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Paolo Bacigalupi - Biokrieg (The Windup-Girl)


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163 Antworten in diesem Thema

#61 Rusch

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Geschrieben 23 März 2011 - 11:26

So, ich bin jetzt auf Seite 160 und ich muss sagen, dass mir der rote Faden fehlt. Es ist ja ganz schön, dass man einen durchaus interessanten Zukunftsentwurf vorgesetzt bekommt, aber eine wirklich durchgängige Handlung hat man nicht. Ich fasse mal zusammen: Da ist der Kapitalist und sein Vorärbeiter, da ist die künstliche Gaisha mit ihrem komischen, antrainierten Gag und da ist der Volksheld und seine spröde rechte Hand. Das ist ja alles so weit interessant, aber mir Fehlt das Ziel, auf das alles hinarbeitet. Eine Sache noch: Was ist mit den Antriebsfedern, die immer erwähnt werden. Offensichtlich setzt man auf mechanische Energie, aber ich verstehe noch so viel von Physik um zu wissen. Diese Federn müssen irgendwie gespannt werden und sie müssten verdammt stark gespannt werden um diese Mengen an Energie zu speichern, wie später benötigt wird.

#62 Skydiver

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Geschrieben 23 März 2011 - 12:18

Eine Sache noch: Was ist mit den Antriebsfedern, die immer erwähnt werden. Offensichtlich setzt man auf mechanische Energie, aber ich verstehe noch so viel von Physik um zu wissen. Diese Federn müssen irgendwie gespannt werden und sie müssten verdammt stark gespannt werden um diese Mengen an Energie zu speichern, wie später benötigt wird.

Wie lautet daher deine Frage?

Das Spannen der Federn wird in den zwanziger Seiten beschrieben. Mit den Elefantenmutanten...
Die Technik ist... na ja... fantastisch :)

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#63 molosovsky

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Geschrieben 23 März 2011 - 13:01

Bacigalupi geht davon aus, dass in Zukunft durch entsprechende Fortschritte der Materialtechnik sogenannte Antriebsfedern (coil spring, deutsch: Schnecken- oder Spiralfedern) eine irre hohe Leistungsfähigkeit haben. Gemeint sind Federn, wie man sie aus Uhren, Spielzeugautos kennt. (Ich arbeite z.B. mit Klimaschreibern / Hydrographen, die ich mit 12 bis 14 Umdrehungen einer Aufziehschaube spanne, und die dann 7 bis 10 Tage laufen.) Leider habe ich auf die Schnelle nicht herausgefunden, wie hoch die Leistungsfähigkeit heute im Einsatz befindlicher hochwertiger Federn aus verstärkten Kunststoffasern sind. In "Windup Girl" wird aber beschrieben, dass gentechnisch veränderte Algenkulturen ein besonderes Enzym bereitstellen, mit dem die Geschmeidigkeit und Widerstandsfähigkeit der Federn verbessert wird. Grüße Alex / molo

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#64 Amtranik

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Geschrieben 23 März 2011 - 14:09

Nun gut. Ich bin jetzt durch. Das Ende kommt so wie der restliche Roman daher. Alles relativ sinnlos ohne großes Aha oder runden Storybogen sozusagen. Den Roman könnte man genausogut noch weiter erzählen. Ein ganz netter, stellenweise unterhaltsamer Zukunftsentwurf. Ich sehe jedoch auch nachdem ich ihn komplett durchhabe keine besonderen Hinweise oder Anhaltpunkte was die Jury dazu bewogen haben mag gerade Bacigalupis Werk zu Prämieren. Hock Seng wird wenn man den ganzen Roman kennt noch etwas zugänglicher, symhatischer das mag ich eingestehn. Insgesamt bin ich aber gerade ob der lobpreisung des Werkes über das tatsächlich gelesene etwas enttäuscht. Für mich Lesestoff wie jeder andere auch. 6/10 Pkt und das nur aufgrund des sehr stimmigen Zukunftentwurfes. Ich jedenfalls war jederzeit in der Lage diese Welt als so gegeben hinzunehmen. Die Story war nun nicht besonders einfallsreich und die Protagonisten wie schon von anderer Seite erwähnt ein wenig einseitig in Ihrer auslegung. Einzig Kumiko mochte bei mir so richtig Gefühl generieren und persönlich hätte ich eine Konzentration auf diese Figur besser gefunden, so wie ich es auch schade fand das der Roman so endete. Ich hätte gerne das weitere Schicksal des Aufziehmädchens verfolgt. Überhaupt hätte ich die Fragestellung "Neue Menschen" und wie man mit Ihnen umgeht als zentrales Romanthema interessanter gefunden. Aber vielleicht ist das ja irgendwann mal ein Thema in einem seiner folgenden Romane wer weiß ?

Bearbeitet von Amtranik, 23 März 2011 - 14:11.


