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Das schwarze Loch deutschsprachiger SF


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227 Antworten in diesem Thema

#121 Clauss-Hausen

Clauss-Hausen

    Cybernaut

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Geschrieben 11 Mai 2021 - 21:51

Oh, der Thread lebt ja noch, trotz der Naysayer.

Ein paar gibt es offenbar, die an Moeglichkeiten glauben statt Hindernisse zu sehen.

 

Ich denke nicht, dass die Schattenexistenz der SF zwingend am Mangel an deutschen Autoren liegt. Mit Andreas Eschbach und Frank Schaetzing sind zwei der bedeutendsten Autoren der Gegenwart aus dem SF Genre. Etwas machen die beiden offenbar richtig, was aber nicht aufs ganze Genre ueberschwappt. Unmoeglich ist es also nicht, mit SF ganz gross zu werden.

 

Ueberrascht hat mich aber, dass deren Namen kaum jemandem beim Con gelaeufig waren, und dass der Schwarm, von dem ich dachte, es sei ein weltweiter Bestseller gewesen, bei einer ganzen Reihe von Worldcon Chairs, Autoren und SF Aktivisten nur Schulterzucken ausloeste. Das schiebe ich nun schon auf die sonst bei uns brachliegende SF Landschaft. Wenn der Schwarm ein internationaler Erfolg war, wurde er dort nicht als SF wahrgenommen.

Allerdings wird der Schwarm, soweit ich weiss, gerade zu einer Serie umgesetzt, die das durchaus aendern koennte.

Auch ein Ansatzpunkt, sich diese erwartete Popularitaet einer deutschen SF irgendwie international zunutze zu machen.

 

Perry Rhodan duerfte das international bekannteste SF Produkt aus deutschen Landen sein. Die Japaner beim Con kannten die Serie auf jeden Fall und selbst Bekannte aus Neuseeland haben schon mal reingelesen. Vielleicht gibt es auch hier Hebel, wie man das fuers ganze Genre nutzen koennte. Die Energien des jetzt folgenden Naysayens schlage ich vor besser in die Findung einer moeglichen Antwort zu investieren.

 

Auch ein Punkt ist die Magazinlandschaft. Es gibt meines Wissens kein Pro-SF-Magazin. Trotz zweier Nominierungen zum DSFP habe ich in Deutschland noch keinen Cent Honorar gesehen.

Mein erstes Honorar je kam aus Polen. Ich weiss natuerlich, dass der Vergleich hinkt, weil Polen gut und gerne das zehn- bis zwanzigfache Volumen des deutschsprachigen Buchmarkts hat, aber trotzdem ...

Letztlich machen die meisten Honorare den Bock nicht fett, aber sie sind ein unetruegliches Zeichen fuer eine ernstzunehmende Infrastruktur mit ernstzunehmenden Herausgebern.

 

Anthologien wuerde ich nicht zutrauen, eine Basis fuer eine florierende SF zu legen. Die kommen immer mal wieder, oder auch nicht.

Was man braucht, ist zumindest ein Magazin, das regelmaessig und professionell gemacht wird und damit auch mal irgendwann eine Reichweite kriegt. So etwas geht und wenn wir selbst schon keine Ideen haben, wie das zu erreichen ist, gibt es vielleicht hier und da Beispiele gut funktionierender Magazine, selbst in Laendern mit kleinerem Buchmarkt, denen man vielleicht das eine oder andere abschauen kann.

Robert Sawyer und Ted Kosmatka meinten, dass Magazine ein vernuenftiges Sprungbrett seien.

Eine interessante Beobachtung nebenbei ist, dass die Veroeffentlichungen, mit denen ich meine groessten Reichweiten erzielte, nicht unbedingt auch die waren, die das edelste Design besassen. Genaugenommen sogar andersrum.

 

In China kam Da Liu ueber das Magazin heraus. Three Body wurde nicht im Kaemmerchen geschrieben, um dann als Ueberraschungserfolg die Bestsellerlisten zu erklimmen, sondern er hat eine lange Geschichte mit dem Magazin. Three Body wurde dort komplett im Serienformat veroeffentlicht, ehe es erst zwischen Buchdeckel und dann zum Hugo Award kam.


Hörbuch - Das Ende der Party
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#122 Frank Lauenroth

Frank Lauenroth

    Quadruplenominaut

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Geschrieben 11 Mai 2021 - 22:38

Eine Idee kleiner gelang es ja MM mit dem Kanon, der zuerst novellenartig über die NOVA veröffentlicht wurde, um dann (nach dieser Form der Anfütterung :devil: ) als Monumentalwerk zu erscheinen.

 

Also brauchen wir ein Magazin?

 

Klar, warum nicht? Gute Idee.

 

"Amazing Stories Germany" oder "Atemberaubende Geschichten".

 

Vielleicht könnten die über den gleichen Kanal wie PR vertrieben werden. 


 In memoriam Michael Szameit / Christian Weis / Alfred Kruse / Rico Gehrke                                                          : Aktuelle Projekte und neue Veröffentlichungen :                                                'Gleich' ist der Tod des kleinen Mannes.


#123 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 06:09

Wir haben zwei Magazine: Nova und Exodus. Was die von Pro-SF-Magazinen (im Sinne von "stützen eine Profi-Szene") unterscheidet, ist nach meinem Eindruck lediglich die Reichweite, nicht aber die Erstellung. Auswahl, Lektorat, Layout etc. passen.

Darüber hinaus gibt es auch Anthologien-Reihen, zu denen immer wieder Ausgaben erscheinen - wenn nicht als reine SF, dann als Fantastik. RHODAN veröffentlicht mit STELLARIS ebenfalls Kurzgeschichten (übrigens meistens nicht vom Autorenteam verfasst), die in der Nachverwertung als eBook-Bundles zu haben sind.

In der c't erscheinen bezahlte SF-Kurzgeschichten.

Die Anthologien, die es früher bei Heyne gab, waren (wenn stimmt, was allgemein kolportiert wird) quersubventionierte Zuschussgeschäfte.

 

Andreas Eschbach und Frank Schätzing sind zwar international erhältlich, aber bei Frank Schätzing beschränkt sich das - soweit ich mitbekommen habe - im Wesentlichen auf Der Schwarm, und bei Andreas Eschbach im englischsprachigen Bereich auch auf wenige Titel. Es ist super, dass das überhaupt geklappt hat, aber der Weg dorthin lief nicht über Fandom, Magazine und Teilnahme an Conventions, sondern über Literaturagenturen (bei Schätzings Schwarm über die Buchmesse London, wo das Manuskript bereits eingekauft wurde, bevor die deutschsprachige Fassung fertig war - also auch vor dem großen Erfolg auf dem deutschsprachigen Markt - und Schätzing hatte vorher "nur" Erfolg im Regionalkrimi).

