Doch - ich, ich, ich!
Bist ja auch kein Schwein, bist ein Ender.
Geschrieben 05 Juni 2016 - 13:40
Doch - ich, ich, ich!
Bist ja auch kein Schwein, bist ein Ender.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
Geschrieben 05 Juni 2016 - 14:30
Wenn ich deine Einzelbewertung der dieses Jahr nominierten Romane aufmerksam lese, scheint mir aus deiner Sicht kein Roman preiswürdig, oder täuscht der Eindruck?
Wenn es eine entsprechende Zertifizierung gäbe, würde ich mich zu gern als "staatlich geprüften Erbsenzähler" oder auf Englisch "cerfified nitpicker" bezeichnen. Will heißen: Ich finde immer irgendwas zum Rumkritteln. Daher täuscht der Eindruck, im Gegenteil könnte ich mit jedem der nominierten Romane als Preisträger leben, was bei den Kurzgeschichten dieses Jahr nicht der Fall ist. Die Frage ist natürlich, wie man "preiswürdig" definiert. Wenn man nur das "perfekte" Werk zuläßt, endet man in der Situation der Hörspiel-Jury des KLP und vergibt nur alle Jubeljahre mal einen Preis. Jahrgänge haben in der Tat unterschiedliche Niveaus, und es gab ein paar Jahre, in denen ich mir wie beim KLP die Option "kein Preis" gewünscht hätte. Der Jahrgang 2015 zählt glücklicherweise nicht dazu. Mein Kriterium für die Preiswürdigkeit (eine separate Nominierungswürdigkeit gibt es für mich nicht, da die Nominierung impliziert, daß das Werk preiswürdig ist) ist, daß es sich um ein gutes Werk (Schulnote 2 oder besser) handeln muß, was bei meinem Letztplazierten "Paradox" in meiner Wertung so gerade eben noch der Fall ist (nachzulesen im Abschnitt subjektiver Faktor). Ich habe eine Zeitlang nur sehr gute Werke als preiswürdig angesehen, was aber das Problem birgt, daß insbesondere bei den Romanen zu viele Jahrgänge kein einziges Werk aufweisen, das ich als sehr gut (Schulnote 1) bewerten mag. Ich habe aber auch festgestellt, daß ich durch die Jahre im Komitee sehr kritisch geworden bin und es daher schwer ist, von mir mit sehr gut bewertet zu werden. Ich lese halt nicht nur die nominierten Werke, sondern konzentriere mich während der Auswahlphase (vor Nominierungsschluß) darauf, möglichst viele Romane zu lesen, die noch von keinem anderen Komiteemitglied gelesen wurden. Beim Jahrgang 2015 waren das über ein Dutzend, und nur einer davon, "Feuer am Fuß", fand sich (zu recht, wie ich meine) auf der Nominierungsliste wieder. Der Rst war vor allem Mittelmaß, aber auch einiges, das ich nur als Schrott bezeichnen kann. Ich kenne also die gesamte mögliche Bandbreite und bin daher der Meinung, mir eine fundierte Bewertung von SF-Literatur erlauben zu können. Bezüglich der Qualitätsverteilung halte ich gut bereits für außergewöhnlich genug, um grundsätzlich preiswürdig zu sein.
Mein Bewertungsansatz bezieht sich vor allem auf dir literarische und die unterhaltende Qualität. Es gibt aber auch noch andere, genauso sinnvolle Bewertungsansätze, und glücklicherweise sind im Komitee viele unterschiedliche Ansätze vertreten. Ein anderer Ansatz ist, daß SF dann besonders gut ist, wenn ein die heutige Zeit betreffendes Problem in die Zukunft oder auf einen anderen Planeten versetzt oder in die Zukunft extrapoliert wird, denn dann hilft dieses Stück Literatur, unsere heutige Welt zu verstehen und Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Mit diesem Ansatz ist "Feuer am Fuß" der beste deutschsprachige SF-Roman des Jahrgangs 2015. Legt man den Schwerpunkt auf Stil und Sprachbeherrschung, trägt "Das Licht von Duino" klar den Sieg davon. Legt man eine enge Auslegung des Begriffs SF an, wäre "Das Licht von Duino" nicht einmal für den Preis relevant. Es gibt hier keinen richtigen oder falschen Ansatz, denn all diese Herangehensweisen haben ihre Berechtigung. Daher bin ich sehr froh, daß im Komitee viele verschiedene Sichtweisen vertreten sind und wiederhole meinen Aufruf, daß wir gern mehr Komiteemitglieder hätten, damit die Ergebnisse noch besser werden können.
