Judith C. Vogt - Roma Nova
#31
Geschrieben 30 März 2019 - 18:52
#32
Geschrieben 30 März 2019 - 20:54
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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Saramee
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- • (Buch) gerade am lesen: Maxim Leo – Wir werden jung sein
#33
Geschrieben 30 März 2019 - 22:16
Das mit der Werbung ist leider ein Problem, das viele sogenannte MidlistautorInnen bei großen Verlagen haben, die nicht in der Liga (also was Verkaufszahlen angeht) von Heitz, Hennen oder Meyer verkaufen. Deren Bücher erhalten null Werbebudget. Und wenn sie Pech haben, gelten sie als Abschreibtitel, also Bücher, die schon bei der Vertreterkonferenz durchgefallen sind, oder nicht genügend Vorbestellungen aus dem Buchhandel erhalten. Die werden vom Verlag schon abgeschrieben, bevor sie überhaupt erschienen sind. Das Erscheinen meiner SF-Übersetzung für Knaur z. B. nicht mal am Erscheinungstag auf der Facebookseite von Knaur erwähnt, obwohl das nur zwei, drei Minuten Zeit gekostet hätte.
Dass die teils null Werbung machen, okay, extrem doof, aber dass man Titel schon abschreibt, bevor sie überhaupt erschienen sind - warum machen sie es dann, wenn sie nicht dran glauben? Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber ich meine, das Problem hat sich in den letzten Jahren verschärft. Für die etablierten Namen wird wunderwas alles gemacht ... und für andere gar nichts. Wie soll sich was verkaufen, wenn keiner davon was mitkriegt? Wozu machen sie sich die Arbeit mit Lektorat und Co., wenn sie dem Titel keine Chance einräumen?
Dabei kann man, wie du schreibst, kostengünstig schon viel machen. Einfach ein Posting in den Social Media. Auf der Messe dabei haben und auch sichtbar ins Regal stellen und nicht ins allerunterste Eck. Ich kapier eh nicht, warum bei Fischer TOR z.B. zwei Regale vollpackt werden mit zwei Titeln von Hennen, eins oder ein halbes hätten völlig gereicht, damit es auffällt und man hätte andere Titel etwas sichtbarer platzieren können.
http://www.literatopia.de
#34
Geschrieben 31 März 2019 - 00:12
Man weiß halt vorher bei der Planung nicht, welcher Titel nicht funktionieren wird. Deshalb wird schon mit eingerechnet, dass ein, zwei Titel im Programm Abschreibtitel werden. Wenn sie die vorher wüssten, würden sie sie natürlich nicht bringen. Es sind auch schon Bücher, die in der Vorschau bereits angekündigt wurden, wieder gecancelt worden, weil es zu wenige Vorbestellungen gab, oder nur noch als E-Book erschienen (bei Lyx ist mir so was schon öfters aufgefallen, aber auch bei anderen Verlagen).
Es wurde zwar immer von einer Krise des Buchmarkts gesprochen, aktuell scheint es aber wirklich akkut zu sein. Auch die großen Bestsellerautoren in der Phantastik verkaufen schon lange nicht mehr so viele Bücher wie noch vor fünf, zehn Jahren. Überall wird gekürzt.
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#35
Geschrieben 31 März 2019 - 03:03
Dass die teils null Werbung machen, okay, extrem doof, aber dass man Titel schon abschreibt, bevor sie überhaupt erschienen sind - warum machen sie es dann, wenn sie nicht dran glauben? Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber ich meine, das Problem hat sich in den letzten Jahren verschärft. Für die etablierten Namen wird wunderwas alles gemacht ... und für andere gar nichts. Wie soll sich was verkaufen, wenn keiner davon was mitkriegt? Wozu machen sie sich die Arbeit mit Lektorat und Co., wenn sie dem Titel keine Chance einräumen?
Dabei kann man, wie du schreibst, kostengünstig schon viel machen. Einfach ein Posting in den Social Media. Auf der Messe dabei haben und auch sichtbar ins Regal stellen und nicht ins allerunterste Eck. Ich kapier eh nicht, warum bei Fischer TOR z.B. zwei Regale vollpackt werden mit zwei Titeln von Hennen, eins oder ein halbes hätten völlig gereicht, damit es auffällt und man hätte andere Titel etwas sichtbarer platzieren können.
Die Antwort auf obige Fragen ist vergleichsweise einfach: Wenn das jeweilige Programm steht, begeben sich die Vertreter auf die Frühjahrs- bzw. Herbstreise und bringen im Idealfall möglichst viele Bestellungen mit (das gilt für den unabhängigen Buchhandel; bei Thalia läuft das inzwischen über den Zentraleinkauf, wie's bei Hugendubel ist, weiß ich nicht); das sind dann die sogenannten "Vormerker". Wenn diese Vormerker nicht den Erwartungen entsprechen (die auf dem Bekanntheitsgrad des Autors bzw. der Autorin, den Verkaufszahlen des vorherigen Buchs dieses Autors/dieser Autorin, dem Programmplatz und/oder dem Marketingbudget beruhen), ist der entsprechende Titel intern "durch".
Als ich noch näher an der ganzen Sache dran war, habe ich das anfangs auch nicht verstanden und darüber auch etliche heiße Diskussionen mit dem entsprechenden Lektor geführt. Andererseits - was will der Lektor machen? Er weiß, dass das Buch im Buchhandel kaum präsent sein wird, er hat kein Werbebudget, um den Titel nochmal zu pushen - also, was will er tun? Die Arbeit ist zu diesem Zeitpunkt längst geschehen, das Buch ist geschrieben und lektoriert bzw. übersetzt und redigiert, es hat ein Cover, es wurde in der Vorschau präsentiert - aber anscheinend sieht der Buchhandel keine oder nur geringe Verkaufschancen. Und die Möglichkeiten, besagte Verkaufschancen zu erhöhen, sind sehr begrenzt. Ob das Buch dann trotzdem wie geplant erscheint, ob es nur eine eBook-Ausgabe gibt oder ob der Titel komplett gecancelt wird, ist von Fall zu Fall verschieden und hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Und was das "kostengünstig viel machen" angeht - okay, zugegeben, ich bin Social-Media-Verweigerer und so gesehen vermutlich nicht sonderlich kompetent, aber ich schaue gelegentlich schon mal bei Facebook oder Twitter rein. Und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ein Posting in den diversen Social-Media-Kanälen allzuviel bringt; das ist doch nur ein Sandkorn mehr an einem endlos langen Strand ...
