Bearbeitet von Christian Günther, 26 November 2010 - 17:31.
Werdegang eines SF-Autors
#31
Geschrieben 26 November 2010 - 17:30
#32
Geschrieben 26 November 2010 - 17:39
Nun ja, ich habe mit einem abgeschlossenen Germanistikstudium, ein paar Jahren Arbeit als Zeitschriftenredakteur und der Tätigkeit als Lektor im Fachbuchbereich (Sybex Verlag) und in der Belletristik (Bastei Lübe) unter fachgerechter Heranführung und Einarbeitung durch erfahrene Kollegen vermutlich das Vollprogramm möglicher "Ausbildung" genossen.Donnerwetter, alles Autodidakte!
Habt ihr keine Kurse oder Seminare besucht?
Ob mir das beim Schreiben geholfen hat, ist schlecht zu sagen. In gewisser Hinsicht sicher - irgendwas nimmt man ja immer mit. Aber den Vorteil einer breiten formalen Ausbildung in der Textarbeit und in den Möglichkeiten von Literatur halte ich vor allem dann für vorteilhaft, wenn man in den Texten anderer Leute Leute herumpfuschen und denen gerecht werden will.
Für einen Autor reicht es im Prinzip ja, wenn er eine Masche gefunden hat, die funktioniert.
Was das schreiben betrifft, denke ich, dass man das am besten noch durch möglichst breites Lesen und eben durch Schreiben lernt. Systematische "Schulungen" und fachkundige "Lehrer" können den Prozess mitunter beschleunigen ... wie gesagt, meinen ersten Roman habe ich ja gleich meinem damaligen Literaturlehrer in die Hand gedrückt, und das Ergebnis war dann auch sehr erhellend. Aber meine erste Frage an Autoren wäre nicht, was für Kurse und Seminare sie besucht haben, sondern was für Bücher sie gelesen haben. Mir gruselt es immer vor Leuten, die sagen, sie lesen ja selbst nicht so gerne, möchten aber Autor werden. So was gibt's echt, ich kann es immer noch nicht glauben.
#33
Geschrieben 26 November 2010 - 17:51
Weil es Freunde und Bekannte sind, ist deren Einschätzung meist, nunja, höflich. Sonst wären ja es möglicherweise keine Freunde und Bekannte mehr.
Hast recht, aber man traut sich schon eher was an Verlage zu schicken wenn Freunde sagen dass es gut ist, auch wenn es "nur" Freunde sind.
Neue Sciencefiction: www.svenklöpping.de
Mein Verlag: www.sternwerk.pmachinery.de
#34
Geschrieben 26 November 2010 - 17:57
Donnerwetter, alles Autodidakte!
Habt ihr keine Kurse oder Seminare besucht?
Ich könnte mir vorstellen, daß es eine ganze Zeit dauert, bis man sich dazu durchringen kann, eine erste Arbeit an einen Verleger zu schicken.
Wie sieht man die Notwendigkeit der vorherigen Professionalisierung?
Oder ist man da noch in einem Alter, wo man sich in der Gnade der "Selbstzweifelosigkeit" befindet?
Obwohl ich schon in den 1990ern einige Geschichten geschrieben habe, die auf positive Resonanz gestoßen sind, glaube ich heute, dass ich mich lange Zeit überschätzt habe und von den Anfängen mehr als ein Jahrzehnt brauchte, um von einer inspirierten zu einer professionellen Schriftstellerin zu werden. Seminare und Kurse oder auch Schreibgruppen empfand ich da nie als hilfreich. Wichtiger war das Feedback von Leuten, denen ich die Maunskripte von Geschichten zum Lesen gab und seit einigen Jahren auch die (überwiegend positive) Resonanz im Internet.
#35
Geschrieben 26 November 2010 - 18:40
#36 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 26 November 2010 - 18:52
Bearbeitet von Frank W. Haubold, 27 November 2010 - 11:46.
#37
Geschrieben 26 November 2010 - 19:41
Bearbeitet von ArnoE, 26 November 2010 - 19:42.
