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Karla Schmidt (Hrsg.) - Hinterland, Teil 1


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215 Antworten in diesem Thema

#151 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 11 Januar 2011 - 12:54

Hallo zusammen, hier nun: Der Saxophonist von Neukölln Ein schöner Kontrast von der kleinen Welt in Neuköllln zu den Sternen, die wie selbstverständlich quasi vor der Haustür liegen. Mit anderen Worten: So sieht Galaxisierung aus. Stünde der Text aber nicht in einem von David Bowie Songtexten inspiriertem Umfeld, wäre es mir zu viel DB. Nachtrag zu Erlösungsdeadline: Bei den Salvationisten fühlte ich mich wohltuend an Dicks Mercer erinnert ... Solche Sachen als Background finde ich großartig. Viele Grüße Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
  • • (Film) gerade gesehen: Umbrella Academy (finale Staffel)

#152 Heidrun

Heidrun

    Giganaut

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Geschrieben 11 Januar 2011 - 13:02

Es scheint, dass Zeitreisen nicht auf große Gegenliebe stoßen.

Das hängt wahrscheinlich mit der Zahl der SF-Storys zusammen, die man schon gelesen hat. Ich hänge dem Glauben an, daß jeder SF-Autor schon eine davon geschrieben hat (zwei gehen auf mich). Irgendwann kennt man jede Version davon. Vor einiger Zeit bin ich über eine gestolpert, die kam mir neu vor. Dann habe ich beim Erfassen meiner Bibliothek einen Blick in eine 20 Jahre alte Anthologie aus Rumänien geschaut, und da war sie - haargenau die gleiche Idee!
Also - ich mag den Rest der Story, hätte der Glühlampenmanufaktur aber eine bessere Umgebung gewünscht.

on idle
save the world
end idle

DAS finde ich Klasse, aber genau das kam irgendwie nicht rüber. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was daran jetzt der Leerlaufprozeß ist.

Erlösungsdeadline:
Ja, auch ich mag Geschichten mit sozialem Hintergrund. Ich frage mich immer, wie man welche ohne schreiben kann. Ich mag es auch, wenn die Dinge sehr konkret und anfaßbar beschrieben werden.
(und ich kenne einen 90jährigen, der vor vor 5 Jahren noch Abfahrtslauf gemacht hat. Jetzt sieht er zu schlecht. Die Regenrinne ist also okay.). Das ist der große Pluspunkt der Story und der Grund, warum ich sie mit - Vergnügen? Genuß? Wasauchimmer - gelesen habe. Vergnügen klingt komisch, wenn es um die Einsamkeit alter Leute im Heim geht. Es liest sich gut weg, und das halte ich für eine Tugend.
Bei der Stimmungsbrille habe ich mich auch gefragt, wozu sie nötig ist. Sehnsucht der Autorin nach einer liebgewordenen Figur? Das würde ich als Ausrede gelten lassen. Oder gibt es einen anderen Grund?
Was mich wirklich und bis aufs Blut ärgert, ist das Ende der Story. Die ganze Zeit über - einschließlich Überschrift - dreht sich alles um die Erlösungssekte. Und dann - nix. Das ist wie ein Krimi, in dem etwa zehn Verdächtige aufgebaut werden. Aber statt einer Auflösung besäuft sich der Kommissar am Ende und wird von der Straßenbahn überfahren. Geht das nur mir so oder haben andere auch erwartet, noch irgendwas über die Truppe zu erfahren?
Das kommt mir ein bißchen vor wie diese Feuilleton-Artikel mit Überschrift "Sex mit Fledermäusen", bei denen am Ende steht, das habe mit dem Text gar nichts zu tun, sei aber eine sooo schöne Überschrift. Im besten Fall endet es mit der antiken Statue eines Liebespaares, über der Fledemäuse durch den Abend taumeln. Als Leser guckt man verdutzt und ärgert sich, daß man drauf reingefallen ist.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#153 Jakob

Jakob

    Temponaut

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Geschrieben 11 Januar 2011 - 13:10

Was mich wirklich und bis aufs Blut ärgert, ist das Ende der Story. Die ganze Zeit über - einschließlich Überschrift - dreht sich alles um die Erlösungssekte. Und dann - nix. Das ist wie ein Krimi, in dem etwa zehn Verdächtige aufgebaut werden. Aber statt einer Auflösung besäuft sich der Kommissar am Ende und wird von der Straßenbahn überfahren. Geht das nur mir so oder haben andere auch erwartet, noch irgendwas über die Truppe zu erfahren?


Ich muss sagen, dass ich heilfroh war, dass die Sache gerade nicht aufgelöst wird. Für mich erzeugt das in einer so "realistischen" Geschichte einen starken zusätzlichen Realitätseffekt: dass es Sachen gibt, die das Leben der Protagonisten nachhaltig beeinflussen, die aber nicht in klassischer Ideen-SF-Manier in irgendeine Richtung aufgelöst (und damit abschließend bewertet) werden müssen. Wenn ich einen zeitgenössischen Roman lese, in dem die Scientology-Sekte eine zentrale Rolle für eine oder mehrere der Figuren spielt, würde ich schließlich auch nicht erwarten, dass Scientology am Ende verboten wird, sich auflöst, die Welt rettet oder sonst irgendwie zu einer finalen Bestimmung gelangt.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

Verlag das Beben
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Schlotzen & Kloben
Blog
  • (Buch) gerade am lesen:Zachary Jernigan, No Return/James Tiptree Jr., Zu einem Preis
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel R. Delany, Dunkle Reflexionen/Thomas Ziegler, Sardor - Der Flieger des Kaisers
  • • (Buch) Neuerwerbung: Julie Phillips, James Tiptree Jr. (Biographie)
  • • (Film) gerade gesehen: Oblivion
  • • (Film) als nächstes geplant: Star Trek Into Darkness
  • • (Film) Neuerwerbung: American Horror Story (Serie)

#154 methom

methom

    Teetrinkonaut

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Geschrieben 11 Januar 2011 - 19:58

On idle

Hallo Barbara,

vielen Dank für deine Kommentare zu unseren Kommentaren. Hier noch einige Kommentare dazu :aliensmile:

Es scheint, dass Zeitreisen nicht auf große Gegenliebe stoßen.


Wart mal ab, bis Uwe kommentiert :D

"On idle" kommt von der Computerei und bedeutet eine Operation, die ständig läuft, wenn der Rechner „Zeit“ dafür hat. Oft lässt man den Rechner da irgendwelche Hintergrundarbeit verrichten, Aufräumarbeiten†¦etc..
[...]
Andererseits könnte man das Wort "idle" auch ganz wörtlich als "Leerlauf" verstehen und z.b. auf die Situation des jungen Charly beziehen, der ein wenig durch die Welt treibt.

Bedeutung und Übersetzung waren mir schon klar, aber den Bezug zur Geschichte bekomme ich trotzdem noch nicht. Aber egal.

Die Entschlüsselung ist so eine Sache. Ich bemerkte bei meinen diversen Lesern aus Freundeskreis und Familie, dass die wenigsten das Zeitkonstrukt sofort verstanden haben. Ich ahnte schon beim Schreiben, dass es ein wenig kryptisch ist

Also, die Temporalmechanik fand ich nun wirklich nicht so komplex. Wie sagte schon der gute alte Doc Brown: "Du musst lernen, vierdimensional zu denken!"


