Mir hat
Star Trek Into Darkness ziemlich gut gefallen. War unterhaltsam, rasant inszeniert, mit sehr schönen, spektakulären Action-Szenen. Und die Story hat das Ganze gut geklammert.
Aber neben diesen offensichtlichen Pluspunkten, die man erwarten konnte, fiel mir positiv auf, dass auf der Beziehungsebene, die Protagonisten untereinander (diesmal hauptsächlich Kirk, Spock und Uhura) glaubwürdiger und harmonischer agieren. Dass beispielsweise Spock und Kirk sich, wie in der Serie, trotz ihrer Gegensätze respektieren und ihrer gegenseitigen Stärken bewusst sind. Dass zum Beispiel Spocks moralische Einwände von Kirk überdacht und berücksichtigt werden. Wobei mir immer noch nicht einleuchten will, warum die Sternenflotte einem unerfahrenen Jungspund wie Kirk, sofort das Kommando eines der modernsten Raumschiffe übergibt. Man würde ja auch keinen Fähnrich und Absolventen der Offiziersausbildung in der US-Navy sofort zum Kommandanten eines Atom-U-Bootes machen. Wenigstens wurde dieser Punkt im Film ansatzweise thematisiert, in dem Kirk die moralische Reife abgesprochen und ihm zunächst das Kommando wieder eintzogen wurde.
Besonders gut gefällt mir, dass in den neuen Filmen Spocks menschliche Hälfte sichtbarer zu Tage tritt. Er hat mehr menschliche Eigenschaften, die immer wieder hervorbrechen, anders als in den klassischen Folgen von TOS und eher so, wie man das bei einem Mensch-Vulkanier-Mischling auch erwarten würde. Man nimmt Spock jetzt auch ab, dass er eine glaubhafte Beziehung mit einer Menschen-Frau eingehen kann.
Cumberbatch als Antagonist ist ebenfalls ein dicker Pluspunkt des Films. Schließlich ist ein guter charismatischer Bösewicht für einen erfolgreichen Film fast die halbe Miete. Seine Motivation erscheint differenziert und glaubhaft, obwohl letztlich wahnsinnig und völlig skrupellos in der Anwendung seiner Mittel. Er kämpft für seine eigenen Ziele, die sich naturgemäß von denen der Föderation unterscheiden. Auch, weil er aus noch einer anderen, gewalttätigeren Zeit stammt. Ich empfand seine Figur auch nicht als Recycling alter Story Ideen, sondern als schöne Referenz. In den neuen Filmen wird ja vieles angesprochen, aber in neuer Form ausgearbeitet. Das ist hier eine neue Zeitlinie, die mit der alten nur Teile gemein hat. Schön fand ich noch jene Dialogszene in der Harrison Spock vorhält, dass dieser trotz seines überragenden Intellekts, nicht einmal in der Lage ist Regeln brechen zu können, um das Überlebensnotwendige zu tun. Da hat Spock leicht nachdenklich geschaut.
Was ist mir noch aufgefallen?
Bilder von der Erde und dem Leben in der Zukunft. In der Serie gab es kaum Szenen, die auf der Erde spielten. Man weiß im Grunde mehr, wie es auf Romulus oder Kronos oder Cardassia aussieht und wie die Klingonen und Romulaner leben, aber vom Leben auf der zukünftigen Erde hat man keinen wirklich lebendigen Eindruck. Deshalb empfand ich die Kneipenszene mit Scottie so schön, weil sie zeigt, dass es auch in der Star Trek Zukunft eine Club-Szene gibt und die Leute feiern. Die wenigen Szenen, die innerhalb der Serien auf der Erde spielten, haben einen etwas spießigen, sterilen Eindruck vermittelt – die Erde als langweilige Parklandschaft, der mir immer schon total unglaubhaft erschienen ist. Während London und San Francisco in der Abrams-Interpretation tatsächlich wie lebendige Zukunfts-Metropolen erscheinen.
Natürlich gab es auch wieder Unlogisches und physikalisch Unmögliches, das allein der handlungsgetriebenen Inszenierung geschuldet ist. Zum Beispiel das Attentat auf das Hauptquartier der Sternenflotte oder die Szene wo die manövrierunfähige Enterprise auf die Erde zustürzt. Ein Raumschiff, das im Weltraum treibt, auch wenn es auf die Erde zustürzt, bewegt sich im freien Fall und wenn an Bord die künstliche Schwerkraft ausfällt, auch alle Körper innerhalb des Raumschiffs. Da kann niemand irgendwo vom Geländer runterfallen oder in Gängen laufen. Na ja, Schwamm drüber. Besonderen Realismus erwarte ich bei einem Star Trek Film auch nicht.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 17 Mai 2013 - 10:50.