Zur Belohnung wird es aber keine weiteren Romane dieser Art geben, da sie kein Schwein kauft :-)
Tja, Du verfolgt einen wenig erfolgversprechenden Ansatz, wenn Du Bücher für Schweine schreibt, da diesen im Allgemeinen sowohl die finanziellen Mittel als auch das Interesse am Erwerb von Büchern abgehen.
Bearbeitet von Martin Stricker, 05 Juni 2016 - 14:31.
Geschrieben 05 Juni 2016 - 14:45
Erst einmal sollte der Autor sein Handwerk beherrschen; da kann man dann schon einmal vorsortieren. Und dann greifen, meiner Meinung nach, Kriterien wie: Stil, Farbigkeit der Personen; ist der Plot interessant und glaubhaft und gut inszeniert, was nicht gleich 'Spannung' bedeuten muss. Ausgefeiltheit des Szenarios. Innovationsgehalt, was nicht mit Technik-Gimmicks gleichgesetzt werden braucht, sondern auch Dinge umfasst wie: Werden neue Blickwinkel auf ein bekanntes Thema eröffnet oder neue Denkanstöße transportiert, eine mitunter auch philosophische oder gesellschaftliche Fragestellung usw. // Mir wäre es halt zu wenig als Kritik zu sagen: "Das Buch hat mich gut unterhalten, es war flüssig zu lesen, schöne Action-Szenen auch^^, und deshalb ist es nominierungswürdig." Oder kriegt ****-Amazonsterne, aber das ist ein anderes Thema.
Der Unterhaltungswert einer Geschichte ist für Dich - wenn ich das so richtigt verstehe - eher von sekundärer Bedeutung?
Und: Wie würdest Du die Dir von die genannten Kriterien messen? Sie einheitlich, standardisiert zu messen, wäre ja sicher eine Voraussetzung, um sie objektiv beurteilen zu können.
Bearbeitet von HMP, 05 Juni 2016 - 14:46.
Geschrieben 05 Juni 2016 - 15:21
Der Unterhaltungswert einer Geschichte ist für Dich - wenn ich das so richtigt verstehe - eher von sekundärer Bedeutung?
Und: Wie würdest Du die Dir von die genannten Kriterien messen? Sie einheitlich, standardisiert zu messen, wäre ja sicher eine Voraussetzung, um sie objektiv beurteilen zu können.
Mir ist gerade warm^^; deshalb fasse ich das so zusammen: Wenn ein Außenstehender - ob Österreicher, Schweizer^^ - nach dem aktuellen Stand der deutschen Science-Fiction fragt, nach einem Werk, das gerade die aktuelle Entwicklung(!) der Deutschen SF repräsentiert: Welches Buch würden wir ihm vorschlagen?
Bearbeitet von Frank, 05 Juni 2016 - 15:22.
Geschrieben 05 Juni 2016 - 15:25
Mir ist gerade warm^^; deshalb fasse ich das so zusammen: Wenn ein Außenstehender - ob Österreicher, Schweizer^^ - nach dem aktuellen Stand der deutschen Science-Fiction fragt, nach einem Werk, das gerade die aktuelle Entwicklung(!) der Deutschen SF repräsentiert: Welches Buch würden wir ihm vorschlagen?
Kommt drauf an wen Du fragst.....
