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Xeno-Punk


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149 Antworten in diesem Thema

#61 Frederic Brake

Frederic Brake

    Fabulator

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Geschrieben 20 Oktober 2019 - 18:52

 

 

Nun könnte man als Schlussfolgerung daraus ziehen, einfach keine Anthologien mehr zu veröffentlichen. Oder man nimmt einen Experten wie MKI hinzu, der - unter schmerzhaften Erfahrungen für seine Schreibtischkante! - daraus lesbare Geschichten macht. Wohlgemerkt nicht nur, um dem Publikum den Genuss zu erleichtern - sondern damit die noch nicht so erfahrenen Autoren was lernen.

 

Was voraussetzen würde, dass die Autoren denn auch das Iwoleit'sche Lektorat zugekommen wäre. Wie ich dem Thread entnehmen, bin nicht nur ich um den Genuss gekommen.  

Grundsätzlich sehe ich das so wie Uwe P. Das Thema der Antho reizte zu Experimenten. Wenn man die Erwartungen daran anpasst, sind tatsächlich einige schöne Stories vorhanden. 


I was lying in my bed the other night and looked up to the stars and thought:
who the hell took my roof and ceiling?

#62 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 20 Oktober 2019 - 19:07

Ach was, das ist mir nicht peinlich :) Ich weiß um meine Defizite in Sachen zeitform, rechtschreibung oder Gramatik. Man kommt nie aus der Lernphase.

 

Ich bin halt storyteller, kein Deutschlehrer. Passt also.

 

 

 

Ich weiß ja nicht, wie Du einen Storyteller definierst, aber ich betrachte eine sichere Beherrschung der eigenen Sprache als eine Grundvoraussetzung für einen Geschichtenerzähler. Wie jemand, der keinen klaren Satz schreiben kann, seine tollen Ideen und seine ach so mitreißende Handlung überhaupt verständlich machen will, ist mir schleierhaft.

 

Wer bereits daran scheitert, auf einer Klaviatur die C-dur-Tonleiter zu identifizieren, kann eben nicht Musiker werden. Wer Bretter mit der Nagelfeile sägt und Nägel mit einem Briefbeschwerer einschlägt, wird's als Schreiner nicht weit bringen. Natürlich kann man sich immer damit rausreden: "Ich bin ja gar kein Schreiner. Ich bin ein Möbel-Fabulierer." Und wenn die mit großem Enthusiasmus zusammengetackerten Stühle unter jeder Person mit mehr als 4kg Körpergewicht zusammenbrechen, heißt es dann: "Ach, das muß man nicht so schulmeisterlich eng sehen."

 

 

Leider aber ist es in unserem Landen oft so, dass grammatikalisch korrekter Schrott oft als sehr angenehm empfunden wird.

Ein zwei Fehler pro Seite? Da interessiert einen der geilste Inhalt nicht mehr.  :P

 

 

 

In dieser kleinen Bemerkung offenbart sich ein profundes Mißverständnis, das mir schon oft begegnet ist und sich, vermute ich, der zu ausgiebigen oder zu ausschließlichen Lektüre von Schundliteratur verdankt. Viele Anfänger und Hobbyisten meinen, es gehe beim Schreiben ausschließlich darum, eine Handlung runterzuerzählen. Wenn die Handlung stimmt, ist alles andere nebensächlich.

 

Ich meine, andersrum wird ein Schuh draus: Handlung und Ideen sind zweitrangig. Das Wie ist entscheidend. Jeder kann eine Idee haben oder sich eine Geschichte ausdenken. Zu einem Leseerlebnis wird es erst durch die Machart. Und damit ist nicht bloß die oberflächliche grammatische Korrektheit gemeint, sondern tausende andere Dinge, die eine Erzählung erst lebendig machen, Farbe, Rhythmus, Atmosphäre, Witz, Rethorik etc.

 

Eine der besten SF-Geschichten aller Zeiten, "Flowers for Algernon" von Daniel Keyes, beruht auf einer ganz simplen Idee, und von einer Handlung im eigentlichen Sinne kann keine Rede sein. Zu einem Meisterwerk ist sie durch die Umsetzung geworden, sowohl in sprachlicher wie psychologischer Hinsicht.

 

 

Und  nicht falsch verstehen: Natürlich ist es blöd, wenn Murkssätze und Fehlerfluten die Lesegenus so sehr trüben, dass man der Handlung nicht mehr folgen kann.

 

In diesem Fall hoffe ich, daß die Lektoratstortur nicht ganz umsonst war und ich einen Großteil der Fehler und Murkssätze ausbügeln konnte. Aber erstens ist es nicht Sinn der Sache, wenn ein Lektor die Arbeit macht, für die ein Autor zu faul oder zu unfähig ist, und zweitens ist das, was man im Lektorat aus einer miserablen Geschichte herausholen kann, letztlich doch begrenzt.

 

Salute 

Michael 



#63 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 20 Oktober 2019 - 19:15

Hallo Diane,

 

nur ganz kurz: es ist immer Sache der Herausgeber, wie sie es mit dem Lektorat handhaben. Die Kollegen von Exodus schicken ihren Autoren z.B. immer die lektorierten Texte zum Gegenlesen. Bei Nova machen wir das nur, wenn intensivere Eingriffe in den Text nötig sind, die über Korrektur und Glättung hinausgehen.

 

In diesem Fall habe ich einfach einen Job angenommen und bin während der Arbeit zu dem Schluß gekommen, daß die meisten Texte nicht einmal annähernd veröffentlichungsreif sind. Das habe ich auch einem der beiden Herausgeber mit dem Hinweis mitgeteilt, daß auch ein noch so gründliches Lektorat nicht viel daran ändern kann.

 

Schöne Grüße 

MKI 



#64 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 20 Oktober 2019 - 19:38

Ganz allgemein möchte ich zu bedenken geben, dass die Anzahl deutscher SF-Autoren, die dazu in der Lage sind, eine Kurzgeschichte in Top-Qualität abzuliefern, an der nicht mehr viel herumlektoriert oder -korrigiert werden muss, ziemlich klein ist, und dass es eine ganze Menge Gründe dafür gibt, die hier zu diskutieren sicher müßig ist.

