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Er ist wieder da: Satire ... SF?


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114 Antworten in diesem Thema

#31 My.

My.

    Temponaut

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Geschrieben 15 Dezember 2013 - 13:59

Amtranik, Kabarett ist keine Satire. Kabarett ist durchaus nicht zum Lachen (gedacht und gemacht). Ganz im Gegenteil. Und dein Schuldgefühl ... hm. Ich bin Jahrgang 1959, und auch in meiner Familie gab es keine Nazis: Meine Mutter (* 1938) und mein Vater (* 1936) waren zu jung, meine Großeltern (aus Schlesien und dem heute tschechischen Riesengebirge) zu arm und zu sehr von den Verhältnissen geschlagen. Aber ich kann ein Schuldgefühl nicht akzeptieren. Vielmehr halte ich es für mich für wichtig, den "möglichen zukünftigen Anfängen Gegenwehr zu leisten". Es ist nicht die Vergangenheit der Deutschen, an der wir heute schuld sein könnten; schuld sein könnten wir daran, dass sowas wieder geschieht, dass dem nicht entgegen getreten wird. My.

#32 Kaffee-Charly †

Kaffee-Charly †

    ---

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Geschrieben 15 Dezember 2013 - 14:16

Meine Meinung:
Das Böse verliert seine Faszination, wenn man es der Lächerlichkeit preisgibt.
Deshalb ist Satire eine der besten Waffen dagegen.

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#33 Lucardus

Lucardus

    Temponaut

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Geschrieben 15 Dezember 2013 - 15:24

Ich denke nicht, dass unsere Generation (und die folgenden) eine Schuld zu tragen hat. Wir haben eine Geschichte (weiter) zu tragen und sollten dafür sorgen, dass sie nicht in nebulösen Mythen oder Hörensagen verschwindet. Und es gibt mittlerweile eine neue Generation junger deutscher Historiker, die an unbequemen Stellen bohren, die noch nicht so ausgeleuchtet wurden (z. B. "Auswärtiges Amt", "Wehrmacht"), wie es nötig wäre. Wir haben in Deutschland alle Mittel uns zu informieren, z. B. gibt es einiges an Literatur bei der Bundeszentrale für Politische Bildung, die Sonderdrucke aktueller Sachbücher zu diesem Thema zu einem Spottpreis versendet. http://www.bpb.de/sh...schriftenreihe/ Die Sonderausgaben sind allerdings oft schnell ausverkauft, so dass es sich lohnt den Newsletter zu beziehen. Wer sich die Mühe machen will und das Interesse aufbringt, sich mit dem Thema Drittes Reich (und anderen Themen deutscher Geschichte) zu beschäftigen, hat hier die Gelegenheit, aktuelle Lektüre sehr günstig zu erwerben. Man muss sachlich mitreden und gegenhalten können, wenn die üblichen Phrasen ("Hitler hat die Autobahn erfunden", "Bei Hitler konnte man als Frau nachts unbesorgt durch die Straße laufen.", "Da gab es keine Arbeitslosen!") mal wieder hochkommen. Das ist meines Erachtens hilfreicher als sich schuldig zu fühlen oder über den Sinn oder Unsinn des im Thread genannten Buchs zu diskutieren.
Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#34 frankh

frankh

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Geschrieben 15 Dezember 2013 - 23:17

Dennoch fühle ich eine tiefe Schuld für das was in Deutschem Namen geschehn ist. Dieses Schuldgefühl existiert. Wenn Menschen wie der liebe Herr Hauboldt und andere ruhig schlafen können und noch ständig Energie aufbringen um Nationale Gesinnung wie und gegen was auch immer zu verteidigen ist das Ihre Sache. Schön für Sie.

Ich verteidige keine "nationale Gesinnung", sondern verwahre mich gegen schwachsinnige Erbschuldthesen.
Wenn Du Dich für etwas schuldig fühlst, an dem Du nicht beteiligt warst, ist das Dein Problem, nicht das Deiner Mitmenschen.

Bearbeitet von frankh, 16 Dezember 2013 - 11:28.


#35 T.H.