#65 Bungle

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Geschrieben 23 März 2011 - 14:11

Es gibt ja Materialien, die kann man verformen oder falten, die erwärmt wieder die ursprüngliche Form annehmen. Vielleicht spielt diese Technologie auch mit hinein. Aber auf jeden Fall sind für mich auch die Spiralfedern, wie sie es in Aufziehuhren gibt, gemeint. Manche Kapitel erscheinen mir auch zu lang, das erste mit Jaydee und Kanya zum Beispiel, die Gespräche zogen sich zu sehr in die Länge. Der rote Faden? Ich habe ihn eigentlich nicht so vermisst. Es war eher ein kaleidoskopische Roman für mich. Jaydee ist ein Idealist und die haben es in der Romanwelt wirklich schwer, das ist richtig bemerkt worden. Als Tatmensch war er mir ehrlich gesagt nicht sonderlich sympathisch. Er baut viel zu sehr auf Gewalt, er ist ein Kämpfer. Aber er hat ja auch andere Aufgaben, er redet mit Gi-Bu-Sen, aber das steht nicht im Mittelpunkt. Hock Seng finde ich die faszinierendste Gestalt des Romans, ein Opfer, ein Stehaufmännchen, nicht skrupellos, aber doch bereit zu Äußersten, um seine Ziele zu verfolgen. Er folgt dabei nur traditionellen chinesischen Regeln, an die er sich klammert. Er ist wie die anderen Figuren nicht frei in seinen Entscheidungen. Aber darum geht es auch im Roman, sich aus Zwängen und Zwangslagen zu befreien. Alle sind nicht sonderlich sympathisch. Sie haben gute und schlechte Seiten. Und diese Zukunft ist eher deprimierend, aber doch auch konsequent und darin schon wieder überspitzt. MB

#66 Skydiver

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Geschrieben 23 März 2011 - 14:47

Der Trick besteht in der hohen gespeicherten Energie. Nach heutigem Stand der Technik würde sich das Material der Feder plastisch verformen oder brechen. Die Energie währe verloren. Vielleicht auch ein Grund für die hohe Fehlerrate bei der Produktion. Als Späteinsteiger habe ich es bislang nur auf die ersten 50 Seiten geschafft. Von der Schreibe her gefällt es mir bis jetzt recht gut.

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#67 methom

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Geschrieben 23 März 2011 - 20:09

Sieben Kapitel, etwas 140 Seiten glaube ich, liegen hinter mir. Und ich denke, ich kann vielem, was hier gesagt wurde, zustimmen. Kein roter Faden; Unklarheit darüber, wie die Figuren alle zueinander finden werden etc. Aber trotzdem lese ich das Buch doch nach einer gewissen Eingewöhnungsphase gerne. Trotzdem hoffe ich noch, auch mit einer durchdachten Handlung und nicht nur einer stimmigen Welt belohnt zu werden (auch wenn einige Kommentare befürchten lassen, dass dem nicht so ist). Was Hock Seng angeht, so ist Mitgefühl vermutlich das, was ich für ihn empfinde, angesichts seiner Flucht. (Auch wenn ich mich frage, wo er auf der Flucht seine Tochter gelassen hat.) Nur die Titelheldin (der Originalfassung) kommt meines Erachtens etwas kurz bislang.

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#68 molosovsky

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Geschrieben 24 März 2011 - 05:28

Moin.
Ich bin ehrlich gesagt arg verdutzt, wie man in »The Windup Girl« lesen kann, ohne einen großen (oder ›runden‹) Bogen zu bemerken.

Spoiler



Grüße
Alex / molo

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#69 Skydiver

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Geschrieben 24 März 2011 - 08:35

Cover - sieht auf den ersten Blick ziemlich gekünstelt aus. Im Zusammenhang mit der Beschreibung von Emiko ergibt sich jedoch der Sinn dieses Bildes. Mehr stört mich der Buchtitel. Mehr Bezug zum englischen Titel würde mir mehr gefallen. Nach den ersten 160 Seiten bin ich recht angetan vom Schaffen des Herrn Bacigalupi. Ich fühle mich prima unterhalten. Besonders Kapitel 6 hat es mir angetan. Hock Seng muss mir nicht sympathisch sein, im Sinne eines guten Onkels mit schwerer Vergangenheit. Er versucht seine Zukunft zu gestalten. Mit Intelligenz und entsprechend seinem persönlichen und kulturellen Background. Dazu gehört seine Gedankenwelt. Und die ist mir mehr Wert als „Action"

Bearbeitet von Skydiver, 24 März 2011 - 15:45.

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#70 Vincent Voss

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Geschrieben 24 März 2011 - 08:51

Einer komplexen, allumschließenden Handlung konnte ich ungefähr bis Seite 200 auch nicht folgen, da sie nicht vorhanden war und die Verknüpfungen sich erst später zeigen. Allerdings bin ich der Ansicht, dass man das einem gut geschriebenen Buch auch gönnen darf, wenn man sich in einer guten Leseverfassung befindet.

#71 Oliver

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Geschrieben 24 März 2011 - 09:00

Ich bin ehrlich gesagt arg verdutzt, wie man in »The Windup Girl« lesen kann, ohne einen großen (oder ›runden‹) Bogen zu bemerken.

