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Schluss mit Eierschaukeln


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88 Antworten in diesem Thema

#1 Jakob

Jakob

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:02

Immer mal wieder - und derzeit ganz besonders - fĂ€llt mir auf, dass im Scifiboard (fast) alle Autoren und Kleinverleger so lieb zueinander sind. Höflich tauscht man sich darĂŒber aus, ob die Überarbeitung der eigenen Texte mehr oder weniger wichtig ist, wie schwer man es hat als SF-Autor, wenn die Verlage Zwerge und Vampire wollen, dass BĂŒcher verstĂ€ndlich und handwerklich gut sein sollen ... und schiebt sich dabei immer wohlanstĂ€ndig Komplimente zu, in der Hoffnung, dass der Tauschhandel aufgeht und Entsprechendes zurĂŒckkommt. Ich nehme mich da nicht aus, ich habe auch so meine Lieblingsautoren im Scifiboard, denen ich gerne schmeichelnde Worte zueigne, und von denen ich hoffe, Ähnliches zurĂŒckzuerhalten.
Aber - und da nehme ich mich aus - ich habe manchmal den Eindruck, dass der Kuschelkurs ĂŒbertrieben wird. Klar gibt es regelmĂ€ĂŸig Zoff, der dreht sich aber selten um die QualitĂ€t von Werken der im Forum vertretenen Autoren und meistens darum, ob Hahn und Pukallus sich in schlechte Gesellschaft begeben oder ob Romane einen guten Anfang brauchen, um nicht als misslungen zu gelten. Selbst, wenn mal um die QualitĂ€ten eines Buches gestrietten wird (wie bei Thor Kunkels Schaumschwester), geht es im Streit meistens eher darum, wer wann den Ton verfehlt hat und ob es hier nicht eigentlich um Rufmord, Neid oder andere Niedrigkeiten ginge anstatt um den zu bewertenden Text.

Ich möchte da gern mal zur Psychologisierung anheben betreffs der Frage: Warum ist es so schwer, qualifiziert ĂŒber die Werke der zahlreichen hier vertretenen Autoren zu streiten? Ich denke, der Hauptgrund besteht darin, dass die deutschsprachige SF bereits eine so winzige Nische ist, dass man als Autor unwillkĂŒrlich das GefĂŒhl hat, auf den Zuspruch der Mehrheit ihrer Bewohner angewiesen zu sein, wenn man nicht ganz und gar alleine dastehen will. Und deshalb macht man mit beim Eierschaukel-BĂŒndnis. Wenn andererseits einmal das ZerwĂŒrfnis da ist, dann geht es dem hoffnungsvollen Autor so an die Substanz, dass die KrĂ€nkung des eigenen Werks sehr schnell zur unertrĂ€glichen KrĂ€nkung der eigenen Person wird.
Bei der BloglektĂŒre stelle ich fest, dass es im englischsprachigen Raum anders ist: Da können sich die Fantasy-Leser z.B. derzeit ganz wunderbar wĂŒtend ĂŒber Moralismus und Grittieness streiten, ohne dass entweder extreme Angstbeißerei oder der verkrampfte Versuch, Konsenssoße ĂŒber alles zu kippen, durchschimmert. Wahrscheinlich, weil man im englischssprachigen Raum eben in einer viel weniger engen Nische hockt und nicht gleich der ganze literarische Lebensraum flöten geht, wenn man es sich mit der Szene verscherzt.

Ich will nicht falsch verstanden werden: Gerne schließe ich mich dem Grundsatz an, dass man, wenn man nichts Positives zu sagen hat, in den meisten FĂ€llen Schweigen kann. Wenn aber hier (wie es immer wieder vorkommt) ein Autor sein Werk als the best thing since sliced bread anpreist, oder wenn Threads gestartet werden, die offenbar lediglich dazu dienen, sich möglichst viel BestĂ€tigung fĂŒr die eigenen Lesevorlieben und Schreibpraktiken abzuholen und in denen beleidigt oder gar nicht reagiert wird, wenn jemand (z.B. ich) querschießt und den angestrebten Konsens nicht einfach mittrĂ€gt oder ihn nur ganz höflich ein bisschen modifiziert, sondern ihn angreift, dann Ă€rgert mich das ehrlich gesagt ganz schön.