Geschrieben 05 Juni 2016 - 15:35
"Aktuelle Entwicklung" setzt ja eine gewisse Einheitlichkeit voraus. Gibt es sowas denn? Ich finde, gerade die 5 nominierten Romane (um den Bezug zum Ursprungsthema herzustellen) könnten kaum unterschiedlicher sein. Welcher von ihnen repräsentiert also am besten die aktuelle Entwicklung? Das wüsste ich beim besten Willen nicht zu sagen...[...] Wenn ein Außenstehender - ob Österreicher, Schweizer^^ - nach dem aktuellen Stand der deutschen Science-Fiction fragt, nach einem Werk, das gerade die aktuelle Entwicklung(!) der Deutschen SF repräsentiert: Welches Buch würden wir ihm vorschlagen?
Geschrieben 05 Juni 2016 - 15:58
Mir ist gerade warm^^; deshalb fasse ich das so zusammen: Wenn ein Außenstehender - ob Österreicher, Schweizer^^ - nach dem aktuellen Stand der deutschen Science-Fiction fragt, nach einem Werk, das gerade die aktuelle Entwicklung(!) der Deutschen SF repräsentiert: Welches Buch würden wir ihm vorschlagen?
Wie Amtranik schon sagte: Kommt darauf an, wen Du fragst.
Geschrieben 05 Juni 2016 - 16:03
Ich frage EUCH! Welches?
Welches würdest Du vorschlagen?
Geschrieben 05 Juni 2016 - 16:15
Welches würdest Du vorschlagen?
Das sei dem Komitee überlassen. ^^ Ich mag halt Geschichten, die meine Rädchen ans Laufen bringen.Gestern hat Niklas Peinecke auf unserer Lesung in Hamburg sein: "Unter den Regenbogendrähten" vorgetragen. Geiles Ding. Sollte man gelesen haben ... Wieso? Weil es eben nicht nur Weltenraum und Hui! und Abenteuer ist, sondern tiefer dringt; die menschliche Aporie in wenige Worte fasst.
Geschrieben 05 Juni 2016 - 16:18
Wieso? Weil es eben nicht nur Weltenraum und Hui! und Abenteuer ist, sondern tiefer dringt; die menschliche Aporie in wenige Worte fasst.
Das ist sicherlich ein Kriterium, aber ein sehr subjektives. Du wirst Allgemeingültigkeit nicht voraussetzen, oder?
Geschrieben 05 Juni 2016 - 16:27
Mir ist gerade warm^^; deshalb fasse ich das so zusammen: Wenn ein Außenstehender - ob Österreicher, Schweizer^^ - nach dem aktuellen Stand der deutschen Science-Fiction fragt, nach einem Werk, das gerade die aktuelle Entwicklung(!) der Deutschen SF repräsentiert: Welches Buch würden wir ihm vorschlagen?
Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Repräsentieren heißt ja, dass es für eine breitere Auswahl an SF stellvertretend repräsentativ ist. Nicht vorausgesetzt ist, dass man die aktuelle Entwicklung auch als positiv bezeichnen würde. Ich würde ehrlich gesagt einen Perry-Rhodan-Neo-Roman vorschlagen, weil er zeigt, welch starken Einfluss das Erbe Perry Rhodans (nicht dass er tot wäre) bis heute auf die deutsche SF hat. Zum einen in Hinblick auf den bevorzugten Seriencharakter statt abgeschlossenen Einzelromanen, zum anderen, dass ich die deutsche SF doch immer noch zu einem großen Teil im Weltraum bei der Space Opera verortete sehe, leicht und unterhaltsam geschrieben, im Versuch, eigentlich auf der Höhe der Zeit zu sein, aber irgendwie doch noch sehr in der Tradition und Vergangenheit verhaftet. Near-Future-SF wie Tom Hillenbrandts »Drohnenland«, stilistische Experimente wie Frank Hebbens »Der Algorithmus des Meeres« oder intellektuell anspruchsvolle SF wie bei Dietmar Dath stellt für mich noch eher die Ausnahme dar. Gleiches geht für jene SF-Romane von Autoren (wie Leif Brandt oder Reinhard Jirgl), die eigentlich nicht im Genre Zuhause sind und in den allgemeinen Reihen erscheinen. Ich muss aber auch zugeben, dass ich nur sehr wenig deutsche SF lese. Mein Eindruck beruft sich vor allem auf meiner intensiven Beschäftigung mit den aktuellen SF-Programmen der Verlage.