Spoiler

Ich würde sogar sagen, das ist das Kernthema des Romans.

Die Charaktere sind aber, auch wenn sie durchaus aktiv handeln, schon doch eher Sandhölzer im politischen Wellengang, vielleicht meinen das einige der Mitdiskutanten hier, wenn sie einen "Bogen" oder "roten Faden" vermissen. Ich fand das gerade gut, wie es ist.

Ein Beispiel für das "Fehlen" (Anführungszeichen beachten!) eines vordergründigen "Plots": Über viele Seiten schien sich ja abzuzeichnen, dass die Geschichte von Emiko
Spoiler


Das ist vielleicht auch eine Geschmacksfrage: Ich habe das Buch eher so gelesen, dass die Hauptfiguren die Sinne der Leser ersetzen und uns berichten. Der gesamte Hintergrund ist also nicht nur Staffage und Kulissen für die Figuren, umgekehrt wurde für mich ein Schuh daraus: Die Figuren dienten dem Hintergrund.

Zur Gesamtwertung: Ohne den gesamten Lektüre-Jahrgang zu kennen (wie auch?!), haben mich die Preise für "The Windup Girl" auch etwas überrascht. Vor allem gerade weil ich großer Fan von Bacigalupis Kurzgeschichten bin und etwas enttäuscht war, dass der Roman nicht ganz deren drängende Intensität und Sinnlichkeit bei den Zukunfts- und Menschenbeschreibungen erreichte. Mehr als 7/10 Punkte hat der Roman von mir auch nicht bekommen, als ich ihn damals besprach.

Bearbeitet von Oliver, 24 März 2011 - 09:02.

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#72 molosovsky

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Geschrieben 24 März 2011 - 09:08

Sehr schön erklärt, dass in dem Roman die Figuren dem Hintergrund / Weltenbau dienen. Die Begeisterung der anglo-amerikanischen Kritik und Preisverleiher erkläre ich mir ja damit, dass Bacigalupi einen pochenden Nerv des Zeitgeistes trifft: die im US-Mainstream aufblühenden Umwelt-Bewegung. Oder wie ich es flappsig nannte: Politisch-gesellschaftliche Hard SF für die Al Gore-Generation. Und das finde ich ausgesprochen sympathisch. :fun: Was mich am Roman gestört hat, sind die mir etwas zu redseligen Gefühlslagen-Schilderungen mancher Figuren; die ziemlich auffällige (und für mich aufgepfropft) wirkende Art, wie Geister als Fakt geschildert werden; sowie die ein oder Handhabung der Verhandlung & Platzierung spiritueller / teleologischer Motive ("Leben ist Veränderung, alles ist Schmerz" und der Nietzscheanismus von Gibbons). Aber richtig schlimm sind diese Punkte alle nicht. Haben mich immerhin zum Grübeln gebracht aber ich bin nicht sicher, warum, mit welcher Absicht genau diese Motive platziert wurden. Grüße Alex / molo

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#73 Rusch

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Geschrieben 24 März 2011 - 09:24

Bacigalupi geht davon aus, dass in Zukunft durch entsprechende Fortschritte der Materialtechnik sogenannte Antriebsfedern (coil spring, deutsch: Schnecken- oder Spiralfedern) eine irre hohe Leistungsfähigkeit haben.

Gemeint sind Federn, wie man sie aus Uhren, Spielzeugautos kennt. (Ich arbeite z.B. mit Klimaschreibern / Hydrographen, die ich mit 12 bis 14 Umdrehungen einer Aufziehschaube spanne, und die dann 7 bis 10 Tage laufen.)

Leider habe ich auf die Schnelle nicht herausgefunden, wie hoch die Leistungsfähigkeit heute im Einsatz befindlicher hochwertiger Federn aus verstärkten Kunststoffasern sind. In "Windup Girl" wird aber beschrieben, dass gentechnisch veränderte Algenkulturen ein besonderes Enzym bereitstellen, mit dem die Geschmeidigkeit und Widerstandsfähigkeit der Federn verbessert wird.

Grüße
Alex / molo


Ich bin ja auch alt genug, um noch Aufziehuhren zu kennen. Aber um ein Uhrwerk anzutreiben braucht man sehr wenig Energie. Für ein Fahrzeug braucht man für einen Kilometer vielleicht das 10000fache davon. Ich halte es ja nicht für unmöglich, so hochwertige Federn herzustellen, aber ich frage mich, wie die Einrichtung zum Speichern der Energie und der Mechanismus zur Abgabe selbiger aussehen muss, denn es ist klar, dass das mächtig Kraft drinnen liegt und nur ein Materialfehler und alles fliegt einem um die Ohren. Kurzum: Ich halte das für Unsinn.

#74 molosovsky

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Geschrieben 24 März 2011 - 10:29

Deine Skepsis ist verständlich, Rusch.
Sobald ich Zahlen über den aktuellen Stand der Leistungskraft moderner Federtechnik gefunden habe, lass ich es Euch wissen.

