Endlich auch gesehen, und da andernorts schon Romane dazu verfasst wurden, fasse ich mich verhältnismäßig und so gut wie spoilerfrei kurz. Für jemanden, der damit aufgewachsen ist, für den „Star Wars“ das Zentrum des medialen Teils der Kindheit war, ist die Wiederbegegnung mit der Welt und den Helden von damals (gab es die Prequels wirklich? Wohl nicht, oder?) ein vor allem auch emotional einmaliges und wirklich sehr aufwühlendes Erlebnis.
Müßig, sich da um Objektivität zu bemühen. Zählen wir trotzdem und deshalb nur ganz kurz die wichtigsten Habens- und Soll-Gesichtspunkte auf und fangen mit dem Negativen an: So viel der Film auch richtig macht, das Buch gehört nicht zu den Stärken, über die Plausibilität und Glaubwürdigkeit der Geschichte darf man gar nicht erst anfangen, nachzudenken, selbst im Kontext eines Weltraum-Märchens nicht. Und je länger der Film läuft, desto unangenehmer fällt in der Tat (wie überall zu lesen) auf, dass sich Abrams & co. vor allem inhaltlich unnötig viel bis fast zum Quasi-Remake/Reboot beim Auftaktfilm von 1977 bedienen und damit genau den Fehler machen, der viele der Nebenprodukte (Comics, Romane, Filme) der letzten 35 Jahre so schal gemacht haben: Das ständige Kreisen um und Rezitieren bis zum Geht-Nicht-Mehr der alten Trilogie. Andererseits ist die Kritik angesichts der Herkunft von Star Wars (nun mal auf Wiederholung setzende Serials der 1930er) und den manchmal tiefsten, hässlichsten, alptraumhaften Abgründen, die Innovationen (Midichlorianer, Gungans..) mit sich bringen können, schon auch etwas wohlfeil. So schön es ist, die damaligen Helden zu sehen, zumindest Leia ist verschenkt, aus der dynamischen, mehr als lebhaften Prinzessin mit extremem Jedi-Potential eine nur herumstehende Quassel-Omma zu machen, das kann man auch nicht mit dem Alter und dem Vermeidungswillen zur Dopplung mit der neuen Heldin Rey erklären, das ist eine vertanene Chance.
Das Positive überwiegt aber deutlich: Abrams & co. treffen traumhaft sicher den Tonfall und endlich auch wieder die Leichtigkeit der alten Trilogie und, das Beste an dem Film, die Scharnierfunktion zwischen alten und neuen Helden funktioniert blendend. Beide neue Hauptfiguren sind hervorragend geschrieben und besetzt, es macht eine helle Freude, den beiden zuzusehen und auch mit Han Solo und Chewbacca zu interagieren. Auch handwerklich liefert Abrams toll ab: Der Film sieht in seiner Mischung aus Rekurrierung auf die alten Filme und neue Schauplätze exzellent aus und ein pulsbeschleunigender Action-Höhepunkt ziemlich am Anfang (die Flucht von Jakku mit Dogfight zwischen dem Falcon und einigen Tie-Fightern) gehört zum Besten der gesamten siebenteiligen Film-Saga.
Wofür die neue Star Wars-Produzentin Kathleen Kennedy angetreten war, dieses Ziel hat sie bei mir mehr als erreicht: Nach der für mich emotional enorm packenden Schluss-Szene des Films (in welcher ein Glück Blicke mehr sagen als viele Worte) verspürte ich den Wunsch, diesen Film hier noch zigmal zu sehen. Und anders als bei den Prequels will ich dringend zukünftige Star Wars Filme nicht †šTrotz†˜ oder †šObwohl†˜, sondern mit einem lauten †šWeil†˜ sehen. 1,1 Milliarden Dollar Einspiel in 10 Tagen? Kann ich nachvollziehen, mehr Blockbuster in jeglichem Sinne geht nicht. Es war dagegen schon fast schmerzlich ernüchternd, vor dem Film Trailer aus den Niederungen des Kinoalltags (Trek 3, ID4 2) zu sehen.