Das Sansa Stark plötzlich von der völlig untalentierten Lügnerin und naiven Kindbraut zur weiblichen Münchhausen mutiert, war ja auch nicht unbedingt elegant gelöst fand ich. Insgesamt scheint es mir so zu sein, das Martin ( was ja auch kein Wunder wäre ) seine vielen vielen Charaktere nach und nach ein wenig entgleiten. Dadurch das jeder mit jedem irgendwie plausibel agieren muss, wird der ein oder andere ein wenig zurechtgebogen.
GRRM ist in dem Punkt unschuldig. In den Büchern gibt Sansa ihre Tarnung als Kleinfingers Tochter nämlich nicht auf. Und bei Lysas Tod ist ein Barde anwesend, den Kleinfinger kurzerhand des Mordes beschuldigt, in der Folterkammer zu einem Geständnis »bewegt« und anschließend aus der Mondtür segeln lässt. Außerdem wird dort viel mehr Zeit dafür aufgewendet, zu zeigen, dass Kleinfinger ihr Lektionen im Intrigenspiel erteilt (ohne dass sie das selbst schon anwendet), worunter allerdings ein wenig die Spannung leidet.
In der Serie entschied man sich stattdessen dafür, Sansa aktiv eingreifen zu lassen, wodurch wohl vermittelt sollte, dass sie aus allem bisher Erlebten und den Interaktionen mit Petyr, Cersei, Joffrey etc. schon gereift wäre. Was eine wunderbare Überleitungsmöglichkeit zur Shae-Thematik bietet...
Was Shae angeht, so bin ich der Überzeugung das es ein Problem der Fernsehserie ist. So wie Du Dir das erklärst, so könnte es natürlich gewesen sein. Nur, wird dies in den Filmen nirgendwo gezeigt oder ausgesagt. Man muss sich an das halten was man sieht.
Du hast recht – das ist ein Problem der Serie. Die vielen sich abwechselnden Handlungsstränge und die (relativ) wenige Zeit, die man dafür zur Verfügung hat, machen es erforderlich, vieles nur anzuschneiden. Eine Szene, in der sich Tyrion und Shae streiten, steht stellvertretend für zehn Offscreen-Streits, bei denen durchaus ein Graben zwischen ihnen entstehen könnte. Eine Szene, in der Kleinfinger Sansa seine Taten und Motive erläutert, steht stellvertetend für zehn ähnliche Gespräche, bei denen Sansa durchaus etwas lernen würde. Die Kunst ist dann, dies dem Zuschauer überzeugend zu vermitteln – das klappt manchmal gut und manchmal weniger gut.
Es bleiben ja offenbar auch noch so einige offene Fäden. Was ist zb, mit Blackfisch Tully der entkommen ist? Wozu wird diese Person groß eingeführt wenn die überhaupt keine Rolle spielt?
Er nimmt in den Büchern gar nicht an der Hochzeit teil, sondern bleibt im Familiensitz der Tullys, also in Schnellwasser (eng. Riverrun), was später dann belagert wird – ich schätze, dass im TV diese Belagerung entfällt, er aber an anderer Stelle nochmal auftauchen wird.
Das gleich große Brimborium mit den Jungs von der Bruderschaft ohne Banner. Erst nehmen die einen bedeutenden Teil der 3. Staffel ein und dann waren Sie nicht mehr gesehn. Das versandet alles ein bißchen.
Bei der Bruderschaft haben viele Buchleser erwartet, dass man sie in der letzten Szene der 4. Staffel nochmal sieht, weil sie nämlich im letzten Kapitel des dazugehörigen Buches einen ziemlich krassen Auftritt hat, deren genauer Inhalt aber ein mächtiger Spoiler wäre. Letztlich kam es nicht dazu und momentan ist auch nicht klar, ob man sich das nun für Staffel 5 aufgehoben hat oder es ganz weglässt. Einige Meldungen tendieren zu letzterem, was ich sehr schade fände.
Desweiteren spielen sie für Roberts Bastard Gendry und für Brienne noch eine Rolle, aber da Gendry in Staffel 4 überhaupt nicht mehr vorkam und Briennes Geschichte tendenziell auch einen anderen Verlauf nehmen könnte, ist es schwer zu sagen, ob man sie wiedersieht.
Desweiteren wurde für mich dem Graufreud/Bolton/Folter Komplex viel zu viel Raum eingeräumt. Zumahl diese Verwicklungen dort ja Strategisch und Politisch eher eine Randnotiz in Westeros sind. Sprich: Wenn interessiert das eigentlich großartig?
In den Büchern verschwindet Theon nach dem Niederbrennen von Winterfell (Band 2) spurlos, ohne dass man weiß, was mit ihm passiert ist, und taucht erst in Band 5 als Stinker (engl. Reek) wieder auf. Die Details über seine Folter erfährt man rückblickend in seinen ersten Kapiteln und seine Handlung setzt mehr oder weniger mit der Einnahme von Maidengraben, wo Ramsay die sich ergebenden Nordmänner häuten lässt, wieder ein. Was seinen Kerkeraufenthalt angeht, wurde im TV vieles verändert und einiges hinzugedichtet – bspw. gab es nie diesen (recht kläglichen) Befreiungsversuch durch seine Schwester.
Dass er und die Boltons aber so präsent in der Serie waren, hat mMn zwei Gründe:
1) Man wollte damals Theon als eine der Hauptfiguren nicht einfach zwei Staffeln ohne Erklärung verschwinden lassen.
2) Da die Boltons nach Staffel 3 die Starks als Herrscher des Nordens »beerbt« hatten, wollte man ihnen auch mehr Raum bzw. Screentime geben.
Jetzt, da Stannis im Norden eingetroffen ist, wird die Handlung um Theon und die Boltons aber auf jeden Fall noch an Bedeutung gewinnen.
Bin mal gespannt ob Jora Mormond jetzt ähnlich wie Tully nicht mehr gesehn ward.
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Moment, doch einen: ich bin recht zuversichtlich, dass wir ihn wiedersehen werden.
Allgemein lässt sich aber sagen, dass man sich immer mehr von den Büchern entfernt, weshalb es durchaus sein kann, dass beide Versionen auf ganz unterschiedliche Enden hinauslaufen. Wobei ich es hochinteressant finde, dass alle von dir erwähnten Kritikpunkte Dinge betreffen, die in der Serie geändert wurden. Vielleicht wären die Showrunner besser beraten gewesen, sich doch näher an die Vorlage zu halten (wobei ich mit den meisten Änderungen leben kann und mir vieles, was dich gestört hat, gar nicht so aufgefallen ist, weil ich ja bisher noch weiß, worauf es hinauslaufen soll).