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Ansichten zur Phantastik


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112 Antworten in diesem Thema

#31 Henrik Fisch

Henrik Fisch

    Soeinnaut

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 14:00

Holla, die Waldfee, hier geht†™s ja urplötzlich richtig zur Sache. So eine Diskussion kenne ich eigentlich aus Kindergarten-Computerspiele-Foren. Aber in dieser Ecke des virtuellen Universums erfreute ich mich eigentlich bisher eher an der Abwesenheit solchen Geschreibsels. Na, wie dem auch sei.Meiner Meinung nach darf ein Autor in der SF so gut wie alles. Er darf alle Thesen aufstellen, sie auf den Kopf stellen, uns das Gelbe aus dem Ei herauslügen, wenn er denn nur innerhalb seines eigenen Universums logisch nachvollziehbar bleibt. Nichts ist für mich als Leser unbefriedigender als eine plötzlich aus dem Hut gezaubert Erfindung oder ein neues physikalisches Gesetz, nur damit die Geschichte nicht in eine Sackgasse gerät. Wobei natürlich auch eine Aneinanderreihung von Unfug ihren Reiz haben kann; ich denke dabei nicht einmal unbedingt an Douglas Adams oder Terry Pratchet sondern auch an Hans Dominik. Es ist doch einfach nur herrlich, was da zusammenfabuliert wird.Davon abgesehen gibt es eine sehr berühmte Aussage von - ich hoffe ich blamiere mich jetzt nicht bis auf die Knochen - Arthur C. Clark. Er meinte, dass eine nur genügen weit fortgeschrittene Technologie nicht von Zauberei zu unterscheiden sei. Auf†™s Vortrefflichste wird diese Aussage übrigens in dem Roman „Die fliegenden Zauberer“ von Larry Niven und David Gerrold benutzt und ausgeführt. Übrigens einer der wirklich witzigen nicht auf Effekthascherei beruhenden SF-Romane. Warum also soll ein Autor nicht einfach auf so gut wie alles pfeifen und seine komplett eigene Welt erschaffen dürfen?Zum zweiten bin ich außerdem der Meinung, dass man als künstlerisch Schaffender zwingend notwendig und in hohem Maße auf die Meinung seiner Umwelt pfeifen muss, um etwas geniales Schaffen zu können. Genialität entsteht nur dann, wenn der Geniale sich komplett von eingefahrenen Denkstrukturen befreit. Sowohl in der Wissenschaft als auch die gesammelte Autorenriege dieses unseres bekannten Universums tummeln sich genügend Beispiele für meine These.Was ich nicht gut finde und eigentlich auch nicht toleriere sind Beleidigungen; und zwar weder real noch virtuell in einem Forum. Jeder Forumsteilnehmer sollte als denkendes menschliches Wesen so schlau sein, bei negativen Kritiken trotzdem auf der sachlichen Ebene zu bleiben und nicht unbedingt immer alles mit gleicher Münze heimzahlen. Sonst eskaliert das gerne.Bis dennen,Henrik FischP.S.: †¦ ihr Fichten! ;)
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
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Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"

#32 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 14:08

Nein, muß ich natürlich nicht. So etwas schaukelt sich auf, was keineswegs meine Ansicht war. Da aber auf der anderen Seite auch Anwürfe in Richtung "Spinner" kamen, wurde es halt schwierig.

Nein, nein, Tiresias... da hast du entweder was falsches gelesen und/oder interpretiert. Niemand hat dich hier als Spinner bezeichnet ! Wenn das so gewesen wäre, hätte ich dazu bestimmt meinen Senf dazugegeben... und der wäre scharf gewesen. Dieses Board hat eine demokratische Tradition... eine unumstössliche Einrichtung. Jeder darf hier seine Meinung kundtun... und auch dazu stehen. Das hast du gemacht... und zwar auch nicht gerade auf die zarte Art. Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn darauf reagiert wird. Aber jetzt mal was ganz anderes.... wäre es dir wirklich lieber gewesen, dass man auf deine Story evtl. gar nicht reagiert hätte ? Sehe es mal von dieser Seite. ;) Gruss Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 04 Februar 2004 - 14:17.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#33 Robert Kerber

Robert Kerber

    Ufonaut

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 14:56

Meiner Meinung nach darf ein Autor in der SF so gut wie alles. Er darf alle Thesen aufstellen, sie auf den Kopf stellen, uns das Gelbe aus dem Ei herauslügen ...

Sehr wahr. Warum sollen SF-Stories streng "wissenschaftlich haltbar" sein, wenn man zehn Jahre später aufgrund neuerer Erkenntnisse sowieso wieder alles über den Haufen geworfen sieht? Entweder darf ich mich auf der Spielwiese, auf die man mich setzt (oder ich mich setze), austoben, oder ich kann gleich zuhause bleiben. Interessanterweise sind die Autoren, die nicht viel auf wissenschaftliche Logik gegeben haben - von Bradbury bis Dick und darüberhinaus - besser gealtert als viele "Akademiker". Unabhängig davon würde ich gerne wissen, wieso ausgerechnet Franks "Weiße Schmetterlinge" als Negativbeispiel herhalten soll. Wenn man mal die anderen Stories in den bisherigen NOVA-Ausgaben auf "Haltbarkeit" prüft, bleiben nicht so furchtbar viele übrig ... Zudem lautet der Untertitel von NOVA ja "Magazin für Science Fiction UND Spekulation" - und diesem Anspruch werden Franks Story und Florian Marzins "Palimpsest" (auch wenn ich letztere nicht mochte) allemal gerecht. Und diese sollten auch weiterhin ihren Platz in NOVA haben. Vielleicht sollte man wegen des Streitthemas "SF oder Phantastik?" mal daran erinnern, dass Deutschland eines der wenigen Länder ist, das "Phantastik" von den Genres SF, Horror oder Fantasy abgrenzt (jaja, die Schubladen). In den meisten anderen Ländern ist "Phantastik" der Überbegriff für die Subgenres SF, Horror, Fantasy und Verwandtes. Einige der Auseinandersetzungen in diesem Forum sind womöglich ein reines Definitionsproblem. Zu dem Tonfall, der hier zwischendrin vorherrschte, sag ich jetzt mal nix. Nicht dass ich jemand wäre, der jedem Streit aus dem Weg geht, aber hier müssen sich einige Leute mal an die Nase fassen, wenn es um Ursachenforschung geht, Moderatoren inklusive ... Robert Kerber Das ganzheitliche System

