Michael Haitel (Hrsg.) - Inzucht und die denkbare Gesellschaft
#2
Geschrieben 01 März 2011 - 20:33
*Vorsichtig die Tür öffnen*
"Hallo, jemand hier?"
*Umschau*
*Lichtschalter such*
"Hm, wohl nicht."
Na, dann fang ich mal an mit dem Lesezirkel zu Inzucht und die denkbare Gesellschaft - Story Center 2010
Zunächst mit etwas Formalem: Ich schlage vor, dass wir wieder pro Tag eine Geschichte in Angriff nehmen. Das hat beim hinterländischen Zirkel den Zirkus meines Erachtens ganz gut zusammengehalten. Alle Anwesenden dafür? Ach, da war ja noch was. Na gut, warten wir mal ab bis wir beschlussfähig sind.
Unabhängig von der Akzeptanz des Vorschlags lege ich dann mal mit der ersten Geschichte los: Arndt Waßmann: Die Kinder der Zukunft
Meiner Meinung nach eine solide Eröffnung der Anthologie. Man merkt, dass der historische und soziale Hintergrund der Gesellschaft sehr durchdacht ist. Objektiv betrachtet merkt man das sogar viel zu stark, denn für eine Kurzgeschichte stehen Umfang der Handlung und Umfang der Darstellung des Settings natürlich in einem krassen Missverhältnis. Subjektiv betrachtet hat mich das aber nicht sehr gestört, da durch die Einbettung in den Schulunterricht die Informationen gut in die Geschichte eingebunden waren und nicht aufdringlich dargeboten wirkten.
Dennoch bleibt die Frage, ob wir das als Leser wirklich alles wissen müssen. Durch eine stärkere Fokussierung auf Handlung und Figuren statt Hintergrund hätte die Geschichte sicherlich noch eine Schippe zulegen können. Denn: die Handlung ist recht dünn (Mädchen wird erblinienreif und paart sich mit ihrem Bruder; ach ja, ein anonymer Freund ist auch noch da) und dient mehr oder weniger nur der Darstellung der Gesellschaftsstruktur und die Figuren wirken wie scheinbar typische Teenager ihrer Zeit - eventuell sogar zu sehr wie Teenager unserer Zeit?
Aber wie gesagt, gestört hat es mich nicht, obwohl die Geschichte mit 33 Seiten sich schon einigen Raum nimmt. Manchmal verliert sie sich etwas in den Details (die Kunst an der südlichen Mauer, zum Beispiel, da hätte vielleicht etwas gekürzt werden können), aber sie war doch sehr lesefreundlich geschrieben.
Und der Bezug zum Thema der Sammlung? Inzucht aufgrund der Tatsache, dass nur Bruder und Schwester miteinander Kinder zeugen können, ist sicherlich ein recht zwingender Grund, hat man die Absicht, die Menschheit am Leben zu erhalten. Aber irgendwie klingt es etwas unplausibel, dass dies durch die Impfung gegen einen biologischen Kampfstoff hervorgerufen worden sein soll. Da leuchtet mir der Zusammenhang (der ja auch verschwiegen wird, da er in der Logik des Geschichte auch nicht bekannt ist) nicht recht ein.
Ein biologisch geführter Krieg hingegen war sicherlich eine zu erwartende Prämisse für eine (oder mehrere?) Geschichte(n) dieses Buches. Eine (für mich) neue Perspektive wurde dabei dadurch eingebracht, dass eine afrikanische Allianz hier der Gegner Europas war. Wer weiß, wie aktuell diese Idee aufgrund der derzeitigen Umbrüche auf unserem südlichen Nachbarkontinent noch werden wird †¦
Auch der Ort der Handlung in Skandinavien war mal eine schöne Abwechslung für eine Science-Fiction-Story.
Wie gesagt, alles in allem ein solider Einstieg. Leider nicht sehr handlungs- oder personenorientiert, aber gut und durchdacht dargeboten.