 

Clauss-Hausens Eindruck, dass die Wahrnehmung der internationalen Szene oft von der heimischen abweicht, kann ich bestätigen. Teils kennt man dort deutschsprachige Autorinnen und Autoren, die hierzulande vermutlich so gut wie niemand auf dem Schirm hat - weil sie auf Englisch schreiben und ihre Kurzgeschichten es über die angesprochenen Magazine (die insbesondere in den USA einen ganz anderen Stellenwert haben) auf die HUGO-Nominierungslisten schaffen. Sehr erfolgreiche Autoren aus dem deutschsprachigen Raum dagegen werden nicht wahrgenommen, weil es kein signifikant aktives deutschsprachiges Fandom gibt, dass auf internationalen Veranstaltungen Panels organisiert, auf denen vorgestellt wird, was hierzulande passiert. Da ist mir vom Dublin-WorldCon der israelische Beitrag ausgesprochen positiv in Erinnerung: eine Stunde lang wurde erzählt, was in Israel in Fan- und Profiszene passiert. Das war unterhaltsam und informativ zugleich. Sicher stürmen deswegen nicht sogleich 5 israelische SF-Autoren die NYT-Bestsellerliste - aber zumindest gibt es mal ein bisschen Aufmerksamkeit. Und das ist besser als nichts.


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#124 My.

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 07:36

Auch wenn das hier im SFCD-Forum stattfindet:

Den SFCD könnt ihr als Verein selbst von der Liste der potenziellen Unterstützer streichen.

Der SFCD hat gerade andere Probleme.

 

Es gibt allerdings einen Verlag, der eine Buchreihe "für den SFCD" verlegt, in der peu à peu z. B. auch der gute alte Name "Story Center" wieder auftaucht (und noch ganz andere Anthologien erscheinen [unter anderem auch sogenannte Beistellungen]), alles Aktivitäten, die der SFCD der Tatsache verdankt, dass man 2006 für 16 Euro einmaliger Einstellgebühr für Books-on-Demand-Produktionen zu geizig war und man es deshalb nicht selber machen musste.

 

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#125 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 07:59

 

[..]lediglich die Reichweite[..]

Aber das ist doch genau der Knackpunkt.

Zumindest zwei oder drei Ausgaben lang gab es NOVA sogar in Bahnhofsbuchhandlungen - es war wirtschaftlich ein Fiasko, soweit ich weiß.

Es mangelt weder an Autoren noch an Texten oder an Magazinen (wobei man im Detail sicher Dinge verbessern könnte).

 

Es mangelt an den Menschenmassen da draußen, die danach gieren, das Zeug zu lesen.


Bearbeitet von Uwe Post, 12 Mai 2021 - 08:05.

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#126 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 08:51

Aber das ist doch genau der Knackpunkt.

Zumindest zwei oder drei Ausgaben lang gab es NOVA sogar in Bahnhofsbuchhandlungen - es war wirtschaftlich ein Fiasko, soweit ich weiß.

Es mangelt weder an Autoren noch an Texten oder an Magazinen (wobei man im Detail sicher Dinge verbessern könnte).

 

Es mangelt an den Menschenmassen da draußen, die danach gieren, das Zeug zu lesen.

 

Absolut.

Mir schien es in der Diskussion in die Richtung zu gehen, dass man ein Kurzgeschichten-Magazin von Null aufbauen müsse, weil es keines gäbe. Es gibt aber nach meiner Wahrnehmung wenigstens zwei - die "Logistik" mit dem Sichten von Einreichungen, dem Lektorat und der Herstellung sind also bereits (mehrfach) vorhanden. Darauf könnte man aufbauen und müsste nun die Reichweite erzeugen.

Das ist natürlich sehr schwierig - aber diese Schwierigkeit hätte man bei einem neuen Magazin, das bei Null starten würde, ja ebenfalls.


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#127 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 08:55

man köntte (und sollte) sich in der Bloggerszene mal umhorchen, wer sich denn nebenher als Blogger in Verbindung mit dem SFCD zur verfügung stellen möchte. Wird es nicht viele geben.

Ich erinnere mal ganz nebenbei an Uwe sein Projekt "deutsche science fiction" - da haben wir dies alles doch schon; Ein Blog, der regelmäßig aus der SF-szene berichtet, wenn auch etwas selektiv.
Gefühlt scheint dieser und der Fantasyguide die einzigen beiden zu sein, die sich dem hier geforderten widmen.

Ich könnte mir schon vorstellen, auch Rezensionen zu Kurzgeschichten im Einzelnen und zu Sammelbänden im Blog aufzunehmen, wenn die Qualität stimmt †¦


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#128 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 08:59

Auch ein Punkt ist die Magazinlandschaft. Es gibt meines Wissens kein Pro-SF-Magazin. Trotz zweier Nominierungen zum DSFP habe ich in Deutschland noch keinen Cent Honorar gesehen.

Mein erstes Honorar je kam aus Polen. Ich weiss natuerlich, dass der Vergleich hinkt, weil Polen gut und gerne das zehn- bis zwanzigfache Volumen des deutschsprachigen Buchmarkts hat, aber trotzdem ...

Letztlich machen die meisten Honorare den Bock nicht fett, aber sie sind ein unetruegliches Zeichen fuer eine ernstzunehmende Infrastruktur mit ernstzunehmenden Herausgebern.

 

Um Honorare zahlen zu müssen, braucht es ja erst einmal nennenswerte Einnahmen. Ich weiß ja nicht wie die Situation in Polen ist, aber in Deutschland ist die Konkurrenz an Kurzgeschichtenveröffentlichungen groß.

Beim Vincent Preis 2020 wurden nur für Horror über 200 Kurzgeschichten letztes Jahr erfasst und das waren mit Sicherheit nicht alle:

https://vincent-prei...ichte-2020.html

 

2019 waren es 338, ebenfalls nicht vollständig:

https://vincent-prei...ichte-2019.html

 

Eine solche Auflistung gibt es bei der SF nicht, die Größenordnung wird aber ähnlich sein. Mit c´t und Spektrum der Wissenschaft gibt es Zeitschriften, die bezahlen für eine Veröffentlichung, es gibt auch andere Publikationen, da bekommt man für Kurzgeschichten Tantiemen.

 

Meines Erachtens wäre es aber besser, das erwirtschaftete Geld eines Magazins in Werbung zu investieren. Der Autor selbst hat von den geringen Tantiemen nicht viel, da ist es doch besser, das Magazin und seine Geschichten bekannter zu machen und da ist bezahlte Werbung eine Möglichkeit. Wenn der Autor Tantieme bekommt, fühlt er sich gut, aber was ändert sich sonst? Bekannter wird das Magazin dann nur bei anderen Autoren, die nämlich ebenfalls gerne bezahlt werden wollen. Aber das entsprechende Magazin/Anthologie soll ja Leser bekommen, an Autoren mangelt es ja nicht unbedingt.