Bearbeitet von Pogopuschel, 05 Juni 2016 - 23:47.
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
Geschrieben 05 Juni 2016 - 16:32
Das ist sicherlich ein Kriterium, aber ein sehr subjektives. Du wirst Allgemeingültigkeit nicht voraussetzen, oder?
Allgemeingültigkeit = GOTT! Es geht mehr darum, dass ich davon ausgehe, dass man, trotz persönlicher Geschmäcker, die Spreu vom Weizen trennen kann. Sonst wären sämtliche Preise völlig sinnlos; dann wäre das ein: 10 Leuten hat deine Geschichte gefallen. Like. Es sollte ja darum gehen, eine höhere, tja: 'Warte' zu errichten, die das Lese-Publikum als Leuchturm sehen kann. Oder wie prüft ein Lehrer die Aufsätze seiner Schüler? Hat mir nicht gefallen: Sechs?
Bearbeitet von Frank, 05 Juni 2016 - 16:56.
Geschrieben 05 Juni 2016 - 16:44
Allgemeingültigkeit = GOTT! Es geht mehr darum, dass ich davon ausgehe, dass man, trotz persönlicher Geschmäcker, die Spreu vom Weizen trennen kann. Sonst wären sämtlich Preise völlig sinnlos; dann wäre das ein: 10 Leuten hat deine Geschichte gefallen. Like. Es sollte ja darum gehen, eine höhere, tja: 'Warte' zu errichten, die das Lese-Publikum als Leuchturm sehen kann. Oder wie prüft ein Lehrer die Aufsätze seiner Schüler? Hat mir nicht gefallen: Sechs?
Preise sind nicht sinnlos. Sie sind nur nicht immer so wichtig, wie manche sie nehmen (meist die, die sie nicht bekommen haben ).
Und ja, ein Lehrer prüft die Aufsätze durchaus nach solchen Kriterien. Gedichtinterpretationen oder Erörterungen sind da in meinen Augen gute Beispiele. Treffe ich die Meinung des Lehrers, sind die Chancen gut, dass er manche meiner anderen Schwächen nicht ganz so hart beurteilt. Hast Du nie die Erfahrung gemacht, dass Dein Lehrer einen Aufsatz wohlwollender beurteilt, wenn Du schreibst, was er lesen möchte? Ich schon. Mag zwar objektiv gesehen nicht sehr zielführend sein, subjektiv hingegen umso mehr: Die Note wurde einfach besser.
Bei der Bewertung künstlerischer Werke (wozu auch eine Geschichte gehört), wird man meines Erachtens den Punkt "Geschmack" nie ausschließen können. Du wirst allenfalls ... möglicherweise ... unter gewissen Umständen ... einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden. Aber welche Aussagekraft haben dann solche Preise noch, wenn der Mensch seine eigene Meinung nicht als Bewertungskriterium einbringen darf/soll?
Geschrieben 05 Juni 2016 - 18:12
Ich frage EUCH! Welches?
Wenn Du unbedingt Beispiele haben möchtest.