Erlösungsdeadline

Was mich wirklich und bis aufs Blut ärgert, ist das Ende der Story. Die ganze Zeit über - einschließlich Überschrift - dreht sich alles um die Erlösungssekte. Und dann - nix.

Ja, vom Titel her hat man vielleicht etwas anderes erwartet. Aber ich finde, es wurde sehr schnell klar, dass es in der Geschichte eben nicht um die Salvationisten geht. Daher fand ich es auch nicht enttäuschend. Wahrscheinlich wäre jede tatsächliche Erklärung zu ihren Zielen und Ergebnissen viel enttäuschender gewesen. Trotzdem - wie schon geschrieben - bin ich interessiert daran, mehr aus dieser Welt zu erfahren.

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#155 fahrenheit.451

fahrenheit.451

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Geschrieben 11 Januar 2011 - 21:00

Das mache ich, wenn der Erste mit einer Story darüber ankommt.
(ja, so was mache ich tatsächlich. Frag Karsten - ich habe nachgerechnet, wie hoch der Schutthaufen seines Raumschiffs werden kann und wie viele Schiffe im Showdown abgeschossen wurden. Vermutlich hat er Alpträume davon.)


OT: Pflichtschuldigst zu Protokoll gegeben: Ja, das tut sie tatsächlich. Sie rechnet alles nach. Wobei die abgeschossenen Raumschiffe natürlich erst im Galdäa-Roman nachzuzählen sind.

Das mit den Alpträumen ist eine andere Sache.
  • (Buch) als nächstes geplant:Shazim. Der verborgene Plan
  • • (Film) gerade gesehen: Enterprise, Staffel 4

#156 karla

karla

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Geschrieben 11 Januar 2011 - 22:08

Erlösungsdeadline
Für mich das dritte Highlight der Anthologie.


Merci beaucoup- :-)

Insbesondere die Salvationisten finde ich interessant. Ich würde in Zukunft gerne mehr darüber lesen, was die vorhaben - und ob es klappt :aliensmile:


Es kann durchaus passieren, dass es noch eine Geschichte mit ihnen gibt. Hängen bereits in der Warteschleife. Allerdings, auflösen möchte ich das nicth, ob die gut oder böse, erfolgreich oder nicht sind.

Das konnte ich einfach nicht überlesen :D .


*schäm* Das erste Mal, das etwas von mir ohne Lektor erschienen ist. Man merkts. ...

Ach ja, dann ist mir noch aufgefallen, dass Janus zwischendurch einmal die Uhrzeit von seinem PMC abliest, obwohl er den ja absichtlich die ganze Zeit ausgeschaltet lässt.


Siehe oben.

Das Stimmungsbrillen-Gadget: war das nötig? Kommt mir ein bisschen rangeklatscht vor, um einen Science-Fiction-mäßigeren Anschein zu erwecken, ist aber für meinen Geschmack völlig überflüssig und hat sogar das Potential die aufgebaute Stimmung zu ruinieren, da es leicht ein bisschen albern wirken kann.


In "Lebenslichter" (Audienz) sind diese Brillen für die Handlung unmittelbar wichtig, und das hier ist ein Prequel. Und eine dritte Geschichte, die das Thema abschließt, ist in Planung.

1. Véronique hat Lura gezeichnet und läuft mit einem Bild von ihr herum. Ja meine Güte, wieso denn bloß? Da hättest du doch sicherlich auch einen subtileren Weg finden können, die beiden zusammenzuspannen. Er hätte doch vielleicht gereicht, dass sie Mitleid mit Janus hat, wie er da so traurig rumsitzt. Sein Vertrauen hätte sie dann schon mit einem Thunfischsandwich gewonnen.


Diesen Zufall hätte ich besser vorbereiten können, aber wichtig ist er schon, weil er zeigt, das Alice sich bis vor Kurzem noch Gedanken um Janus gemacht hat.

2. Janus trifft zufällig auf einen Demonstrationszug und zufällig stolpert ihm dabei seine Tochter vor die Füße. Hier hätte ich mir eine aktivere Rolle von Janus gewünscht. Vielleicht, dass er ein, zwei Tage vor der Salvationisten-Zentrale kampiert und dort auf seine Tochter wartet, bis sie dann endlich mit blutendem Kopf von zwei anderen durch die Tür geschleppt wird, oder so.


HEUL! Gute Idee! Hier hat mich die Zeichenbeschränkung blockiert, fürchte ich...

... wenn man dann noch weiß, daß in einem der beiden Stücke Bowie selbst das Saxophon spielt...


Oh ja ... Schon ein netter Gedanke, mit Bowie persönlich zu fachsimpeln...

Aber da jetzt die Verlangsamung beschlossen ist, lasse ich Karla noch etwas schmoren...


Grrrrr....

Selbst wenn alle 40 t nur Wasser wären, dann wäre der Eintrag über eine Million Jahre 14600*10^6 t, das entspricht ungefähr 1,46*10^7 m^3. Die Gesamtmenge des Wasser ist aber auf der Erde 1,386*10^18 m^3, also etwa 100 Milliarden mal so viel!


Fazit: das meiste Wasser hier unten ist hausgemacht. Wir verteilen es nur ständig um. Auf meinem Parkplatz weiß ich nicht mehr, wohin mit dem Zeug, denn da bildet sich seit einiger Zeit ein Gletscher.


Okay, also bullshit ...

OT: Pflichtschuldigst zu Protokoll gegeben: Ja, das tut sie tatsächlich. Sie rechnet alles nach. Wobei die abgeschossenen Raumschiffe natürlich erst im Galdäa-Roman nachzuzählen sind.


Das finde ich ebenso beruhigend wie beunruhigend...

Erlösungsdeadline:
Bei der Stimmungsbrille habe ich mich auch gefragt, wozu sie nötig ist. Sehnsucht der Autorin nach einer liebgewordenen Figur? Das würde ich als Ausrede gelten lassen. Oder gibt es einen anderen Grund?


Meine Ausrede: Ich will das Motiv noch weiter durchziehen. Siehe oben.

Was mich wirklich und bis aufs Blut ärgert, ist das Ende der Story. Die ganze Zeit über - einschließlich Überschrift - dreht sich alles um die Erlösungssekte. Und dann - nix.


Das tut mir Leid für Dich - geht aber leider nicht anders. Ich halte es tatsächlich für wichtig, dass man nicht erfährt, ob die Salvis Heilsbringer sind oder nicht. Es geht hier auch mehr um Janus' Wahrnehmung als um die Fakten. (Darum ist auch die Brille wichtig.) Mein Steckenpferd: Charakter over technology/reality.

Ich muss sagen, dass ich heilfroh war, dass die Sache gerade nicht aufgelöst wird. Für mich erzeugt das in einer so "realistischen" Geschichte einen starken zusätzlichen Realitätseffekt: dass es Sachen gibt, die das Leben der Protagonisten nachhaltig beeinflussen, die aber nicht in klassischer Ideen-SF-Manier in irgendeine Richtung aufgelöst (und damit abschließend bewertet) werden müssen.


Genau, das beschreibt es. Ebenso:

Erlösungsdeadline
Wahrscheinlich wäre jede tatsächliche Erklärung zu ihren Zielen und Ergebnissen viel enttäuschender gewesen. Trotzdem - wie schon geschrieben - bin ich interessiert daran, mehr aus dieser Welt zu erfahren.


Kommt noch ...