#38
Geschrieben 26 November 2010 - 19:49
So ein Zufall. Ich hatte das völlig vergessen, aber ich habe auch im zarten Alter von 4-5 ein Comic-Heft mit einer Geschichte über unseren Cocker gezeichnet, der in einen Hühnerstall geraten war.Meine ersten Geschichten habe ich mit vier Jahren "geschrieben". Ich zeichnete - inspiriert von Helmuth Schmidt - eine Abenteuergeschichte über einen Mann mit einem karierten Hut. Direkt im Anschluss begann ich ein größeres Werk über einen Cockerspaniel, den ich Tomtka nannte. ...
Dann kam die Schule...
Welchen Einfluß hatte die Schule bei euch gehabt?
Hat sie eure Kreativität gefördert?
Wie hat sie die Beziehung zur Literatur beeinflußt?
#39
Geschrieben 26 November 2010 - 22:14
#40
Geschrieben 26 November 2010 - 22:20
#41
Geschrieben 26 November 2010 - 22:28
#42
Geschrieben 26 November 2010 - 22:42
#43
Geschrieben 26 November 2010 - 22:50
Lustigerweise hat die Schule bei mir in Bezug auf Literatur kaum etwas bewirkt - abgesehen natürlich von den Texten und Schriftstellern, mit denen man zwangsweise im Deutschunterricht in Berührung kam. Aber ich kann nicht behaupten, dass das meinen kreativen Impuls geprägt oder gebremst hätte. Der Literaturkurs in der Oberstufe war interessant, aber zu dem Zeitpunkt war ich schon auf dem Weg, und so viel hat man da auch nicht gemacht.Welchen Einfluß hatte die Schule bei euch gehabt?
Hat sie eure Kreativität gefördert?
Wie hat sie die Beziehung zur Literatur beeinflußt?
Dafür hatte die Schule einen sehr deutlichen Impakt auf meine andere künstlerische Betätigung, das zeichnen. Als Kind habe ich noch recht normal gezeichnet und gemalt, am liebsten Belagerungsszenen mit Burgen. Aus der Grundschulzeit hab ich noch einige Blöcke mit meinen privaten Zeichnungen.
Und dann kamen die ersten Kunststunden am Gymnasium, perspektivisches Zeichnen. Man sollte irgendwelche vorgegebenen Dinge zeichnen, zweckfreie Blöcke oder reduzierte Straßen. Das machte mir keinen Spaß. Als ich etwas anderes zeichnen wollte, durfte ich das nicht. Von dem Augenblick an habe ich auch privat jahrelang kein Bild mehr gezeichnet. Ich vermute mal, die extreme Reaktion liegt aber eher an mir als an der Schule. Ich hab ein paar solcher Sachen gebracht in der Schulzeit, wenn auch sonst nicht in Bezug auf kreative Betätigungen.
Irgendwann ab 16 oder so habe ich dann noch mal den ein oder anderen Anlauf unternommen, wieder was mehr mit Bildern zu machen. Aber irgendwie war der Rückstand zu groß und die Zeit zum üben nicht da, als dass ich noch was Sinnvolles zustande gebracht hätte. Irgendwie schade, denn eigentlich bin ich ein visueller Mensch und es gäbe durchaus einiges, was ich inzwischen gerne zeichnen würde, wenn ich denn könnte ... Illustrierte Bücher oder Comics machen, das wär's ja
#44
Geschrieben 26 November 2010 - 22:51
Welchen Einfluß hatte die Schule bei euch gehabt?
Hat sie eure Kreativität gefördert?
Wie hat sie die Beziehung zur Literatur beeinflußt?