Ich weiß schon, nicht jeder will sich dauernd zoffen. Aber es will auch nicht jeder dauernd höfliche Nullaussagen lesen. Ich denke, in dieser Beziehung schadet der Komplimente-Tauschring namens Scifiboard insbesondere den hier anwesenden Autoren: Nicht nur, weil sie keine Kritik kriegen, an der sie sich reiben können, sondern auch, weil er das angstvolle Schielen auf die Zielgruppe "Szene" bekrĂ€ftigt, den vorauseilenden Gehorsam gegenĂŒber den Erwartungen des kleinen Kreises, dem man gefallen möchte. GĂ€be es hier mehr Zoff, dann gĂ€be es vielleicht auch ein paar mehr Autoren hier, die sagen wĂŒrden: "Scheiß drauf! Ich schreibe jetzt so, wie ich das fĂŒr richtig halte, und vertrete das hier!". Dann gĂ€b's vielleicht ein bisschen mehr Darwinismus hier, von dem ich ja sonst nicht so der Fan bin, aber mal ehrlich: Wo sonst kann man so anregend und zugleich gefahrlos den Kampf ums Dasein fĂŒhren wie in der Hobbyschreibernische? Und dann wĂŒrde man vielleicht auch lernen, dass diejenigen, die etwas blöd finden, keine bösen und missgĂŒnstigen Menschen sind, die eigentlich eh nicht "zu uns gehören", sondern einfach Leute mit anderen Ă€sthetischen und inhaltlichen Standpunkten, die selibge auch vertreten, anstatt immer verzweifelt nach dem Kleinsten gemeinsamen Nenner zu suchen, der die fröhliche Fortsetzung des Eierschaukelns ermöglicht.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

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#2 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:10

Hi Jakob. Ich weiß was du meinst, aber ein wenig kann ich das Verhalten schon verstehen. Als Hobbyschreiber bist du genauso wie ein "großer" Autor auf deine Leser angewiesen. Es sind deine Kunden. Und die vergrault man nicht. Sonst kannst du das schreiben direkt wie das Hobby Modelleisenbahn angehen. FĂŒr dich ganz alleine, und auf dem Dachboden hortest du dann keine Loks und Waggons, sondern deine Werke, die noch nicht einmal Testleser finden. Oder anders gesagt: Auf den Tisch, von dem ich esse, scheiße ich erst dann, wenn ich woanders bereits einen reserviert habe ;) LG Dirk :lol: Edtih kam vorbei! Sie hat Tippfehler molkiert *schĂ€m*

Bearbeitet von Dirk, 07 März 2011 - 15:11.


#3 Jakob

Jakob

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:17

Als Hobbyschreiber bist du genauso wie ein "großer" Autor auf deine Leser angewiesen. Es sind deine Kunden. Und die vergrault man nicht.


DafĂŒr habe ich einerseits vollstes VerstĂ€ndnis. Andererseits wird das VerhĂ€ltnis halt irgendwie inzestuös, wenn ein Großteil der Kunden selber wieder zu den Anbietern gehört. Wenn der Leser in erster Linie Konsument ist, kann er es sich leisten, rumzustĂ€nkern, dass ihm dieses und jenes nicht gefĂ€llt, wenn der Autor, an dem er etwas zu bemĂ€ngeln hat, dagegen fĂŒr ihn selbts potentieller Leser ist, wird man plötzlich ganz vorsichtig.
Ich weiß, da kann man nicht so einfach raus. Trotzdem halte ich es fĂŒr schĂ€dlich, und auch einfach fĂŒr ein bisschen langweilig.
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#4 Muside

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:20

Mit dem Nischendasein hat es was zu tun - und auch einfach damit, dass fast jeder Autor hier das Schreiben als NebenbeschĂ€ftigung betreibt. Und NebenbeschĂ€ftigungen, auch wenn sie durchaus mit Schweiß und Herzblut genĂ€hrt werden, werden selten allzu ernst genommen. Und zwar sowohl von anderen, als auch von einem selbst. Man erlebt es hier zum Beispiel recht selten, dass jemand ĂŒberhaupt von einer Story einen zweiten oder dritten Entwurf anfertigt - womit ich nicht nur eingearbeitete Korrekturen meine, sondern wirklich einen neu geschriebenen Entwurf. Professionelle Autoren schreiben hingegen mitunter komplette Romane neu. Auch drei- oder viermal. Es ist schwer, zu dem Thema etwas zu sagen, ohne hier alles ĂŒber einen Kamm zu scheren. Wir haben hier auf dem Board einige richtig professionelle Leute, einige sehr gute Gelegenheitsschreiber, einige pure Hobbyisten und einige StĂŒmper. In einer so heterogenen Gesellschaft zielt man bei seiner Kritik natĂŒrlich auch gern erstmal in Richtung kleinster gemeinsamer Nenner, um sich gegenseitig nicht zu verprellen. Insbesondere, wo gerade die AnfĂ€nger oft noch viele Flausen im Kopf haben und auf deutliche Kritik schonmal beleidigt reagieren. Ich stimme dir zu, dass ein Klima (konstruktiver) Kritik in so einem Forum hilfreicher wĂ€re als der Selbsthilfengruppen-Appeal, den manche Diskussionen haben (obwohl das auch seine Berechtigung und seinen Nutzen hat). Ob sich das aber durchsetzen ließe, halte ich fĂŒr fraglich.