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#3
Geschrieben 01 März 2011 - 21:14
#4
Geschrieben 02 März 2011 - 02:25
Als Michael Haitel seinerzeit die Ausschreibung zu dieser Anthologie ins Netz stellte, war ich sehr skeptisch.- "Inzucht"?! Was für ein abseitiges Thema; warum will er das unbedingt?; was da wohl für Einsendungen kommen mögen? - so ähnlich dachte ich damals.
Jetzt bin ich schon nach der ersten Story davon überzeugt, dass das eine tolle Idee war...
Arndt Waßmann, Die Kinder der Zukunft
Es geht um die letzte Exklave der Menschheit in Skandinavien auf einer nach einem "Biokrieg" ansonsten entvölkerten Erde. Diese Welt wird uns näher gebracht durch das Geschwisterpaar Hannah und Sven (15 und 16 Jahre alt) , mit denen wir einige ihrer Schultage erleben.
Post-Doomsday-Genre also eigentlich (welches ja meist mit viel Elend verbunden ist), liest sich aber wie eine (positive) Utopie. Das finde ich auch am herausragendsten an dieser Geschichte: dass die Menschen glücklich und zufrieden sind, die Gesellschaft funktioniert, der Leser sich aber eines leichten Gruselns nicht erwehren kann.
Nun könnte man kritisieren: zu wenig eigentliche Handlung, zuviele (Vorgeschichts-)Fakten. Aber wie methom schon sagte, die Fakten sind geschickt in die Schulstunden gepackt, nie zuviel auf einmal, der Lesefluss gerät dadurch nicht ins Stocken.- Keine sprachlichen Manierismen, die Geschichte ist "einfach" erzählt (nicht "platt"), was durchaus eine Kunst ist, die viele gar nicht hinkriegen.
Ja, die Geschichte hat mich beeindruckt. Eine Benotung verkneif ich mir (noch), weil in Unkenntnis der anderen 19 Stories noch kein "Vergleichs-Maßstab" da ist, könnte mir aber vorstellen, dass auch "höhere Weihen" (in Richtung DSFP-Nominierung) denkbar sind.
(Schade, dass die Infos zum Autor nur so spärlich sind)
Jaktusch
#5
Geschrieben 02 März 2011 - 06:33
liest sich aber wie eine (positive) Utopie. Das finde ich auch am herausragendsten an dieser Geschichte: dass die Menschen glücklich und zufrieden sind, die Gesellschaft funktioniert, der Leser sich aber eines leichten Gruselns nicht erwehren kann.
Stimmt, die Positivität der Geschichte (einschließlich Happy End) ist durchaus erwähnenswert. Zumal ich in einer Rezension zu diesem Band meine gelesen zu haben, dass die Geschichten größtenteils tragisch enden.
Eines hatte ich noch vergessen zu erwähnen: in der Geschichte wird mehrmals(?) auf die fortgeschrittene Medizin hingewiesen (hohe Lebenserwartung, Fruchtbarkeitsbehandlungen), aber es wird kein Wort über die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung verloren. Gerade in der Anfangszeit wäre das doch eine Möglichkeit gewesen, den Zwang, das Inzesttabu zu brechen, zu umgehen. Aber möglicherweise stand inmitten der Kriegswirren nicht die nötige Technologie zur Verfügung und später wurde die Notwendigkeit nicht mehr gesehen. Oder es gibt einen anderen Grund, warum diese Möglichkeit entweder komplett unbekannt ist (unwahrscheinlich) oder warum sie vor den Schülern geheim gehalten werden soll (möglich). Oder der Autor hat selbst nicht daran gedacht (denkbar)
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#6
Geschrieben 02 März 2011 - 07:36
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#7
Geschrieben 02 März 2011 - 20:19
who the hell took my roof and ceiling?