mich leider nicht (abgesehen von einem Schulfreund mit dem ich mich über Bücher austauschte)
zB: ich als Max Frisch Fan (er ist der Beste für mich) habe kein Vertsändnis warum man den Homo Faber zu lesen bekommt, wenn es doch bessere gibt vom Meister
an anderer Stelle (keine Ahnung mehr wo) äusserte jemand den Verdacht, dass sich die Lehrherren/frauen die guten Sachen zurückhalten
Schreibwerkstatt: ich nahm mal an einer Teil (Uschi Zietsch, Andreas Findig, Leo Lukas) und habe in den Tagen sehr viel übers Schreiben mitbekommen - und empfehle dies jedem Anfänger wenn echtes Interesse besteht
nebenbei: ich war vor ein paar Tagen bei einer Lesung und hörte da Georg Elterlein "Der Hungerkünstler"
SEHR GUT - der schreibt spitze - ich war ganz weg. weil ich damit nicht gerechnet hatte
nach einem Gespräch mit dem Autor erfuhr ich dass es sein Erstlingswerk ist bis auf einige Erzählungen zuvor
dh. manche habens auch im Blut (oder die meisten?) und ich denke dass man sein Talent ausbauen kann - aber wenn mans net hat hilft auch die Schreibwerkstatt nichts
beste Grüsse
Joe
#45
Geschrieben 26 November 2010 - 23:17
- • (Buch) gerade am lesen:Around the world in 80 sf-stories Kurzgeschichten lesen, sammeln, auswählen
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#46
Geschrieben 27 November 2010 - 01:01
die frage die ich mir stelle ist doch eher, ab wann darf man sich denn autor nennen? ab dem augenblick, als man das erste fanzine mit geschichten beglückte? time-gladiator zum beispiel, damals noch spiritus-umdruck. oder als man sein erstes eigenens fanzine auf den weg brachte etwa lands of dark shadows? oder mit der ersten kurzgeschichte oder dem ersten roman früchte voll bitterkeit?
wie man schriftsteller wird weiss ich nicht. ich mag das geschriebene wort und wenn dann hinter diesem noch ein wenig zum nachdenken übrig bleibt bin ich gern dabei.
ich habe mit kurzgeschichten angefangen und wenn ich die ersten heute lese ist mir klar, dass es ein langer weg war, von der ersten geschichte bis heute. und wie die meisten, die hier schreiben, habe ich mir alles selbst beigebracht. vor allem indem ich viel gelesen habe. aber das merkt man auch. es kommt immer darauf an, was man liest und welches vorbild man zur zeit hat. denn die vorbilder können durchaus wechseln. ich hatte ein lange zeit den cyberpunk für das non plus ultra gehalten. heute lese ich lieber space opera.
und mit schreibkursen war damals nichts zu haben. heute kennen ich den kurs, den klaus n. frick hält und einen in nürnberg. aber bislang hatte ich nicht die zeit, daran teilzunehmen.
was bleibt ist, eine geschichte so zu schreiben, dass der leser daran seine freude hat. und die hoffnung, dass es zutrifft.
Na, Deine Lichtbringer-Story fand ich sehr gut. Sie war sogar länger als viele Rezis
- • (Buch) gerade am lesen: Alain Damasio – Die Flüchtigen
#47
Geschrieben 27 November 2010 - 09:22
Carpe diem!
- • (Buch) gerade am lesen:Alles, was mich interessiert ...
#48
Geschrieben 27 November 2010 - 10:11
Herzlichen Glückwunsch, ich drücke dir die Daumen.Jetzt ist mein Hörspiel „Der Schweif des Diabolus“ aktuell, das am 6.12.10 erscheint.
Auch wenn Gerd mich jetzt verfluchen wird , wie hast du deine Scheu damals überwunden?Da ist bei mir irgendwie der Knoten geplatzt und ich habe meine erste alltägliche Kurzgeschichte weggeschickt.
#49
Geschrieben 27 November 2010 - 10:16
Hallo Christian, Hallo Arno,
also ehrlich gesagt, ich will mir auch ein Seminar gönnen, wobei ich auf meiner bisherigen Suche im Netz auch auf dubiose Spezies gestoßen bin.
"Der große Autor xxx zeigt ihnen..." Aber der große Autor hatte nicht ein Buch veröffentlicht, na sowas.
Könnt ihr büschen mehr zu Wolfenbüttel sagen?
Kennt jemand das Autorendock?
Hallo Vincent,
das Autorendoch kennen ich nicht.
Zu der Bundesakademie:
Wolfenbüttel bietet eine angenehme Atmosphäre rund um das Schreiben. Es sind nicht nur die Seminarleiter (In meinem Fall waren es Klaus N Frick und Frank Borsch), sondern auch die Konzentration auf die Schreiberei, ab von jeglichem Alltag.
Es gab eine Menge Hintergrundwissen, auch vollkommen unabhängig vom Genre, und der Austausch mit anderen war wirklich erhellend.
Dazu gab es noch einen Menschen, der mir persönlich mit Lesetipps und gezielten Hinweisen, beim Schreiben von Kurzgeschichten weitergeholfen hat.
Dies ist Olaf Kutzmutz, der Leiter der Sparte Literatur in Wolfenbüttel, der auch die Seminare begleitet.