#34 Ronni

Ronni

    Kürbisnaut

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 15:09

hier müssen sich einige Leute mal an die Nase fassen, wenn es um Ursachenforschung geht, Moderatoren inklusive ...

hast ja recht ... Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#35 tichy

tichy

    Typonaut

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 15:40

Klar darf ein SF-Autor sehr viel. Aber er darf das nicht, was sonst auch kein Autor darf: Den Leser in der Luft hängen lassen. Der Leser muss spätestens am Ende der Geschichte wissen, woran er ist. Wenn eine Geschichte sich weitgehend an die Erkenntnisse der Wissenschaft hält, ihnen aber an einer Stelle völlig zuwider läuft, wird das vom Leser automatisch als Fehler ausgelegt und nicht als "künstlerische Freiheit". Ich kenne viele Geschichten, die an genau diesem Problem leiden. Es verleidet mir als Leser den Spass, wenn ich nach dem Ende der Lektüre über diese Schludrigkeiten des Autors nachdenken muss anstatt über seine Geschichte.

Unabhängig von diesem konkreten Problem: Es ist die Bringschuld eines (veröffentlichenden) Autors, verstanden zu werden, nicht die Holschuld des Lesers, ihn zu verstehen. Wer seine Leser absichtlich verwirrt, sei es auf diese oder auf eine andere Weise, der verfehlt seine Aufgabe.

-- snorri
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#36 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 04 Februar 2004 - 15:41

Jürgen schrieb:

Aber jetzt mal was ganz anderes.... wäre es dir wirklich lieber gewesen, dass man auf deine Story evtl. gar nicht reagiert hätte ?

Wenn ich ehrlich sein soll - ja, dann wäre die Angelegenheit gewiß nicht aus dem Ruder gelaufen. Ich kann durchaus mit Kritik leben, die nachvollziehbar ist, z. B. der Vorwurf, zu pathetisch oder sentimental zu schreiben. Aber mir zu unterstellen, ich wüßte nicht, daß die Marsatmosphäre nicht atembar ist und da daß es dort Staubstürme gibt, ist schon ziemlich daneben. Die Schmetterlings-Geschichte hat - wie alle meine Marsgeschichten - mit dem realen Mars wenig zu tun. Er dient ausschließlich als Bühne, als düster-romatischer Hintergrund. Ich war - bis zur Diskussion in diesem Forum - der Auffassung, dies müsse jederman auf Anhieb klar sein ... Setzt man - wie es offenbar gewünscht wird - aus "Science-Gründen" die unerläßlichen Sauerstoffgeräte und Thermoschutzanzüge ein, funktioniert die Geschichte nicht mehr, sie wird zur Farce. Auch das ist aus meiner Sicht sonnenklar, und deshalb bin ich nicht nur verwundert, sondern regelrecht erschüttert, daß derartige Einwände hier in vollem Ernst vorgetragen und sogar noch von einer Mehrheit unterstützt werden. Wenn das wirklich eine mehrheitsfähige Auffassung des SF-Fandoms ist, dann leben wir in unterschiedlichen Welten. :( Gruß F.

Bearbeitet von Tiresias, 04 Februar 2004 - 15:44.


#37 tichy

tichy

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 15:54

Hallo Tiresias, na also, jetzt wird es ja wieder sachlich.

Aber mir zu unterstellen, ich wüßte nicht, daß die Marsatmosphäre nicht atembar ist und da daß es dort Staubstürme gibt, ist schon ziemlich daneben.

Was heisst denn hier "unterstellen"? Kennt Dich jeder Leser so genau, dass er weiss, dass Du das nicht ernst meinst? Gibt es nicht genügend Beispiele schlechter SF-Autoren, die solche Fakten vernachlässigen -- nicht aus "künstlerischer Freiheit", sondern aus schierer Unwissenheit? Du hast als Autor zwei Möglichkeiten: 1. Entweder bringst Du eine Geschichte zustande, die nicht auf offensichtliche Widersprüche zur Realität angewiesen ist. 2. Oder Du machst dem Leser unmissverständlich klar, dass die Handlung nicht in "unserer Realität" spielt. Letzteres war Dicks Methode. Er hat sie beherrscht -- Du anscheinend noch nicht, so einfach ist das. Das muss nicht so bleiben, aber ein bisschen kritikfähig solltest Du dafür schon sein. -- snorri
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#38 Holger

