Weiter geht's!
Marian Ehret: Die Fukushima-Kriege
Die Lecks in den explodierten Fukushima-Kernkraftwerke lassen sich nicht stopfen, Honschu ist verseucht. Japan sucht neuen Lebensraum in Indochina. Wir erleben das Schicksal des Japaners Hiroshi zwischen Japan, Kambodscha und Vietnam und insgesamt drei Fukushima-Kriegen.
Nun ja, ein Glanzstück ist das nicht. Zu viele Erklärungen, zu viel Blick auf die politische Großwetterlage Asiens im Leitartikel-Stil, zu wenig Handlung, die Figuren bleiben insgesamt ein wenig blass, der Erzähler-Standpunkt zu distanziert. Aber in die Heftigkeit von Uwes Kritik mag ich nicht einstimmen. Immerhin habe ich die 36 Nova-Seiten (entspricht mehr als 70 Standard-Manuskriptseiten) durchgehalten. Und zeitweise mit Hiroshi mitgefühlt.
Hoffmanns Grafik kommt mit dem Schädelberg etwas übertrieben rüber, Susanne Jaja schafft eine stimmungsvolle Szene, die allerdings eher schlicht blbeibt.
Michael Marrak: Der mechanische Dybbuk
Ninive und Aris werden mit weiteren Seltsamkeiten auf ihrer Reise durch eine phantastische Parallelwelt konfrontiert. Aber Sloterdyke und Cutter helfen ihnen auch gegen intelligente fleischfressende Blümchen.
Marrak beherrscht sein Handwerk: Er schreibt dicht, bildhaft, liefert lebendige Dialoge und lässt Figuren und Umfeld vor den Augen des Lesers entstehen. Allerdings bin ich zeitweise von seinem Ideenreichtum fast ein wenig überfordert - ich habe das Gefühl, nicht immer alles mitzubekommen. Außerdem ist mir die Welt so fremd (und die Gespräche zeitweise sehr intellektuell-abgehoben), dass ich mich nur schwer mit irgendwelchen Figuren identifizieren kann. Dennoch: unterm Strich gern gelesen. Und neugierig auf die (vierte?) Fortsetzung.
Marraks Illus geben uns eine bildliche Vorstellung von Ninive, dem Skaphander und Aris. Schön gemacht, aber etwas statisch.
Mike Resnick: Credo
Der neue Dienstroboter Jackson hilft Reverend Morris nicht nur bei der Reinigung der Kirche und bei der Zubereitung des Lunchs, sondern er weist ihn auch auf Widersprüche in seinen Predigten hin.
Ja, fängt ganz amüsant an, vor allem Jackson ist interessant gezeichnet. Dann dreht die Story zu einer Parabel auf Intoleranz und die Unfähigkeit, Andersartigkeit zu akzeptieren. Aber gerade das Ende scheint mir etwas halbherzig geschrieben.
Die comicartige Illustration von Gloria Manderfeld gestaltet die zentrale Szene der Story - und das macht sie großartig!
Christian Hoffmann: Dystopia liegt in Afrika
Christian stellt den Roman "Herr der Krähen" von Ngugi wa Thiong'o vor.
Von derartigen Rezis darf es gerne mehr geben.
Nachrufe: Iain Banks/Richard Matheson/Frederik Pohl/Jack Vance
Schon heftig, dass gleich vier große Namen in einer NOVA-Ausgabe in dieser traurigen Rubrik gelistet werden.
Tommi Brem (Banks) und Frederic Brake (Vance) verbinden in ihren Texten Fakten mit ihren persönlichen Erlebnissen mit den Werken der Autoren - sehr berührend. Mommers lässt das Leben, vor allem das Werk Mathesons Revue passieren. Rottensteiner liefert zwar viele Fakten über das Schaffen und die Preise, die Pohl gewinnen konnte, bleibt aber für meinen Geschmack deutlich zu kühl. Gateway ist NICHT banal!
Fazit: Insgesamt eine der schwächeren NOVA-Ausgaben. Richtig gut, wenngleich nicht herausragend, ist nur die Story von Seifert, ganz ordentlich die Beiträge von Salamé, Marrak und Resnick. Für die Ausgabe 23 wünsche ich gute Besserung!
Gruß
Ralf
Bearbeitet von ShockWaveRider, 25 März 2014 - 20:39.