Für mich sticht "Drohnenland" aus dem letzten Jahr von Tom Hillenbrand heraus. Und zwar vor allem auch deswegen weil es wie Pogo angedeutet hat diese Art von Deutscher SF, Near Future, Hard-SF, eher seltener gibt. Vor allem auf dem Niveau. Es gibt viele Dystopien und auch viel Abenteuer im Weltraum. Vor einigen Jahren gab es "Träume digitaler Schläfer" von Anja Kümmel. Ein Werk das ich auch als ungewöhnlich und herausstechend bezeichnen würde. Vor allem um Klassen besser und relevanter für mich wenn man sich schon mit Genderfragen auseinandersetzen möchte als die langweiligen Bücher von Anne Leckie. Aber beide Romane konnten sich bei uns letztlich zu meinem leidwesen nicht durchsetzen meiner 15 Pkt zum trotz. Ich bin sicher würdest Du Lapismont fragen würde er Dir Werke von Dietmar Dath nennen. Deine Frage zu Entwicklungen und Stand der Dinge in der Deutschen SF finde ich einigermaßen schwer zu beurteilen. Ich sehe keine speziellen neuen Entwicklungen. Nach wie vor scheint der Markt für Trilogien und Serien zu boomen. Ok, Thea Dorn hat jetzt sogar auch einen SF-Roman vorgelegt. Ein paar andere Namen die jetzt nicht unbedingt aus dem Genre bekannt sind hört man auch aber ob das jetzt ein Trend wird und da noch mehr nachkommt wäre eine Frage fürs nächste DSFP Jahr. In jedem Falle fand ich den letzten Roman Jahrgang vergleichsweise schwach im Gegensatz zu Martin.
Geschrieben 05 Juni 2016 - 20:34
Eine Menge spannende Beiträge, wirklich interessant!
Es gibt viele unterschiedliche Maßstäbe, die man an SF-Werke anlegen kann, und keine Gruppe von mehr als sagen wir drei Köpfen wird sich auf einen einheitlichen Maßstab einigen. Deshalb wird es immer Fälle geben, in denen irgendjemand irgendein Jury-Ergebnis nicht nachvollziehen kann.
Hilfreich ist es dann, wenn die Jury dazu in der Lage ist, ihre Entscheidung zu begründen. Im Fall des DSFP geschieht das in Form der Laudatio. Möglicherweise wäre es aber eine diskussionswürdige Idee, im Rahmen der Veröffentlichung der Gewinner bereits eine zwei Sätze lange Begründung zu formulieren. Mir persönlich würde das im Fall des Siegers in der Erzählungen-Kategorie helfen - denn bis August ist noch sooo viel Zeit, in der ich mir den Kopf darüber zerbreche, was mir bei der Story entgangen ist.
Bearbeitet von Uwe Post, 05 Juni 2016 - 20:36.
Geschrieben 05 Juni 2016 - 23:40
Ich möchte zunächst darauf hinweisen, daß für den DSFP alle in deutscher Sprache verfaßten SF-Werke relevant sind, die Nationalität des Autors ist dabei nicht von Belang (es gab über die Jahre schon Werke von Österreichern (hier mit Nominierungen und Preisträgern), Schweizern, Luxemburgern, Ungarn, Slowenen und Australiern in den Listen relevanter Werke. Bevor ich eine Empfehlung ausspreche, frage ich immer zunächst nach den Leseinteressen, denn die Geschmäcker sind verschieden. Mag jemand Krimis, sind "Drohnenland" von Tom Hillenbrand (mir lag es nicht, ich mag aber auch keine Krimis) und "Gewitter über Pluto" von Heinrich Steinfest gute Empfehlungen, mag jemand epische Space Opera, würde ich Andreas Brandhorst empfehlen oder die Tentakel von Dirk van den Boom, such jemand nach stilistisch herausragenden Werken, die sich beim Lesen auch sperren dürfen, kommen mir Frank W. Haubold, Dietmar Dath und die "genrefremden" Autoren wie Heinrich Steinfest, Reinhard Jirgl (Nichts von euch auf Erden) in den Sinn. Wer mich nach guten, abwechslungsreichen Kurzgeschichten fragt, dem werde ich Autoren wie Michael K. Iwoleit, Thorsten Küper, Heidrun Jänchen, Karla Schmidt, Frank Hebben oder, wers etwas schräger mag, Uwe Post, Uwe Herrmann und Ernst-Eberhard Manski (Edgar Güttge) nennen (nicht vollständig und von den genauen Fragen abhängig). Nicht alle Empfehlungen mag ich selbst (daher weiß ich auch, daß nicht jeder meine Lieblinge mögen wird). Eine spezifische Entwicklungsrichtung der deutschsprachigen SF sehe ich nicht, die Werke sind sehr unterschiedlich, insgesamt verbessert sich aus meiner Sicht aber die Qualität der besten Werke (was den Schrott noch schwerer erträglich macht...). Dies, der kontinuierliche Einsatz der Kleinverlage und das Interesse "genrefremder" Autoren (nicht aber ihrer Verlage, die die Bezeichnung SF meiden wie der Teufel das Weihwasser) stimmen mich zuversichtlich bezüglich der Zukunft der deutschsprachigen SF.Mir ist gerade warm^^; deshalb fasse ich das so zusammen: Wenn ein Außenstehender - ob Österreicher, Schweizer^^ - nach dem aktuellen Stand der deutschen Science-Fiction fragt, nach einem Werk, das gerade die aktuelle Entwicklung(!) der Deutschen SF repräsentiert: Welches Buch würden wir ihm vorschlagen?