Holger

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 16:10

Ich kann durchaus mit Kritik leben, die nachvollziehbar ist,  z. B. der Vorwurf, zu pathetisch oder sentimental zu schreiben. Aber mir zu unterstellen, ich wüßte nicht, daß die Marsatmosphäre nicht atembar ist und da daß es dort Staubstürme gibt, ist schon ziemlich daneben. Die Schmetterlings-Geschichte hat - wie alle meine Marsgeschichten - mit dem realen Mars wenig zu tun. Er dient ausschließlich als Bühne, als düster-romatischer Hintergrund. Ich war - bis zur Diskussion in diesem Forum - der Auffassung, dies müsse jederman auf Anhieb klar sein ... Setzt man - wie es offenbar gewünscht wird - aus "Science-Gründen" die unerläßlichen Sauerstoffgeräte und Thermoschutzanzüge ein, funktioniert die Geschichte nicht mehr, sie wird zur Farce. Auch das ist aus meiner Sicht sonnenklar, und deshalb bin ich nicht nur verwundert, sondern regelrecht erschüttert, daß derartige Einwände hier in vollem Ernst vorgetragen und sogar noch von einer Mehrheit unterstützt werden. Wenn das wirklich eine mehrheitsfähige Auffassung des SF-Fandoms ist, dann leben wir in unterschiedlichen Welten.  :( Gruß F.

Hallo Frank. Mit dieser Antwort kann ich endlich etwas anfangen, und wenn Du mit diesen Sätzen von Anfang an reagiert hättest, dann wäre es auch nicht zu dieser unglücklichen Situation gekommen. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal, ohne dass es zu persönlichen Angriffen kommt, ich bedauere das jedenfalls sehr. Die ganze Aufregung war mir meine Anmerkung tatsächlich nicht wert. Generell möchte ich noch anmerken, dass es mir nicht darum ging, eine Diskussion über Phantastik und SF im Grundsatz anzustoßen: ich lese alles von Lovecraft bis Egan gerne. Aufhänger dieses unsäglichen Threads ist ausschließlich meine Kritik an Franks Story, der Rest ist bekannt ... Also, bitte, Frieden.
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#39 Ronni

Ronni

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 16:22

Die Schmetterlings-Geschichte hat - wie alle meine Marsgeschichten - mit dem realen Mars wenig zu tun. Er dient ausschließlich als Bühne, als düster-romatischer Hintergrund. Ich war - bis zur Diskussion in diesem Forum - der Auffassung, dies müsse jederman auf Anhieb klar sein ...

ich kenne Deine Geschichte nicht*. Deswegen Meine Frage an Dich, ob Du das bei der Geschichte einfach vorausgesetzt hast, oder ob der Leser eine Möglichkeit hatte, daß zu erkennen. An alle, die die Geschichte gelesen haben: wenn Ihr Euch die Geschichte ins Gedächtnis zurückruft, war das für Euch zu erkennen und/oder habt Ihr sowas einfach nicht in einem SF-Magazin erwartet?

Wenn das wirklich eine mehrheitsfähige Auffassung des SF-Fandoms ist, dann leben wir in unterschiedlichen Welten.  :(

Im SF-Fandom gibt es mehr Meinungen als Sterne am Himmel. Ist wie bei Ärzten: zwei Ärzte, drei Meinungen ;) Gruß Ronni *) Deswegen waren meine Einwürfe auch nicht auf die Story bezogen, sondern auf etwas zu pauschalen Aussagen.
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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#40 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 04 Februar 2004 - 16:28

Holger schrieb:

Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal, ohne dass es zu persönlichen Angriffen kommt, ich bedauere das jedenfalls sehr. Die ganze Aufregung war mir meine Anmerkung tatsächlich nicht wert.

Das ist sicherlich richtig, aber machmal kommen Bezin und Streichholz eben zusammen ...

Generell möchte ich noch anmerken, dass es mir nicht darum ging, eine Diskussion über Phantastik und SF im Grundsatz anzustoßen: ich lese alles von Lovecraft bis Egan gerne. Aufhänger dieses unsäglichen Threads ist ausschließlich meine Kritik an Franks Story, der Rest ist bekannt ... Also, bitte, Frieden.

Die Diskussion sollte man m. E. schon führen, denn in der Realität verschwimmen die Grenzen zwischen den phantastischen Subgenres immer mehr - allerdings ohne Aufgeregtheiten. Deshalb bitte ich, das weiter oben Stehende nicht unbedingt im Detail auf die Goldwaage zu legen. Frieden. Gruß F.

#41 Helmuth W. Mommers

Helmuth W. Mommers

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 17:46

Frieden

Na, also! :( haben sich endlich alle versammelten Heiss-Sporne abgekühlt...

Aber so ist es eben bei Diskussionen im Internet. Jedes Wort kann eins zuviel oder falsch sein, schnell wird es auf die Goldwaage gelegt. Mimik und Gestik, die manches erklären, fehlen - noch.

Natürlich ist in der SF grundsätzlich alles erlaubt, jede Prämisse. Aber davon ausgehend muss, wenn es sich Science Fiction und nicht Fantasy nennt - dann alles so konsequent wie nur möglich, logisch, weitergeführt werden. Ein schönes Beispiel ist Galouyes Geschichte Silent Wings - erschien in einem Pabel-Tb als Stumme Schingen. Menschen treffen auf Eingeborene, die fliegen können - ohne Hilfsmittel. Sie erklären ihnen, dass es nach den Naturgesetzen nicht möglich ist. Die Eingeboren können fortan nicht mehr fliegen.

