Die Hornschrecken haben noch ein paar Details zum Themenkreis Kampfroboter zusammengetragen.
Nehmen wir uns mal die Abschirmung vor:
Zum einen sind sämtliche mechanisch empfindliche Sektoren (ibs. optische und akustische Sensoren, aber auch freie Gelenksbereiche) von normalenergetischen Feldern gedeckt, sobald der Robot in Betrieb genommen wird. Natürlich sind alle lichtleitenden Oberflächen kratzfest und selbstregenerierend, aber trotzdem…
Alle Bereiche der peripheren Körpermechanik sind dadurch gas- und staubdicht. Auch hier: nicht, daß die druckfeldbetriebene Feinmechanik außerordentlich empfindlich wäre – aber trotzdem…
Dann hätten wir die hyperenergetische Abschirmung, den sogenannten Hyperschirm arkonidischer Machart (mit diversen terranischen Verbesserungen), im folgenden kurz Hy-Schirm genannt. Die typische Normalraummanifestation der aktuellen Baureihe (2116) liegt im Bereich von 893,9583 Millikalup.
Die weiteren Parameter:
Standard-Schirmfläche: 41,45 m
2 (Rotationsellipsoid, 3 m Durchmesser, große Halbachse 2,5 m)
bei Bodenanpassung ca. 32,5 m
2.
Initiale Schirmspannung: 3,4 pe (bei Bodenanpassung)
Maximale lokale Schirmspannung: 8,16 pe
Reaktionszeit der Ausschnittverdichtung: 18,06 ns
Speicherkapazität: 3640 hye
Maximale Absorption pro ns: 407,68 hye
Aggregatvolumen des Generators: 6500 cm
3
Vollständige Speicherentleerung in 2,35 Sekunden
“Was sein Bedeutung von dies?“ würde Inspektor Sidney Wang hier fragen.
Das Rotationsellipsoid bietet sich als Alternative zur Kugelform an, die Flächenersparnis (die sich direkt in der Abwehrspannung niederschlägt) beträgt ca. 47 %. Die somit von 1,8 auf 3,4 pe erhöhte initiale Schirmspannung macht den vermehrten Rechenaufwand zur Stabilisierung einer asphärischen Schirmhülle mehr als wett. Auch die dadurch reduzierte maximale lokale Spannungsverstärkung fällt aufgrund der höheren Grundspannung nicht ins Gewicht (ein Kugelfeld mit 2,5 m Radius könnte von 1,8 pe um den Faktor 3,2 auf max. 5,76 pe verstärkt werden, das parabole Feld allerdings von 3,4 pe um den Faktor 2,4 auf 8,16 pe)
pe steht für „penetration equivalent“, errechnet sich aus hye/ns/cm
2
hye steht für „hyperenergy equivalent“
1 hye pro Nanosekunde und Quadratzentimenter = 1 pe
Reaktionszeit der Ausschnittverdichtung beschreibt die Zeitspanne, in der die lokale Schirmspannung verdoppelt werden kann – bis sie ihren Maximalwert erreicht hat. Schirmtyp, Positronikleistung und technischer Entwicklungsstand der Generatoren/Projektoren bestimmen dieses Maximum.
Speicherkapazität in hye gibt die maximal mögliche (hyper)Energieaufnahme in der Speicherzone an.
Die maximale Absorption pro ns gibt den höchstzulässigen Speichereinstrom in hye pro Nanosekunde an.
Das Aggregatvolumen bezieht sich nur auf den Schirmfeldgenerator. Man kann davon ausgehen, daß die Summe der peripheren Schirmprojektoren leistungsfähig genug ist, um die Generatorleistung auch verarbeiten zu können. Wär ja auch dumm, wenn anders...
Die Speicherentleerungszeit beschreibt den mühsamen und rechenintensiven Prozeß, die chaotisch in der Schirmstruktur umherirrende Strahlschußenergie in den Hyperraum abzuleiten.
Sehen wir uns eine dazu passende Waffe an, z. B. die Standardwaffe eines Kampfroboters, ein im Brustbereich montiertes, leichtes Impulsgeschütz auf Kugellafette.