T.H.

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 07:38

...man muss sich nicht schuldig fühlen für Unrecht, das man nicht verantwortet. Aber für ratsam halte ich es, aus der Geschichte zu lernen. (Ein Wort zum Montag...)

Phantastische Grüße,
Thomas

...meine "Phantastischen Ansichten" gibt's hier.
Auf FB zu finden unter phantasticus

(Hinweis: Derzeit keine Internetrepräsentanz meiner Bilder; schade eigentlich...)


#36 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 08:08

Vermutlich gibt es dafür auch eine Diagnose ...



Das war nicht nötig.....

#37 My.

My.

    Temponaut

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 08:43

Das war nicht nötig.....

Das finde ich allerdings auch. Immerhin hast du niemandem einen Vorwurf daraus gemacht, dass er die "Schuldfrage" (in Bezug auf die deutsche Geschichte des Dritten Reiches) nicht so sieht wie du.

My.

#38 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 09:02

(...) und noch ständig Energie aufbringen um Nationale Gesinnung wie und gegen was auch immer zu verteidigen (...)

Ich bitte darum, anderen Forenmitgliedern so etwas nicht zu unterstellen.

(...) Vermutlich gibt es dafür auch eine Diagnose ...

Und ich bitte auch darum, diese Art von Bemerkungen künftig zu vermeiden.

Bitte beachtet die Forenregeln. Angriffe "ad hominem" werden nicht geduldet, auch nicht, wenn sie indirekt formuliert sind.

Bearbeitet von Valerie J. Long, 16 Dezember 2013 - 09:02.


#39 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 10:23

Hallo Charly,

Meine Meinung:
Das Böse verliert seine Faszination, wenn man es der Lächerlichkeit preisgibt.
Deshalb ist Satire eine der besten Waffen dagegen.

Eingefügtes Bild


ja, sehe ich auch so.

Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#40 simifilm

simifilm

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 11:18

In meinen Augen ist Satire eine der intelligentesten Formen der Auseinandersetzung mit einem Thema; was allerdings auch bedeutet, dass sie sehr anspruchsvoll ist. Und je heikler das Thema, desto schwieriger wird's. In diesem Sinne: Man kann sich über alles lustig machen — wenn man es kann. Aber wirklich gute Satiren sind selten, und vieles, was sich Satire nennt, ist einfach dämlich.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#41 frankh

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 11:28

Das finde ich allerdings auch. Immerhin hast du niemandem einen Vorwurf daraus gemacht, dass er die "Schuldfrage" (in Bezug auf die deutsche Geschichte des Dritten Reiches) nicht so sieht wie du.

My.

Doch, Du hast ihn nur nicht bemerkt.
Es geht auch nicht um Schuld an sich, sondern um eine "Erbschuld", die A. postuliert. Die kann es aber nicht geben, so wie es auch keine Kollektivschuld geben kann, denn Schuld ist immer individuell.
Das Beeindruckende ist, daß es dieses psychische Phänomen (das ist vielleicht freundlicher ausgedrückt), diese für sich selbst wider alle Vernunft anzunehmen, offenbar nur hierzulande gibt.

Michael Klonovsky schreibt dazu: "Der Satz: "Ich bin stolz, Deutscher zu sein", gilt als unsinnig, weil sich ein Mensch auf fremde Verdienste nichts einbilden dürfe. Wie aber verhält es sich mit denen, die sich als Deutscher wegen vergangener fremder Untaten zu schämen vorgeben?"



Das war nicht nötig.....

ist entfernt

#42 Naut

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 11:55

Aber wirklich gute Satiren sind selten, und vieles, was sich Satire nennt, ist einfach dämlich.

Das kann ich für mich als eine Kernaussage dieses Threads mitnehmen, weil es zu meiner Ausgangsfrage zurückführt. Die Frage ist also, wie gut das vorliegende Buch in dieser Hinsicht gelungen ist.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#43 lapismont

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 12:00

In meinen Augen ist Satire eine der intelligentesten Formen der Auseinandersetzung mit einem Thema; was allerdings auch bedeutet, dass sie sehr anspruchsvoll ist. Und je heikler das Thema, desto schwieriger wird's. In diesem Sinne: Man kann sich über alles lustig machen — wenn man es kann. Aber wirklich gute Satiren sind selten, und vieles, was sich Satire nennt, ist einfach dämlich.