Ich dachte immer, dass ich ein belesener Mensch in allen Genres wäre, aber Olaf hat einen Erfahrungsschatz, den ich niemals erreichen werde.
Insbesondere seine Tipps zu lies mal das oder den oder die, haben mir geholfen und ich freue mich schon, weil ich im nächsten Jahr ein weiteres Seminar ergattert habe.
Ich kann es jedem nur ans Herz legen nach Wolfenbüttel zu fahren.
#50
Geschrieben 27 November 2010 - 11:14
Hallo Konrad,Herzlichen Glückwunsch, ich drücke dir die Daumen.
wie hast du deine Scheu damals überwunden?
ich danke dir für deine netten Wünsche! Scheu, das ist das richtige Wort. Wenn man schreibt, wird ja auch viel von einem selbst, Ansichten, Vorstellungen, Ideen preisgegeben. In dieser Zeit dachte ich, entweder ich überwinde meine Scheu oder ich gehe unter. Damals stand ich wohl irgendwie neben mir.
SF wurde sowieso in meiner Umgebung abgelehnt. Also suchte ich mir Leute, mit denen ich mich austauschen konnte, trat einer Autorengruppe bei, um das Handwerkszeug zu lernen und führte sie später ein paar Jahre lang selbst. Und wir hatten Erfolg! Das wurde mir aber dann zuviel, ich gab die Gruppe wieder ab.
Viele Grüße
heschu
Carpe diem!
- • (Buch) gerade am lesen:Alles, was mich interessiert ...
#51 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 27 November 2010 - 11:59
Eine "Handwerksschule für Schriftsteller" gibt es meines Wissens nur in Leipzig (Literaturinstitut) und Hildesheim. Das sind allerdings richtige mehrsemestrige Studiengänge. Die Einsicht, daß das Schreiben zu einem großen Teil Handwerk ist und deshalb erst erlernt werden muß, ist hierzulande - besonders unter Autoren - allerdings nicht besonders weit verbreitet. Jeder Herausgeber oder Lektor wird das bestätigen können ...Allerdings muß es doch so etwas wie eine "Handwerksschule für Schriftsteller" geben. Denn obwohl beim Schreiben viel Inspiration und Talent dabei ist, ist doch ebensoviel reines Handwerk dabei. Oder ?
Oder liege ich hier mit meiner zugegebenermaßen naiven Leser-Sicht absolut falsch ?
Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, mich an einem Schreibseminar zu beteiligen, aber die Aussicht, wegen mangelnder Produktivität ständig als Bummelletzter dazustehen, hat mich bislang davon abgehalten.
Gruß
Frank
#52
Geschrieben 27 November 2010 - 14:08
Also dazu kann ich dir sagen: mangelnde Produktivität wird dir garantiert nicht passieren, also zumindest habe ich es noch nie in einem Seminar erlebt. Bedingt durch die volle Konzentration aufs Schreiben, ohne Ablenkung von außen, arbeiten deine Gehirnzellen so auf Hochtouren, dass du innerhalb kürzester Zeit unglaublich viel und Gelungenes "zu Papier" bringst. Und sollte es dir tatsächlich passieren, dass dir nix einfällt, dann macht das auch nichts, es ist ja kein Wettbewerb. Aber wie gesagt - das hab ich noch nie erlebt. (Meistens kriegen die Teilnehmer gar nicht mehr genug vom Schreiben *g*)Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, mich an einem Schreibseminar zu beteiligen, aber die Aussicht, wegen mangelnder Produktivität ständig als Bummelletzter dazustehen, hat mich bislang davon abgehalten.