Das Problem ist - wie Pogo es weiter oben schon mal geschrieben hat - dass die Midlist inzwischen auch bei uns so ziemlich weggebröckelt ist. Auf dem englischsprachigen Buchmarkt gibt's das Problem schon ein bisschen länger, aber seit ein, zwei, drei Jahren ist es auch bei uns angekommen.
So gesehen hat Judith Vogt nur die gleiche Erfahrung gemacht, die bereits viele deutschsprachige SF-/Fantasy-/Horror-Autoren und -Autorinnen machen mussten: Dass ihr mit großen Ambitionen und Herzblut geschriebenes Buch einfach zu wenig Leser & Leserinnen interessiert. (Ich bekenne mich schuldig: Einer davon bin ich. Ich habe in den Roman reingelesen - mehr als die Leseprobe -, aber mich hat er nicht ausreichend interessiert oder "mitgenommen", um ihn zu kaufen und ganz zu lesen ... (hier fehlt eindeutig ein Schulterzuck-Smiley ))
Bearbeitet von Gerd, 31 März 2019 - 03:04.
#36
Geschrieben 31 März 2019 - 08:50
So gesehen hat Judith Vogt nur die gleiche Erfahrung gemacht, die bereits viele deutschsprachige SF-/Fantasy-/Horror-Autoren und -Autorinnen machen mussten: Dass ihr mit großen Ambitionen und Herzblut geschriebenes Buch einfach zu wenig Leser & Leserinnen interessiert. (Ich bekenne mich schuldig: Einer davon bin ich. Ich habe in den Roman reingelesen - mehr als die Leseprobe -, aber mich hat er nicht ausreichend interessiert oder "mitgenommen", um ihn zu kaufen und ganz zu lesen ... (hier fehlt eindeutig ein Schulterzuck-Smiley ))
Danke für die interessanten Einsichten. Mir kommt hier auch etwas zu kurz , bei aller Liebe zum Genre und der Autorin, aber Judith Vogt ist nur eine von vielen und mir hat Ihr Buch auch nicht mal sonderlich gefallen. Es betrifft nicht nur sie. Wir haben viele Autoren die wenig verkaufen, obwohl Sie tolle Bücher schreiben und wenn es stimmt das der allgemeine Trend nicht nur bei den Übersetzungen, sondern auch sonst steil nach unten zeigt wie Pogo andeutet, so ist das wirklich taurig, vort allem weil - und hier maße ich mir schon ein Urteil an -, gerade die SF in Deutschland aus Deutschland oder exakter dem Deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren sowohl was Qualität als auch was Themenvielfalt und Angebot angeht wirklich steil nach oben gezeigt hat. Und das ist noch unabhängig von den schier überbordenden Selfpublishern, von denen auch mittlerweile eine ganze Reihe Autoren ich will sagen in Ihrem Metier ziemlich etabliert sind, respektablen Bekanntheitsgrad erlangt haben, und zum Teil auch unbestritten gut sind, zu sehen.
Zur Werbung. Also ich wußte bereits vor ca 1 Jahr von Roma Nova. Ich glaube das einige wenige Namen in Buchhandlungen auf dem Präsentierturm ausgestellt werden und alle anderen unter ferner liefen laufen das wird sich nicht mehr ändern. Bastei hat auch so ein wenig den selbstverschuldeten Ruf sich primär um die "Triviale Sparte der SF" zu kümmern. Und da paßt dann vielleicht ein Titel wie Roma Nova nicht zu dem was die Kunden von Honor Harrington, Jack Campbell und Co wünschen und die anderen mögen denken bei Bastei erscheint eh nur Krach Bumm und Peng. Keine Ahung ob das so ist - nur ein Gedanke. Bernd Perplies ist mir auch schon lange bekannt und ich habe auch registriert das der Roman 2 mal verschoben wurde, so wie andere übrigens auch, und habe daraus meine Schlüsse gezogen. Nirgendwo sieht man das ja so deutlich wie an den Neuübersetzungen. Vor 3 Jahren, wenn man da die neuen Werke kaufte hat man Sie frühestens 8-12 Monate später lesen können weil man sonst, selbst als Vielleser nicht hinterherkam. Derzeit gibts mit viel wohlwollen im Schnitt 3-4 pro Monat, davon meist 80% von Heyne. Die Neuveröffentlichungen aus Deutschland 2018 waren dagegen enorm. Bisher weiß ich noch nicht wirklich wie der Trend 2019 sein wird, vermute aber auch hier einen Rückgang. Mal abwarten.
Zum Buch und Lapismont Einschätzung.
Es ist ja ok das man bestimmte Aspekte eines Romanes völlig unterschiedlich sieht. Bspw ob ein Weltenbau jetzt gefällt oder als mißlungen angesehn wird etc. Ob etwas originell ist oder nicht, liegt oftmals im Auge des Betrachters und seiner Erfahrungen. Mir persönlich hat der Roman wie gesagt nicht besonders gefallen, Komiteekollege Ender noch weniger, er hat ihn nicht mal zuende gelesen. In 2 wichtigen Punkten scheinen wir uns aber einig zu sein. Der Roman ist zu lang und die Autorin ist eine gute Schriftstellerin. Soweit alles ok. Was mich aber wirklich zum Widerspruch regt ist die steile These von der "modernen Space Opera". " Bedenke Phlebas" ist jetzt 30 Jahre alt und in vielem weit moderner als Roma Nova. Stoffe aus der allgemeinen Phantastik oder Fantasie sind oftmals eher rückwärtsgewand weil Sie historische Szenarien und Begebenheiten kopieren oder neu entstehen lassen. Roma Nova tut dies auch. Hier wird etwas verwurstet das mehrere tausend Jahre alt ist. Wenn mans böse meinen würde könnte man sagen die Autorin braucht nicht mal eigene Begriffe zu erfinden, sondern entlehnt Sie von bereits vorhandenem oder denkt sich nicht mal einen vollständig eigenen Plot aus weil Sie als Eckpfeiler Ihres Romanes die Story des Spartacus Aufstandes wiederverwertet. Wenn diese Art SF, also historisches zu verwursten die neue und moderne Space Opera sein soll, ja dann gute Nacht Marie. Es war ein netter Versuch. Der nach meiner Meinung aber nicht daran scheitert, überhaupt sowas zu versuchen, sondern eher in der Umsetzung. Kai Meyer hat gezeigt wie es geht. Den Abschlußband seiner Trilogie kenne ich zwar noch nicht, erwarte hier aber beileibe keine negative Überraschung. Ich glaube und hoffe auch nicht, das dies jetzt ein Trend in der SF oder der Space Opera wird. Roma Nova ist zu wenig SF und zu viel Phantastik für manchen SF Leser vermute ich - indem ich jetzt einfach mal von mir auf andere schliesse. Andere Leser, vor allem jene die auch viel allgemeine Phantastik lesen und das inkludiert vor allem weibliche Leser, sehen den Roman weit positiver ist meine Beobachtung. Wie sehen andere das? Vielleicht gibts da ja andere Beobachtungen.
