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7 Jahrzehnte später - ist Orwells Big Brother jetzt "end(zeit)lich" im Aufwind?

Futurologie Orwell 1984

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10 Antworten in diesem Thema

#1 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 16 September 2018 - 13:36

Ich höre gerade die Sondersendungen im Berliner Inforadio zum Thema Uiguren: China mag ein wenig in den Medien momentan Thema sein, aber wenn dann eher nur weil sie von Trump tarifetechnisch beschossen werden, und zurück schiessen. Der Sendung folgend betreibt aber die Kommunistische Partei Chinas in den letzten Jahren einen faschistoiden Überwachungs-Teilstaat dort - in Xinjiang - inkl. voller Erfassung aller Nicht-Han & Nicht-Ausländer bis auf DNA hinunter, und einem "little brother" in Form eines Han-Überwachers in der Wohnung, der dort auch übernachtet! :o

 

Das ist m.E. schlimmer als Trumps faschistoide Anwandlungen - die ja durchaus noch in einem Szenario wie bei Handmaid"s Tale enden könnten - und sogar als die Einschränkungen aufs Alltagsleben im Iran.

 

Warum "faschistoid"? Weil die Uiguren sich kulturell, religiös und aussehenstechnisch von der Han-Mehrheit in China unterscheiden. Die allgemeine Islamschelte im Westen unterstützt wahrscheinlich auch meme-technisch die religiöse Unterdrückung merkbar.

 

Ansonsten treiben Orwellsche Anwandlungen auch in Europa ihr Unwesen. Vom Allgemeinverdacht bestimmter Gruppierungen in der Türkei durch die dortige Regierung, über die diesjährigen Anpassungen im bayerischen Untersuchungshaft-Gesetz, bis zur Beschuldigung aller Flüchtlinge für alles was im europ. (inkl. Deutschlands) Osten schief läuft.

 

Nebenbei ist im Westen Facebookistan schon zunehmend stärker ins Politische am Eingreifen, und wird über Warnstoffe wie Eggers' Circle, insbes. seiner Verfilmung, nur noch gelächelt.

 

Es scheint mir leider, dass Orwells Gedankengänge, die er vor ziemlich genau 70 Jahren niederschrieb, erst jetzt so richtig real weltweit konkrete Verbreitung finden, und "besorgte Bürger" die Sache derartiger staatlicher Eingriffe in Menschen-Rechte/-Würde nun wie selbstverständlich voran treiben, bzw. schlimmere Entwicklungen wie z.B. in Westchina, ignorieren.

 

Sieht das unter euch jemand auch so, dass es in den letzten ca. 10 Jahren deutlich im Sinne akzeptierter Verbreitung mehr wird?


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 16 September 2018 - 18:42.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#2 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

    Nautilia sempervirens

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Geschrieben 16 September 2018 - 14:46

Doch, da gebe ich dir absolut recht.


Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 

  • (Buch) gerade am lesen:täglich ein anderes, sämtliche Sparten.
  • (Buch) als nächstes geplant:Wieder etwas mit Ufos und Titten, nebst strammen Männerschenkeln

#3 Naut

Naut

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Geschrieben 16 September 2018 - 16:01

Nebenbei ist im Westen Facebookistan schon zunehmend stärker ins Politische am Eingreifen, und wird über Warnstoffe wie Eggers' Circle, insbes. seiner Verfilmung, nur noch gelächelt.

Den Satz verstehe ich nicht: Warum wird über The Circle gelächelt? Ich habe den Film gerade gestern gesehen und fand ihn recht eindringlich und immer noch relevant.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#4 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 16 September 2018 - 18:27

Naja, überwiegend. Das wüssten doch längst alle, meinten Einige. Das war doch so lahm, Andere. Ich fand den Film Ok, und es mutig von Watson & Hanks darin mitzuspielen. Das Buch fand ich noch besser - das Ende liess mich recht sprachlos. (Und sagt irgendwie die Reaktion auf den Film voraus, wo ich jetzt drüber nachdenke...)

 

P.S..: Z.B. schrieb der bekannte US-Kritiker Roeper (bekam ich 'raus über Rottentomatoes) dazu...

 

I don†™t think you and I need to connect on InstaSkypeChatFaceSnapTweeterBook for you to understand I†™m saying we†™ve seen this movie before. It†™s just usually not this smug or condescending or muddled or inconsistent.