#129 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 09:08

 

 

Ich könnte mir schon vorstellen, auch Rezensionen zu Kurzgeschichten im Einzelnen und zu Sammelbänden im Blog aufzunehmen, wenn die Qualität stimmt †¦

Ich hab das bei NOVA auch schonmal gemacht, letztlich schaffe ich es aber nicht alleine, und die wenigen Mitstreiter, die mich sporadisch mit Rezensionen unterstützen, reichen einfach nicht, um mehr Inhalte zu bringen. Wie gesagt, wer unterstützen möchte, einfach PN schicken. Tatsache ist, dass ich deutlich mehr Wünsche von Selfpublishern reinbekomme, doch bitte ihr Buch zu rezensieren, als Wünsche von Leuten, solche für die Seite zu verfassen. Ist schon ungünstig, wenn quasi alle SF-Leser auch SF-Autoren sind und umgekehrt.

 

 

Was die Magazinlandschaft angeht, muss man bei NOVA aus gegebenem Anlass wohl leider Abstriche machen. Man muss erstmal abwarten, wie groß der Schaden durch die Alt-Affäre ist, was die Bereitschaft von Autoren angeht, darin gedruckt zu werden, und ob die Verkaufszahlen darunter leiden.

 

 

 

[..]aber diese Schwierigkeit hätte man bei einem neuen Magazin, das bei Null starten würde, ja ebenfalls.

 

Ja, allerdings ist der Unterschied, ob man bei 0 Lesern oder [hier Auflage von Nova und Exodus einsetzen] Lesern beginnt, ist nicht sehr groß. Ein neues Magazin hätte sogar ein paar Vorteile, zuvorderst: Es wäre neu. Das ist ein Versprechen: Das Versprechen, einige Dinge anders zu machen. Das fällt vorhandenen Magazinen üblicherweise etwas schwerer. Veränderungen sind immer schwierig. Vor allem in unserem Alter.


Bearbeitet von Uwe Post, 12 Mai 2021 - 09:10.

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#130 Bernard

Bernard

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 09:51

Ja, allerdings ist der Unterschied, ob man bei 0 Lesern oder [hier Auflage von Nova und Exodus einsetzen] Lesern beginnt, ist nicht sehr groß.

 

Auf der Vertriebsseite hat man mit einem der etablierten Magazine wohl keine Vorteile, das stimmt.

Auf der Herstellungsseite hat man etablierte Abläufe und ein festes Team. Akquise von Geschichten und Grafiken, Lektorat, Layout, Druck, in Grenzen (Auflage ...) auch Versandlogistik.

 

Klar, man kann auch von Null etwas Neues machen, und sollte das auch tun, wenn man meint, dass Konzept oder Abläufe der bestehenden Magazine unbefriedigend sind. Der entscheidende Faktor bei all dem ist - das sage ich nach über 30 Jahren im Literaturbetrieb - Glück. Aber um im Lotto zu gewinnen, muss man eben einen Schein ausfüllen und abgeben.

 

Für die internationale Wahrnehmung der deutschsprachigen SF-Werke - die ja Ausgangspunkt dieses Diskussionsfadens ist - wird aber auch ein gut laufendes oder sogar ein exzellent laufendes Magazin nicht reichen. RHODAN verkauft nach einem Pressebericht aus diesem Jahr allein in der Hauptserie jede Woche 60.000 Exemplare, möglicherweise mehr (aus dem Bericht ist nicht klar ersichtlich, ob die eBooks eingerechnet sind oder nicht). Um mit einem Roman auf die Spiegel-Bestsellerliste zu kommen, reichen weniger als 10% davon, es ist also schon ein gigantischer Erfolg. Dennoch international nur mäßig erfolgreich/ kaum präsent auf internationalen Veranstaltungen, weil wir kein aktives Fandom signifikanter Größe haben, das stolz auf die heimischen Erfolge ist und diese Begeisterung nach außen trägt.


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#131 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 10:58

†¦ Tatsache ist, dass ich deutlich mehr Wünsche von Selfpublishern reinbekomme, doch bitte ihr Buch zu rezensieren, als Wünsche von Leuten, solche für die Seite zu verfassen. Ist schon ungünstig, wenn quasi alle SF-Leser auch SF-Autoren sind und umgekehrt.  †¦

Hmmm, das Problem ist virulent. Im Grunde kann man einiges an solchen "Gefälligkeits"-Rezensionen lesen. Insbesondere im weiblichen Autoren-, Fanbereich. (war glaube ich schon Thema). Die Begeisterungsstürme sind dann meistens groß, haben aber wenig mit einer fundierten Rezension zu tun. Es wurde einfach nicht geschafft bisher, eine "überparteiliche" Stelle zu schaffen, die Rezensionen speziell auf Kurzgeschichten spielt. Warum? Weil es anscheinend an Rezensenten fehlt. Wo sind also diese Leute, die gerne Kurzgeschichten lesen und auch etwas dazu zu sagen haben? Warum traut sich keiner die Verantwortung zu übernehmen oder ist es einfach "Feigheit vor dem Feind"? Ich glaube, den allermeisten ist es auch zu aufwendig für eine Kurzgeschichte eine Rezension zu schreiben die vielleicht genauso lange ist wie die Kurzgeschichte selbst (leicht übertrieben) - schlußendlich unzufrieden sind aber dann alle mit dem Zustand der Szene allgemein - ein bisschen mehr Antrieb wäre gut (seuftz).

zu Magazinen:

Alles gut und schön - persönlich fehlt mir einiges meist in den ganzen Magazinen. Meist werden die Geschichten einfach "hingeworfen" und erwartet, das jemand darauf anspringt. Was ist mit Einleitungen, Vorbesprechungen, Motivenforschung oder -erklärungen. Alles das  Rundherum, was eine Geschichte noch interessanter machen könnte. Ja, ich weiß viel Arbeit, aber was soll's.

Sorry, das waren jetzt hingeworfenen Gedanken aus der Sekundärecke †¦ mußte man sein, da dieses Thema ja schon immer wieder - erfolglos hochpopt †¦ Es hlift alles nicht, alles steht und fällt mit engagierten Leuten die arbeiten (aus Lust am Ding) †¦


Bearbeitet von Thomas Sebesta, 12 Mai 2021 - 10:59.

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#132 Frank

Frank

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 13:48

Es hlift alles nicht, alles steht und fällt mit engagierten Leuten die arbeiten (aus Lust am Ding) †¦

 

... und denjenigen, die Projekte "flankieren" mit Feedback und Kommentaren, mit Lob und Kritik. Mit Empfehlungen an andere usw. // Spread the word! :D Es ist einfach unglaublich frustrierend, drölf hundert Stunden in ein Projekt zu stecken, dass dann vielleicht sogar Wohlwollen und Beachtung, aber überhaupt keine Rückmeldungen erhält.


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#133 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 16:39


Also brauchen wir ein Magazin?

 

Klar, warum nicht? Gute Idee.

 

"Amazing Stories Germany" oder "Atemberaubende Geschichten".

 

Vielleicht könnten die über den gleichen Kanal wie PR vertrieben werden. 

 

Ein neues Magazin würde das Problem meiner Ansicht nicht wirklich lösen, wäre aber dennoch vielleicht einen Versuch wert, wenn es auch wirklich eine vorhandene Zielgruppe treffen kann, die man erst aber einmal finden muss. "Irgendwelche SF-Leser" als Zielgruppe anzupeilen wird nicht funktionieren. Die besten Geschichten in einem Band nützen nichts, wenn sie nicht zusammenpassen bzw. nicht zum Leser passen.