Liebe Grüße, Karla

#157 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 11 Januar 2011 - 22:12

Gut, dass ich jetzt weiß, dass die Story nur ein Ausschnitt aus etwas größerem ist. Auch mir fehlte es nämlich an "mehr". Und auch ich fand die Brillen überflüssig (Danke für die Erklärung) das Ende unbefriedigend. Nicht so sehr, weil die Sache mit der Sekte nicht aufgelöst wird. Sondern weil die Hauptfigur auf den letzten Seiten zur völligen Passivität verurteilt ist. Passivität ist nichts, was einer Hauptfigur gut tut, finde ich. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich fand die Geschichte sehr gut geschrieben, spannend und unterhaltsam.
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#158 karla

karla

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Geschrieben 11 Januar 2011 - 22:44

Sondern weil die Hauptfigur auf den letzten Seiten zur völligen Passivität verurteilt ist. Passivität ist nichts, was einer Hauptfigur gut tut, finde ich.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich fand die Geschichte sehr gut geschrieben, spannend und unterhaltsam.


Danke Uwe - das freut mich ehrlich! :aliensmile:

Dennoch ein Wort zum Thema "Passivität der Hauptfigur". Das ist so ein Schreibratgeberthema, und ich gebe Dir im Grunde absolut Recht.
Janus ist jedoch - wie Du ja auch schreibst - keine passive Figur, sondern er wird zu Passivität verurteilt.
Er zeigt sich in der Story als überaus aktiv mit seinen 80 Jahren. Dass er am Ende noch alles Wahrnimmt, aber nicht mehr handeln kann und in seiner Einsamkeit eingesperrt ist, darin besteht ja eben die Tragik dieser an sich aktiven, rebellischen Figur. Er sucht Kontakt und findet Isolation.
Die Passivität ist hier nicht darum gegeben, weil mir nichts eingefallen ist, was die Figur tun könnte oder weil die Figur zu schwach ist, sondern weil sie nunmal scheitert. Tauriges Ende halt ... Umso trauriger, als Janus handeln WILL, aber nicht mehr KANN.

Heißt natürlich nicht, dass Du Dich darum mit diesem Ende wohlfühlen musst ...

Liebe grüße, Karla

Bearbeitet von karla, 11 Januar 2011 - 22:57.


#159 b_streun

b_streun

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 01:30

ach ja, bei mir wird es immer später†¦!


Hier noch eine kurze Antwort zu den On Idle-Kommentaren: http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/smile2.gif

Das hängt wahrscheinlich mit der Zahl der SF-Storys zusammen, die man schon gelesen hat. Ich hänge dem Glauben an, daß jeder SF-Autor schon eine davon geschrieben hat (zwei gehen auf mich†¦ .

†¦dann liegt das wohl daran, dass ich im Bereich SF-Stories ein ziemlicher Newbie bin und zwar ein paar gelesen habe und SF gern im TV schaue.. aber keinesfalls als sehr kundig gelten kann, was da so „state of the art“ ist†¦

...Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was daran jetzt der Leerlaufprozeß ist.

Bedeutung und Übersetzung waren mir schon klar, aber den Bezug zur Geschichte bekomme ich trotzdem noch nicht. Aber egal.

Das ist auch so ein bisschen esoterisch gemeint†¦ also, dass man die „Welt“ als ein komplexes System von Parallelwelten begreifen könnte, wovon der Normalsterbliche eben nur die Oberfläche sieht. Dank der Maschine aber kann man aber im „System“ herumwursteln...und keiner merkt es.
Ein kleiner Hinweis ist am Ende, dass der Prof „etwas neues“ versuchen will, also die nächste Schleife in Angriff nimmt†¦
Aber, dezidiert wird das so nicht ausgedrückt, das ist richtig. Es sollte auch der Phantasie zum Weiterknabbern überlassen werden.


Also, die Temporalmechanik fand ich nun wirklich nicht so komplex. Wie sagte schon der gute alte Doc Brown: "Du musst lernen, vierdimensional zu denken!"

....meine unkundige Verwandtschaft hatte mehr Probleme, aber ist auch nicht so erfahren in diesen Dingen... ;)



Nun zur Erlösungsdeadline†¦!

Die Story kannte ich ja schon von Version 1 und nun habe ich heute die neue Version gelesen!
Sehr gravierende Änderungen fielen mir nicht auf†¦ (oder, Karla? ;)) - aber hatte auch Version 1 nun nicht greifbar.
Es schien mir aber, dass Veronique in dieser Version mehr Distanz zu den Salvationisten hat, oder? Ihr Verhalten wird damit nachvollziehbarer (oder kommt mir das nur so vor?). Oder bekennt sie sich am Ende doch dazu?
Also, insgesamt finde ich die Story spannend und die Welt, die entworfen wird, lebendig und umfassend beschrieben, inklusive sozialer Missstände in naher Zukunft. Und die Idee, einen 80jährigen zum Helden zu machen, schon ungewöhnlich und gut. Doch gilt festzuhalten, dass er doch recht rüstig ist für das alkoholische-ungesunde Leben, das er vermutlich geführt hat.
Wie es hier schon angeklungen ist, ist diese Geschichte für mich eigentlich keine richtige Kurzgeschichte, sondern Teil von etwas größerem, einem Roman oder so. Aber, das scheint ja auch der Fall zu sein, wie wir inzwischen lesen konnten.
Denn sonst ist das Ende in der Tat etwas sehr offen und als Leser fällt man in ein Loch. Lura ist zwar wieder da, aber zu vieles bleibt unklar. Offen ausgehende Geschichten sind schon gut, aber hier rutscht man dann doch sehr über die Klippe....


Im Gegensatz zu vielen hier, fand ich die Idee der Brillen sehr gelungen, auch wenn sie in der Story eine größere Rolle spielen könnten. Ein schöner Bezug zur Gegenwart ist da nämlich auch enthalten: In den USA soll die „Zufriedenheit der Mitarbeiter“ erforscht werden, damit diese nicht, vielleicht aus Groll, anfangen, geheime Daten an Wikileaks weiterzureichen!
http://www.heise.de/...33/33979/1.html
(Auch entdeckt der Bowiekundige hier einen latenten Bowiebezug, befasste sich Bowie doch in den 70ern auch mit Aurafotografie).

Ein Problem hab ich nach wie vor mit den Salvationisten und ihrer Selbstkasteiung (die an das christliche Flagellantentum erinnern und auch im Islam gibt es so was). Wenn die Selbstkasteier nur eine spinnerte Abspaltung sind, dann sollte das Hauptbüro sich davon distanzieren, oder†¦?
Janus†™ Opposition gegen sie kann ich nach wie vor sehr nachvollziehen! Der alte Rebell ist mir da sehr nahe im Geiste.
Vor allem aber brannte ich darauf, danach zu „googeln“, was es mit den Salvationisten auf sich hat†¦und wunderte mich, dass das weder Veronique noch Janus gemacht haben.
Es wäre also schön, wenn wir noch mehr über sie erfahren. Was soll nach 2032 passieren? Wer steckt dahinter? †¦etc†¦

Etwas zusammengepappt wirken die beiden Handlungsstränge vielleicht, aber das ist schon in Ordnung, da Alice ja bei den Salvationisten gelandet ist.
Zu dem gemalten Bild†¦ Wie wäre es, wenn Veronique ein Bild von Janus mit Lura gemalt hätte (nach einem Foto, das Alice dabei hatte) und ihn erkennt auf dem Platz? Und ihn deshalb anspricht? (Naja, nur eine Idee†¦ aber die Zufälle hab ich auch nicht so gern†¦)

