Das sind jetzt aber eher Rahmenbedingungen, aus denen nicht zwingend hervor geht, dass die Erzählungen nicht mehrere Stränge umfassen dürfen.
Das dürfen sie. Ich sagte schon, dass ich Verfechter der Methodenvielfalt bin. Aber, mal ganz brutal formuliert, ein Lohnschreiber schreibt nicht für sich und seine künstlerischen Ambitionen sondern für seinen Auftraggeber und der will verkaufen, verkaufen, verkaufen. Die PR-Redaktion betrachtet die Serie heute wie früher als Teil der sogenannten Spannungsromane. Es ist also alles erlaubt, was die Spannung fördert, und alles verboten, was sie tötet. Erfahrungsgemäß wird Spannung aufgebaut, wenn Aktionen stattfinden, und zwar außergewöhnliche, dem täglichen Einerlei entzogene Aktionen. Krimis oder Western handeln daher nicht vom täglichen Abwasch und auch nicht von philosophischen Themen, so spannend jemand sie auch finden mag, sondern von Gewalt. SF handelt oft von Außerirdischen, Horror von elementaren Ängsten. Man findet in solchen Romanen auch bestimmte Techniken wie Cliffhanger, aber nur innerhalb (!) der Hefthandlung: Privatdetektiv X observiert einen Verdächtigen und plötzlich wird er niedergeschlagen. Schnitt, umblenden zu Kollege Y, fünf Seiten später geht's mit X weiter. Aber in abgeschlossenen Romanen stehen alle Schauplätze und Aktionen in einem sachlichen Zusammenhang, der sich spätestens gegen Ende zeigt. Das galt lange Zeit auch für die PR-Hefte, selbst bei Doppelromanen hatte das erste Heft noch einen gewissen Abschluss. Cliffhanger am Ende ist eine Primitivtechnik für diejenigen, die selbst nicht wissen, warum der Leser eigentlich den nächsten Roman kaufen sollte. In NEO wurden anfangs zumindest haufenweise Cliffhanger eingebaut, ein Zeichen dafür, wie unsicher der oder die Erfinder sich selbst waren.
Unter Spannungsgesichtspunkten ist Nummer 2714 ziemlich missraten. Als Autor sollte man sich doch fragen, welche der vorgesehen Szenen irgendwie spannungsmäßig ausgebeutet werden können. Steinfinger? Hmm. Der ein oder andere mag das spannend finden, auf mich hat die Altersinformation genau die gegenteilige Wirkung. Tefroder? Da liegt der Fall gewissermaßen auf der Hand. Die Überraschung ist doch der Einsatz der Transitionstriebwerke. Na bitte, da könnte man also auf schon x-mal bewährte Handlungstechniken der Serie zurückgreifen und beispielsweise die Situation an Bord eines der gegnerischen Schiffe schildern. Führungskräfte, wie sie hochmütig den Einsatz gegen die Tefroder angehen, sich vielleicht mehr mit ihren gegenseitigen Intrigen und Machtspielchen beschäftigen statt mit dem Gegner, und plötzlich die Überraschung: bleiche Gesichter, Hektik, versagende Defensivsysteme, rette sich wer kann. Statt dessen wird der Leser mit einer drögen Kriegsberichterstattung gelangweilt: Partei A tut dies, Partei B tut das. Und das USO-Gelaber steht sowieso nur deshalb drin, weil die Handlung nicht für zwei Hefte reicht. Beim Exposé-Duo ist offenbar der Alltag eingekehrt, die Kaugummis werden herausgeholt. Für mich also Zeit für eine Lesepause.
Mehrere Erzählstränge, also sachlich nicht oder jedenfalls zunächst nicht zusammenhängende Handlungsteile, sind schwieriger zu handhaben als eine rein lineare Handlung. Sie können nämlich leicht zu einer Spannungsbremse werden und sind deshalb für 60-Seiten-Hefte nicht gerade eine naheliegende Methode. Man bedenke, das in der PR-Serie eine mehrschichtige Serienhandlung, nicht Hefthandlung, erstmals nach sechs Jahren im M87-Zykklus eingeführt wurde und dann erst wieder in den 600er Bänden. Und wie spannungstötend die Viererblöcke mit ihrem schematischen Schauplatzwechsel waren, hat doch jeder noch in Erinnerung.
wir kommen nicht so ganz an dem Faktum vorbei, dass unterschiedliche Autoren bei gleichen Produktionsbedingungen ziemlich unterschiedliche Qualität liefern...
Sogar derselbe Autor liefert unterschiedliche Qualität. Das ändert nichts an meiner Anmerkung. Ein Autor wird nur dann ein guter Heftromanautor sein, wenn er sich den Bedingungen anpasst und mit ihnen umgehen kann. Ein Grass würde wohl kaum je einen vernünftigen Heftroman zustande bringen.