#5 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:23

DafĂŒr habe ich einerseits vollstes VerstĂ€ndnis. Andererseits wird das VerhĂ€ltnis halt irgendwie inzestuös, wenn ein Großteil der Kunden selber wieder zu den Anbietern gehört. Wenn der Leser in erster Linie Konsument ist, kann er es sich leisten, rumzustĂ€nkern, dass ihm dieses und jenes nicht gefĂ€llt, wenn der Autor, an dem er etwas zu bemĂ€ngeln hat, dagegen fĂŒr ihn selbts potentieller Leser ist, wird man plötzlich ganz vorsichtig.
Ich weiß, da kann man nicht so einfach raus. Trotzdem halte ich es fĂŒr schĂ€dlich, und auch einfach fĂŒr ein bisschen langweilig.


Eine solche Entwicklung sehe ich nicht nur hier im Board sondern auch bei Rezensionen in den unterschiedlichen Magazinen/Seiten/Blogs usw. Irgendwie scheint jeder jeden zu kennen und man möchte sich nicht gegenseitig ans Bein pinkeln, was oft zu larifari Kritiken und Artikeln fĂŒhrt (es gibt natĂŒrlich auch Ausnahmen)

#6 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 07 März 2011 - 15:30

Ja, es ist ein Teufelskreis, wenn Autoren zugleich auch Leser sind, oder sein sollen. Da dies aber auf anscheinend sehr viele Mitglieder hier zutrifft, fĂ€rbt das auch ein wenig auf die BĂŒcher / Werke ab, deren Autoren hier nicht vertreten sind. Dazu kommt, dass die Science Fiction Szene in Deutschland wirklich sehr klein zu sein scheint. Wie schnell ist es da passiert, dass ich als Nobody einem Verleger / Agenten / "großem" Autor ans Bein pinkele und behaupte, es sei warmer Regen, ohne ihn hinter seinem Pseudonym zu erkennen? Da hat man sich schnell mal Reputaion versaut. Klingt vielleicht weit hergeholt, ist aber bestimmt mit ein Aspekt, der gerade diejenigen unter uns, die selber schreiben und gewisse Ambitionen haben, unbewusst immer wieder in ihre Postings einfliessen lassen. Aus diesem Grund poste ich hier sehr wenig ĂŒber meine Schreiberei und beiße mich jedesmal in den Hintern, wenn mir doch was rausrutscht. Zuletzt geschehen in dem Thread um das Selbstbewusstsein eines Autoren. Ich will hier keine Eigenwerbung schalten oder Lorbeeren ob meines tollen Stils einheimsen, zumal ich gar nichts vorweisen kann, was solche BEhauptungne untermauern könnte. DafĂŒr gibt es reine Autorenforen. Und wenn es mir dann aus den Fingern rutscht, bemĂŒhe ich mich immer um einen Tonfall und eine Wortwahl, die deutlich zeigen soll, dass ich ein Lehrling in Sachen Schreiben bin, und das Handwerk allerhöchstens in homöopatischen Dosen per Schaumlöffel aufgenommen habe. Egal wie sehr ich anderer Meinung bin. Bei Fragen und Threads zum Schreiben ebenso, wie bei Rezensionen. Und schon bin ich mittendrin in dem Teufelskreis, den ich selber auch nicht sonderlich mag, aber mangels "Background" auch nciht durchbrechen kann. LG Dirk :lol: Nachtrag: Sorry, ich war zu langsam. Habe also teilweise wiederholt, was Muside und Pogopuschel schon sagten.

Bearbeitet von Dirk, 07 März 2011 - 15:32.


#7 lapismont

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:34

Mhm, mir ist noch nicht ganz klar, worĂŒber Du grummelst, Jakob.

Versuch das doch mal konkret zu machen. Ich hab ja zu RaumanzĂŒge und RĂ€uberpistolen eine Rezi geschrieben. Ich bin Insider, also prĂ€destiniert zum Eierschaukeln.
Wo wĂŒrdest Du AnsĂ€tze fĂŒr qualitativen Streit sehen? Wie ihn fĂŒhren? WĂŒrdest Du einer positiven Rezension "Nullaussage" entgegenrufen?
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#8 Pogopuschel

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:39

Ich schreibe selber furchtbar ungern Rezis oder auch Forenkommentare zu BĂŒchern oder Kurzgeschichten von Leuten, die ich kenne. Ich möchte einerseits niemand in einer Kritik »vernichten« (ĂŒberspitzt ausgedrĂŒckt) andererseits aber auch keine unehrliche Kritik schreiben. Das ist dann immer ein heikler Drahtseilakt. Bei meinen eigenen Texten bin ich fĂŒr eine ehrliche und schonungslose Kritik immer dankbar (wenn sie gut begrĂŒndet ist), weis aber auch, dass viele Autoren da eher dĂŒnnhĂ€utig sind, und mit einer solchen Kritik nicht umgehen können. Da halte ich im Zweifelsfall lieber die Klappe, bevor es persönlich wird.