Noch ein Wort zur Figur des Janus
Ich finde ihn nicht besonders „passiv“. An der Regenrinne hinunterhangeln ist nicht passiv. Nur am Ende ist er hilflos. Aber das gehört für mich zum offenen Ausgang: Wie geht es weiter mit ihm? Das könnte auch ein typischer „Tiefpunkt des Helden“ sein,aus dem er sich befreien muss†¦

Wie geht es also weiter ??? Wird Janus wieder aufstehen? Wird Alice ihren Fanatismus überwinden? Was wird aus der Beziehung von Veronique und Janus? Und aus Lura? Und werden die Salvationisten enttarnt werden und Veronique sich aus ihren Fängen befreien? Und, und, und†¦
(schalten Sie auch nächste Woche wieder ein†¦! :D)

#160 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 03:13

Erlösungsdeadline

Gleich beim ersten Absatz dachte ich "Das setting kennst du doch, scheint dasselbe 'Universum' wie in 'Lebenslichter'zu sein". Aber dass es so dick kommt: auch hier die Brillen, auch hier Veronique Malé! Inzwischen weiß ich aus den postings, dass die Story ein "prequel" zu "Lebenslichter" ist.
Nun kennt man ja Filme und Romane, die immer wieder im selben Universum angesiedelt sind; im Kurzgeschichtenbereich ist das doch eher ungewöhnlich.
Bei mir stellte sich folgender Effekt ein: die erstgelesene Story empfand ich als das "Original", die zweite dann irgendwie epigonal oder wie ein Plagiat der ersten (was natürlich Quatsch ist, sind ja beide von Karla, und hätte ich sie in anderer Reihenfolge gelesen, wäre vielleicht "Lebenslichter" die schwächere).
Wie auch immer: beide Stories sind nicht so perfekt komponiert wie der (DSFP-Preisträger) "Weg mit Stella Maris".- Das klingt bisher alles so negativ, deshalb sei schnell klargestellt: natürlich ist "Erlösungsdeadline" eine gute bis sehr gut Story und ich hab gar keine Zweifel, dass sie am Ende in der oberen Hälfte des rankings dieser Anthologie stehen wird. Bloß wird an Karla Schmidt (eben wegen des erwähnten Literaturpreises) schon ein strengerer Maßstab angelegt (das hast du nun davon...), und von dieser hohen Warte aus gesehen bin ich ein kleines bisschen enttäuscht.

Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#161 karla

karla

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 08:39

Noch ein Wort zur Figur des Janus
Ich finde ihn nicht besonders „passiv“. An der Regenrinne hinunterhangeln ist nicht passiv. Nur am Ende ist er hilflos. Aber das gehört für mich zum offenen Ausgang: Wie geht es weiter mit ihm? Das könnte auch ein typischer „Tiefpunkt des Helden“ sein,aus dem er sich befreien muss†¦

Wie geht es also weiter ??? Wird Janus wieder aufstehen? Wird Alice ihren Fanatismus überwinden? Was wird aus der Beziehung von Veronique und Janus? Und aus Lura? Und werden die Salvationisten enttarnt werden und Veronique sich aus ihren Fängen befreien? Und, und, und†¦
(schalten Sie auch nächste Woche wieder ein†¦! http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png )


Das sehe ich auch so: Janus ist am Tiefpunkt. Für mich aber eben im eindeutig tragischen Sinne. Er ist gescheitert, er wird nicht wieder aufstehen. Punkt. Von daher empfinde ich das Ende nicht als absolut offen.
Offen bleibt aber natürlich, was mit den anderen Figuren passiert. Dass zumindest Véronique gut durchkommt, weiß man (so man die Story kennt), aus "Lebenslichter". Da "Lebenslichter" 2037 spielt, ist auch klar, dass die Salvis sich NICHT durchgesetzt haben und irgendwann kriminalisiert werden. Gerade dass sie als "Bewegung" einfach wieder in der Versenkung verschwinden, fand ich wichtig. Das ist - meiner Meinung nach - realistisch (in dem Sinne, wie Jakob das Wort oben benutzt hat). Die Salvis sind für mich eine "Mode", die Janus zum Verhängnis wird.

Was Lura angeht: Um sie und Véronique soll es in einer dritten Geschichte aus dem "Brillenuniversum" gehen.
Und dann wäre da noch Potential für eine Story um Alice und die Salvis.
Und für eine letzte um Mara und die ihren, die wiederum mit der Story um Lura und Véronique verknüpft wäre, so dass das ganze einen geschlossenen Kreis bildet. Aber bis das alles fertig ist, das dauert noch ...


Erlösungsdeadline

Nun kennt man ja Filme und Romane, die immer wieder im selben Universum angesiedelt sind; im Kurzgeschichtenbereich ist das doch eher ungewöhnlich.


Stimmt, ungewöhnlich ist es schon. Aber Spaß macht es mir trotzdem. :D

Wie auch immer: beide Stories sind nicht so perfekt komponiert wie der (DSFP-Preisträger) "Weg mit Stella Maris".


Was manche bereits genannte Details angeht, gebe ich Dir recht (bei den "Lebenslichtern" aber weniger, als bei der "Erlösungsdeadline").
Hat vielleicht damit zu tun, dass ich "LL" und "ED" zwischen Kindern, Brotjob und Romanen unterbringen musste. Als ich "WmSM" geschrieben habe, war alles noch vieeeel gemütlicher. Ist aber ein guter Hinweis, dass ich mir wieder mehr Zeit für einzelne Texte nehmen muss und nicht versuchen sollte, zu viel auf einmal zu machen ....

LG, Karla

#162 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 08:52

Hallo Karla,

Danke Uwe - das freut mich ehrlich! http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/smile2.gif

Dennoch ein Wort zum Thema "Passivität der Hauptfigur". Das ist so ein Schreibratgeberthema, und ich gebe Dir im Grunde absolut Recht.
Janus ist jedoch - wie Du ja auch schreibst - keine passive Figur, sondern er wird zu Passivität verurteilt.
Er zeigt sich in der Story als überaus aktiv mit seinen 80 Jahren. Dass er am Ende noch alles Wahrnimmt, aber nicht mehr handeln kann und in seiner Einsamkeit eingesperrt ist, darin besteht ja eben die Tragik dieser an sich aktiven, rebellischen Figur. Er sucht Kontakt und findet Isolation.
Die Passivität ist hier nicht darum gegeben, weil mir nichts eingefallen ist, was die Figur tun könnte oder weil die Figur zu schwach ist, sondern weil sie nunmal scheitert. Tauriges Ende halt ... Umso trauriger, als Janus handeln WILL, aber nicht mehr KANN.

Heißt natürlich nicht, dass Du Dich darum mit diesem Ende wohlfühlen musst ...

Liebe grüße, Karla


warum sollte Janus auch aktiv sein? Das eine ist das Wollen, das andere das Können. Und mit 80 Jahren kann man eben nicht mehr alles. Und man ist mit dem zufrieden, was dann noch klappt, so wenig das auch sein mag. Wenn der jetzt so'n Macht-alles-Typ gewesen wäre, dann hätte ich den Text für unglaubwürdig gehalten. Und in der ihn umgebenden Welt ist er ein Fremdkörper, also ist es durchaus wahrscheinlich, dass er scheitert. Mit anderen Worten: So wie Janus ist, finde ich ihn stimmig.