Grüße
Alex / molo

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#75 Susanne11

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Geschrieben 24 März 2011 - 10:30

die ziemlich auffällige (und für mich aufgepfropft) wirkende Art, wie Geister als Fakt geschildert werden;
sowie die ein oder Handhabung der Verhandlung & Platzierung spiritueller / teleologischer Motive ("Leben ist Veränderung, alles ist Schmerz" und der Nietzscheanismus von Gibbons).
Grüße
Alex / molo

Das sehe ich als Zugeständnis an die thailändische Kultur/Religion. Jemand, der oft dorthin reist, hat erzählt, dass die Geister dort im Bewusstsein sehr präsent sind und es an jeder Ecke Geisterhäuser gibt. Wir mit unseren wissenschaftsgeprägten Weltbild finden soetwas eher merkwürdig.
Spoiler


Mich haben die detaillierten Beschreibungen dessen, was Kannika mit Emiko anstellt und anstellen lässt, etwas gestört. Auf so etwas kann in der Detailtreue eigentlich verzichten.

#76 Amtranik

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Geschrieben 24 März 2011 - 11:23

Moin.
Ich bin ehrlich gesagt arg verdutzt, wie man in »The Windup Girl« lesen kann, ohne einen großen (oder ›runden‹) Bogen zu bemerken.

Spoiler



Grüße
Alex / molo



Na ok wenn Du es so sehen willst. In einer total veränderten Welt wo viele heutige Staaten und Völker untergegangen sind ist für mich dieses Hauptthema nicht gerade der Bringer. Zudem interessiert es auch nicht wirklich, läßt mich genaugenommen
sogar ziemlich kalt. Mir sind da die Szenen in denen in der Hauptsache
männliche Mitmenschen sich zu ziemliche ekliger sexueller Gewalt gegenüber dem "Windup Girl" hinreißen lassen ungleich
präsenter und ein diskussionswürdiges Menschen- und vor allem Männerbild welches Bacigalupi da zeichnet.
Es kann sich ja mal jeder hinterfragen der nur allzuleicht von Titten, Sex&Crime redet, wie viel denn noch fehlt bis man
in überzeugung ein künstliches Sexspielzeug zu haben und auch benutzen zu dürfen, es den geilen Böcken im Buch gleichtun würde,
nur weil man denkt man habe von Gesetzes wegen die Legitimation dazu. Niemand im Buch setzt sich wirklich mit der Frage auseinander
ob ein Wesen wie Kumiko nicht mit gleichem Respekt wie jedes andere Menschenwesen behandelt werden sollte.
Die in solchen Fragen häufig von mir festgestellte Angelsächsiche Gefühlskälte oder reiner Zufall?

Bearbeitet von Amtranik, 24 März 2011 - 11:24.


#77 Jakob

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Geschrieben 24 März 2011 - 11:39

Ich hatte bei "Windup Girl" tatsächlich auch nicht so sehr das SF-Feeling in Bezug auf die Erzählhaltung, das Buch liest sich für mich mehr wie ein ganz normaler Roman, der in einer Zukunftswelt angesiedelt ist, in dem aber nicht unbedingt gleich wieder große Antworten auf die Frage nach den rechten von modifizierten/künstlich erschaffenen Wesen kommen müssen oder in denen das Schicksal einer Rohstofferschöpften Welt aufzuklären ist. Von daher fand ich gar nicht so sehr, dass die Figuren dem Setting dienen. Ich hatte eher den Eindruck, das die Figuren nicht - wie in der SF typisch - die Hauptfiguren bei einer Umwälzung sind, die unser Bild vom Menschen oder von der Wirklichkeit grundlegend betrifft. Sie sind eher Randfiguren bei einer Umwälzung, die noch dazu "nur" politisch ist, aber sie sind für mich trotzdem eindeutig die Kernfiguren des Romans. In anderne büchern ist es ja durchaus normal, dass einfach die Geschichten von Menschen erzählt werden, die am Rande an einer Extremsituation teilhaben, ohne dass dabei unbedingt die Welt wie wsir sie kennen neu bestimmt werden muss. Ich finde das bei "Windup Girl" sehr erfrischend, weil das Buch es gerade dadurch vermeidet, die x-te Blade-Runner-Variation zu werden.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

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"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

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#78 Oliver

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Geschrieben 24 März 2011 - 11:40

Das sehe ich als Zugeständnis an die thailändische Kultur/Religion.

Ich auch (Du warst schneller mit der Antwort als ich). Bei der ausführlichen Berichterstattung letztes Jahr über den Gewinner-Film in Cannes, Weerasethakuls "Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben" (Notiz an mich: DVD noch besorgen) war häufig die Rede davon, dass Geister in Thailand als sehr real angesehen werden und nicht nur transzendental.

Niemand im Buch setzt sich wirklich mit der Frage auseinander ob ein Wesen wie Kumiko nicht mit gleichem Respekt wie jedes andere Menschenwesen behandelt werden sollte.

