiligen, aber die Aussicht, wegen mangelnder Produktivität ständig als Bummelletzter dazustehen, hat mich bislang davon abgehalten. :)

Gruß
Frank

#52 Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

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Geschrieben 27 November 2010 - 14:08

Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, mich an einem Schreibseminar zu beteiligen, aber die Aussicht, wegen mangelnder Produktivität ständig als Bummelletzter dazustehen, hat mich bislang davon abgehalten. :)

Also dazu kann ich dir sagen: mangelnde Produktivität wird dir garantiert nicht passieren, also zumindest habe ich es noch nie in einem Seminar erlebt. Bedingt durch die volle Konzentration aufs Schreiben, ohne Ablenkung von außen, arbeiten deine Gehirnzellen so auf Hochtouren, dass du innerhalb kürzester Zeit unglaublich viel und Gelungenes "zu Papier" bringst. Und sollte es dir tatsächlich passieren, dass dir nix einfällt, dann macht das auch nichts, es ist ja kein Wettbewerb. Aber wie gesagt - das hab ich noch nie erlebt. (Meistens kriegen die Teilnehmer gar nicht mehr genug vom Schreiben *g*)

Wolfenbüttel ist in jedem Fall zu empfehlen; dann gibt es das einwöchige Schreibcamp von Michael M. Thurner und Frank Borsch (nächstes Jahr sogar zwei Termine) Schreibcamp, und wer gern mal in kleiner Gruppe intensiv an sich arbeiten will, kann sich gern auf meiner Seite umschauen, ich biete einmal die Basis (das A-Z des Handwerks), und Workshops, deren Themen und Aufgaben ich individuell an den Teilnehmern festmache. Ich hab aber für nächstes Jahr noch keine Termine festgelegt, ähem. Schreibwerkstatt

Im - übrigens sehr informativen - "Handbuch für Autorinnen und Autoren" von Uschtrin sind alle wichtigen Adressen aufgeführt. Handbuch

#53 Lomax

Lomax

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Geschrieben 27 November 2010 - 14:30

Eine "Handwerksschule für Schriftsteller" gibt es meines Wissens nur in Leipzig (Literaturinstitut) und Hildesheim. Das sind allerdings richtige mehrsemestrige Studiengänge ...

... und passen eigentlich gar nicht, wenn man von "Handwerksschule" spricht, weil gerade Leipzig den Gedanken einer "Erwerbsarbeit schreiben" mit recht ideologischem Unterton ablehnt. Und ich denke mal, der Gedanke "arbeiten und verkaufen" gehört maßgeblich dazu, wenn man schreiben überhaupt als erlernbares Handwerk betrachtet und nicht nur als "Kunst".
Das Studium am Literaturinstitut bereitet hingegen eher darauf vor, sich mit "Akademieliteratur" in der subventionierten Welt der Literaturpreise und Literaturstipendien zu positionieren. Unterhaltungs- und Genreliteratur werden eher naserümpfend angesehen ... eine verpasste Chance also, würde ich im Falle von Leipzig sagen, und gar nicht geeignet als Ausbildung für markt- und leserorientierte Autoren.
Hildesheim soll praxisnäher sein. Aber da habe ich bisher wenig öffentliche und persönliche Zeugnisse von Bewerbern, Studenten und Absolventen gehört und kann das nicht wirklich einschätzen. Wobei man sich fragen kann, ob das geringere öffentliche Profil von Hildesheim nun eher ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist ... :)
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#54 Konrad

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Geschrieben 27 November 2010 - 15:43

Die Einsicht, daß das Schreiben zu einem großen Teil Handwerk ist und deshalb erst erlernt werden muß, ist hierzulande - besonders unter Autoren - allerdings nicht besonders weit verbreitet. Jeder Herausgeber oder Lektor wird das bestätigen können ...

Könnte das daran liegen, daß unsere Schulen den handwerklichen Teil von Literatur nicht richtig vermitteln?
Ich habe das Aufsatzschreiben gehaßt, hauptsächlich deshalb, weil wir über vorgegebene Themen schreiben mußten, die mich nicht die Bohne interessiert haben.
Die Ahndung von kleinen Fluchten mit "Thema verfehlt, 6" ist mir immer noch brennend heiß spürbar.
Den Sinn stiftenden Zusammenhang zwischen dem Mitteilungswunsch und der notwendigen Form habe ich erst sehr spät begriffen, und da war meine emotionale Ablehnungshaltung schon ziemlich verfestigt. :)

Bearbeitet von Konrad, 27 November 2010 - 17:10.


#55 Beverly

Beverly

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Geschrieben 27 November 2010 - 20:28

die frage die ich mir stelle ist doch eher, ab wann darf man sich denn autor nennen?


Da gibt es verschiedene Kriterien.

1. Lesbare Texte

Die von einem Schriftsteller verfassten Texte sollten den für sein kulturelles Umfeld und sein Genre geltenden sprachlichen und inhaltlichen Konventionen entsprechen. Der Leser sollte verstehen, was der Autor schreibt.
Nur gibt es da Erscheinungen wie "Dada" oder "Nonsense", bei denen Autoren geradezu Wert darauf legen, mit bestehenden Konventionen zu brechen und vom Leser nicht verstanden zu werden.

2. Leser für die Texte

Man sollte meinen, dass ein Autor bestrebt ist, dass andere Menschen seine Texte lesen.
Allerdings kenne ich von Franz Kafka, dass er verfügt haben soll, seine Texte zu vernichten und Dinge wie die "Verwandlung" somit gegen den Willen des Autors ihre Leser gefunden haben.