Dieser Waffentyp verschießt ein lichtschnelles Anregungsfeld, das einerseits in der Lage ist, mit hyperenergetischen Schirmfeldern auf Augenhöhe zu interagieren (was einem Hochenergielaser [aka Thermostrahler] oder einem materiell stabilen Projektil nicht möglich ist), andererseits bei Kontakt mit Materie das Vorhandensein von hohen Beträgen thermischer Energie auf engem Raum (dem bestrahlten Volumen) simuliert.
Das bedeutet: things get very hot – very fast!
Die Leistungsparameter des Robotstrahlers:
Normalraummanifestation im Bereich von 985,3510 Millikalup
(damit ist der Impulsschuß „härter“ als der Hyperschirm, was ihm entscheidende Vorteile in der Interaktion bringt)
Strahlleistung pro Nanosekunde: 44,52 hye
Auftreffspannung des Strahls: 33 pe (bedeutet: Strahlkaliber von 13,1 mm)
Brenndauer des Strahls: 21 ns (bedeutet: Strahllänge ca. 6,3 m, Gesamtleistung 934,92 hye)
Lassen wir die beiden nun aufeinander treffen – und verfolgen wir, erstmals im deutschsprachigen Fandom, den Einschlag eines Impulsstrahls in extremer Zeitlupe!
33 pe Impulsstrahlung stehen gegen 3,4 pe der initialen Spannung des Hyperschirms. Das ist nicht gut.
In dem Moment, wo die ersten 1/10 Millimeter des Impulsstrahls Kontakt mit der Schirmoberfläche herstellen, registriert die (aufgrund ihrer hyperenergetischen Struktur zwangsläufig überlichtschnell) reagierende Schirmstruktur eine überkritische, lokale Belastung und beginnt, aus der Peripherie Spannung abzuziehen, um das sich auftuende Leck abzudichten. Ja, ganz richtig. Der Schirm mißt, rechnet, entscheidet und reagiert. Wir haben es hier mit einem hochkomplexen Gebilde zu tun, das unter anderem die Funktion einer überlichtschnell rechnenden Positronik ausübt.
Während der Schirm um den Erhalt seiner Spannungszone kämpft, arbeitet sich der Impulsstrahl mit Lichtgeschwindigkeit weiter vor. Er „betritt“ nun den virtuellen Bereich der Absorptionsabwehr. Anstatt sich geradlinig weiter ausbreiten zu können, wird er, Hyperquantum für Hyperquantum, in die 5-D orientierte Schirmstruktur „hinter“ der Spannungszone gestreut. In den ersten Picosekunden, bevor die Spannungsabwehr mit reflektorischer Ausschnittverdichtung reagieren kann, dringt aufgrund der hohen Auftreffspannung praktisch die gesamte Nanosekundenleistung in die Speicherzone ein – 112 hye laut Protokoll der Generatorpositronik.
Wie kann das sein, bei einer Nanosekundenleistung des Strahl von lediglich 44.52 hye? Ist hier der Borsch drin? Oder war der Frick dran? Nein, mitnichten&neffen!
Da der Impulsstrahl deutlich hyperhärter als der Schirm ist, wirken die auftreffenden 33 pe wie fast 87 pe, was einem initialen Durchschlagsfaktor von ca. 96 % der Nanosekundenleistung entspricht – das wären 42,78 Impuls-hye, die sich für den Schirm wie 112 „eigene“ hye anfühlen.
Kompliziert? Ja. Aber Kinderkram gegen die Dynamik zwischen Wuchtgeschoß und Panzerplatte, die bis heute (auch mit den schnellsten Computern und den modernsten Programmen) nicht befriedigend mathematisch darstellbar ist.
Anyway, verfolgen wir die Kontrahenten weiter:
Der Schirm versucht, seine Spannungsabwehr wieder dicht zu kriegen. Schafft er das – oder besser: kann er es überhaupt schaffen?
Nein, natürlich nicht. Schon die impulseigene Auftreffspannung liegt mit 33 pe weit über dem erreichbaren Spannungsmaximum von 8,16 pe, durch die Manifestationskorrektur wird das Verhältnis noch ungünstiger, wir stehen dann bei 87 : 8,16.
Daher bricht der Strahlschuß in voller Länge durch, und selbst das, bevor der Schirm seine maximale (aber ohnehin unzureichende) Ausschnittverdichtung erreichen kann, da er 18,06 ns für eine Spannungsverdoppelung (3,4 auf 6,8 pe) benötigt, der Strahlschuß aber nur 21 ns andauert.
Allerdings – noch ist nichts verloren!