Entgegnung: Eine Geschichte, die auf einem hypothetischen Planeten handelt, ist deswegen nicht gleich Fantasy, weil sie nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt (die wir ja nicht kennen, darum "Spekulation"). In der Fantasy ist prinzipiell alles erlaubt, ohne Rücksicht auf irgendwelche Gesetzmässigkeiten.

#42 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 19:03

Damit ich auch einen Schlußstrich ziehen kann... ;) Erst einmal an Tiresias... Eigentlich wärst du über kurz oder lang beim lesen einiger Beiträge auf die Heftigkeit mancher Diskussionen gestossen. Es geht hier manchmal richtig hart zur Sache... und trotzdem kann man sich danach noch in die Augen schauen. Das liegt mitunter auch daran, dass in diesem Forum ein ziemlich gleichwertiger Level zwischen Autoren und Lesern besteht.... zumal viele Leser hier auch Autoren sind. Auch vor grossen Namen haben wir weder Respekt, noch üben wir uns in Demut vor ihnen. Egal, ob der Name Marrak oder Eschbach lautet, es wird kritisiert.... manchmal emotional heftig, manchmal auch giftig, aber meist (hoffe ich doch) sachlich. Und wie ich schon in einem voherigen Posting anmerkte, machen wir es nicht aus böser Absicht, sondern um den Autor zu (noch) besseren Storys zu animieren.

Die Schmetterlings-Geschichte hat - wie alle meine Marsgeschichten - mit dem realen Mars wenig zu tun. Er dient ausschließlich als Bühne, als düster-romatischer Hintergrund. Ich war - bis zur Diskussion in diesem Forum - der Auffassung, dies müsse jederman auf Anhieb klar sein ... Setzt man - wie es offenbar gewünscht wird - aus "Science-Gründen" die unerläßlichen Sauerstoffgeräte und Thermoschutzanzüge ein, funktioniert die Geschichte nicht mehr, sie wird zur Farce. Auch das ist aus meiner Sicht sonnenklar, und deshalb bin ich nicht nur verwundert, sondern regelrecht erschüttert, daß derartige Einwände hier in vollem Ernst vorgetragen und sogar noch von einer Mehrheit unterstützt werden.

Eine Aussage, die, wenn sie früh genug in dieser sachlichen Form gepostet worden wäre, diesen ganzen Thread überflüssig gemacht hätte. Wir unser hochgeachtetes Mitglied Rusch schon einmal beiläufig bemerkt hatte, wird hier das Thema "Hard-SF" emotional stark diskutiert, ohne die Augen vor allem anderen zu verschliessen. Abschliessend...

...aber machmal kommen Bezin und Streichholz eben zusammen ...

Jepp... und ich sehe weder Tote noch Verletzte; ein Hoch auf die Auseinandersetzung mit Worten... es gibt eigentlich keine Verlierer... zumindest sehe ich keine. :unsure: ronni schreibt:

Deswegen waren meine Einwürfe auch nicht auf die Story bezogen, sondern auf etwas zu pauschalen Aussagen.

Dem schliesse ich mich ohne Einschränkungen an.

Im SF-Fandom gibt es mehr Meinungen als Sterne am Himmel.

Sagenhaft, nicht wahr ? :( Gruss Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 04 Februar 2004 - 19:09.

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#43 nachtstrom

nachtstrom

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 19:20

Entgegnung: Eine Geschichte, die auf einem hypothetischen Planeten handelt, ist deswegen nicht gleich Fantasy, weil sie nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt (die wir ja nicht kennen, darum "Spekulation").

tach! aus einer anderen, stinknormalen *fan* - position: eine meiner lieblingsgeschichten des großen van vogt, *enchanted village*, in der dt. übersetzung *das verzauberte dorf* aus dem jahr 1950 handelt von einem menschen, dessen erkundungsschiff auf den mars stürzt und der sich dann als einziger überlebender in der marswüste auf die socken macht, bis er eine verlassene station findet.. was ich damit sagen will: kein einziges mal kommt in dieser story ein atemgerät vor und auch sonst dürfte man die gesetze harter SF - logik nicht auf diese wunderbare geschichte anwenden. und ebenso kein einziges mal habe ich beim lesen damit gehadert, daß hier offensichtlich bekannte astronomische fakten keine rolle spielen, weil die story in sich schlüssig und einfach genial ist. ich kenne die geschichte von tiresias nicht, würde sie aber sehr gern mal lesen! ein hoch auf unabhängige, deutsche autoren mit originellen ideen - gottseidank gibt es sowas noch... :(
lesen:
E.E.Smith: Die Planetenbasis


www.listening.at

Das Portal für Nischenmusik - mit 14-tägigem Podcast, Blog, Archiv, Netlabel

#44 misc

misc

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Geschrieben 04 Februar 2004 - 19:25

ich kenne die geschichte von tiresias nicht, würde sie aber sehr gern mal lesen!

Guckst Du hier. Da findet sich auch sonst noch einiges aus "deutsch(sprachig)en Landen". Ad Astra, Marc-Ivo

#45 Helmuth W. Mommers

Helmuth W. Mommers

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Geschrieben 05 Februar 2004 - 14:02

eine meiner lieblingsgeschichten des großen van vogt, *enchanted village*, in der dt. übersetzung *das verzauberte dorf* aus dem jahr 1950 handelt von einem menschen, dessen erkundungsschiff auf den mars stürzt und der sich dann als einziger überlebender in der marswüste auf die socken macht, bis er eine verlassene station findet.. was ich damit sagen will: kein einziges mal kommt in dieser story ein atemgerät vor und auch sonst dürfte man die gesetze harter SF - logik nicht auf diese wunderbare geschichte anwenden.