 

Mich würde auch mal interessieren, was z.B. den vielen Viel-Leser-Blogger/innen und Nicht-SF-Leser/innen an SF nicht gefällt. Man könnte irgendwo einen Fragebogen erstellen und Leute dazu einladen, an der Umfrage teilzunehmen. Ich bin sicher, das Problem ist nicht, dass SF in jedweder Form kategorisch abgelehnt wird, denn SF ist extrem divers. Sondern das Problem steckt in Details. Wer liest, liest auch SF, sobald er das zu ihm Passende im SF-Dschungel findet. 

 

 


Es mangelt weder an Autoren noch an Texten oder an Magazinen (wobei man im Detail sicher Dinge verbessern könnte).

 

Es mangelt an den Menschenmassen da draußen, die danach gieren, das Zeug zu lesen.

 

Es mangelt an Wegen, die Produkte zu denen zu bringen, die sie haben wollen bzw. denen, die bestimmte Produkte haben wollen, diese zu liefern. Es gibt genügend Leser auch für SF-Geschichten, aber die Leser und Geschichten finden eher nur selten zueinander.

 

SF-Anthologien sind schlimmer als jeder Grabbeltisch. Zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich mit der (bisher allerdings nur zur Hälfte gelesenen) Anthologie "Rebellion in Sirius City: Collection of Retro Science Fiction Stories" wieder das Gefühl, einen Treffer gelandet zu haben.

 

Was ich gerne hätte, wäre die Möglichkeit, mir selbst eine Anthologie nach Autoren und Themen zusammenstellen und wahlweise als eBook oder Print-on-demand kaufen zu können. Und vielleicht noch eine KI, die mir bei der Auswahl hilft. Das klingt wirklich nach Science-Fiction, oder?



#134 Galax

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 16:52


SF-Anthologien sind schlimmer als jeder Grabbeltisch. Zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich mit der (bisher allerdings nur zur Hälfte gelesenen) Anthologie "Rebellion in Sirius City: Collection of Retro Science Fiction Stories" wieder das Gefühl, einen Treffer gelandet zu haben.

 

Wobei ich mir sofort die Frage stelle: "Treffer" weil Retro-SF, oder weil gute Storys? Bisher fand ich die Anthos aus dem Hause VMPG immer sehr gelungen. Ansonsten stimme ich dir zu, die hälfte aller anderen SF-Anthos drucken ab, was sie kriegen können.

 

 

 

Was ich gerne hätte, wäre die Möglichkeit, mir selbst eine Anthologie nach Autoren und Themen zusammenstellen und wahlweise als eBook oder Print-on-demand kaufen zu können. Und vielleicht noch eine KI, die mir bei der Auswahl hilft. Das klingt wirklich nach Science-Fiction, oder?

Ziemlich geile Idee ^^


Bearbeitet von Galax, 12 Mai 2021 - 17:01.

"Das Urteil folgt dem Vorurteil."

***
Warum auf alte Katastrophen zurückblicken? Es liegen noch unzählige vor einem!


#135 fancy

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 17:49

Wobei ich mir sofort die Frage stelle: "Treffer" weil Retro-SF, oder weil gute Storys? Bisher fand ich die Anthos aus dem Hause VMPG immer sehr gelungen. Ansonsten stimme ich dir zu, die hälfte aller anderen SF-Anthos drucken ab, was sie kriegen können.

 

Ziemlich geile Idee ^^

 

Galax, höre doch bitte endlich mal mit deinen verdammten Pauschalurteilen auf. 

Ich bin auch in anderen Foren unterwegs und mir ist noch niemand untergekommen, der druckt, was er kriegen kann. 

Ich suche mir meine Autoren aus. 

Und wenn ich doch mal in Projekte gedrängt werde, bei denen ich es mit öffentlich ausgeschriebenen Texten zu tun habe, dann siebe ich nicht nur aus, sondern arbeite mit den Autoren an den Texten bis sie veröffentlichungsreif sind. 

 

Ich glaube nicht, dass wir wirklich so schlecht sind, wie wir uns oft darstellen. Meiner Meinung nach sollte es möglich sein, einen amerikanischen Verlag zu finden und dessen Interesse für die deutsche SF zu wecken. Wenn wir es schaffen würden, uns dort zu etablieren, würden wir hier im eigenen Land wahrscheinlich auch mit anderen Augen wahrgenommen. 

Wie man dieses Interesse schaffen könnte? Keine Ahnung. Vielleicht über international agierende Agenturen? 

 

Ich rezensiere und ich führe Interviews. Beides wird in den Andromeda Nachrichten, auf dem Fantasyguide und auf meiner Webseite gepostet. Wenn ihr @Uwe und @Ralf meine Rezis auch noch haben möchtet, sagt Bescheid. 

Auf Lovelybooks stelle ich nur die Rezis ein und Interviews verlinke ich, wenn ich Leserunden veranstalte. 

Mit diesen Leserunden bekommt man ein paar Rezis mehr, die sich aber laut My. nicht positiv auf dem Verkauf auswirken. 

 

Haben wir keine fähigen Marketingleute unter uns? Vielleicht hätten die ja noch ganz andere Ideen. 


Bearbeitet von fancy, 12 Mai 2021 - 17:50.

Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach!
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

www.mluniverse.wordpress.com
www.mlpaints.blogspot.com

#136 Bernard

Bernard

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 17:57

Ich glaube nicht, dass wir wirklich so schlecht sind, wie wir uns oft darstellen. 

Sehr richtig.

 

 

Wie man dieses Interesse schaffen könnte? Keine Ahnung. Vielleicht über international agierende Agenturen? 

Agenturen verdienen prozentual an den erzielten Honoraren. Die sind bei Anthologien naturgemäß niedrig, weswegen die für Agenturen eher uninteressant sind.

Aber: Wenn man internationale Conventions besucht, sich im Vorfeld über die stattfindenden Panels informiert, sich dafür bewirbt und daran teilnimmt, kann man Interesse wecken und erwischt vielleicht Verleger und Herausgeber im Publikum. Hier spielt übrigens ein Klischee in unsere Hände, die es über uns wie über jede andere Nationalität auch gibt: Wir Deutsche gelten noch immer als "geborene Ingenieure". In Sachen Technik gelten wir als kompetent. Für ein Science-Fiction-Panel ist das ziemlich gut ...

Okay, wir gelten auch als zukunftsscheu und übermäßig bedenkenträgerisch, aber das muss man ja nicht betonen.


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#137 CPL386

CPL386

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 18:08

Ein neues Magazin würde das Problem meiner Ansicht nicht wirklich lösen, wäre aber dennoch vielleicht einen Versuch wert, wenn es auch wirklich eine vorhandene Zielgruppe treffen kann, die man erst aber einmal finden muss. "Irgendwelche SF-Leser" als Zielgruppe anzupeilen wird nicht funktionieren. Die besten Geschichten in einem Band nützen nichts, wenn sie nicht zusammenpassen bzw. nicht zum Leser passen.
 