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 16 September 2018 - 18:39.

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#5 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 16 September 2018 - 20:10

Ach so. Das heißt aber nur, dass diese Kritker alt sind. Ich habe den Film mit meiner Tochter gesehen (sie zum zweiten Mal, war schon im Kino), und ich hatte den Eindruck, dass wir beide genau die richtige Audienz waren. Die Tatsache, dass die Geschichte schon mal erzählt wurde, heißt nicht, dass das Problem gelöst wurde, dass so etwas nicht mehr wichtig wäre. Ja, am Ende sagte ich zu ihr, dass ich das Ende kannte, nämlich aus Brunners "Shockwave Rider", einem Buch, das um die 40 Jahre alt ist. Darauf sie: "Das ist traurig, dass diese Probleme schon so lange bekannt sind, und es trotzdem weitergeht." Hat sie recht.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#6 yiyippeeyippeeyay

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    Interstellargestein

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Geschrieben 16 September 2018 - 20:38

Hooray f. Ms. Nautdottir! :respect: :thumbup: :bang: :qsunny: :qtoothless: (Und der pol. Bildung, die sie von u.A. Daddy genoss, nehm ich mal an... q:)d)


/KB

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#7 Peter-in-Space

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    Kenonaut

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Geschrieben 16 September 2018 - 21:43

Doch, da gebe ich dir absolut recht.

Ich sehe es etwas differenzierter.

 

Was China mit Uiguristan/Xinjiang treibt, wird nicht umsonst in der Presse verfolgt und diskutiert. Die 4. Gewalt wird so lange Druck machen, bis China aufgrund seiner Politik mit wirtschaftlichen Schwächungen durch das Ausland zu rechnen hat.

 

Die Zeit spielt für die Uiguren. Und nicht nur für sie.

 

Das Problem ist allerdings ein Anderes: zerfällt China, droht uns ein Bruderkrieg, der Jenen auf dem Balkan wie einen Kindergeburtstag aussehen lassen wird. Dieses wurde wohl im Essay so nicht erwähnt (ich habe es leider nicht gesehen).

 

Trump wird immer weiter ins Lächerliche gezogen, bzw. man braucht es ja nicht mehr, weil er es schon selbst erledigt.

 

Gerade im Internet sehe ich allerdings auch eine Gegenbewegung zu den blinden Technologiejüngern. Facebook ist nicht mehr das Medium, in dem man sein muss, und auch die Kommentare drehen sich wieder in eine eher rationale Ecke. Es dürfte sich mittelfristig auch auf die Zahl der Neuanmeldungen bzw. der der Kündigungen auswirken. Andere soziale Medien dürften folgen.

 

Ich bin weit entfernt von einem "Internet does it's thing", aber der Hype ist vorbei, es reduziert sich auf Normalmaß.

 

Und das ist nur zu begrüßen.

 

Peter


Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

der dumme Mensch nach Schuldigen.

(Verfasser unbekannt)

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#8 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 16 September 2018 - 22:39

Ich wünsche mir dass du recht behältst. Weltweit steigt aber z.B. die FB-Mitgliedschaft ständig. Auch in meinem pers. Umfeld - und da gibt es durchaus Erwachsene jeden Alters - ist FB nach wie vor wichtig, gerade bei Bekanntmachungen zu Kultur-Events. Ev. ja auch ähnlich im Politischen; ggü. Twitter hat es den Vorteil dass man Nachrichten auch in geschlossen(er)en Gruppen verteilen kann.

 

Trump ist ein POTUS, und diese haben m.E. allgemein zuviel Macht, viel mehr noch als französische Präsidenten. Im Sinne des Threadthemas ist er & seine reichen Unterstützer z.B. dabei WWW-Neutralität abzuschaffen, und zunehmend vernünftigere Leute von Geheimsachen auszuschliessen & immer mehr Kram als geheim einzustufen; ausserdem ist v.a. sein Effekt, dass eine Unmenge Richter auf Staaten-Ebene (in den USA) durch Gefolgsleute ersetzt werden. Das Verfassungsgericht ist kurz davor, "übernommen" zu werden, so dass wahrscheinlich das Abtreibungsrecht ("Roe v. Wade") demnächst fallen wird, neben den zu laschen Waffengesetzen eine weitere Entwicklung, die die Mehrheit der US-Bürger eigentlich ablehnt.