Bearbeitet von Amtranik, 31 März 2019 - 11:10.
#37
Geschrieben 31 März 2019 - 09:24
Ich verfolge diese Diskussion bisher passiv, da ich das Buch nicht kenne, wundere mich jetzt aber doch über die unterschiedlichen Einschätzungen. Ich beziehe mich jetzt mal auf Passagen aus Lapismonts vollständiger Rezension und Amtraniks ursprüngliche Einschätzung und möchte auf drei Punkte eingehen:
- Übernatürliches: Wir haben eine "Seherin", "Dämonen" und eine Art Telepathie. Richtig? Wenn ja: Das sind klassische Elemente von Space Fantasy wie Star Wars, Star Trek oder "Krone der Sterne" und ganz sicher nicht "modern". Oder?
- Technik: Amtranik schrieb, es gäbe "nichtmal Technobabbel". Lapismont rezensiert, dass die Technik die Welt Roms gehörig umkrempelt. Ich unterstelle mal, das geht über die Waffen der Gladiatoren hinaus, das wäre doch eher dünn. Was stimmt jetzt? Und wie wichtig ist das eigentlich in einem Alternativweltroman? (Für mich sehr, denn irgendeinen Unterschied zum "Vorbild" muss es geben, wo ist sonst der Witz?)
- "Modern": Damit meint Lapismont vielleicht, dass eine Frau die Hauptrolle spielt und dass damit zusammenhängend(?) soziale Themen behandelt werden. Ist das so? Und, wenn ja, darf ich unterstellen, Amtranik, dass weibliche Protagonisten (oder emanzipierte Rollenverteilung allgemein) für Dich so selbstverständlich sind, dass Dir das gar nicht weiter aufgefallen ist? Oder ist der Bedarf an Romanen, die Geschlechterrollen aufbrechen, schon wieder von gestern? Hält der Roman also der JETZTzeit einen Zerrspiegel vor (eine Aufgabe der SF) oder der Vergangenheit?
Danke im Voraus für eure Einschätzungen.
#38
Geschrieben 31 März 2019 - 09:46
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#39
Geschrieben 31 März 2019 - 10:05
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Da frag ich mich, warum diese Art Werbung nichts bringt.[/color]
Weil nur einundzwölfzig Leute davon was mitkriegen. Du musst aber 10.000 erreichen, wenn Du 1000 Bücher verkaufen willst, selbst wenn 10% der Leute sofort zugreifen (und das ist hoch gegriffen).
Schauen wir mal:
Die Tweets des Seraph bei der Preisverleihung kamen auf größenordnungsmäßig 10 Retweets und 20-30 Likes (Tweets zur Nominierung hab ich nicht rausgesucht). Zum Vergleich: Kürzlich kam ein Tweet von Natalja Schmidt zum Thema "Liste von SF-Autorinnen in der Wikipedia" auf 49 Retweets und 180 Likes. Und, ja, Twitter ist werberelevant, jedenfalls bei einer Generation, deren Alter halb so groß ist wie das der Diskutierenden hier. Noch mehr youtube, das bekanntlich 40% des mobilen Internettraffics verursacht. Und wo es was NICHT gibt? Genau, die Preisverleihung des Seraph 2019. Geschweige denn, dass sie einen Kanal hätten, wo sie die Nominierten vorstellen würden, Interviews mit den Autoren, Buchvorstellungen ...
#40
Geschrieben 31 März 2019 - 10:11
Es bleibt offen, ob die Hadeskreaturen besondere erklärbare also nicht magische Fähigkeiten besitzen. Die Seherin ist menschlich mit eben dieser Gabe. Dune-mäßig. Die Dämonen sindIch verfolge diese Diskussion bisher passiv, da ich das Buch nicht kenne, wundere mich jetzt aber doch über die unterschiedlichen Einschätzungen. Ich beziehe mich jetzt mal auf Passagen aus Lapismonts vollständiger Rezension und Amtraniks ursprüngliche Einschätzung und möchte auf drei Punkte eingehen: - Übernatürliches: Wir haben eine "Seherin", "Dämonen" und eine Art Telepathie. Richtig? Wenn ja: Das sind klassische Elemente von Space Fantasy wie Star Wars, Star Trek oder "Krone der Sterne" und ganz sicher nicht "modern". Oder?
Die Umwälzungen beziehen sich auf das klassische Rom. Stell Dir unsere Kommunikationsmöglichkeiten vor samt Handy, Holoschirmen, Ortungsmöglichkeiten. Man kann täuschend echte Ganzkörpermasken samt Sprachmodulation herstellen. Allein dies hat einiges Potential und einige Figuren nutzen das weidlich aus. Die Raumfahrt hat zudem Transportwege und Arbeitsplätze verändert, was aber nur grob angerissen wird. Der Roman spielt hauptsächlich im Gladiatoren-, Militär- und Patrizier-Millleu. Cool fand ich die Ideen, Energieschirme in die Techniken der verschiedenen Gladiatorenarten einzubauen. Oder auch die verschiedenen Netze und Veränderungen der Arena. Am Ende erleben wir noch Legionäre mit Energieschirmen im Kampf und auch hier hat sich Judith etwas überlegt. Bestimmt findet sich ähnliches auch in Warhammer 40K oder Battletech. Aber es fließt hier ziemlich locker in die Szenen ein.- Technik: Amtranik schrieb, es gäbe "nichtmal Technobabbel". Lapismont rezensiert, dass die Technik die Welt Roms gehörig umkrempelt. Ich unterstelle mal, das geht über die Waffen der Gladiatoren hinaus, das wäre doch eher dünn. Was stimmt jetzt? Und wie wichtig ist das eigentlich in einem Alternativweltroman? (Für mich sehr, denn irgendeinen Unterschied zum "Vorbild" muss es geben, wo ist sonst der Witz?)