Ist das als Vorwurf gemeint?
Warum sollte sich damit im Buch eine Figur auseinandersetzen? Das ist, wenn dann, eine "Aufgabe" für die Leser; ich kann mich doch auch damit auseinandersetzen, ohne dass eine Figur mir da was "vorkaut".

Bei diesem Thema würde ich sagen wollen, dass es für mich nicht der Bringer ist, denn das ein sehr gängiger SF-Topos, viele hier werden sich da wohl sofort an Roy Batty (Rutger Hauers Figur in "Blade Runner") erinnert fühlen. Auch die hier zusätzliche sexuelle Komponente ändert daran nichts, denn auch dabei geht es letztlich vor allem um Macht.

Wenn man auch andere Texte von Bacigalupi kennt, trifft einen die schockierende Ungerechtigkeit, Härte und Ohnmacht dieser Szenen nicht so, das findet man bei ihm häufig und rechnet somit schon immer mit so etwas.

Die in solchen Fragen häufig von mir festgestellte Angelsächsiche Gefühlskälte oder reiner Zufall?

Kein Zufall, siehe die Antwort eben, ein Autor muss nicht einer Figur eine Auseinandersetzung in den Mund legen, damit 'darf' sich der Leser auch so auseinander setzen, denn das thematische Angebot des Autors ist so ebenfalls gegeben.
Und das mit der Gefühlskälte scheint mir, mit Verlaub, eher ein malignes Ressentiment zu sein.
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#79 Susanne11

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Geschrieben 24 März 2011 - 12:52

Mir sind da die Szenen in denen in der Hauptsache
männliche Mitmenschen sich zu ziemliche ekliger sexueller Gewalt gegenüber dem "Windup Girl" hinreißen lassen ungleich
präsenter und ein diskussionswürdiges Menschen- und vor allem Männerbild welches Bacigalupi da zeichnet.
Es kann sich ja mal jeder hinterfragen der nur allzuleicht von Titten, Sex&Crime redet, wie viel denn noch fehlt bis man
in überzeugung ein künstliches Sexspielzeug zu haben und auch benutzen zu dürfen, es den geilen Böcken im Buch gleichtun würde,
nur weil man denkt man habe von Gesetzes wegen die Legitimation dazu. Niemand im Buch setzt sich wirklich mit der Frage auseinander
ob ein Wesen wie Kumiko nicht mit gleichem Respekt wie jedes andere Menschenwesen behandelt werden sollte.
Die in solchen Fragen häufig von mir festgestellte Angelsächsiche Gefühlskälte oder reiner Zufall?

Es sind nicht nur die Männer. Kanya - eine Frau - treibt diese Demütigungen auf den Höhepunkt.

Respekt anderen gegenüber kommt in diesem Roman nicht vor -jedenfalls nicht bis zum 28 Kapitel. Respekt ist kein Thema für eine solches Szenarium.

#80 Tiff

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Geschrieben 24 März 2011 - 13:03

Sobald ich Zahlen über den aktuellen Stand der Leistungskraft moderner Federtechnik gefunden habe, lass ich es Euch wissen.

Es gibt möglicherweise auch noch einen anderen Weg, mechanisch erzeugte Energie zu speichern. Nicht in heute bekannten Federn, sondern in unter hohem Druck erzeugten Molekülen. http://www.shortnews...energiespeicher

Durch den 100 Gigapascal hohen Druck verringerten sich die Abstände zwischen den Molekülen beachtlich. Dadurch entstand ein rötliches Halbleitermaterial (XeF4), durch weitere Erhöhung des Drucks entstand die schwarze Substanz XeF8. Die Energie, die zum Zusammenpressen der Moleküle verwendet wurde und somit als chemische Energie gespeichert wurde, müsste sich nach Expertenmeinungen auch wieder freisetzen lassen.



#81 Amtranik

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Geschrieben 24 März 2011 - 13:31

Ich auch (Du warst schneller mit der Antwort als ich). Bei der ausführlichen Berichterstattung letztes Jahr über den Gewinner-Film in Cannes, Weerasethakuls "Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben" (Notiz an mich: DVD noch besorgen) war häufig die Rede davon, dass Geister in Thailand als sehr real angesehen werden und nicht nur transzendental.


Ist das als Vorwurf gemeint?
Warum sollte sich damit im Buch eine Figur auseinandersetzen? Das ist, wenn dann, eine "Aufgabe" für die Leser; ich kann mich doch auch damit auseinandersetzen, ohne dass eine Figur mir da was "vorkaut".



Wenn Du es als Vorwurf siehst dann muß man jede Kritik Vorwurf nennen. Es ist in jedem Falle ein Aspekt der mir bei dem
Roman gefehlt hat. Ich sehe es übrigens keinesfalls als eine Frage von vorkauen oder mündigem Leser. Ich glaube einfach
fest daran das es neben den dunklen und bösen Aspekten auch gutes gibt. Ob man letztlich in einer Situation Ohnmächtig ist und
gar nichts tun kann steht auf einem anderen Blatt. Es hätte zumindest eine Figur auftreten dürfen die das nicht richtig findet. So
wie Bacigalupi das beschreibt ist es mir zu einseitig.