Mich würde auch mal interessieren, was z.B. den vielen Viel-Leser-Blogger/innen und Nicht-SF-Leser/innen an SF nicht gefällt. Man könnte irgendwo einen Fragebogen erstellen und Leute dazu einladen, an der Umfrage teilzunehmen. Ich bin sicher, das Problem ist nicht, dass SF in jedweder Form kategorisch abgelehnt wird, denn SF ist extrem divers. Sondern das Problem steckt in Details. Wer liest, liest auch SF, sobald er das zu ihm Passende im SF-Dschungel findet. 
 
 
 
Es mangelt an Wegen, die Produkte zu denen zu bringen, die sie haben wollen bzw. denen, die bestimmte Produkte haben wollen, diese zu liefern. Es gibt genügend Leser auch für SF-Geschichten, aber die Leser und Geschichten finden eher nur selten zueinander.


Sehe ich auch so.

Wenn ich überlege... bevor ich dieses Forum entdeckt habe kannte ich Nova, Exodus, den SFCD, usw. überhaupt nicht!

Obwohl ich eigentlich ein Fan von Sci-Fi bin!

Ich habe mich halt mit dem versorgt, was in meiner Buchhandlung, Einkaufsmärkten und über TV vorhanden war.

Das war eigentlich zu 100% alles aus Amerika!

Einzig "Perry Rhodan" war mir bewusst, was jedoch nicht mein Fall war / ist.

Hab mich ja schon tierisch gefreut, als ich davon hörte, dass man "Mark Brandis" als Hörspiel umgesetzt hat.

 

Also... Wie bin ich über dieses Forum gestolpert, über das ich überhaupt von den Magazinen erfuhr?

Ich hatte eine krumme Idee mal zu versuchen mein Kopfkino in eine Geschichte zu packen.

Da ich überhaupt keine Ahnung vom schreiben hatte, ging ich auf die Suche und landete hier als stiller Leser in der Autorenwerkstatt.

Wenn ich die Verlage, Autoren, Namen der Geschichten kenne, sicherlich, dann finde ich auch über Amazon und Google.

Aber wenn ich einfach nach Sci-Fi Suche krieg ich eigentlich nur "Bestseller" aus dem Ausland...

 

Daher würde ich sagen, die deutsche Sci-Fi geht nicht wegen Ignoranz der Sci-Fi-Fans / Leser unter!

Das Problem ist, dass sie nicht bekannt und wahrgenommen wird.

 

Stellt sich mir nur die Frage wie man das ändern könnte. :(



#138 Clauss-Hausen

Clauss-Hausen

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 21:12

Was NOVA und EXODUS vor allem von Pro-Magazinen unterscheidet, ist, dass sie nicht jede Woche/Monat verlaesslich im Zeitungsstand stehen.

 

Es ist vermutlich sehr schwierig fuer nicht Die Hard Fans, auf Magazine anzuspringen, die ein bis zweimal im Jahr dann erscheinen, wenn sie halt fertig sind. Mit der Frequenz und Unregelmaessigkeit gehen sie nicht ins Kollektivbewusstsein ein und wuerden es vermutlich selbst dann nicht, wenn sie wirklich im Zeitungsstand stuenden.

Das sind schoene Magazine, die ihre Berechtigung haben, aber der ganze Set-Up beschraenkt sie auf den Status von Liebhabermagazinen, die wirklich nur im Fandom bekannt sind und gar nicht darueber hinauswachsen koennen.

 

Die c't ist ein interessantes Beispiel. Da moegen honorierte SF Stories drin sein, aber in der (durchaus korrekten) allgemeinen Wahrnehmung ist es eben kein SF Magazin. Zudem wuerde ich davon ausgehen, dass die c't auch nicht von einer Drei- bis Viermannshow gestemmt wird, sondern eine professionelle Infrastruktur dahinter steht. Ausserdem ist die c't vielen Leuten ein Begriff, selbst wenn sie noch keine Ausgabe je angefasst haben.

Also ist sie zwar kein SF Magazin, aber alles in allem ein durchaus gutes Rollenmodell fuer ein SF Magazin, dass eine Chance bei der breiten Bevoelkerung haben soll.

 

Wie hat die c't begonnen? Die haben doch sicher auch nicht drei Leute eines schoenen Morgens in seiner jetzigen Form einfach so auf den Markt geworfen.

 

Die Menschenmassen da draussen muessen nicht unbedingt danach gieren, das Zeug zu lesen, sie muessen es einfach interessant genug finden, eine Ausgabe mit der Bunten und der TV Zeitschrift und meinetwegen der c't zusammen zu kaufen. Vielleicht auch mit einem Ableger, der die Stories als Podcast verfuegbar macht.

 

Ich denke die Zielgruppe muessten sogar explizit "irgendwelche SF Leser" sein. Da thematische Boegen in einer Zeitschrift zu spannen ist kaum noetig, oder?

In meiner letzten Veroeffentlichung in China bin ich auf die erste Haelfte von Richard Morgans Market Forces gefolgt. Ich konnte da beileibe keinen thematischen Zusammenhang erkennen und das ist mal ein Magazin das funktioniert.

 

Der Inhalt muessten nicht mal nur deutsche SF sein. Es koennte ein Mix aus Uebersetzungen und deutschen Stories sein.

Das koennte sogar einiges an Kooperation und Austausch mit den Kollegen von wer weiss wo ueberall eroeffnen.

 

Etwas, wo man mich nun gerne korrigieren darf ist, dass deutsche SF eher zu Pessimismus neigt und hauptsaechlich vor den Schrecken der Zukunft warnen will. Im Grossen und Ganzen scheint es mir da eher wenig zu geben, was uns freudig in die Zukunft blicken laesst.

Oder anders gesagt: Orwell war gut und wichtig, aber wenn man von Wissenschaftlern und Ingenieuren und von mir aus auch Elon Musk hoert, dass sie von SF inspiriert wurden, dann ging es da nicht um Dystopien, sondern SF mit  technischen Visionen einer grossen Zukunft, die Lust machten, sie verwirklichen zu wollen.

Deutsche SF - wie gesagt, ich koennte falsch liegen und man korrigiere mich im Fall - tut eher wenig in diese Richtung.

 

Ich habe den Thread im SFCD Forum begonnen, weil es mir als der natuerlichste Ort fuer Belange der deutschen SF erschien. Man kann den Thread aber gerne woanders hinschieben, wenn er sogar nicht zu den Zielen des Vereins passt.


Bearbeitet von Clauss-Hausen, 12 Mai 2021 - 21:13.