So in etwa. Diversität und Frauenfiguren durchziehen den Roman. Hautfarben sind relevant und nicht nur Staffage, sondern haben Bedeutung ohne Rassismuskeule. Es gibt keine Scheu vor Sex, in vielen Spielrichtungen und moralische Urteile obliegen die Figuren, Judith als Erzählinstanz bleibt neutral. Dass Kai Meyer auch so schreibt, liegt daran, dass er aus der Fantasy- und Jugendbuchecke kommt und hier für ein eher weibliches Publikum schreibt. Der Mann ist zudem extrem dicht an seinen Fans und weiß sehr genau für wen er da konkret schreibt. Hätte Judith ihren Roman dreigeteilt und als Trilogie herausgebracht, wäre das mit der Länge auch kaum so aufgefallen.- "Modern": Damit meint Lapismont vielleicht, dass eine Frau die Hauptrolle spielt und dass damit zusammenhängend(?) soziale Themen behandelt werden. Ist das so? Und, wenn ja, darf ich unterstellen, Amtranik, dass weibliche Protagonisten (oder emanzipierte Rollenverteilung allgemein) für Dich so selbstverständlich sind, dass Dir das gar nicht weiter aufgefallen ist? Oder ist der Bedarf an Romanen, die Geschlechterrollen aufbrechen, schon wieder von gestern? Hält der Roman also der JETZTzeit einen Zerrspiegel vor (eine Aufgabe der SF) oder der Vergangenheit? Danke im Voraus für eure Einschätzungen.
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
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#41
Geschrieben 31 März 2019 - 10:30
Weil nur einundzwölfzig Leute davon was mitkriegen. Du musst aber 10.000 erreichen, wenn Du 1000 Bücher verkaufen willst, selbst wenn 10% der Leute sofort zugreifen (und das ist hoch gegriffen).
Schauen wir mal:
Die Tweets des Seraph bei der Preisverleihung kamen auf größenordnungsmäßig 10 Retweets und 20-30 Likes (Tweets zur Nominierung hab ich nicht rausgesucht). Zum Vergleich: Kürzlich kam ein Tweet von Natalja Schmidt zum Thema "Liste von SF-Autorinnen in der Wikipedia" auf 49 Retweets und 180 Likes. Und, ja, Twitter ist werberelevant, jedenfalls bei einer Generation, deren Alter halb so groß ist wie das der Diskutierenden hier. Noch mehr youtube, das bekanntlich 40% des mobilen Internettraffics verursacht. Und wo es was NICHT gibt? Genau, die Preisverleihung des Seraph 2019. Geschweige denn, dass sie einen Kanal hätten, wo sie die Nominierten vorstellen würden, Interviews mit den Autoren, Buchvorstellungen ...
Das ist auf jeden Fall mehr als keine Werbung und wahrscheinlich auch mehr als ein Facebook Post auf der Verlagsseite. Und die Autorin ist ja dann auch auf der Liste der deutschsprachigen SF Autorinnen, ebenfalls Werbung.
Wenn Seraph und Phantastikbestenliste aber weniger Aufsehen in der Szene erregen wie die Diskussion zur SF Autorinnen Liste, läuft die gute Idee der beiden Aktionen ist Leere, oder?
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#42
Geschrieben 31 März 2019 - 10:53
Wenn Seraph und Phantastikbestenliste aber weniger Aufsehen in der Szene erregen wie die Diskussion zur SF Autorinnen Liste, läuft die gute Idee der beiden Aktionen ist Leere, oder?
Empörungsdiskussionen und Artikel erregen immer mehr Aufmerksamkeit, als wirklich konstruktive und inhaltliche Beiträge. Mein Artikel über die Wiki-Liste ging für Tor-Online-Verhältnisse durch die Decke, was Retweets, Likes und Diskussionen darüber anging. Ich wette, mein Artikel über die Geschichte der deutschsprachigen SF-Autorinnen, an dem ich gerade schreibe und in dem wirklich auf sie eingegangen wird, wird nicht mal einen Bruchteil der Aufmerksamkeit erhalten.
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#43
Geschrieben 31 März 2019 - 11:09
Ist doch eine Frage der Emotionen. Die Sache mit der Wiki-Liste war kontrovers und emotional aufgeladen. Man sagt nicht umsonst, dass Werbung vor allem dann funktioniert, wenn sie Emotionen auslöst. Ist natürlich die Frage, ob der vorliegende Roman dazu überhaupt geeignet ist. Man stelle sich nur mal vor, Autorin und ein Kritiker fetzen sich in einem youtube-Video über zentrale Motive des Romans. Und damit meine ich nicht so Sachen wie Energieschirme in Gladiatorenkämpfen. Was das angeht, bin ich Weltraumschrott, der sinngemäß anmerkte, dass man mit einer Nazi-Alternativwelt mehr Interesse auslöst als mit einer über das alte Rom. Was man ja auch an Eschbachs "NSA" sieht, der sicher einen guten Teil seiner Verkäufe genau aus diesem Grund generiert. Hätte er die Story ins alte Rom verlegt, hätte er es wohl eher nicht in "Druckfrisch" geschafft.
PS: Und nochmal zur Publikumswirksamkeit von Nominierungslisten: Gestern war offenbar die Präsentation der Skoutz-Midlist in Second Life, das hat Fantasyguide getwittert (der Skoutz selbst twittert anscheinend gar nicht) und kommt auf 1 Like und 1 Retweet (https://twitter.com/...0291054870528).
Bearbeitet von Uwe Post, 31 März 2019 - 11:19.
#44
Geschrieben 31 März 2019 - 11:26
Was das angeht, bin ich Weltraumschrott, der sinngemäß anmerkte, dass man mit einer Nazi-Alternativwelt mehr Interesse auslöst als mit einer über das alte Rom. Was man ja auch an Eschbachs "NSA" sieht, der sicher einen guten Teil seiner Verkäufe genau aus diesem Grund generiert. Hätte er die Story ins alte Rom verlegt, hätte er es wohl eher nicht in "Druckfrisch" geschafft.
In Druckfrisch vermutlich schon, weil Scheck Fan von Eschbach ist. Aber ansonsten wäre die Aufmerksamkeit vermutlich deutlich geringer ausgefallen. Die NS-Zeit triggert halt immer die gleichen Reflexe. Vor allem, wenn noch ein Hauch Provokation mitschwingt, wie im aktuellen Rammstein-Video.