Und über so Details wie die "Gefühlsbrille" denke ich nicht nach, die akzeptiere ich. Ich würde ja auch nicht darüber nachdenken, wenn es in einem Text Geschmacksfernsehen gäbe oder visualisierendes Radio. Das ist für mich Background. Und der hat mit dem, was in den Personen geschieht, erst mal nichts zu tun.

Viele Grüße
Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
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"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
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(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#163 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 12:24

Und über so Details wie die "Gefühlsbrille" denke ich nicht nach, die akzeptiere ich.

Kennst Du "Lebenslichter"? Da spielt die Brille gewissermaßen die Hauptrolle. Deshalb fragt sich natürlich jeder, welchen Sinn es hat, sie hier aufzugreifen. Ein bißchen hat mich auch gewundert, daß Veronique nicht nur der Elektronik-Crack ist, als den man sie kannte, sondern auch noch Porträts von Enkeln malt. Wenn sie in der dritten Story plötzlich schwarz Blinddärme operiert, dann kriege ich echt das Grübeln.

Ich habe natürlich nicht mitbekommen, daß die Storys in der falschen Reihenfolge erschienen sind. So genau liest keiner die Jahreszahlen. Und die meisten Leute denken zeitlich linear (bis 7 Dimensionen ist alles kein Problem, aber im Detail verliert man die Übersicht). Für mich war es gefühlsmäßig ein Unterschied, ob mir einer die Erlösung in 5 Jahren oder im nächsten Jahrtausend verspricht, denn fünf Jahre sind ja nicht viel. Nicht mal 20 sind viel - die SPD hat 1990 gegen die CDU verloren, weil sie meinte, die Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West würde 20 Jahre dauern. Selten so gelacht. Bei läppischen fünf Jahren erwartet man irgendwie eine Auflösung. Wie ich merke, gab es die schon vorab.

@Karla: ohne Lektorat ist nie eine gute Idee. Inzwischen erwischt mich Armin zwar meist bei Dingen, wo ich schon selbst dachte: "Toll ist das nicht, aber es kann einem nicht immer eine geniale Lösung einfallen". Sich selbst kann man damit bescheißen, Armin nicht ... Und außerdem findet er auch immer Dinge, wo ich nur noch "Verdammt!" denken kann. Man ist selbst einfach betriebsblind. Die konnte-Häufung hätte ich mit 50 % Wahrscheinlichkeit übersehen. Er findet 95 % davon. Frustrierend!
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#164 Armin

Armin

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 13:04

@Karla: ohne Lektorat ist nie eine gute Idee. Inzwischen erwischt mich Armin zwar meist bei Dingen, wo ich schon selbst dachte: "Toll ist das nicht, aber es kann einem nicht immer eine geniale Lösung einfallen". Sich selbst kann man damit bescheißen, Armin nicht ... Und außerdem findet er auch immer Dinge, wo ich nur noch "Verdammt!" denken kann. Man ist selbst einfach betriebsblind. Die konnte-Häufung hätte ich mit 50 % Wahrscheinlichkeit übersehen. Er findet 95 % davon. Frustrierend!

... und umgekehrt. Das liegt also wohl weniger an mir, sondern eher daran, dass der zweite Blick jedem Text ausgesprochen gut tut.

#165 Uwe Post

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 13:36

Bezüglich der Brille sei noch erwähnt, dass sie ein übernatürliches Element ist, weil sie aus wissenschaftlicher Sicht unmöglich ist. Da die Geschichte ansonsten aber ohne phantastische Elemente auskommt, hat mich die Brille gestört - sie wirkte wie ein Fremdkörper. Das nur nochmal zur Erklärung meiner Erklärung :)
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#166 T. Lagemann

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 13:46

Kennst Du "Lebenslichter"? Da spielt die Brille gewissermaßen die Hauptrolle. Deshalb fragt sich natürlich jeder, welchen Sinn es hat, sie hier aufzugreifen. Ein bißchen hat mich auch gewundert, daß Veronique nicht nur der Elektronik-Crack ist, als den man sie kannte, sondern auch noch Porträts von Enkeln malt. Wenn sie in der dritten Story plötzlich schwarz Blinddärme operiert, dann kriege ich echt das Grübeln.


okay, dann verstehe ich dein Grübeln. Ich kenne aber die anderen Texte nicht, deshalb ist für mich die Gefühlsbrille in dem Text nach wie vor okay.

@Uwe: Wieso sind Gefühlsbrillen aus wissenschaftlicher Sicht unmöglich? Aus heutiger Sicht sind sie es (vielleicht), aber was wissen wir von Morgen oder gar vom Übermorgen?

Viele Grüße
Tobias
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#167 Uwe Post

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 15:34

@Uwe: Wieso sind Gefühlsbrillen aus wissenschaftlicher Sicht unmöglich? Aus heutiger Sicht sind sie es (vielleicht), aber was wissen wir von Morgen oder gar vom Übermorgen?


Weil du auch übermorgen noch die Treppe runter fällst und nicht rauf.

So wie im Text beschrieben, ist die Gefühlsbrille reine Esoterik; aber wir sollten bitte hier keine Grundsatzdiskussion über Esoterik anfangen. Grundsätzlich sind übernatürliche Elemente in der SF völlig in Ordnung; bloß in einer ansonsten naturalistischen Geschichte, die einen ganz anderen Fokus hat, kam es mir eben etwas deplatziert vor.

[offtopic: Technisch machbar (und schon im Einsatz) sind Geräte, die aus Gesichtsausdrücken Gefühle ableiten können (man denke an Lächel-Sensoren von Digicams) - sie funktionieren aber schlecht bei einem Gelähmten, also kann es sowas nicht sein; oder auf Hirnstrommessungen basierende Lösungen, aber dazu braucht man dann Elektroden, weil solche Ströme schlecht aus der Entfernung gemessen werden können. Es existiert eben keine übernatürliche Emotions-Aura (oder morphisches Feld), die telepathische Strahlung aussendet, für die eine Brille empfindlich sein könnte. Jedenfalls gibt es nicht den geringsten mit wissenschatlichen Methoden glaubwürdig gemachten Hinweis, dass dergleichen existieren könnte, vor allem aber hätte die Evolution längst Nutzen aus einem solchen Phänomen gezogen - davon ist aber nichts zu sehen. Und jetzt kommt mir nicht mit Rupert Sheldrakes Experimente, dessen Resultate sind längst als pseudowissenschaftlich widerlegt.]

Bearbeitet von Uwe Post, 12 Januar 2011 - 15:49.

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#168 Heidrun

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 16:01

Bin ich froh, daß ich hier nicht der einzige naturwissenschaftliche Krümelkacker bin! @ Armin: ist dir schon mal aufgefallen, daß wir völlig verschiedene Fehler finden? Und außerdem breche ich immer in Triumphgeheul aus, wenn ich eine Wortwiederholung finde, die du übersehen hast :-) Aber du hast völlig recht: für die eigenen Macken ist man einfach blind, sonst hätte man sie nämlich nicht.
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#169 T. Lagemann

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 16:51

Hallo Uwe,

Weil du auch übermorgen noch die Treppe runter fällst und nicht rauf.

So wie im Text beschrieben, ist die Gefühlsbrille reine Esoterik; aber wir sollten bitte hier keine Grundsatzdiskussion über Esoterik anfangen. Grundsätzlich sind übernatürliche Elemente in der SF völlig in Ordnung; bloß in einer ansonsten naturalistischen Geschichte, die einen ganz anderen Fokus hat, kam es mir eben etwas deplatziert vor.