 

 

Wir wollen uns nichts vormachen: wer überhaupt deutsche SF publizieren will, ob als Magazin- und Anthologieherausgeber oder Kleinverleger, muß sich, so er ein bißchen literarischen Geschmack hat, der Tatsache stellen, daß die Ressourcen begrenzt sind und fähige Autoren nicht gerade auf Bäumen wachsen. 

 

Wenn ich eine Nova-Ausgabe zusammenstelle, geht's mir ungefähr so: Ich habe ein bis zwei starke Geschichten, die dem entsprechen, was ich mir im Idealfall von der deutschen SF wünsche. Dann drei bis vier solide Geschichten von Autoren, die vielleicht nicht immer Spitzenstories schreiben, aber zuverlässig lesenswertes Material abliefern. Und danach beginnen bereits das Abwägen und die Kompromisse. Man will ja auch Neulinge aufbauen und nicht immer dieselben Autoren veröffentlichen. Kollege Dirk Alt hift mir neuerdings, bei Stories, die auf der Kippe stehen, eine Entscheidung zu treffen und ggf. in Zusammenarbeit mit dern Autoren Publikationsreife zu erreichen. Damit haben wir einen zusätzlichen Qualitätsfilter eingebaut, der die Auswahlarbeit verbessert.

 

Würden wir uns ausschließlich auf herausragende Stories - etwa in der Qualität von Karsten Kruschels "Teufels Obliegenheiten" oder Thomas Siebers "Enola in Ewigkeit" - beschränken, könnte nur alle zwei Jahre eine Nova-Ausgabe erscheinen. Wer eine einigermaßen regelmäßige Publikation auf die Beine stellen will, muß mit dem arbeiten, was er zu einem gegebenen Zeitpunkt hat. Das ist mal mehr, mal weniger, das ist mal besser und mal ziemlich mager. Die Frage ist, wo man die Grenze zieht und ob man, nur um ein Buch zu füllen, auch noch die faulsten Kompromisse eingeht. Ich habe alle Texte in der hier diskutierten Anthologie gründlich durchgearbeitet und kann nur sagen, daß ich angesichts des Gebotenen das Anthologie-Projekt abgesagt hätte.

 

Gruß 

MKI 


Bearbeitet von Michael Iwoleit, 21 Oktober 2019 - 17:05.


#65 Susanne11

Susanne11

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Geschrieben 20 Oktober 2019 - 19:49

 

Ich meine, andersrum wird ein Schuh draus: Handlung und Ideen sind zweitrangig. Das Wie ist entscheidend. Jeder kann eine Idee haben oder sich eine Geschichte ausdenken. Zu einem Leseerlebnis wird es erst durch die Machart. Und damit ist nicht bloß die oberflächliche grammatische Korrektheit gemeint, sondern tausende andere Dinge, die eine Erzählung erst lebendig machen, Farbe, Rhythmus, Atmosphäre, Witz, Rethorik etc.

 

 

Diese Diskussion ist sehr interessant, denn ich habe keine Ahnung wie Publikationen im Einzelnen vor sich gehen. Ich bin reine Leserin und habe noch nie versucht Literatur zu schreiben - heißt: ich gehöre sozusagen zur Zielgruppe eurer Bemühungen.

 

Dem oben zitierten Satz stimme ich vollumfänglich zu. Mit schlechtem Stil kann man jeden guten Inhalt verderben. Aber ein guter Stilist kann auch aus einem schon mehrfach verwendetem Thema etwas Spannendes machen.

 

Bücher, die ich stilistisch schlecht finde, lese ich nicht. Das Leben ist zu kurz und ich bin zu alt, um mich mit literarischem Murks zu beschäftigen.


Bearbeitet von Susanne11, 20 Oktober 2019 - 20:43.


#66 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 07:46

Ja, ja, die große Qualitätsdiskussion. Halten wir fest. Punk Musik von Bands wie The Exloited oder den Sex Pistols, das ist was anderes als die Musik von Gruppen wie Cream oder John Bonamassa. Jetzt kann man natürlich trefflich darüber diskutieren, dass die zweiten von virtuoser Seite her mehr einbringen und größere handwerkliche Fähigkeiten an ihren Instrumenten haben. Aber man kann ja nicht ernsthaft behaupten, das zweite ist richtige Musik und das erste nichts wert.

Das sind so die typischen Einstellungen in Deutschland zur Popkultur. Gut ist nur was anspruchsvoll ist und alles andere wird grundsätzlich verdammt und in den Senkel gestellt. 

Detlef Kaufmann, der Erfinder von Jerry Cotton, hat entsprechend dem Ruf des Heftromanes, lange ein Geheimnis daraus gemacht, das er die Figur erfunden hat:

https://www.welt.de/...h-enttarnt.html

 

Krimis, das war übrigens früher der Schund, die niederwertige Literatur, das, was man nur heimlich liest. Heute sind Krimis, die meistens dann Thriller heißen oder einfach als Roman betitelt sind, in der Mitte der Gesellschaft angekommen und der Schund heißt dann wahlweise SF, Fantasy oder Horror und siehe weiter vorne, im Zweifel schreibt man Roman drauf oder Thriller, hahahah. :bighlaugh:

 

Also Jungs und Mädels, bitte nicht mit der Schablone Geschichten und Bücher bewerten, besser mit Herz und Verstand, je nachdem was euch näher liegt, aber bitte keine Totschlagargumente bringen, die sie euch als Pennäler im Gymnasium eingeprügelt haben und die sagen, wahre Literatur muss langweilen und verschwurbelt sein.

 

Inhalt vs. Form ist ja auch so eine tolle Diskussion, als würde das eine ohne das andere funktionieren. Der hier doch die Lager spaltende Dath scheint mir beides zu vereinen. Verschwurbelt hochwertig, mit innovativen Ideen, trotzdem gefällt es ja vielen nicht, mir eingeschlossen, anderen dagegen umso mehr. 