Van Vogts Geschichte wurde zu einer Zeit geschrieben, als die Venus noch ein Welt dampfender Dschungel war... und der Mars ein Ort für humanoide ausgestorbene Götter oder grüne Männlein. Bei van Vogt hätte der Planet auch durchaus gegen jeden x-beliebigen anderen ausgetauscht werden können, bei Franks Geschichte kaum.

Ich selbst habe 1963 gemeinsam mit Ernst Vlcek die Story Monster geschrieben, über einen schiffbrüchigen Jungen mit paranormalen Fähigkeiten und verborgenen Kiemen, der von der Venus stammt. In unserer gemeinsamen Werkausgabe TRAUMWELTEN bei Blitz habe ich im Nachsatz darauf hingewiesen, dass die "Venus" selbstverständloich ebenso gut im Sternbild der Kornähre hätte sein können - ein austauschbarer Name.

Man muss jede Geschichte vor dem Hintergrund der Entstehungszeit sehen - und des herrschenden Zeitgeistes.

Heute erleben wir mit, wie die Marssonden herumkriechen, und spekulieren bereits darüber, wie wir den Mars terraformen könnten. Wir wissen einfach zu viel, um uns in eine Märchenwelt im Hinterhof entführen zu lassen, wenn dieser Science Fiction heisst.

#46 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 05 Februar 2004 - 14:50

H.W.M schreibt:

Heute erleben wir mit, wie die Marssonden herumkriechen, und spekulieren bereits darüber, wie wir den Mars terraformen könnten. Wir wissen einfach zu viel, um uns in eine Märchenwelt im Hinterhof entführen zu lassen, wenn dieser Science Fiction heisst.

Ich gaube, mit dieser Bemerkung hat Helmuth den Nagel auf den Kopf getroffen. Ein ganz klein wenig (und ich würde es bei einer direkten Frage sofort von mir weisen :D ) trauere ich der Zeit nach, als das (nahe) Weltall noch ein wunderbarer Spielort für Spekulationen war. Gruss Jürgen
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#47 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 05 Februar 2004 - 15:29

H.W.M schreibt:

Van Vogts Geschichte wurde zu einer Zeit geschrieben, als die Venus noch ein Welt dampfender Dschungel war... und der Mars ein Ort für humanoide ausgestorbene Götter oder grüne Männlein. Bei van Vogt hätte der Planet auch durchaus gegen jeden x-beliebigen anderen ausgetauscht werden können, bei Franks Geschichte kaum.

Auch zu dieser selbstgewissen Einlassung habe ich natürlich ein Meinung. Aber - durch Schaden klug geworden - behalte ich sie für mich. Gruß FWH

Bearbeitet von Tiresias, 05 Februar 2004 - 15:30.


#48 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 06 Februar 2004 - 00:56

@Helmuth W. Mommers:

Wir wissen einfach zu viel, um uns in eine Märchenwelt im Hinterhof entführen zu lassen, wenn dieser Science Fiction heisst.

Mit Verlaub: Einspruch, Euer Ehren! Wir wissen eigentlich schon so viel, dass wir eigentlich noch nichts wissen. Ständig öffnen sich in der Wissenschaft neue Türen, die nur auf weitere Fragenkorridore hinauslaufen. Je mehr Rätsel wir lösen, desto mehr Geheimnisse verbergen sich dahinter. Von daher darf man durchaus und meiner Meinung nach gerade in der SF alles mögliche erfinden. Nur - ich sagte es bereits in einem anderen Posting - der Geschichtenerfinder muss innerhalb seines Universums logisch bleiben.

Bis dennen,
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#49 Impala

Impala

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Geschrieben 06 Februar 2004 - 01:38

Hmmja, was nehmen wir denn da ...? dann werde ich heute mal für Robert Partei ergreifen:

Interessanterweise sind die Autoren, die nicht viel auf wissenschaftliche Logik gegeben haben - von Bradbury bis Dick und darüberhinaus - besser gealtert als viele "Akademiker".

Yep. Ansonsten noch allen eine gute Nacht :D
Julius Gaius Baltar!

#50 Thomas Sebesta

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Geschrieben 06 Februar 2004 - 10:24

...Auch zu dieser selbstgewissen Einlassung habe ich natürlich ein Meinung. Aber - durch Schaden klug geworden - behalte ich sie für mich...

Erstens sehe ich nicht wodurch du zu Schaden gekommen wärst, im Gegenteil du solltest eigentlich Nutzen daraus gezogen haben, und Zweitens würden uns deine Meinungen schon interessieren, wenn sie auf dem Boden sachlicher Argumente bleiben und sachlich vertreten werden. Andernfalls hast du recht wenn du sie für dich behältst. Übrigens, deine Meinung zum verzichtbaren Leser zeigt schon, dass du noch ein Stück zu hoch am Ross sitzt. Ich würde mir wünschen du wechselst eine Zeitlan auf ein Pony und siehst dir die Welt aus der tieferen Position an, möglicherweise weden einige Dinge von dort oben nicht als das wahrgenommen, was sie eigentlich sind. Gruß Thomas PS: @alle anderen: t'schuldigung, aber ich konnte nicht mehr, es mußte raus.