Wenn man auch andere Texte von Bacigalupi kennt, trifft einen die schockierende Ungerechtigkeit, Härte und Ohnmacht dieser Szenen nicht so, das findet man bei ihm häufig und rechnet somit schon immer mit so etwas.


Dann ist es wohl eher ein makel des Autors und kein bewußt gewählter Stil des Romans?

Und das mit der Gefühlskälte scheint mir, mit Verlaub, eher ein malignes Ressentiment zu sein.


Sorry, das mußt Du mir bitte nochmal umgangssprachlich übersetzen, das Verstehe ich nicht.

Bearbeitet von Amtranik, 24 März 2011 - 13:31.


#82 Rusch

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Geschrieben 24 März 2011 - 14:26

Dann ist es wohl eher ein makel des Autors und kein bewußt gewählter Stil des Romans?


Als Makel würde ich das nicht unbedingt bezeichnen. Eher als Charakteristika.

Wie auch immer: Ich mag das auch nicht und mir gefällt das Buch so gar nicht. Zu den Personen baut man kaum eine Beziehung auf und die Grundgeschichte war nach 210 Seiten nicht so der Bringer. Dem Buch fehlt IMHO was, aber ich kann nicht den Finger darauf legen.

#83 molosovsky

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Geschrieben 25 März 2011 - 08:43

Wegen ›fehlendem‹ Rotem Faden: Vielleicht mal den Wikionary-Eintrag zu ›Wind up‹ lesen.
Da sieht man dann auch, warum »Biokrieg« inhaltlich ein ganz passender deutscher Titel ist und sich eben die übertragenen Bedeutungen des Titels »The Windup Girl« nicht elegant ins Deutsche übertragen lassen.

Grüße
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#84 Rusch

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Geschrieben 25 März 2011 - 09:41

Hehehe, soweit kommt es noch, dass man bei Wiki nachlesen muss, worum es bei dem Buch geht, dass man gerade liest. Also ich bin jetzt auf Seite 260 und mein Elan lässt mehr und mehr nach. Ich meine, was erzählt denn Paolo Bacigalupi denn wirklich? Es geht um Machtspiele und Protektorismus in zweierlei Hinsicht (wirschaftlich und botanisch), aber ich halten den Autor für einen schlechten erzähler oder aber zumindest für einen Erzähler, der bei mir nichts zum klingen bringt. Ich meine, wenn eine Bombe hochgeht und Tailand mit all den unsympathischen Protagonisten verschlingt, dann wäre mir das auch egal. Seine Ideen mögen ja interessant sein, aber ehrlich: Das Buch zieht seine Spannung häuptsächlich aus den Wissenlücken des Lesers. Geschickt werden einem Brocken hingeschmissen und man rätselt, was wohl zuvor passiert ist. Auf Seite 260 hat man sich das aber schon zusammengereimt und gepflegte Langweile macht sich breit. Ganz ehrlich: Dieses Thema wäre besser in einer Novelle oder einer Kurzgeschichte abgewickelt worden. Ich weiß noch nicht ob ich weiterlesen werde...

#85 T. Lagemann

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Geschrieben 25 März 2011 - 09:54

Na ok wenn Du es so sehen willst. In einer total veränderten Welt wo viele heutige Staaten und Völker untergegangen sind ist für mich dieses Hauptthema nicht gerade der Bringer. Zudem interessiert es auch nicht wirklich, läßt mich genaugenommen
sogar ziemlich kalt. Mir sind da die Szenen in denen in der Hauptsache
männliche Mitmenschen sich zu ziemliche ekliger sexueller Gewalt gegenüber dem "Windup Girl" hinreißen lassen ungleich
präsenter und ein diskussionswürdiges Menschen- und vor allem Männerbild welches Bacigalupi da zeichnet.
Es kann sich ja mal jeder hinterfragen der nur allzuleicht von Titten, Sex&Crime redet, wie viel denn noch fehlt bis man
in überzeugung ein künstliches Sexspielzeug zu haben und auch benutzen zu dürfen, es den geilen Böcken im Buch gleichtun würde,
nur weil man denkt man habe von Gesetzes wegen die Legitimation dazu. Niemand im Buch setzt sich wirklich mit der Frage auseinander
ob ein Wesen wie Kumiko nicht mit gleichem Respekt wie jedes andere Menschenwesen behandelt werden sollte.
Die in solchen Fragen häufig von mir festgestellte Angelsächsiche Gefühlskälte oder reiner Zufall?


du empfindest die Darstellung rund um Kumiko als diskussionswürdig! Durch seine drastische, dir gefühlskalt erscheinende Schilderung regt sich in dir Protest. Also funktioniert der Text an der Stelle ganz hervorragend. Vielleicht auch gerade weil sich niemand im Buch mit der Frage auseinandersetzt, ob Kumiko nicht auch wie ein Menschenweisen behandelt werden sollte. Das haben eben die Leser selbst zu leisten. Wie sie sich auch Antworten zu den anderen im Roman aufgeworfenen Fragen selbst geben müssen. Gerade das macht für mich die Stärke von Biokrieg aus! Bewerten müssen die Leser, das gibt es nicht vorgekaut vom Erzähler.