Geschrieben 05 Juni 2016 - 23:51
Eine Zwei-Satz-Begründung mag Dir nicht ausreichend helfen (ich selbst habe die Erfahrung gemacht, daß ich Geschichten, zu denen ich keinen Zugang finde, oft auch nach intensiven Erklärungsversuchen nicht wirklich begreife), aber hier meine Begründung, es sind sogar 3 Sätze. Ich bezweifle allerdings, daß sich eine qualitativ gute Begründung schnell aus den oft sehr unterschiedlichen Begründungen zusammenstellen läßt, um die Veröffentlichung nicht herauszuzögern - oder wir kehren wieder zur ursprünglichen Praxis zurück, die Preisträger erst bei der Preisverleihung bekanntzugeben, denn dann stehen die Laudationes zur Verfügung. Frank Böhmert erzeugt auf engstem Raum und mit einfachen Mitteln eine ganz besondere Stimmung, die diese Kürzestgeschichte gegen weit längere und ausführlichere prolemlos bestehen läßt. Allein schon die Idee ist genial, und dann auch noch die möglichst vollständige wissenschaftliche Ausbeutung. Die Schlußpointe ist richtig schön fies. Bei mir kam "Operation Gnadenakt" nur auf den dritten Platz. Beeindruckt hat mich neben der Idee (die ich nicht wirklich mit "A Clockwork Orange" vergleichen würde, aber ich verstehe, wieso dieser Vergleich gezogen werden kann) vor allem die Kürze und Dichte der Geschichte.Hilfreich ist es dann, wenn die Jury dazu in der Lage ist, ihre Entscheidung zu begründen. Im Fall des DSFP geschieht das in Form der Laudatio. Möglicherweise wäre es aber eine diskussionswürdige Idee, im Rahmen der Veröffentlichung der Gewinner bereits eine zwei Sätze lange Begründung zu formulieren. Mir persönlich würde das im Fall des Siegers in der Erzählungen-Kategorie helfen - denn bis August ist noch sooo viel Zeit, in der ich mir den Kopf darüber zerbreche, was mir bei der Story entgangen ist.
Geschrieben 06 Juni 2016 - 11:11
Eine erzeugte Stimmung ist definitiv abhängig vom Leser - bei mir stellt sie sich halt nicht ein. Das erklärt schon ziemlich viel. Danke Dir!
Bearbeitet von Uwe Post, 06 Juni 2016 - 11:12.
Geschrieben 06 Juni 2016 - 13:08
Eine Zwei-Satz-Begründung mag Dir nicht ausreichend helfen (ich selbst habe die Erfahrung gemacht, daß ich Geschichten, zu denen ich keinen Zugang finde, oft auch nach intensiven Erklärungsversuchen nicht wirklich begreife)
Um "begreifen" geht's hier doch gar nicht. Eine Laudatio ist eine Würdigung, die deutlich macht, welche Aspekte dazu geführt haben, dass eine Jury ein Werk für auszeichnungswürdig hält. Mit der Frage, ob ein individueller Leser etwas mit dem Werk anfangen kann, hat das nichts zu tun. Und als Aussenstehender kann man dann zum Schluss gelangen, dass einen diese Aspekte nicht interessieren oder dass man schon in der Einschätzung, inwieweit diese Aspekte tatsächlich vorhanden sind, anderer Meinung ist. Aber das ist bei einer Kritik auch nicht anders.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Geschrieben 15 Juni 2016 - 07:23
@Martin Stricker: Danke für die ausführliche Zusammenfassung und Begründung Deiner Bewertungen. Das ist etwas, womit man als Autor etwas anfangen kann, während man sich sonst häufig nur wundert.