Hörbuch - Das Ende der Party
www.youtube.com/watch?v=SnyVYk7pkII

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#139 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 12 Mai 2021 - 22:36

Hallo zusammen,

 

und dann kommen Autor*innen daher, die in der SF-Szene No-Names sind und die schreiben Romane mit SF-Versatzstücken oder sogar SF, die Romane erscheinen dann bei Klett-Cotta (Edelbauer) oder S. Fischer (Guse) oder Suhrkamp (Helle) ... aber, bääääh, total verkopfter Stil, wer will den sowas lesen, überhaupt ist das keine richtige SF, das gefällt ja eh nur der Kritik und ein paar Literaturwissenschaftlern, langweilig. Ob das die Autor*innen interessiert und die Verlage, was die Fan-Szene zu den Romanen sagen? Nö. Denn Denis Scheck (mit einem langen Interview mit Raphaela Edelbauer) und/oder das Feuilleton befasst sich mit den Werken, man betrachte z.B. dort -> https://www.suhrkamp...anzen_1325.html die Zitate aus den Rezensionen bzw. die Medien, in denen das Buch rezensiert wirde. Ach so, ist ja (Ironie on) nur der Deutschlandfunk und nicht das Buchblog "Bestes Lesen" oder "Bennys Bücher Bude" ... Menno, den Deutschlandfunk kann man doch nicht Ernst nehmen, weil man sich dort mit SF nicht auskennt. (Ironie off)

 

Es ist also alles da, was in der Diskussion da und dort als erstrebenswertes Ziel auftaucht: Großverlage, Werbung, Rezensionen. Und offenbar bleibt auch für die Autoren noch etwas an Geld übrig ... ;-)

 

Kurz gefragt: Wo also ist das Problem?

 

Ja, es gibt eine Art Schwarzes Loch der deutschsprachigen SF, aber das besteht m.E. weitestgehend daraus, dass die sich innerhalb des schwarzen Loches befindenden SF-Fans Dank gewisser Eigenschaften von Schwarzen Löchern ja nun nicht aus dem Schwarzen Loch herausschauen und eben deshalb die Unendlichen Weiten (und Erfolge) deutschsprachiger SF nicht wahrnehmen können. Und wenn sie dann doch mal ein Werk wahrnehmen, dann wird das schnell von den Kräften, die in so einem Schwarzen Loch verdichtend wirken (SF muss so und so sein ...), zerrissen.

 

Natürlich gibt es Ausnahmen, natürlich ...

 

Und jetzt könnte man sich darüber unterhalten, warum Raphaela Edelbauer einen Vertrag bei Klett-Cotta bekommen hat und Denis Scheck über den Roman "Dave" schier aus dem Häuschen ist und warum Juan S. Guse nun schon zwei Romane bei S. Fischer untergebracht und warum er für seinen Debütroman "Lärm und Wälder" (Eine Dystopie übrigens) den mit 10.000,- Euro dotierten Literaturpreis der Landeshauptstadt Hannover erhalten hat. Zehntausend Euro ...? Zehntausend???? Für eine Dystopie? Wiekanndasdennsein? LEST DAS BUCH, dann wisst ihr es. Obwohl, nee, ist zu verkopft!

 

Aber ach, es ist ja das typische deutsche Meckern, das die SF kaputt macht und das hat nix mit der Qualität der Bücher zu tun ... Und überhaupt sollten wir stolz darauf sein, dass es Perry Rhodan gibt. Aber wir Deutschen können ja nicht stolz sein, nicht mal auf unsere Fahne. Schlimm, schlimm.

 

Vielleicht sollten wir uns mal über Fuseln im Bauchnabel unterhalten ... ;-)

 

Das musste ich jetzt einfach mal loswerden.

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
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(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#140 Galax

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Geschrieben 13 Mai 2021 - 10:25

:thumbup:


"Das Urteil folgt dem Vorurteil."

***
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#141 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 13 Mai 2021 - 12:24

Retro-SF-Kurzgeschichten, verkopfte Hannover-Preisträger, oder doch Eschbach, Brandhorst oder Perry Rhodan?

Man sieht vor allem, dass die Vorlieben verschieden sind. Wer sich für das eine begeistert, findet das andere totlangweilig. 

 

Was wir (als Autoren) wollen, ist mehr Bauchgepinsel. Anerkennung. Kriege ich zum Beispiel nicht, weil ich weniger Fans habe als Kritiker - denn die Vorlieben sind verschieden, und auf einen zufriedenen Leser kommen zwei oder drei, die mit dem Text nix anfangen können. Auf hohe Sternchendurchschnitte bei Amazon kommt man aber nur, wenn man eine große, treue Fangemeinde hat (von gekauften Sternen rede ich mal nicht). Schaue ich auf die Amazon-Bestseller-Liste, kommen (abgesehen von Werbung) Autoren wie Brandhorst, Brandon Q Morris, Thariot, Joshua Tree und Peterson. Mit 300, 500, 168 oder 1795 ("Vakuum") Bewertungen, Schnitt um die 4,5 Sterne. Die meisten dieser Autoren sind mittlerweile bei Tor und kommen ursprünglich aus der erfolgreichen Selfpublisher-Ecke, Richtung Hard SF/Weltraum. Keiner dieser Romane findet sich jedoch auf der KLP-Nominierungsliste. Mein letzter Roman steht z.B. drauf, wurde von Josefson über den grünen Klee gelobt, hat bei Amazon aber nur 12 Bewertungen, Schnitt nur 4,0. Nicht, weil er schlecht ist. Sondern weil das ein Querschnitt unterschiedlicher Interessen einer Handvoll Leser ist - also völlig okay. Was eben fehlt: Die Heerscharen Fans, die gleich nach Erscheinen das Buch kaufen, lesen, und auch dann 5 Sterne vergeben, wenn ihnen ein paar Kleinigkeiten nicht so gefielen. Sind diese Leute oberflächlich? Mag sein. Verurteile ich sie? Natürlich nicht. Ganz ehrlich zugegeben: Ich hätte gerne solche Fans.

 

Tor bzw. deren Autoren haben's drauf, sich ne Fangemeinde zuzulegen. Und lest mal die Rezensionen: "Einfach genial und superspannend", "Spannend bis zum Schluss", "Lesespaß 99%", "Das bisher beste Buch", "gehört verfilmt" ... alle zu dem Roman "Die Störung" von Morris. Um die 375 Bewertungen von dieser Sorte hat er. Und das Teil kostet 16,99 (E-Book 14,99). Man kann durchaus deutsche SF an den Mann bringen.

 

Letztlich ist das alles eine Frage des Marketings. Und das kostet Geld.

 

Übrigens: Von den mutmaßlich paar tausend Lesern der erwähnten Amazon-Bestseller dürfte sich nur ein verschwindend geringer Anteil hier auf dieser Seite oder gar auf unseren Conventions oder Online-Lesungen herumtreiben. Nichtmal auf deutsche-science-fiction.de werden sich viele verirren. Sie gehen einfach auf Amazon und schauen, was auf der Bestsellerliste oben steht, und wenn der Teaser und das Cover ihnen zusagen, kaufen sie es.