[offtopic: Technisch machbar (und schon im Einsatz) sind Geräte, die aus Gesichtsausdrücken Gefühle ableiten können (man denke an Lächel-Sensoren von Digicams) - sie funktionieren aber schlecht bei einem Gelähmten, also kann es sowas nicht sein; oder auf Hirnstrommessungen basierende Lösungen, aber dazu braucht man dann Elektroden, weil solche Ströme schlecht aus der Entfernung gemessen werden können. Es existiert eben keine übernatürliche Emotions-Aura (oder morphisches Feld), die telepathische Strahlung aussendet, für die eine Brille empfindlich sein könnte. Jedenfalls gibt es nicht den geringsten mit wissenschatlichen Methoden glaubwürdig gemachten Hinweis, dass dergleichen existieren könnte, vor allem aber hätte die Evolution längst Nutzen aus einem solchen Phänomen gezogen - davon ist aber nichts zu sehen. Und jetzt kommt mir nicht mit Rupert Sheldrakes Experimente, dessen Resultate sind längst als pseudowissenschaftlich widerlegt.]


das dir die Gefühlsbrille aus dem genannten Grund deplaziert vorkommt ("übernatürliches" in sonst naturailistischem Text), das akzeptiere ich selbstverständlich.

Auf das Übrige gehe ich nicht ein, da es zuuuu off topic werden würde.

Viele Grüße
Tobias
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#170 methom

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Geschrieben 12 Januar 2011 - 19:31

Heute morgen fiel mir noch, dass ich vergessen hatte, dass ich die Idee in On Idle, dass die Ziele/Emotionen/Gedanken/Aufgaben des zeitreisenden Ichs auf das gegenwärtige Ich übertragen werden, recht originell finde.

Was die Brillen in Erlösungsdeadline angeht, so hat Uwe schön ausgedrückt, was mich daran gestört hat. Und ich bin ein bisschen traurig, zu lesen, dass die Salvationisten einfach wieder in der Versenkung verschwinden werden. Na ja, so ist das eben.

So ungewöhnlich kam es mir gar nicht vor, dass Kurzgeschichten innerhalb eines eigenen Universums angesiedelt sind, muss ich sagen. Man denke nur an Asimovs Robotergeschichten oder auch in Kings Kurzgeschichten finden sich immer wieder Referenzen auf andere (und auch auf Romane). Ich selbst überlege bei einer Idee zu einer Geschichte auch, ob sich vielleicht Anknüpfungspunkte mit anderen Geschichten anbieten. (Wenn ich nur je die ganzen Geschichten geschrieben bekäme†¦). Mir gefällt es auf jeden Fall, wenn ich solche Verknüpfungen irgendwo erkenne.

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#171 Skydiver

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Geschrieben 13 Januar 2011 - 17:58

Kleines Mädchen aus China
Leider gar nicht mein Fall. Ganz im Gegenteil ziemlich Ärgerlich. Drogenträume und Sexfantasien mit kleinen Mädchen aus China. Na schönen Dank auch†¦
Sicher, Komasaufen, Drogenrausch und Drogen als Mittel dem Sex noch den allerletzten Kick zu geben haben sich seit den Tagen des ehrenwerten Dschungel nicht wesentlich geändert.
Aber mir fehlt hier eine Stellungnahme. Ohne diese ist die Geschichte nur ein Fragment. Die Beschriebene Darstellung von Kontrasten reicht mir nicht.

Die betrübte Strahlenkanone
Runde Story ohne mahnenden Zeigefinger der Moral. Eine Waffe die bei moralischen Entscheidungen oder der Selektion möglicher Ziele hilft? Schöne Idee die es wert währe auch aus weiteren Blickwinkeln betrachtet zu werden.

Life on Earth?
Wieder eine Problemgeschichte. Wirkt streckenweise Naiv und ist mit diversen Fehlern im Bereich existierender Technologien behaftet. Sollte die Naivität aufgesetzt sein, so erschließt sich mir der Grund leider nicht.

Hinterland
Eine schöne Abenteuergeschichte ganz nach meinem Geschmack. Die einzelnen Elemente der Geschichte und Figuren kommen zwar immer wieder mal bekannt oder aus der Bauteilkiste eben dieser Geschichten daher, tun dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch. Zumal Stil und Sprache o.k. sind.

Tief-Blau
Wie?? Die Bösen gewinnen?? Merke: Falls mal die Bösen gewinnen sollten, so niemals absolut! In Ihrem Sieg muss stets der Keim zum Untergang stecken. Und wenn schon die Heldin stirbt, dann sterben gefälligst alle!
Ansonsten eine schöne Story obwohl mir das beschriebene Schicksal dieser Welt eigentlich nie nahe ging. Das Tauchboot der Bösen kam richtig gut rüber. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie solch eine Technologie in die saubere Welt eines bibelfesten Christen passen soll?

On Idle
Klasse Story. Abschluss frei nach dem Motto „Pech gehabt“. Kein übertriebenes Technobabbel und keine unnötige Gewalt. Eine meiner Lieblingsstorys dieser Sammlung.

Der Saxophonist vom Rathaus Neukölln
Nett geschrieben aber doch wenig aufregend. Zuviel Saubermachimage auch in einer Katastrophe wie dem Absturz eines Raumschiffes. Nette Verknüpfung der Songs von Bowie und Brien Eno mit misslungenen Zeitsprüngen.

Erlösungsdeadtline
“To old to rock and roll to young to die† fällt mir da spontan ein. Qbwohl der Songtext von JT nicht passt. Und die Erlösung in 5 Jahren hört sich eher nach kollektiven Selbstmord oder der unwiderruflichen Einsetzung eines totalitären Staates an.

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#172 karla

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Geschrieben 13 Januar 2011 - 19:11

Nabend Leute, bin auch mal wieder online ...

... und umgekehrt. Das liegt also wohl weniger an mir, sondern eher daran, dass der zweite Blick jedem Text ausgesprochen gut tut.


Jaaa - da habt Ihr es als Herausgeberdoppel in jedem Fall gut. Heißt ja nicht umsonst "kein Autor ohne Lektor" ... :lol:

Weil du auch übermorgen noch die Treppe runter fällst und nicht rauf.


Siehe Dirks Story. ;)
Aber klar, Du hast Recht. Nur, dass mich sowas eben nicht stört, sondern ich geneigt bin, gewisse Setzungen innerhalb einer Story einfach als gegeben zu nehmen. Und wenn es nur dazu dient, eine gewisse Stimmung, einen gewissen "Blick" auf die Welt zu erzeugen, dann reicht mir das vollkommen aus.

So wie im Text beschrieben, ist die Gefühlsbrille reine Esoterik; aber wir sollten bitte hier keine Grundsatzdiskussion über Esoterik anfangen. Grundsätzlich sind übernatürliche Elemente in der SF völlig in Ordnung; bloß in einer ansonsten naturalistischen Geschichte, die einen ganz anderen Fokus hat, kam es mir eben etwas deplatziert vor.


Von mir aus ist es Esoterik. Die ist ja auch ein Teil der Realität, egal, was man davon halten mag. Ich habe halt einfach mal "gesetzt", dass es "Auren" geben könnte und man die auch "lesen" kann. Wiederhole ich mich, wenn ich sage, dass es mir egal ist, ob das wissenschaftlich hieb- und stichfest ist?


Bin ich froh, daß ich hier nicht der einzige naturwissenschaftliche Krümelkacker bin!