Da hast Du Recht.
Wenn sich jemand heute Hitler als literarische Figur schnappt, frag ich mich sofort, warum? Gibt es noch neue Aspekte?
Ich finde Hitler als Person nicht interessant genug, um Spekulationen darüber zu lesen, wie es ihm heute ginge.
Er ist eine historische Figur und für mich auch nur in diesem Zusammenhang von Interesse.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

Moderator im Unterforum Fantasyguide
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#44 T. Lagemann

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 12:14

Hallo lapismont


Da hast Du Recht.
Wenn sich jemand heute Hitler als literarische Figur schnappt, frag ich mich sofort, warum? Gibt es noch neue Aspekte?
Ich finde Hitler als Person nicht interessant genug, um Spekulationen darüber zu lesen, wie es ihm heute ginge.
Er ist eine historische Figur und für mich auch nur in diesem Zusammenhang von Interesse.


aber ja, es gibt neue Aspekte. Nämlich die fröhlich grassierende Lust "Politisch Inkorrektheit" sein zu wollen (manche behaupten auch, man muss so sein) und damit einem Populismus Futter zu liefern, den wir bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts hatten. Denn das ist ja das perfide an "Er ist wieder da" - Hitler hat nichts Neues im Repertoire und funktioniert doch schon wieder. Natürlich kann man sagen, ist ja bloß Fiktion. Aber es gibt sie, die Populisten, die mit einfachen, möglichst laut rauskrakelten "Wahrheiten" auf Stimmenfang gehen. Und mit den uns allgegenwärtig umgebenden Medien haben die eine wirklich große Spielwiese, um zu krakelen.

Mit anderen Worten: Für mich geht es in dem Roman nicht um Hitler, sondern um uns.

Viele Grüße
Tobias
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#45 lapismont

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 12:28


Mit anderen Worten: Für mich geht es in dem Roman nicht um Hitler, sondern um uns.

Viele Grüße
Tobias


Was fügt es dem Hitlerbild hinzu, wenn ich aus ihm ein Rollenklischee mache? Wenn ich ihm zum Symbol eines xbeliebigen Populisten mache?

nee, überzeugt mich nicht.

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#46 simifilm

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 13:23


Da hast Du Recht.
Wenn sich jemand heute Hitler als literarische Figur schnappt, frag ich mich sofort, warum? Gibt es noch neue Aspekte?
Ich finde Hitler als Person nicht interessant genug, um Spekulationen darüber zu lesen, wie es ihm heute ginge.
Er ist eine historische Figur und für mich auch nur in diesem Zusammenhang von Interesse.


Hitler wäre als Person durchaus interessant — wenn man etwas Interessantes damit macht. Aber die Tendenz, ihn einfach zu einer geifernden Schiessbudenfigur zu machen (wobei ich nicht weiss, ob das für das hier eigentlich besprochene Buch zutrifft), finde ich langweilig (und ja, um hier mal ganz altmodisch zu argumentieren: es ist auch tendenziell verharmlosend. Wäre Hitler bloss ein schreiender Spinner gewesen, wäre er kaum so erfolgreich gewesen).

Mal eine steile Behauptung: Gute Satire schmerzt. Sie mag lustig sein, aber sie sollte einem nicht erlauben, sich bequem zurückzulehnen, sondern das vielbeschworene Lachen, das im Hals steckenbleibt, erzeugen.

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#47 My.

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 13:32

Es geht auch nicht um Schuld an sich, sondern um eine "Erbschuld", die A. postuliert. Die kann es aber nicht geben, so wie es auch keine Kollektivschuld geben kann, denn Schuld ist immer individuell.

Möglicherweise ist Amtranik aktiver (oder jedenfalls nicht ausgetretener) Katholik? Für die hat die "Erbschuld" eine ganz andere Bedeutung <veg>.

