Eine Absprache ist wieder etwas anderes. Auch das kann ein Faktor sein, hat aber nichts mit diesen Sachen zu tun:
Im Zweifel voten für den aussichtsreichsten Kandidaten, damit man für den Sieger stimmt.
Liebkind machen. Seh her, ich stimme für dich.
Diese Faktoren beschreiben einen sozialen Druck innerhalb einer Gruppe von Abstimmenden, der nur entstehen kann, wenn man weiß, wie diese abstimmen.
Das hier ...
Wer aber die Chancen für eine DSFP Nominierung erhöhen will, müsste die Jury beeinflussen.
... ist grundsätzlich umso einfacher, je kleiner der Kreis der Abstimmungsberechtigten ist. Und auch da ist es bei einer geheimen Wahl leichter, sich dem zu entziehen - denn niemand kann ja nachprüfen, wie ich wirklich abgestimmt habe, und behaupten kann ich viel.
Was ich tatsächlich bestätigen kann:
Zum KLP gibt es ab und zu ... ich sage mal "Anfragen" von Kolleginnen und Kollegen, die darum bitten, dass man ihre Werke nominiert. Auch beim HUGO ist mir das schon passiert. Eine solche Anfrage war auch mindestens einmal mit einem Freiexemplar des Werks verbunden (in etwa: "Kennst Du mein neues Buch schon? Wenn Du magst, schenke ich es Dir, dann kannst Du reinschauen. Es würde mich riesig freuen, wenn Du es für nominierungswürdig für den KLP erachten würdest,").
Das finde ich okay, weil es nie negative Konsequenzen hatte, wenn ich einer dieser Bitten nicht entsprochen habe. Bei anderen etablierten Preisen, etwa beim Seraph, tun die Verlage genau das: Jeder Verlag darf eine bestimmte Anzahl von Werken einreichen, für die er dann auch Leseexemplare für die Jury bereitstellt.
Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass es auch beim DSFP manchmal vorkommt, dass die Jury Freiexemplare gestellt bekommt. Da mag ich mich aber irren. Wenn es so wäre, fände ich es aber auch nicht schlimm.
Bei allen Preisen, die ich kenne, trommeln Autoren und Verlage im Vorfeld. Mal mehr, mal weniger laut. Einfach deswegen, weil auch eine Nominierung schon Aufmerksamkeit bzw. ein Aufhänger für eine Meldung sein kann. Auch das halte ich für normal. Es ist ja auch für den Preis an sich gut, wenn Meldungen über ihn kursieren. Bei den Publikumspreisen, bei denen jeder abstimmen darf (DPP zum Beispiel), gibt es keinen Unterschied zwischen Publikum und Jury - da ist es für mich (auch) ein legitimes "Umwerben" der Jury. Und das halte ich - mit Augenmaß - auch bei Jurypreisen für legitim und sogar für eine Aufgabe eines Verlags.