Na, dann ist nur zu hoffen, dass in den Stories nicht von "Berlin" die Rede ist, sondern wenigstens der korrekte Ortsname "Brendanburg" für das Widerstandszentrum der Heveller (Havel-Slawen) verwendet wird.
Und hoffentlich werden die Slawen-Stämme der Heveller und Sprewanen nicht auch noch zu Germanen-Stämmen umgedeutet (was bei fehlender Recherche zu befürchten ist).
Sonst wird das eine etwas lächerliche "Alternative Historie".
Von mir aus könnte da gern auch "Berlin" stehen. Vielleicht wäre mir das sogar lieber, weil ich direkt den Bezug hätte, denn als Leser will ich lesen und nicht recherchieren. Ich habe es gern, wenn ein Roman "meine Sprache spricht", und insofern ist jeder historische Roman eine Übersetzung. Sonst müsste in der wörtlichen Rede schließlich Alt- oder Mittelhochdeutsch stehen.
Ob es eine spannende Handlung gäbe, wenn beschrieben würde, wie die Stammesangehörigen darüber nachsännen, ob sie wohl Slawen oder Germanen sind ... hm ... vermutlich wird das überhaupt keine Rolle spielen. Wesentlich scheint mir das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturkreise zu sein: eines zentralamerikanisch-präkolumbischen (aber eben weitergedacht = weiterentwickelt und evtl. sogar mit Alien-Technologie aufgepeppt) und eines europäischen. Faszinierend ist der Gegensatz zwischen diesen beiden, nicht zwischen Germanen und Slawen.
Vielleicht bin ich verdorben von dem, was ich sonst so lese. Mir macht es zum Beispiel auch nichts aus, wenn in einem Roman überlichtschnelle Raumfahrt beschrieben wird - ein ziemlich lächerlicher Gedanke nach dem, was wir über die Naturgesetze wissen. Von Psi-Kräften ganz zu schweigen. Oder Transmitter-Toren, durch die man in Nullzeit mit dem Handgepäck von A nach B kommt. Oder Zeitreisen. Oder menschenähnlichen Robotern, bei denen man zwar die Gehirne bauen kann, diese aber nicht versteht, dann aber dennoch in der Lage ist, drei unübertretbare Roboter-Gesetze in sie zu implementieren. Oder ... oder ... oder.
Da gilt für mich der Grundsatz: "Never open the box." Es gibt eine Grundsituation, die ist, wie sie ist. Jeder Versuch, das zu erklären, ist ermüdend und unergiebig, weil immer angreifbar. Auch in der Hard SF gibt es interessante Geschichten, aber nicht jede interessante Geschichte ist Hard SF.
Bei dem hier vorgestellten Projekt gibt es modernisierte Maya und Germanen/ Slawen/ so europäische Typen, die sich gegen die Unterdrückung durch ebendiese wehren. Wem dieses Setting nicht gefällt, dem wird es auch dann nicht gefallen, wenn es bis ins Detail erklärt wird. Wem es aber gefällt, den interessiert die Erklärung nicht. Er will die Geschichte lesen, nicht die Enzyklopädie dahinter (es sei denn, er ist ein Hardcore-Fan, der das "Making Of" auch noch haben will).
Bearbeitet von Bernard, 30 Juli 2013 - 06:39.