Wenn Literatur aber nur von ihrem Inhalt lebt, der Stil schlecht und auch der Rest der Wortgebilden nix taugt, will das keiner lesen. Eine gedrechselte Sprache, hochgestochen, die aber nicht vorhandenen Inhalt zu Kaschieren versucht, ebenso wenig. Eine Geschichte ist immer dann besonders gut, wenn sie viele Kriterien erfüllt und da reicht weder das eine extrem noch das andere. Aber man muss sich nichts vormachen. Nur die wenigsten Werke bieten alles auf höchstem Niveau, sind wahre Meisterwerke in allen Disziplinen. Trotzdem gibt es tolle Werke, die herausstechen und den Leser bewegen und ihn in einen Rausch treiben, obwohl sie mehr oder minder deutliche oder auch weniger deutliche Schwächen haben. 

Daher sollte man eine Geschichte nicht oder nicht nur an ihren Schwächen bewerten, sondern vor allem an ihren Stärken, umso beachtlicher ist es, das die oben genannte "Enola in Ewigkeit" auf einem überraschend niedrigen 7. Platz beim KLP gelandet ist und beim DSFP es nicht einmal auf die Nominierungsliste schaffte.

 

Ja, Leute, diskutiert ruhig weiter, ob man nach Perfektionismus streben sollte, oder ob man sich doch besser auf das Wesentliche konzentriert und einfach schaut, ob eine Geschichte was taugt oder nicht. Literarischer Murks ist doch vielfältiger als es auf den ersten Blick den Anschein hat.



#67 HMP †

HMP †

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 08:17

 

Eine Geschichte ist immer dann besonders gut, wenn sie viele Kriterien erfüllt und da reicht weder das eine extrem noch das andere. Aber man muss sich nichts vormachen.

 

Eine Geschichte - oder besser in dem Fall: ein Text - in der der Verfasser nichts besseres zu tun hat, als der Welt zu zeigen, wie gut er handwerklich doch schreiben kann (wie literarisch wertvoll), aber ansonsten weit von dem entfernt ist, was das belletristische Schreiben eigentlich ausmacht (nämlich eben das zu tun: Eine Geschichte zu erzählen.) interessiert mich nicht die Bohne. Da ist Werbung im Fernsehen spannender, interessanter und informativer. Und die schaue ich mir in aller Regel auch nicht an.

 

Die Mischung macht's, darin hast Du recht. Handlung, Idee und Handwerk müssen sich die Waage halten. Eine gute Handlung allein trägt das Werk nicht, auch eine gute Idee alleine reicht nicht aus. Ebensowenig allerdings auch alleine ein gutes Handwerk. Wenn ich Bücher lesen will, die auf Idee und Handlung keinen Wert legen oder sie für zweitrangig halten, dann lese ich ein Sachbuch. Da erwarte ich weder Handlung noch Idee.


Bearbeitet von HMP, 21 Oktober 2019 - 08:20.

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#68 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 08:46

Perfektionismus ist sicher nicht der Anspruch dieser Anthologie. Wäre fast ein Widerspruch in sich. Ich denke, da sind wir uns alle einig.

 

Klar ist: Die tollste Geschichte lässt sich nicht vermitteln, wenn es an Sprache oder Stil hapert. Umgekehrt gleicht Stil auch nicht den Mangel an Ideen aus. Im Buch gibt es solche Fälle und solche. Achim Stößers Text ist zum Beispiel gar keine Geschichte (mangels Handlung), sondern, sagen wir: eine Abrechnung. Unabhängig davon, ob ich dieser inhaltlich zustimme: Wo bleibt da der Lesespaß? Da bin ich ganz bei HMP: Da kann ich ein Sachbuch lesen (oder einschlägige Blogs).

Davids Geschichte wiederum hat mir definitiv Spaß gemacht., obwohl sie nicht ganz ausgefeilt ist. Wobei ich das Ende ein bisschen "gewollt" fand. Na ja. Aber passte irgendwie. David hat erst recht spät von der Ausschreibung erfahren und ich mutmaße, dass er wenig Zeit hatte, die Geschichte zu schreiben. Ich bilde mir ein, dass man das beim Lesen merkt. Trotzdem ist er ein erfrischender Erzähler, den wir im Auge behalten sollten.


Bearbeitet von Uwe Post, 21 Oktober 2019 - 08:46.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#69 lapismont

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 10:33

Michael Schmidt - Der Tag als Mr. Curry Gott erblickte!

Eine weitere Geschichte aus der Galactic Pot Healer Bar. Zunächst mächtig verworren, wird erst am Ende klar, was da zwischen Mr. Curry und dem Goldenen Reiter läuft.

Das Thema der Anthologie passt natürlich zu Michas Schreib- und Erzählstil perfekt. Er schrieb schon Xenopunk, als die Beatles ihn erfanden.

Aber die schrille und durchgedrehte Erzählweise passt hier einfach perfekt.

 

 

Tobias Lagemann - Punkolotion

Das hatte ich schon auf dem Virtuellen Literaturcon von Galax vorgelesen gehört und auch selbstgelesen gefiel mir die Story.

Das liegt vor allem an der kauzigen Figur des Kosmonauten und dem Plottwist. allerdings hatte die Story auch den Vorteil, diesen zuerst zu bringen.

Auf jeden Fall ist die Story straff erzählt.

 

 

Alvar Borgan - Monarchie im All

Ein Augenzeuge berichtet vom legendären »Frankie†™s Monster«-Konzert und dem Untergang des Easy Bee.

In die Geschichte musste ich erst reinkommen, da unser Augenzeuge doch recht übertrieben Slang palavert, aber es machte zunehmend Spaß. Die erste Punkkonzert-Story der Antho.

 

 

Bastian Burgbrain - Terra muss sterben

Orc und Raty sind Aliens und Punker. Auf dem Weg zu einem Geheimkonzert werden sie von Mitgliedern einer faschistoiden Gang angegriffen.

Beginnt eigentlich recht amüsant, wird dann härter und endet irgendwie, ohne dass sich ein richtiger Plot entwickelt.

 

 

Achim Stößer - Zunder

Ein Alien berichtet über seinen Aufenthalt auf der Erde.

Eine typische Erdhistorie, wie sie immer mal wieder in SF-Geschichten auftaucht, diesmal nur ohne die Geschichte.

 

 

David Grade - Wie ich Carolls Catholic Cunts traf

Das nächste Punkkonzert.

Eine gemischte Gruppe Jugendlicher macht sich auf dem Weg zum Konzert von »Carolls Catholic Cunts«.