Wenn sich jemand heute Hitler als literarische Figur schnappt, frag ich mich sofort, warum? Gibt es noch neue Aspekte?
Ich finde Hitler als Person nicht interessant genug, um Spekulationen darüber zu lesen, wie es ihm heute ginge.
Er ist eine historische Figur und für mich auch nur in diesem Zusammenhang von Interesse.

Hitler an sich bzw. als Person ist auch nicht das Thema, sondern sein Name als Aufhänger. Man beschäftigt sich ja nicht mit der Person Hitlers, sondern mit dem, was er seinerzeit repräsentierte, und nachfolgend mit der Frage, was wäre wenn sich das, was damals geschah, weiterentwickelt hätte (und wenn ja, wie), oder was wäre wenn sich das, was damals geschah, heute ereignen würde usw. usf. Auch die Hitler-"Lesungen" von Serdar Somuncu haben sich nicht mit Hitler als Person beschäftigt, sondern mit dem, was er in "Mein Kampf" schrieb (und dabei natürlich schon Rückschlüsse auf die Person vorgenommen, aber eigentlich ging es ihm um das Buch [und seine oftmals verquere Einordnung in der heutigen Zeit]).

My.

#48 Amtranik

Amtranik

    Hordenführer

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 14:23

Ich bin zwar Katholisch aber kein gläubiger Christ. Es war nicht in meiner Absicht Frank Hauboldt, dich anzugreifen. Aufgrund deiner Aussagen zu politischen Diskussionen und Kommentaren auch hier geäußert zu politischem Geschehn in der Welt habe ich mir diese Meinung über dich gebildet und hatte auch nicht angenommen das Du dich davon angegriffen fühlen würdest. Solltest Du dich selbst als Linksliberal sehn ist das in Ordnung. Du wirkst nur nicht so. Ansonsten ist es doch einfach auch keine Sache von Nationalitäten. Der Mensch ist mitfühlend. Wieso kann man dann nicht auch eine Mitschuld fühlen? Sich schämen ein Mensch zu sein, wenn Menschen solche Dinge tun wie Holocaust, Sklaverei, Euthanasie etc etc. Jede Art von Ausgrenzung und Diskriminierung von Minderheiten. Homosexuelle, Frauen, Farbige, Juden, - such Dir was aus. Was ist so wichtig daran für manche Leute, sich immer wieder einzureden das man selber ja ein besserer Mensch ist und sowas ja nicht macht. Es sollte mal jeder in sich gehn und sich fragen ob er wirklich der strahlend weisse Held gewesen wäre und seinen jüdischen Nachbarn vor der Gaskammer gerettet hätte, oder ob er mitmarschiert wäre. Egal. Ich wollte niemand beleidigen oder verletzten - so bin ich nun mal.

Bearbeitet von Amtranik, 16 Dezember 2013 - 14:24.


#49 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 14:33

Wäre Hitler bloss ein schreiender Spinner gewesen, wäre er kaum so erfolgreich gewesen).

Scheinbar auch ein Kernthema der neuen Biografie des Monsterkanzlers von Ullrich (wurde letztens in der ZEIT vorgestellt).

In seinem letzten Post (#41) oben schrieb frankh:

Das Beeindruckende ist, daß es dieses psychische Phänomen (das ist vielleicht freundlicher ausgedrückt), diese für sich selbst wider alle Vernunft anzunehmen, offenbar nur hierzulande gibt.

Das mit dem "nur hierzulande" glaube ich nicht. Wenn du geschrieben hättest "hier für so viele Jahrzehnte am Stück", vielleicht; aber es war nun mal auch eine sehr extreme Fehlleistung der Deutschen unter den Nazis damals. -- Den Begriff "psychisches Phänomen" hast du m.E. unzulässig erweitert. Ein Beispiel: Ich musste mich in einer stark irisch-beeinflussten, also engl.-sprachigen, Schule die letzten 6 Jahre bis zum "Abitur" mit meinem Deutschsein etwas intensiver auseinander setzen. Weil ich "der Deutsche" war, und das war meist deutlich auf den Krieg bezogen. Wenn mir also nahe liegt wie mit der Historie dieser Zeit umgegangen wird, ist das sicherlich auch in Einbezug meiner Psyche. Aber das gilt für so vieles Andere auch. Letztendlich wirkt die Welt auf uns, und wir auf die Welt...