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

Blog zur Sekundärliteratur: http://sebesta-seklit.net/

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#51 tichy

tichy

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Geschrieben 06 Februar 2004 - 10:49

der Geschichtenerfinder muss innerhalb seines Universums logisch bleiben.

Ergänzen möchte ich noch: "... und der Leser muss wissen, in welchem Logik-Universum er sich befindet." -- tichy
.
.
.

#52 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 06 Februar 2004 - 22:37

Nekropole schrieb:

Übrigens, deine Meinung zum verzichtbaren Leser zeigt schon, dass du noch ein Stück zu hoch am Ross sitzt. Ich würde mir wünschen du wechselst eine Zeitlan auf ein Pony und siehst dir die Welt aus der tieferen Position an, möglicherweise weden einige Dinge von dort oben nicht als das wahrgenommen, was sie eigentlich sind.

Der Vorwurf scheint auf den ersten Blick nachvollziehbar, denn der betreffende Beitrag von mir hatte in der Tat das Ziel, eine gewisse Distanz zu schaffen. Das Streben nach Distanz kann natürlich auch als Arroganz gedeutet werden, aber das bedeutet keineswegs, daß dem tatsächlich so ist. Bleiben wir bei meiner Anmerkung, daß es Leser gibt, auf die ich als Autor verzichten kann. Was ist daran so ungewöhnlich? Niemand würde einem Leser zum Vorwurf machen, wenn er schreiben würde: Der Autor so und so liegt mir nicht, deshalb lese ich nichts von ihm. Manchmal wird das sogar ein ganzes Subgenre ausgedehnt, ohne daß jemand auf die Idee käme, besagtem Leser Arroganz vorzuwerfen. Wenn ich aber sage, eine bestimmte Sorte Leser (die üblicherweise Sachen lesen und diskutieren, von denen ich absolut nichts halte) kommt für die Geschichten, die ich schreibe, nicht als Publikum in Frage, weshalb auch ihre Meinungsbekundungen für mich irrelevant sind, bin ich sofort der (arrogante) Buhmann. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß das Fandom die Autoren des Genres (oder zumindest die einheimischen) für eine Art Dienstleister hält, die gefälligst das zu tun oder zu lassen haben, was die Wortführer des Fandoms gern möchten. Das ist ein Trugschluß, denn Schreiben ist m. E. keine Dienstleistung wie Fensterputzen, sondern hat etwas mit Kunst zu tun. Kunst wiederum ist etwas, das von innen kommt, d. h. aus der Persönlichkeit eines Autors, der nicht schreibt, weil ihm jemand für ein gewisses Stück Text eine gewisse Summe Geldes versprochen hat, sondern weil er das Bedürfnis bzw. sogar den Zwang dazu verspürt und das Schreiben als eine, vielleicht sogar die einzige Möglichkeit ansieht, sich zu artikulieren. Weshalb nun sollte ein solcher Autor seinen Stil oder seine Inhalte ändern, nur weil eine Handvoll Fans ruft: "Äh, ist ja langweilig!" oder eine andere Gruppe Hard-SF-Anhänger: "So einen Mars gibt's ja gar nicht."? Ich sehe keinen, es sei denn - so ehrlich sollte man schon sein - die Zuwendung an ein breiteres Publikum würde so exorbitant honoriert, daß man seine eigenen Vorstellungen und Ansprüche zurückstellt, um fortan ein Leben in Ruhm und Luxus zu führen. Diese Möglichkeit sehe ich hierzulande als nicht realistisch an, also wundere ich mich schon ein wenig, wieso man von Phantastik-Autoren erwartet, daß sie es möglichst jederman rechtmachen sollen und wollen. Wer glaubt, daß ich mit dieser Meinung allein stehe, der lese das Nachwort von Cordwainer Smith zu "Herren im All" (Suhrkamp 1983), dem ich nichts hinzuzufügen habe. Gruß Frank

Bearbeitet von Tiresias, 06 Februar 2004 - 23:12.


#53 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 07 Februar 2004 - 00:22

es Leser gibt, auf die ich als Autor verzichten kann.

Du kannst es natürlich auch anders sagen, durch das Verb umzudrehen und auf die Restgruppe zu weisen: Du hast eine Zielgruppe, die du anvisierst. :D

#54 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 07 Februar 2004 - 11:28

@tiresiasSiehst du, du kannst es ja.Mit so einem Statement kann man etwas anfangen, das zeigt du hast deinen Kopf benutzt und nicht aus dem Bauch geschrieben.Die erstere Variante zeugt von Hochmut, über die zweite kann man reden. Schließlich sind wir hier in einem Forum und wir können nur das sehen, was du geschrieben hast, wie in einem Buch. Wenn du nicht in der Lage bist es schwarz auf weis herüberzubringen, dann wirst du Schiffbruch erleiden. Im Forum wie auch mit deinen anderen Werken.Autoren sind natürlich keine Dienstleister per se, aber nichts desto trotz darauf angewiesen, dass der Leser ihm zumindest eine Chance gibt.Nichts und niemand kann einen Autor zwingen seinen Stil zu ändern oder seine Einstellung, außer er selbst. Es wird aber, wenn er auch Erfolg (finanziellen) haben will (andere Stellen von dir klingen durchaus danach) ein bisschen am Puls der Zeit bleiben müssen und sich auch fragen müssen ob sein Stil nicht angenommen wird oder ob er einfach schlecht ist. Da kommt sicher auch die Zielgruppe ins Spiel.Sein Stil kann, bei mangelndem Erfolg, für die Zielgruppe schlicht falsch sein? Außerdem liegt für mich die Kunst eines Autors durchaus auch darin nicht nur einen Stil zu pflegen, sondern auch eine gewisse Bandbreite zu entwicklen und zu beherrschen.GrußThomas