#9 lapismont

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:41

Aber mit einer ehrlichen Kritik verliert man nur die NappsĂŒlzen, oder?
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#10 Pogopuschel

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:41

Versuch das doch mal konkret zu machen. Ich hab ja zu RaumanzĂŒge und RĂ€uberpistolen eine Rezi geschrieben. Ich bin Insider, also prĂ€destiniert zum Eierschaukeln.
Wo wĂŒrdest Du AnsĂ€tze fĂŒr qualitativen Streit sehen? Wie ihn fĂŒhren? WĂŒrdest Du einer positiven Rezension "Nullaussage" entgegenrufen?


Ich denke, wenn der Leser weiß, dass Rezensent und Autor sich kennen, dann steht der Verdacht der GefĂ€lligkeitsrezension automatisch im Raum. Auch wenn er völlig unbegrĂŒndet ist.

#11 Pogopuschel

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:45

Aber mit einer ehrlichen Kritik verliert man nur die NappsĂŒlzen, oder?


Das Wort musste ich erstmal googeln.
Dadurch, dass sich die Szene so klein und verzahnt ist, kann es ja sein, dass der Verfasser der ehrlichen Kritik irgendwann selber gerne bei einem "verissenen" Verlag unterkommen möchte, gerade in der SF gibt es ja nicht so viele. Da ist man dann vermutlich vorsichtiger, da man ja nie weiß, ob der Verissene nicht irgendwann einmal, einem einen Vorteil einbringen kann.

#12 Jakob

Jakob

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:47

Mhm, mir ist noch nicht ganz klar, worĂŒber Du grummelst, Jakob.

Versuch das doch mal konkret zu machen. Ich hab ja zu RaumanzĂŒge und RĂ€uberpistolen eine Rezi geschrieben. Ich bin Insider, also prĂ€destiniert zum Eierschaukeln.
Wo wĂŒrdest Du AnsĂ€tze fĂŒr qualitativen Streit sehen? Wie ihn fĂŒhren? WĂŒrdest Du einer positiven Rezension "Nullaussage" entgegenrufen?


Das ist ein interessantes Beispiel, ich hatte schon den Eindruck, mit einigen Sachen wĂ€rst du als "Außenseiter" vielleicht hĂ€rter ins Gericht gegangen. Aber natĂŒrlich ist es in dem Fall schwer, in dem Fall als Profiteur zu meckern und weniger Wohlwollen einzufodern. und es ist ja nicht so, dass Wohlwollen prinzipiell schlecht wĂ€re, nur scheint mir die Tendenz da oft einfach zu stark. Auf jeden Fall finde ich positive Rezensionen natĂŒrlich nicht prinzipiell aussagefrei ...
Rezensionen sind aber auch noch mal ein bisschen was anderes, denn da versucht man ja meistens durchaus wohlwollend, sich in die Zielgruppe einzufĂŒhlen - was sinnvoll ist. D.h. ein Rezensionsverriss ist in meinen Augen dann angebracht, wenn ein Buch den eigenen MaßstĂ€ben nicht gerecht wird. In einem Forum kann man dagegen als Teilnehmer eigentlich ganz von sich ausgehen und schreiben, was man blöd findet (und vorzugsweie auch warum) und sich dabei ganz auf die eigenen MaßstĂ€be beziehen.

Ich sehe mich da aber durchaus als Teil des von mir bemÀngelten Systems.
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#13 Diboo

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Geschrieben 07 März 2011 - 15:48

Ich wĂŒrde ja gerne ĂŒber Werke meiner Autorenkollegen ablĂ€stern. Da aber die meisten dieser Werke nur Kurzgeschichten sind, die ich prinzipiell nicht lese, geht offenbar 99 % des deutschsprachigen Literaturausstoßes an mir vorĂŒber. Und die restlichen 1 % kaufe ich dann offenbar nicht. Ich habe also nichts, worĂŒber ich mich aufregen könnte.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, fĂŒr Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
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#14 My.

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Geschrieben 07 März 2011 - 16:01