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#50 frankh

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 17:32

Wieso kann man dann nicht auch eine Mitschuld fühlen? Sich schämen ein Mensch zu sein, wenn Menschen solche Dinge tun wie Holocaust, Sklaverei, Euthanasie etc etc. Jede Art von Ausgrenzung und Diskriminierung von Minderheiten. Homosexuelle, Frauen, Farbige, Juden, - such Dir was aus.

Nein, da kann ich Dir nicht folgen. Mitgefühl ist das eine. Davon kann es nie zuviel geben.
Schuld oder Scham sind etwas anderes. Jeder ist für das verantwortlich, was er selbst tut oder unterlässt, nicht für die Handlungen von Dritten, noch dazu zu einem Zeitpunkt, an dem er noch nicht einmal am Leben war.

Was mich aber noch viel mehr ärgert als ungerechtfertigte Selbstvorwürfe, ja regelrecht anwidert, ist die Selektivität des Gedenkens hierzulande.
Vielleicht war es ja in den 50er und 60er Jahren anders, daß man sich selbst als Opfer sah und die NS-Verbrechen ignorierte.
Heute aber sieht man (zumindest offiziell und in den Medien) ausschließlich die NS-Verbrechen und ignoriert alle anderen Opfer z. B. der größten und brutalsten Massenvertreibung der Weltgeschichte.
Das hat nichts mit Aufrechnung zu tun, denn die jeweiligen Täter- und Opferkollektive waren andere, und das Gedenken an die einen nimmt den anderen nichts weg.
Das 20. Jahrhundert ist eine Aneinanderreihung von Katastrophen, vom 1. Weltkrieg über den Musa Dagh, die Massaker der Bolschewisten in Russland, die Auslöschung der Kulaken in der Ukraine, den 2. Weltkrieg mit dem organisierten Massenmord an den Juden Osteuropas, die Gewaltexzesse bei der Vertreibung, der chinesischen "Kulturrevolution" mit Millionen Opfern usw. usf.
An all dem hat nicht nur eine Person schuld, sondern eine Geisteshaltung, die Individuen in Kollektive einteilt (Klassen, Rassen, Nationalitäten) und deren Sanktionierung/Vernichtung als "Klassenfeind", "Bolschewist" oder "Volksschädling" legitimiert.
Die Einteilung von Opfern in "würdige" und "weniger würdige" ist eine Vorstufe davon, denn sie ist ebenso anmaßend wie selbstgerecht.
Niemand von uns weiß, wie er sich unter den damaligen Verhältnissen selbst verhalten hätte, und deshalb reagiere ich gelegentlich allergisch auf bestimmte Äußerungen, die vielleicht gar nicht so gemeint sind.

#51 Amtranik

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 18:26

.
Heute aber sieht man (zumindest offiziell und in den Medien) ausschließlich die NS-Verbrechen und ignoriert alle anderen Opfer z. B. der größten und brutalsten Massenvertreibung der Weltgeschichte.
Das hat nichts mit Aufrechnung zu tun, denn die jeweiligen Täter- und Opferkollektive waren andere, und das Gedenken an die einen nimmt den anderen nichts weg.
.


Siehst Du. Das Du es nötig findest noch einmal explicit auf die Folgen des von Deutschland angezettleten Krieges auch für die Deutschen hinzuweisen, zeigt mir wohin bei Dir der Hase läuft. Dies ist entlarvender als irgend eine lange Rede oder Manifest das Du von Dir geben könntest. Mir zumindest sind die Grenzen vor den beiden Weltkriegen und danach bekannt. So what?
Soweit ich weiß, wurde zunächst mal Land erobert und die Bevölkerung zu großen Teilen massakriert. Bewußt Ihres Essens beraubt weil es egal war ob und wieviele dort verrecken, man wollte das Land ja schliesslich nach dem Krieg besiedeln. Tja, Pech gehabt und die Sache ging nach hinten los. Ich hätte es ehrlich gesagt unnormal gefunden, hätte sich kein Volkszorn gegen Deutsche nach der Niederlage erhoben - es zeigt doch nur das Menschen unter den richtigen Voraussetzungen überall und in jeder Sprache sprechend zu allem fähig sind.