Geschrieben 15 Juni 2016 - 15:07
Frank, ich glaube, Du siehst zuviel im Endergebnis - und zu wenig in der Nominierung.
Es sind wirklich gute SF-Romane und -Kurzgeschichten nicht nominiert worden, weil wir uns auf die Mehrfach-Nominierten beschränkt haben. Wenn Du da nicht beigewesen wärst, würde ich Deine Frustration verstehen. Aber nur beim engültigen Ergebnis ?
Ich bitte Dich, die Nominierung ist das Wesentliche, nicht das tatsächliche Abschneiden.
Geschrieben 15 Juni 2016 - 15:24
Frank, ich glaube, Du siehst zuviel im Endergebnis - und zu wenig in der Nominierung.
Es sind wirklich gute SF-Romane und -Kurzgeschichten nicht nominiert worden, weil wir uns auf die Mehrfach-Nominierten beschränkt haben. Wenn Du da nicht beigewesen wärst, würde ich Deine Frustration verstehen. Aber nur beim engültigen Ergebnis ?
Ich bitte Dich, die Nominierung ist das Wesentliche, nicht das tatsächliche Abschneiden.
Das ist natürlich Bullshit. Der Unterschied zwischen Nominierung und Sieg lässt sich genau beziffern: Er beträgt 1000,-- €.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
Geschrieben 15 Juni 2016 - 19:59
Der Bullshit kommt von Dir, Dirk. Oder glaubst Du wirklich, es ist wichtiger, 'nen Tausender in die Tasche zu stecken als zu den 5 besten SF-Romanen des Jahres zu gehören ? Glaubst Du, daß andere so denken oder Dir wirklich diese pseudomaterialistischen Sprüche abnehmen ? Wer sagte noch, daß er sich über das gute Abschneiden beim undotiertem KLP so gefreut hat ?
Geschrieben 16 Juni 2016 - 09:46
Der Bullshit kommt von Dir, Dirk. Oder glaubst Du wirklich, es ist wichtiger, 'nen Tausender in die Tasche zu stecken als zu den 5 besten SF-Romanen des Jahres zu gehören ?
Yeps.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
Geschrieben 16 Juni 2016 - 10:45
In dem Fall würde ich an Deiner Stelle einmal den Weg gehen, den Andrew Jefferson Offutt V. ging. Der schrieb ganz gute SF-Romane, merkte aber, daß er mit einem anderen Genre mehr verdienen konnte : My Dad, the Pornographer.
Geschrieben 16 Juni 2016 - 11:29
In dem Fall würde ich an Deiner Stelle einmal den Weg gehen, den Andrew Jefferson Offutt V. ging. Der schrieb ganz gute SF-Romane, merkte aber, daß er mit einem anderen Genre mehr verdienen konnte : My Dad, the Pornographer
Damit verdient man heute auch nix mehr.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
Geschrieben 16 Juni 2016 - 12:08
Damit verdient man heute auch nix mehr.