Nein, Jakob, ich glaube, der Hauptgrund des fĂŒr mich bestens nachvollziehbaren "Problems", das du hast, ist ein anderer, und zwar einer, der mit der SF in Deutschland gar nichts zu tun hat. Es geht vielmehr um grundsĂ€tzliche Wesenheiten und WesensbedĂŒrfnisse des Deutschen, die sich genau in dem Ă€ußern, das du kritisierst - ĂŒbrigens mit meiner vollstestenstesten (also 300 %) Zustimmung. Der Deutsche möchte anerkannt werden, sein und es auch bleiben. Der Deutsche ist nachtragend (so sehr, daß sogar weiße Elefanten neidisch werden). Zwei einfache Postulate. Postulat 1 beinhaltet auch, daß der Deutsche gerne Freunde hat und sie bewahren möchte, es beinhaltet auch, daß man sich u.U. mit Leuten abgibt, denen man eigentlich - mitten im Bodensatz seines Herzens - in den Arsch treten wĂŒrde, weil sie eigentlich fĂŒr jedes Arschloch, das herumlĂ€uft, noch eine Beleidigung sind, nur, weil man anerkannt sein möchte, weil man Freunde haben möchte, weil man irgendjemanden kennen möchte, der bei der Nennung deines Namens nicht mit den Schultern zuckt. Postulat 2 bedingt, daß du niemandem ein kritisches Wort an den Kopf werfen kannst, ohne dir sicher sein zu mĂŒssen, daß du bei demjenigen verschissen hast, bis in die Steinzeit und drei Tage weiter. Schau mal in meinen Blog (www.beckinsale.de). Da gibt es recht frische Rezis zu NOVA 16 und 17, zur "Hinterland"-Anthologie, mit ganz viel Ameisenfickerei, vom Allerfeinsten, genau so, wie ich das mag. Bei den NOVA-Leuten bin ich mir nicht sicher (aber das ist mir andererseits furzegal), aber beim Wurdack Ernst gehe ich davon aus, daß der diese Ameisenfickerei nicht mag, daß er mich auf dem nĂ€chsten Con vielleicht anranzt deswegen, wir das mehr oder weniger intensiv, vielleicht auch nur mehr oder weniger flapsig diskutieren, und dann ein Weißbier trinken. Und gut. Bei den NOVA-Leuten rechne ich bei mindestens einem der Beteiligten eher damit, daß eben das passiert, was ich meinte: Postulat 2 zieht. Und warum? Ehrlich? Keine Ahnung. Es ist zum Kotzen, wenn man nicht mal sagen kann, was man denkt, ohne sich dafĂŒr bis in alle Ewigkeiten rechtfertigen zu mĂŒssen. Hey, die XUN-BĂŒcher von Bernd Walter sind mies layoutet und schlecht korrigiert und lektoriert, aber hey ... Scheiß drauf, die Idee, was er da macht, finde ich trotzdem okay. Die Kritik heißt ja nicht, daß gar nichts Gutes dran ist. Aber von den meisten deutschen Kritisierten kriegt das keiner mit. Die meisten machen schon beim ersten negativ klingenden (! - Selbstinterpretation, natĂŒrlich!) Verb die Schotten dicht und legen dich als Mensch und Person ad acta. Verschissen, Steinzeit, drei Tage. Der grĂ¶ĂŸte Teil des Rests hört sowieso nicht auf das, WAS du sagst oder schreibst, sondern WIE es sich ANHÖRT, oder WIE es sich LIEST. (Und damit kannst du schon mal einen zusĂ€tzlichen Tag auf deine Steinzeit drauflegen, weil die meisten ja ÜBERHAUPT KEINE AHNUNG haben, wer du eigentlich bist, und sich dann auch noch die Frechheit erlauben, deine Kritik in einer Weise zu interpretieren, die du gar nicht im Sinn hattest, aber sie fragen dich ja auch nicht, weil es viel leichter ist, dich als Miesepeter, Stinkstiefel oder sonstwas zu betrachten.) So weit, so gut. Es hat nichts mit SF an sich zu tun. Es sind einfach AbhĂ€ngigkeiten, die geschaffen werden, die "man" sich vor allem selber schafft, weil man Leuten hinterher rennen zu mĂŒssen glaubt, von denen man dringend annimmt, daß man sie irgendwann mal braucht. Klar, kann sein. Aber wenn ich den NOVA-Leuten eine Anthologie zerreiße und dann mit MKI ein Projekt machen möchte, und das wegen meines Verrisses nicht zu stande kommt, dann weiß ich nicht, was das ums Verrecken eigentlich miteinander zu tun hat. Denn mir sind die Postulate da oben furzwurscht. Jemand, mit dem ich mich nicht mal streiten und mich danach wieder vertragen kann, der kann nicht mein Freund sein. Klar, ich mags auch, wenn alles Friede, Freude und Eierstich ist. Aber das ists halt nicht immer. Und diese Denk- und Sichtweise ist mir heilig. Es gibt genug Leute, die so ihre Scherzle drĂŒber machen, aber ich bin zum vierten Mal verheiratet, und die ersten drei Fehlversuche lagen genau daran, daß selbst dein Eheweib nicht (immer) in der Lage ist, zu kapieren, daß man sich immer noch lieben kann, auch wenn das von ihr eingekaufte Bier das verfickt falsche war. My.

#15 lapismont

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Geschrieben 07 März 2011 - 16:06

Aber es ist schwerer seiner Frau zu sagen, das Bier sei falsch. Mal eben nix mit MKI zu machen ist besser zu ertragen, als abstinent in mehrfacher Hinsicht leben zu mĂŒssen. :lol:
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#16 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 07 März 2011 - 16:08

*Beifall klatsch*

Jepp, so ist es Beckinsale.