Ich habe übrigens gerade "To Like The Lightning" von Ada Palmer angefangen, der erste Band ihrer Terra-Icognita-Reihe. Der spielt in ferner Zukunft, und da gibt es auch ein Romanova und einige der gesellschaftlichen Strukturen sind auch am alten Rom orientiert, aber eingebettet in modernere Überstrukturen. Insgesamt baut die Autorin viele Einflüsse aus der Zeit vom römischen Reich bis ins 19. Jahrhundert ein (hat Dann Simmons in "Hyperion" ja auch gemacht), schaft es aber trotzdem eine moderne, fortschrittliche Gesellschaft zu beschreiben.
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#45
Geschrieben 31 März 2019 - 11:31
In Druckfrisch vermutlich schon, weil Scheck Fan von Eschbach ist. Aber ansonsten wäre die Aufmerksamkeit vermutlich deutlich geringer ausgefallen. Die NS-Zeit triggert halt immer die gleichen Reflexe. Vor allem, wenn noch ein Hauch Provokation mitschwingt, wie im aktuellen Rammstein-Video.
Ich habe übrigens gerade "To Like The Lightning" von Ada Palmer angefangen, der erste Band ihrer Terra-Icognita-Reihe. Der spielt in ferner Zukunft, und da gibt es auch ein Romanova und einige der gesellschaftlichen Strukturen sind auch am alten Rom orientiert, aber eingebettet in modernere Überstrukturen. Insgesamt baut die Autorin viele Einflüsse aus der Zeit vom römischen Reich bis ins 19. Jahrhundert ein (hat Dann Simmons in "Hyperion" ja auch gemacht), schaft es aber trotzdem eine moderne, fortschrittliche Gesellschaft zu beschreiben.
In Rebecca Meluchs Merrimack-Zyklus spielt ein Space-Rom auch eine extrem wichtige Rolle. Das Konzept ist ja nun nicht neu, und durchaus reizvoll, aber es darf halt nicht nur als Staffage dienen. Und es ist ebenso wenig Ersatz für eine gute Geschichte (womit ich nichts gegen Judiths Roman gesagt habe, den ich nicht kenne).
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#46
Geschrieben 31 März 2019 - 12:02
Mein Problem mit Roma Nova ist ja in erster Linie das es für mich ein Etikettenschwindel ist. Tatsächlich ist vieles eben nur Staffage für mich. Es soll eine Space Opera sein aber so wirkt der Roman nicht. Die Welt von Roma Nova ist Rom. Rom soll ein Planet sein, eine planetenumfassende Metropole aber Sie wirkt wie das antike Rom. Gladiatorenkämpfe bleiben Gladiatorenkämpfe auch wenn ich den Kontrahenten jetzt Energieschilde und Lanzen gebe, wo ist der Mehrwert? In Ruocchios Roman gabs da ganz ähnliches. Immerhin mit selbst ausgedachtem Setting. Sex im antiken Rom ist jetzt auch nicht unbedingt ein Zeichen von innovation oder originalität, man erwartet das doch eher oder? Für ein modernes Gesellschaftsbild ist es schonmal gar nicht geeignet da Sklaven sicherlich vieles waren aber keine freiwilligen Teilnehmer solcher Ausschweifungen. Und ist jetzt wirklich eine weibliche Hauptfigur das Zeichen für eine neue moderne Space Opera?
Ich hatte irgendwie auch gehofft wir wären schon weiter und längst über so was drüber hinweg. Es sollte einfach selbstverständlich sein. Nehmen wir die Hauptfigur in Tom Hillenbrands aktuellem Roman Hologrammatica. Er ist was er ist, weil er es ist. Würde er statt auf Männer, auf Frauen stehen würde der Plot genauso funktionieren. So stelle ich mir das vor. Und ich frage mich ob es nicht im Sinne von Rollenbilder aufbrechen die bessere alternative gewesen wäre wenn Judith Vogt den Sklaven Ianos als weibliche Figur und die Legatentochter Constantia als männlichen Constantin generiert hätte. Wenn ichs mir nämlich recht überlege so sind die Rollen von Ianos und Constantia in Roma Nova ziemlich "klassische" männlein/weiblein Rollenbilder.
Mir ist das ja eigentlich wurscht aber wenn man schon wert darauf legt das in den Vordergrund zu heben dann hätte die Autorin das im Sinne von "Rollenbilder" aufbrechen besser machen können.
Bearbeitet von Amtranik, 31 März 2019 - 12:06.
#47
Geschrieben 31 März 2019 - 12:42
Mein Problem mit Roma Nova ist ja in erster Linie das es für mich ein Etikettenschwindel ist. Tatsächlich ist vieles eben nur Staffage für mich. Es soll eine Space Opera sein aber so wirkt der Roman nicht. Die Welt von Roma Nova ist Rom. Rom soll ein Planet sein, eine planetenumfassende Metropole aber Sie wirkt wie das antike Rom. Gladiatorenkämpfe bleiben Gladiatorenkämpfe auch wenn ich den Kontrahenten jetzt Energieschilde und Lanzen gebe, wo ist der Mehrwert? In Ruocchios Roman gabs da ganz ähnliches. Immerhin mit selbst ausgedachtem Setting. Sex im antiken Rom ist jetzt auch nicht unbedingt ein Zeichen von innovation oder originalität, man erwartet das doch eher oder? Für ein modernes Gesellschaftsbild ist es schonmal gar nicht geeignet da Sklaven sicherlich vieles waren aber keine freiwilligen Teilnehmer solcher Ausschweifungen. Und ist jetzt wirklich eine weibliche Hauptfigur das Zeichen für eine neue moderne Space Opera?
Ich hatte irgendwie auch gehofft wir wären schon weiter und längst über so was drüber hinweg. Es sollte einfach selbstverständlich sein. Nehmen wir die Hauptfigur in Tom Hillenbrands aktuellem Roman Hologrammatica. Er ist was er ist, weil er es ist. Würde er statt auf Männer, auf Frauen stehen würde der Plot genauso funktionieren. So stelle ich mir das vor. Und ich frage mich ob es nicht im Sinne von Rollenbilder aufbrechen die bessere alternative gewesen wäre wenn Judith Vogt den Sklaven Ianos als weibliche Figur und die Legatentochter Constantia als männlichen Constantin generiert hätte. Wenn ichs mir nämlich recht überlege so sind die Rollen von Ianos und Constantia in Roma Nova ziemlich "klassische" männlein/weiblein Rollenbilder.
Mir ist das ja eigentlich wurscht aber wenn man schon wert darauf legt das in den Vordergrund zu heben dann hätte die Autorin das im Sinne von "Rollenbilder" aufbrechen besser machen können.
