Wenn ich dich richtig verstanden habe, schriebst du, die Systematisierungsversuche der Literaturwissenschaft gingen an der Realität vorbei.
Nein. Sie schaffen eine facheigene Realität, die für die Mitglieder des Faches ähnlich wichtig ist, wie die Schwerkraft, die von unseren Beschreibungen allerdings ziemlich unabhängig ist.
Die Realität, jenseits gewisser physikalischer Aspekte gibt es ansonsten sowieso nicht. Von daher ist es unmöglich, zu sagen, was Realität ist.
Na ja, du hast gesagt, gemeinhin als utopisch definierte Werke seien stets auch Dystopien und vice versa. Damit gebrauchst du die Gattungsbegriffe; du bezweifelst nur, dass einzelne Werke sich ihnen eindeutig zuordnen ließen. Was ich bestreiten würde.
Ich gehe viel weiter. Ich gehe davon aus, dass jede Zuordnung in eine Aporie führt, und deshalb halte ich die zugrunde gelegte Dichotomie für sinnlos.
Das hat ganz allgemein damit zu tun, dass "Was-Fragen" selten besonders zielführend sind; im Regelfall kommt man mit "Wie-Fragen" weiter. Näheres dazu dann unter Kant. Allerdings fällt uns Menschen genau diese Fragestellung sehr schwer.
Von einer Intention des Autors habe ich wohlweislich nicht gesprochen. Und würde auch lieber nicht damit anfangen.
Ja natürlich, es ist ja auch fürchterlich schwierig; Du nimmst Dir allerdings damit Erkenntnismöglichkeiten.
Ich habe lediglich darauf hinweisen wollen, dass es m.E. Interpretationen gibt, die vom Werk selber nahegelegt werden, und andere, die das Werk nicht nahelegt.
Wie trennst Du Werk von Autor? Und sage mir jetzt nicht, dass Du den Text ja hast und kennst und der Autor schon lange verschieden. Der Autor ist nämlich im Text.