3. Einen Verlag

Erst der Verlag macht einen Schriftsteller zum Schriftsteller, weil da seine Texte professionell aufbereitet und via Druch und Buchhandlung den Menschen zugänglich gemacht werden.
Nur gibt es sowohl bei Lesern wie Autoren oft harsche Kritik an den Verlagen und wir wirklich schreiben will, tut was nicht auf Geheiß eines Verlages, sondern weil er etwas mitzuteilen hat. Der Verlag ist für einen Autor Mittel der Veröffentlichung. Hat er keinen Verlag, sucht er nach anderen Mitteln und Wegen, um andere Menschen seine Texte lesen zu lassen. Damit sind wir bei

4. Veröffentlichung

Erst veröffentlichte Texte machen einen Autor zum Autor ...
... nur hat gestern der diesjährige Träger des Büchner-Preises gesagt, dass seine Texte in der DDR lange Zeit in der Schublade lagen. Die staatskonformen Verlage wollten seine Bücher nicht veröffentlichen. In einem System, dass selbst in Fotokopierern gefährliche und subversive Dinge sah, gab es auch keine anderen Möglichkeiten der Veröffentlichung.

5. Ein Autor muss vom Schreiben leben

Scheint selbsterklärend zu sein, nur sind dazu viele, vielleicht sogar die meisten Autoren nicht in der Lage.

6. Zuspruch des Publikums

Es hat etwas für sich, davon auszugehen, dass eine gewisse Resonsnz und Zuspruch aus der Leserschaft darüber entscheiden, ob jemand zum Autor taugt. Sie erlaubt aber allenfalls folgenden Schluss: Wenn eine bestimmte Anzahl von Menschen die Texte eines Menschen gelesen und verstanden hat, ist der ein Schriftsteller. Diese Anzahl würde ich aber sehr niedrig ansetzen, so zwischen einigen Hundert und 10 000.
Alles darüber hinaus ist irrelevant, weil zu den "Bestsellern" der Weltgeschichte z. B. die "Bibel" des Massenmörders Mao gehört.

7. Verbleib im kollektiven Gedächtnis

Heute gelten Autoren als Klassiker, die zu Lebzeiten ignoriert oder schlecht behandelt wurden. Zu Goethes Zeiten war nicht er "hip", sondern ein heute längst vergessener Autor hatte die hohen Auflagen und aus Goethe konnte nur Schriftsteller sein, weil er die Protektion des Herzogs von Weimar hatte.
Konsequent zu Ende gedacht, führt diese Logik allerdings dazu, als Autor auf seine Mitmenschen zu sch... und seine Werke erst nach dem Ableben zur Veröffentlichung frei zu geben.

#56 Joe Chip

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Geschrieben 27 November 2010 - 21:19

Könnte das daran liegen, daß unsere Schulen den handwerklichen Teil von Literatur nicht richtig vermitteln?
Ich habe das Aufsatzschreiben gehaßt, hauptsächlich deshalb, weil wir über vorgegebene Themen schreiben mußten, die mich nicht die Bohne interessiert haben.
Die Ahndung von kleinen Fluchten mit "Thema verfehlt, 6" ist mir immer noch brennend heiß spürbar.
Den Sinn stiftenden Zusammenhang zwischen dem Mitteilungswunsch und der notwendigen Form habe ich erst sehr spät begriffen, und da war meine emotionale Ablehnungshaltung schon ziemlich verfestigt. ;)


ja

es wird nur ein Thema vorgegeben
aber von Spannungsaufbau und Struktur des Ganzen, war in meinem Fall NIE die Rede

-

weils angesprochen wurde nach einem Beitrag von Heschu und weil auch Frank (W.H.) hier mit im Boot ist passt es gut:

ich bin kein Bradbury Fan (sicher net [mit Ausnahme 451 und ein paar Sachen]) aber sein Buch -
Zen oder die Kunst des Schreibens - lege ich Euch ans Herz

es behandelt das Thema nicht aufgeben, weitermachen und besser werden

LG Joe
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#57 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 28 November 2010 - 01:14

ich bin kein Bradbury Fan


Das bringt mich nun ein bisschen davon ab, mir mal Bücher des Septime Verlags zuzulegen....

Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#58 Konrad

Konrad

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Geschrieben 28 November 2010 - 08:03

Das bringt mich nun ein bisschen davon ab, mir mal Bücher des Septime Verlags zuzulegen....

Wiesodatdenn?
Nee nee, völlig verkehrte Reaktion.
Überzeuge lieber Joe davon, daß Bradbury ein toller Autor ist, aber bitte in einem anderen Thread oder per PM...

#59 fictionality

fictionality

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Geschrieben 28 November 2010 - 08:20

@ "Ab wann ist man Autor" ... Autor ist man wenn man Literatur schreibt. Punkt. Dann gibt es noch weitere Kategorien wie "veröffentlichter Autor" oder "Buchautor" oder "Romanautor". Schon den Begriff Autor mit Normen zu unterlegen halte ich nicht für sinnvoll, da auf diese Weise viele Leute demotiviert werden überhaupt erst mit dem Schreiben anzufangen.

#60 Konrad

Konrad

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Geschrieben 28 November 2010 - 08:40

Autor ist man wenn man Literatur schreibt. Punkt.

Um mit Beverly gleich zu ziehen, muß du nun aber noch den Begriff Literatur zerfleddern. ;)


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