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#55 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 07 Februar 2004 - 15:03

Wer sich an bisherige Diskussionen erinnert, weiß sicher noch, daß ich kein Anhänger von Hard-SF bin, wenn Hard-SF bedeuten soll, daß sich jede Art von SF auf zementierte Fakten stützen muß.Allerdings sehe ich ebenfalls, daß ein Autor bei Schreiben einer Geschichte eine eigene Realität erschafft - dafür muß er nicht einmal Phantastik schreiben. Diese hat dabei allerdings die Eigenschaft, daß sich diese neue Realität recht weit von der unseren entfernen kann, und dann begibt man sich eventuell auf Glatteis, wenn man es versäumt, es seinen Lesern klarzumachen.Gerde bei denen, die sich aus dem großen Feld der Phantastik die SF als Steckenpferd und die Hard-SF als Sattel gesucht haben, lesen eine solche Geschichte in einer bestimmten Art und Weise: Beim Hard-SF'ler werden beim Lesen des Wortes "Mars" im Hinterkopf harte Fakten platziert, an denen sich die Geschichte vorbeidrücken muß. Allerdings würden nur sehr verstockte Hard-SF'ler eindeutige Hinweise ignorieren, die ihnen sagen, daß dieser Mars nicht der ist, über dessen Eigenschaften etliche Ordner und Magnetbänder an Daten geführt werden. Diese Hinweise bringen die Leser dazu, entweder nicht weiterzulesen oder ihr Erwartungsbild anzupassen. Ist der potentielle Leserkreis vielseitig interessiert, gibt es damit kein Problem.Glücklicherweise kann man als Autor seine Leserkreise ein wenig steuern, sei es durch den Titel einer Story, durch die einführenden Sätze oder sogar durch den gewählten Publikationsweg. Bei NOVA bleibt in der letzten Kategorie Vieles möglich, was zwar zu anfänglich unangenehmen Diskussionen wie dieser führen kann, aber andererseits Vielseitigkeit sichert.Die Schubladen, die es innerhalb des Genres und in den Köpfen der Leser gibt, machen es nicht leicht. Ich kann mich erinnern, daß mein erster Roman unter dem hingetricksten Label "Science Fantasy" verkauft wurde, weil das Ambiente so untypisch für SF war, während er gleichzeitig aber auch gar nichts mit Fantasy zu tun hatte. Aber bevor man die Leute enttäuscht, die entweder spätestens ab Seite 5 erklärt haben möchten, wie der Hugendubel-Relevanzantrieb auf Basis heutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse funktioniert, oder aber bereits ab Seite 1 in einem Hauch von Mystik schweben wollen, trickst man eben; frei nach dem Motto: Ist der Stall nur groß genug, wird schon jeder Leser sein Steckenpferd finden.Das klappt zwar, allerdings nur dann, wenn jedes Steckenpferd von vornherein als solches zu erkennen ist, und dafür muß der Autor sorgen. Ist der Reiter erst einmal vom falschen Pferd abgeworfen worden, gilt seine Frustration dem Pferd, nicht der Tatsache, daß er sich auf das falsche gesetzt hat.
Though my soul may set in darkness, it will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)

#56 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 08 Februar 2004 - 14:14

@nekropole:

Außerdem liegt für mich die Kunst eines Autors durchaus auch darin nicht nur einen Stil zu pflegen, sondern auch eine gewisse Bandbreite zu entwicklen und zu beherrschen.

Das hieße ja im Klartext, dass ich mir bei einem Autor seines Schreibstils niemals sicher sein kann. Das würde für mich als Konsument eine gewisse Konfusion hervorrufen. Wenn ich einen Eschbach kaufe, dann will ich keinen Klein lesen und umgekehrt. Nein, nein, lieber mekropole, Deine Meinung unterstütze ich da keinesfalls.

Bis dennen,
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#57 Helmuth W. Mommers

Helmuth W. Mommers

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Geschrieben 08 Februar 2004 - 14:27

H.W.M schreibt:

Van Vogts Geschichte wurde zu einer Zeit geschrieben, als die Venus noch ein Welt dampfender Dschungel war... und der Mars ein Ort für humanoide ausgestorbene Götter oder grüne Männlein. Bei van Vogt hätte der Planet auch durchaus gegen jeden x-beliebigen anderen ausgetauscht werden können, bei Franks Geschichte kaum.

Dazu ist mir noch ein Beispiel eingefallen. Etwa zur gleichen Zeit oder kurz davor schrieb eben dieser van Vogt eine ziemlich unbekannte, weil ziemlich uninteressante Story, die "AN INDIAN NAMED JOE" oder so ähnlich hiess. Darin werden Indios nach dem Mars verbracht, um in der "dünnen" Luft eine Eisenbahnlinie zu bauen... Was unterstreicht, dass damals solche und ähnliche Vortstellungen durchaus glaubwürdig waren...

...im Gegensatz zu heute.

#58 misc

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Geschrieben 08 Februar 2004 - 16:32

@nekropole:

Außerdem liegt für mich die Kunst eines Autors durchaus auch darin nicht nur einen Stil zu pflegen, sondern auch eine gewisse Bandbreite zu entwicklen und zu beherrschen.