Wolfenbüttel ist in jedem Fall zu empfehlen; dann gibt es das einwöchige Schreibcamp von Michael M. Thurner und Frank Borsch (nächstes Jahr sogar zwei Termine) Schreibcamp, und wer gern mal in kleiner Gruppe intensiv an sich arbeiten will, kann sich gern auf meiner Seite umschauen, ich biete einmal die Basis (das A-Z des Handwerks), und Workshops, deren Themen und Aufgaben ich individuell an den Teilnehmern festmache. Ich hab aber für nächstes Jahr noch keine Termine festgelegt, ähem. Schreibwerkstatt
Im - übrigens sehr informativen - "Handbuch für Autorinnen und Autoren" von Uschtrin sind alle wichtigen Adressen aufgeführt. Handbuch
#53
Geschrieben 27 November 2010 - 14:30
... und passen eigentlich gar nicht, wenn man von "Handwerksschule" spricht, weil gerade Leipzig den Gedanken einer "Erwerbsarbeit schreiben" mit recht ideologischem Unterton ablehnt. Und ich denke mal, der Gedanke "arbeiten und verkaufen" gehört maßgeblich dazu, wenn man schreiben überhaupt als erlernbares Handwerk betrachtet und nicht nur als "Kunst".Eine "Handwerksschule für Schriftsteller" gibt es meines Wissens nur in Leipzig (Literaturinstitut) und Hildesheim. Das sind allerdings richtige mehrsemestrige Studiengänge ...
Das Studium am Literaturinstitut bereitet hingegen eher darauf vor, sich mit "Akademieliteratur" in der subventionierten Welt der Literaturpreise und Literaturstipendien zu positionieren. Unterhaltungs- und Genreliteratur werden eher naserümpfend angesehen ... eine verpasste Chance also, würde ich im Falle von Leipzig sagen, und gar nicht geeignet als Ausbildung für markt- und leserorientierte Autoren.
Hildesheim soll praxisnäher sein. Aber da habe ich bisher wenig öffentliche und persönliche Zeugnisse von Bewerbern, Studenten und Absolventen gehört und kann das nicht wirklich einschätzen. Wobei man sich fragen kann, ob das geringere öffentliche Profil von Hildesheim nun eher ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist ...
#54
Geschrieben 27 November 2010 - 15:43
Könnte das daran liegen, daß unsere Schulen den handwerklichen Teil von Literatur nicht richtig vermitteln?Die Einsicht, daß das Schreiben zu einem großen Teil Handwerk ist und deshalb erst erlernt werden muß, ist hierzulande - besonders unter Autoren - allerdings nicht besonders weit verbreitet. Jeder Herausgeber oder Lektor wird das bestätigen können ...
Ich habe das Aufsatzschreiben gehaßt, hauptsächlich deshalb, weil wir über vorgegebene Themen schreiben mußten, die mich nicht die Bohne interessiert haben.
Die Ahndung von kleinen Fluchten mit "Thema verfehlt, 6" ist mir immer noch brennend heiß spürbar.
Den Sinn stiftenden Zusammenhang zwischen dem Mitteilungswunsch und der notwendigen Form habe ich erst sehr spät begriffen, und da war meine emotionale Ablehnungshaltung schon ziemlich verfestigt.
Bearbeitet von Konrad, 27 November 2010 - 17:10.
#55
Geschrieben 27 November 2010 - 20:28
die frage die ich mir stelle ist doch eher, ab wann darf man sich denn autor nennen?
Da gibt es verschiedene Kriterien.
1. Lesbare Texte
Die von einem Schriftsteller verfassten Texte sollten den für sein kulturelles Umfeld und sein Genre geltenden sprachlichen und inhaltlichen Konventionen entsprechen. Der Leser sollte verstehen, was der Autor schreibt.
Nur gibt es da Erscheinungen wie "Dada" oder "Nonsense", bei denen Autoren geradezu Wert darauf legen, mit bestehenden Konventionen zu brechen und vom Leser nicht verstanden zu werden.
2. Leser für die Texte
Man sollte meinen, dass ein Autor bestrebt ist, dass andere Menschen seine Texte lesen.
Allerdings kenne ich von Franz Kafka, dass er verfügt haben soll, seine Texte zu vernichten und Dinge wie die "Verwandlung" somit gegen den Willen des Autors ihre Leser gefunden haben.
3. Einen Verlag
Erst der Verlag macht einen Schriftsteller zum Schriftsteller, weil da seine Texte professionell aufbereitet und via Druch und Buchhandlung den Menschen zugänglich gemacht werden.
Nur gibt es sowohl bei Lesern wie Autoren oft harsche Kritik an den Verlagen und wir wirklich schreiben will, tut was nicht auf Geheiß eines Verlages, sondern weil er etwas mitzuteilen hat. Der Verlag ist für einen Autor Mittel der Veröffentlichung. Hat er keinen Verlag, sucht er nach anderen Mitteln und Wegen, um andere Menschen seine Texte lesen zu lassen. Damit sind wir bei
4. Veröffentlichung
Erst veröffentlichte Texte machen einen Autor zum Autor ...