In Teilen ganz witzige Jugend- und Pubertierbetrachtung. Die Ideen mit den Drogen-Maden und dem Inwurmtransport gefielen mir gut, ansonsten gab die Story für mich nicht viel her, den Schluss habe ich gar nicht verstanden.

 

 

Diane Dirt - Säcke

Diane Dirt sitzt im Knast, weil sie sich nicht verchippen lassen will. Da setzt man ihr einen der Weltenrettenden Aliens als Zimmergenossen vor die Nase. Bald entbrennt ein Punk gegen Rock-Battle.

Die Story versucht sich an der Frage, was ist Punk und baut ein klein wenig Handlung drumherum. Das war mir aber zu wenig. Es bleiben sehr viele Fragen am ende offen.

 

 

Max Franke - Alien und Joe

Eine gemischte Punkergruppe sprengt eine Fascho-Kundgebung.

Auch hier wird die Frage nach dem Was ist Punk? gestellt. Zwar gibt†™s wieder keine Antwort, aber die Suche nach der Antwort gehört zu die Figuren. Das ist recht sensibel dargestellt und hätte für mich ruhig noch weiter verfolgt werden können.

 

 

Hartmut Holger Kraske - Metamorph Hermann

Der Text lebt von Nina Hagen und baut drum herum eine durchgedreht erzählte Alienodysse. Das Spiel mit der Metaebene, mit Sprache und popkulturellen Bezügen ist eine Abwechslung, ohne Frage, aber mir zu schrill und zu willkürlich zusammengeklebt. Eine bunte Collage, ein zehnfach übersprühtes Graffiti.

 

 

Surfin†™ William - New Planet - Same Shit

Die nächste Alien-Biographie.

Ein recht naives Alien hört vom Punk auf der Erde und hofft, durch ihn seinem langweiligen Leben zu entkommen.

Wieder geht es um »Was ist Punk?«. Zündete nicht.

 

 

Frederic Brake - Punx never dies

Zwei Punker sitzen um ein Lagerfeuer, in dem ein Alien brennt, trinken viel Bier und quatschen über die Alienpunks.

Kann man auch mal machen, aber das einzig halbwegs interessante und irgendwie leider auch absehbare, war die Verbrennung des Aliens. Klingt als inszenierte Lesung bestimmt besser.

 

 

Miklos Muhi - Mitleid wächst mit Leid

Ein Alienkind darf in der Schule mit Planeten spielen.

Ein gutes Beispiel, warum derartige Parabel-Geschichten nicht funktionieren.

 

 

Galax Acheronian - Versuch es nochmal

Ein Punker denkt über sich und den Rest nach. Dann erfährt er, dass er gar kein Punker ist.

Sorry, aber zu diesem Text fällt mir nichts Positives ein. Hier stimmt und passt gar nichts.

Der Titel ist mein tröstendes Wort an den Verfasser.

 

 

Sabine Frambach - Tagnacht

Eine Alien-Punkerin landet versehentlich in einer Palliativ-Institution auf dem Mond und bringt einem Sterbenden den Punk.

Genau die richtige Mischung aus SF, Horror und Punk.

 

 

Uwe Post - Rock am Saturnring

Noch ein Konzert.

Das Absagen eines Festivals kann die letzte Punkband des Kosmos nicht davon abhalten, aufzutreten.

Gewohnt schräger Post-Punk. Auch Uwe Post hat den Xeno-Punk mit dem Babyöl einmassiert bekommen und war schon dabei, als Bach ihn erfand.

 

 

Sven Klöpping - Xeno-Punk

Es gibt zu wenig Gedichte in SF-Anthologien! Sven beweist, dass dies ein ganz großes Manko ist.

 

 

Insgesamt eine munter gemischte Anthologie, sowohl was die Stlie, als auch was die Qualität anbelangt. Es gibt ein paar Aspekte, die sich beim Thema Punk verständlicherweise wiederholen, wie das Konzert und die »Was ist Punk?«-Frage, aber meist wurde sie doch recht unterschiedlich behandelt.

 

Wäre die Antho bei p.machinery erschienen, hätte Michael Haitel, Kritik an Satz und Korrektorat mit dem Hinweis »Das ist Punk!« zurückgewiesen. Ich fand†™s jetzt nicht wirklich schlümm, die Seitenzahlen beim Mikro-Inhaltsverzeichnis hab ich manuell ergänzt.

Das Cover find ich passend und allemal besser als generische Raumschiffe vor Planeten.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#70 Gast_fancy_*

Gast_fancy_*
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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 17:18

Hallo Lapismont,

 

ich weiß, was du im Zug gelesen hast ... :bighlaugh:

 

Bei Diane bleiben immer Fragen offen, das wird hier nicht zum ersten Mal bemängelt. ABER: Mir wurde auch schon berichtet, dass diese Fragen zum Nachdenken anregen. Diane deutet die Nebenstory, die auch schon mal die geheime Hauptrolle übernehmen kann, oft nur an. (Wie hier, dass die Erde von Aliens gerettet wurde, die Aliens ihren Heimatplaneten verloren, nun auf der Erde ausgegrenzt werden und sich lieber auf die Suche nach einem neuen Lebensraum machen, als zu bleiben. Der Leser könnte darüber nachdenken, was da im Hintergrund gelaufen ist, warum die Erde gerettet werden musste, wie die Aliens das geschafft haben und warum sie dabei ihre Heimat verloren, zum Beispiel.) 

Diane ist prinzipiell eine Autorin, die entweder gefällt oder nicht, auch weil sie Dialekt spricht.

 

Ich will dir die Story nicht schmackhaft machen, sondern nur berichten, wie Diane so tickt.

 

Was noch keiner angemerkt hat: Die Bilder im Innenteil finde ich ganz ansprechend bearbeitet.

 

Hallo Diane,

 

nur ganz kurz: es ist immer Sache der Herausgeber, wie sie es mit dem Lektorat handhaben. Die Kollegen von Exodus schicken ihren Autoren z.B. immer die lektorierten Texte zum Gegenlesen. Bei Nova machen wir das nur, wenn intensivere Eingriffe in den Text nötig sind, die über Korrektur und Glättung hinausgehen.