#8
Geschrieben 02 März 2011 - 20:26
Frederic Brake: Stammesriten
Seitdem ich zum ersten Mal eine Ges†¦
Aber halt, was ist das?
So, und jetzt gehe ich in Deckung für morgen. *duck*
Frederic will erst morgen zerrissen werden? OK, dann gönne ich ihm noch eine angenehme, entspannte Nacht
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#9
Geschrieben 02 März 2011 - 21:00
#10
Geschrieben 02 März 2011 - 21:04
who the hell took my roof and ceiling?
#11
Geschrieben 02 März 2011 - 21:47
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#12
Geschrieben 03 März 2011 - 00:12
So richtig los ist hier ja immer noch nichts. Wo seid ihr denn alle?
Wenn man von den "Inzucht"-Autoren selbst absieht, haben sich alle "Normal-Teilnehmer" bis auf einen schon gemeldet (der Eine ist shugal.- Bei ihm ist es aber üblich, dass er oft einige Tage verhindert ist, dann aber geballt loslegt. Hat er auch so ähnlich angekündigt). - Es war klar, dass der Kreis hier kleiner sein würde als bei "Hinterland".
Tja, dann geb ich den Nachzüglern auch etwas Raum und lass' Frederic noch schmoren.
Jaktusch
Bearbeitet von Jaktusch, 03 März 2011 - 00:14.
#13
Geschrieben 03 März 2011 - 07:34
who the hell took my roof and ceiling?
#14
Geschrieben 03 März 2011 - 08:42
Nö, nich "seltsam"; "fehlerhaft":stimmt, der link funzt nicht. seltsam.
http://"/;http://hinterhofderfantasie.wordpress.com"My.
#15
Geschrieben 03 März 2011 - 13:21
#16
Geschrieben 03 März 2011 - 13:29
Bi-lal kaifa
(Mehr muss nicht gesagt werden)
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#17
Geschrieben 03 März 2011 - 15:56
Frederic Brake, Stammesriten: Kurz und knackig - so mag ich das! Die eigentliche Pointe ist für mich das Verfahren, die Vergangenheit lebendig werden zu lassen, die Erklärung für das Aussterben der Neandertaler eine nette Dreingabe. Als Hinweis für die zweite Auflage: Statt "Entschuldigung, Berner" muss es vermutlich "Entschuldigung, Herr Berner" heißen.
#18
Geschrieben 03 März 2011 - 17:00
Die Kinder der Zukunft
- Ein sehr durchdachter Gesellschaftsentwurf. Die Infos, die in den Schulstunden vermittelt wurden, sprengten schon fast den Rahmen einer Kurzgeschichte. Dafür blieb für meinen Geschmack die Handlung etwas zu kurz. -
Ich habe die Geschichte gerne gelesen.
Frederic Brake
Stammesriten
- Idee gut. Die abgehackte Einschubmethode mit ständigem Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart hat meinen Lesefluss gestört.
Der Schluss hat wieder gesessen.
#19
Geschrieben 03 März 2011 - 18:01
Papas Prinzesschen findet ihren Märchenprinzen mit Säufer-Gen. Ich hätte darauf gewettet, dass sich eine Konfliktsituation daraus ergibt, dass die Säufer auf dem Berg wohnen und die Leute ohne Säufer-Gen im Tal und hatte das für eine sehr unkluge Konstellation gehalten Aber dann war die Geschichte auch schon zu Ende. Insgesamt nicht mein Bier.
#20
Geschrieben 03 März 2011 - 18:10
Nö, nich "seltsam"; "fehlerhaft":
http://"/;http://hinterhofderfantasie.wordpress.com"My.
Tja, im Profil ist es so eingegeben:
http://www.hinterhof...e.wordpress.com
Im Feld: Deine Internetseite.
Keine ", keine sonstigen Steuerzeichen.
Darum: seltsam!
Oder muss es so eingegeben werden:
hinterhofderfantasie.wordpress.com
?
who the hell took my roof and ceiling?