... nur hat gestern der diesjährige Träger des Büchner-Preises gesagt, dass seine Texte in der DDR lange Zeit in der Schublade lagen. Die staatskonformen Verlage wollten seine Bücher nicht veröffentlichen. In einem System, dass selbst in Fotokopierern gefährliche und subversive Dinge sah, gab es auch keine anderen Möglichkeiten der Veröffentlichung.
5. Ein Autor muss vom Schreiben leben
Scheint selbsterklärend zu sein, nur sind dazu viele, vielleicht sogar die meisten Autoren nicht in der Lage.
6. Zuspruch des Publikums
Es hat etwas für sich, davon auszugehen, dass eine gewisse Resonsnz und Zuspruch aus der Leserschaft darüber entscheiden, ob jemand zum Autor taugt. Sie erlaubt aber allenfalls folgenden Schluss: Wenn eine bestimmte Anzahl von Menschen die Texte eines Menschen gelesen und verstanden hat, ist der ein Schriftsteller. Diese Anzahl würde ich aber sehr niedrig ansetzen, so zwischen einigen Hundert und 10 000.
Alles darüber hinaus ist irrelevant, weil zu den "Bestsellern" der Weltgeschichte z. B. die "Bibel" des Massenmörders Mao gehört.
7. Verbleib im kollektiven Gedächtnis
Heute gelten Autoren als Klassiker, die zu Lebzeiten ignoriert oder schlecht behandelt wurden. Zu Goethes Zeiten war nicht er "hip", sondern ein heute längst vergessener Autor hatte die hohen Auflagen und aus Goethe konnte nur Schriftsteller sein, weil er die Protektion des Herzogs von Weimar hatte.
Konsequent zu Ende gedacht, führt diese Logik allerdings dazu, als Autor auf seine Mitmenschen zu sch... und seine Werke erst nach dem Ableben zur Veröffentlichung frei zu geben.
#56
Geschrieben 27 November 2010 - 21:19
Könnte das daran liegen, daß unsere Schulen den handwerklichen Teil von Literatur nicht richtig vermitteln?
Ich habe das Aufsatzschreiben gehaßt, hauptsächlich deshalb, weil wir über vorgegebene Themen schreiben mußten, die mich nicht die Bohne interessiert haben.
Die Ahndung von kleinen Fluchten mit "Thema verfehlt, 6" ist mir immer noch brennend heiß spürbar.
Den Sinn stiftenden Zusammenhang zwischen dem Mitteilungswunsch und der notwendigen Form habe ich erst sehr spät begriffen, und da war meine emotionale Ablehnungshaltung schon ziemlich verfestigt.
ja
es wird nur ein Thema vorgegeben
aber von Spannungsaufbau und Struktur des Ganzen, war in meinem Fall NIE die Rede
-
weils angesprochen wurde nach einem Beitrag von Heschu und weil auch Frank (W.H.) hier mit im Boot ist passt es gut:
ich bin kein Bradbury Fan (sicher net [mit Ausnahme 451 und ein paar Sachen]) aber sein Buch -
Zen oder die Kunst des Schreibens - lege ich Euch ans Herz
es behandelt das Thema nicht aufgeben, weitermachen und besser werden
LG Joe
#57
Geschrieben 28 November 2010 - 01:14
ich bin kein Bradbury Fan
Das bringt mich nun ein bisschen davon ab, mir mal Bücher des Septime Verlags zuzulegen....
Jaktusch
#58
Geschrieben 28 November 2010 - 08:03
Wiesodatdenn?Das bringt mich nun ein bisschen davon ab, mir mal Bücher des Septime Verlags zuzulegen....
Nee nee, völlig verkehrte Reaktion.
Überzeuge lieber Joe davon, daß Bradbury ein toller Autor ist, aber bitte in einem anderen Thread oder per PM...
#59
Geschrieben 28 November 2010 - 08:20
Neue Sciencefiction: www.svenklöpping.de
Mein Verlag: www.sternwerk.pmachinery.de
#60
Geschrieben 28 November 2010 - 08:40
Um mit Beverly gleich zu ziehen, muß du nun aber noch den Begriff Literatur zerfleddern.Autor ist man wenn man Literatur schreibt. Punkt.
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