Um dann wieder eine männliche Heldenreise zu bekommen?
Echt jetzt? Weg mit der weiblichen Hauptfigur?
Was man mit Hightech und Antike zaubern kann, sah ich in Ilium von Simmons. Doch die Romane hatte deutliche Längen. Die gibts bei Roma Nova zumindest für mich nicht.
Ich stelle den Roman auch gar nicht auf einen Meisterpodest, aber er ist genauso gut wie Die Krone der Sterne.
Wenn Du Dir die Sklavinnen und Sklaven bei Judith anschaust, wirst Du eine Menge Modernisierungen erkennen. Da sind die Umerziehungen, die implantierten Ortungschips - Dinge, die man erwarten kann. Die Prämisse Rom und Spartacus sind nun mal da, und damit arbeitet sie aus meiner Sicht mehr als zufriedenstellend.
Judith nimmt ihre weiblichen Figuren, Sklavinnen und Herrinnen, und lässt sie gegenseitig erkennen, in welchen gesellschaftlichen Käfigen sie leben. Die Sklaverei ist hier, wie auch in der Gladiatorenschule, ein ganz wichtiges element der Handlung. Und klar bleiben Gladiatorenkämpfe und Auspeitschungen das, was sie sind. Menschenverachtend. Das kommt im Roman auch heraus
Natürlich sind sie auch Actionelemente. Doch nicht mit heroischen Siegern. Sondern mit Menschen als Besitz von Leuten, die sich daran ergötzen oder damit Politik betreiben.
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
Fantasyguide
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Montbron-Blog
- • (Buch) gerade am lesen: Maxim Leo – Wir werden jung sein
#48
Geschrieben 31 März 2019 - 13:44
Um dann wieder eine männliche Heldenreise zu bekommen?
Echt jetzt? Weg mit der weiblichen Hauptfigur?
Was man mit Hightech und Antike zaubern kann, sah ich in Ilium von Simmons. Doch die Romane hatte deutliche Längen. Die gibts bei Roma Nova zumindest für mich nicht.
Ich stelle den Roman auch gar nicht auf einen Meisterpodest, aber er ist genauso gut wie Die Krone der Sterne.
Wenn Du Dir die Sklavinnen und Sklaven bei Judith anschaust, wirst Du eine Menge Modernisierungen erkennen. Da sind die Umerziehungen, die implantierten Ortungschips - Dinge, die man erwarten kann. Die Prämisse Rom und Spartacus sind nun mal da, und damit arbeitet sie aus meiner Sicht mehr als zufriedenstellend.
Judith nimmt ihre weiblichen Figuren, Sklavinnen und Herrinnen, und lässt sie gegenseitig erkennen, in welchen gesellschaftlichen Käfigen sie leben. Die Sklaverei ist hier, wie auch in der Gladiatorenschule, ein ganz wichtiges element der Handlung. Und klar bleiben Gladiatorenkämpfe und Auspeitschungen das, was sie sind. Menschenverachtend. Das kommt im Roman auch heraus
Natürlich sind sie auch Actionelemente. Doch nicht mit heroischen Siegern. Sondern mit Menschen als Besitz von Leuten, die sich daran ergötzen oder damit Politik betreiben.
Na ja als so klein sah ich die Rolle von Ianos jetzt auch wieder nicht als das ich es so eng sehen würde, weibliche Hauptfigur weg männliche rein. Ich hätte es als reizvoll empfunden hier die Rollen zu tauschen, selbstverständlich bei gleicher Handlungsweise. Warum nicht? Aber so war es auch ok. Ich habe das nur aufgegriffen wegen "modern" und so. Ich hatte mich ja an dieser Aussage gestört. Weil eben Roma Nova genau das für mich nicht ist. Moderne Space Opera. Mit Betonung auf Space Opera. Letztlich ist es natürlich mein Geschmack als Leser von Alastair Reynolds, Peter F. Hamilton, Iain Banks etc aber ich empfinde gerade diese Art von Antike in Space eher als altbacken und Retro aber nicht als modern. Und vermutlich rührt auch die unterschiedliche Wahrnehmung der wie Du es nennst "Modernisierungselemente daher, das ich dies in einer Space Opera eigentlich grundsätzlich voraussetze, während es für dich etwas besonderes zu sein scheint.
Mir hat Kai Meyers Ansatz indes deutlich besser gefallen. Erstens weil seine Romane kurzweiliger sind, kürzere Teile von 400 Seiten, weil Sie tatsächlich die größe und weite eines eigenständigen "Universum" welches ja die Space Opera auszeichnet zum leben erweckt und weil er sich etwas eigenständiges ausdenkt. Ich bin natürlich auch hier kein Freund von Begrifflichkeiten wie Raumkathedralen, Schenken, Hexengilden in einem Science-Fiction Roman, weil das für mich eben eher in ein Fantasy Setting gehört aber es hat viel eher das Flair einer Space Opera als Roma Nova. Kai kann den Raum gut visualisieren, man bereist den "Space", ist auf verschiedenen Planeten, erlebt verschiedene Zonen/Gebiete des Alls aus seinem Setting, lernt verschiedene Fraktionen gut kennen etc, das Universum von "Die Krone der Sterne" hat eine Geschichte, eine Historie die bearbeitet und belebt wird. Etc. All das findet sich in Roma Nova nicht, sondern verengt sich auf die Figuren, Ihre Intrigen, die Arena und Rom. Judith Vogt schreibt gut und haucht Ihren Figuren auch leben ein aber ob Sie Science-Fiction schreiben oder es überhaupt will, da bin ich mir nicht sicher.
Bearbeitet von Amtranik, 31 März 2019 - 15:13.
#49
Geschrieben 31 März 2019 - 14:32
Man darf nicht vergessen, dass Kai Meyers Romane vor allem deswegen kurzweiliger sind, weil sie eine höchst professionelle Art des Spannungsaufbaus betreiben und im Fall der "Krone der Sterne" Plausibilität eher untergeordnete Bedeutung hat - was natürlich für Space Fantasy völlig legitim ist.
Was für mich noch nicht so gut herausgekommen ist, ist die Frage, was denn "moderne" Space Opera auszeichnet. Vielleicht könnt ihr mir eure jeweiligen Sichtweisen erklären, ohne auf Reynolds, Hamilton oder Banks zu verweisen, von denen ich leider kaum was gelesen habe. Was ich weiß ist, dass die Dinger sehr dick sind und Mehrteiler (genau das schreckt mich ab, weil es nicht zu meiner extrem knapp bemessenen Lesefreizeit passt).