 

In diesem Fall habe ich einfach einen Job angenommen und bin während der Arbeit zu dem Schluß gekommen, daß die meisten Texte nicht einmal annähernd veröffentlichungsreif sind. Das habe ich auch einem der beiden Herausgeber mit dem Hinweis mitgeteilt, daß auch ein noch so gründliches Lektorat nicht viel daran ändern kann.

 

Schöne Grüße 

MKI 

 

Hallo Michael,

 

danke für die Info, Trotzdem weiß ich leider immer noch nicht, wie dein Lektorat nun abgelaufen ist. Hast du die Geschichten erst mal nur gelesen, Info an die Herausgeber gemacht, dass es nicht lohnt, Arbeit zu investieren und es dann aufgegeben? Die Story von Galax hast du auf jeden Fall lektoriert, das ist klar, aber wie war das nun mit den anderen Storys? Ich meine, bei Dianes Story lediglich ein paar Apostrophe entdeckt zu haben, die ich eigentlich extra weggelassen hatte, damit der Dialekt nicht noch mehr nervt.

 

Oh, gerade in einer anderen Antwort diese Aussage von dir gefunden:

 

"Ich habe alle Texte in der hier diskutierten Anthologie gründlich durchgearbeitet und kann nur sagen, daß ich angesichts des Gebotenen das Anthologie-Projekt abgesagt hätte."

 

Hm, dann muss ich meine Version mit der gedruckten abgleichen, um herauszufinden, was du geändert hast?

 

In vielen Dingen stimme ich dir zu. Es gibt relativ viele Autoren, bei denen das Selbstbewusstsein in krassem Widerspruch zum handwerklichen Können steht. Ein Grund, warum ich nicht öffentlich ausschreibe, wenn ich Anthologien herausgebe. Was an Murks kommt, wenn man das macht, ist oft wirklich nur schwer zu ertragen. (Mal ganz abgesehen davon, dass kein Schwein glaubt, er müsse sich an Ausschreibungsbedingungen halten, was auch extrem nervt.)

Auch habe ich schon mehrfach das Problem gehabt, dass mir Ideen gefielen, ich glaubte, das handwerkliche Defizit könne im Lektorat ausgebügelt werden und dann feststellen musste, dass die Autoren nicht mehr am Text arbeiten wollten. :blink:

Aber ich denke, die Qualitätsansprüche sind nicht allgemeingültig irgendwo nachzulesen, weil per Gesetzt festgeschrieben, sondern sind von Leser zu Leser unterschiedlich. Das worüber sich ein Lektor aufregt, wird häufig vom Leser gar nicht wahrgenommen.

Insofern ist es wohl doch auch in einem gewissen Maß eine Geschmackssache.

 

 

@ Uwe Post: Lass uns doch ruhig mal darüber diskutieren, warum es deiner Meinung nach so wenige Top-Autoren gibt und was die deiner Ansicht nach ausmacht. Warum nicht? Wir können die Diskussion ja an anderer Stelle führen, wenn Interesse besteht.

 

@Mammut: Wenigstens ist es nicht wieder die unsägliche U gegen E Debatte, denn es geht ja um Unterhaltungs... , darf ich Literatur sagen, ohne gelyncht zu werden? :confused:

 

@Susanne11: Na, dann bist du ja genau unsere Zielgruppe und kannst uns sagen, was der Leser*innen

erwartet. Woran erkennst du schlechten Stil? Was macht den für dich aus? Ich bin sehr gespannt, ob deine Ansprüche mit denen von Michael (MKI) übereinstimmen.

 

Liebe Grüße

 

fancy oder Diane



#71 HMP †

HMP †

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 17:59

@Mammut: Wenigstens ist es nicht wieder die unsägliche U gegen E Debatte, denn es geht ja um Unterhaltungs... , darf ich Literatur sagen, ohne gelyncht zu werden? :confused:

 

Wer sollte Dich deswegen lynchen :closedeyes: ?


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#72 Gast_fancy_*

Gast_fancy_*
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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 18:07

Die, die die Anthologie für Schrott halten?



#73 HMP †

HMP †

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 18:30

Die, die die Anthologie für Schrott halten?

 

Jede Art von Literatur sollte unterhalten. Die Art und Weise, wie sie das tut, hängt von den eigenen Erwartungen und eigenen Vorlieben ab. Unterhalten ist zunächst einmal nichts negatives. Manche fühlen sich durch schwere literarische Kost gut unterhalten, andere lieben es sich durch leichte oder gar seichte Dinge unterhalten zu lassen.


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#74 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 18:39

Hallo,

Jede Art von Literatur sollte unterhalten. Die Art und Weise, wie sie das tut, hängt von den eigenen Erwartungen und eigenen Vorlieben ab. Unterhalten ist zunächst einmal nichts negatives. Manche fühlen sich durch schwere literarische Kost gut unterhalten, andere lieben es sich durch leichte oder gar seichte Dinge unterhalten zu lassen.

 

yepp.

 

Insofern ist Literatur dann gelungen, wenn sie ein/ihr Publikum unterhält.

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")

#75 Susanne11

Susanne11

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 18:40

 

 

@Susanne11: Na, dann bist du ja genau unsere Zielgruppe und kannst uns sagen, was der Leser*innen

erwartet. Woran erkennst du schlechten Stil? Was macht den für dich aus? Ich bin sehr gespannt, ob deine Ansprüche mit denen von Michael (MKI) übereinstimmen.

 

Liebe Grüße

 

fancy oder Diane

 

Ich habe die Anthologie nicht gelesen und kann deswegen nichts zum Stil und Inhalt derselben schreiben.



#76 HMP †

HMP †

    Temponaut

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 18:45

Hallo,

 

yepp.

 

Insofern ist Literatur dann gelungen, wenn sie ein/ihr Publikum unterhält.

 

Viele Grüße

Tobias

 

Kannst Du die Ergänzung akzeptieren: Zielpublikum?