Aber WARUM seid Ihr solche Krümelkacker?! Warum ist Euch der wissenschaftliche Aspekt so wichtig? Was "beweist" es denn, wenn etwas nach heutigen Maßstäben "tatsächlich ginge"? :o
Wenn ich einfach etwas "setze", dann geht es darum, etwas sichtbar zu machen, was mit dem Zusammenleben von Menschen zu tun hat. Es ist eine Metapher, oder vielleicht auch ein Zerrspiegel. Wozu muss es wissenschaftlich plausibel sein? Und gehört Jules Verne dann noch zur SF?

Das sind jetzt nicht nur rhetorische Fragen. Ist das nur eine Geschmackssache, oder gibts dazu gedankliche Konstrukte, die ich evtl. nachvollziehen könnte? Oder auch: Ist diese Eure Vorliebe für naturwissenschaftliche Krümelkackerei überhaupt geisteswissenschaftlich fundiert? ;) :P :excl:

Heute morgen fiel mir noch, dass ich vergessen hatte, dass ich die Idee in On Idle, dass die Ziele/Emotionen/Gedanken/Aufgaben des zeitreisenden Ichs auf das gegenwärtige Ich übertragen werden, recht originell finde.


Das ging mir auch so.

So ungewöhnlich kam es mir gar nicht vor, dass Kurzgeschichten innerhalb eines eigenen Universums angesiedelt sind, muss ich sagen. Man denke nur an Asimovs Robotergeschichten oder auch in Kings Kurzgeschichten finden sich immer wieder Referenzen auf andere (und auch auf Romane). Ich selbst überlege bei einer Idee zu einer Geschichte auch, ob sich vielleicht Anknüpfungspunkte mit anderen Geschichten anbieten. (Wenn ich nur je die ganzen Geschichten geschrieben bekäme†¦). Mir gefällt es auf jeden Fall, wenn ich solche Verknüpfungen irgendwo erkenne.


Mir auch. Mir ist noch Michael Endes "Spiegel im Spiegel" dazu einfallen.
Und ich kriege auch die ganzen Geschichten nicht geschrieben. Mist.

Kleines Mädchen aus China
... Aber mir fehlt hier eine Stellungnahme. Ohne diese ist die Geschichte nur ein Fragment. Die Beschriebene Darstellung von Kontrasten reicht mir nicht.


Wieso Fragment? Es geht bei dem Wechsel zwischen den Polen um ein unauflösbares Dilemma, da kann man nicht mit einem moralischen Statement à la "Vergewaltigungen sind böse" kommen. Klar sind sie das. Trotzdem passieren sie dauernd. Und wer will ausschließen, das er in einem anderen Leben, unter anderen Umständen, nicht zu solchen in der Lage wäre?
Und genau das behauptet die Geschichte: Auch unser guter alter englischer Gentleman-Bowie wäre dazu in der Lage. Aber das ist schon durchaus unangenehm, finde ich auch.


Erlösungsdeadtline
“To old to rock and roll to young to die†


Cool. Passt. :P

LG, Karla

Bearbeitet von karla, 13 Januar 2011 - 19:14.


#173 methom

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Geschrieben 13 Januar 2011 - 19:24

Tief-Blau
Wie?? Die Bösen gewinnen?? Merke: Falls mal die Bösen gewinnen sollten, so niemals absolut! In Ihrem Sieg muss stets der Keim zum Untergang stecken.


Wie kommst du zu dieser Meinung?

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#174 Uwe Post

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Geschrieben 13 Januar 2011 - 19:33

Klingt für mich wie ein Satz aus einem Schreibratgeber. Steht aber in keinem Literaturgesetzbuch, das es glücklicherweise ohnehin nicht gibt. Alles nicht so eng sehen.

Bearbeitet von Uwe Post, 13 Januar 2011 - 19:34.

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#175 karla

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Geschrieben 13 Januar 2011 - 22:48

Wie kommst du zu dieser Meinung?


Wüsste ich auch gerne. Wieso dürfen die Bösen nicht "ganz und gar" gewinnen?

LGK

#176 Naut

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Geschrieben 14 Januar 2011 - 07:45

Aber WARUM seid Ihr solche Krümelkacker?! Warum ist Euch der wissenschaftliche Aspekt so wichtig? Was "beweist" es denn, wenn etwas nach heutigen Maßstäben "tatsächlich ginge"? :o
Wenn ich einfach etwas "setze", dann geht es darum, etwas sichtbar zu machen, was mit dem Zusammenleben von Menschen zu tun hat. Es ist eine Metapher, oder vielleicht auch ein Zerrspiegel. Wozu muss es wissenschaftlich plausibel sein? Und gehört Jules Verne dann noch zur SF?

Das sind jetzt nicht nur rhetorische Fragen. Ist das nur eine Geschmackssache, oder gibts dazu gedankliche Konstrukte, die ich evtl. nachvollziehen könnte? Oder auch: Ist diese Eure Vorliebe für naturwissenschaftliche Krümelkackerei überhaupt geisteswissenschaftlich fundiert? :lol: http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/tongue.png :rolleyes:

Willst Du jetzt eine tiefenpsychologische Erklärung? :o Nee, sicher nicht. Das Stichwort heißt "Suspension of Disbelieve". Für mich (und sicher auch für Uwe & Heidrun) lebt SF zu einem guten Teil davon, dass man das Geschehen für absolut glaubwürdig hält, und zwar auf jeder Ebene. Das ist ein fundamentaler Unterschied zu Fantasy: Fantasy muss "nur" psychologisch glaubwürdig sein, so nach dem Motto: "Würde der Charakter sich in jener Situation tatsächlich so verhalten?" Trotz allem weiß ich dabei, dass es weder Vampire noch Zauberlehrlinge gibt, das Geschehen ist bestenfalls übertragen für mich von Bedeutung (obwohl die Leseerfahrung intensiv sein kann).

Bei SF, die sich als solche ernstgenommen wissen will, gehe ich in einen anderen Lesemodus. Ich bin viel näher an der Geschichte, weil ich jederzeit an das potentielle Geschehen glauben kann. Kommt der Autor nun mit einer Idee wie der Emotionsbrille (oder dem schwebenden Gassiarm bei Bruna Phlox oder Explosionsgeräusche im Weltraum oder eine der tausend noch viel offensichtlicher bekloppten Ideen, die uns Hollywood dauernd aufschwatzen will) fühle ich mich als Leser nicht ganz ernstgenommen, das intensive Realismusempfinden verschwindet. Es ist dann eben "nur" noch Fantasy, was an sich okay wäre, aber ich bin eben gerade noch im SF-Modus, da stört mich das.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#177 karla

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Geschrieben 14 Januar 2011 - 08:12

@Naut: Ich glaube, ich fange an, den Unterschied zu begreifen. Diesen unterschiedlichen Lesemodus für SF und Fantasy habe ich nicht, glaube ich. Daher hat sich mir das "Problem" nicht erschlossen. - Danke für die Erklärung! LGK EDIT: @Naut, @Uwe und @Heidrun: Ein Beispiel von vielen: Dan Simmons - Hyperion. Da gibt es diese Kreuzförmigen Parasiten, die alles, was stirbt, gnadenlos immer wieder restrukturieren und zum Leben erwecken (mit allen Erinnerungen etc.), oder die Figur Rachel, die rückwärts durch die Zeit lebt, während alle anderen weiter vorwärts leben. Ist das für Euch SF oder Fantasy? Für mich ist es bisher große, opulente Space Opera, die sich u.a. mit religionsphilosophischen Fragen beschäftigt. (Diese kreuzförmigen Parasiten sind eine ziemlich beunruhigende Variante der "Auferstehung des Fleisches".) Aber wenn ich in den "SF-Modus" ginge, so wie Naut ihn beschrieben hat, ist Hyperion eigentlich keine SF. Oder kapiere ich jetzt wieder irgendwelche Feinheiten nicht. EDIT 2: Sorry, merke gerade, der thread rutscht ins OT ...