Hat zwar gerade hier, in diesem Thread ein G®schmĂ€ckle, wenn jemand Beifall klatscht, aber da möchte ich gerne die Sendung mit der Maus zitieren:

Klingt komisch?
Ist aber so!
:lol:

Den hier ...

Der Deutsche möchte anerkannt werden, sein und es auch bleiben.
Der Deutsche ist nachtragend (so sehr, daß sogar weiße Elefanten neidisch werden).


... wĂŒrde ich mir gerne an den Roller kleben, und durch die Gegend kutschieren ;)

#17 My.

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Geschrieben 07 März 2011 - 16:15

... wĂŒrde ich mir gerne an den Roller kleben, und durch die Gegend kutschieren :lol:

Du hast meine ausdrĂŒckliche Erlaubnis.

My.

#18 Jakob

Jakob

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Geschrieben 07 März 2011 - 16:20

Möglich, dass das des RĂ€tsels Lösung ist. Ich bin ja privat auch schrecklich harmoniebedĂŒrftig. Um so weniger leuchtet es mir ein, warum ich auch auf dem Feld des Schreibens und Lesens, wo man ja einen gewissen Puffer hat, indem man ĂŒber Texte streitet und nicht ĂŒber die eigenen Person, nicht zu streiten bereit ist. Ich habe mir zumindest vorgenommen, mir in Zukunft weniger Negativurteile zu verkneifen und die Konsequenzen zu tragen. Und vielleicht sind die ja gar nicht so schlimm ...
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#19 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 07 März 2011 - 16:28

Als selbsternannter Gleichstellungsbeauftragter in allen Lebenslagen möchte ich doch noch kritisch anmerken, dass der Threadtitel "Eierschaukeln" unsere weiblichen Autorinnen ausschließt. Ob sich deshalb bisher nur MĂ€nner in diesem Thread gemeldet haben? ;) (und ein Smiley fĂŒr Jakob)

#20 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 07 März 2011 - 16:30

Jakob, das ist ein guter Entschluss. Geh entschlossen vorraus, sei nicht feige ... und lass ich hinter dem Baum in Deckung gehen ;) Ne, Spaß beiseite. Ich weiß noch, wie ich mich als Knirps teilweise mit meinem Freund Nobby in die Haare bekommen habe. Wer ist besser, Superman oder Spiderman, wer hat die schöneren Möpse, Bo Derek oder Raquel Welsh ... das waren so die ersten Streitpunkte meines jungen Lebens, wo ich meine Meinung vertreten musste. (Ich fand Raquel besser, obwohl Bo®s TĂŒten auch nicht zu verachten waren!) Gelernt habe ich damals, dass eine Freundschaft auch kritik und kontrĂ€re Standpunkte vertragen muss, weil sie sonst nicht mehr wert ist, ein laues LĂŒftchen in der Schiesser Feinripp. Als Erwachsener wurde (und werde) ich oft als Störenfried oder Revoluzzer gebrandmarkt, wenn ich meine Meinung frei Schnauze hinausposaun(t)e. Irgendwann wurde aber selbst Don Quichotte mĂŒde, immer wieder gegen die Riesen zu kĂ€mpfen. Also nickte er ergeben seinem Diener Sancho Pancha zu, als dieser seinen Herren darauf aufmerksam machte, das es keine Riesen, sondern WindmĂŒhlen seien. Manchmal muss einfach um des lieben Friedens Willen FĂŒnf gerade sein lassen Und in den letzten Jahren habe ich irgendwie eine schwere MathematikschwĂ€che entwickelt ;) LG Dirk ;)

#21 Gast_muellermanfred_*

Gast_muellermanfred_*
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Geschrieben 07 März 2011 - 16:42