#50
Geschrieben 31 März 2019 - 15:13
Man darf nicht vergessen, dass Kai Meyers Romane vor allem deswegen kurzweiliger sind, weil sie eine höchst professionelle Art des Spannungsaufbaus betreiben und im Fall der "Krone der Sterne" Plausibilität eher untergeordnete Bedeutung hat - was natürlich für Space Fantasy völlig legitim ist.
Was für mich noch nicht so gut herausgekommen ist, ist die Frage, was denn "moderne" Space Opera auszeichnet. Vielleicht könnt ihr mir eure jeweiligen Sichtweisen erklären, ohne auf Reynolds, Hamilton oder Banks zu verweisen, von denen ich leider kaum was gelesen habe. Was ich weiß ist, dass die Dinger sehr dick sind und Mehrteiler (genau das schreckt mich ab, weil es nicht zu meiner extrem knapp bemessenen Lesefreizeit passt).
Modern bedeutet hier für mich im Wesentenlich die Verwendung von modernen Charakteren. Weibliche Figuren in plottreibender Funktion, inhaltliche Funktion von Hautfarben und Geschlecht. Themen wie Rolle und Manipulierbarkeit elektronischer Medien, omnipräsente Aufzeichnungsmöglichkeiten und damit verbunden die Vermarktung der Aufzeichnungen, aber auch ethische Frage wie das Recht, sich gegen eine erste Welt zur Wehr zu setzen. Letztlich auch das große Unterthema, ob man Liebe implantieren kann.
Als modern empfinde ich auch das Aufweichen strenger Gut/Böse-Strukturen und die ambivalente Auflösung der Konflikte.
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#51
Geschrieben 31 März 2019 - 16:02
Was für mich noch nicht so gut herausgekommen ist, ist die Frage, was denn "moderne" Space Opera auszeichnet. Vielleicht könnt ihr mir eure jeweiligen Sichtweisen erklären, ohne auf Reynolds, Hamilton oder Banks zu verweisen, von denen ich leider kaum was gelesen habe. Was ich weiß ist, dass die Dinger sehr dick sind und Mehrteiler (genau das schreckt mich ab, weil es nicht zu meiner extrem knapp bemessenen Lesefreizeit passt).
Banks hat abgeschlossene Romane geschrieben, die nur im gleichen Universum spielen. "Das Spiel Azad" oder "Einsatz der Waffen" sind zum Beispiel auch gar nicht so dick (knapp 400 Seiten), und Letzteres mit einer sehr innovativen Erzählstruktur.
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#52
Geschrieben 31 März 2019 - 16:19
Danke, Pogopuschel. Das Problem ist halt, dass man, wenn man eine Webseite namens deutsche-science-fiction.de betreibt, wenig Zeit hat, Übersetzungen zu lesen, selbst wenn sie es wert wären
Lapismont: Zum Teil nennst Du da Themen, die deshalb modern sind, weil sie im aktuellen Diskurs auf unserer Welt relevant sind. Das unterschreibe ich.
Ambivalenz von Gut und Böse unterschreibe ich ebenfalls, obwohl ich sicher bin, dass es schon vor 30 oder 40 Jahren viele Beispiele dafür in der SF gab - es ist gerade heutzutage wichtig, wo sich viele Leute die Welt einfacher vorstellen als sie ist.
Aber "[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]inhaltliche Funktion von Hautfarben und Geschlecht"? Das heißt entweder, dass in der Erzählwelt keine Gleichberechtigung existiert (mit Gleichberechtigung sind Hautfarbe und Geschlecht nämlich piepegal, in den neueren Star Trek-Serien zum Beispiel), oder dass Du Themen wie Rassenhass und Diskriminierung von Frauen als modern bezeichnest. Klar gibt es beides in der Realität (leider) immer noch, aber schon lange gibt es Texte, die sich damit auseinandersetzen. Das ist doch nicht "modern" im Sinne von "früher nicht dagewesen".[/color]
#53
Geschrieben 31 März 2019 - 17:30
Lapismont: Zum Teil nennst Du da Themen, die deshalb modern sind, weil sie im aktuellen Diskurs auf unserer Welt relevant sind. Das unterschreibe ich.
Ambivalenz von Gut und Böse unterschreibe ich ebenfalls, obwohl ich sicher bin, dass es schon vor 30 oder 40 Jahren viele Beispiele dafür in der SF gab - es ist gerade heutzutage wichtig, wo sich viele Leute die Welt einfacher vorstellen als sie ist.
Aber "[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]inhaltliche Funktion von Hautfarben und Geschlecht"? Das heißt entweder, dass in der Erzählwelt keine Gleichberechtigung existiert (mit Gleichberechtigung sind Hautfarbe und Geschlecht nämlich piepegal, in den neueren Star Trek-Serien zum Beispiel), oder dass Du Themen wie Rassenhass und Diskriminierung von Frauen als modern bezeichnest. Klar gibt es beides in der Realität (leider) immer noch, aber schon lange gibt es Texte, die sich damit auseinandersetzen. Das ist doch nicht "modern" im Sinne von "früher nicht dagewesen".[/color]
nee, gemeint ist, dass überhaupt darauf eingegangen wird, welche Hautfarbe jemand hat und somit keine automatische Zuweisung durch die Leserschaft erfolgt. Da gab es vor einer Weile auf Twittereine interessante Diskussion, in der auch Judith beteiligt war. Ich verstand beim Lesen erst so richtig, was damit gemeint ist.
Ianos hat dunkle Haut und wird dafür nicht diskriminiert, es spielt vielmehr als ein Herkunftsindiz eine Rolle. Diese Behandlung von Hautfarbe finde ich schon als etwas Neues. Die Rolle des Geschlechts wird auf mehreren Ebenen beackert. Die Nichtgleichberechtigung von Frauen, Möglichkeiten sich in einer Männerwelt durchzusetzen ohne den Mann zu spielen, Emanzipation durch Technik.Je mehr ich darüber nachdenke, umso spannender finde ich Judiths Frauenfiguren. Weil sie sich so stark unterscheiden. Die missbrauchte Seherin, die emanzipierte Gaia, die sich selbst findende Konstantia, die loyale IT-Sklavin, die wütende Piratin, die umtriebige Journalistin †¦ Da steckt ne Masse Arbeit in der Erschaffung guter Frauenfiguren drin.