Bearbeitet von karla, 14 Januar 2011 - 09:26.


#178 Uwe Post

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Geschrieben 14 Januar 2011 - 10:27

Vielleicht sollten wir zwei, drei Postings abspalten und eine Diskussion "Übernatürliches in der SF" anfangen...

Zunächst muss ich voraussetzen, dass alle Leser und Autoren dieselbe Definition von "Übernatürlich" verwenden. Das ist offensichtlich nicht der Fall, also gehe ich von der allgemeinen Definition aus ("den bekannten Naturgesetzen widersprechend").

Ich möchte - insbesondere in Bezug auf Dein Beispiel aus Hyperion, Karla - ausdrücklich betonen, dass ich nicht das geringste Problem damit habe, wenn übernatürliche Phänomene in der SF vorkommen. Ganz sicher nicht, wenn sie (wie bei den Zeitgräbern oder auch der "Macht" bei Star Wars oder oder oder) wesentliche, originelle Bestandteile der Handlung sind.

Warum kamen mir aber die Gefühlsbrillen in Deiner Story wie Fremdkörper vor? (von nichts anderem rede ich - nur von einem persönlichen Gefühl, das ich beim Lesen dieser Geschichte hatte)

- Sie sind anscheinend nebensächlich für die Handlung, 1. weil sie so spät auftauchen und 2. weil die zentralen Elemente der Handlung längst definiert sind
- Die restliche Handlung kommt komplett ohne übernatürliche Kräfte aus
- Übernatürliches beschädigt immer das Gefühl der Authentizität, und eine authentische Social Fiction wirkt stärker als eine nicht authentische
- Die Schlussszene, in der mir die Zur-Passivität-Verurteilung der Hauptfigur überhaupt nicht gefiel, funktionierte nicht ohne die Brille.

Aus meiner Sicht wäre die Lösung offensichtlich: Brillen streichen, Lähmung streichen, Ende umschreiben -> Perfekte Geschichte http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png

Die Brillen sind wie... wenn in einer Daily Soap Onkel Helmut plötzlich grün wird, "Hulk wütend, Hulk töten Drehbuchautor" ruft, den Bildausschnitt verlässt, und die anderen Figuren sagen "okay, bis später".

Ich gebe gerne zu, dass ich als intensiver Kurzgeschichten-Leser und -Autor gewissen Schemata verfallen bin (Kurzgeschichten konzentrieren sich auf einen zentralen Spannungsbogen, überflüssiges wird weggelassen... usw.). Aber nach Deinen Erläuterungen liegt für mich die Erklärung nahe, dass die Geschichte im Vakuum einfach nicht so gut funktioniert. Wenn ich sie mir als Teil eines Romans oder Novellensammlung vorstelle, sieht die Sache ganz anders aus. Aber ich betrachte Kurzgeschichten nun einmal isoliert.

Zur Sicherheit (und da ich häufig missverstanden oder ungenau zitiert werde) betone ich noch einmal, dass ich kein grundsätzliches Problem mit übernatürlichen Elementen in der SF habe. Wer das behauptet, lügt.

Bearbeitet von Uwe Post, 14 Januar 2011 - 10:51.

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#179 Nadine

Nadine

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Geschrieben 14 Januar 2011 - 10:53

Kuerzer Einwurf von mir ... muss gleich runter und in der Jugendbib Beratung machen:

Warum kamen mir aber die Gefühlsbrillen in Deiner Story wie Fremdkörper vor? (von nichts anderem rede ich - nur von einem persönlichen Gefühl, das ich beim Lesen dieser Geschichte hatte)

- Sie sind anscheinend nebensächlich für die Handlung, 1. weil sie so spät auftauchen und 2. weil die zentralen Elemente der Handlung längst definiert sind
- Die restliche Handlung kommt komplett ohne übernatürliche Kräfte aus
- Übernatürliches beschädigt immer das Gefühl der Authentizität, und eine authentische Social Fiction wirkt stärker als eine nicht authentische
- Die Schlussszene, in der mir die Zur-Passivität-Verurteilung der Hauptfigur überhaupt nicht gefiel, funktionierte nicht ohne die Brille.

Ja, das sind auch meine Einwände. Aber das Dilemma mit der Glaubwürdigkeit funktioniert auch bei anderen Dingen. Wenn sich z.B. ein Charakter plötzlich um 180 Grad dreht und es psychologisch einfach völlig unglaubwürdig ist oder völlig unmotivierte Bösewichte (Es passt halt in die Handlung. Haha. Deshalb finde ich die meisten Hollywoodfilme doof). Kann acuh mal nett sein und wenn die Story einen absolut in den Sessel bannt und man ein bisschen abschalten möchte, dann ist es auch ok.

Deshalb hatte ich auch meine Probleme mit Tief-Blau. Das Setting finde ich ganz toll, die Charaktere nett, aber ich finde den politischen Entwurf nicht glaubwürdig, den Meeresspiegelanstieg zu unwissenschaftlich (Wie wird das eigentlich in "Die letzte Flut" aufgelöst?) und die Motivationen der Charaktere und die Konstruktion der Handlung zum Schluss hin schwierig.
Dass es ein schlechtes Ende gibt, stört mich dagegen überhaupt nicht (Das ist ja realistisch).

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#180 Skydiver

Skydiver

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Geschrieben 14 Januar 2011 - 11:40

Wie kommst du zu dieser Meinung?

Hier darf man sich aber auch wirklich keinen Scherz erlauben†¦ http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png
Die Aufzählung stammt nicht aus einem staatlich geprüften Leitfaden für Kurzgeschichten sondern aus einem Bauchgefühl im direkten Anschluss an die gelesene Story. Mir hat schlicht dieses Bild nicht gefallen, dass unsere Heldin in die Verwertung abgeführt wird und alle Unsympathen blöd grinsend dabei zusehen. Bei einer Story aus der „Twilight Zone“ könnte ich das noch akzeptieren. Hier ist mir die Gefühlslage zu einsilbig.

Zu den Sonnenbrillen bei Erlösungsdeadline: Seit John Carpenters „Sie Leben“ stehe ich auf Sonnenbrillen mit dem gewissen Extra. Von daher stellen die Brillen ein nettes add-on dar.

Zur Technodebatte: Für mich Ärgerlich ist ein allzu laxer Umgang mit bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Mein ewiger Klassiker „Supraleitende Heizdrähte“ aus „Das Ende der WTO“. Wenn schon die bekannten Naturgesetze mit Füssen getreten werden, so erwarte ich zumindest einen Hinweis des Autors wie dies in das beschriebene Weltbild passt. Von mir aus auch frei nach dem Motto: Eine wirklich Fortgeschrittene Technologie wirkt auf den Betrachter wie Zauberei. Sollte es aber schon bei Kleinigkeiten scheitern wie die oben genannten Heizdrähte†¦


@Nadine „Dass es ein schlechtes Ende gibt, stört mich dagegen überhaupt nicht (Das ist ja realistisch).“
Wie? Gute Enden sind demzufolge stets unrealistisch?

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