Die Schirmstruktur saugt den Strahl auf wie ein Schwamm, 407,68 hye können in jeder Nanosekunde absorbiert werden – und da sich im Hintergrund die Ausschnittverdichtung wacker gegen die Übermacht stemmt, bleibt es nicht beim „gefühlten“ Einstrom von 112 hye pro ns – dies ist nur ein initialer Spitzenwert.
Insgesamt brechen so „gefühlte“ 2309 hye durch die Spannungszone – und werden dank einer Gesamtkapazität von 3640 hye anstandslos abgepuffert. Der Schirm hält, die Speicherauslastung erreicht 63,4 Prozent.
In den nächsten 2,35 Sekunden wird der Schirm sonnenhell aufstrahlen, was allerdings nur einen optischen Nebeneffekt darstellt. Der Hauptanteil der Impulsenergie wird in den Hyperraum abtransportiert – und sorgt so für ein kräftiges Hyperecho im Kalupband des Schirmgenerators. (Hier sind wir - genau hier! Und wir haben gerade einen Schirmtreffer kassiert!)
Aber: was geschieht, wenn kurz hintereinander – ohne nennenswerte Speicherentleerung – ein weiterer Impulstreffer im Schirm landet?
Das gibt logischerweise Bruch, da 2 x 63,4 Prozent > 100 wird.
Sehen wir uns das im Detail an:
Wieder wird der Strahlschuß in voller Länge durch die Spannungszone brechen, ohne daß diese ihre maximale Ausschnittverdichtung erreichen kann. Erneut kann jedoch der maximale Einstrom in die Speicherzone problemlos bewältigt werden.
Die Gesamtenergie der „gefühlten“ 2309 hye findet jedoch in der zu 63,4 Prozent ausgelasteten Speicherzone keinen ausreichenden Platz mehr. Gefühlte 978 hye brechen durch, die Tatsache, daß es sich dabei um „lediglich“ 372 Impuls-hye handelt, wird für das Ziel keine große Erleichterung sein.
Die Energieentwicklung dieser Impulsleistung in Arkon-T-Stahl beträgt immerhin vier Tonnen Vergleichs-TNT. Etwa 1/3 davon wird bei einem Kaliberquerschnitt von 13,1 mm von einer 0,66 mm starken Panzerung aufgefangen*. Das ultrahoch erhitzte Material expandiert mit ungeheurer Wucht – so wie der durch Implosion überkritisch gewordene Kern einer Plutoniumbombe. Die eine Hälfte dieser Energie entlädt sich nach außen, die andere nach innen, wo auch die restlichen 2,7 Tonnen Vergleichs-TNT ihre Wirkung entfalten.
Das empfindliche Innenleben eines Kampfroboters wird diese Wucht und die damit verbundenen extremen Drücke und Temperaturen nicht goutieren. Ein Totalverlust ist die Folge. Einige externe Komponenten (Sensoren, Funk, angeflanschte externe Waffen [Armstumpf-Aggregate]) könnten in Einzelfällen funktionsfähig bleiben.
*140 Impuls-hye werden pro cm
3 Arkon-T-Stahl absorbiert. Dieser hohe Wert ist typisch für strukturverdichtete Materialien der damaligen Zeit. Herkömmlicher Panzerstahl (RHA) erreicht kaum 0,4 % dieses Wertes. Allerdings sind „normale“ Materialien trotz ihrer geringeren Dichte wesentlich dankbarere Ziele für Impulsbeschuß. Trotz der weitaus niedrigeren Absorption erreichen Schichten gleicher Dicke ähnliche Vergleichs-TNT Werte.
Dieselbe Strahlschußenergie hätte in herkömmlichem Panzerstahl etwa eine Kilotonne TNT freigesetzt. (ausreichend Material in der Schußbahn vorausgesetzt, das entspräche einer Schichtdicke von etwa fünf Meter)
Das hört sich nach Apokalypse an?
Naja, immerhin sind das schwere Robotwaffen, konstruiert um gegen hochwertige Schirmfelder und starke Panzerungen zu wirken. Wenn bei einem Robotgefecht irgendwo weiche Ziele herumstehen, haben sie Pech gehabt.
Ein Luftballon in einer Panzerschlacht hat bessere Chancen.
Bearbeitet von Lüy Piötlerc, 21 März 2013 - 22:52.