 

Die Uiguren leiden schon länger unter der Ferse des stetig nationalistischer agierenden chin. Staates. Wenn du den Audio-Bericht bei Inforadio hörst, bekommst du mit, wie sehr das Journalistenteam eingeschränkt wurde durch staatliche "Gouvernanten"; fast die ganze Reportage kam nur zustande weil das Team am 1. Tag in Xinjiang noch nicht von denen "geortet" worden war, und sie daher uneingeschränkter Interviews/Recherchen führen konnte. Währenddessen läuft seit Jahren ein zunehmend nationalistischer Populismus landesweit, der vom Westen ev. zu sehr herunter gespielt wird, bzw. wo der Westen mit eingesponnen wird, das in Rg. Westen schönzureden (kann man z.B. an den Unterschieden zw. dem m.E. extremen Roman Wolftotem - das ist der engl. Titel, zusammengeschrieben - im Vergleich zur aufgeweichten Verfilmung etwas nachvollziehen). Und Zugang zum WWW wird ja bekannterweise stark eingeschränkt - zu allen bekannten WWW-"Diensten"des Westens gibt es eigene staatlich überwachte chin. Varianten; auch hier wird Westtouristen (z.B.) Wolle über die Augen gezogen, weil in internationalen Hotels vor Ort übers Hotelnetz diese Einschränkungen nicht gelten.


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 16 September 2018 - 22:43.

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#9 Peter-in-Space

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Geschrieben 16 September 2018 - 23:33

Naja, der Vergleich zwischen dem französischen und dem amerikanischen Präsidentenamt hinkt aber doch gewaltig!

 

Der französische Präsident steht im Zweifelsfalle über dem Gesetz, der Amerikanische ist dem Gesetz unterworfen - in jedem Falle. Nach Trump kann wieder eine Normalisierung stattfinden. Sie wird lange dauern, aber sie wird entstehen. Daran wird auch die Einsetzung von speichelleckenden Jasagern nichts ändern. Eben noch gelesen, dass sich die GOP immer geschlossener gegen Trump wendet.

 

Wenn diese überzeugt davon sind, ein Impeachmentverfahren gegen ihn anzustrengen, sieht es düster aus. Warten wir die Midterms ab. Ich glaube zu ahnen, dass da viele rote Elefanten den Boden nicht sehen werden...


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#10 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 17 September 2018 - 13:06

Cooler Vergleich! Ich hab mich relativ ausführlich eingelesen/eingehört in den Fall eines (z.B. nuklearen) Verteidigungs-Rückschlags des POTUS; letztendlich gibt es da kaum Kontrollen, nur 1-2 weitere "Weiterleitungen" bis automatisiert die ICBMs los legen. Und wg. der Angemessenheit der Mittel stehen dem nur genau diese "Weiterleitungen" im Weg. Ich denke nicht dass der franz. Präsident eine derartige Machtfülle hat, oder zumindest weit weniger Schlagkraft. (Und wenn doch, dann gehört der m.E. auch besser ge"check & balance"t!)

 

Momentan ist aber ev. eher das Problem, dass nur der POTUS VerfassungsrichterInnen vorschlagen kann; sollte er bis 2025 dran bleiben, kommt das noch 1-3 weitere Male vor. (Meinte letztens Michael Moore auf The View.)


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 27 September 2018 - 16:41.

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#11 Peter-in-Space

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    Kenonaut

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Geschrieben 17 September 2018 - 20:10

Momentan ist aber ev. eher das Problem, dass nur der POTUS VerfassungsrichterInnen vorschlagen kann; sollte er bis 2025 dran bleiben, kommt das noch 1-3 weitere Male vor. (Meinte letztens Michael Moore auf The View.)

Ja, da hast du Recht, davor graut mir auch.

Das Problem bei Verfassungsrichtern ist zwar, dass sie für den Rest ihres Lebens im Amt bleiben, allerdings nur sehr selten lebenslang in der Vakanz (also in der - durch sie - zu besetzenden Stelle).

 

Aber die Gefahr besteht, dass die Donaldisten¹ den Drang verspüren, auch dort zu bleiben.

 

¹Ich weiß dass es auch D.O.N.A.L.D.isten gibt, alles integre Menschen. Aber es gibt halt auch die Donaldisten. Nur für's Protokoll.

 

Peter


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