#21
Geschrieben 03 März 2011 - 18:13
who the hell took my roof and ceiling?
#22
Geschrieben 03 März 2011 - 19:53
Frederic Brake, Stammesriten:
Kurz und knackig - so mag ich das!
Kurz war sie, knackig nicht...
Pointenstory? Ob Inzucht der Grund für das Aussterben der Neandertaler war oder etwas anderes, interessiert mich kaum. Erzeugt keinen "Oha-Effekt".
Story-Aufbau? Schnitt und Gegenschnitt , "Wilde" in der Vergangenheit und "Wissenschaftler" in der Gegenwart.
Hinterläßt keinen bleibenden Eindruck, wird als "08/15" abgehakt.
Jaktusch
#23
Geschrieben 03 März 2011 - 20:59
Siehste, hat doch geholfen. Heute ist schon mehr Leben in der Bude.Tja, dann geb ich den Nachzüglern auch etwas Raum und lass' Frederic noch schmoren.
Versuch macht kluch.Oder muss es so eingegeben werden:
hinterhofderfantasie.wordpress.com
Frederic Brake: Stammesriten
Seitdem ich zum ersten Mal eine Geschichte von Frederic gelesen habe (diese hier, weswegen ich auch immer noch Dave denke, wenn ich Frederic schreibe) bin ich ein Fan von ihm.
Dementsprechend waren meine Erwartungen an diese Geschichte hoch. Und vielleicht aufgrund ihrer Höhe wurden sie nicht erfüllt. Direkt nach dem Lesen war ich sogar ziemlich enttäuscht. Ich hatte schon Schwierigkeiten, in die Geschichte rein zu kommen, da ich zunächst die drei Sprecher nicht richtig auseinander halten konnte. Und als ich durch war, hielt ich es schon stark mit Jaktusch:
Kurz war sie, knackig nicht...
Pointenstory? Ob Inzucht der Grund für das Aussterben der Neandertaler war oder etwas anderes, interessiert mich kaum. Erzeugt keinen "Oha-Effekt".
Hinterläßt keinen bleibenden Eindruck, wird als "08/15" abgehakt.
Dazu kam dann noch der Gedanke: und diese alberne Maschine †¦
Aber je länger ich dann noch über die Geschichte nachdachte (und insofern war es gut, dass ich gestern noch nicht kommentiert habe), wandelte sich albern immer mehr in absurd. Und absurd ist schon mal gar nicht schlecht. Ich finde, die Idee, mit Hilfe alter Knochen die Vergangenheit zu dramatisieren, hat echtes Potential. Was man daraus machen könnte †¦ mir schwebt etwas in Richtung Bill und Ted treffen Lara Croft vor. Irgendjemand sucht auf der ganzen Welt Knochen, um die ungelösten Rätsel der Geschichte zu lösen. Wer weiß, was dabei heraus käme, wenn die Knochen von JFK in die Maschine geschoben werden, oder Michael Jacksons oder, oder, oder.
Aber muss dieses Rätsel das Aussterben der Neandertaler sein? Um wirklich Interesse zu wecken (oder auch nur Spaß zu machen) ist die Vergangenheitshandlung wirklich viel zu "08/15". Ich finde, die großartige Idee dieser Knochenmaschine wurde an diese Geschichte verschwendet.
Und zur Frage der Themenumsetzung: Inzucht aus Gründen des religiös motivierten Rassismus. Klingt erschreckend vorstellbar, nicht nur vor 50000 Jahren.
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#24
Geschrieben 03 März 2011 - 23:55
hat mir im Grunde sehr gut gefallen.
Ein wenig "Evangelion-flair" in punkto Schulunterricht. (Da wurde jeden Tag vom „Third Impact“ gelehrt ^^)
In wohl jeder Stunde gab es nur dieses Thema: "Warum wir so sind, wie wir sind"
Das hätte meiner Meinung soweit Sinn gemacht, wenn ein jedes Kind in dieser Klasse kurz vor seiner "Empfängnis" stehen würde.