Viele Grüße
Tobias
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#86 Amtranik

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Geschrieben 25 März 2011 - 13:33

du empfindest die Darstellung rund um Kumiko als diskussionswürdig! Durch seine drastische, dir gefühlskalt erscheinende Schilderung regt sich in dir Protest. Also funktioniert der Text an der Stelle ganz hervorragend. Vielleicht auch gerade weil sich niemand im Buch mit der Frage auseinandersetzt, ob Kumiko nicht auch wie ein Menschenweisen behandelt werden sollte. Das haben eben die Leser selbst zu leisten. Wie sie sich auch Antworten zu den anderen im Roman aufgeworfenen Fragen selbst geben müssen. Gerade das macht für mich die Stärke von Biokrieg aus! Bewerten müssen die Leser, das gibt es nicht vorgekaut vom Erzähler.

Viele Grüße
Tobias


Ich bin mir nicht sicher ob es so einfach ist als Kritiker einfach das auslassen bzw weglassen bestimmter Aspekte eines Autors, diesem
dann auch noch als Verdienst anzudichten. Es sei denn selbiger hätte ausdrücklich in einer Besprechung seines Werkes genau so
argumentiert. Ansonsten ist das Voodoo-Kaffeesatzlesere des Lesers das mir nicht sonderlich gefällt.

Ausserdem vergißt Du dabei das in diesem Lesezirkel ich der einzige war der die Frage aufwarf, also war der Autor dann wohl doch
nicht so erfolgreich dabei den Leser selbst machen zu lassen. Nene, da lasse ich mich auch nicht von abbringen. Manchmal müssen
Dinge, Aspekte, bestimmte Sichtweisen auf Probleme auch einfach gesagt werden. Andersherum möchte ich nicht wissen wieviele
empörte Krakeeler sich melden würden, wäre in einem Roman alles Lenorhimmelweichjauchzend und zufrieden. Ich nehme mal
an einem solchen Werk würde man dann lauthals und völlig zurecht blauäugigkeit und mangelnde Realitätsreflexion unterstellen.

Ich denke Bacigalupi hat als Autor einfach eine andere intension gehabt. Er setzt anderes, sozusagen die bürokratische Schilderung
wirtschalftlicher und politischer Krisen in den Mittelpunkt seiner Erzählung. Die persönliche Ebene bleibt dahinter zurück.

Man kann das gut und konsequent finden, mir gefällt es nicht und daher der Roman auch nur mäßig.

Bearbeitet von Amtranik, 25 März 2011 - 13:35.


#87 Amtranik

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Geschrieben 25 März 2011 - 13:33

Hehehe, soweit kommt es noch, dass man bei Wiki nachlesen muss, worum es bei dem Buch geht, dass man gerade liest.



Selten wurde wahreres gesprochen. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/angry.png

#88 Jakob

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Geschrieben 25 März 2011 - 14:15

Ich denke Bacigalupi hat als Autor einfach eine andere intension gehabt. Er setzt anderes, sozusagen die bürokratische Schilderung
wirtschalftlicher und politischer Krisen in den Mittelpunkt seiner Erzählung. Die persönliche Ebene bleibt dahinter zurück.

Man kann das gut und konsequent finden, mir gefällt es nicht und daher der Roman auch nur mäßig.


Ich empfinde das gar nicht so, die Figuren, insbesondere Hock Seng, Kanya und gerade auch Anderson fand ich als Figuren eigentlich sehr greifbar. Eher mit Kumiko hatte ich da meine Probleme, die blieb doch etwas schablonenartig.
Wobei ich es auch nicht relevant finde, ob ein Roman einen glaubwürdigen Querschnitt an mehr oder weniger ethisch handelnden Menschen präsentiert. In "Windup Girl", so habe ich den Eindruck, ist eben das Thema, wie Menschen von den Umständen geleitet unethische Entscheidungen treffen, wie dabei aber an völlig unerwarteten Punkten auch die eine oder andere ethische Tat abfällt - Anderson, der Kumiko schützt oder Hock Seng, der sich gegen Ende um ich-weiß-ihren-Namen-nicht-mehr aus der Fabrik kümmert. Gar nicht vom hohen Ross der überlegegenen Moral aus, sondern aus einer Anwandlung. Das finde ich viel interessanter unds irgendwie sogar ermutigender: dass das "Gute", die Einsicht in die Notwendigkeit, anderen Menschen zu helfen, auch unter den unmöglichsten Umständen nicht ganz verschwindet, sondern immer wieder als Spur aufscheint.

