Christian Montillon schrieb am 26 Feb 2013 - 14:01:
Doch. Da hast du recht. Das hätte gereicht. Blöd von mir. Getippt ist getippt. Ich nehms zurück, das Gezicke, es bleibt nur die Aussage an sich.
Ach, Christian... Ich versuche, dir mal drei Zähne zu ziehen. Ich weiss, Riesenjob. Aber immerhin mit Betäubung.
Die Zähne haben Namen und Beschreibungen.
Zahn 1: es geht um "Technik" und "Techniklastigkeit"
Zahn 2: es geht um das "KHS-Feeling"
Zahn 3: es ist eigentlich eine Generationenfrage.
So, jetzt kommt die Betäubung.
Stell dir - for the sake of the argument - mal folgendes Szenario vor:
Wir schreiben das Jahr 2020. Der Pabel-Moewig-Verlag hat sämtliche Rechte an dem Weltbestseller "Harry Potter" erworben. Im Verlag kommt man zu der Entscheidung, dass - nachdem die Verkaufszahlen der Originalbücher im Laufe der Zeit drastisch zurückgegangen sind - es das Beste wäre, einen "Harry Potter NEO" zu veröffentlichen. In Taschenheftform, alle 14 Tage.
In einem der ersten Hefte beschreibst du, wie Lord Voldemort in Hogwarts appariert und ein Gemetzel unter den Lehrern und Schülern anrichtet.
Welche Konsequenz hätte das?
Ich sag´s dir: ein Shitstorm ohne Ende würde losbrechen.
"WIE OFT MUSS ICH ES DENN NOCH WIEDERHOLEN: IN HOGWARTS KANN MAN NICHT APPARIEREN!"
Geschrieben zumeist von "ewiggestrigen" 20jährigen.
Werf doch mal einen Blick in beliebige Harry-Potter-Foren (auch wenn da nicht mehr so viel los ist wie früher).
Jetzt kommt der Vorgang des Zahnziehens:
Zahn 1: es geht um "Technik" und "Techniklastigkeit"
Natürlich kann man, wenn man will, den Vorgang des Apparierens als "technischen Vorgang" begreifen. Aber das würde den Technikbegriff seit weit ausdehnen.
Der Zahn hängt schon halb draussen.
Zahn 2: es geht um das "KHS-Feeling"
KHS war schon längst tot, als "Harry Potter" geschrieben wurde.
Plopp, der Zahn ist draussen.
Zahn 3: es ist eigentlich eine Generationenfrage.
Na klar, die 2013 geborenen HP-NEO-Leser finden die Story ganz toll.
Come on....
Es geht genau NICHT um diese drei Aspekte. Es geht darum, dass eine Serie - anders als eine lose Folge von Einzelromanen - Regeln braucht.
Diese Regeln werden unter dem Oberbegriff
Kanon zusammengefasst. Der Kanon sichert seinerseits die
Konsistenz einer Serie.
An dem Satz
"Wo Perry draufsteht, muss auch Perry drin sein!" ist ja durchaus etwas wahres dran.
Nur ist mit Perry eben genau dieser Kanon gemeint - nicht diese Figur im blauen Raumanzug.
Kanon und
Konsistenz sind das Erfolgsgeheimnis legendärer Serien.
Und das war schon lange vor KHS so. Was wäre wohl passiert, wenn Karl May einen Western geschrieben hätte, in dem Winnetou plötzlich mit der Kurbatsch agiert? Oder umgekehrt Halef die Silberbüchse in der Hand hält? Ohne jegliche Erklärung?
Das gleiche wie 2020.
NB Hermine Granger ist innerhalb der HP-Serie die Hüterin des Kanons. Quasi das Äquivalent zum "Physiker vom Dienst".
Bearbeitet von Arl Tratlo, 26 Februar 2013 - 17:09.