Man sollte sich auch mal mit dem Gedanken beschĂ€ftigen, daß es Leute gibt, die mit Kritik einfach nicht umgehen können, oder sie schlicht nicht zulassen. Typ 3 habe ich am liebsten: das sind die, die sich nicht mit dem Gesagten befassen, sondern einzig mit dem Kritiker selbst. Hat der eine doofe Nase, kann seine Kritik keine Su8bstanz haben. Hier haben wir es meistens mit weltfernen Möchtegern-Profis zu tun, die ihre literarischen QualitĂ€ten daraus ableiten, daß es ihnen gelungen ist, ihrem Fanzine eine ISSN zu verpassen. GlĂŒcklicherweise können sie oft wirklich nichts, so daß man jedenfalls nicht die falschen prĂŒgelt. Typ 2 ist eigentlich der schlimmere: das sind Leute, die man gut kennt und die baß erstaunt sind, wenn man mal was ehrliches sagt. Möglich, daß man da Freunde verliert, wenn man was sagt. Die Frage, ob ein Freund, den man durch Kritik verlieren kann, auch wirklich einer sein kann, ist berechtigt. Typ 1 ist der souverĂ€nste, in Deutschland fast eine aussterbende Art: akademischer Hintergrund, gern Anglistik dabei, lange palmarÚs im business, viel ĂŒbersetzt und redigiert, einiges geschrieben - diese Leute wissen, wie Sprache funktioniert, kennen sie in- und auswendig, Fachidioten, die sich absolut nicht vorstellen können, daß ein simpler Leser feststellen kann, daß sie literarisch bestenfalls mediokre BĂŒckware abliefern. Ihre bevorzugte Reaktion auf Kritik ist Verachtung und groß ist das Erstaunen, wenn sie dann feststellen, daß sie sich wirklich schlecht verkaufen (was ĂŒbrigens auch ohne die Laienkritik geschehen wĂ€re). Ich sollte vielleicht noch darauf hinweisen, daß SFN von außen ĂŒberhaupt nicht als Eierschaukel-Club wahrgenommen wird, sondern im Gegenteil als besonders biestig, kritisch, verbrettert, feindselig und streitsĂŒchtig. Sich ausgerechnet hier darĂŒber zu beschweren, daß einer dem anderen das Köpfchen krault, ist wirklich sehr, sehr lustig! ;) So, ich geh dann mal Popcorn holen †©

Bearbeitet von muellermanfred, 07 März 2011 - 16:42.


#22 Jakob

Jakob

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Geschrieben 07 März 2011 - 16:48

Typ 1 ist der souverĂ€nste, in Deutschland fast eine aussterbende Art: akademischer Hintergrund, gern Anglistik dabei, lange palmarÚs im business, viel ĂŒbersetzt und redigiert, einiges geschrieben - diese Leute wissen, wie Sprache funktioniert, kennen sie in- und auswendig, Fachidioten, die sich absolut nicht vorstellen können, daß ein simpler Leser feststellen kann, daß sie literarisch bestenfalls mediokre BĂŒckware abliefern. Ihre bevorzugte Reaktion auf Kritik ist Verachtung und groß ist das Erstaunen, wenn sie dann feststellen, daß sie sich wirklich schlecht verkaufen (was ĂŒbrigens auch ohne die Laienkritik geschehen wĂ€re).


Klingt wie ich in zehn Jahren, wenn die Sache eher schlecht lÀuft ...
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#23 Pogopuschel

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Geschrieben 07 März 2011 - 16:50

Einen Àhnlichen Typ hat Josh Olson recht eindrucksvoll beschrieben: I will not read your fucking script
Der Typ, dem man eine GefĂ€lligkeit erweist (oder jemandem der den Typ kennt). Man liest den Text, sagt seine ehrliche Meinung dazu (um die man ja gebeten wurde) und handelt sich damit nichts als Ärger ein.

#24 Vincent Voss

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Geschrieben 07 März 2011 - 17:33

Der Deutsche nörgelt aber auch immer an allem und jedem herum. Vielleicht ist das der Grund, dass Autoren manchmal sehr dĂŒnnfellig reagieren. Ich finde nicht, dass es in diesem Forum kuschelig zugeht, da gibt es schlimmere Foren. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich das Netzwerk nicht durchblicke. Viel schlimmer finde ich an Sci-Fi-Literatur-Kritikern die Pedanterie, die sie an den Tag legen, wenn es darum geht technische PhĂ€nomene, die ja nichts weiter als Ideen des Autoren sind, in ihre TÜV-Werktstatt zu zerren und eine RealitĂ€tsdichteprĂŒfung vornehmen.

#25 Gallagher

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Geschrieben 07 März 2011 - 17:37

Als selbsternannter Gleichstellungsbeauftragter in allen Lebenslagen möchte ich doch noch kritisch anmerken, dass der Threadtitel "Eierschaukeln" unsere weiblichen Autorinnen ausschließt.


Nö, die können natĂŒrlich auch mitmachen. MĂŒssen ja nicht die eigenen sein.

*TUSCH* ;) *KAMELLE*


Ich sollte vielleicht noch darauf hinweisen, daß SFN von außen ĂŒberhaupt nicht als Eierschaukel-Club wahrgenommen wird, sondern im Gegenteil als besonders biestig, kritisch, verbrettert, feindselig und streitsĂŒchtig.