Bearbeitet von Uwe Post, 13 Mai 2021 - 12:37.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#142 CPL386

CPL386

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Geschrieben 13 Mai 2021 - 13:18

Ja, es gibt eine Art Schwarzes Loch der deutschsprachigen SF, aber das besteht m.E. weitestgehend daraus, dass die sich innerhalb des schwarzen Loches befindenden SF-Fans Dank gewisser Eigenschaften von Schwarzen Löchern ja nun nicht aus dem Schwarzen Loch herausschauen und eben deshalb die Unendlichen Weiten (und Erfolge) deutschsprachiger SF nicht wahrnehmen können. Und wenn sie dann doch mal ein Werk wahrnehmen, dann wird das schnell von den Kräften, die in so einem Schwarzen Loch verdichtend wirken (SF muss so und so sein ...), zerrissen.

Wie erklärst Du dir dann sowas sie die deutschen Cons die meist aus amerikanischer Sci-Fi bestehen?
Sind die auch alle im schwarzen Loch?
Warum wird dann auch noch in der Zeitung berichtet und somit das, worum sich die Con gebildet hat gefördert / bekannter?
Warum kennen dann doch recht viele solche Cons, bzw. haben zumindest davon gehört?

Oder meinst Du damit eher "die Fans der deutschen SF"?
Also diejenigen die Magazine, usw. kennen, lesen und gar sammeln?

 

Schaue ich auf die Amazon-Bestseller-Liste, kommen (abgesehen von Werbung) Autoren wie ...
Keiner dieser Romane findet sich jedoch auf der KLP-Nominierungsliste. Mein letzter Roman steht z.B. drauf...

Mal ganz dumm gefragt. Hast du eine Vorstellung oder mögliche Erklärung, wie dieser Unterschied zustande kommt?
Das eine recht "bekannt" und erfolgreich mit vielen Fans, das andere auf der KLP-Nominierungsliste?
 

Letztlich ist das alles eine Frage des Marketings. Und das kostet Geld.



Übrigens: Von den mutmaßlich paar tausend Lesern der erwähnten Amazon-Bestseller dürfte sich nur ein verschwindend geringer Anteil hier auf dieser Seite oder gar auf unseren Conventions oder Online-Lesungen herumtreiben. Nichtmal auf deutsche-science-fiction.de werden sich viele verirren. Sie gehen einfach auf Amazon und schauen, was auf der Bestsellerliste oben steht, und wenn der Teaser und das Cover ihnen zusagen, kaufen sie es.

Genau so sehe ich das auch.
Somit verschwinden leider einige schöne und lesenswerte Werke in der Versenkung der Unbekanntheit. :(

#143 ChristophGrimm

ChristophGrimm

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Geschrieben 14 Mai 2021 - 07:23

Mal ganz dumm gefragt. Hast du eine Vorstellung oder mögliche Erklärung, wie dieser Unterschied zustande kommt?Das eine recht "bekannt" und erfolgreich mit vielen Fans, das andere auf der KLP-Nominierungsliste?(


Es werden einige nicht gerne hören, aber der KLP ist nicht repräsentativ. Es ist ein Szenepreis, der stark davon abhängig ist, wer ihn mitbestimmt. Wenn in einem kleinen Kreis Leser zusammenkommen, die in eine Richtung tendieren, geht auch der Preis in diese Richtung. Wenn in diesem kleinen Kreis bestimmte Künstler oder eine Richtung einen Stellenwert genießen - oder überhaupt wahrgenommen wurden - hat das ebenso Einfluss wie der Umstand, dass die Jury aufgrund Kenntnis nur einen Bruchteil der Werke überhaupt beurteilen kann.

„Alien Contagium: Erstkontakt-Geschichten“: https://eridanusverlag.de | "En passant - Die Reisen des Sherlock Holmes": https://burgenweltverlag.de

Kostenloses SF/Fantasy-Literatur-Webzine: https://weltenportalmagazin.de


#144 Naut

Naut

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Geschrieben 14 Mai 2021 - 07:43

Es werden einige nicht gerne hören, aber der KLP ist nicht repräsentativ. Es ist ein Szenepreis, der stark davon abhängig ist, wer ihn mitbestimmt. Wenn in einem kleinen Kreis Leser zusammenkommen, die in eine Richtung tendieren, geht auch der Preis in diese Richtung. Wenn in diesem kleinen Kreis bestimmte Künstler oder eine Richtung einen Stellenwert genießen - oder überhaupt wahrgenommen wurden - hat das ebenso Einfluss wie der Umstand, dass die Jury aufgrund Kenntnis nur einen Bruchteil der Werke überhaupt beurteilen kann.

Wer sind denn diese "einigen", die das "nicht gerne hören" werden? Das, was Du beschreibst, ist doch genau Sinn, Zweck und Funktionsweise eines Preises: Eine wie auch immer geartete Auswahl von Leuten stimmt über einen Preis ab, um die prämierten Werke einem größeren Publikum bekannt zu machen. Der KLP bezeichnet sich als "Preis der SF-Schaffenden". Er ist repräsentativ, nämlich für genau diesen Personenkreis, oder präziser: Für diejenigen SF-Schaffenden, die sich dazu aufraffen, den Wahlbogen auszufüllen. Mehr kann und will er nicht sein.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#145 simifilm

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Geschrieben 14 Mai 2021 - 07:48

Es werden einige nicht gerne hören, aber der KLP ist nicht repräsentativ. Es ist ein Szenepreis, der stark davon abhängig ist, wer ihn mitbestimmt. Wenn in einem kleinen Kreis Leser zusammenkommen, die in eine Richtung tendieren, geht auch der Preis in diese Richtung. Wenn in diesem kleinen Kreis bestimmte Künstler oder eine Richtung einen Stellenwert genießen - oder überhaupt wahrgenommen wurden - hat das ebenso Einfluss wie der Umstand, dass die Jury aufgrund Kenntnis nur einen Bruchteil der Werke überhaupt beurteilen kann.

 

Ich weiss nicht, warum das einige nicht gerne hören sollten. Es ist eine Tatsache, dass jeder Preis primär die Vorlieben des Gremiums widerspiegelt, das ihn vergibt. Das kann eigentlich auch gar nicht anders sein.

 

Es ist auch nicht weiter erstaunlich, dass Leute, die sich professionell mit etwas beschäftigen, andere Kriterien anlegen, als "normale Leser".

 

Oder noch einmal anders: Wer sind die Leute, die auf Amazon Sternchen verteilen? Das ist ja auch wieder ein bestimmte Gruppe von Menschen. Ich selber vergebe z.B. ab und zu Sternchen auf Amazon, aber eigentlich schon seit Jahren nicht mehr. Ich nehme an, dass die meisten Leute in meinem näheren Umfeld noch nie Sternchen vergeben haben, und wenn, dann nur sehr selektiv. Das ist überhaupt nicht wertend gemeint, sondern soll bloss illustrieren, dass wir es hier mit einer Auslese zu tun tun haben, einer Auslese, die definitiv anders ist als beim KLP.

 

Dazu kommt dann noch der Effekt, dass es zu Nivellierungen kommt, je grösser die Jury ist. Extreme Werke, die etwas radikal anderes machen, haben bei einer kleinen Jury eine viel grösser Aussicht auf "hohe Noten".