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#77 Galax

Galax

    Giganaut

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 18:57

Perfektionismus stand nie im Fokus, sondern Spaß und rumprobieren. Es gab auch nur drei Geschichten, die es nicht ins Buch geschafft haben, bei einer hat die Autorin sogar freiwillig ihre Geschichte zurückgezogen, obwohl das noch die Beste der drei schlechtesten war. Und um mal allgemein was zur "Qualitätsdiskussion" zu sagen:  Das ist doch oft nur ein Gefühl. Ich kenne hochgelobte Texte, die ich einfach nur bescheuert finde. Ich kenne verachtete Texte, die im Kern genial sind. Und ich sehe schlechte Bücher die Hitlisten stürmen und gute Bücher, die unbemerkt im Sumpf der Masse versinken. Und zum Glück manchmal auch andersrum ;) "Handwerkliche Perfektion" kann man immer wieder hochtreiben.

Es ist aber eine Frage der Erfahrung und auch eine Frage des "wer" und "wo" Wie sagte mal jemand zu mir: "Einige Autoren könnten Telefonbücher schreiben - und würden die Verkaufen wie nix" Die Kriterien ob man etwas als "gut genug" empfindet sind dermaßen gestreut, dass das nur jeder Einzelne für sich selbst auf den Punkt bringen kann.

 

Da ist einfach keine "Allgemeine Formel" Und nur weil wer mehr Rechtschreibfehler als andere macht, gleich in Zweifel zu ziehen, ob er Grundkenntnisse der deutschen Sprache beherrscht ist auch ein wenig weit hergeholt.

 

Ganz allgemein möchte ich zu bedenken geben, dass die Anzahl deutscher SF-Autoren, die dazu in der Lage sind, eine Kurzgeschichte in Top-Qualität abzuliefern, an der nicht mehr viel herumlektoriert oder -korrigiert werden muss, ziemlich klein ist, und dass es eine ganze Menge Gründe dafür gibt, die hier zu diskutieren sicher müßig ist.

 

Das stimmt. Zähle ich übrigens mich nicht zu. Ich wollte nie Kurzgeschichten schreiben, und eigentlich habe ich es auch nie ... In der Regel wird nämlich mind. ne Novelle draus. :D :D :D  (Oder n Roman ;) ) Aber irgendwo muss man ja anfangen, denn wie Viele von denen, die ohne Nachzufragen das "Telefonbuch des Etablierten" kaufen und dieses auch genial finden ohne rein zu schauen, würde den Roman eines Newcomers nehmen - notfalls  geschenkt? :P Eine eher überschaubare Zahl ...

Und grundlegend habe ich mit Kurzgeschichten längst aufgehört. Gelegentlich miste ich meine Anfängerschublade aus und schau, ob da verwertbares enthalten ist, überarbeite das und verteile es bei diversen Ausschreibungen, damits halt nicht ganz umsonst war. Der Rest ist längst gelöscht - und das ist gut so.


Bearbeitet von Galax, 21 Oktober 2019 - 18:58.

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#78 Naut

Naut

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 20:35

Galax, bevor das hier wieder eskaliert: Doch, es gibt objektivierbare Qualitätsmaßstäbe für Literatur. Michael Iwoleit, der hier (wieder) gegen die schlechte Literatur poltert, hat darüber eine längere Essayserie verfasst, die auch noch irgendwo zu finden ist. Dass eine solche gesteigerte Qualität den meisten Lesern wumpe ist, stimmt aber auch, schafft aber diese nicht aus der Welt. Damit muss man sich abfinden: Michael, aber Du auch. :)
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#79 Galax

Galax

    Giganaut

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 20:58

Galax, bevor das hier wieder eskaliert: Doch, es gibt objektivierbare Qualitätsmaßstäbe für Literatur. Michael Iwoleit, der hier (wieder) gegen die schlechte Literatur poltert, hat darüber eine längere Essayserie verfasst, die auch noch irgendwo zu finden ist. Dass eine solche gesteigerte Qualität den meisten Lesern wumpe ist, stimmt aber auch, schafft aber diese nicht aus der Welt. Damit muss man sich abfinden: Michael, aber Du auch. :)

 

Keine Sorge ^^ Ich will nicht die Existenz der Qualität und ihre Merkmale selbst in Frage stellen. Darum ging es auch garnicht.


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#80 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 22:22

Hallo Diane,  

danke für die Info, Trotzdem weiß ich leider immer noch nicht, wie dein Lektorat nun abgelaufen ist. Hast du die Geschichten erst mal nur gelesen, Info an die Herausgeber gemacht, dass es nicht lohnt, Arbeit zu investieren und es dann aufgegeben? Die Story von Galax hast du auf jeden Fall lektoriert, das ist klar, aber wie war das nun mit den anderen Storys? Ich meine, bei Dianes Story lediglich ein paar Apostrophe entdeckt zu haben, die ich eigentlich extra weggelassen hatte, damit der Dialekt nicht noch mehr nervt.

 

 

 

Wie gesagt enthält die Anthologie ein paar brauchbare Geschichten, und der Aufwand an Bearbeitung, die mir zur Lesbarmachung nötig erschien, schwankte von Geschichte zu Geschichte. Extrem war es bei Galax' Geschichte, bei der ich kaum einen Satz unbearbeitet lassen konnte und manche Absätze komplett umschreiben mußte, um sie verständlich zu machen. Das hat mit Lektorat eigentlich nichts mehr zu tun.

 

Grundsätzlich ist es nicht die Aufgabe des Lektorats, alles besser zu wissen als der Autor. Aufgabe des Lektorats ist es, sprachliche und sachliche Fehler, Unklarheiten und punktuelle stilistische Mängel zu beseitigen, dabei aber so weit wie möglich die Eigenart des Autors zu bewahren. Das Lektorat sollte dem Autor und Text dienlich sein, nicht der Eitelkeit des Bearbeiters.

 

Manchmal gibt es Grenzfälle, wo man als Redakteur sagt: eigentlich eine gute Geschichte, wenn gewisse sprachliche und erzählerische Mängel nicht wären. In solchen Fällen kann man in Rücksprache mit dem Autor eine intensivere Bearbeitung vornehmen, oder der Autor nimmt die Anregungen auf und macht die Überarbeitung selbst. Alles, was darüber hinaus geht, ist aber in der Regel vergebene Liebesmüh. Unterhalb einer gewissen handwerklichen Mindestqualität sollte man Geschichten als nicht veröffentlichungsreif abhaken.