Die Hintergrundgeschichte als solches fand ich jedoch sehr, sehr genial und hat mich direkt gefesselt, den ich mag diese bis ins detail durchdachte "Vergangenheit", die die als Leser erlebte Situation fordert. Ich hätte mir allerdings mehr von den armen Geschöpfen im "Lebensquell" gewünscht.
Frederic Brake: Stammesriten
Kurz und knapp.
Auch ich fand die Knochenmaschine nicht so doll.
Eine Physische Zeitreise, (so unrealistische eine Zeitreise in meinen SF-Bild an sich auch sein mögen) seitens der Wissenschaftler in aufwendigen Make up und logbuchschreibend hätte der Geschichte sehr viel mehr gegeben.
Marianne Labisch, Neubeginn?
Auch mit diese Geschichte wollte ich mich nicht so recht anfreunden.
Säufergen?
Säufer in die Berge abschieben?
Säufer? wie gering ist der Prozentsatz der alkoholkranken in unserer Welt? (Ich habe keine Ahnung, ehrlich. Vielleicht sehe ich dieses Problem nicht so deutlich, wie es sein mag.)
Wenn Inzucht, dann eher nur unter den "Säufern", sollte man sie tatsächlich in die Berge und nicht in Therapie stecken. Die Geschichte hätte dort ihr Hauptaugenmerk haben sollen.
Sorry, aber das war so gar nicht mein Fall, hätte es wohl aber werden können, wenn die „Säufer“ im Mittelpunkt der Handlung gestanden hätten.
Bearbeitet von Galax, 04 März 2011 - 01:17.
"Das Urteil folgt dem Vorurteil."
***
Warum auf alte Katastrophen zurückblicken? Es liegen noch unzählige vor einem!
#25
Geschrieben 04 März 2011 - 08:16
Die Story las sich für mich wie Propaganda. So ein kleines Werbeheftchen einer Sekte. Das ist immer das Problem solcher Zukunftsentwürfe. Sie müssen auf engstem Raum eine Gesellsdchaft bauen, Strukturen darstellen und eine Handlung andeuten. Das hat mich alles viel zu sehr an alte NVA-Filme erinnert. "Das ist Jochen Schumann, seit drei Monaten lebt er in einer festen Gemeinschaft von Kameraden ..."
Rein stilistisch fand ich die Geschichte denn auch eher nervig.
Inhaltlich war es gar nicht mal uninteressant. Leider wand sich der Autor immer um die eigentlichen Probleme herum, da er nur über ihre Lösung referieren ließ. Künstliche Befruchtung wurde ja schon erwähnt, die Friede Freude Eierkuchen These als bewiesen gesetzt.
Hat mich insgesamt nicht überzeugt.
Frederic Brake: Stammesriten
Wahrscheinlich träumt jeder mal davon, eine Möglichkeit zu finden, historische Ereignisse live anschauen zu können. Ich las mal eine Geschichte, da flogen Historiker mit Überlicht irgendwohin ins Universum, um dort das Licht eines bestimmten Erdtages aufzunehmen und so Bilder aus vergangenen Tagen zu erhalten.
Ähnlich auch hier. Irgendeine Technologie ermöglicht es, einen Urzeittag zu beobachten. An sich nicht schlecht, aber die Urmenschen palavern mir doch etwas zu hochtrabend.
Das Ende ist etwas zu theatralisch, es hätte ruhig etwas konkreter historisch werden können.
Nebenbei.
Es ist schon seltsam, mit dem Buch in der Bahn zu stehen. Entweder bild ich mir das ein, oder die Leute mustern mich doch eindringlicher, wenn sie den Titel lasen.
Ach ja Becks, ich hab ein Vorwort vermisst. Anthologien leben ja von irgendeiner Idee, gerade hier hätte etwas Einleitung genützt.