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#54 Gast_Jorge_*
Geschrieben 31 März 2019 - 22:00
In Rebecca Meluchs Merrimack-Zyklus spielt ein Space-Rom auch eine extrem wichtige Rolle. Das Konzept ist ja nun nicht neu, und durchaus reizvoll
Yep...da gibt es noch den Die Geissel der Götter - Zyklus undundund...
Bearbeitet von Jorge, 31 März 2019 - 22:48.
#55
Geschrieben 01 April 2019 - 08:15
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]welche Hautfarbe jemand hat und somit keine automatische Zuweisung durch die Leserschaft erfolgt.[/color]
Üblicherweise gehört zu jeder Hautpfigur eine Beschreibung der Äußerlichkeiten, die Hautfarbe ist ein Aspekt davon. Es sei denn, sie ist egal, wie zum Beispiel meine Augenfarbe egal ist in allen Romanen mit Ausnahme von Schmachtfetzen, in denen eine holde Braut seufzend den tiefen Abgründen inmitten meiner jupiterfarbigen Iris verfällt. Was ich damit sagen will: Die Hautfarbe zu nennen, wenn sie für die Handlung relevant ist, ist eine Frage der Sorgfalt des Autors, nicht der Modernität des Werkes. Wird dauernd eine "abweichende" Hautfarbe erwähnt, die aber für die Handlung überhaupt keine Rolle spielt, drängt sich der Verdacht auf, dass nur eine "Quote" erfüllt werden soll bzw. der Anschein von Diversität erweckt wird. Was wiederum nicht modern, sondern von vielen Zeitgenossen als heuchlerisch eingeschätzt werden dürfte. Insofern kann ich Deine Argumentation nachvollziehen.
Bearbeitet von Uwe Post, 01 April 2019 - 08:16.
#56
Geschrieben 01 April 2019 - 08:58
inmitten meiner jupiterfarbigen Iris verfällt.
1) Du hast keine jupiterfarbige Iris
2) Ich leihe den Roman morgen in der Bib aus, dann lesen wir beide rein und schauen mal, ob wir uns auf Amtraniks oder auf lapismonts Seite schlagen oder ein eigenes Heerlager eröffnen. ;-)
3) Die meisten historischen Epochen jenseits des historischen Romans sind schwer vermittelbar. Uns fehlt der Bezug dazu, die Bilder im Kopf. Was haben wir denn im Unterricht eingehend besprochen? Ein wenig Steinzeit, ein paar römische und griechische Zahlenschlachten, dann alles im Schnelldurchgang und dann gaaaanz lange Weimarer Republik und Drittes Reich, vielleicht zwischendurch noch einen Hauch Mittelalter.
(Kinder-)literatur und Sachbücher und in Filmen finden statt mit: Ägypten, einem Hauch Rom, Piraten, Rittern, Amerika, Drachen ...
Wenn keine Bilder im Kopf existieren, ist es ganz schwierig, Literatur an den Leser zu bringen. Die Leser von Asterix und die Lateiner sterben aus, die Superhelden übernehmen.
Vor Jahren klagte im Bekanntenkreis schon eine sehr talentierte Autorin, dass Fantasy mit römischen Einflüssen sich einfach nicht verkauft. Da hilft auch viel Werbung nicht.
Bei uns in der Bib steht das Buch seit Monaten bei den Neuerscheinungen, man fällt quasi drauf, wenn man die Bib betritt: Niemand leiht es.
Europa ist nicht nur ein Kontinent.
#57
Geschrieben 01 April 2019 - 09:21
Wenn ich den Klappentext als Anhaltspunkt für den Inhalt des Romans nehme, würde mich das Buch auch nicht interessieren. Die eigentliche Hauptfigur kommt überhaupt nicht vor. Dafür werden die Seherin Morisa und Spartacus ins Zentrum gerückt. Was zwar legitim ist, da hier der auslösende Konflikt liegt, aber es erweckt vielleicht Erwartungen, die der roman nicht erfüllen will. Bin gespannt, wie weit ihr das Buch beschnuppert. Und ganz allgemein: Es macht echt mal wieder Freude, dass wir hier über ein aktuelles SF-Werk kontrovers reden.3) Die meisten historischen Epochen jenseits des historischen Romans sind schwer vermittelbar. Uns fehlt der Bezug dazu, die Bilder im Kopf. Was haben wir denn im Unterricht eingehend besprochen? Ein wenig Steinzeit, ein paar römische und griechische Zahlenschlachten, dann alles im Schnelldurchgang und dann gaaaanz lange Weimarer Republik und Drittes Reich, vielleicht zwischendurch noch einen Hauch Mittelalter. (Kinder-)literatur und Sachbücher und in Filmen finden statt mit: Ägypten, einem Hauch Rom, Piraten, Rittern, Amerika, Drachen ... Wenn keine Bilder im Kopf existieren, ist es ganz schwierig, Literatur an den Leser zu bringen. Die Leser von Asterix und die Lateiner sterben aus, die Superhelden übernehmen. Vor Jahren klagte im Bekanntenkreis schon eine sehr talentierte Autorin, dass Fantasy mit römischen Einflüssen sich einfach nicht verkauft. Da hilft auch viel Werbung nicht. Bei uns in der Bib steht das Buch seit Monaten bei den Neuerscheinungen, man fällt quasi drauf, wenn man die Bib betritt: Niemand leiht es.
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#58
Geschrieben 01 April 2019 - 09:37
Und ganz allgemein: Es macht echt mal wieder Freude, dass wir hier über ein aktuelles SF-Werk kontrovers reden.
Definitiv!
Und das nicht versteckt im Lese-gerade-Thread.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich den Roman bereits ausgeliehen hatte und beim müden, abendlichen Lesen nicht über die erste Seite rausgekommen bin. Mal schauen, wie weit ich es im zweiten Anlauf schaffe. ;-)
Europa ist nicht nur ein Kontinent.
#59
Geschrieben 01 April 2019 - 09:45
Eure Bibliothek ist ja toll. Da gibts SF im Regal?
#60
Geschrieben 01 April 2019 - 10:01
Wird ne richtige Rezensionen-Sammlung. Wenn man die im "Phantast" mitzählt (von einer LeserIN wohlgemerkt), kenne ich jetzt drei recht verschiedene Einschätzungen, wovon wohl Lapismonts die positivste und Amtraniks die negativste ist. Ich persönlich verurteile einen 600-Seiten-Roman ja schon als "zu lang", ohne ihn überhaupt angefasst zu haben
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