So, hab†˜ nun auch mit der #25 angefangen. Ein paar Anmerkungen:
Dirk Alt: Die totale Obsoleszenz
Zunächst mal, und dafür kann Dirk Alt natürlich nichts: Mir persönlich wär†™s lieber gewesen, nicht mit einer dystopischen Geschichte zu eröffnen. Zum Einstieg in eine Jubelnummer hätt†™s gern ein eher optimistischer Tonesetter wie z.B. die Geschichte von Heidrun Jänchen sein dürfen, dann geht man - oder zumindest ich - doch ganz anders an die Lektüre heran.
Dafür gibt es eine Illustration von Michael Wittmann, was mir als Ex-PR-Leser gefällt, wenn ich auch nicht eben Fan seines Stils bin. Die Geschichte selber: Da fehlten mir Identifikationsfiguren, Sympathieträger. Weder die Reporterin, die nur eine Pflichtaufgabe erfüllt, noch der Archivar, der nicht bemerkt, dass seine Geschichte und sein Anliegen sie nicht interessiert, waren dazu geeignet. Die Idee, die Langzeitspeicherproblematik umzukehren und nicht das Medium sondern die Abspielgeräte als Schwachstelle auszuarbeiten, hat mir gefallen. Die barrierefreie Sprache, mit der die Geschichte eröffnet, erinnert wohl nicht von ungefähr an Gespräche Jugendlicher oder junger Erwachsener der Gegenwart, deren man ungewollt Zeuge wird. Gefragt hab†˜ ich mich allerdings, wer denn eigentlich den Artikel der Reporterin lesen soll, Lesen scheint mir bei Nutzern dieser Sprache eher ganz weit hinten auf der Rangliste zu stehen.
Gustavo Bondoni: Die zehnte Umlaufbahn
Das fehlende Jahr des Copyrights ließ es ahnen: Die Geschichte ist schon einen Tag älter, genauer gesagt aus dem Jahr 2005. Ich hab†˜ die Geschichte als stimmungsvoll empfunden, auch wenn ziemlich schnell klar wurde, wo sie hinführt.
Der Autor war übrigens Anfang diesen Jahres für den Jim Baen Memorial Award Short Story nominiert. “The goal of this contest is to encourage writers to create exciting and positive stories about humankind†™s near future in space,† said William Ledbetter, contest administrator. “The stories all take place within the next fifty or sixty years and show the challenges and wonders that await us as we explore and colonize the solar system. Our winners can be novices or professionals; we just care about a well told story.†
C.M. Dyrnberg: Intervention
Im Prinzip passiert in dieser Geschichte nichts, außer dass ein Typ verhört wird und sich an einige Vorfälle erinnert. Das war mir persönlich zu passiv. Ansonsten sind solche Disziplinierungen (siehe: Eine Frage der Ehre, Jack Nicholson) durchaus mit Vorsicht zu genießen, so vergnüglich sie auch dargereicht sein mögen. Und erneut keine Sympathieträger in der Geschichte.
Marcus Hammerschmitt: Entkoppelt
Das Thema des persönlichen Eremiten mit dem der Vernetzungsabstinenz zu koppeln, ist eine dieser gelungenen Ideen, die SF ausmachen. Ich habe aber nicht den Eindruck gewonnen, dass aus der Idee eine runde Geschichte geworden ist. Ein paar Familienmitglieder tun seltsame Dinge. Der Eremit wird eingestellt und wieder entlassen, der vorherige Eremit will unbedingt weg und dann wiederkommen. Hmm. Den entschleunigten Neu-Eremiten und Bienenzüchter habe ich aber gern begleitet. Der Text basiert offenbar auf einer Reihe von Blogeinträgen (Tagebuch eines Post-Digitalen), die Marcus Hammerschmitt 2013 für den Uebermorgen-Blog der NZZ geschrieben hat.
Heidrun Jänchen: Baum Baum Baum
Eine Wissenschaftlerin verhält sich naiv, versucht vergeblich, ihren Fehler wieder gut zu machen, um dann am Ende zu erleben, dass es die Kapitalisten sind, die verlieren, während die Ureinwohner cool bleiben und zuletzt lachen. Nicht übermäßig tiefschürfend, aber, ich sagte es schon, ich brauch†˜ ab und zu Storys ohne Deprifaktor. Die fremde Flora und die kauzigen Aliens haben mir gefallen.
Tobias Reckermann: Der unbekannte Planet
Eine dieser „Und sie lernen es nie“-Geschichten. Den Weltenbau fand ich spannend, ich hätte gern mehr über die verschiedenen neu entstandenen Kulturen gelesen. So war es etwas schwer nachzuvollziehen oder besser nachzufühlen, was die verschiedenen Parteien denn jetzt so gegeneinander aufgebracht hat. Das mag auch an der ungewohnten „Wir“-Perspektive liegen (sind wir nicht alle ein wenig Bluna?)
Hans Lammersen: Das Evangelium nach Erasmus
Zeitparadoxongeschichte, die, nachdem man einmal raushat, was laufen soll, keine Überraschung mehr bietet. Ich hab†˜ bis zum Ende darauf gewartet, dass der Autor den Kniff auspackt, aber im Wesentlichen folgt die Geschichte den in der Bibel geschilderten Abläufen. Was Erasmus am Ende dazu gebracht hat, den Klon so zu instruieren, hab†˜ ich nicht verstanden.
Fortsetzung folgt