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#26
Geschrieben 04 März 2011 - 11:56
Jutta Schönberg, Die Außenseiterin
Diese Geschichte hat mich regelrecht mitgerissen. Nicht des Inhalts wegen sondern hauptsächlich aufgrund ihrer rasanten und schnörkellosen Erzählweise. Auf neudeutsch: ein echter Pageturner! Wobei Inhalt und Figuren für meinen Geschmack hinreichend komplex sind und die Geschichte eine gefällige Pointe, den Oha-Effekt bzw. Sense Of Wonder, hat. Einziger Schönheitsfehler: Die Story ist für mich keine Science Fiction sondern Fantasy.
#27
Geschrieben 04 März 2011 - 15:35
Ich fand die Sache mit dem Seufer-Gen und auch die Umsetzung etwas weit hergeholt und unglaubwürdig. Außerdem kam das Ende sehr plötzlich. Da wurde es gerade erst Interessant. Leider wurde auch der Inzucht-Aspekt nur angedeutet.
Positiv fand ich die erzeugte Atmosphäre. Die Geschichte wirkte angenehm ruhig.
Bi-lal kaifa
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#28
Geschrieben 04 März 2011 - 20:44
Stimmt, ein berechtigter Einwand: der Geschichte fehlt objektiv gesehen ein grundlegender Konflikt. Aber genauso, wie ihr die Handlung fehlt, hat mich das nicht weiter gestört.Arndt Waßmann, Die Kinder der Zukunft: [...] Alle sind glücklich und furchtbar nett zueinander,
Frederic Brake: Stammesriten
Eine Physische Zeitreise, (so unrealistische eine Zeitreise in meinen SF-Bild an sich auch sein mögen) seitens der Wissenschaftler in aufwendigen Make up und logbuchschreibend hätte der Geschichte sehr viel mehr gegeben.
Sehe ich anders. Als Standard-Zeitreisegeschichte hätte sie auch noch den originellen Faktor der Knochenmaschine verloren.
Marianne Labisch: Neubeginn?
Tja, da fällt mir gar nicht so recht was zu ein. Die Handlung ist recht trivial. Frau trifft Mann. Frau verliebt sich in Mann. Frau verlässt Vater.
Die Erzählweise geht in Ordnung, mit Ausnahme des recht erklärungslastigen zweiten Seite.
Das Setting scheint mir nicht ganz stimmig. 0,1% der Weltbevölkerung haben einen Atomkrieg vor 500 Jahren überlebt. Das sind 6,5 Millionen Menschen, die sich 500 Jahre lang vermehrt haben. Auf der Basis von Inzucht zu sprechen, erscheint mir nicht angemessen. Das sind 6,5 Millionen Menschen, die Zugang zu Atombunkern hatten, somit also eher zu elitäreren, damit hoffentlich aufgeklärteren Kreisen zählen ließen und die sich trotzdem von irgendwelchen obskuren Weisen einreden ließen, Alkoholismus sei die Wurzel allen Übels. Das sind 6,5 Millionen Menschen auf modernem wissenschaftlichen Niveau (Genanalyse!), die trotzdem in 500 Jahren keinen anderen Weg finden, mit Alkoholismus umzugehen, als die Ausgrenzung der potentiell Betroffenen. Das sind 500 Jahre Weiterentwicklung und trotzdem liest sich die Geschichte als würde sie heute oder sogar eher noch Mitte des letzten Jahrhunderts in einem abgelegenen Dorf spielen. Ne, das hat mich nicht überzeugt.
(Klar, die 0,1% der Weltbevölkerung leben nicht alle in dem Dorf, aber ich würde doch davon ausgehen, dass sich bei der Ausgangslage innerhalb von 500 Jahren wieder so etwas wie Globalität in Kommunikation und Mobilität entwickelt hat.)