Nein - ich brauche keine Bemitleidung der Vertriebenen der ehemaligen deutschen Ostgebiete. Man könnte polemisch anmerken das die Leute ( Zitat Göbbels ) es ja selber so gewollt haben. Man hätte sich ja akitv gegen Hitler und den Krieg zur Wehr setzen können. ( Ist schwer was? ) Wer Wind säht wird den Sturm ernten. Wer sieht wie die Deutsche Armee im Osten gehaust hat, der kann nicht ernsthaft sich wundern das der Hase 1945 anderherum lief und schon gar nicht,, ist es nötig dafür "Sondermitleid" einzufordern. Die einfachen Menschn zahlen immer die Zeche. Se la Vie.

Bearbeitet von Amtranik, 16 Dezember 2013 - 18:27.


#52 T.H.

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 18:49

...außerdem stimmt das so auch gar nicht, inzwischen wird auch der Vertriebenen und der Opfer in D. gedacht, ohne dabei revanchistisch zu sein.

Phantastische Grüße,
Thomas

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#53 T. Lagemann

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 20:48

Hallo lapismont,


Was fügt es dem Hitlerbild hinzu, wenn ich aus ihm ein Rollenklischee mache? Wenn ich ihm zum Symbol eines xbeliebigen Populisten mache?

nee, überzeugt mich nicht.


ich habe den Roman teils auch so verstanden, dass Hitler wohl auch heute so funktionieren würde, wie er damals funktioniert hat. Das kann man, wenn man denn von einem Roman, in dem Hitler die Hauptfigur ist, etwas ergänzendes zum Hitlerbild erwartet, durchaus als Ergänzung zum Hitlerbild verstehen. Vor allem, weil die Figur Hitler in dem Roman kein Rollenklischee ist, sondern Hitler. Okay, für die, die mit ihm Geschäfte machen, sieht er nur aus wie Hitler und redet wie Hitler, denn Hitler ist ja tot. Aber selbst wenn er nicht so aussähe wie Hitler, redet er wie Hitler. Benutzt die gleichen "Argumente" wie damals. Der Hitler in "Er ist wieder da" ist kein Klischee. Dafür hat Vermes viel zu gut gearbeitet. Er hat Hitler in unsere Zeit geholt - und spielt durch, wie er - Hitler - wieder wirkt.

Dass sich daraus durchaus Vergleiche zu Populisten unserer Zeit ziehen lassen, ist meine Deutung. Vermes spielt mit den Worten Hitlers, wirft sie uns als Leser vor, und wir, wir können schauen, wie reagieren wir drauf. Und darauf schließt sich für mich die Frage an, wie wir auf Populismus reagieren.

VG
Tobias
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#54 lapismont

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 21:06

Hitler war kein Einzeltäter. Ihn heute als HITLER zu verwenden ohne NSDAP, Industrie etc. ist nix weiter als Quark. Sorry, aber so seh ich as.

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 21:23

...das Buch, befürchte ich, war doch nur ein Aufsetzen auf so eine Welle, mit dem Ziel Geld zu verdienen. Mir war es zu flach, zu offensichtlich luuuustisch... Der Autor ist ja auch ein Medienprofi, oder? Der weiß einfach, auf welches Knöpfchen man drücken muss, um "Erfolg" zu haben. Ansonsten würde ich da nur wenig an Auseinandersetzung mit irgendwas sehen...

Bearbeitet von T.H., 16 Dezember 2013 - 21:25.

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#56 frankh

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Geschrieben 16 Dezember 2013 - 21:24

Man könnte polemisch anmerken das die Leute ( Zitat Göbbels ) es ja selber so gewollt haben. Man hätte sich ja akitv gegen Hitler und den Krieg zur Wehr setzen können. ( Ist schwer was? ) Wer Wind säht wird den Sturm ernten.