 

Für die Beurteilung der Qualität ist es übrigens nicht ausschlaggebend, ob mir persönlich eine Geschichte gefällt oder nicht. Michael Schmidt mag mir verzeihen, wenn ich ihn als Beispiel anführe: Aus meiner Sicht, der ich mir innovativere deutsche SF wünschen würde, schreibt Michael in seinen typischen Geschichten epigonalen Cyberpunk, der nicht viel Neues bringt und mich stark an Autoren wie Pat Cadigan erinnert. Aber das macht er eben so geschickt und stilsicher, mit Witz, Ironie und schrillen Figuren, daß ich solche Geschichten jederzeit veröffentlichen würde. Es kann und muß nicht alles neu und überragend sein. Eine solide erzählte Geschichte, gleich welcher Stilrichtung, ist ein Wert in sich.

 

Schöne Grüße 

Michael 

 

 


Bearbeitet von Michael Iwoleit, 21 Oktober 2019 - 22:34.


#81 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 22:30

Damit muss man sich abfinden: Michael, aber Du auch. :)

 

Klar. Ich werde weder Stümpereien noch Stümper aus der Welt schaffen. Aber bei dem einen oder anderen, so er willens und belehrbar ist, könnten deutliche Worte vielleicht einen Lernprozeß in Gang setzen.

 

Ich glaube sogar, daß es in bescheidenem Maße bereits gelungen ist. Der Anteil brauchbarer bis guter Geschichten, die uns für Nova angeboten werden, ist in den letzten Jahren merklich angestiegen, auch unter Neulingen. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, daß jemand, der in Nova veröffentlichen will, ein Mindestmaß an Mühe auf sein Handwerk verwenden sollte.

 

Schöne Grüße 

Michael 



#82 lapismont

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Geschrieben 21 Oktober 2019 - 23:57

Klar. Ich werde weder Stümpereien noch Stümper aus der Welt schaffen. Aber bei dem einen oder anderen, so er willens und belehrbar ist, könnten deutliche Worte vielleicht einen Lernprozeß in Gang setzen.

 

Schöne Grüße 

Michael 

Du hast ja nun auch das Vorwort zu »Xeno-Punk« verfasst. Gabs da keinen Raum für Zaunpfahlwinkereien aus der Lektorats- oder SF-Koryphäenhölle? 

 

Ganz ernsthaft und ironiefrei gefragt.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#83 T. Lagemann

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Geschrieben 22 Oktober 2019 - 05:14

Hallo,

Kannst Du die Ergänzung akzeptieren: Zielpublikum?

 

zuerst hatte ich Zielpublikum geschrieben, es dann aber auf ein/sein Publikum geändert. Mit "sein Publikum" meine ich das von dem/der Verfasser/in gedachte, mit "ein" ein sich aus welchen Gründen auch immer ergebendes Publikum. Natürlich lässt sich dann sagen, dass das Buch nicht gelungen ist, weil es sein Publikum nicht erreicht hat. Aber es hat ein Publikum erreicht, also funktioniert es für eben das Publikum so, dass es unterhält. Es ist also auch dann "gelungen", wenn auch aus falschen Gründen, denn es unterhält ja.

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")

#84 HMP †

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Geschrieben 22 Oktober 2019 - 05:19

Hallo,

 

zuerst hatte ich Zielpublikum geschrieben, es dann aber auf ein/sein Publikum geändert. Mit "sein Publikum" meine ich das von dem/der Verfasser/in gedachte, mit "ein" ein sich aus welchen Gründen auch immer ergebendes Publikum. Natürlich lässt sich dann sagen, dass das Buch nicht gelungen ist, weil es sein Publikum nicht erreicht hat. Aber es hat ein Publikum erreicht, also funktioniert es für eben das Publikum so, dass es unterhält. Es ist also auch dann "gelungen", wenn auch aus falschen Gründen, denn es unterhält ja.

 

Viele Grüße

Tobias

 

OK, damit kann ich leben.


Universal Columnist

Es gibt immer etwas, wozu es etwas zu sagen gibt. Immer!
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#85 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 22 Oktober 2019 - 07:37

Galax Acheronian - Versuch es nochmal

War mir zu dröge, habe ich abgebrochen

 

 

Der Autor würde wohl zu Deiner Besprechung sagen: Siehe Titel. ;)

 

 

Außerdem sollte hier kein großes Literaturwerk entstehen, sondern der Spaß-Faktor spielte eine große Rolle.

 

Die Frage ist halt: Wer hat Spaß? Die AutorInnen? Oder auch die LeserInnen? Wenn es nur die Ersten sind, ist es zwar auch schön, dann sollte man die Sachen aber nicht veröffentlichen. Wie ich überhaupt glaube, dass nicht zu viel geschrieben, sondern im Verhältnis dazu zu viel veröffentlicht wird. Bei vielen Anthologien hat man den Eindruck, die Schreibenden wollen alles publizieren, jede Geschichte, die sie schreiben. Tut den Büchern meist nicht gut.

 

Nur eine grundsätzliche Anmerkung. Nicht auf diese Anthologie bezogen - die ich nicht kenne. (Aber wenn sie so unterhaltsam ist wie der Thread, sollte man sie vielleicht doch kaufen. ;)


Bearbeitet von Dyrnberg, 22 Oktober 2019 - 07:38.


#86 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 22 Oktober 2019 - 08:12

Die Frage ist halt: Wer hat Spaß? Die AutorInnen? Oder auch die LeserInnen? Wenn es nur die Ersten sind, ist es zwar auch schön, dann sollte man die Sachen aber nicht veröffentlichen. Wie ich überhaupt glaube, dass nicht zu viel geschrieben, sondern im Verhältnis dazu zu viel veröffentlicht wird. Bei vielen Anthologien hat man den Eindruck, die Schreibenden wollen alles publizieren, jede Geschichte, die sie schreiben. Tut den Büchern meist nicht gut.

 

Ich will damit nicht die Autoren rausnehmen, die stehen ja genauso in der Pflicht, ihre Geschichten auf ein hohes Qualitätsniveau zu hieven und erst dann zur Veröffentlichung anzubieten. Aber letztendlich ist das im Falle einer Anthologie die Aufgabe des Herausgebers, dafür zu sorgen und entsprechend auszuwählen.