Für mich ist "Windup Girl" jedenfalls einer der wenigen SF-Romane, die mich allein bei der Stange gehalten haben, weil ich die Figuren interessant fand. Ich habe kürzülich ein bisschen was aus Cormac McCarthys Borderlands-Westerntrilogie gelesen, das fällt mir dabei wieder ein: da hat man auch schrecklich unethisches und oft kaum nachvollziehbares Handeln bei den Protagonisten, und trotzdem puzzelt sich da nach und nach ein Bild zusammen, warum diese Leute tun, was sie tun. So etwas - gekonnt umgesetzt - reicht in meinen Augen bereits für einen guten Roman.
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#89 T. Lagemann

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Geschrieben 25 März 2011 - 14:43

Ich bin mir nicht sicher ob es so einfach ist als Kritiker einfach das auslassen bzw weglassen bestimmter Aspekte eines Autors, diesem
dann auch noch als Verdienst anzudichten. Es sei denn selbiger hätte ausdrücklich in einer Besprechung seines Werkes genau so
argumentiert. Ansonsten ist das Voodoo-Kaffeesatzlesere des Lesers das mir nicht sonderlich gefällt.


Nun, als Leser lese ich Bücher. Und ich interpretiere sie nach meinem Verständnis. Das würde ich auch tun, wenn ich dazu eine Rezension schreiben würde. Gäbe es eine Interpretation des Autors, würde ich die nur dahingehend hinzuziehen, um die Frage zu klären, ob der Autor seine Vorgaben auch umgesetzt hat.

Ausserdem vergißt Du dabei das in diesem Lesezirkel ich der einzige war der die Frage aufwarf, also war der Autor dann wohl doch
nicht so erfolgreich dabei den Leser selbst machen zu lassen. Nene, da lasse ich mich auch nicht von abbringen. Manchmal müssen
Dinge, Aspekte, bestimmte Sichtweisen auf Probleme auch einfach gesagt werden. Andersherum möchte ich nicht wissen wieviele
empörte Krakeeler sich melden würden, wäre in einem Roman alles Lenorhimmelweichjauchzend und zufrieden. Ich nehme mal
an einem solchen Werk würde man dann lauthals und völlig zurecht blauäugigkeit und mangelnde Realitätsreflexion unterstellen.


Du bist der einzige der hier die Frage hier aufwarf, aber damit weißt du nicht, wie viele sich die auch gestellt haben. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink2.gif

Und zur Empörung: Bacigalupi schildert ja nun ausführlichst die Innenwelten von Kumiko (ihre Ängste, ihre Nöte, ihre Hoffnungen). Damit hat er meines Erachtens ein ganz klares Statement pro Mensch abgegeben. Okay, es fehlt der weiße Ritter, der es mit den schwarzen Schurken aufnimmt und sie für ihr widerwärtiges Tun und Denken bestraft. Aber ganz ehrlich, derlei empfände ich als eines preisgekrönten Romans für unwürdig.

Überhaupt passt die Vorgehensweise doch auch hervorragend zum Aufbau/ der Struktur des Romans. Hier wird vieles offen gelassen, es werden keinerlei Lösungen präsentiert. Stattdessen werden verschiedene "Typen" und ihre Handlungen in einer sich zuspitzenden und schließlich eskalierenden Krise gezeigt. (und Kumiko ist eine davon). Entsprechend aufgesetzt hätte es für mich gewirkt, wenn es da bezüglich Kumiko schwarz-auf-weiß nachelsbare "klare" Aussagen gegeben hätte.

Ich denke Bacigalupi hat als Autor einfach eine andere intension gehabt. Er setzt anderes, sozusagen die bürokratische Schilderung
wirtschalftlicher und politischer Krisen in den Mittelpunkt seiner Erzählung. Die persönliche Ebene bleibt dahinter zurück.


Du liest im Kaffeesatz die Krise als Mittelpunkt des Romans heraus, für mich ist die Krise nur Hintergrund. Du vermisst das emotionale, für mich ist gerade das vor dem Hintergrund der Krise voll da! Für mich ist das Kern des Romans. Wie reagieren Menschen auf Krisen? Wie frei sind sie in ihren Entscheidungen? Und zu was führt das (gerade auch wegen all der Zufälligkeiten)?

Man kann das gut und konsequent finden, mir gefällt es nicht und daher der Roman auch nur mäßig.


ich finde manches auch nur mäßig ..., aber sonst gefällt mir der Roman sehr.

VG
Tobias
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Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
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Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#90 Skydiver

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Geschrieben 25 März 2011 - 15:16

Du liest im Kaffeesatz die Krise als Mittelpunkt des Romans heraus, für mich ist die Krise nur Hintergrund. Du vermisst das emotionale, für mich ist gerade das vor dem Hintergrund der Krise voll da! Für mich ist das Kern des Romans. Wie reagieren Menschen auf Krisen? Wie frei sind sie in ihren Entscheidungen? Und zu was führt das (gerade auch wegen all der Zufälligkeiten)?

Das unterschreibe ich !

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