Das hieße ja im Klartext, dass ich mir bei einem Autor seines Schreibstils niemals sicher sein kann. Das würde für mich als Konsument eine gewisse Konfusion hervorrufen. Wenn ich einen Eschbach kaufe, dann will ich keinen Klein lesen und umgekehrt. Nein, nein, lieber mekropole, Deine Meinung unterstütze ich da keinesfalls.

Ich glaube, ich bin heute in "da widerspreche ich mal"-Laune ... obwohl es mir jetzt mehr um die Ausnahme als die Regel geht, Dein Beispiel mit Eschbach und Klein trifft's schon richtig. Jedenfalls: abgesehen von der "Entwicklung" eines Autors - Früh- und Spätwerke unterscheiden sich oft stilistisch ganz deutlich -, lasse ich mich auch durchaus gerne einmal von einem Schriftsteller überraschen (o.k.: vorzugsweise dann, wenn die Überraschung positiv ausfällt). Und in manchen Fällen erwarte ich sogar, daß ich keinen "typischen XXX" in die Hand nehme. Beispiel - weil mir gerade kein besseres einfällt: die letzten Tage habe ich mich durch einen ganzen Stapel Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett gefressen, der bis dahin völlig an mir vorbeigegangen ist. Hat mir gut gefallen und Spaß gemacht, aber: wenn ich mich jetzt nach weiteren Werken des Autors umsehe und etwas finde, daß nicht zu seinem Scheibenwelt-Universum gehört, dann wäre ich sogar enttäuscht, wenn's im gleichen Stil gehalten wäre.

Ad Astra,
Marc-Ivo

#59 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 08 Februar 2004 - 19:25

@misc:

Nicht das wir uns da falsch verstehen: Selbstverständlich soll sich ein Autor weiterentwickeln. Das stellt sich aufgrund fortgeschrittener Schreiberfahrungen zwangsweise ein. Nur: Der Stil, also wie der Autor dem Leser seine Geschichte erzählt, der soll bitte ähnlich sein. Um an Dein Beispiel anzuknüpfen: Bei Terry Pratchet erwarte ich nichts anderes als hahnebüchne lustig-blödsinnige Geschichten im Stile eines frühen Douglas Adams, die man mit allem anderen aber nur nicht mit der Brille der Logik lesen darf. Sollte Pratchet jemals einen ernsthaften Roman schreiben - was er vermutlich aus Gründen der Zielgruppen-Sicherung niemals tun wird - und sollte der Verlag nicht ausdrücklich im Klappentext auf die andersartige Ausrichtung dieses Romans hinweisen, wäre sicherlich nicht nur ich mehr als irritiert, vermutlich sogar verärgert.

So geschehen übrigens bei meinem Lieblings-Beispiel: "Die Differenzmaschine" von William Gibson und Bruce Sterling. Beide kennt man als hervorragende Autoren von Cyberpunk-Romanen. Entsprechendes habe ich mir beim Kauf dieses Buches ausgemalt. Auf den wirren Blödsin an Non-Fiction war ich jedoch nicht vorbereitet. Hier haben beide Autoren nicht nur ihr Genre verlassen, sondern auch noch den Stil geändert. Heraus kam einfach ein schlechtes Buch und ich orakele vermutlich nicht zu viel, wenn beide Schreiberlinge nach dieser Erfahrung auf ewig der Doppelpack-Projekte-Philosophie abschworen.

Übrigens schaue ich genau aus diesem Grund der Ankündigung von Gibson in Zukunft keine SF mehr schreiben zu wollen mit äußerster Skepsis entgegen.

Bis dennen,
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#60 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 08 Februar 2004 - 20:46

Der Stil, also wie der Autor dem Leser seine Geschichte erzählt, der soll bitte ähnlich sein.

Zur Frage, ob ein Autor etwas anderes schreiben "darf".


Autoren - einmal berühmt geworden - kennen dieses Dilemma.
Von ihnen wird erwartet, dass sie im gleichen Stil ein ähnliches Produkt wie das vorhergehende bringen - nur noch besser.
Doch sie sind PROFIS und kennen sich mit verschiedenen Schreibstilen aus, möchten auch endlich mal einen anderen Schreibstil anwenden.
Hin und wieder begeht ein Autor sogar die Sünde, dass er über ein anderes Thema schreiben möchte. Doch der Leser könnte enttäuscht, der Herausgeber verärgert und der Hypothek-Verleiher abgeschreckt werden.

Was tun? Nun, ein Pseudonym könnte Abhilfe bringen. Doch diese Methode verkauft vielleicht wieder weniger...

Ein Autor könnte auch seinen Willen durchsetzen und er schreibt - es komme, was wolle - was immer ihm beliebt.

Ich denke dabei an Ken Follett. Er schrieb (und schreibt) sehr erfolgreich ZweiterWeltkrieg-Romane. Eines schönen Tages erzählt er seinen Herausgebern, dass er an einem Roman arbeitet, in welchem das Hauptereignis der Bau einer Kathedrale im Mittelalter ist! Nun, seine Partner waren nicht sehr erfreut, aber sie "erlaubten" ihm sein Projekt zu beenden. Sie waren aber heilsfroh, als Ken fertig war und sich wieder den wichtigeren Dingen des Lebens (dh. ein Roman über ein Flugzeug im Zweiten Weltkrieg) widmete.

Die Folge? "Die Säulen Der Erde" wurde der grösste Erfolg von Ken Follett (und meiner Meinung nach zu einem der schönsten Büchern je).


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