Ich weiss ja, dass das alles Teil deiner SF-Persona ist, deren vulgäres Images du aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen kultivieren musst. Aber Alfred hat schon recht: Wenn es dir wirklich so wichtig wäre, dass du am Ende abkassierst, wärst du schlicht dumm (und da ich aus Posts, in denen ausnahmsweise nicht dein pubertäres Alter Ego gibst, weiss, dass du das nicht bist, nehme ich solche Statements mittlerweile nicht mehr ernst). Es gibt unzählige andere Berufe, in denen man mit weitaus weniger Aufwand deutlich mehr verdienen kann als als SF-Autor.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Geschrieben 16 Juni 2016 - 12:14
Ich weiss ja, dass das alles Teil deiner SF-Persona ist, deren vulgäres Images du aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen kultivieren musst. Aber Alfred hat schon recht: Wenn es dir wirklich so wichtig wäre, dass du am Ende abkassierst, wärst du schlicht dumm (und da ich aus Posts, in denen ausnahmsweise nicht dein pubertäres Alter Ego gibst, weiss, dass du das nicht bist, nehme ich solche Statements mittlerweile nicht mehr ernst). Es gibt unzählige andere Berufe, in denen man mit weitaus weniger Aufwand deutlich mehr verdienen kann als als SF-Autor.
Dem widerspreche ich natürlich nicht.
Es geht ja auch nicht primär um mich. Alfreds apodiktisches Statement "Dabeisein ist alles" wird zu gerne unkommentiert hingenommen, es ist nämlich nicht pauschal auf alle potentiell Nominierten anzuwenden - dazu muss man nicht einmal die beleidigte Leberwurst geben, wie manche es in der Vergangenheit leider getan haben. Mir ist es persönlich gleichgültig, ob ein Roman von mir nominiert wird oder nicht, es ist bedeutungslos. Es bekommt erst Bedeutung, wenn man es auf Platz 1 geschafft hat. Das ist der Sinn und Zweck eines jeden Auswahl- und Bewertungsprozesses, und es liegt in der Natur der Sache. Natürlich ergehe auch ich mich gerne in Schutzbehauptungen, wenn es darum geht, eine erneute "erfolglose" Nominierung zu kommentieren. Aber ich bin mittlerweile alt genug, um auch vor mir offen zuzugeben, dass ausschließlich Platz 1, wenn überhaupt, eine echte Bedeutung hat - vor allem, wenn, wie im Falle des DSFP, dieser dotiert ist. Alles andere ist, zumindest für mich, reine Augenwischerei.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
Geschrieben 16 Juni 2016 - 12:22
Dem widerspreche ich natürlich nicht.
Es geht ja auch nicht primär um mich. Alfreds apodiktisches Statement "Dabeisein ist alles" wird zu gerne unkommentiert hingenommen, es ist nämlich nicht pauschal auf alle potentiell Nominierten anzuwenden - dazu muss man nicht einmal die beleidigte Leberwurst geben, wie manche es in der Vergangenheit leider getan haben. Mir ist es persönlich gleichgültig, ob ein Roman von mir nominiert wird oder nicht, es ist bedeutungslos. Es bekommt erst Bedeutung, wenn man es auf Platz 1 geschafft hat. Das ist der Sinn und Zweck eines jeden Auswahl- und Bewertungsprozesses, und es liegt in der Natur der Sache. Natürlich ergehe auch ich mich gerne in Schutzbehauptungen, wenn es darum geht, eine erneute "erfolglose" Nominierung zu kommentieren. Aber ich bin mittlerweile alt genug, um auch vor mir offen zuzugeben, dass ausschließlich Platz 1, wenn überhaupt, eine echte Bedeutung hat - vor allem, wenn, wie im Falle des DSFP, dieser dotiert ist. Alles andere ist, zumindest für mich, reine Augenwischerei.
Abgesehen davon, dass nun das Geld plötzlich nicht mehr wichtig scheint - Ich bin ja nun wirklich jemand, der sich sehr freut, wenn er etwas gewinnt. Ich verstehe aber dennoch nicht, warum sich nicht darüber freuen kann, nominiert zu sein. Natürlich wäre ein erster Platz noch schöner, aber es schmälert nicht die Freude, die man angesichts der blossen Nomination empfinden kann. Und es gibt auch durchaus die Situation, in der man neidlos - oder zumindest mit deutlich reduziertem Neid - anerkennen, dass jemand anders besser ist und verdientermassen gewonnen hat.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Mitglieder: 0, Gäste: 1, unsichtbare Mitglieder: 0