Themenumsetzung: Inzucht (?) aufgrund pseudowissenschaftlich motivierter Diskriminierung. Grundsätzlich interessanter Ansatz. Das Problem ist, dass ich aber gar keine Information darüber bekomme, ob sich das hier in einer Populationsgröße abspielt, in der noch von Inzucht geredet werden kann. Leben im Tal 100, 1000 oder 10000 Leute? Keine Ahnung. Und in den Bergen? Vielleicht hätte die Geschichte lieber fünf Jahre nach dem Krieg spielen sollen. Die Isoliertheit des Dorfes und die geringe Größe der Gemeinschaft fokussieren sollen. Und einen Vater, der streng von seiner Tochter verlangt, der Gemeinschaft der Nicht-Säufer Nachkommen zu gebären. Denn: auch hier wieder kein Konflikt, außer mit der anonymen Nachbarschaft/Gesellschaft, bei der um den eigenen Ruf gebangt wird.
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#29
Geschrieben 04 März 2011 - 22:43
Das war neu in der SF: Alkoholiker schuld am Weltuntergang...!
Eine solch abstruse Idee hätte aber entweder sehr ernsthaft oder als Groteske angegangen werden müssen. Wir haben aber nur eine eher blasse Liebesgeschichte mit verwaschenem Hintergrund.
Die Welt scheint ja nur aus dem "Tal" und "den Bergen" zu bestehen; unser Pärchen verläßt am Ende beides. Ja, und nun? Ist damit irgendetwas geklärt? Wüßte jemand, ob ihr potentieller Nachwuchs das Alk-Gen hat oder nicht?
Eher eine Art Märchen. Bloß, beim Märchen weiß man am Ende, was das sollte...
Jaktusch
#30
Geschrieben 06 März 2011 - 20:27
Ja, an die fühlte ich mich auch erinnert.Frederic Brake: Stammesriten
Ich las mal eine Geschichte, da flogen Historiker mit Ãœberlicht irgendwohin ins Universum, um dort das Licht eines bestimmten Erdtages aufzunehmen und so Bilder aus vergangenen Tagen zu erhalten.
Ich habe es zwar nicht vermisst, aber jetzt wo die Idee aufgekommen ist, vermisse ich es doch Hätte wirklich gut gepasst.Ach ja Becks, ich hab ein Vorwort vermisst. Anthologien leben ja von irgendeiner Idee, gerade hier hätte etwas Einleitung genützt.
Jutta Schönberg: Die Außenseiterin
An sich eine gut komponierte Geschichte in einer durchdachten Gesellschaft. Die Aussage, dass die gleichen Fähigkeiten ganz unterschiedliche Bedeutungen haben, je nachdem in welches Umfeld man geboren wird, ist durchaus bedenkenswert.
Trotzdem haben einige Punkte meinen Lesespaß getrübt:
* Wie Mazer schon schrieb: das ist eine Fantasy-Story, keine Science Fiction. (Ok, das war noch nicht sehr betrüblich.)
* Eine Figur namens Gordo kann ich einfach nicht ernst nehmen. Und wenn die Schwester dann auch noch Barbie, äh Barbe heißt †¦ und dazu noch ein Daikiri an der Moldau †¦
* Teilweise wurde für meinen Geschmack zu viel durch reine Erzählung "vorgespult", z.B. (völlig beliebig eben beim Aufschlagen des Buches gefunden):
Ich meine, was steckt da für Dramatik und Emotion drinnen, über die einfach hinweggegangen wird? Wie fühlt es sich an, in den Gedanken eines anderen zu lesen, was dieser für einen empfindet. Wie reagiert die Protagonisten darauf? Was löst es aus, wie entwickelt sie sich weiter?Dann begann ich, in den Gedanken der Bakiri-Bediensteten zu lesen. Barbe hatte recht gehabt. Sie verachteten mich.
In dieser Art empfand ich zu viele Stellen in der Geschichte als verschenkt. (Aber möglicherweise hätte es sonst den Rahmen gesprengt.)
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