 

EDIT: Naut ist mir zuvorgekommen. Als Ergänzung: Repräsentativ sind natürlich auch Sternchen auf Amazon nicht. Bzw. sie sind auch nur für einen gewissen Ausschnitt der lesenden Bevölkerung repräsentativ.


Bearbeitet von simifilm, 14 Mai 2021 - 07:49.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#146 Uwe Post

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Geschrieben 14 Mai 2021 - 08:58

 

 

Repräsentativ sind natürlich auch Sternchen auf Amazon nicht. Bzw. sie sind auch nur für einen gewissen Ausschnitt der lesenden Bevölkerung repräsentativ.

 

Korrekt. Aber da danach gefragt wurde, warum es denn keine zentrale Anlaufstelle gibt, wo man sich über aktuelle, gute, deutsche SF-Bücher informieren kann: Genau das ist die Amazon-SF-Bestenliste. Dort gehen die Leute auf die Suche, die gerade Lust verspüren, einen SF-Roman zu lesen. Und sie kaufen dann einen von denen, die auf der Liste oben stehen (also viele, gute Bewertungen haben), von denen ihnen der Teaser inhaltlich zusagt und wenn das Cover gefällig ist. Und meistens werden sie damit ziemlich glücklich.

Rein numerisch ist Amazon das Zentrum der deutschen SF, ob es uns gefällt oder nicht.

Nur bitte einmal die Zahlen auf der Zunge zergehen lassen:

Der neue Roman von Joshua Tree ("Singularity") ist vor drei Wochen erschienen und hat schon 170 Sterne-Bewertungen, davon ungefähr 150x 4 oder 5 Sterne. Wie viele verkaufte Exemplare das bedeutet, kann man ja daraus grob abschätzen. Dieser SF-Bestseller schreibende Autor mit diesem etwas albernen Pseudonym ist übrigens erst Mitte 30 und würde vermutlich nie einen Fuß in dieses Forum voller alter Säcke setzen, die glauben, Bescheid zu wissen, was gute SF ausmacht.

 

Es gibt eigentlich gar kein schwarzes Loch deutschsprachiger SF. Wir hier im Forum sind bloß zu kritisch, als dass uns diese erfolgreichen Mainstream-Bücher gefallen könnten. Damit bilden wir eine Minderheit. Es gibt eine ganze Menge erfolgreiche deutsche SF - nur ist es vielleicht nicht die, der wir diesen Erfolg wünschen würden  :happy:


Bearbeitet von Uwe Post, 14 Mai 2021 - 09:06.

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#147 simifilm

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Geschrieben 14 Mai 2021 - 09:02

Korrekt. Aber da danach gefragt wurde, warum es denn keine zentrale Anlaufstelle gibt, wo man sich über aktuelle, gute, deutsche SF-Bücher informieren kann: Genau das ist die Amazon-SF-Bestenliste. Dort gehen die Leute auf die Suche, die gerade Lust verspüren, einen SF-Roman zu lesen. Und sie kaufen dann einen von denen, die auf der Liste oben stehen (also viele, gute Bewertungen haben), von denen ihnen der Teaser inhaltlich zusagt und wenn das Cover gefällig ist. Und meistens werden sie damit ziemlich glücklich.

Rein numerisch ist Amazon das Zentrum der deutschen SF, ob es uns gefällt oder nicht.

 

Das wäre noch die Frage. Will sagen: Mich würde interessieren, ob es irgendwelche Untersuchungen dazu gibt, ob bzw. inwiefern Sternchen und ähnliche Dinge das Kaufverhalten tatsächlich beeinflussen. Von mir selber kann ich sagen, dass ich z.B. bei Unterhaltungselektronik die Kommentare und Bewertungen sehr wohl anschaue (wobei ich nicht notgedrungen den Artikel mit den meisten Sternchen kaufe), während diese bei Literatur, Filmen etc. für mich überhaupt keine Rolle spielen.


Bearbeitet von simifilm, 14 Mai 2021 - 09:03.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#148 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 14 Mai 2021 - 09:23

Du bist sicher nicht repräsentativ  :happy:

Ich kann keine Studien oder Umfragen vorlegen. Ich würde sagen, dass die Beobachtungen sehr gut zu der These passen. (Übrigens hatte ich auch vor Jahren mal ein E-Book in den Top Ten von Amazon, daher kenne ich den Mechanismus aus eigener Erfahrung.)

Das wird halt auch professionell aufgezogen. Geht man auf die Homepage von Herrn Tree, kommt sofort das Popup, in dem man seine Email in einen Newsletter eintragen kann, damit man auf keinen Fall sein nächstes Buch verpasst. Die Besucher meiner Webseite mit dergleichen zu nerven, würde ich mich gar nicht trauen!

Deshalb reite ich ja immer auf dem Unterschied so herum: Auf der einen Seite hunderte begeisterte Fans, auf der anderen kritische Leser mit differenzierten Analysen. Ich hab nur von letzterer Sorte. Joshua Tree hat hunderte von ersterer. Ich beneide ihn. Gebe ich offen zu.


Bearbeitet von Uwe Post, 14 Mai 2021 - 09:26.

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#149 Mammut

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    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 14 Mai 2021 - 09:26

Der neue Roman von Joshua Tree ("Singularity") ist vor drei Wochen erschienen und hat schon 170 Sterne-Bewertungen, davon ungefähr 150x 4 oder 5 Sterne. Wie viele verkaufte Exemplare das bedeutet, kann man ja daraus grob abschätzen. 

 

Die SF Bestsellerliste auf Amazon findet man hier:

https://amzn.to/2RgXdXX

 

PR verkauft ja laut oben genannter Quelle 60.000 mit jedem Exemplar und hat 1 Bewertung. Teleport von Joshua Tree 145 und der Astronaut von Andy Weird 4.

Ich weiß nicht ob man die Amazon Bewertungen wirklich so ernst nehmen sollte wie du das machst.

 

Seewalkers hat 93% 5 Sterne und das bei 709 Bewertungen 

https://amzn.to/3tQbDeO

 

Ob das alles wirkliche Leser sind oder doch gekaufte Rezensionen? Das scheint mir zumindest zweifelhaft. 



#150 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 14 Mai 2021 - 09:40

Ich glaube nicht, dass PR-Käufer im allgemeinen auf Amazon Bewertungen hinterlassen  :happy:

Ich glaube ferner nicht, dass eine Jugend-Fantasy-Reihe mit SF-Romanen vergleichbar ist.

Weirs "Astronaut" ist erst vor vier Tagen erschienen. Schau in drei Wochen nochmal.

 

Was gekaufte Rezensionen angeht, würde ich vorschlagen, a) das als eigenes Thema zu betrachten und dort b) konkrete Beweise zu sammeln (zu den relevanten Büchern, nicht allgemein!), damit man mal wegkommt von reinen Unterstellungen.


Bearbeitet von Uwe Post, 14 Mai 2021 - 10:10.

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