Echt jetzt? ;) So rein interessehalber: wer sagt denn so was?
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#26 simifilm

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Geschrieben 07 März 2011 - 17:38

Ich möchte da gern mal zur Psychologisierung anheben betreffs der Frage: Warum ist es so schwer, qualifiziert ĂŒber die Werke der zahlreichen hier vertretenen Autoren zu streiten? Ich denke, der Hauptgrund besteht darin, dass die deutschsprachige SF bereits eine so winzige Nische ist, dass man als Autor unwillkĂŒrlich das GefĂŒhl hat, auf den Zuspruch der Mehrheit ihrer Bewohner angewiesen zu sein, wenn man nicht ganz und gar alleine dastehen will. Und deshalb macht man mit beim Eierschaukel-BĂŒndnis. Wenn andererseits einmal das ZerwĂŒrfnis da ist, dann geht es dem hoffnungsvollen Autor so an die Substanz, dass die KrĂ€nkung des eigenen Werks sehr schnell zur unertrĂ€glichen KrĂ€nkung der eigenen Person wird.


Ich denke, ich verstehe ganz gut, was Du meinst, und sehe noch eine andere Ursache fĂŒr das PhĂ€nomen (mit völkerpsychologischen ErklĂ€rungen à la "die Deutschen sind so und so" habe ich meine liebe MĂŒhe). Es wurde schon in anderen Threads bemerkt (von wem, weiss ich nicht mehr), dass die Mischung hier im Board sehr heterogen ist. Hier trifft sich eine kunterbunte Mischung, die alle nur irgendwie das Label SF verbindet - und unter dieses Label fallen viele Dinge. In meiner Erfahrung ist es unglaublich schwierig, hier eine gemeinsame Sprache zu finden. Gerade wenn es darum geht, konkret ĂŒber ein literarisches Werk zu sprechen. Man nehme nur die paar aktiven Threads der letzten Wochen, in denen Du ja auch viel gepostet hast. Ich muss ehrlich sagen, ich habe Deine Ausdauer zeitweise echt bewundert, mit der Du darauf beharrt hast, dass es nicht sinnvoll ist, ein Buch aufgrund einer flotten - oder lahmen - ersten Seite zu beurteilen. Obwohl ich da weitgehend mit Dir einig bin, hatte ich je lĂ€nger je weniger Lust, da mitzudiskutieren. Weil ich den Eindruck hatte, dass die Ausgangslage so verschieden sind, dass eine VerstĂ€ndigung kaum möglich ist. Und weil ich - wie Du auch - den Eindruck hatte, dass die "Gegenseite" ĂŒberhaupt nicht auf die Argumente einging. Und um das ganz deutlich zu sagen: Ich glaube nicht, dass daran liegt, dass alle anderen dĂŒmmer sind, sondern dass die Voraussetzungen (was liest man, was interessiert einen, mit welchem Interesse, aber auch mit welchen analytischen Werkzeugen geht man an Literatur heran) sehr unterschiedlich sind.

Ein Effekt dieser unterschiedlichen Ausgangslagen ist, dass echte Diskussionen sehr schwierig werden: Entweder man schlĂ€gt sich den SchĂ€del ein, oder man ĂŒbt sich im Nettsein.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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  • ‱ (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • ‱ (Buch) als nĂ€chstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
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#27 Angela Fleischer

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Geschrieben 07 März 2011 - 17:47

Wird diese Diskussion zu Resultaten fĂŒhren oder ist das wieder nur Eierschaukeln? So liest es sich nĂ€mlich. Viel Gerede, aber wenig Willen, etwas zu verĂ€ndern (vielleicht mit Ausnahme von Jakob).
  • ‱ (Buch) gerade am lesen:Asimov: The Currents of Space
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#28 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 07 März 2011 - 17:52

Wird diese Diskussion zu Resultaten fĂŒhren oder ist das wieder nur Eierschaukeln? So liest es sich nĂ€mlich. Viel Gerede, aber wenig Willen, etwas zu verĂ€ndern (vielleicht mit Ausnahme von Jakob).


;) ;) ;)
Höre ich da Phallusneid heraus?
;) ;) :)

Mein Wille ist jedenfalls ungebrochen!

Ich will Eierkuchen :lol:
Und mit gutem Beispiel ging ich voran, und verteidigte meine "Strandszene" und meinen Geschmack mit Zehen ... öh ... ZÀhnen und Klauen im Thread von Frederic :D

Alberne GrĂŒĂŸe

Dirk (der einfach zu guter Stimmung ist, um sich zu zoffen. Make Peace, not war :D )

#29 Gast_Guido Latz_*

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Geschrieben 07 März 2011 - 17:55

Immer mal wieder - und derzeit ganz besonders - fÀllt mir auf, dass im Scifiboard (fast) alle Autoren und Kleinverleger so lieb zueinander sind.


Ich kenne da nur zwei Möglichkeiten, was andere Verleger betrifft. Ich bin nett zu denen, mit denen ich gut auskomme. Die anderen habe ich gar nicht erst auf dem Radar, weil mir die Zeit und die Lust fehlt, mich an etwas aufzuhalten.

#30 lapismont

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Geschrieben 07 März 2011 - 17:56

Gute Laune ist was fĂŒr Weicheier, wir schaukeln hier nur hart gekochte, egal ob aus dem Beutel oder Großlager! ;)
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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