Genau diese Mischung aus Selbstgerechtigkeit, selektivem Mitgefühl und Pseudomoral meinte ich.

Schade um jedes weitere Wort.

Bearbeitet von frankh, 16 Dezember 2013 - 22:04.


#57 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 17 Dezember 2013 - 08:31


selektivem Mitgefühl


Das stimmt so einfach nicht und ist aus der Luft gegriffen. Weder bin ich Selbstgerecht, noch verteile ich mein Mitgefühl selektiv. Es ging mir schlicht nicht um Mitgefühl, sondern um Schuld und Sühne. Um Moral - ist es moralisch vertretbar über das Grauen Witze zu reissen? Bringt es ein besseres und tieferes Verständnis für die Greuel und Untaten das ganze auf Humoristische Weise anzugehn? Darum ging es.

Um auf den Dir so wichtigen Teil zurück zu kommen, nur das folgende:

Man kann spekulieren wie die Weltgeschichte verlaufen wäre, hätte das Deutsche Reich nicht angefangen andere freie Völker Europas zunächst mittels Erpressung und später mit Gewalt zu erobern.
Alle unschuldigen Opfer schrecklicher Kriege verdienen unser Mitleid.

Aber leider ist nun mal wahr lieder Frank Hauboldt und das wirst Du nicht leugnen wollen.
In diesem Zusammenhang ist festzuhalten woher der Ursprung diesen Übels und Greuels kam. Der nahm seinen Ursprung in Deutschland, von Deutschem Boden aus, in Deutschem Namen und vom Deutschen Volke das mit Überwältigender Mehrheit Ihrem Führer gefolgt ist. Es kam weder aus Russland, noch Tschechien oder Polen. Man muss also die Vertreibung Deutscher aus Ihrer Heimat als Folge von Kriegstreiberei sehn und als Folge von Kriegsverbrechen der Deutschen und nicht als Folge "höherer Gewalt" einer ungerechtigkeit unseres Volkes gegenüber oder wegen des bösen Bolchewismus oder was auch immer sonst Dir im Kopfe herumschweben mag.

#58 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 17 Dezember 2013 - 09:11

Hm. Auf mich wirkt die Diskussion noch nicht ganz schlüssig. Ja, Haß erzeugt mehr Haß, und da sehe ich auch einen klaren Auslöser bei uns Deutschen. Nur verstehe ich noch nicht: Wenn einige Menschen (X) anderen Menschen (Y) sich von einer verbrecherischen Geisteshaltung verführen lassen und diese womöglich sogar aktiv unterstützen, ist das dann insgesamt kritisch zu sehen oder nicht?

#59 frankh

frankh

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Geschrieben 17 Dezember 2013 - 09:57

Ja, insbensondere für die 68er-"Moralisten" aus den alten Bundesländern war und ist es bequem, die Vertreibung mit ihren Exzessen und die deutsche Teilung als gerechte Sühne für die NS-Verbrechen zu betrachten, die ja außerdem noch den Vorzug hatte, daß man selbst nicht davon betroffen war und ist. Aber Du entschuldigst doch, daß das die Betroffenen anders sehen? Aber es ist - wie gesagt - eigentlich schade um jedes Wort.

#60 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 17 Dezember 2013 - 10:19

Hallo lapismont,

Hitler war kein Einzeltäter. Ihn heute als HITLER zu verwenden ohne NSDAP, Industrie etc. ist nix weiter als Quark. Sorry, aber so seh ich as.


Die Industrie, zumindest die Medienindustrie in dem Teilsegment Fernsehen, spielt schon eine sehr tragende Rolle in dem Roman. Es ist also durchaus etwas mehr als Quark vorhanden Eingefügtes Bild

Und, ja, auch die sind da, die ihn toll finden, die sich im andienen, so wie damals Göbbels etc.

Vermes hat wirklich gründlich gearbeitet. Und den möglichen Raum (= Seiten) nach meinem Empfinden sehr gut genutzt.

Viele Grüße
Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
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