Es ist schon eine Weile her, dass ich einen Thread mit grundsätzlichen Thema und philosophischem Bezug gestartet habe. Aber gestern lief auf Tele 5 bei ST Voyager eine sehr philosophische Folge und eine der interessantesten und besten überhaupt, wie ich finde. Und zwar die Tuvix-Folge*): http://de.memory-alp...Tuvix_(Episode)
Und die hat mich wieder einmal motiviert über moralphilosphische Fragen nachzudenken.
Um was geht es?
Neelix und Tuvok kehren von einer Außenmission zurück und werden durch einen Transporterunfall in eine einzige Person transferiert. Dabei vermengen sich ihre Persönlichkeiten zu einer neuen Person, die sich Tuvix nennt und Persönlichkeitsmerkmale beider Vorgänger in sich vereint. Wie das wieder mal technisch funktioniert, darüber muss man sich ja keine Gedanken machen. Ist ja letzten Endes nur ein Gedankenexperiment. Das sich am Ende aber zu einem ernsten moralphilosophischen Dilemma auswächst.
Wie kommt es dazu?
Nun, diese neue Person, Tuvix, entwickelt nach einer Phase der Verwirrung immer mehr Eigenständigkeit und empfindet sich als selbstständiges Individuum mit eigenem Lebensrecht. Das plötzlich in Frage gestellt wird, nachdem der Doktor eine Möglichkeit entdeckt die früheren Personen Tuvok und Neelix aus Tuvix zu rekonstruieren. Damit beginnt das Dilemma. Denn während Janeway, aber auch Kes, die Neelix liebt, die beiden früheren Personen aus verständlichen Gründen gerne wiederhaben wollen, will Tuvix nicht sterben! Dieser Konflikt wird von Seiten Kes†˜ emotional und aus Sicht Janeway†˜s vor allem aus missionstaktischer Sicht beurteilt, zwar ohne die moralischen Fragen außer Acht zu lassen, aber letztlich primär dem scheinbaren Wohl der Besatzung - auch den physisch momentan nicht mehr vorhandenen Mitgliedern - verpflichtet. Scheinbar deshalb, weil auch Tuvix die Aufgaben Tovok†™s und Neelix†˜ mit der gleichen oder sogar besseren Qualität erfüllt. Letzten Endes entscheidet Janeway gegen den Willen Tuvix' für die Trennung der Persönlichkeiten und für die Wiederherstellung von Tuvok und Neelix. Tuvix wird dabei geopfert und "stirbt".
Die moralische Frage, die sich stellt ist natürlich klar: durfte Janeway diese Entscheidung so fällen? Durfte sie eine Person vernichten um zwei andere wiederherzustellen? Die, wohlgemerkt, nicht mehr physikalisch existierten. Tuvix dagegen sehr wohl. Vor allem vor dem Hintergrund der vorgeblich so hohen Moralstandards der Föderation, die sich sehr viel auf ihre Werte einbildet und die, wann immer es Janeway in den Kram passt, zur Anwendung gebracht werden, um zweifelhafte politische Entscheidung zu rechtfertigen und moralisch sauber da zustehen.
Ich denke, dass die Entscheidung Janeway nicht leicht gefallen sein kann, dass sie nichtsdestotrotz falsch ist. Die Verpflichtung Leben zu schützen, gilt unter allen Umständen zuerst dem existierenden, und nicht einem virtuell oder potenziell existierenden Leben. So sehr man sich auch wünschen mag, dass die verschwunden Personen wieder auftauchen. Ich glaube auch, dass jemand wie Picard in dieser Situation anders gehandelt hätte.
Obwohl ich es für mich nur eine einzig richtige moralische Haltung geben kann (oder doch nicht? aber wenn nicht warum?), würde mich interessieren, wie ihr darüber denkt? Und wenn ihr Janeway†˜s Entscheidung gut heißt, wie ihr sie rechtfertigen würdet.
*) http://en.wikipedia..../Tuvix#Analysis
LG Trurl