#87 Frederic Brake

Frederic Brake

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Geschrieben 22 Oktober 2019 - 09:55

Ich halte mich - auch wenn es ein wenig nach Hybris klingt- für einen soliden, wenn auch durchschnittlichen, Autor. Folglich entspricht mein Qualitätsempfinden dem, was ich für gleich/besser/schlechter als meine Schreibe halte. Wohlgemerkt, dass ist MEINE Qualitätsskala. Die ist aber nur bedingt die Skala aller anderen. Genauso, wie mein Lesegeschmack, mein Geschmack und meine Unterhaltungserwartung. Und hier liegt die Krux aller Diskussionen über Qualität und Anspruch. Trotz aller objektiven Kriterien liegt es letztendlich beim Leser, was ihm gefällt. Das kann Kernschrott sein, Mittelmaß oder eine literarische Perle. Ich verstehe Michaels Unmut durchaus, selbst ohne die Rohwerke gesehen zu haben. Ich denke, jeder, der schon mal lektoriert hat oder Herausgeber war, kann das. Ich habe hohen Respekt vor Michaels Fähigkeiten und schätze seine Meinung und Ratschläge, was das Schreiben angeht. Gleichzeitig bin ich der Meinung, dass man Experimente durchaus zulassen darf. Lernen erfordert Fehler. Also muss man Fehler zulassen, was im Experiment gut klappt. Das schwierigste Wort, das man als Lektor und Herausgeber lernen muss richtig einzusetzen, ist wahrscheinlich "nein". Es kann, falsch eingesetzt, gravierenste Konsequenzen haben, persönliche oder im Bezug auf eine Veröffentlichung. Vielleicht hätte ein entschiedenes Nein bei Xenopunk die Qualität insgesamt heben können. Es hätte aber auch das Aus der Antho bedeuten können, was auf persönlicher Ebene der Herausgeber ggf. ein Tiefschlag hätte sein können, ihnen und den Autoren aber die jetzige öffentliche Diskussion erspart hätte. Im Nachgang daher zu postulieren, man hätte das Projekt nicht umsetzen sollen, halte ich, bei aller berechtigter Kritik und bei allem Respekt, für unglücklich.
I was lying in my bed the other night and looked up to the stars and thought:
who the hell took my roof and ceiling?

#88 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 22 Oktober 2019 - 11:20

Für die Beurteilung der Qualität ist es übrigens nicht ausschlaggebend, ob mir persönlich eine Geschichte gefällt oder nicht. Michael Schmidt mag mir verzeihen, wenn ich ihn als Beispiel anführe: Aus meiner Sicht, der ich mir innovativere deutsche SF wünschen würde, schreibt Michael in seinen typischen Geschichten epigonalen Cyberpunk, der nicht viel Neues bringt und mich stark an Autoren wie Pat Cadigan erinnert. Aber das macht er eben so geschickt und stilsicher, mit Witz, Ironie und schrillen Figuren, daß ich solche Geschichten jederzeit veröffentlichen würde. Es kann und muß nicht alles neu und überragend sein. Eine solide erzählte Geschichte, gleich welcher Stilrichtung, ist ein Wert in sich.

 

Schöne Grüße 

Michael 

 

 

 

 

Ein befreundeter Autor auf dem Bucon meinte, er hätte Schwierigkeiten, seine eigenen Geschichten neutral zu beurteilen und ein Stück weit geht das wohl jedem so, daher ist meine Aussage jetzt natürlich subjektiv. Die vorliegende Geschichte "Der Tag als Mr.Curry Gott erblickte" ist ja kein Cyberpunk sondern zum Titel passend Xeno-Punk wenn man es so nennen will. Eine Geschichtenreihe, die in einer Weltraumkneipe spielt und popkulturelle Anspielungen hat, wo als deutsche Sagengestalten oder Hans Albers auftauchen, Anklänge an die NDW zu finden sind, Hair und die Blumenkinder drin vorkommen oder wie in der vorliegenden Geschichte Personal und Themen aus der Rocky Horror Picture Show, das finde ich aus popkulturellen Sicht doch durchaus innovativ, ich wüsste zumindest nicht, wo ich da große Anleihen genommen habe. Bei der sechsten noch unveröffentlichten Geschichte ist sogar Boris Johnson, der britische Premier als Alien enthalten und es wird behandelt, warum er sein könnte wie er ist.

Wie auch immer, ich nutze einfach mal die Gelegenheit und mache Werbung für die bisherigen Geschichten aus der Galactic Pot Healer Bar, ihr möget es mir verzeihen:

http://defms.blogspo...pot-healer.html



#89 Galax

Galax

    Giganaut

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Geschrieben 22 Oktober 2019 - 11:44

Der Autor würde wohl zu Deiner Besprechung sagen: Siehe Titel. ;)

 

Nope :) Ich sage da: "Schade." Die Story mag ich trotzdem, den "Punk" ist eben mehr  - kam nicht an, ist halt schade :P

Passt aber.

 

 

Die Frage ist halt: Wer hat Spaß? Die AutorInnen? Oder auch die LeserInnen? Wenn es nur die Ersten sind, ist es zwar auch schön, dann sollte man die Sachen aber nicht veröffentlichen. Wie ich überhaupt glaube, dass nicht zu viel geschrieben, sondern im Verhältnis dazu zu viel veröffentlicht wird. Bei vielen Anthologien hat man den Eindruck, die Schreibenden wollen alles publizieren, jede Geschichte, die sie schreiben. Tut den Büchern meist nicht gut.

 

 

Die Autoren sollten Spaß haben, einfach mal was zu machen. Es soll auch garnicht jeden gefallen. Wäre ja noch schöner, es allen recht zu machen :P Wo isn das noch Punk? :P  

 

Nur eine grundsätzliche Anmerkung. Nicht auf diese Anthologie bezogen - die ich nicht kenne. (Aber wenn sie so unterhaltsam ist wie der Thread, sollte man sie vielleicht doch kaufen. ;)

 

 

Nur zu ^^


"Das Urteil folgt dem Vorurteil."

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#90 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 22 Oktober 2019 - 14:28

Ist auch keine große Investition. Mit 2,99€ sind sie dabei:

https://www.reuffel....chael/Xeno-Punk




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